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Der Städtebund von Tangara => Brega => Thema gestartet von: Jelena am 13. Apr 10, 22:16

Titel: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 13. Apr 10, 22:16
Jelena kam spät von der Versammlung im neuen Hauptquartier zurück und betrat den Tempel über einen der Nebeneingänge. Sie warf einen müden Blick auf die Stundenkerze und versuchte ihre verspannten Muskeln im Nacken und den Schultern zu entspannen.
Aber sie wusste, dass sie nur versuchte Zeit zu gewinnen. Zeit und Mut, wenn sie ehrlich zu sich war.
Sie ging einen Gang herunter, der zu den Räumen führte, die rückwärtig zu den Gärten des Tempels hin lagen. Ursprünglich waren her die Räume der Flamen Soli gewesen, aber sie hatten die Räume für die Verwundeten geräumt.
Bereits nach wenigen Schritten schlug Jelena der süßlich-widerwärtige Geruch verwesenden Fleisches entgegen.
Sie lehnte sich gegen die Wand und atmete ein paar mal flach, um sich zu stählen. Sie zog die Flasche mit dem Alkoholauszug aus der Tasche und tupfte einige Tropfen direkt unter die Nase. Die Dämpfe schienen direkt in ihr Hirn zu stechen, aber sie betäubten die Nase und das war im Augenblick wichtiger als alles andere.
Sie stieß sich von der Wand ab und ging den Gang weiter, bis sie vor einer schmucklosen Tür stand. Sie klopfte kurz an und betrat das Zimmer.
Das Innere war schmucklos und bis auf das Bett, einige Schemel und einen Tisch mit einer Waschschüssel leer. Türen und Fenster, die zum Garten hinausgingen waren weit geöffnet, um jede noch so kleine Brise einzufangen.
Es nutzte nichts.
Der Gestank war erbärmlich.
Jelena wappnete sich und trat auf das Bett zu.
Der Mann drehte den Kopf und seine Gesichtszüge verzogen sich zu etwas, das in einem früheren Leben ein Lächeln gewesen sein mochte.
Früher, bevor flüssiges Feuer sich über ihn ergossen und seine Kleidung mit seiner Haut verschmolzen hatte.
"Ich habe an euch gedacht..." flüsterte der Mann mit einer rauhen, gebrochenen Stimme.
"Jetzt bin ich da."
Jelena zog einen Schemel heran und setzte sich ans Bett. Sie griff die rechte Hand, die nahezu unversehrt war und drückte sie.
"Ich habe ihn gefunden und er hat versprochen zu kommen."
"Ich habe gewusst, dass er..." ein quälender Husten unterbrach ihn und Jelena hielt einen Fetzen Tuch an seine Lippen um Blut und mit Ache versetzten Schleim aufzufangen.
"Schhhhhh... nicht reden. Ich kann euch etwas zum schlafen geben, es wird die Schmerzen..."
Ein Kopfschütteln unterbrach sie:
"Ich will klaren Verstandes sein, wenn er kommt."
Jelena nickte nur.
"Singt noch einmal für mich..."
Jelenas Kehle schnürte sich zusammen, aber sie räusperte sich und es ertönte ihre rauhe, melodische Stimme:

Ja ma, ja malena... a suknja sarena... sava je... dunav je...
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 02:37
Die letzten Töne von Jelenas Gesang verklangen langsam, als sich den Beiden eine dunkle Gestalt aus Richtung der Gärten näherte. Vorsichtig, Schritt für Schritt marschierte sie auf Jelena zu und legte schließlich eine behandschuhte Hand auf ihre Schulter.

"Ich habe versprochen zu kommen und hier bin ich!"

Im Widerschein des schwachen Kerzenlichts konnte Jelena Roberts Gesicht erkennen, halb verborgen von einer großen dunklen Kapuze und beschmiert mit Asche und Dreck. Hinter ihm erkannte sie die Schemen von mindestens drei weiteren Personen, die immer wieder mit den Schatten der Ercker und Wände zu verschmilzen schienen. Offenbar war er auf sehr unschönen Wegen bis zum Lazarett gelangt, haftete doch auch ihm der Geruch nach Unrat und Verwesung an. Langsam ging er an Jelena vorbei und beugte sich über den verbrannten Körper, der noch vor kurzer Zeit einer seiner Männer gewesen war, wie er an den Insignien des Feldwaibels erkannte, die sich mit dem Fleisch zu einer einzigen, schwärenden Masse verschmolzen hatten. Dann beugte sich Robert näher und musterte die Reste des Mannes vor ihm genau, bevor der Funke der Erkenntnis in ihm aufging und er mit beinahe väterlicher Stimme zu sprechen begann:

"Ich bin hier Njordin. Dein Oberst ist hier, genau wie Jelena es Dir versprochen hat..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 08:03
Jelena verkrampfte sich einen Augenblick, als sie die Gestalt sah und tastete bereits nach einem ihrer Dolche, aber sie erkannte Robert und außerdem wäre sie sowieso zu langsam gewesen.
Sie löste ihre Hand vorsichtig aus der des Soldaten und stand auf.

"Ruht euch etwas aus, Njordin. Ich werde mit dem Oberst sprechen. Ich werde ihm alles erklären. Er wird sofort wieder kommen..."
Es sah so aus, als ob Njordin sprechen wollte, aber sein Körper wurde wieder von diesem fürchterlichen, feuchten Husten gequält, der allen anwesenden die Tränen in die Augen trieb. Als es vorbei war, nickte er nur und ließ sich wieder in die Kissen sinken.

Jelena berührte Robert am Arm und wies ihm mit dem Kopf ihr auf den Gang zu folgen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 14:38
Robert nickte dem Waibel zu und folgte dann Jelena hinaus auf den Gang. Ein kühler Windhauch umschwebte die Beiden, der jedoch wenig Linderung brachte, wich nun der Geruch nach verkohlten Fleisch dem des Schwefels. Draußen hockten und standen weitere Gestalten, eingehüllt in die gleichen verschmutzten Stoffe, die auch Robert trug, während sie die Umgebung aufmerksam beobachteten. Schließlich lehnte sich Robert an eine der vorstehenden Säulen und zündete sich mit geübten Handgriffen einen seiner Glimmstängel an, die er im Sekretär des Bürgermeisters gefunden hatte. Der aufsteigende Rauch brannte in der Nase, aber letztlich war er noch immer angenehmer als alles andere in dieser verfluchten Stadt.

