Forum des Engonien e.V.
Die Gebiete in Andarra => Hier und dort in den Weiten Andarras => Die Ruinen der Stadt Caer Conway => Thema gestartet von: Jelena am 15. Jul 08, 19:53
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Einige Tage nach Jelenas Erwachen war sie zwar immer noch zu schwach um das Bett länger als für einige Schritte zu verlassen, aber viel zu wach um einfach nur faul herum zu liegen. Wenn Jelena nicht zur Arbeit kam, dann kam halt die Arbeit zu ihr.
In der Kommandatur war einer der Räume neben dem Scriptorium mit einem Bett ausgestattet worden, zu dem es ein passendes Schreibpult gab. Dort empfing Jelena nun Besuch und regelte die wichtigsten Angelegenheiten, die während der vergangenen Wochen liegen geblieben waren.
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An der Tür zu Jelenas Räumen klopft es und nach entsprechender Antwort, steckt einer der Wachen den Kopf durch die Tür, "Hier ist ein gewisser Albert, der euch sehen möchte, er sagt ihr kennt ihn" sagt er und schaut ziemlich argwöhnisch.
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Jelena sah von den verstreuten Schriftrollen auf und rieb sich müde die Augen, bevor sie der Wache eine Zustimmung gab.
"Er war mal einer von Herr Simons Gefolgsleuten, vielleicht bringt er Nachricht von ihm... lasst ihn herein und sagt bitte der Magd, das Tee angebracht wäre."
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Albert tritt ein und sieht die Wache dabei an, sein Gesicht sagt >Ich sagte doch sie kennt mich<, er geht auf Jelena zu und bleibt drei Schritte vor ihr stehen um sich zu verbeugen. "Ich grüße euch, ich hoffe ich störe nicht zu sehr, aber es dängt mich einige dinge zu erfahren, von denen ich denke das ihr mir helfen könnt sie zu erfahren"
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"Seid willkommen, Albert! Ihr habt euch verändert..."
Jelena wies ihm einen Stuhl zu und räumte die Papiere, an denen sie arbeitete zur Seite. Kurz darauf ging die Tür wieder auf und eine Magd brachte dampfende Schalen, die sie vorsichtig auf dem Tisch abstellte, bevor sie wieder verschwand.
"Wobei kann ich euch helfen?"
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Albert sieht ein bisschen ratlos aus wie er anfangen soll, aber als er merkt das Jelena auf eine Antwort wartet, bringt er stotternd hervor, "Äm, also ich hörte das Ihr vor einiger Zeit auch in Condra wart, und äh ich dachte Ihr äh könntet mir vielleicht sagen was dort geschehen ist äh also mit Tior und seinem Herzen und diesen ganzen äh Dingen", er schaut sie verlegen an.
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Von einem auf den anderen Augenblick wurde Jelenas Gesicht hart und ihre Augen zu unergründlichen Tiefen.
War sie zuvor die nette Heilerin von nebenan gewesen, so erinnerte sich Albert jetzt daran, das sie bereits seinem Gott gegenüber gestanden hatte und sah vor seinem inneren Auge wie sie gnadenlos mit der Axt austeilte, wenn sie oder die ihrigen angegriffen wurden.
"Was habt ihr gehört?" fragte sie mit ausdrucksloser Stimme.
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"Äh nur das Ihr dort wart und so dachte ich Ihr könntet mir vielleicht helfen heraus zu finden, was mit Tior geschied. Er verändert sich und seine Diener auch" Er war als er Jelenas Gesicht bemerkt hatte einen Schritt zurück getretten. "Aber wenn es euch nicht behagt darüber zu sprechen, werde ich euch nicht weiter stöhren" sagt er und deutet fragend auf die Tür.
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"Seine Diener verändern sich...?"
Die Stimme der Heilerin war weiterhin ruhig, doch ein Hauch von Neugier mischte sich hinein.
Wieder deutete sie auf den Stuhl.
"Setzt euch, Albert. Ich werde euch erzählen, was ich weiß, so gering es auch ist. Aber erklärt mir zuvor, was ihr mit eurer aussage meint. Inwiefern verändern sich seine Diener?"
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Er setzt sich auf den ihm angebotenen Platz und beginnt zögerlich, "Wie soll ich das erklähren, sie tun seltsame Dinge. Kassandra Wolfsgeheul wurde dabei gesehen wie sie eine Rose erstand und dann Gedichte auf sagte, Novizen Tior, gehen Lavinias Bund mit Lavinia Priesterinnen ein, und auch ich fühle das Tior sich verändert."
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Etwas wie ein Funkeln mischte sich in Jelenas Augen, als sie nachdenklich zuerst Albert eine Schale reichte und sich dann ihre eigene nahm um daran zu nippen.
Der Tee war schwarz, stark und mit Gewürzen versetzt.
Sie musterte Albert noch einmal: "Wisst ihr weshalb Tior in Ketten liegt, Albert?"
