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Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches => Gruppen auf Reisen im In- und Ausland => Thema gestartet von: Vanion am 18. Nov 11, 19:57

Titel: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 18. Nov 11, 19:57
Vanion war das ewige Reiten Leid. Es war Herbst, und so schön die schillernden Farben der fallenden Blätter auch aussahen, die kalten Nächte allein an einem kleinen Feuer waren für den jungen Mann eine Qual.
Er fror am Morgen, er fror am Abend. Er wünschte nur, er hätte sich genug warme Kleidung eingepackt, doch in seinem Enthusiasmus hatte er nur das Nötigste eingepackt.
So sehr die herbstlichen Wälder Andarras ihn auch entschädigten, er wollte nur endlich Lorainne treffen.

Vanion war vom Ottersee aufgebrochen, in Brega hatte er endlich seine Queste abschließen können. Agathes Leichnam war nun in Damians Händen. Vanion war zügig aufgebrochen, vor dem Wintereinbruch musste er Lorainne eingeholt haben. Also ritt er Richtung Norden.
Als die Sonne unterging, schlug Vanion sein Lager auf. Er ging davon aus, ungefähr Lorainnes Weg zu folgen, und war am vorigen Tag auf eine erkaltete Feuerstelle gestoßen, die darauf schließen ließ, dass eine nicht zu große Gruppe Reisender ihr Lager aufgeschlagen hatte. Außerdem fand er eine Leinenwindel. Da Lorainne mit einem Säugling reiste, ging er fest davon aus, auf dem richtigen Weg zu sein.
Vanion stand kurz davor, sein Feuer anzuzünden, als ihm der Geruch von brennendem Holz in die Nase stieg.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 19. Nov 11, 00:16
Es war sehr schnell kalt geworden, man atmete heiße Dampfwolken aus und Reif überzog morgens schon die bunten Blätter. Allerspätestens Jetzt begann man, sich auf den Winter einzustellen. Lorainne blickte zum Himmel, die Nacht war sternenklar und je Weiter sie nach Norden kamen, desto kälter wurde es.
Hoffentlich fängt es nicht an zu schneien, bis wir in Bourvis sind.Lorainne rückter dichter ans Feuer, das kleine Mädchen in ihren Armen fest an sich gedrückt. Leise sang sie eines der Trinklieder, die sie von Simon und seinen Leuten in ihrer Zeit als Simons Knappe gelernt hatte.
Kritisch wurde sie dabei von Leahs Amme, eine Bedienstete aus dem Laviniakloster bei Blanchefleur, in dem Leah zur Welt gekommen war, beäugt:"Une chanson de boire est à peine une chanson appropriée d´endormir pour un petit bébé."
Lorainne schaute nur flüchtig auf und verdrehte die Augen, lächelte aber.
Als sie ihren Gesang unterbrach, um etwas zu erwiedern, hörte sie ein Geräusch und deutete der Amme, sich nichts anmerken zu lassen:" Je crois, elle s´est endormie. Violà, une p´tite bonne fille."
Sie reichte der Amme das Baby, vergewisserte sich, dass ihr Schwert unmittelbar in Reichweite war und liess sich neben ihr nieder, in die Richtung blickend, aus der sie das Geräusch vernommen hatte.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 20. Nov 11, 16:39
Vanion lag auf der Erde. Er konnte zwischen den Bäumen das niedrige Feuer flackern sehen, aber durch das Unterholz kam er nicht voran. Er wünschte, er würde Wassilijs Schleichkünste beherrschen. Resigniert kroch er weiter nach vorne. Er konnte ein paar Gestalten am Feuer erkennen, eine davon seltsam dick aussehend.
Wieder knackte ein Zweig unter seinem Gewicht. Vanion zuckte zusammen, die Kälte kroch langsam, aber sicher in seinen Körper.
Warum kann das hier kein friedliches Land voll mit lauter guten und freundlichen netten Menschen sein? Immer Schleichen, immer wachsam sein..