"Also Jelena, ich höre. Es steht nicht gut um meinen Waibel, das konnte ich sehen..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 15:15
Jelena sah Robert nachdenklich an. Hätte sie noch vor ein paar Tagen mit etwas bissigem auf diese groteske Untertreibung reagiert, so war sie jetzt zu müde. Zu müde und zu leer.
Sie sah den Mann vor sich noch einmal genau an und erinnerte sich an viele, gemeinsame Dinge. Viele Gespräche und vor allem viel Streit, der aber letztlich doch immer ihrer Freundschaft und dem gegenseitigen Respekt gewichen war.

"Er war hier, als wir getroffen wurden... Er hatte einen jungen Mann hierhergetragen und ihn in der großen Halle abgeladen. Er rief mir noch etwas zu, das verdächtig nach Schwefelbraut klang..."
Jelena lächelte kurz, bevor sie weiter erzählte:
"Er war keine drei Schritte gelaufen, als das Geschoss uns traf. Es war keine Explosion, es war ein Wasserfall auf Feuer... es muss das Hauptdach getroffen haben, denn die Oberlichter der Haupthalle barsten und das Feuer ergoß sich im Schwall in den Saal, in dem die Verwundeten lagen..."
Ihre Stimme brach und sie wischte ungeduldig die Tränen weg, die ihr über's Gesicht liefen.
"Sie schrien... Robert...  sie haben das ... Feuer... eingeatmet und schrien... alle Priester Alamars und alle Magier, die in der Nähe waren, haben ihre Kraft in das Feuer geworfen und es erstickt, so dass nur noch einige kleine Herde da waren. Ich hatte noch versucht zu ihm zu kommen... Er hatte sich auf dem Absatz umgedreht, als der Tumult losbrach und war wieder hineingestürzt... er wurde von einer Salve erwischt und stand in Flammen...
Ich habe... ich griff den nächstbesten Eimer und goß ihn über ihm aus, warf ihn zu Boden..."
Sie brach ab und atmete einige Male tief durch, bevor sie weiter machen konnte:
"Ich habe ihm wehgetan, Robert... ich habe die Rüstung von ihm runtergerissen, obwohl seine Haut dran hing... sie musste runter, verstehst du? Wenn die Glieder seines Kettenhemdes sich in den Brustkorb gebrannt hätten... aber ich war zu spät..."
Sie sah Robert mit Augen voller Grauen an:
"Etwa 2/3 seiner Haut sind verbrannt. Er hat das Feuer eingeatmet und seine Lungen beschädigt. Er wird seine Beine nicht bewegen können, weil die Muskeln verkohlt sind... und es hat sich entzündet. Ich habe alles versucht, aber der Dreck hatte sich mit eingebrannt, verstehst du? Er verfault bei lebendigem Leibe..."
flüsterte sie zuletzt, so dass Robert sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 17:30
Robert hörte die Worte der Heilerin und nahm einen weiteren tiefen Zug, während seine Miene einer steinernen Maske glich, die augenscheinlich keine Regung oder Emotion zeigte. Doch Jelena kannte Robert lange genug, als dass sie die kleinsten Zeichen zu deuten wusste. Das kurze Zucken seiner Mundwinkel wenn ihn etwas beschäftigte, das Pulsieren seiner Schlagadern wenn er zornig wurde und der starre, finstere Blick wenn er sein Opfer fixierte, kurz bevor losstürmte um es mit eigenen Händen zu zerreißen. Und so erkannte sie auch jetzt, dass der Tod seines Soldaten dem alten Kämpen nicht gleichgültig war.

"Ich habe viele Männer und Frauen sterben sehen Jelena... Nicht nur hier, sondern an vielen anderen Orten. Und ich weiß, dass flüssiges Feuer eines der schlimmsten Schicksale ist..."

Robert machte eine Pause und zog erneut an dem Glimmstängel.

"Jeder der Männer und Frauen unter meinem Kommando ist bereit auf Befehl hin in den Tod zu gehen! Jeder, mich eingeschlossen! Weißt Du wie sie uns in Fanada genannt haben? In den Straßen und Wirtshäusern?! Neben vielen anderen Namen, war es einer, den ich immer wieder hörte, teils offen, teils hinter vorgehaltener Hand aus Furcht einer von uns könnte in Hörweite sein. Sie bezeichneten uns Valkensteiner als die Bastarde von Krieg und Tod! Es gab sogar eine interessante Zeichnung hierzu, die ich einmal sah. Nun, wahrscheinlich sind wir nicht wirklich die in Wollust gezeugten Sprösslinge dieser zwei Urgewalten, doch manchmal erscheint mir dieser Name passend..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 17:39
Jelena legte Robert die Hand auf den Arm und schwieg einen Augenblick.
"Wir sind das, wozu unsere Götter uns geformt haben..." meinte sie etwas gedankenverloren, "Tormentor ist die Wurzel eures Seins, also seid ihr auch so, wie er es für richtig sieht..."
Sie machte eine kurze Pause, bevor sie scheinbar zusammenhangslos fortfuhr:
"Ich wollte ihn einschlafen lassen... etwas gegen die Schmerzen, ein klein wenig höher dosiert... aber sobald er wieder bei Sinnen war, hat er es mir verboten. Er sagte mir, wenn er vor Tormentor trete, dann wolle er im Geiste unversehrt sein. Wenn es ihm nicht vergönnt sei, durch die Hand eines Feindes zu sterben, dann soll es die Hand eines Freundes sein..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 17:59
Robert zertrat die Reste des Glimmstengels auf dem Boden, bevor er Jelena aufmerksam musterte. Irgendetwas war mit der Heilerin vorgegangen. Sie hatte sich verändert. Auch wenn sie noch immer die war, mit der er es genoß zu streiten, wann immer sich eine Gelegenheit bot, schien auch sie einem Fatalismus verfallen zu sein, der sein eigener hätte sein können. Der Krieg verändert uns alle... Hatte Simon vor einiger Zeit gesagt. Wahrscheinlich hatte er Recht.

"Du hast eine harte Entscheidung getroffen Jelena! Und eine, die ich nicht unbedingt von dir erwartet hätte! Aber du hast richtig entschieden! Und an diesem Punkt endet deine Pflicht und es beginnt die Unsrige! Njordin war einer von Gerhardts engsten Freunden. Sie waren damals beinahe zeitgleich rekrutiert worden und haben auch ihre Ausbildung gemeinsam absolviert."

Robert atmete tief ein.