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Er nimmt den Tee entgegen und trinkt einen Schluck, dann sieht er Jelena in die Augen, "Ich weiß nur das er bestraft wurde weil er seinen Bruder vernichtet haben soll, und auch das hab ich nur auf einer Taverne gehört"
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Nach einigen Augenblicken absoluter Ruhe, begann Jelena unvermittelt: "Tiors Diener verändern sich, weil sich Tior selbst verändert. Das, was ihr verspürt, Albert, ist die Wandlung von Zorn in Leidenschaft. Beide sind schwer zu steuern, aber während Zorn immer nur vernichtet, so kann Leidenschaft, wie dunkel sie auch sein mag, neues erschaffen. Versteht ihr das?"
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"Ich verstehe was ihr sagt, aber wie ist das geschehen. Ein Gott verändert sich nicht von jetzt auf gleich, ohne jeden Grund.", beginnt er. Er blickt Jelena tief in die Augen, : "Und was bedeutet das für seine Diener, für mich?, sagt er mehr zu sich als zu ihr.
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"Das ist die große Frage, oder?..." murmelte Jelena halblaut, während sie vorsichtig ihre Tasse absetzte.
"Tior und Alamar sind nicht von Beginn an in diesen Landen verehrt worden, Albert. Bevor Jeldrik mit Hilfe der Götter Engonien zu dem einte, was wir heute kennen, kamen die Caldrier über das Meer auf der Suche nach einer neuen Heimat und brachten neben ihrer Art zu Leben auch die Altäre zweier Göttersöhne mit. Dies waren Alatep und Tiotep, Söhne von Destrutep und Justotep, die heute noch in Neka als Söhne Pyrdracors herrschen. Könnt ihr mir folgen?"
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"Ja ich kann euch folgen, aber ich verstehe nicht worauf ihr hinaus wollt." sagt er und blickt sie verwirrt an.
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"Die Nekaner ließen die Caldrier zuerst ewähren, doch als sie sahen, dass diese sich hier ein neues Reich erschufen, verlangten sie danach, dass es sich wieder Neka und damit Pydrakor unterwarf. Es kam zu dem, was wir heute als großen Bruderkrieg kennen. Tiotep war der Prinz des Krieges, ein wahrer Feldherr, voller Leidenschaft und Ehrgefühl, getrieben in dem Gedanken nie zu verlieren..."
Jelenas Stimme verlor sich ebenso wie ihr Blick, als sie Tioteps Gestalt stolz und aufrecht vor ihrem inneren Auge sah, dann trübte sich der Blick wieder und mit Trauer blickte sie wieder Albert an.
"Das Haus Middenfels herrschte bereits damals über großes Land und setzte sich gegen die Nekaner zur Wehr. Der Krieg zog sich über Jahre hin und in den späten Kriegsjahren ging die Herrschaft über Middenfels an eine junge, wunderschöne und ebenso wehrhafte Fürstin über. Destrutep, der göttliche General verlangte von Tiotep die Unterwerfung der Caldrier und Tiotep schickte sich an seinem Vater zu gehorchen, obwohl er insgeheim die Caldrier bewunderte. Doch wie konnte er seinem Vater und General widersprechen?"
Wieder verstummte Jelena und schien durch Albert durchzublicken. Eine seltsam unwirkliche Ruhe hatte sich in der Kammer breitgemacht, die geschäftigen Geräusche auf dem Flur waren gedämpft und im Raum selbst war nur das Flackern des Feuers und der Atem der beiden zu hören.
"Tiotep hatte einige Zeit zuvor sein Herz verschenkt... nein, das ist das falsche Wort. Er hat es im Zorn von sich geschleudert, das trifft es besser. Wie es dazu kam, das werde ich euch später berichten. Wichtig ist nur, das er es zu diesem Zeitpunkt nicht besaß. Tiotep trat nun an der Spitze seiner Roten Schwadron vor Burg Middenfels und verlangte die Unterwerfung. Die Middenfelser erzitterten, wie sollten sie sich einem Gott gegenüber behaupten? Doch wie konnten sie all das für das sie über Jahre hin gekämpft und Blut vergossen hatten, einfach aufgeben, ihre Freiheit opfern? Die Fürstin scharte an Kriegervolk um sich, was sie noch besaß und trat Tiotep gegenüber. Sie sprach mit großer Ehrerbietung, doch auch mit stählerner Entschlossenheit. Wie konnte sie sich dem Prinz des Krieges einfach ergeben und somit all seine Achtung verlieren? Sie würde Kämpfen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg gering war. Tiotep fühlte sich gegen seinen Willen zu ihr hingezogen und als sie aufeinander trafen, da erfüllte ihn Leidenschaft und Liebe für diese Kriegerin und er beschloß an ihrer Seite für und nicht gegen die Caldrier zu streiten."
Jelena seufzte und trank einen kleinen Schluck Tee. Das Reden strengte sie immer noch an und ihre Stimme hatte einen heiseren Unterton bekommen.
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"Das hab ich verstanden, aber wie kam es dann dazu das er angekettet wurde, wer vermochte es diesen mächtigen Krieger ein zu fangen?"