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 21. Nov 11, 10:24
Als Lorainne ein lautes Knacken hörte, war sie sich ganz sicher, dass da mindest ein Mensch im Unterholz hockte und nicht nur ein Hase.
Sie griff zum Schwert und erhob sich.
Hoffentlich sind es keine Meuchelmörder, die Roquefort mir auf den Hals gehetzt hat!
Sie schätzte die Entfernung zu Amme und Kind ab- wenn es also wirklich zu einem Kampf kommen sollte, würden die beiden hoffentlich noch genug Zeit haben, sich aus dem Staub zu machen.
Gleichzeitig schalt sie sich, ob ihrer Gefühle für das kleine Wesen. Immerhin war die kleine Leah nur ihre Geisel, ein Druckmittel gegen ihren Widersacher und sie würde nicht zögern, sie zu töten!
warum hatte sie also solche Angst, der Kleinen würde hier und jetzt etwas passieren?

"Qui est?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 21. Nov 11, 14:39
Ein lautes Fluchen einer bekannten Stimme war die Antwort.
Vanion hatte sich im Unterholz verhakt, seine gute Leinenhose war eine gute Handbreit aufgerissen.
"Lorainne!" Mühsam stakste Vanion nun aufrecht auf eben diese zu, bemüht, das Loch in seiner Hose nicht noch weiter aufzureißen. "Hätte ich nur gewusst, dass Ihr es seid! Die ganze Schleicherei wäre so unnötig gewesen." Der leichtfertige Mann sah das Schwert in Lorainnes Hand blinken. "Packt das Schwert doch wieder Weg, ma chevalière. Ihr werdet es jetzt nicht brauchen, hoffe ich."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 21. Nov 11, 17:21
al Lorainne Vanion fluchen hörte, wich die meiste Anspannung aus ihrem Körper.
DASS sie Vanion hatte fluichen hören, konnte aber doch eigentlich nichts Gutes bedeuten...

"Vanion! Qu´est-ce que tu fait ici? Ne devrais-tu pas sauver de la cadavre de Agathes?"
Lorainne schob ihr Schwert zurück in die Scheide und musterte missbilligend Vanions Hose.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 21. Nov 11, 17:30
"Pardonnez-moi." Vanion gingen die Worte aus. "Keine Sorge. Der Leichnam der heiligen Agathe von Steinbach ist geborgen und sicher in Damians Hände übergeben worden.
Ich bin euch nachgereist, in der Hoffnung, Tailon Orikos rechtzeitig zu erreichen, aber die Idee hab ich sehr schnell wieder aufgegeben. Also bin ich nach Brega zurück geritten, wo ich Damian den Leichnam übergeben habe. Seitdem reite ich Richtung Caldrien und versuche, Euch dabei zu finden. Es tut gut, Euch wohlbehalten zu sehen. Ich hab in Andarra Gerüchte über Kämpfe und seltsame Gestalten bei Tailon Orikos gehört - was ist denn da nun passiert?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 21. Nov 11, 17:36
Auch Lorainne war froh, Vanion wohlbehalten zu sehen, hatten ihr diese Szivarstimmen doch beständig eingeflüstert, dass sie ihn mit seine Queste in den Tod geschickt hätte.
Sie ging zum Feuer zurück, so konnte Vanion den traurigen Gesichtsausdruck nicht sehen.
"Tailon Orikos.... es war..." Lorainne winkte ab.