"Ich bin mir sicher, dass Njordin es gutheißen würde, wenn Gerhardt es ist, der ihm den Segen Tormentors schenkt! Doch wenn er nicht rechtzeitig von seinem Einsatz zurück ist, werde ich es tun!"

Robert atmete tief ein...

"In der Zwischenzeit sollten wir unseren Kameraden nicht allein lassen! Jelena! Lass Bier und Met bringen! Und wenn Du kannst, bestell Marius den Barden hier hin, er müsste sich bei den Lavinia Novizen befinden! Mittlerweile spielt er ganz passabel einige unserer Lieder! Los Leute! Wir werden ein letztes Mal mit unserem Kameraden anstoßen, bevor er heimkehrt in die Hallen Tormentors!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 18:10
Jelena wartete, bis die anderen verschwunden waren, bevor sie Robert noch einmal bedeutete zu warten.
"Du hast mich nie wirklich gefragt, was ich meiner Göttin geschworen habe, Robert. Du hast meine Aussage immer hingenommen und dir gedacht, es wäre das übliche blabla der hochgeistigen Heiler, oder?"
Die Stimme der Heilerin war leise, sie trug nicht weit in der Dunkelheit.
"Ich habe natürlich geschworen zu helfen und Leben zu retten, aber ich habe auch geschworen nicht zu schaden und, was vielleicht noch wichtiger ist... niemals Leiden zu verlängern..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 18:23
Robert hielt kurz inne, wandte sich jedoch nicht um. Seine Stimme bekam einen kalten Unterton...

"Ich habe dich so etwas nie gefragt, weil es letztlich unsere Taten sind, die unseren Schwüre sichtbar werden lassen!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 18:44
Jelena runzelte die Stirn über den Unterton, aber sie antwortete nichts darauf. Sie wusste, das Robert innerlich schrie, litt und tobte. Und sie wusste, dass er sich eher die Zunge rausreissen würde, als es da zu tun, wo jemand es sehen konnte.

Sie folgte Robert in das Krankenzimmer und trat zu dem Soldaten ans Bett:
"Es ist Zeit für mich zu gehen, Njordin. Ich lasse euch zurück in der Obhut eurer Brüder. Ich werde immer an euch denken, wenn über den Mut des heutigen Tages gesprochen wird. Und wenn mich jemand fragt, wessen Mut heller schien, als das Licht der Sterne, dann werde ich sagen, es war Njordin Jorgensson, der Valkensteiner, dessen Herz nicht einmal durch die Feuer der Hölle verdunkelt werden konnte."
Die Heilerin beugte sich vor und drückte dem Mann einen Kuss auf die Stirn.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 19:09
Mittlerweile hatte sich Robert mit seinen Leuten an das Krankenlager begeben und als die Heilerin sich schließlich zum Gehen anschickte trat Robert vor und musterte seinen totgeweihten Kameraden. Dieser hob langsam und unter sichtlichen Schmerzen den Arm zur Brust um seinem Oberst zu salutieren. Wie ein Mann erwiderten die anwesenden Valkensteiner den Gruß, während einige von ihnen die Worte: Überall und Jederzeit! murmelten. Dann beugte sich Robert zu seinem Kameraden herunter, der ihm mit leiser Stimme etwas ins Ohr flüsterte. Kurz darauf erhob sich Robert wieder und wendete sich an Jelena:

"Jelena! Wenn Du nach den Boten geschickt hast, dann kehre bitte umgehend zurück! Njordin wünscht deine Anwesenheit bei seiner letzten Feier! Ach, und sei doch so gut und sieh einmal nach, ob Linnea dort draußen irgendwo herum irrt! Ich hatte sie hinzu gebeten, doch sie wollte zuvor noch nach einigen von ihren Leuten Ausschau halten!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 19:20
Jelenas Hand war bereits am Türgriff und ihre Gestalt spannte sich, als sie Linneas Namen hörte, aber nach kurzer Zeit nickte sie nur und verließ den Raum.

Sie schloß die Tür ganz sachte hinter sich und ging gemessenen Schrittes den Gang herunter, bis sie sicher war, dass sie nicht mehr gehört werden konnte. Dann lehnte sie sich an die Wand und ließ sich langsam herabgleiten, während sie die Fäuste vor das Gesicht presste um ihr Schluchzen zu unterdrücken.
Sie hatte gedacht, sie hätte keine Tränen mehr in sich, aber sie hatte sich geirrt.
Sie kamen jetzt, ungebeten und ungewollt und Jelena wusste, wenn sie weiter funktionieren wollte, dann musste sie sich diesen Augenblick gönnen.
Nach einiger Zeit trocknete sie ihr Gesicht mit dem Ärmel und hievte sich wieder hoch.

Sie betrat die Haupthalle und winkte einen der Helfer zu sich. Sie drückte ihm ein Säckchen Münzen in die Hand und trug ihm auf mit Bier, Met und einem Barden wieder zu kommen und sich genau hier wieder zu melden. Jemand würde ihm die Sachen abnehmen.
Als das erledigt war, wandte sie sich zu ihrem Lager und zog ihre Schürze aus. Kein Blut sollte an ihr sein, wenn sie in den Raum zurückkehrte. Sie wusch sich das Gesicht und die Arme und holte eine schlanke Phiole mit klarer Flüssigkeit aus ihren Vorräten hervor.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Schimmi am 14. Apr 10, 19:25
Auch Ferdi ist in dieser Nacht im Lazarett unterwegs. Er besucht jeden seiner Leute aber auch Verwundete der anderen Gruppierungen. Man sieht ihm an, dass es ihm nicht leicht fällt. Einige der Verwundeten sind schwer von den Verbrennungen gezeichnet. Bei den ersten muss Ferdi noch einen Würgereiz unterdrücken. Sind diese doch eher tot als lebendig. Hier ein tröstendes Wort... dort einmal eine Hand halten.. mehr kann er leider nicht tun für die Männer und Frauen, die tapfer gekämpft haben.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 19:39
Linnea sitzt währenddessen in der Haupthalle an einer Wand gelehnt und lächelt mittlerweile auch wieder. Sie sieht gerade ein paar verletzten Sturmrufern zu wie sie sich mit Dylan und Asghar unterhalten, es scheint ihnen wieder etwas besser zu gehen. Gerne hört sie ihnen zu wie sie die Heldenhaft ausgeschmückten Geschichten ihrer gefallenen Kameraden erzählen und ihrer somit gedenken. Linnea war sich bewusst das sie gräber verdient hätten, doch hatte sie sich entschieden sie dem Feuer zu übergeben und somit die Asche dem Wind mitzugeben, sie hatte dabei geweint, so das ihre Männer es sehen konnten, dennoch sah sie stolz aus dabei, stolz solche Männer unter ihrem Kommando zu haben. Das ist nun einige Stunden her und nun sitzt sie hier, ein kleines bisschen ruhe in den sonst so unruhigen Tagen. Linnea sah Jelena, doch war sie zu schwach aufzustehen um mit ihr zu reden, über was auch? Sie hätte sicherlich keine Worte rausgekriegt während sie in die Augen der Meisterin geschaut hätte, also sitzt sie einfach da und schließt die Augen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 19:40
Während Jelena, Linnea und Ferdi noch außerhalb des Raumes umherstreiften, konnten sie plötzlich die durch eine schwere Holztür gedämpften Stimmen von Robert und seinen Männern vernehmen. Kehliges Lachen wechselte sich ab mit Gesprächsfetzen wie "damals"... "genau, als wir"... "erinnerst du dich" und wurde nur länger von kernigem Gesang unterbrochen in einer Sprache, die so nicht in Engonien beheimatet war.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 19:47
Jelena packte die Phiole in die Tasche und richtete sich wieder auf.
Sie ließ den Blick schweifen und sah Linnea im Kreise der überlebenden Sturmrufer. Sie sah müde aus und so unglaublich jung...
Die Heilerin seufzte. Diese Nacht würde eine der wichtigsten für sie als Kommandantin werden und auch wenn sie Linnea am liebsten dort sitzen lassen würde, so wusste sie doch, dass sie ihre Schülerin vor diesen Dingen nicht beschützen konnte.

