Forum des Engonien e.V.

Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches => Gruppen auf Reisen im In- und Ausland => Thema gestartet von: Jelena am 07. Okt 08, 12:27

Titel: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 07. Okt 08, 12:27
Jelena streckte sich mit einem Seufzen auf ihrem Mantel aus und versuchte eine bequeme Position auf dem Stein zu finden, den sie sich als Kopfkissen ausgesucht hatte. Vergeblich.
Sie gab es auf und zog sich mühsam wieder hoch um mehr Holz in das Feuer zu tun, während sie besorgt die Flüchtlinge musterte. Sie hatten noch wenige Tage vor sich und der Marsch wurde immer schwieriger, während die Kräfte immer weniger wurden.
Sie fragte sich ob Alvias zurecht kam und ob es recht gewesen war ihn dort alleine zu lassen. Vielleicht hätte sie ihn und dieses Elfenmädchen einfach packen und mitnehmen sollen?
Zwecklos sich jetzt darüber Gedanken zu machen, entschied sie und versuchte wieder sich hinzulegen, als etwas aus ihrer Gürteltasche in ihre Rippen stach. Fast schon verzweifelt öffnete sie sie und zog den in weiße Seide gewickelten Gegenstand hervor.
Sie wog ihn einen Augenblick lang in ihren Händen, so als ob sie sich nicht sicher war ob sie es wirklich sehen wollte und packte es schließlich doch aus. Es war eine kostbar gearbeitete Phiole, nicht länger als ihr Daumen, aus getriebenem Gold in welches verschlungene Symbole gearbeitet waren. Auf dem Verschluß war ein glatt geschliffener blutroter Stein angebracht, gefüllt war sie mit einer seltsam öligen, dunklen Flüssigkeit, insgesamt nicht mehr als einige Tropfen.
Jelena zögerte und berühret die Phiole dann zögernd mit den bloßen Fingern. Sie zog die Hand schnell wieder zurück, als ob sie sich verbrannt hätte und schlug schnell die Seide wieder darüber, bevor sie das ganze mit einer blauen Kordel verschnürte und sorgfältig wieder verstaute.
Sie hatte schon häufig Stunden damit verbracht über diesen Gegenstand nachzugrübeln und ob sie ihn einsetzen würde.
Wie immer konnte sie sich nicht durchringen den Gedanken zu Ende zu denken, so als ob alleine die Tatsache, das sie es in ihrem Kopf aussprach, ihm ein Gewicht verleihte, das sie dann nicht ignorieren konnte.
Diese wenigen Tropfen könnten eine der wichtigsten Waffen sein, die dem Widerstand blieben oder auch sein endgültiges Verderben.
Aber wie auch immer es eingesetzt wurde, eines war gewiss: der Preis würde eine Seele sein.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 08. Okt 08, 17:03
Luthor hatte sich mit den Stiefeln einen Blätterhaufen zusammengeschoben, auf dem er nun lag, aber in der gesamten Zeit kein Auge zugemacht hatte. In seinem Kopf schwirrten Gedanken über die Geschehnisse der letzten Tage, für die es noch einige Zeit brauchen würde, bis er einen klaren Überblick haben würde.
Als er aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie seine Meisterin sich rührte, drehte er den Kopf und automatisch legte sich seine Hand auf seinen Streitkolben, der neben ihm im Laub lag.Zwar hatte Jelena den Begleitschutz aus Widerständlern verkündet, dass ihnen ab hier keine Gefahr mehr drohen würde, jedoch hatte er in letzter Zeit einige unschöne Erfahrungen gemacht, die ihm gelehrt hatten, immer noch ein zweites Auge offen zu halten.
Er wartete lieber still ab, als er mitbekam, wie seine Meisterin vor dem Objekt, was er von seiner Position nicht sah, zurückschreckte und es dann sehr behutsam und vorsichtig einwickelte und mit einem langen nachdenklichen Blick bedachte, ehe sie es wieder fortpackte.
Luthor war Magie nicht geheuer ohne genau sagen zu können, wieso. Er hatte sich schon als Kind davor gesträubt, magisch begabten Personen allein die Hand zu geben. Und aufgrund ihrer Taten vermutete er genau das in diesem Gegenstand, was sie wie Feuer behandelte.
Jetzt setzte er sich auf, klopfte sich einige Blätter aus dem Haar und von den Schultern und sah sie offen an.

"Meisterin? Alles in Ordnung bei Euch?"

Er hatte sich in letzter Zeit große Sorgen um sie gemacht. Reuhe erfüllte ihn, als er daran dachte wie er sie in Caer Cornway allein gelassen hatte, nur um diesen verfluchten Kultisten zu entkommen, ohne sie, die ohnehin geschwächt gewesen war, mit hinein zu ziehen.
Sie hatte sich in letzter Zeit auf ungreifbare Art verändert. Er hütete sich davor, ihren Zustand als Schwach zu bezeichnen, dennoch strahlte sie noch nicht wieder die Kraft aus, die er gewöhnlich von ihr kannte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 08. Okt 08, 18:10
"Luthor! Habe ich dich geweckt?"
Jelena zog ihre Handschuhe wieder an, bevor sie sich ihrem Lehrling zuwandte. Sie warf einen Blick in sein Gesicht und lächelte: "Du kannst nicht schlafen, oder? Worüber grübelst du nach?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 08. Okt 08, 19:25
Er ließ die Hand vom Streitkolben, ehe er sich ganz aufsetzte und sich ebenfalls ganz zu ihr drehte, wobei das Laub raschelte.
"Nein habt Ihr nicht, ich kann wirklich nicht schlafen, wie denn auch?!" Sein Blick fuhr einmal kurz links und rechts den Waldrand entlang, dann legte er den Kopf schief und sah sie an.
"Ich hätte Euch wirklich nicht allein in Caer Cornway lassen sollen, erst recht nicht in Eurem Zustand .." murmelte er dann.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 08. Okt 08, 20:59
Jelena folgte seinem Blick, bevor sie ihm antwortete: "Sei unbesorgt, Sperber hat Posten verteilt, wir sollten heute nacht sicher sein."
Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar und strich sich die weiße Strähne, die sich seit neuestem in ihr Haar gemischt hatte, hinters Ohr.
"Was meinst du? Glaubst du wirklich, dass du mich beschützen musst? Warum erzählst du mir nicht noch mal in Ruhe was da passiert ist?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 08. Okt 08, 21:28
Luthor nickte, folgte ihrer Geste durch die Haare und sah sie dann wieder an.
"Um ehrlich zu sein, sehe ich es als eine meiner Pflichten an" meinte er "Nicht, dass ich glaube dass Ihr meinen Schutz braucht, aber dennoch.." lächelte er dann matt. Dann atmete er einmal tief durch und zog die Beine etwas an.
"Es waren keine schönen Zeiten, die ich erlebt habe.." begann er dann "Wie Ihr vielleicht wisst, bin ich in meinem Stamm eher gottlos aufgewachsen und habe auch eher in dem Zirkel, der mich als Kind aufnahm, gelernt, auf die Kräfte der Natur zu vertrauen.. Nun bin ich in letzter Zeit an Leute geraten, die mir recht eindrucksvoll bewiesen haben, welche Kraft Glauben schenken kann.. Ich weiß nicht warum, aber dieser Glaube schien nicht der richtige zu sein, jedenfalls wurden diese Leute irgendwann gejagt, und ich fälschlicher Weise zu ihnen gezählt.. Ich wollte Euch wie schon gesagt nicht in etwas hineinziehen, von dem ich selber nicht viel verstehe, und schon gar nicht wegen etwas, wozu ich gar nicht gehöre.. eine sehr verworrene Geschichte" schüttelte er dann ärgerlich über sich selbst den Kopf "ich denke nur manchmal, mir fehlt eine Perspektive im Glauben"
Dann sah er an und ging wieder auf das andere Thema ein "Ihr habt mir ebenfalls noch nicht erzählt, was Euch nun genau wiederfahren ist... das schien ja auch nicht irdischer Natur zu sein..."
Allein bei diesem Thema überlief ihn wieder ein kalter Schauer.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 08. Okt 08, 21:55
Jelena sah ihn mit bohrendem Blick an: "Verworren beschreibt es nicht mal im Ansatz, Lehrling! Ich hoffe ich habe dir besser beigebracht wie man Berichte formuliert. Sei es wie es ist..." sie seufzte und zog sich die Kapuze übers Haar um sich vor dem schneidenden Wind zu schützen.
"Vielleicht sollte ich erst einige deiner Fragen beantworten bevor wir uns den Göttern zuwenden...."
Sie schwieg eine Weile, so dass Luthor schon glaubte sie hätte es sich anders überlegt, bevor sie unvermittelt begann:
"Man hat mir erzählt, dass du das Ritual im Frühjahr zumindest im Ansatzbeobachtet hast. Was genau hast du gesehen?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 08. Okt 08, 22:27
"Leider nicht viel" meinte er betrübt "Eigentlich so gut wie gar nichts... Ich war unten am Feuer, als man nach einem Heiler gerufen hat ... als ich hinter der Taverne ankam, hat man sich bereits über Euch gebeugt und mich trotz meiner Aussage, wer ich bin und in welchem Verhältniss ich zu Euch stehe, nicht mehr recht vorgelassen ... mir sind nur die Riualkreise und einige ausgebrannte Kerzen aufgefallen" meinte er leise.
Rituale. Magie. Er schnallte den Gambeson enger und sah sie dann aufmerksam und konzentriert an.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 08. Okt 08, 23:02
"Im Frühjahr waren wir alle in Condra, wir hofften dort Licht in das Dunkel einiger Geschehnisse zu bringen, aber wie immer kam alles anders... Gorix tappte in eine Falle, eine Falle die Szivar persönlich aufgestellt hatte. Das wie und warum ist im Moment nicht wichtig, zumal es nicht weise ist seinen Namen im Dunkel der Nacht zu sprechen... Gorix nahm eine dämonische Macht in sich auf, eine Macht die so stark war, das sie Gorix Seele binnen kurzer Zeit zerfressen hätte. Die Alternative wäre gewesen diese Macht an den Schergen dieses Gottes zu übergeben und ihn damit noch mächtiger zu machen als er es ohnehin schon ist..."
Jelena sah Luthor aufmerksam an um sicherzugehen, dass er auch wirklich verstand was sie ihm erzählte.
"Wir versuchten eine dritte Möglichkeit zu schaffen. Sasha Timberlore Schattenwolf ist der erste Paladin des Askar, sie wollte sich dieser Macht mit der HIlfe ihres Gottes stellen. Also entwarfen wir ein klerikales Ritual in dem die Seele Gorix' geschützt wurde, während der dämonische Einfluß zerstört werden sollte. Es ist wichtig das du begreifst, dass dies kein magisches Ritual war! Sasha rief Askar um Stärke und Zusammenhalt für das Rudel an, Mika erflehte Nedras Beistand um uns alle zu schützen, Galoria Lydia zog schützende Kreise um mich und ich war..."
Jelenas Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken, so dass Luthor sich anstregend musste um etwas verstehen zu können.
"... ich war das Gefäß für Gorix Seele."
Jelena sah Luthor in die Augen und wieder einmal schien es, als ob er sich darin verlieren könnte.
"Ich bin so nichtmagisch wie einer von Roberts Stiefeln und in der Seelenheilkunde ausgebildet. Ich hatte die größte Chance seine Seele zu schützen ohne darüber verrückt zu werden, aber wie du siehst, kommen solche Dinge immer mit einem Preis."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 08. Okt 08, 23:23
Luthor, der sich weit nach vorn gebeugt hatte um seine Meisterin zu verstehen, verharrte so noch kurz eine Zeit, riss sich dann von ihrem Blick los und lehnte sich wieder leicht nach hinten in eine halbwegs aufrechte Stellung.
Das gerade gehörte erklärte einiges und verwirrte ihn beiderseits. Aber nun hatte er wenigstens eine Erklärung für ihr Verhalten, auch wenn er vermutete, dass noch viel mehr dahinter steckte als er verstand.
"War das Ritual ein Erfolg?" fragte er dann vorsichtig und unsicher nach, sonst hatte er solche Wunder, nannte man es nun Magie oder Götterkraft, nur aus der Ferne mitbekommen. Aus sehr weiter Ferne.
"Immerhin wart ihr danach sehr lange nicht ansprechbar ... und nach der Aufregung auf dem Platz ist wohl nicht alles so gelaufen, wie es sollte?!"