"Lass uns über erfreulichere Dinge reden. Du hast den Leichnahm also gefunden? Gab es Probleme? Wann hast Du Damian getroffen?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 21. Nov 11, 17:47
Vanion bemerkte, wie sich wieder einmal Trauer in Lorainnes Blick einschlich. Er wollte gar nicht wissen, wer diesmal auf dem Feld geblieben war. Er sah Bernard am Feuer sitzen, glücklicherweise hatte es ihn nicht erwischt. "Es war seltsam auf dem Weg an den Ottersee. Ich hatte mit etwas Geld, dass Damian mir gegeben hatte, in Brega einige gute Männer angeheuert. Bodenständig, aber einem Abenteuer, wie sie es sahen, nicht abgeneigt. Mit Luka zusammen ging die Reise recht schnell, er kannte die Wege und wusste auch einige gute Methoden, anderen Reisenden auszuweichen. Ich wollte kein Aufsehen erregen. Die Sonne schien, als wir von Brega aus aufbrachen." Lorainne schaute Vanion scharf an und bedeutete ihm, nicht so ausschweifend zu erzählen. "Nun, jedenfalls ist uns auf dem Weg keine Menschenseele begegnet. Nur etwas Wild, und viele riesige Vogelschwärme, die dem Winter wohl entkommen wollten. Am Ottersee selbst haben wir dann zu graben angefangen. Und dann, grade als die Sonne unterging -" Vanions Blick wurde leer, er sah die Schönheit dieser Szene noch einmal vor sich. "Es war wundervoll. Ein Naturwunder, und trotzdem so alltäglich. In dem Moment, als wir den Leichnam fanden, ging die Sonne unter. Es sah aus, als ob sie im See ertrinken würde! Und trotzdem war es noch hell, aber mit diesem orangefarbenen.. mit diesem rötlichen.. ja, das war kein Anblick! Das war ein Gefühl! Und ich..ich hatte plötzlich den Drang, ein Gebet an die Götter zu richten, sie zu preisen und ihnen zu danken." Der junge Mann verstummte. Nach kurzer Zeit sprach er weiter: "Nun...wir haben auch noch etwas gefeiert an diesem Abend. Nichts und niemand hat uns gestört, obwohl wir noch nichtmal Wachen aufgestellt hatten. Der Rückweg verlief genauso, wir haben unseren Weg nach Brega sofort gefunden, niemand ist uns begegnet. Wie ich sagte, es war seltsam." Langsam verblasste der Anblick des Ottersees hinter Vanions Augen. Sein Pferd fiel ihm wieder ein. "Verzeiht, Lorainne, aber mein Pferd ist immer noch in meinem ursprünglichen Nachtlager. Soll ich es holen, oder wollt Ihr jemanden schicken?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 21. Nov 11, 20:05
Als Vanion von dem "etwas feiern" erzählte, schaute Lorainne ihn halb strafend, halb amüsiert an.
So genoss Vanions Erzählung und die Unbeschwertheit, die darin mitschwang.
Gleichgültig, was dieses Szivageflüstere ihr hatte weismachen wollen: Vanion ging es offensichtlich gut, und endlich war Lorainne davon überzeugt, dass sie nicht Simons Grab vorfinden würde.
Sie beobachtete Vanion lächeln, er hatte die kleine Zuhörerschaft in seinen Bann gezogen, nicht nur sie und die Amme lauschten, sondern auch Bernard und Fulgrim lauschten andächtig.
Als Antwort auf Vanions Frage schüttelte sie den Kopf und auf einem Wink hin erhoben sich Bernard und Fulgrim, um Vanions Habseligkeiten einzusammeln.