"Linnea? Komm, Robert wartet auf uns."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 19:50
Sie erschrickt, öffnete die Augen und schaut in das müde Gesicht ihrer Meisterin "Oh ja ... äh ich komme!" Sie rafft sich auf, streicht ihren rock glatt, nickte den Sturmrufern zu und schenkt ihnen ein lächeln welches signalisieren soll das alles in ordnung ist dann folgt sie Jelena.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 19:53
Jelena führte Linnea durch ein Gewirr an Gängen tiefer in den Tempel und blieb dann kurz stehen.
Sie musterte die junge Frau und ihr Blick blien an ihrem rechten Auge hängen.
Als sie ihre Frage stellte, war es wahrscheinlich nciht die, die Linnea erwartet hätte:

"Bist du bereit für das, was kommt?"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 19:59
Ganz verwundert schaut sie Jelena an "... ich hoffe doch?!" die eigentliche aussage klang mehr wie eine frage, man sieht Linnea an das sie verwirrt ist.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 20:11
Jelena schloß kurz die Augen und öffnete sie erst nach einigen Augenblicken wieder. Ihre Augen waren wie ein stürmischer Nachthimmel in dem man ertrinken konnte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, dann waren es wieder die grünblauen Augen, die sie kannte.
"Da drin ist ein Mann, der bei lebendigem Leibe verbrannt ist. Er wird heute nacht sterben, weil er es will und so, wie er es will. Er wird jetzt Abschied von diesem Leben nehmen. Du und ich, wir werden dabei sein. Ich, weil er es so will, du, weil du dadurch mehr lernen wirst, als andere es in einem ganzen Leben tun werden. Mir blutet das Herz, weil ich dir all das gerne ersparen würde. Aber deine Meisterin weiß, dass dich das zu einem besseren Kommandanten machen wird, als alles andere."

Sie sah Linnea aufmerksam an:
"Bist du bereit für das, was heute nacht kommt?"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 20:19
Die Welt um sie dreht sich. Gedanken in ihrem Kopf rotierten sodass ihr Kopf anfing zu glühen, ihre wangen färben sich rot und auch die augen sammeln sich wieder die tränen doch diesmal schluckt sie diese runter nicht vor Jelena! denkt sie und schaut dabei auf den Boden.
Linnea sammelt sich, atmet tief ein und blickt dann wieder auf "Ja ich bin bereit! Für diese Nacht und das was in der Zukunft noch kommen mag!" spricht sie mit fester und ernster stimme.
Wenn es einen Weg gibt der der Richtige ist, dann muss es wohl dieser hier sein, so fühlt und denkt Linnea es.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 20:24
Kühle Finger fassten sie am Kinn an hoben ihren Kopf sanft an. Jelena nahm Linneas Gesicht in die Hand und streichelte ihre Wange.
"Schäm dich deiner Tränen nicht, Linnea. Auch dort drinnen nicht. Komm. Es bleibt nicht mehr viel Zeit."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 20:27
Unmerklich laufen die Tränen über ihr Ruß verdrecktes Gesicht während Linnea ihrer Meisterin folgt.
Das Gesicht dem Boden zugewandt und den rock gerafft laufen sie durch den Tempel.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 20:32
Kurz darauf standen Jelena und Linnea vor der hölzernen Türe, hinter der noch immer das kehlige Lachen der Valkensteiner ertönte. Dann öffnete sich die Türe und ein finster dreinblickender Grenadier winkte die beiden herein. Robert saß neben der Liege des Totgeweihten und schien gerade in einer seiner Geschichten vertieft zu sein. Als er jedoch die beiden hereinkommen sah, sprang er auf und drehte sich zu ihnen.

"Sieh da! Hey, Njordin, deine Ehrengäste sind da! Ich hoffe die Diener mit dem Bier folgen Euch auf dem Fuße!"

Robert drehte sich ein wenig und gab den Blick auf seinen Feldwaibel frei. Seine Kameraden hatten ihn aufgerichtet und ein beinahe sauberer Wappenrock war im übergestriffen worden auf dessen weißer Seite sich bereits jetzt dunkle Flecken zeigten. Zwei kriegsgezeichnete Gamben sorgten dafür, dass Njordin nicht wieder darnieder fiel. Ein kurzes Lächeln zuckte durch die verbrannte Masse, die früher einmal sein Gesicht gewesen war, als die beiden Neuankömmlinge den Raum betraten.

"Njordin, das ist Linnea, die neue Kommandantin der Sturmrufer! Sie ist es, der Du heute eine wichtige Lektion beibringen wirst!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 20:36
Der Gestank traf sie noch vor den Stimmen. Jelena zog den Alkohol vor und tupfte Linnea und sich einige Tropfen unter die Nase.
Nach enigen Schritten klopfte Jelena an eine schmucklose Holztür und trat kurz danach ein, dicht gefolgt von Linnea.