Der junge Lehrling hatte keinerlei Erfahrung in diesen Sachen. Zwar hatte er begriffen, was vorgefallen war, warum man die Macht nicht an einen Kultisten weitergeben konnte und den Ausweg, den man versucht hatte zu schaffen, konnte er auch nachvollziehen.
Nur war das, wo es für Jelena schlussendlich geendet hatte, kein erstrebenswertes Ziel. Auch nicht für ein Gefäß. Oder war es normal, danach in solch einen erschöpfenden Trance-Zustand zu fallen?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 08:32
"Ja und nein..." lautete Jelenas Antwort.
"Du hattest bisher nicht die Möglichkeit mit der Ausbildung in Seelenheilkunde zu beginnen, Luthor, daher gibt es viele Dinge, die mich betreffen und dir noch fremd sind. Wenn wir als Heiler in den Geist anderer eintauchen, dann laufen wir immer Gefahr uns darin zu verlieren oder das die Krankheit, die in ihm steckt auf uns übergeht. In meinem Volk lernt jedes Kind zu meditieren, das ist unsere Art mit Gott in seinen 777 Inkarnationen in Verbindung zu treten und gleichzeitig schützt die gesitige Disziplin, die es schafft, auch vor Beherrschung durch andere. Manche wenige von uns lernen jedoch diese Meditation umzukehren, sie zu nutzen, um in den Geist anderer einzutauchen, um ihnen helfen zu können. Ich versuche es dir ganz einfach zu erklären: statt die Schutzwälle um unseren Geist nach außen zu richten, richten wir sie nach innen, um uns vom Geist der anderen abgrenzen zu können."
Sie beugte sich vor und legte einen Holzscheit nach.
"Du fragst dich sicherlich weshalb ich dir all dies jetzt erzähle, aber du musst verstehen was ich während des Rituals getan habe, damit du verstehst was mit mir passiert ist. Auranius schuf ein Gefäß, in welches die dämonische Kraft gebannt werden sollte. Damit Gorix während dieser ganzen Zeit nicht Gefahr lief korrumpiert zu werden, musste seine Seele geschützt werden. Es gelang mir dies zu tun indem ich all die inneren Wälle die ich in den vergangenen Jahren aufgebaut hatte um seine Seele schlang. Dadurch war ich selbst nackt und wurde mit all den Erinnerungen und Entscheidungen konfrontiert, die ich tief in meinem innersten vergraben hatte..."
Luthor sah Tränen in ihren Augen schimmern, doch sie fing sich wieder.
"Das Ritual war insofern erfolgreich als es uns Gorix wiedergab und er nicht zu dem wurde, das wir bekämpfen. Es war insofern nicht erfolgreich als die dämonische Macht letzten Endes doch an den überging, vor dem wir es verbergen wollten. Dadurch das ich Gorix Seele schützte, war meine schutzlos und versuchte vor all dem zu entfliehen, daher fiel ich in Schlaf."
Der Ton ihrer Stimme war eine Mischung aus Wehmut und Angst, es war klar, dass es nicht der erholsame Schlaf eines normalen Menschen gewesen war, doch Jelena würde ihm nicht mehr davon berichten.
"Wir sind alle mehr oder weniger unbeschadet daraus hervorgegangen, weil unsere Götter schützend ihre Hände über uns hielten, andererseits wären wir jetzt alle Marionetten im Ränkespiel eines Gottes."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 09. Okt 08, 11:34
"Manchmal kommt es mir vor, als wären wir alle nur Figuren auf einem Schachbrett. Die einen Bauern, die anderen Läufer ünd Könige" meinte er daraufhin, sah ins Feuer und nickte dann "Aber ich glaube zu verstehen, was ihr mir berichtet habt"
Er zog einen Trinkschlauch aus der Umhängetasche, die er bei sich führte und nahm einne Schluck, danach bot er ihn ihr an. Er hatte noch einige Fragen bezüglich ihres langen Schlafes, doch aufgrund ihrer Stimme und dem Ausdruck in ihrem Gesicht wollte er nicht weiter darauf eingehen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
Darum hielt er es für das beste, fürs Erste das Thema zu wechseln.

"Wohin werden wir nun gehen, Meisterin?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 11:48
Jelena nahm den Trinkschlauch dankbar an und nahm einen Schluck bevor sie ihn zurückreichte.
"Wir werden die Flüchtlinge nach Norden in eine Feste geleiten und für's erste dort bleiben bis sich alle eingefunden haben, die jetzt kreuz und quer durch Andarra verteilt sind. Andarra ist jetzt in der Hand des Lupus, es bleiben nicht mehr viele Rückzugsmöglichkeiten und wenn wir das alles hier noch zu einem guten Ende bringen wollen, dann müssen wir nicht nur den Winter durchstehen sondern auch sorgfältig planen wie es weiter geht."
Sie zog eine Karte hervor und zeigte ihrem Lehrling welchen weg sie die nächsten Tage einschlagen würden.
"Aber nun zu dir, mein Lehrling! Wie kommst du dazu einen Reichsgardisten niederzuschlagen?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 09. Okt 08, 12:00
Luthor folgte ihren Fingern auf der Karte und nickte. Tage zum Planen und Nachdenken fehlten ihm in den letzten Monaten wirklich.
Als sie das neue Thema ansprach sah er ertappt auf, setzte sich dann aber mit geradem Rücken hin und sah ihr ins Gesicht, als er antwortete.
"Dieser Mann ist mir schon aufgefallen, als die Gardisten das Lager erreicht haben. Er hat eine hochschwangere Frau belästigt, ihr den Glauben an Sicherheit genommen und sie wie viele der Flüchtlinge an den Rand der Verzweiflung getrieben, näher als sie es ohnehin schon waren. Er hat regelrecht für Panik gesorgt.
Ich weiß, dass all das kein Grund ist, einen Soldaten niederzuschlagen, aber als er sich dann noch entgegen meiner Warnungen dem Lazarett genähert hat und dort meinte, dass es eh keinen Sinn mehr hätte, zu leben und das wir eh alle sterben würden, ist er zu weit gegangen. Ich denke, als Heiler ist man für die Verwundeten verantwortlich, und zwar nicht nur für ihre Wunden, sondern auch ihr Inneres, und eben ihren Geist hat dieser Mann bedroht. Ich möchte mich hiermit nicht von Fehlern freisprechen, die ich eventuell begangen habe, sondern nur meinen Standpunkt verdeutlichen." endete er ersteinmal.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 16:30
Jelena sah ihren entrüsteten Lehrling belustigt an. Es war nicht im geringsten abschätzig oder gar abfällig, wenn man genau hinsah konnte man sogar ein wenig Stolz in ihren Augen sehen, auch wenn sie es schnell wieder verbarg.
"Falsch bleibt falsch, Luthor, egal aus welchem Grunde man meint es zu tun zu müssen." antwortete sie streng, wenn auch nicht unfreundlich.
"Du bist voller Eifer, das ist gut, aber Übereifer wird dich und diejenigen, die bei dir sind, umbringen. Das ist keine Warnung sondern die pure Wahrheit. Dieser Mann trug den Rock eines Reichsgardisten, egal wie er sich darin benahm. Du hättest den Weibel oder den Herrn Johann bitten können ihn vom Lazarett fernzuhalten, statt dessen hast du eigenmächtig gehandelt. Hättest du dies in Caer Conway getan oder gar vor Ausbruch dieses Krieges, dann wäre dir der Pranger sicher gewesen und ich hätte nichts dagegen tun können, verstehst du?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 09. Okt 08, 20:16
Aus dem Wald nicht weit vom Lagerplatz vernahm man das knacken von Ästen, als wäre etwas von einem Baum gefallen. Anschließend war ein Grummeln zu hören und man könnte meinen es wären einige Flüche dabei gewesen die man allerdings nicht verstehen konnte. Langsam näherten sich die Schritte durch das Geäst und man konnte am Rand der Feuerstelle eine Gestalt in grüner Kleidung aus dem Schatten treten sehen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 20:20
Als das Knacken ertönte sprang Jelena auf und hielt im nächsten Augenblick zwei Dolche in der Hand. Sie bedeute ihrem Lehrling mit dem Kinn aus der Wurfbahn zu gehen und holte aus. In dem Augenblick in dem sie den Dolch warf, erkannte sie die Gestalt und keuchte erschrocken auf.
"Runter!"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 09. Okt 08, 20:33
Im letzten Moment, als erwarte er vom Blitz getroffen zu werden warf sich Auranius auf den Boden. Es dauerte einige Momente bis er langsam den Kopf anhob und Jelena anstarrte.

Haben dich jetzt eigentlich alle deine Geister verlassen! Hättest du nicht mal fragen können, dann hätte ich gewusst, dass du etwas nach mir wirfst. Deine Begrüßung ist übrigens auch schon mal herzlicher ausgefallen.

Die letzten Worte waren schon etwas ruhiger, jedoch alles andere als gelassen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 20:49
Jelena starrte ihn einen Augenblick lang an, bevor sie erbost die Fäuste ballte.
"Bist du des Wahnsinns? Du müsstest doch am besten wissen, was passiert wenn jemand versucht sich im dunkeln an mich anzuschleichen!"
Sie stapfte wütend auf ihn zu und suchte ihre Dolche, die sie dann wieder in ihren Halterungen verschwinden ließ. Währenddessen murmelte sie Dinge vor sich hin, die "suizidal" und "leichtsinnig" recht ähnlich klangen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 09. Okt 08, 20:59
Auranius stand auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung, die zwar anschließend nicht sauber aber vom gröbsten Dreck befreit war.

Was hätte ich denn tun sollen? Etwa laut in den Wald brüllen oder wie hättest du es gerne, dann kannst du gleich Wegweiser für den Lupus Umbra aufstellen. Außerdem hast du bis jetzt nicht mit Dolchen nach mir geworfen sondern allenfalls mit Gegenständen die höchstens eine Beule verursachen.

Er ging zum Feuer, setzte sich davor und hielt seine Hände nach vorne um sie ein wenig aufzuwärmen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 21:09
"Da befanden wir uns aber auch nicht auf der Flucht, Auranius." antwortete Jelena, wenn auch bedeutend ruhiger. Sie setzte sich zu Auranius ans Feuer und legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie winkte Luthor zu Auranius etwas zu trinken zu geben.
"Es tut mir leid, Auranius, aber wo, bei allen sieben Höllenkreisen, kommst du auf einmal her?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 09. Okt 08, 21:19
Vom Treck der hinter euch ist zumindest sollte er das. Ich habe gehört, dass ihr Mittags aus dem Lager abgereist seit und habe mich dann anschließend auf die suche nach euch gemacht. Ich dachte ihr wärt vielleicht an ein paar Neuigkeiten interessiert.