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"Destrutep sandte seinen zweiten Sohn nach Middenfels um Tiotep ganz klar zu sagen was er von seiner Entscheidung hielt. Gladius, Tioteps Bruder, war genau das, was man unter seinem Namen verstehen konnte; ein Krieger wie ein Breitschwert, ungeschlacht, grob und willig Tod und Verwüstung zu säen. Es kam wie es kommen musste. Gladius war übereifrig und Tiotep konnte seine Leidenschaft nicht zügeln. Es kam zum Kampf zwischen den Brüdern und Gladius unterlag. In dem Augenblick, in dem Gladius unter seinem Schwerte lag, wurde Tiotep von seinem Zorne übermannt und obwohl er seiner Liebe versprochen hatte sich zu zügeln, holte er zum Todesstoß aus."
Jelena stockte und schloß kurz die Augen, so als ob sie tatsächlich dabeigewesen wäre und die Erinnerung sie nun übermannte.
"Die Fürstin liebte Tiotep und wollte nicht zulassen, das er ein solch schreckliches Vergehen auf sich lud. Sie warf sich dazwischen und erhielt den Hieb, der für Gladius gedacht war... sie starb in Tioteps Armen."
Jelena seufzte noch einmal und fuhr dann fort: "Tiotep erkannte was er getan hatte und verfiel in Raserei. Er tötete Gladius und lud damit die schlimmste Sünde auf sich: Brudermord. Destrutep erschien, vor Trauer um seinen Sohn entzweigerissen, denn er wusste, das er nun auch den zweiten Sohn verlieren würde. Denn Destrutep ist der göttliche General, die Inkarnation von Disziplin und militärischer Macht und in seinen Augen hatte Tiotep alles was er war verraten, als er sich gegen die Befehle auflehnte und seine Disziplin verlor. Daher legte er ihn nicht nur in Ketten, sondern gab ihm auch die Züge des Wesens, in das er sich mit seinem Verhalten in den Augen seines Vaters verwandelt hatte... die einer wilden, zügellosen Bestie..."
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"Tiotep hat seinen Bruder vernichtet?" Albert scheint vollkommen durcheinander zu sein "Das........ das kann nicht sein. Und wie konnte er Liebe und Leidenschafft empfinden wenn er kein Herz hatte? Das ist ja schrecklich, er tötete seinen Bruder und seine Liebe, kein wunder das er von Hass zerfressen war, Hass auf sich selbst. Jetzt hat er sein Herz also wieder, was aber nicht bedeutet das sein Vater ihn frei lässt, da er ja immernoch für den Brudermord bestraft wird. Ich bin vollkommen verwirrt. Und ich weiß immernoch nicht was das für mich und den Rest seiner Anhänger bedeutet."
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"Ihr wisst jetzt, wie aus Tiotep Tior wurde. Und ja, es stimmt, er hat sein Herz zurück erhalten. Dadurch beginnt er nun wieder zu fühlen... er fühlt Dinge, die ihm für Jahrhunderte verwehrt waren. Niemand kann euch sagen, was das für seine Diener bedeutet, Albert... niemand, außer Tior selbst. Und ich glaube nicht, das er, mächtiger Gott, der er ist, sich über dieses Wunder bereits im klaren ist."
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" Dann bleibt mir nichts anderes, als ihn zu fragen. Ich werde zu ihm beten und hoffen das er mir eine Antwort geben wird" Er sieht bedrückt aus, doch auch fest entschlossen die Antworten die er sucht zu finden "Ich danke euch, ihr habt mir sehr geholfen, alles weitere liegt in Tiors Händen"
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"Ich wünsche euch viel Erfolg auf eurer Suche, Albert. Es wäre nett, wenn ihr mir erzählen würdet, wenn ihr eine Antwort findet... würdet ihr das tun?"
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Albert steht auf und verneigt sich, "Natürlich werde ich das, schon als Dank für eure HIlfe. Ich werde mich in Tiors Hand begeben und dort die Antworten finden. Ich wünsche euch alles gute, Frau Kämmerin"
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Jelena nickte Albert zum Abschied zu und versuchte sich wieder in ihre Papiere zu vertiefen, doch die Gedanken an die Geschehnisse in Condra zogen sie immer wieder in ihren Bann und vor ihrem inneren Auge spielten sich all die Szenen ab, die sie dort miterlebt hatte.
Mit einem Ruck fuhr Jelena wieder hoch, sie wusste nicht wie lange sie so verharrt hatte. Müde fuhr sie sich übers Gesicht und starrte verwundert auf die Nässe an ihren Fingern.
Tränen für Tior?
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Tränen für Tior?
OT-Einwurf: Ich war tatsächlich auch ganz ergriffen. Sehr stimmungsvolle Zusammenfassung, Ingrid!
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OffTopic: Ingrid, willst du das nicht mal zusammenfassen und als IT-Dokument veröffentlichen? Kann Johannes nur zustimmen, sehr schön geschrieben.
I'm such a sucker for emotional epic kitsch. :P