Sie lächelte Njordin zu und antwortete Robert:
"Schick einen deiner Soldaten nach vorne, er kann die Getränke in Empfang nehmen. Ich weiß allerdings nicht, ob er es geschafft haben wird einen Barden aufzutreiben. Wobei ich das um unser aller Seelenheil willen hoffe. Ich hab dich einmal singen gehört, Robert..."
Jelena schauderte gespielt und ließ sich auf einen Schemel plumpsen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 20:57
Der Alkohol sticht ihr in der Nase, doch schützt er vor dem Erbrechen.
Sie betreten das Zimmer, Linnea schaut zwischen den Männern im Raum und Jelena hin und her, sie nickt kurz und lächelt sacht.
Nachdem Linnea sehen kann wer dort im Bett liegt, spannt sie ihren körper an um nicht ins schwanken zu geraten. Immernoch rinnen tränen ihr gesicht runter, doch sie lächelt den Verbrannten Valkensteiner tapfer an "Es freut mich euch kennenzulernen.." spricht sie leise dann lässt auch sie sich auf einen schemel neben ihrer Meisterin sinken.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 21:16
Robert blickt Linnea aus harten Augen an, doch selbst er kann es ihr nicht verdenken, trotz der Dinge, die er bereits gesagt hatte.
Auf seinen Wink hin stürmten zwei der Grenadiere nahe der Türe hinaus und verschwanden in der Dunkelheit. Es dauerte einige Zeit bis sie zurückkehrten, doch dann waren sie beladen mit zwei Fässern und einer Reihe hölzerner Humpen die schon kurz darauf mit frischem Bier gefüllt waren. Den ersten Humpen reichte Robert an Njordin, der diesen mit der Hilfe eines weiteren Grenadiers umklammert hielt. Dann schenkte er weiter aus, bis jeder im Raum einen vollen Humpen hatte. Als er Jelena den Humpen reichte, nickte er ihr kaum merklich zu, doch als er Linnea den Humpen entgegenhielt griff er ihr mit der anderen Hand unter das Kinn, bis sie ihm in die Augen sah. Dann wendete er den Kopf, blickte in Richtung Njordin und flüsterte: "Es ist so wie es sein sollte!" Schließlich reichte er ihr den Humpen und stapfte zurück zu dem verbrannten Waibel. Ruckartig riss er den Humpen empor...

"Der erste Schluck ist für die, die schon von uns gegangen sind!"

Alle Grenadiere folgten Roberts Beispiel und gossen einen Teil ihres Bieres auf die Erde.

"Der zweite Schluck..." Robert schaute zu Njordin "...ist für die, die noch von uns gehen werden!"

Ein weiterer Schluck Bier schwappte auf den Boden, bevor er mit donnernder Stimme fortfuhr:

"Und der dritte Schluck..." jetzt besah sich Robert jeden Einzelnen "...ist für Uns! Überall und Jederzeit"

Der Raum schien zu erbeben, als auch die anderen Grenadiere den Leitspruch ihrer Einheit heraus brüllten.
Und selbst Njordins Stimme schien ein letztes Mal laut und klar zu ertönen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 21:31
Jelena nahm den Humpen an und folgte Roberts Beispiel. Sie goß die ersten beiden Schluck auf den Boden und trank einen tiefen Zug, obwohl sie sonst niemals Bier trank.
Sie lehnte sich etwas nach rechts und griff nach Linneas klammer Hand. Sie drückte sie fest und ließ sie auch nicht los.

Sie stellte ihren Humpen ab und fischte die Phiole aus ihrer Tasche.
"Das Bier schmeckt fürchterlich, Robert! Und da sich kein Barde gezeigt hat, brauche ich was stärkeres, um dein Gejaule zu ertragen."
Jelena reichte Robert die Phiole und nickte in Njordins Richtung:
"Gib ihm einen tüchtigen Schluck, Robert, ich glaube er teilt meine Meinung!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 21:43
Robert warf Jelena einen finsteren Blick entgegen, der sich jedoch kurz darauf bereits in ein prustendes Lachen verwandelte, in das die anwesenden Grenadiere lauthals mit einstimmten.

"Danke Jelena! Er wird es zu schätzen wissen!"

Sofort stapfte Robert zu seinem Kameraden herüber und gönnte ihm einen kräftigen Schluck, der umgehend von einem heftigen Hustenanfall und einem zufriedenen Lächeln gewürdigt wurde.

"Mir scheint Njordin, du verträgst nichts mehr auf deine alten Tage! Wenn selbst der Trank der Schwefelbraut dich umhaut!"

Unter dem Gelächter der anwesenden Grenadiere reichte Robert Jelena die Phiole und hockte sich dann wieder neben Njordin.

"Also wo waren wir eben... - Ach ja, erinnert ihr euch wie Njordin damals in Teleos auf dem Thron dieses dreimal verfluchten Schlangenpriesters stand und den erschrockenen Tempeldirnen seinen..."

Wieder ertönte schallendes Gelächter als Robert seine Geschichte erzählte und dann reih um auch jeder andere von dem ein oder anderen kuriosen, ernsten und abenteurlichen Erlebnis mit dem Waibel berichtete. Mittlerweile waren einige Stunden vergangen, als auch der letzte der Grenadiere geendet hatte. Plötzlich wurde es still im Raum und sowohl Robert wie auch die anderen Grenadiere schauten Jelena und Linnea erwartungsvoll an.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 21:52
Linnea machte es allen anwesenden nach, wischt sich dann die tränen aus dem Gesicht und lächelt als Jelena das über Roberts gesang sagt.
Die Hand der Meisterin umklammert ihre fest, Linnea entspannt sich etwas und lächelt Jelena dankend an.
Danach lauscht sie den Geschichten die die Valkensteiner zusammen erlebten, das ein und andere mal lacht auch sie lautstark mit.
Als es plötzlich still wird und alle im Raum auf die beiden Frauen schauen unterbricht Linnea die stille und beginnt zu singen, erst leise dann immer lauter "Ja, Wein, Weib und Gesang, Und das ganze ein Leben lang! Wenn das nicht mehr wär', ich armer Tor, Ja dann wär' mir Angst und Bang.. "
Ihre stimme bleibt nicht lange allein, Valkensteiner die das Lied kennen stimmen fröhlich mit ein.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: gerhardt am 14. Apr 10, 21:55
Gerhardt hastete die Treppe hinauf, sein Atem brannte in seiner malträtierten Lunge.
Die Nachricht von Njordins Verwundung hatte ihn erst vor wenigen Augenblicken erreicht.
"Nicht Njordin !"
Sie waren gemeinsam durch die Ausbildung gegangen und warern schon vorher befreundet gewesen doch nach den Erlebnissen der letzten Jahre waren sie zu Brüdern geworden.
Ein Soldat stand im Weg und konnte nicht schnell genug zur Seite, der Feldwaibel wurde nicht einmal langsamer als er ihn umrannte.
"Ich darf nicht zu spät kommen! Oh Tormentor lass es nicht zu spät sein."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 14. Apr 10, 22:13
Jelena trat Robert feste gegen das Schienbein, als er sie Schwefelbraut nannte und drohte ihm mit der Faust, obwohl sie den Spitznamen, den die Valkensteiner Grenadiere ihr verpasst hatten, insgeheim toll fand.