Er blickte über die Feuerstelle und begann leicht zu lachen.

Ihr habt nicht zufällig noch etwas essbares über?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 09. Okt 08, 21:25
Jelena bat Luthor mit einem Blick die Überreste des Essens zusammenzusuchen und stupste Auranius dann mit der Stirn an, so wie sie es mit Sasha immer tat, wenn diese irritierend war.
"Welcher Treck? Wir sollten doch der letzte sein. Heißt das die Stadt ist gefallen? Sei nicht so geizig mit den Neuigkeiten! Und du weißt genau was ich wissen möchte, wie bist du so schnell hierhin gekommen?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 09. Okt 08, 21:39
Mit einem mal wich das leichte lachen wieder aus seinem Gesicht und er holte einmal tief Luft bevor er anfing.

Als erstes sollte ich dir sagen das Caer Conway gefallen ist, die Stadt liegt laut Robert in Trümmern und ist jetzt unter der Kontrolle des Usurpators.
Das zweite ist das Tannjew, Robert und Galoria noch leben, sie wurden vom Lupus Umbra gefangen genommen und sollten direkt nach Barad Konar gebracht werden. Glücklicherweise ist die Eskorte nah genug an dem Lager vorbei gelaufen in dem ihr auch kurz gerastet habt. Sie konnten die drei befreien auch wenn es anscheinend sehr knapp ausgegangen ist.

Er schaute vom Feuer auf und blickte Jelena an

Und anscheinend ist dir entgangen, dass Gorix, Helene und ich als Boten dienen sollten wenn es darum geht schnell zu reisen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 10. Okt 08, 01:51
Luthor hatte, nachdem der erste Schrecken verflogen war, den Streitkolben wieder auf seinen Schoß gelegt und sich im Schneidersitz zu den beiden gesellt, nachdem er er dem Mann und seiner Meisterin etwas zu essen und trinken gebracht hatte.
Nun saß er da, lauschte dem Mann und  sah kurze Zeit ins Feuer. Dass Caer Cornway nicht lange Stand halten konnte, hatte er vermutet, und es war in gewisser Weise ein beklemmender Gedanke, dass diese Stadt, in der sie öfters in einer Taverne zusammengesessen hatten und in der Jelena lange Zeit entkräftet gelegen hatte, nun in Trümmern lag.
Dass die drei wichtigen Personen des Widerstands, die er zwar persönlich nie näher kennen gelernt hatte aber wusste, welche Rolle sie spielten, nun Geiseln waren, betrübten ihn schon. Es war aber zu erwarten gewesen, und dass sie noch lebten, im Grunde ein gutes Zeichen.
Er mischte sich lieber nicht in das Gespräch der beiden ein sondern hörte ersteinmal noch still zu.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 10. Okt 08, 07:56
Jelena schloß kurz die Augen und sandte ein Gebet zu Milosti, der Herrin des Mondes und der Wasser, auf das die Seelen all jener, die in Caer Conway gefallen waren, sicher hinüber geleitet wurden.
"So schnell?" flüsterte sie heiser.
"Ich habe gewußt, dass es nur ein paar Tage sein konnten, aber..." sie verstummte einen Augenblick und drückte Auranius Arm, sie wusste was er in der Stadt gesehen haben musste.
"Der Herr von Berg und seine Männer konnten die drei befreien? Ratnik sei Dank, sonst hätten wir uns direkt einen Strick suchen können. Und ja, ich erinnere mich das Gorix und Helene Boten sein sollten, aber... ich meine, dass heißt das du..." sie deutete mit ihren Armen eine Flügelschlagbewegung an und sah ihn fragend an.
Als er nickte stahl sich ein kleines Lächeln in ihr Gesicht:
"Du kannst nicht landen, stimmt's?" fragte sie als sie sich an den kleinen Rums erinnerte, der das Gespräch mit Luthor unterbrochen hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 10. Okt 08, 12:29
Luthor verstand nun überhaupt nichts mehr. Fliegen? War es das, was sie gerade angedeutet hatte??
Er fuhr sich müde mit den Händen über Augen und Gesicht, ehe er sich mit den Händen hinter sich auf dem Waldboden abstützte und es sich erlaubte, die Beine etwas auszustrecken.
"Verzeiht mir diese dumme Frage, aber ich gehe doch Recht in der Annahme, dass Tannjew von ... Norngard die Verteidigung der Stadt geleitet hat?" murmelte er und schob mit dem Stiefel noch ein paar trockene Äste ins Feuer.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 10. Okt 08, 14:34
Ich will es mal so sagen, das Landen gestalltet sich mitunter etwas schwierig und es wird wohl auch noch ein wenig dauern bis ich es behersche.

Während des sprechens ließ er nur kurz vom essen der Reste ab.

Nun zu deiner Frage Luthor. Ja Tannjew hat zusammen mit Robert die Verteidugung der Stadt geleitet und ich kann dir auch versichern, dass sie alles getan haben um sie zu halten. Ich kann dir auch leider nicht mehr erzählen, da ich das was ich weiß auch nur von Galoria und Robert erzählt bekommen habe.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 10. Okt 08, 14:42
"Was ist mit Sasha und Miguel? Du hast nur gesagt das Tannjew, Robert und Galoria gefangen genommen wurden, ihnen ist es doch gelungen die Stadt zu verlassen, oder?" fragte Jelena plötzlich und mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 10. Okt 08, 15:03
Er senkte seine Augen zu Boden und sprach mit leiser Stimme.

Ich weiß es nicht und anscheinend auch niemand anderes. Alles was mie erzählt wurde ist das sie wohl zusammen mit Tannjew, Robert und Galoria die Stadt verlassen haben. Allerdings sind sie wohl bereits nach sehr kurzer Zeit auf einen Trupp des Lupus Umbra gestoßen der ihnen den Weg versperrte. Daraufhin haben sich die Askarier dem Trupp entgegengestellt um den dreien die Flucht zu ermöglichen. Unglücklicher Weise trafen sie auf einen zweiten Trupp der sie dann gefangen genommen hat. Auch die drei wußten nicht ob sie entkommen, gefangen genommen oder tot sind.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 10. Okt 08, 19:42
Das dies eine schreckliche Nachricht war, begriff Luthor auch ohne ein besonders großes Hintergrundwissen über die einzelnen Personen.
Er schwieg weiterhin, dann sah er zu Boden, wobei ihm das Zeichen des Widerstandes auf seiner Brust ins Auge fiel.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 10. Okt 08, 20:30
"Oh nein..." Jelenas Flüstern war qualvoll und unwillentlich verstärkte sie den Griff um Auranius' Arm.
"Sie müssen es geschafft haben, sie müssen! Sie können nicht... SIE DÜRFEN NICHT!"
Es war für beide offensichtlich das Jelenas geistige Verfassung gerade am seidenen Faden hing.
Abrupt ließ sie Auranius los und stand auf, tat ein paar Schritte, wusste aber offensichtlich nicht wohin sie sich wenden sollte und blieb wieder stehen.
"Sie werden den Weg zur Nordfeste eingeschlagen haben, so wie es abgesprochen war, nicht wahr? Sie werden einfach ein bißchen länger brauchen, weil sie den Lupus umgehen müssen, das ist alles, aber sie werden in wenigen Tagen eintreffen, dessen bin ich mir sicher!"
sagte sie mehr zu sich selbst als zu den beiden anderen, aber es war klar das die Alternative im Moment undenkbar war.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 10. Okt 08, 21:29
Auranius fasste Jelena an der Schulter.

Du hast Recht sie werden es geschafft haben, so schnell sind sie nicht klein zu kriegen und die anderen haben es auch geschafft. Sascha und Miguel werden sich eine sichere Route suchen um uns zu folgen. Jetzt setz dich erstmal und atme tief durch.

Er führte sie wieder zurück zur Feuerstelle und drängte sie sanft sich wieder zu setzen.

Wir werden schon alle wiedersehen, aber zuerst muss sich jetzt jeder um seine kleine Gruppe kümmern, damit wir alle heile ankommen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 10. Okt 08, 21:39
Jelena setzte sich und legte ihre Hand auf Auranius'. Sie atmete tief durch und straffte sich, bevor sie ihn und Luthor mit einem wackligen Lächeln ansah: "Du hast natürlich recht. Sie werden es schaffen und wir auch, genauso wie die anderen. Ich bezweifle das Askar bereit ist seinen ersten Ritter bei sich zu haben..."

Der Gefühlsausbruch zeigte mehr als alle körperliche Schwäche das Jelena im Augenblick noch geschwächt war, obwohl sie es Fremden gegenüber niemals zeigen würde.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 10. Okt 08, 21:53
So denke ich auch,  Askar wird bei ihnen sein und Miguel schon bald wieder in irgendeiner Taverne sitzen wird um sich zu besaufen. Jetzt erzähl erstmal was euch passiert ist, auf dem Weg hierher, es wird sicherlich auch alles andere als ruhig gewesen sein.

Er setzte sich auch wieder an das Feuer, ließ Jelena jedoch nicht aus den Augen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 11. Okt 08, 12:42
Luthor bedenkt seine Meisterin noch einige Zeit mit einem besorgten Blick, möchte ihr allerdings nicht das Wort nehmen. Sein Blick gleitet wieder ab in das Feuer, dann denkt er an die letzten Tage und auch an seinen Mitschüler und das Lazarett. Er hofft, das der Elb alleine zurecht kommt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 11. Okt 08, 20:35
"Jetzt seht mich nicht an als ob ich aus Zucker wäre! Wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann werde ich jetzt garantiert nicht aufgeben!" lautete Jelenas Antwort auf die besorgten Blicke.
Sie winkte Auranius das Essen nicht zu vernachlässigen und berichtete von ihrer Marschroute mit den Flüchtlingen, dem verzweifelten Reichsgardisten und ihr Treffen auf Johann und das Lager der Widerständler.
Sie warf Luthor einen bezeichnenden Blick zu, dass sie durchaus nicht vergessen hatte, an welcher stelle Auranius das Gespräch unterbrochen hatte und erzählte dann von ihrem Aufbrauch am Nachmittag:
"Ich bin mir nicht sicher was Kadegar da bei den sieben Todsünden getrieben hat, aber es ist schief gelaufen! Wir haben einen Geweihten, der inkognito mit uns reist, er ist auf einmal in sich zusammengesackt und hat mir berichtet, das alle Götter Engoniens auf einen Schlag erzürnt waren!"
Jelena warf entrüstet die Arme hoch: "Überlege, was wir schon alles gezwungen waren zu tun, Auranius, aber diese Glanzleistung haben nicht einmal wir vollbringen können! Ich konnte nicht zurück kehren und herausfinden was da geschehen war. Ich war mir sicher das wir binnen Stundenfrist jeden Tiorspriester im Umkreis von mehreren Tagesritten am Halse haben würden, daher konnte ich nichts anderes tun, als die Flüchtlinge anzutreiben, damit wir es aus dem Einflußgebiet der Ipek herausschaffen. Ich hoffe Johann und die Flamen Agathe haben das schlimmste verhindern können. Wenn ich ihn das nächste Mal in die Finger kriege werde ich ihm ein paar Takte zu Ritualen und Schutzkreisen erzählen..."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 12. Okt 08, 19:58
Er hat ALLE engonischen Götter aufgebracht? Das ist wirklich eine Glanzleistung, ich glaube wir hätten es nicht einmal geschafft wenn wir es versucht hätten. Auch wenn es nichts gäbe was uns zu so einer Wahnsinnstat treiben sollte.