"Nun, sobald ich mit Damian gesprochen habe, werden wir es offiziell machen, dass Du Vanion Bachlauf, deine Queste erfüllt und damit den Segen der Götter hast, einen Platz einzunehmen, der nicht Deiner Stellung entspricht! Und bevor wir darauf trinken, müssen wir uns um Deine Garderobe kümmern, denn so wird Dir niemand glauben, dass Du ein Kanppe bist." Sie deutete auf den grossen Riss in seiner Hose.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 21. Nov 11, 23:17
Vanion blickte an sich herab. "Ja, da habt Ihr völlig recht." Mit Stolz betrachtete Vanion Lorainnes Wappen, das an seinem Gürtel hing. An den Rändern war das Grün verdreckt, die Distel selbst war jedoch fast gänzlich unbefleckt. "Nur - was ist mit dieser Aufgabe, die der Lavinia-Priester mir in Brega mitgeteilt hat? Ich verstehe das nicht so recht, denn die Kunst der Minne zu erlernen, ist doch eine meiner Aufgaben als Knappe, oder nicht? Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich seit dem Fund von Agathes Leichnam hege - aber vorher fühlte ich mich rastlos, unsicher, am Rand meiner Aufmerksamkeit war immer ein kleiner Fleck zu sehen. So sehr ich ihn erhaschen wollte, ich konnte es nicht erkennen. Und seit ich meine Aufgabe erfüllt habe, seitdem ist dieses...dieses Gefühl, dass mich vor sich her getrieben hat, nicht mehr vorhanden. Die Zweifel sind verschwunden. Ich weiß, dass ich meinen Weg gewählt und auch eingeschlagen habe, alles andere liegt bei mir. Daher verstehe ich nicht, dass Lavinia mir eine solche Aufgabe stellen sollte." Auf einen Wink Lorainnes setzte Vanion sich nah ans Feuer und schlang die Arme um die Knie. "Ich habe einfach das Gefühl, dass die Zeit des ... des... sich als würdig Erweisens", Vanion rümpfte kurz die Nase über seine holprige Formulierung, "vorüber ist. Nun muss ich nicht länger hauptsächlich vor den Göttern bestehen, vielmehr ist die Zeit gekommen, in der ich ganz irdisch zeigen muss, was ich kann. Und diese Aufgabe - das Erlernen einer ritterlichen Minne - das würde doch Jahre erfordern, um diese Kunst zu einer Form zu bringen, die man einer Dame darbringen kann."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 21. Nov 11, 23:45
"Das erlernen der Minne erfordert jahre- und selbst dann... ist es manchmal noch schwer, richtig zu minnen. Aber das lernst Du noch. Deine Queste ist erfüllt, Vanion, Du musst keine weiteren Aufgaben mehr erfüllen, um Knappe zu werden. Dennoch halte ich diese Aufgabe der Laviniapriesterin aus Brega für eine recht gute... Übung- auch wenn ich sehr wenig von der tangarianischen Ausprägung des Glaubens halte. Lavinia wird Dich noch sehr oft prüfen, manchmal glaube ich, dass ganze Leben ist eine reine Laviniaprüfung. Natürlich huldigen und verehren wir auch die anderen Götter, aber ich kann rechtschaffend sein und Alamartreu und trotzdem trage ich Hass in meinem Herzen. Lavinia fordert Reinheit, absolute Hingabe- immer. Und wenn Du dich ihr mit eben jenem Hass im Herzen hingibst, wird sie Dir eine andere Bürde auferlegen, und Du wirst sie erfüllen."
Lorainne dachte an Leah, deren Name ihr allein schon so sehr durch ihren Vater verhasst war, dass es sie schüttelte und ihr kalt den Rücken hinablief, wenn sie daran dachte, wessen Abkömmling das kleine Mädchen war. Trotzdem hatte sie sie aufgenommen, aus berechnung, aber mittlerweile musste sie erkennen, dass sie die Kleine irgendwie liebgewonnen hatte. Was würde werden, wenn sie tatsächlich irgendwann auf Roquefort traf? Würde sie es übers Herz bringen und die Kleine töten können?

"Was die minne angeht.." nahm sie den ursprünglichen Gedanken wieder auf: "ist es in erster Linie wichtig, einige Formealitäten zu beherrschen. Wen Du minnen darfst, wie und so weiter. Wenn Du das weisst, sit die Art der Minne nebensache, solange Du die Form wahrst, achtet niemand darauf, ob Du besonders blumige Umschreibungen nimmst, oder Deine Stimme besonders wohlklingt oder ob Du dein Instrument so gut wie ein Spielmann beherrschst. Du darfst die Dame nur niemanls beleidigen und ihr keine Schande machen, indem Du ihr etwas darbringst, was Du nicht beherrschst."