Sie nahm die Phiole wieder an, prostete Njordin zu und trank einen anständigen Schluck, bevor sie sie wieder zukorkte und wegsteckte.
Sie lachte und scherzte über die nächsten Stunden hinweg mit den Männern, aber ihr Blick verließ niemals Njordin und mehr als einmal streute sie eine Prise Pulver oder einge Tropfen aus einer Phiole in seinen Humpen Bier, als sie ihn wieder auffüllte und zurück reichte.
Sie lehnte sich zurück und hörte Linnea beim singen zu. Sie klang wie eine helle Glocke in einem Raum voller brummiger Bären.

Als der letzte Refrain verklang, lächelte Jelena wölfisch und zwinkerte Robert zu, bevor sie anfing zu erzählen:
"Ihr alle hier kennt Robert McMannahugh als harten, aufrechten Soldaten, aber ich wette er hat euch noch nie erzählt, wie er mit einem Arsch voller Splitter auf meinem Tisch gelandet ist..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 14. Apr 10, 22:21
Einen Arsch voll mit Splittern denkt Linnea schüttelt lachend den Kopf und versucht das Bild zu verscheuchen. "Erzählt sie! Ich muss schließlich gewappnet sein" Sie lacht laut und hört aufmerksam zu.
Linnea denkt garnicht mehr daran warum sie eigentlich hergeholt wurde und genießt die paar stunden.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 23:20
Jelena erzählte die Geschichte und irgendwann ließ es sich Robert nicht länger nehmen in Biergeschwängerter Stimmung genau die Narben zu präsentieren, die Jelena so schön beschrieben hatte.
Als sie schließlich geendet hatte, schien selbst Njordin kurzzeitig seine schweren Wunden vergessen zu haben und stimmte in das Gelächter mit ein. Dann war ein Rumpeln von draußen zu vernehmen. Einige Flüche wurden ausgestoßen und schließlich flog die Tür mit einem lauten Krach auf.

Die Grenadiere, die gerade noch lauthals gelacht hatten, reagierten sofort und während Linnea und Jelena noch nach dem Grund der Unterbrechung fandeten, hatten sie bereits blanken Stahl in ihren Händen, bereit sich dem zu stellen, was da kommen möge.

Kurz darauf steckten sie jedoch bereits ihre Waffen wieder weg und grinsten verschwörerisch. Denn im Türrahmen stand Gerhardt. Das Gesicht gerötet vom langen Lauf, doch ansonsten unbeschadet, abgesehen von den langsam heilenden Wunden, die er in der Schlacht davongetragen hatte.

Robert erhob sich und begrüßte seinen Waibel.

"Ich wusste doch, dass Du noch rechtzeitig zu Njordins letzter Feier eintreffen würdest. Komm her und begrüße deinen Kameraden! Einen Humpen Bier für Gerhardt ihr faules Pack!"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Dominic am 14. Apr 10, 23:27
Auch Albert fand sich im Lazarett ein um dem sterbenden Kameraden zur Seite zu stehen. Er kannte ihn zwar nicht so lange wie Gerhardt, doch hatten sie bereits Seite an Seite gekämpft. Er war ein Waffenbruder.

"Tior mit euch, Krieger! Hallo Jelena.", sagte Albert, wohl wissend, das Jelena keinen Wert auf Tiors Segen legt. "Ich bin hier um einen Helden zu besuchen, mit ihm zu trinken und zu beten."

Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: gerhardt am 14. Apr 10, 23:32
Die Tür war nicht verschlossen, was dazu führte das Gerhardt beinahe in den Raum stürzte ,knapp konnte er verhindern Jelena um zu stossen.
Er sah ihren Blick, er sah den Blick seines Oberst und sein Herz verkrampfte sich.
Robert hielt ihm einen Humpen hin und sagte irgendetwas, doch das Blut rauschte in Gerhards Ohren.
" Das Ritual....sie hatten mit dem Abschied begonnen."
Gerhard hätte immer geschworen das Njordin dereinst an seinem Sterbelager stehen würde.
Er nahm den Krug an, prostete Njordin kurz zu und leerte das Gefäß in einem Zug.
"Ist ja wieder typisch: Ich renn quer durch die Stadt und Du liegst hier rum."
Während er das sagte schien es Gerhardt als könne er sich selbst von irgendwo anders sehen und seine Augen schwammen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 14. Apr 10, 23:45
Robert sah Gerhardt einige Momente an und konnte den Schmerz sehen, den der Feldwaibel nur schwerlich unterdrückte. Nachdem einige weitere Geschichten erzählt wurden und die Anwesenden einmal mehr in schallendes Gelächter ausgebrochen waren, erhob sich Robert schlagartig und stapfte zu Gerhardt hinüber. Eine Hand auf seine Schulter legend führte er ihn ein Stück weit aus dem Raum heraus, bevor er mit ernster Stimme sprach:

"Gerhardt! Du kennst Njordin am längsten von uns! Er ist derjenige, der mit Dir die Ausbildung durchgestanden hat und ich erinnere mich noch gut daran, wie ich euch beide vollkommen besoffen im Haus Weibersruh fand, nachdem ich euch die Waibelstreifen angeheftet hatte!"

Er machte eine Pause und nahm einen tiefen Schluck.

"Die Nacht neigt sich bald dem Ende und Njordin hat nicht mehr lange. Ich spüre es. Jelena mag vielleicht meinen, dass ich die Pülverchen nicht gesehen habe, die sie Njordin einflösste, doch ich weiß, dass es bald soweit ist. Die letzte Geschichte wirst Du erzählen! Du bist sein engster Freund und Kamerad! Du wirst die Geschichte gut erzählen und ihn dann auf den Pfad zu den Hallen Tormentors schicken!"