Auranius dachte noch kurz über die Begegnung mit Kadegar im Lager nach, von einem derartigen Zwischenfall hatte er nichts gesagt, was wohl auch eine gute Entscheidung war. Das letzte was sie gebrauchen konnten, war das sich die Götter jetzt auch noch durch Unwissenheit gegen sie stellten.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 13. Okt 08, 20:16
Luthor musste trotz der ersten Situation grinsen, als er an den ersten Kommandaten der Wächter dachte.
Er hatte Kadegar selten so angespannt und gestresst erlebt wie in den wenigen Stunden, die er mit ihm in dem Lager verbracht hatte. Allerdings war das, was geschehen war, gar nicht zu lachen.

Und nun war da wieder das leidige Thema mit der Magie. Er seufzte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 13. Okt 08, 23:02
"Woran denkst du?" fragte Jelena ihren Lehrling während sie Auranius das letzte Stück Wurst reichte, das sie gebunkert hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 13. Okt 08, 23:48
Er sah auf und ein mattes Lächeln huschte wieder über sein Gesicht.

"An alles  mögliche" nuschelte er dann "Es ist in letzter Zeit so viel passiert, dass man mit dem Denken nicht immer nachkommt.. und etwas Sorgen mache ich mir auch ... vorallem über das missglückte Ritual und die entzürnten Götter ... als ich noch bei meiner Familie lebte, war der Zorn der Götter immer ein sehr schlechtes Zeichnen und bedeutete manchmal sogar den Tod..."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 14. Okt 08, 08:53
Jelena fing an zu lachen: "Ich mag deinen trockenen Sinn für Humor, mein Lehrling!" meinte sie immer noch grinsend, als sie wieder Luft bekam.
"Wenn wir Glück haben sind sie nur ein wenig irritiert und haben diese Nichtigkeit bald wieder vergessen, samt denen die sie hervorgerufen haben. Wenn wir Pech haben, dann entschließen sie sich diesem ganzen Chaos hier auf Erden ein Ende zu bereiten und greifen noch stärker in das Geschehen ein, als sie es ohnehin schon tun."
Jelena zuckte die Schultern, sie konnten weder das eine noch das andere beeinflussen. 
Stattdessen wechselte sie das Thema:
"Woher deine Aversion gegen Magie? Du bist an einem Ort erzogen worden, an dem sie häufig gewesen sein muss."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 14. Okt 08, 10:23
Luthor fühlte sich gleich etwas besser, als sie anfing zu lachen und lauschte ihren Worten.
Als sie das zweite Thema ansprach, zuckte er erst nur mit den Schultern, ehe er anfing zu sprechen.

"Ich weiß es nicht wirklich. Ich hatte schon als kleiner Junge schwer damit zu kämpfen, den beiden Magiern in unserer Gruppe nur die Hand zu reichen.Das hat schon öfters zu Problemen geführt. Ihr wisst, dass ich später von meinen Eltern mit einigen anderen Kindern zu einem Druidenzirkel gegeben wurde, dort hatte ich außer Meditation nicht viel damit zu tun ..." Er seufzte und sprang etwas in der Zeit nach vorn "Auch später habe ich keine gute Erfahrung mit dieser Macht gemacht. Ich habe erlebt, wie Zauber schief gingen und Menschen in Flammen aufgingen, wie Gefangene gefoltert wurden, bis ihnen das Blut aus den Ohren lief. Magie ist sowas ... wankelmütiges, unsicheres" er schüttelte sich als er daran dachte.
"Aber das ist nicht alles ... immer, wenn Magie in meiner Nähe gewirkt wird, wird mir unwohl, mein Magen verkrampft sich und mein Herz schlägt so schnell, als hätte ich einen Dauerlauf durch die Berge gemacht ..." Etwas hilflos sah er sie an "Im Grunde vermischt sich Schlechte Erfahrung mit etwas in meinem Inneren, was ich nicht erklären kann"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 14. Okt 08, 18:50
Jelena sah Luthor aufmerksam an, so als ob sie sich daran erinnern musste, das ihr Lehrling noch ein sehr junger Mann war, auch wenn er in vielem sprach und handelte wie jemand der viel älter sein sollte. Sie nahm sich einen Augenblick Zeit um zu antworten, denn sie spürte das ihre nächsten Worte sehr wichtig sein würden.
"Magie ist eine Macht und wie jede andere Form der Macht kann man sie als Waffe mißbrauchen. Du darfst keine Angst vor der Magie haben, denn sie ist einfach nur. Du solltest dich auch nicht vor jenen fürchten, die sie benutzen, denn auch sie sind in den meisten Fällen nur Menschen, wenn auch mit mehr Möglichkeiten als Du und ich. Du solltest ihnen aber auch nie blind vertrauen. Das tust du sowieso nicht, ich weiß, aber du musst das rechte Maß halten. Angst, die zur Panik wird, vernebelt den Geist und bringt dich zu falschen Entscheidungen!"
Jelena sah Auranius fragend an, vielelicht konnte er Luthor einen Teil seines Mißtrauens nehmen?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 14. Okt 08, 20:37
Auranius aß zu Ende genoß noch einen kurzen Moment den verbleibenden Geschmack im Mund und wandte sich anschließend Luthor zu.
 
Luthor es ist nicht die Magie gewesen die so etwas angerichtet hat, sondern die Menschen die sie missbraucht haben. Alle diese Dinge sind nicht passiert weil Magie im Spiel war, wie Jelena schon sagt ist Magie ein Werkzeug.
Mit einer Axt kannst du auch Holz fällen um dein Heim zu wärmen oder jemand anderem den Schädel damit einschlagen. Wir alle haben unsere Werkzeuge Jelena  hat ihre Tränke und Gifte, du hast Nadel und Faden um Verletzte zu heilen und ich besitze die Fähigkeit mit der Hilfe von Magie bestimmte Dinge zu verändern.
 Die Frage ist also eher was jeder mit seinem Wissen oder der ihm gegeben Macht  anstellt, und weniger welches der Werkzeuge er benutzt.

Verstehst du was ich meine?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 15. Okt 08, 08:16
Luthor hörte erst seiner Meisterin zu, dann wandte er sich anschließend Auranius zu.

"Ja ich verstehe" meinte er und lächelte sacht "Versteht mich nicht falsch, ich misstraue weder Euch als Mensch und Magier noch anderen Leuten die magisch begabt sind und die ich kenne, wie zum Beispiel meinem Kommandanten. Ich denke einfach, mir ist sie deshalb so fremd und unheimlich da ich mir ihr Wirken so unerklärlich und auf eine gewisse Weise fremd wirkt.
Ich habe auf der anderen Seite schon oft erlebt, wie Verwundete mithilfe von Magie gerettet wurden, was mir als mundaner Heiler einfach nicht mehr möglich gewesen wäre..." er räusperte sich "Aber der Vergleich mit der Axt gefällt mir" grinste er
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 15. Okt 08, 17:40
"Das überrascht mich nicht, du hast eine ungesunde, brachiale Ader." brummte Jelena und verbarg ein Grinsen. "Von wem hast du das nur?" fragte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag.

"Aber da gibt es noch eine Sache die ich mit dir besprechen muss. Wen bezeichnest du als Kommandanten?"
Stimme und Haltung zeigten, das Jelena dieses Thema sehr ernst nahm.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 15. Okt 08, 18:04
Luhtor sah Jelena im ersten Moment mit einer Mischung aus Überraschung und Schreck an, dann bemerkte er das Zucken ihrer Mundwinkel und grinste ebenfalls.
"Kadegar Sonnenwende" begann er dann zu erklären "Damals in Tiefensee, zum selben Zeitpunkt an dem ich bei Euch in die Lehre getreten bin, gründeten wir die Wächter des schwarzen Mondes aus dem damals zugeteilten Wachtrupp 1. Unter ihnen Kadegar, sozusagen der Leiter der Wächter, Aspis Dornwald und Gardrial von Berg.. Er hat keine direkte Befehlsgewalt über mich" fügte er dann hinzu " Ich selbst unterstütze die Wächter so gut ich kann indem ich ihnen mit den Verletzten helfe..."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 15. Okt 08, 18:27
"Gegen Hilfe ist nie etwas einzuwenden, Luthor. Du wärest nicht mein Lehrling, wenn du jemandem Hilfe ausschlagen würdest. Aber wenn du jemanden als mein Kommandant bezeichnest, dann gibt du ihm Macht über dich, egal wie groß oder klein diese auch sein mag. Andere werden dich zu ihm zählen, im Guten wie im Schlechten. Wenn du einen Menschen triffst, dem du diese Macht geben möchtest, dann ist dies deine Entscheidung, auch wenn ich hoffe, das du dann zu  mir kommen wirst, damit ich dich gegebenenfalls aus deinen Verpflichtungen lösen kann, ABER... aber ich will dich bitten, jetzt und hier, keine solche Entscheidung zu treffen. Kadegar Sonnenwende ist ein fremder Mann für mich, der zweifelsohne gutes getan hat und auch immer tun will, doch er ist jung und nicht voll ausgebildet. Zudem ist es für diejenigen von uns, die seit Anbeginn dieses Krieges dabei waren, bereits schwierig das richtige zu tun, erst recht für jemanden, der nicht alles wissen kann... begreifst du was ich dir sage?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 15. Okt 08, 18:51
Er nickte "Ja" antwortete er fest. Zumal würde er nie wieder den Fehler begehen, eine folgenschwere Entscheidung die sein Leben und somit auch sie betreffen würde, noch einmal alleine zu treffen. Nein, aus der Zeit vor Caer Cornway hatte er wirklich gelernt.
"Nur es ist nunmal so, dass ich den Wächtern angehöre, zwar nicht als höriger Soldat, aber immerhin bezeichne ich mich selbst als Wächter. Ihr habt Recht, ich sollte eine andere Bezeichnung finden, es geht mir ja nur darum sie zu unterstützen"

Die absolute Dunkelheit dieser Nacht kippte langsam, und es dämmerte vom totalen dunklen Zustand langsam wieder zurück ins Helle, auch wenn die Nacht noch nicht vorbei war.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 15. Okt 08, 19:23
"Gut!" antwortete Jelena ebenso fest.
"Und jetzt ab in die Schlafrolle mit dir, wir haben morgen noch einen langen Marsch vor uns und wenn wir Pech haben, dann kommt das Kind unterwegs. Ein passender Zeitpunkt um deine Ausbildung in Geburtshilfe zu beginnen!"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 15. Okt 08, 19:36
Er schwieg, als sie das Kind erwähnte, und nickte dann 
"Ich wünsche Euch gute Träume"
sagte er und lächelte dann nocheinmal kurz, ehe er sich auf die alte Wolldecke und die Blätter niederließ
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 15. Okt 08, 20:12
Jelena lächelte zurück und fuhr ihm mit der behandschuhten Hand durch das Haar, bevor sie ihm eine gute Nacht wünschte.
Sie setzte sich zurück zu Auranius und bedeutete ihm zu warten bis die beiden tiefe und gleichmäßige Atemzüge von Luthors Schlaflager hörten.
Jelena nahm eine ihrer Decken und breitete sie über ihren Lehrling aus, bevor sie das Feuer erneut schürte und Auranius sorgenvoll ansah.