 Ihre Gedanken schweiften wieder ab, sie dachte daran, wie Damian sie einmal geminnt hatte, wie er ihr einen Antrag gemacht und sie abgelehnt hatte. Damals war alles noch so unbeschwert gewesen, trotz des Krieges.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 22. Nov 11, 05:36
"Na, ein Findelkind aufzunehmen und sich drum zu kümmern, ist wohl zumindest eine Tat, die Lavinia zum Lächeln bewegen wird. Grade in solchen Zeiten sind Kinder die wahren Schätze, die es zu behüten gilt."
Vanion grinste. "Ich selbst wollte als Kind immer in Abenteuer verstrickt sein, ich wollte in die großen Geschichten eingehen, die von Barden besungen werden. Aber ich wurde nie in etwas hineingezogen, ich musste mich selbst schon in die Abenteuer hineinbringen. Nur gut, dass Ihr die kleine Leah nach Caldrien bringt, dort kann sie friedlich aufwachsen. Werdet ihr sie einem Kloster übergeben? Ich glaube kaum, dass Euch auf Euren Reisen ein Kind nützen wird, so süß es auch dreinschaun mag. Mögt ihr mir jetzt eigentlich erzählen, wie die Kleine zu Euch gelangt ist?" Entspannt nahm Vanion den Kopf in den Nacken und beobachtete durch das Geäst der Bäume den Sternenhimmel.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 22. Nov 11, 08:39
Lorainne nickte:" Moi aussi. Zum ärger meiner Eltern bin ich mit meinem Bruder lieber auf Bäume geklettert, war im Stall oder hab mit ihm Ritter und Räuber gespielt. Ich wollte auch immer Abenteuer, die grossen Heldentaten vollbringen, die stets besungen werden. nun, ich habe es wirklich versucht, genau so zu sein, aber leider kam mir die Realität dazwischen: Im Krieg ist sehr wenig heldenhaft und auch die grossen Helden weinen oft um gefallene Freunde."
Lorainnes Blick wurde ernster: "Immerhin BIN ich jetzt ein Ritter, auch wenn ich feststellen muss, dass selbst das nicht so ist, wie es besungen wird, aber immerhin ist der Krieg vorbei und sobald Roquefort von LFollye verschwunden ist, erlebe ich vielleicht ein oder zwei dieser Abendteuer- und Du kommst mit." Sie zwinkerte Vanion zu.

Als er Leah erwähnte, verschloss sich Lorainnes Blick:"Sie ist in einem Kloster zur Welt gekommen, in dem Kloster, in dem Simon genesen sollte. Und was aus ihr wird, weiss ich noch nicht. Vielleicht stirbt sie noch vor dem nächsten Winter, Säuglingen passiert sowas schnell, vielleicht kommt sie in ein Kloster, vielleicht ziehe ich sie gross, wir werden sehen. "
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 22. Nov 11, 18:23
"Na, dann bringt sie doch wieder nach Blanchefleur, und in ein paar Jahren schaut Ihr nach und wundert Euch, wie groß sie doch geworden ist." Vanion zwinkerte Lorainne zu. Er hatte gemerkt, dass irgend etwas mit diesem Kind war, dass Lorainne traurig stimmte. Sie schien vor eine unangenehmen Entscheidung zu stehen. Wessen Kind das wohl war? "Leben die Eltern denn noch?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 23. Nov 11, 14:33
"Ca, mon cher, je ne fais pas!Wenn ich sie in ein Kloster stecke, wird sie auch dort bleiben. Und wie Du weisst, ist ihre Mutter bei der Geburt gestorben.. und der Vater wird es sicher auch bald. Und solange, darf ihr nichts geschen, ist das klar? Du wirst sie mit Deinem Leben beschützen!"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 23. Nov 11, 16:57
Lorainnes plötzliche Heftigkeit weckte Vanions Argwohn. Das Kind war wohl wichtiger, als er gedacht hatte - und der Vater war offensichtlich entweder todkrank, oder aber eine Person, auf der sich ihr Hass richtete, von dem sie eben gesprochen hatte.