Robert hielt erneut inne und sprach dann mit klarer Stimme... "Überall und Jederzeit!" ...bevor er zurück in den Raum ging und sich dieses Mal neben Linnea stellt, eine Hand auf ihrer Schulter ruhend.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: gerhardt am 15. Apr 10, 00:24
Langsam schritt Gerhardt an das Bett seines Kameraden und im Blick Njordirs war ein unmerkliches nicken.
Gerhardt zog sein Messer.
" weisst du noch wie ich das bekommen habe? Wir beide auf diesem völlig bescheuerten Tross als Bewacher, ich mein wir beide.....Bewacher!!?Und dann dieser riesige Ork."
Er wandte sich kurz den anderen zu.
" Das müsst ihr euch vorstellen: Orks sind ja schon fies aber der....wie ein verdammter Knarlock und du sagtest, scheiße der wird uns fressen ohne rülpsen zu müssen, da hatte er mich schon am Schlafitchen.... und als nächstes fand ich mich um einen Ast gewickelt in einem Baum wieder, du hast nur gebrüllt das dafür wohl der Sold nicht reicht und auf dieses Monster eingedroschen wie der Teufel."
Gerhardt prüfte die Schärfe der Klinge bis ein Blutstropfen aus dem Daumen quoll.
"Du weisst wer uns damals gerettet hat und du weisst was wir damals geschworen haben, du mein Freund hast deinen Schwur eingelöst..... ich brauch wohl noch etwas aber ich werde dir folgen."
Sein blick wanderte zum Oberst der mit ernster Miene neben Linnea stand.
Er setzte die Spitze der Klinge an die Kehle seines Freundes, die Hände Njordins umschlossen die Gerhardts.
"Reise zum Reich Tormentors und reise wohl."
Dann stiess er zu.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Münster am 15. Apr 10, 01:21
Njordin zuckte nur noch ein einziges Mal, bevor sich das, was von seinen Mundwinkeln übrig geblieben war zu einem sanften Lächeln verzog. Gerhardt hatte sauber zugestochen, genauso, wie es ihm beigebracht worden war. Der kalte Stahl durchbohrte die Kehle Njordins, durchtrennte das Genick und trat an der Rückseite des Halses nur einen Fingerbreit wieder aus. Ein fähiger Heiler hätte kaum präziser zustechen können, doch war allen Anwesenden klar, dass Gerhardt niemals eine solche Ausbildung genossen hatte. Seine Präzision erwarb er im Felde, bei der Ausübung einer Pflicht die er eigentlich hasste.

Schlagartig verstummte das Lachen, versiegte die Fröhlichkeit. Gerade noch sahen Linnea und Jelena die Männer und Frauen um sie herum ausgelassen feiern, doch im nächsten Moment schienen sie jenseits jeder Emotion. Alle Freude war aus ihren Mienen innerhalb eines Moments verschwunden. Plötzlich konnten sie sie wieder sehen, die kriegsgezeichneten, harten Gesichter mit den starren, wachsamen Blicken, die mehr einem Raubtier glichen, denn einem Menschen. Dies war das wahre Gesicht der Grenadiere, an das sich nur selten jemand erinnern konnte, denn wer auch immer dieses sah, um den war es zumeist geschehen.

Die Lage angespannt zu nennen, wäre eine glatte Untertreibung, als Robert zu Gerhardt hinüber schritt. Ein Grenadier nach dem anderen stellte seinen Humpen ab und zog sich die Kaputze tief ins Gesicht. Es bedurfte nur eines Handzeichens ihres Obersts, als auch schon drei Grenadiere neben Gerhardt traten und mit ihm den Leib des toten Waibels auf ihre Schultern hoben. Robert salutierte ein letztes Mal vor dem Gefallenen und gab dann den Befehl ihn zum Rathaus zu bringen. Sofort setzten sich die Grenadiere schweigend in Bewegung und verließen einer nach dem anderen den Raum.

Robert marschierte ebenfalls auf die Türe zu, als er sich noch ein letztes Mal umdrehte und Linnea mit bohrendem Blick fixierte, bevor er mit bebender Stimme sprach:

"Merke Dir gut, welche Ehre Dir am heutigen Tage zuteil geworden ist, Kommandantin! Heute hast Du etwas über Pflicht erfahren! Eines nicht allzu fernen Tages wirst Du diese Lektion bitter nötig haben! - Jelena? Danke für alles! Auch im Namen Njordins!"

Dann zog er ebenfalls die Kaputze seiner Gugel tief ins Gesicht und stapfte schweigend den Männern hinterher, die ihren gefallenen Kameraden nach Hause brachten.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 15. Apr 10, 07:49
Jelena sprang Gerhardt mit Mühe aus dem Weg, als dieser zur Tür hereinstürzte. Naja, eigentlich war es mehr ein aus dem Weg stolpern.
Sie sah sein Gesicht und wusste, dass es in Kürze vorbei sein würde.
Sie stellte sich wieder zu Linnea und verschränkte die Ärmel in ihren Ärmeln, während sie den letzten Geschichten lauschte und sich darauf vorbereitete, was gleich geschehen würde. Sie sah Linnea an, aber die Veränderungen schienen an Linnea vorbei zu gehen, sie war noch zu jung und unbedarft um zu merken, wie sich der Wind drehte.

Als Gerhardt sein Messer zog, suchte Jelena Njordins Augen und sah darin jemanden, der völlig im Einklang mit sich war und eine tiefe, stille Dankbarkeit.
Dies würde der kostbarste Lohn sein, den sie als Heilerin in langer Zeit erhalten hatte.
Gerhardt erzählte von dem Ork und Jelena schmunzelte, aber sie schlang ihren Arm um Linnea und hielt sie fest, während Roberts Hand auf ihrer Schulter ruhte.

Als der Dolch in Njordins Kehle fuhr, hielt Jelena seine Augen so lange, bis sein Blick brach.
Sie sah zu, wie sein Leichnam vorbereitet wurde und nickte den Männern zu, die den Raum verließen.