"Wir sind klein genug um es in die Feste zu schaffen. Selbst wenn Barad alle Lupus Umbra nach Andarra hetzen würde, könnte er nicht alle Routen besetzen, das Land ist einfach zu groß. Aber was dann? Es bleiben nur noch Fanada und Teile Caldriens... und natürlich Silvanaja, aber ich habe es nicht geschafft dort genug Einfluß aufzubauen, außerdem kämpfen die Barbaren um des Kampfes willen, ob nun für oder wider ist ihnen herrlich egal. Früher oder später werden sie ihm alle folgen, wenn er ihnen Blut, Gold und Frauen verspricht."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 15. Okt 08, 22:43
Einen kurzen Moment dachte Auranius über die von Jelena genannten Gebitete nach.

Mir wäre es natürlich am liebsten, wir würden nach Fanada zurückkehren. Ich befürchte aber, dass es ebenfalls kein leichter Weg wird. Tangara ist mitlerweile auch alles andere als sicher und von der Küste aus kommen uns die Berge in die Quere, also können wir auch nicht über den Seeweg nah an die Stadt.
Oder was meinst du?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 16. Okt 08, 11:18
"Tangara ist Tangara, egal welche Farben von den Rathäusern wehen. Als Händler mit genug Bestechungsgeld und nicht zu stark bewaffnet würden wir es schaffen." sie grinste plötzlich, als ob sie sich an etwas erinnern würde.
"Wir zwei haben es auch durch Salmar geschafft, was ist da schon Tangara? Vielleicht sollten Otis und Brighid wieder ihr Bündel schnüren?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 16. Okt 08, 17:22
Solange du dieses mal nicht wieder einen Wagen voller Rüstungen mitschleppst. Es hat mir das letzte mal wirklich gereicht, als diese elenden Soldaten an uns vorbei kamen und unsere Ladung entdeckt haben.

Er grinste ebenfalls.

Oder willst du etwa wieder einen zutraulichen Lupus Umbra treffen?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 16. Okt 08, 19:57
Jelena erschauerte als sie an den stinkenden Atem des grobschlächtigen Lupus Umbra dachte, dessen Hände gefährlich nahe an ihren Busen gekommen waren. Sie hatte sich wehren können, aber wie viele Frauen hatten es nicht können?
"Definitiv nein!" antwortete sie tonlos "Aber sowas wird sich nicht immer vermeiden lassen können. Die neue Reichsgarde ist durchsetzt von Männern, die glauben sie könnten sich alles nehmen, was sie wollen. Aber wenn es jemand wieder versuchen sollte, dann wird ihn das gleiche Schicksal ereilen wie den letzten, das kannst du mir glauben!"
Jelena machte eine kurze Pause, bevor sie sehr leise fortfuhr: "Ich muss versuchen jemanden dort einzuschleusen, Auranius. Salmar und vor allem sein Vogt ist zu ruhig! Er ist ein mächtiger Mann und wenn nur die Hälfte dessen, was über ihn erzählt wird stimmt, dann ein sehr, sehr gefährlicher. Ich hab lieber den Dämon den ich kenne, als den Dämon den ich nicht kenne. Und dieser ganz spezielle Dämon hat es bisher gut verstanden unerkannt zu bleiben."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 16. Okt 08, 22:40
Sicher hat deine Idee ihren Reiz, aber es wird schwierig werden jemanden zu finden der sich freiwillig dazu bereit erklärt. Wenn der Vogt nur halb so gefährlich ist wie du erzählt hast, müsste diese Person schon ein Hauch von Wahnsinn umgeben.

Er lehnte sich zurück und stützte sich auf seine Arme.

Trotzdem sollten wir bevor du solche Pläne schmiedest erst einmal unbeschadet in der Nordfeste ankommen, oder noch besser uns außerhalb von Andarra befinden.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 16. Okt 08, 22:48
"Du hast ja recht, aber wir wissen beide nicht wie lange wir diese relative Ruhe haben um miteinander reden zu können. Die Situation kann sich schneller ändern als uns lieb ist, du weißt das."
antwortete Jelena mit einem müden Seufzen.
"Satt? Durstig?" fragte sie ihren Freund, während sie ihre Habseligkeiten wieder verstaute.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 16. Okt 08, 23:07
Danke ich bin im Moment zufrieden, antwortete er mit einem Zwinkern.

Und mit der Ruhe hast du leider auch Recht, damit wird es wohl wieder vorbei sein wenn wir unser Ziel erreicht haben. Ausserdem wird man sich dann wohl beraten welchen Weg wir gemeinsam einschlagen, oder ab wann wir uns trennen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 17. Okt 08, 12:08
"Ich frage mich wie Valkenstein reagieren wird, nun, da Andarra gefallen ist... so viele lose Enden, so viele Wegkreuzungen..."

Jelena sah einen Augenblick lang verloren ins Feuer, als ob sie zum ersten Mal seit langer Zeit ohne rechtes Ziel dastand. Im Grunde genommen war es auch so. Sie hatte die letzten Monate damit verbracht eisern um die Versorgung der Menschen und Truppen in Andarra zu sorgen und nebenbei Aufträge für Tannjew zu erledigen. Jetzt war all dies auf einmal nichtig, denn Caer Conway existierte nicht mehr.

"Wir sollten versuchen zu schlafen, morgen wird anstrengend werden. Bleibst du den Rest des Weges bei uns?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 19. Okt 08, 20:05
Ja ich werde den Rest des Weges bei euch bleiben. Im Moment gibt es nichts, was ich sonst noch tun könnte und so kann ich mich vielleicht noch ein wenig nützlich machen.

Auranius streckte sich, und es war deutlich zu sehen, dass die letzten Tage nicht spurlos vorüber gegangen waren.

Du hast recht wir sollten wirklich schlafen, ich weiß nicht wie viel Tage wir noch brauchen bis wir endlich die Nordfeste erreichen und in Sicherheit sind.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 19. Okt 08, 21:32
"Komm, ich teile die Decken mit Dir, das ist der eine Nachteil, wenn man so reist, wie Du es tust."
Jelena rollte ihre Felle aus und wickelte sich in ihren Mantel ein. Wie leicht auch immer die Heilerin reisen musste, Felle und Decken waren immer dabei, denn die Kälte war das eine, was ihr körperlich zusetzen konnte.
Sie machte es sich bequem und rückte dann mit dem Rücken an einen Fels, damit Platz für Auranius war.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 19. Okt 08, 21:38
Ja du hast recht mit dem Gepäck ist es wirklich etwas schwierig. Ich sollte Gorix bei Gelegenheit fragen ob er dafür eine Lösung hat.

Er legte sich unter die Decke und versuchte eine halbwegs bequeme Position zu finden, in der er die Nacht verbringen und am nächsten Morgen noch seinen Kopf bewegen konnte.

Ich wünsch dir eine erholsame Nacht auch wenn sie wohl kürzer sein wird als mir lieb ist.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 19. Okt 08, 21:57
"Das wohl." seufzte Jelena, während sie ihre Kapuze ins Gesicht zog und den Kopf auf ihre Tasche bettete.
Trotz allem was geschehen war, oder gerade deswegen, fiel die Heilerin nahezu sofort in einen erschöpften Schlaf.
Es dauerte nicht lange und ihr schmerzgeplagter Rücken ließ sie sich unruhig hin und her drehen, ohne das sie wirklich aufwachte. Ihr Mantel verrutschte und als sie sich umdrehte berührte Auranius bloße Hand ihr Gesicht...
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 19. Okt 08, 22:27
Mit einem mal stürmte eine Mischung verschiedenster Gefühle auf Jelena ein.

Sie spürte Hass, Angst, Verzweiflung, Sorge, Wut, Enttäuschung und Unverständnis.

Vor ihrem inneren Auge, sah sie Schemenhaft einen Phönix und die Gesichter von Personen, jedoch waren sie nicht genau zuzuordnen und Jelena konnte nur erahnen um wen es sich handeln konnte.

Jelena fühlte an der Stelle an dem Auranius ihre Haut berührte eine sich langsam ausbreitende Kälte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 19. Okt 08, 22:30
Keuchend fuhr sie hoch, schlug die Berührung mit einer panischen Bewegung weg und versuchte gleichzeitig wegzukrabbeln, was ihr natürlich aufgrund ihrer Kleidung und der Decken nicht wirklich gelang.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 19. Okt 08, 22:35
Von dem Schlag und der Unruhe Jelenas aufwachend, dauerte es eine Zeit bis Auranius begriff was Jelena gerade tat.
Er griff nach ihrer Schulter und versuchte sie zu beruhigen, unwissend was gerade passiert war.

Hast du einen schlechten Traum gehabt?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 20. Okt 08, 10:16
Als Auranius sie brühren wollte, schlug Jelena nach dem Arm und öffnete den Mund, bevor ihre Instinkte wieder überhand nahmen und sie den Schrei verschluckte, der wahrscheinlich jeden im Umkreis von mehreren Stunden geweckt hätte.

Sie atmete schwer und hielt sich die Wange, auf der sich eine feine Schicht Eiskristalle gebildet hatten.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 20. Okt 08, 17:11
Auranius bemerkte nicht, was sich auf ihrer Wange befand und starrte Jelena nur verständnislos an?

Hat sie jetzt den Verstand verloren? Was sollte dieser Aufruhr? So schlecht konnte man selbst in diesen Tagen kaum träumen, dass man dermaßen in Panik geriet.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 20. Okt 08, 18:46
Die Heilerin bewegte sich stückchenweise zurück, bis sie mit dem Rücken an den Felsen stieß und ließ dann die Hände sinken, so dass die Kristalle auf der Wange sichtbar wurden.
"Du vertraust ihm nicht mehr?" flüsterte sie geschockt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 20. Okt 08, 19:13
Was bei allen...

Danach beginnt Auranius langsam zu verstehen was sie anscheinend meinte.

Es ist jetzt weder der richtige Zeit und der richtige Ort dafür.

Entgegnete er ihr energisch aber immer noch leise genug, damit die anderen nicht geweckt wurden. Anschließend fuhr er in einem leiseren, fast flüsterndem Ton fort.

Was auch immer gerade passiert ist, war nicht für dich bestimmt, dass ist es für niemanden. Sollte ich dir gerade aus irgendeinem Grund Schmerzen zugefügt haben tut es mir leid, egal ob körperlich oder geistig.

Er versuchte bei dem gesamten Gespräch, den Augenkontakt zu Jelena möglichst zu vermeiden.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 20. Okt 08, 21:32
"Es ist ... nichts schlimm... sieh nur, es schmilzt schon wieder..." sagte Jelena stockend, während sie sich ein wenig beruhigte,
"Die Decken sind verrutscht und deine Hand hat mich aus Versehen berührt, das ist alles, ich war nur nicht vorbereitet, verstehst du..."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 20. Okt 08, 21:48
Ja ich verstehe es... zumindest so gut ich kann.

Auranius blickte Jelena nun an und wusste nicht ob sie es ernst meinte, oder nur versuchte ihn zu beruhigen. Er stand auf und ging etwas näher an das Feuer um sich erneut etwas auszuruhen.