"Naturalement, madame. Mit meinem Leben." Nach kurzer Pause wagte der junge Mann sich jedoch weiter vor. "Der Vater wird bald sterben? Woran leidet er denn?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 23. Nov 11, 18:51
Lorainnes Augen bohreten sich in die von Vanion und sie kniff den Mund zusammen.
Nein, sie würde jetzt nicht die Fassung verlieren, ob seiner Fragen; früher oder später würde er es sowieso erfahren, aber noch nicht jetzt.
"Keine weiteren Fragen mehr! Das Kind gehört zu mir, und Du wirst es ebenso schützen, wie wir alle. Donc le thème est terminé!"
Lorainne atmete tief durch und trank einen Schluck Wasser.

Nach einer kleinen Weile durchbrach sie die Stille: "Wenn das Wetter hält, werden wir morgen abend hoffentlich in Bourvis sein. Wir werden die Küstenstrasse allerdings verlassen, und auf anderen Wegen weiterreiten, das könnte uns eventuell noch ein wenig aufhalten."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 23. Nov 11, 19:15
"Was erwartet uns in Bourvis?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 23. Nov 11, 19:47
"Wenn ich das wüsste, wäre es mir um einiges wohler."
ISe erinnerte sich an das Szivarsgeflüster und ein kalter Schauer schüttelte sie.
"Je suis sure qu´il n´est pas mort, mais.... je ne sais pas comment il vas.. wir werden den winter dort verbringen und im frühjahr wird jelena hoffentlich kommen und dann..."Lorainne winkte müde ab.
"Ich möchte jedenfalls nicht noch quer durch Blnachefleur reisen müssen, sollte er wirklich sterben. Dann will ich bei ihm sein."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 23. Nov 11, 20:27
Vanion seufzte.
"Gibt es denn nur noch schwermütige Themen? Über Tailon Orikos wollt Ihr mir nichts erzählen, etwas Trauriges ist dort passiert. Irgendetwas hat es mit Leah auf sich, auch das stimmt Euch nicht gerade froh. Simon .. tja, ... da fehlen mir die Worte. Ich kann Euch nur eines sagen: dieses ganze Szivarsgeflüster ist - einfach nur Geflüster. Hört nicht drauf. So manche Lüge mag in Erfüllung gegangen sein, doch längst nicht jede. Lasst den Kopf nicht hängen!" Vanion verstummte, er betrachtete Lorainnes niedergeschlagenen Gesichtsausdruck.
"Soll ich Euch mal ein paar der Geschichten erzählen, die ich aufgeschnappt habe?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 23. Nov 11, 22:00
Lorainne runzelte die Stirn, woher wusste er von den Szivarsstimmen?
"Vanion, WIE kommst Du darauf, dass Szivarsstimmen zu mir gesprochen haben? WAS weisst Du über die Dinge, die bei Tailon Orikos geschehen sind?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 23. Nov 11, 22:07
"Rein gar nichts. Aber.. als die Sturmrufer in Tiefensee verstarben, brauchte ich lange, um über ihren Tod hinwegzukommen. Sie waren die ersten Freunde, die ich in Engonien und im Pilgerzug fand. Ich gab Damian damals die Schuld, und den Wächtern... es hat lange Gespräche gebraucht, bis ich verstanden habe, dass meine Annahmen ein einziger Fehlgriff waren. Kadegar erzählte mir damals, dass viele in Tiefensee, viele der Wächter auch Stimmen in ihrem Kopf hörten." Vanion sah Lorainne scharf an. "Und Ihr wollt nicht über Tailon Orikos reden, wo es doch wieder gegen den Täuscher ging, und seid schwermütig, als ob die Last der gesamten Welt allein auf Euren Schultern ruhen würde. Ich bin nicht ganz dumm, ma chevalière - genausowenig, wie ich blind oder taub bin."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 24. Nov 11, 08:54
"Es ist nicht die Last der Welt, vielmehr die Last vieler Tode!"