"Auf bald, Robert."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Dominic am 15. Apr 10, 14:54
Albert folgte den Männern, gebete murmelnd und aufrecht. Immerwieder hörte man Bruchstücke seines gebets, ".....auf seinem Weg..... tapferer Krieger....... Tior......Tormentor"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 15. Apr 10, 18:08
Die ganze zeit über beobachtet Linnea nur was im Raum geschieht, als ihr bewusst wird was Gerhardt tuen wird drängt sie sich enger an Jelena.
In dem Moment als Gerhardt die Klinge tief in die Kehle bohrte stockt Linnea der Atem. Ihr ist bewusst das es das richtige war, dennoch hat sie ein komisches gefühl in der magen gegend.
Als Robert den Raum verlassen will sich aber nochmal umdreht um ihr etwas zu sagen, schweigt sie abermals und nickt dankend.
Es dauert nicht lange da nur noch Jelena und Linnea im Raum sind.
Linnea weiss nicht was sie sagen soll und schaut deshalb nur fragend ihre Meisterin an.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 15. Apr 10, 19:51
"Alles in Ordnung mit dir?"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 12:26
Linnea schaut ihre Meisterin an "Es ist merkwürdig, ich weiss das sie das richtige getan haben und auch das Njordin es genau so wollte.. dennoch empfinde ich ungerechtigkeit.." sie seufzt "aber der tot wird wohl immer ungerecht sein, wenn man einen guten freund verliert." sagt sie leise.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 10, 14:14
Jelena seufzte und drückte sich die Hände ins Kreuz.
"Es wird schlimmer, je weiter du in deiner Ausbildung zur Heilerin voranschreitest. Schlimmer und einfacher... Schlimmer, weil der Punkt kommt an dem du anfangen wirst dir selbst die Schuld zu geben und einfacher, wenn du lernst, den Tod als Kameraden zu sehen. Manchmal ist er gierig und du kämpfst mit ihm um jeden Menschen, aber manchmal ist er auch willkommene Erlösung..."
Jelena begann die Humpen zusammen zu räumen.
"Ich weiß nicht genau, welche Lektion dir Robert geben wollte, Linnea. Aber ich hoffe, dass du meine annimmst: Heute Nacht hast du gesehen, dass sich alles im Leben um Entscheidungen dreht und du niemandem diese Entscheidungen abnehmen kannst. Jeder einzelne deiner Männer hat sich dazu entschieden, dir zu vertrauen und sich von dir leiten zu lassen. Genauso hat jeder einzelne bereits entschieden, dass er für dich in den Tod gehen wird..."
Jelena stellte die Sachen ab und drehte sich zu Linnea um. Ihr Blick war sanft.
"Wenn sie also sterben, weil du Entscheidungen auf dem Schlachtfeld getroffen hast, dann ist es nicht deine Schuld, sondern ihre Entscheidung."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 14:43
Linnea nickt. "Egal was er mir beibringen wollte, in gewisser weise bin ich froh das er mich geholt hat.." sie seuftz abermals "wie dem auch sei, ich sagte euch bereits ich bin bereit zu lernen! Ich werde eine gute Schülerin sein und auch nützlich! Meine Männer sagen selbst sie sind für den Krieg geboren, sie wissen das sie für eine gute sache kämpfen, für ein freies Engonien, wenn sie sterben dann einen Heldenhaften tot im Schlachtfeld.." sie schaut zu boden ".. und wenn es sein muss werde ich auch hart.." flüstert sie.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 10, 15:23
"Hart? Du meinst so hart wie Robert? So hart wie William McKilkenny? So hart wie Simon?"
Jelena verschränkte die Arme und lehnte sich an den Tisch an.
"Ich bin Heilerin, Linnea, und keine Kriegerin. Meine taktischen Fähigkeiten liegen woanders. Also kann ich dir auch nur beibringen, was ich weiß und kenne. Ich kenne die Härte des Schlachtfeldes und die Härte der Entscheidungen. Ich habe mit diesen Händen..."
Sie hob ihre vernarbten Hände hoch und hielt sie Linnea hin:
"... Kinder zur Welt gebracht und Menschen getötet. Und ich habe mit diesem Verstand Fluchtrouten geplant und auch entschieden wer die Chance bekommt zu leben und wer nicht..."
Jelena seufzte müde und rieb sich über das Gesicht:
"Du musst diesen Platz in dir finden, an dem du solche Entscheidungen treffen kannst, ohne dich von Gefühlen beeinflussen zu lassen. Aber wenn dieser Platz dein gesamtes Inneres einnimmt, dann ist all das, wofür du glaubst zu kämpfen, irgendwann Schall und Rauch..."
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 15:38
Sie nickt abermals müde. "Ich möchte in diesem Krieg immernoch Mensch bleiben, versteht ihr? Ich möchte nicht so sein wie Robert und auch nicht wie William, ich möchte wut, trauer und freude zeigen dürfen und dabei entscheidungen treffen die gut sind. Vielleicht verlange ich zuviel von mir selbst, aber ich werde versuchen es so hinzubekommen.. Ist das ein dummer gedanke?" Linnea schaut Jelena mit schon sehr müden Augen an.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 10, 15:50
Jelena sah die junge Frau vor sich an und erinnerte sich daran, wie sie war, damals, zu Beginn des Krieges.
Sie hatte Sasha gehabt und Helene, Gorix und Miguel...
Sie breitete einfach die Arme aus, eine stumme Einladung.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 15:56
Linnea nimmt die stumme Einladung an und ihr wird klar, egal welchen weg sie geht, alleine wird sie niemals sein.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 10, 16:09
Nach einiger Zeit löste Jelena die Umarmung wieder und hielt Linnea so, dass sie ihr ins Gesicht gucken konnte.
"Komm, es wird Zeit für einige Stunden Schlaf. Hast du ein Lager? Oder willst du heute Nacht hier bleiben?"
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 16:12
"Eigentlich habe ich ein Lager aber wenn ich für diese Nacht hier bleiben darf wäre mir das lieber!" sagt sie mit müder stimme.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 10, 16:23
"Komm, um alles andere kümmern wir uns morgen..."
Jelena führte Linnea aus dem Raum und packte sie in eines der Betten, in welchem sie und ihre Lehrlinge zwischendurch einige Stunden Schlaf fanden.
Nachdem sie sicher war, dass Linnea tief und fest schlief, ließ Jelena sich erschöpft in eines der anderen Betten fallen und schloß die Augen.
Titel: Re: Nachts im Lazarett
Beitrag von: Linnea am 19. Apr 10, 16:24
Linnea schaut glücklich auf das Bett, kuschelt sich in die Decke und schläft sofort ein.