Ich habe auch nicht mehr an dein "Problem" gedacht. Es war mein Fehler, dass es so gekommen ist. Zum Glück ist dir nicht mehr passiert.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 20. Okt 08, 21:59
"Das ist es nicht und das weißt du auch. Bitte komm wieder unter die Decken, sonst bist du morgen früh steifgefroren... obwohl..."
Jelena berührte die Stelle an ihrer Wange und blickte dann staunend auf die Tropfen an ihren Fingerspitzen. Dort wo Auranius sie berührt hatte, prickelte die Haut, nachdem sie wieder durchblutet wurde.
"Wie hast du das gemacht? Ich meine... all diese Gefühle in deinem Inneren und du ... Eis? Nicht Feuer? Oder, oder Sturm?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 20. Okt 08, 22:07
Wiedereinmal blickte Auranius sie fragend an.

Es ist höchstens möglich, dass du es mir sagen könntest. Bei mir habe ich nichts gespürt, ich habe tief und fest geschlafen. Ich habe im Moment keine ausreichende Erklärung dafür.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 20. Okt 08, 22:28
Jelena schüttelte den Kopf, sie hatte heute Nacht keine Antworten mehr.
Stattdessen wickelte sie sich das Tuch welches immer an ihrem Gürtel hing um den unteren Teil des Gesichtes und zog die Kapuze wieder auf den Kopf, bevor sie sich wieder hinlegte.
"Schlaf, Auranius. Über alles andere sprechen wir morgen, wenn wir unterwegs sind."
Sie machte wieder Platz für Auranius und schlief in dem Augenblick in dem ihr Kopf ihre Tasche berührte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 20. Okt 08, 22:33
Auranius wickelte sich ebenfalls in seine Gewandung ein und schlug die Kapuze tief ins Gesicht. So etwas wie gerade sollte nicht noch einmal passieren.
Als er sich komplett eingewickelt hatte, und sich zur Ruhe gelegt hatte dauerte es ebenfalls nur wenige Momente bis er erneut in einen tiefen Schlaf viel.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 21. Okt 08, 20:41
Der nächste Morgen dämmerte bereits nach wenigen Stunden und Jelena wachte von der Kälte auf, dankbar für die Wärme, die Auranius neben ihr ausstrahlte. Sie wickelte sich vorsichtig aus ihrem Mantel und begann das Holz für das Feuer zu schichten, während sie darauf wartete das Sperber sich bei ihr meldete.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 21. Okt 08, 20:52
Das erste, was er am frühen Morgen spührte, war sein Nacken. Stöhnend setzte er sich auf und rieb sich die schmerzende Körperstelle. Die Tasche mit den Verbänden, die er als Kopfkissen genutzt hatte, war im Schlaf aufgegangen und hatte sich entleert. Mit noch vom Schlaf verengten Augen tasteten seine Hände erstmal alle weißen Rollen wieder zusammen um sie in die Tasche zu stecken, ehe er sich aufsetzte.
Mit blassem Gesicht und zersausten Haaren sah er dann erstmal sitzend in die Ferne, ehe er etwas zu realisieren schien und Jelena an der Feuerstelle erkannte.
"Einen guten Morgen, Meisterin" nuschelte er und bewegte probehalber die Schultern.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 21. Okt 08, 20:55
Der Morgen kam viel zu früh für Auranius. Er vergrub noch einige Momente den Kopf in seiner Kapuze, um das Aufstehen noch ein wenig herauszuzögern.

Einen wunderschönen guten Morgen, versuchte er zu sagen aber sein Körper schien ihm angesichts der frühen Stunde den Dienst zu noch zu versagen.

Langsam hob er den Kopf und machte sich auf den Weg zur Feuerstelle. Seine Augen waren zwar immer noch nicht ganz geöffnet, aber er versuchte trotzdem die Personen zu begutachten die Jelena in ihrem Treck hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 21. Okt 08, 21:12
"Guten Morgen!" antwortete Jelena und gähnte, so dass ihre Kiefer knackten.
Ihre Hände wollten nicht so recht gehorchen, als sie versuchte mit Feuerstein und Stahl zu hantieren.

Sperber tauchte aus dem Unterholz auf und erstattete Meldung, so wie es aussah waren sie bis jetzt unentdeckt geblieben. Wenn sie wollten das es so bleibt, dann mussten sie sich beeilen.
Jelena zuckte müde mit den Schultern, es war sowieso kein Frühstück da, welches sie hätten einnehmen können. Sie klopfte ihrem Lehrling auf die Schulter und reichte ihm das Feurzeug, während sie eine kleine Runde durch das improvisierte Lager drehte.
Die Flüchtlinge waren in leidlich besserem Zustand, nachdem sie die kurze Rast in Johanns Lager hatten machen konnten, mit ein bißchen Glück würden sie alle lebendig ankommen.
Jelena nahm das Höhrrohr aus ihrer Tasche und untersuchte die schwangere, junge Frau, wobei sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein Lächeln in ihr Gesicht stahl.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 21. Okt 08, 21:31
Als Auranius die Flüchtlinge sah, beschlich ich ein schlechtes Gefühl.

Die Schwangere und ihr Kind schienen wohlauf zu sein, zumindest sah Jelenas Gesichtsausdruck danach aus, aber in was für eine Zukunft würde es geboren...

Er wandte sich von den Flüchtlingen ab und schaute kurz zu Luthor hinüber. So kam es dann das ihm doch noch ein Lächeln in das Gesicht kam, es schien anscheinend jemanden zu geben der es noch weniger mit den frühen Morgenstunden hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 22. Okt 08, 00:43
Luthor schlug mit geschlossenen Augen die Feuersteine aneinander, wobei er sich dann so feste auf die Finger schlug als er abrutschte, dass die Müdigkeit verflog und dem Schmerz wich. Ein paar Tierarten verfluchend und miteinander liierent später prasselte dann doch ein kleines Feuer.
Er stand auf, rieb sich die vom Hocken nun taub gewordenen Beine und trat ein paar Mal auf der Stelle. Er schenkte Auranius ein freundliches gesicht und winkte dann grinsend ab, er wusste was der Mann nun dachte "Mir wären ein paar Stunden mehr auch gut bekommen" grinste er ihm zu und stelllte sich hinter Jelena, nachdem er die Frau, die das Kind erwartete, freundlich gegrüßt hatte. Sie befand sich schon in besserer Verfassung als  er sie in der Taverne in das erste Mal gesehen hatte. Die Wunde auf ihrer Hand zeugte von keiner Entzündung mehr und sie hatte wieder etwas mehr farbe im Gesicht. Was dem Kind bestimmt auch gut tat.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 22. Okt 08, 08:29
"Wenn sie nicht überanstrengt wird, dann haben wir vielleicht noch 7 Tage bevor das Kind kommt." erklärte Jelena ihrem Lehrling und legte seine Hände mit festem Griff auf den Bauch, um ihm zu zeigen wie er das Kind tasten konnte.
"Das Kind dreht sich vor der Geburt von selbst, so dass es mit dem Kopfe zuerst kommt, daran kannst du meistens sbschätzen wie lange es noch dauern wird..."
Jelena wollte noch weiter erklären, aber der Weibel der Reichsgarde kam eilenden Schrittes auf sie zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
"Was auch sonst..." murmelte Jelena mehr zu sich selbst, als sie sich straffte und die versprengten Menschen zusammenrief.
Offenbar war ein Spähtrupp des Lupus gesichtet worden, wenn sie jetzt aufbrachen, dann konnten sie ihn noch umgehen, bevor es zu einem Scharmützel kam.
Binnen weniger Augenblicke waren alle Feuer gelöscht und die Spuren so gut es ging beseitigt. Alle schulterten ihr Bündel und marschierten weiter.
Trotz der Kälte nahm Jelena ihren Umhang ab, so dass ihre Arme und Hände frei waren. Sie kramte eine Weile in ihren Taschen herum, bis alles in Reichweite war, überprüfte den Sitz ihrer Dolche und nahm schließlich zwei Phiolen in die Hand.
"Bleib an meiner Seite und presche nicht los, bevor ich es nicht sage, mein Lehrling!"
sagte sie Luthor eindringlich, als sie an die Spitze des Trecks gingen.
"Kennst du diese noch, Auranius?" fragte sie ihren Freund und zeigte ihm kleine Phiolen mit milchig trübem Inhalt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 22. Okt 08, 12:22
Eines Tages wirst du dein Haus noch wegen einer dieser Dinger in die Luft jagen,sagte er mit einem eher ironischem Unterton

Auranius hatte die kleinen Bomben relativ svhnell erkannt die Jelena ihm gerade zeigte.

Du solltest nur aufpassen, dass du nicht aus versehen über einen Ast stolperst und die Dinger sich verselbstständigen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 22. Okt 08, 13:57
"Na, was ein Glück, dass ich von Nomaden abstamme und kein Haus besitze, oder?"
antwortete Jelena spitz, während sie die Phiolen wieder in ihrer Gürteltasche verstaute.
Sie wandte sich ihrem Lehrling zu: "Wenn ich Auranius Vetter nenne, dann musst du an meiner Seite bleiben und dafür sorgen, das niemand in meine Wurfbahn läuft, verstanden? Es könnte sonst sehr unangenehm werden."
Sie grinste Auranius an: "Das Salmar-Manöver?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 22. Okt 08, 15:21
Die Frage ist eher ob es dieses mal auch so gut funktionieren wird. In Salmar haben wir fast nur gesunde Begleiter gehabt, hier sieht die ganze Sache allerdings schon anders aus. Jeder Lupus Umbra Soldat der etwas schlauer als ein Stein ist wird erkennen, dass es sich bei uns um Flüchtlinge handelt.

Er rieb sich Müde die Augen.

Von mir aus können wir es gerne versuchen, allerdings solltest du deine kleinen Freunde nicht zu tief in die Tasche stecken.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 22. Okt 08, 16:40
"Ich meinte damit auch mehr, dass du dafür sorgst, dass der Wind richtig steht und nicht, das wir uns als Händler ausgeben. Die Zeit für Verkleidungen ist vorbei, jetzt müssen wir schnell und brutal sein. Wenn wir durchhalten sind wir in weniger als einem Tag da, wenn wir rasten müssen, dann in anderthalb."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 22. Okt 08, 17:28
Luthor schloss aus dem Gespräch zwischen ihnen, dass in dem Gebräu dieser Phiolen eine sehr unangenehme Überraschung stecke und er nickte pflichtbewusst, als seine Meisterin ihm Anweisungen gab. Er sah kurz über die Schulter zurück den Flüchtlingstreck entlang. -Ein paar von ihnen können sich nicht einmal richtig auf den Beinen halten, wie sollen wir da einen Kampf überstehen?- Er dachte lieber nicht weiter darüber nach sondern sah wieder nach vorne,die Hand verkrallt in den Kopf des Streitkolbens, der an seiner Seite hing.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 23. Okt 08, 00:54
Das mit dem Wind sollte zu schaffen sein, nur sollten wir uns möglichst zügig auf den Weg machen. Die meisten sind eher schlecht zu Fuß und wenn du deinen Zeitplan einhalten willst, dann müssen sie sich wohl an den Rand ihrer Kräfte bringen. Ich bin deswegen auch dafür, dass wir es erstmal nur damit versuchen schnell und eher unauffällig zu sein. In dem Moment in dem du deine Überraschung wirfst könnten wir genauso gut ein Leuchtfeuer anzünden.