Lorainne starrte ins Feuer und sah vor ihrem geistigen Auge Wassilij, der sich mit dem Stirnreif einen Weg bahnte und sie ihm dabei half, zum Portal zu kommen. Sie dachte an Wydh, die niemanden mehr erkannte und an Luthur, wie sie ihn eher tot als lebendig mit Sasha aus den Ruinen getragen hatte.
Ihre Stimmer war belegt, als sie erneut das Wort ergriff: "Weisst Du, ich wollte nie etwas anderes sein als Ritter. Ich hatte immer Angst, etwas im Leben zu verpassen, wenn ich den Platz einnehmen würde, der mir als Frau gebührt. Aber das Rittertum ist überhaupt nicht so, wie in den Legenden und Erzählungen. Es ist kein grosses Abendteuer, es ist... oft grausam, weil Du deinen Lehnseid erfüllen musst und dadurch Befehle ausführst, die Dir nicht gefallen. Und es lastet viel Verantwortung auf Deinen Schultern, die musst für Deine Männer sorgen, sehen, dass sie genug zu essen haben, dass sie Waffen haben, mit denen sie kämpfen können, dass sie warme Wolle für den Winter haben. Wenn Du dich um all dieses Sachen kümmerst, werden sie dir treu ergeben sein, aber hin und wieder musst Du auch Deine Männer bestrafen, wenn sie wieder irgendeinen Unfug treiben..."
Lorainne lächelte: "Ich trage gerne diese Verantwortung, denn diese Männer sind in den letzten Jahren meine Familie gewesen. Und jetzt, wo der Krieg vorbei ist, ziehen sie weiter oder gehen nach Hause. Viele meiner Freunde, stehen auf anderen Seiten, als ich... Was ist, wenn wieder ein Krieg ausbricht? Soll ich dann gegen sie kämpfen? Manchmal wäre das alles leichter zu ertragen, wenn ich jemanden um Rat fragen könnte, aber Simon... er kann mir leider keinen Rat geben, und vielleicht wird er das auch nie mehr. C´est la vie!"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 24. Nov 11, 19:49
"Simon hat nach dem Sieg vor den Toren Engoniens mit mir angestoßen. Er trank auf Jeldrik, und grüßte mich als seinen Freund. Das letzte Mal, wie er damals sagte. Er sah den Bürgerkrieg kommen, er rechnete fest damit. Wir werden erst nach dem Winter wissen, ob er Recht behalten wird."
Vanion stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
"Weißt du, diejenigen, die wir verlieren, dürfen uns nicht erschrecken. Früher oder später sterben wir alle. Und wenn ich eines aus dem Tod der Sturmrufer gelernt habe, dann doch das, dass wir uns niemals in der Vergangenheit verlieren dürfen. Wir träumen von besseren Welten, Lorainne, und verlieren uns in den Gesichtern unserer Weggefährten, die für unsere Träume gestorben sind. Dabei sollten wir doch lieber in die Zukunft schaun! Schau dir Leah an, schau dir die Menschen an, die nun nicht länger unter Konars Joch stehen! Schau in die leuchtenden Augen all jener, die in Engonia den Sieg ausrufen konnten, betrachte den Zusammenhalt unter den Pilgerzüglern! All das gibt es, und noch viel mehr! Wir sehen Sonnenuntergänge, wir sehen, wie ein todkranker Mensch seine Liebsten umarmt, wir sehen Mütter, die ihre Kinder versorgen. Alles so simple Anblicke, und doch ist das das Schönste, was ich jemals sah! Und wir Ritter sind die strahlenden Gestalten, die all das schützen und es zur Not wiederherstellen! Nur trifft auch der strahlendste Ritter irgendwann auf die Realität - sei es durch Jelena, die einem mit Brachialgewalt zeigt, dass die Realität weh tut, sei es dadurch, dass man an seine Grenzen stößt und nicht mehr