Er nahm einen Schluck aus einer kleinen Flasche die er in seiner Tasche trug.

Gibt es sonst noch etwas von dem ich wissen sollte?
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 23. Okt 08, 09:18
"Nichts, was im Moment wichtig genug wäre. Los geht's!"

Der kleine Treck zog los und schlug ein schnelleres Tempo an, während sie sich stetig gen Norden hielten. Es kam wie es kommen musste, die Abstände zwischen den einzelnen Flüchtlingen wurden größer und es war schwierig sie beisammen zu halten. Jelena redete mit Engelszungen auf sie ein und wo das nichts mehr half, griff sie zu brutaler Härte.
Jedes Mal, wenn Hass in den Augen der abgekämpften Menschen aufglomm, hasste sie sich selbst, aber dieser Hass gab ihnen die Kraft für einige weitere Meilen.

Die Götter schienen ihnen hold zu sein, denn die Abenddämmerung brach bereits an, als sie Rasten mussten und bis jetzt waren sie auf niemanden gestossen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 23. Okt 08, 10:54
Als der Treck angehalten hatte und alle begannen zu rasten, ging Auranius zu Jelena.

Was denkst du wie lange wir noch brauchen werden? Ehrlich gesagt habe ich keine Lust noch eine Nacht hier draußen zu verbringen. Ich würde heute Nacht lieber ein Dach über dem Kopf haben, dieses Schlafen unter freiem Himmel zehrt langsam an meinen Nerven.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 23. Okt 08, 11:26
Jelena sah ihn müde an, zu müde um zu antworten.
Sie hatte die Röcke geschürzt, so dass sie leichter durch das Unterholz kam und streckte nun müde die Beine aus, die bis zu den Knien mit Schlamm bespritzt waren, während sie den Rücken gegen einen Baum lehnte.
Der Weg, dem sie gefolgt waren, war mehr ein Wildwechsel als ein rechter Pfad gewesen, aber immer noch besser, als sich quer durch den Wald schlagen zu müssen.
"Ich weiß es nicht." antwortete sie heiser und suchte nach ihrem Wasserbeutel.
"Vielleicht noch 5 Stunden, vielleicht 7. Vorrausgesetzt wir müssen keine Umwege machen."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 23. Okt 08, 11:45
Dann lass uns nicht zu lange Rast machen, je eher wir aufbrechen erreichen wir auch die Nordfeste und ich denke die Flüchtlinge werden es dir auch danken, wenn sie einen Tag früher die Feste erreichen.

Er nahm ebenfalls einen Schluck aus dem Wasserbeutel und lehnte sich danach an einen Baum. Sein Gesichtsausdruck war müde und seine Stirn von Schweiß bedeckt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 23. Okt 08, 11:57
"Es nützt nichts, wenn sie alle unterwegs tod umfallen, Auranius. Wir müssen etwa eine stunde...."
Jelenas Stimme wurde von einem lauten Stöhnen und einer panischen Männerstimme unterbrochen.
Jelena wurde auf einmal bleich, sie konnte sich schon denken, was gerade passierte.

"Oh süße Zlatica, das auch noch!" seufzte sie und versuchte sich hochzustemmen um zu der jungen Frau zu humpeln, denn so wie es aussah hatte das Kind keine Lust mehr zu warten.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 23. Okt 08, 12:08
Auranius schlug mit dem Hinterkopf gegen den Baumstamm.

Das hat jetzt auch noch gefehlt.

Er griff in seine Tasche und holte wieder die kleine Flasche herraus, aus der er sich dann einen kräftigen Schluck genehmigte, es könnte eine lange Nacht werden.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 23. Okt 08, 12:12
Jelena versuchte den Mann zu beruhigen, bis es ihr schließlich zu viel wurde und sie ihn vor die Wahl stellte, den Mund und die Hand seiner Frau zu halten oder niedergeschlagen zu werden.
Offenbar wählte er die erste Möglichkeit, denn ab da war nur das unterdrückte Stöhnen der Frau zu hören.
Die Heilerin untersuchte die Frau schnell und gründlich und sah sich dann suchen nach ihrem Lehrling um.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 20:33
Der Lehrling hatte sich gerade gesetzt um seine schmerzenden Füße wenigestens ETWAS Pause zu gönnen, als er das Gestöhne der Frau ebenfalls hörte. Er sah sich sitzend um -Die Schwangere? Oh nein, ausgerechnet jetzt ...- Er rappelte sich wieder auf und schob sich an einigen Flüchtlingen vorbei.
Wie schon erwartet war Jelena bereits bei ihr.
Er schob den Mann der Frau, den er bereits schon einmal auf der Flucht ermahnt hatte, mit sanften aber beständigen Druck, mit der Hand auf der Schulter etwas beiseite um neben seiner Meisterin Platz zu nehmen.

"Es ist so weit ..." murmelte er überflüssigerweise und sah dann Jelena an
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 20:42
"Und zu früh... es hat sich nicht gedreht... wir werden nachhelfen müssen..." murmelte Jelena während sie sich die Ärmel hochkrempelte und ihre Tasche abnahm.
"Bitte Auranius ein Feuer zu machen, es muss möglichst heiß sein... setze dann den kleinen Kessel mit Wasser auf und lege das feine Skalpel in die Glut."

Sie zögerte als sie die Handschuhe ausziehen musste, aber die Frau stöhnte wieder und kurz entschlossen zog sie sie aus und steckte sie an den Gürtel. Sie untersuchte den Bauch noch einmal genau, während sie darauf wartete, dass das Feuer fertig war.
Als Luthor wieder vor ihr stand, bemerkte er, dass seine Meisterin Schweißperlen auf der Stirn hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 20:46
Luthor hatte getan wie geheißen und die angewiesenen Sachen mit etwas zittrigen Händen erledigt.

Er kniete sich neben sie, sein Blick fiel zuerst in ihr Gesicht, er zog das Tuch welches er als Band um seine Bundhaube gewickelt hatte, ab und reichte es ihr.
"Sagt mir, wie ich Euch helfen kann..." meinte er ernst und sah dann auf die Hände, die auf dem Bauch der Schwangeren lagen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 20:50
"Wir brauchen jemanden, der sie festhält und ein Beißholz... ich habe nichts betäubendes mehr das ich ihr geben könnte. Dann werden wir versuchen das Kind zu drehen..."
Jelena sprach gedämpft und ruhig, aber Luthor konnte in ihren Augen sehen, dass sie keine große Hoffnug hatte.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 20:55
Er nickte, kam aus der Hocke wieder herraus und rief den Mann der Frau wieder zu sich, der froh war dass er etwas tun konnte und wahrscheinlich sowieso Ärger gemacht hätte, wenn jemand anders außer die beiden Heilkundigen und er sie berührt hätten. Dann lief er zu seinen Reisesachen und zog einen hölzernen Griffel aus seinem Beutel, zu welchem ihn ohnehin eine Feder fehlte.

"Reicht dies hier aus?" fragte er sie nachdem er sich wieder neben ihr niedergelassen hatte und den Mann beschwörend ansah
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 21:04
Jelena nickte und nahm es ihm aus der Hand. Sie wusste das es keine gute idee war, den Mann miteinzubeziehen, aber solche Erfahrungen muusste Luthor selbst machen. Sie sprach die Frau leise und beschwörend an:
"Hör zu, Kleine! Du wirst jetzt auf dieses Holz beißen und wenn die Schmerzen zu groß werden, dann wirst du dich in die Arme krallen, die dich festhalten. Du wirst jede Unze Kraft, die du besitzt, dazu nutzen um zu pressen, aber nur, wenn ich es sage, verstanden? Ich weiß das es weh tun wird und ich weiß, dass du Angst hast, aber wenn du dich anstrengst, dann schaffen wir das, in Ordnung?"
Sie klemmte ihr das Beißholz zwischen die Zähne und positionierte dann die Hände Luthors auf dem Bauch der Schwangeren.
"Wenn die nächste Wehe kommt, werde ich versuchen das Kind zu drehen und du wirst dagegendrücken, verstanden?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 21:07
"Äh..was..ja.." er schüttelte den Kopf um diesen klar zu bekommen. Unter seinen Händen spührte er das Kind deutlich. Er mahnte sich zur Ruhe "Ich werde mein Bestes geben" meinte er dann schon etwas gefasster und rückte sich etwas zurecht und holte tief Luft
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 29. Okt 08, 21:08
Auranius hatte in der Zeit das Feuer in Gang gebracht und schaute hinüber zu Jelena und Luthor. Er entschloss sich etwas näher an sie heran zu gehen, falls sie etwas Hilfe gebrauchen sollten.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 21:17
Die nächsten Stunden dehnten sich in die Ewigkeit und jeder Augenblick davon wurde verzweifelter und blutiger.
Die Nacht war bereits vorangeschritten und die Gebährende erschöpfte sich in einem nutzlosen Kampf, während das Leben Tropfen für Tropfen aus ihr heraussickerte.
Jelena war inzwischen völlig grau im Gesicht und schien sich nur durch reine Willenskraft auf den Beinen und bei Bewußtsein zu halten. Sie kämpfte verzweifelt darum das Kind durch die Geburt zu leiten, aber es hatte sich mit einer Schulter im Becken der Mutter verkeilt und es ging weder vor noch zurück.
Der Vater war irgendwann von anderen Flüchtlingen beiseite genommen und besinnungslos betrunken gemacht worden.
Jelena sah Luthor ausdruckslos an: "Mutter oder Kind?"
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 21:29
Daraufhin sah er sie entgeistert an, blass wie der Mond, der hinter schweren Wolken immer wieder hervorlukte. "Mutter oder Kind?" stammelte er ihr fassungslos nach "Meisterin, wer entscheiden solche Fragen??" Er wagte es nicht, zu ihrem Problem zu schauen. Doch in seinem Kopf arbeitete es bereits. Die Frau würde hoffnungslos geschwächt sein, dazu noch geistig instabil, da ihr Kind sterben würde. Auf der anderen Seite hätte das Kleine wenig Chancen zu überleben, es war kalt, sie waren auf der Flucht und beide Lebewesen könnten ihr Vorrankommen erschweren und sogar zum Scheitern bringen.

"Was denkt Ihr?" meinte er dann fast bettelnd. Tränen standen ihm in den Augen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 21:46
"Sie hat zu viel Blut verloren. Wenn wir das Kind jetzt holen, dann hat es eine Möglichkeit zu überleben. In der Feste wird sich jemand finden, der es annimmt, falls der Vater es nicht schafft."
Jelenas Stimme klang ruhig, mechanisch, so als würde sie eine vorher festgelegte Rolle in einem Stück sprechen. Nur, dass dies hier kein Spiel war.

Sie nahm eines der Skalpelle zur Hand und bedeutete ihrem Lehrling die Lampe hoch zu halten.

"Sieh genau hin, Luthor, so schwer es auch ist, du musst lernen..."
Jelena arbeitete schnell und konzentriert, schnitt durch die Muskeln und schließlich die Schichten die das Kind umschlossen. Mit einem Ruck nahm sie das Neugeborene an den Beinen und befreite es aus dem Körper der Mutter. Sie legte das Kind in die Arme einer der Frauen, die sich sofort daran machten es abzurubbeln. Bereits kurz darauf war ein schwaches Quäken zu hören, offenbar war es für das Kind gerade rechtzeitig gewesen.
Jelena nahm Nadel und Faden in die Hand um die Gewebe und Muskeln zusammenzufügen, aber es war zu spät. Ihr Atem war immer flacher geworden und bald darauf ganz verstummt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 21:55
Er zwang sich, den Blick auf das Geschehen zu richten, so schwer es auch war, aber als das glühende Metall die Haut, Muskeln und das Fleisch der Frau zerschnitt, um ein neues Leben herauszuziehen, arbeitete sich ein Würgerreiz von tief unten in seinem Magen bis zu seiner Kehle hinauf, was ihm nur knapp gelang, hustend wieder herunterzuzwingen. Er hatte in seiner vergleichsweise zu anderen Völkern kurzen Zeit schon viel gesehen. Klaffende Wunden, schlimme Knochenbrüche und verbrannte Leiber, Menschen,die in ihrem Blut und Erbrochenen lagen und mit keuchender Stimme um ihr Leben bettelten, all das hatte sich im Laufe in sein Gehirn gebrannt und manchmal sah er es nachts. Doch er hatte gelernt, damit halbwegs zu leben.
DIES allerdings war ihm etwas zu viel. Er kniff die Augen zusammen, versuchte regelmäßig zu atmen und lehnte sich dann vor, um eine Hand der Sterbenen zu greifen, ihr über die Stirn zu fahren.
Teils, um ihr in den letzten Momenten des Lebens beizustehen, teils um sich auch etwas von ihrem Anblick zu befreien und sich auf das wächserne Gesicht zu konzentrieren.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 22:09
Jelena legte die Nadel beiseite, und blieb einen Augenblick lang einfach nur starr sitzen, während sie versuchte sich zu erinnern, was sie jetzt tun musste.
Sie bat Auranius mit einem Blick um Wasser und wusch sich die Hände und das Gesicht, anschließend den Leib der Frau, die gestorben war um ihr Kind auf die Welt zu bringen.
Sie hüllte sie in eine Decke und bettete ihren Kopf in ihren Schoß. Krächzend und holprig, aber trotz allem melodisch sang sie ihre Seele heim, während sie Luthors Hand hielt.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 29. Okt 08, 22:12
Luthors Hand krallte sich dabei in die ihre, während sein Blick starr ins Leere gerichtet war. Ihr Gesang drang nicht richtig zu ihm hindurch, er schien sich in sich selbst zurückgezogen zu haben. Gedanken jagten einander so schnell, das er selbst nicht mehr nachkam, aber auch gar nicht das verlangen hatte, dies zu tun.
Er kaute auf der Innenseite seiner Wange..
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 29. Okt 08, 22:20
Auranius stand bei Jelenas Gesang etwas abseits von ihnen und während sie sich um Luthor kümmerte, entschloß er sich in der nähe des Weges nach einer Stelle für ein Grab umzusehen.
Es war eine Stelle zwischen zwei Bäumen, die ihm passend erschien und so begann er damit für die Frau ein Grab auszuheben.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 29. Okt 08, 22:37
Jelena löste sanft ihre Hand aus Luthors Griff und hüllte sich gegen die schneidende Kälte in ihren Mantel und ihre Handschuhe. Die Heilerin sah nicht gut aus. Ihre Haut hatte einen grauen Ton angenommen und ihre Augen glänzten fiebrig.
"Wir haben alles versucht, Luthor. Vielleicht sogar mehr als andere unter diesen Umständen. Wie haben ihr Kind gerettet, auch wenn wir sie nicht retten konnten."
Jelena war kurzatmig geworden und die Wort kamen seltsam abgehackt heraus.
Sie stand auf und machte Platz für die Männer, die Auranius zur Hand gingen und schließlich den Leichnam der jungen Mutter ergriffen und ins Grab trugen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 30. Okt 08, 08:41
Luthor stand an ihrer Seite und bemerkte den Wind und die Kälte erst langsam an sich hochkriechen.
Er nickte ihre Worte ab und sah dem in die Decken gewickelten Leib nach, wie er zu der Grube getraten wurde, die das Grab werden würde. Er hob seine von der Kälte tauben Finger zum Gesicht und wischte sich unbeholfen darüber, dabei ließ er langsam die Luft aus den Lungen entweichen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 30. Okt 08, 09:38
Jelena taumelte mehr als sie ging und ließ sich einige Schritte weiter mit dem Rücken an einem Baum zur Erde gleiten.
Sie nahm ihr Umschlagtuch aus grauer Wolle und ließ sich das Kind reichen, das inzwischen leise wimmerte, während eine der anderen Flüchtlingsfrauen es hin und her wiegte.
Jelena betrachtete den kleinen Jungen, der sie aus großen, blauen Augen ansah, als ob er etwas von dem verstehen würde, was um ihn herum passierte.
"Willkommen, Sretschko, auf dieser Welt und in diesem Leben." begrüßte sie ihn leise. "Glück sollst du heißen, denn es stand an deiner Seite, als du ins Leben kamst."
Sie schlang den Jungen in ihr Tuch und knotete es sich anschließend um die Schultern, so dass das Kind sicher und warm an ihrer Brust ruhte.
Nach kurzer Zeit war Sretschko eingeschlafen und auch Jelenas Augen fielen zu, doch sie griff noch einmal nach Luthors Hand: "Hadere nicht mit Dir und nicht mit den Göttern, Lehrling. Es wird keine Antworten bringen und nur Bitternis in deinem Herzen säen. Es war uns nicht vergönnt beide zu retten. Dies ist die schwerste aller Lehrstunden, die ich dir geben muss. Zu wissen, wann du aufhören musst zu kämpfen und wann du entscheiden musst wer leben wird und wer sterben. Ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt."
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 30. Okt 08, 11:49
Luthor lehnte in der selben Haltung mit ausgestreckten Beinen neben ihr am Baum und drückte kurz ihre Hand, sein Blick ruhte auf dem aufmerksamen Gesicht des kleinen Jungen.

"Das wünschte ich mir auch ..." Er wollte fragen, ob es dann möglich gewesen wäre, das Leben der jungen Frau zu retten, doch was brachte es in dieser Lage, über Wäre, Könnte und Hätte nachzudenken? Zudem war Jelena fast eingeschlafen. Er fingerte zitternd nach der Ampulle mit Schnaps in seiner Gürteltasche , entkorkte sie und nahm einen bitteren Schluck, ehe er den Kopf nach hinten lehnte und in das dunkle Blätterdach über sie zu sehen.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 30. Okt 08, 14:46
Jelena drückte Luthors Hand noch einmal fest, bevor sie sich nach Auranius umsah: "Weck uns wenn der Morgen graut, dann müssen wir es in einem Stück zur Feste schaffen."
Kurze Zeit später war sie eingenickt und hielt den kleinen Jungen sicher im Arm, darauf vertrauend das Auranius sie beschützen würde.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 30. Okt 08, 15:50
Nach diesem Erlebniss hätte er nicht gedacht, Schlaf finden zu können, doch sein Körper hatte keine Kraft mehr, zu wachen und so fiel auch er nach wenigen Atemzüge in einen traumloses Schlaf.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 30. Okt 08, 20:42
Wecken wenn der Morgen graut?! Als würde ich im Morgengrauen wach werden, wenn ich nur einmal die Augen schließe.

Nach diesem Gedanken setzte Auranius sich an das Feuer und beschloss die Nacht lieber garnicht zu schlafen. Er wachte die ganze Nacht hindurch und blickte ab und zu, zu Jelena und Luthor herrüber, aber sie waren in einen tiefen Schlaf gefallen. Wenn die Müdigkeit über ihn herrein brach, ging er ein paar Schritte durch das Lager und wechselte ein paar Worte mit dem einen oder anderen  Flüchtling der ebenfalls nicht in den Schlaf fand.

Als der Himmel langsam heller wurde beschloß er die Beiden zu wecken und fasste sie an den Schultern.

Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 30. Okt 08, 21:10
Jelena blickte ihn schläfrig an und verzog dann das Gesicht, als sie ihre steifen Glieder zu bewegen versuchte. Sie rüttelte Luthor sanft bis er wach war und ließ sich von Auranius auf die Beine helfen.

Binnen kurzer zeit waren alle aufbruchbereit und nach einem stillen Abschied am Grab der Verstorbenen brach der kleine Treck auf.
Die Menschen schleppten sich müde voran, nur darauf bedacht einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mehr als einer war bereit aufzugeben, aber gemeinsam schafften sie es sich gegenseitig zu stützen und weiterzutreiben.
Die Götter schienen ihnen hold zu sein, denn über mehrere Stunden hinweg schafften sie es voranzukommen, ohne das sie auf einen Gegener trafen.

Während des Weges hielt Jelena den Säugling bei sich und träufelte ihm stetig Wasser und Tee ein, während sie ihn unter ihrer Kleidung warm hielt. Obwohl die Heilerin einige Stunden geschlafen hatte, sah sie  immer noch sehr schlecht aus. Die Ringe unter ihren Augen waren dunkler geworden und der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie ging ein wenig abseits der anderen und vermied jede Berührung.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Luthor Kaaen am 30. Okt 08, 21:21
Luthor ging wie seit der gesamten Reise über auch nun an ihrer Seite. Ihm war ihre Verfassung natürlich aufgefallen und wieder einmal machte er sich sorgen um seine Meisterin.

"Wenn Ihr möchtet, kann ich auch einmal den Kleinen nehmen und Euch etwas entlasten" bot er an, und obwohl er ebenfalls keinen sehr wachen und gesunden Anschein machte, glaubte er dennoch etwas gesünder zu sein als sie und ihr damit helfen zu können, indem er selbst für eine Zeit lang das Neugeborene trug.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Auranius am 30. Okt 08, 21:30
Auranius ging einige Schritt hinter den Beiden und so langsam rächte sich die schlaflose Nacht. Die Beine waren schwer und es war schwierig die Konzentration zu behalten, zum Glück musste er nur den anderen folgen und sich nicht alleine den Weg suchen.

Als er Luthors Worte hörte schloß er zu den beiden auf und sprach leise zu Luthor.

Lass sie ich denke nicht, dass das Kind im Moment ihre größte Last ist.
Titel: Re: Der Treck gen Norden - 2. Teil
Beitrag von: Jelena am 30. Okt 08, 21:41
Jelena schüttelte nur müde den Kopf und verlagerte das Gewicht des Kindes auf die andere Hüfte.
Sie schien all ihre Kraft für das Laufen zu brauchen und lächelte ihren Lehrling nur müde an, ohne zu antworten.

Gegen Mittag erreichten sie die Ausläufer des Gebirges und das kürzeste, aber auch anstrengenste Stück ihrer Reise begann. Mühsam plackerten sie sich über die abschüssigen Pfade, bis sie schließlich auf die ersten Reichagardisten trafen, die sie über versteckte Tunnel in die Feste leiteten.

Als sie den großen Hof der Feste betraten wurden sie bereits von vielen Menschen erwartet, die hofften, das Familienmitglieder es noch aus Caer Conway geschafft hatten.
Jelena trat dem Kommandanten der Feste gegenüber, begrüßte ihn und sank dort wo sie stand bewusstlos nieder, so als ob sie in dem Augenblick, in dem ihre Aufgabe erledigt war, keine Kraft mehr hatte um auch nur einen weiteren Schritt zu tun.

*weiter unter: Die Nordfeste  - die Ankunft*