weiter weiß...oder eben dadurch, dass Freunde und Verwandte sterben. Ich kann Euch bestimmt keinen Rat geben, ma chevalière. Ich hab zu wenig gesehen, und Ihr seid nicht vollkommen offen zu mir - weder, worüber Ihr ganz konkret einen Rat braucht, noch in ... anderen Dingen. Aber das braucht Ihr natürlich auch nicht, pardonnez-moi. Ich kann Euch nur sagen, dass Trauer einem den Rücken stärken kann - oder dass Euer Rücken irgendwann unter der Last bricht. Nur, wieviel wollt Ihr euch aufbürden? C'est seulement votre decision."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 24. Nov 11, 20:02
"Ich habe nicht vor zu brechen. Allerdings weiss ich nicht, wieviel Freunde ich noch verlieren kann, ohne das ich zumindest einen Teil meiner Selbst verlieren, oder wieviel Loyalitätskonflikte ich noch ausfechten kann. Apropos: Wie stehts mit Deinem? Wirst Du der Imperatorin folgen können, egal was sie verlangt und für sie kämpfen können, auch wenn Deine Familie, Deine Freunde auf der anderen Seite stehen?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 24. Nov 11, 23:07
"Ich..." Vanion bemerkte sofort Fulgrims misstrauischen Blick. "Ich.. es.. ich gehe nicht davon aus, dass ich.." Vanions Laune war mit einem Schlag auf dem Tiefpunkt angelangt. "Ich werde die Befehle der Königin.. der Imperatorin des engonischen Kaiserreiches befolgen. Wie immer sie auch lauten mögen. Das ist meine Pflicht." Diese Worte kamen langsam und bedacht aus Vanions Mund. Man sah dem jungen Mann an, dass er seiner nicht sicher war. Mit fester Stimme sagte er: "Ich kann Euch meiner absoluten Treue und Loyalität versichern. Und da Ihr selbiges für die Imperatorin habt, bin ich auch Dame Loenna zu Gehorsam verpflichtet."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 24. Nov 11, 23:24
Lorainne schien zufrieden it seiner Antwort zu sein, jedenfalls erwiderte sie lange nichts. Doch schliesslich konnte sie ihre SOrge nicht mehr für sich behalten: "Und Deine Familie? Sie lebt immer noch in Fanada, n´est pas? Willst Du sie nicht noch einmal sehen, dich von ihr verabschieden? Ich weiss, wie es ist, wenn man im Streit mit den Menschen, die man liebt, bricht. Nachdem rausgekommen ist, dass ich.. nunja, ein Mädchen bin, schickte Simon mich erst zu meinem Vater zurück... er musste das wohl erstmal verdauen, und der.. wollte mich verheiraten. Dass Simon mich als Lorainne wieder als Knappe angenommen hatte, spielte für ihn dabei keine Rolle. Nun, er wollte das beste für unser Land, dass das Lehen erhalten bleibt. Ausgerechnet Roquefort hatte um meine Hand angehalten, aber sein Lehen war damals ja auch schon fast völlig ruiniert und er brauchte Geld. Aber den hätte ich nie heiraten können, ich konnte ihn als Kind schon nicht leiden. Er ist grausam zu seinen Leuten, zu seinen Pferden und zu seiner Frau war er es auch..." platze es heraus.
Nach einer Schreckenssekunde fuhr sie fort :" Jedenfalls stritt ich sehr heftig mit meinem Vater und bin dann nachts noch zurück nach Bourvis geritten, damals hätte ich es keine Sekunde länger dort ausgehalten. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah..."
Tränen schimmerten in ihren Augen.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 24. Nov 11, 23:34
Als Lorainne zu sprechen begann, war Vanion niedergeschlagen und bedrückt. Er dachte an seine Eltern, die er so lange nicht mehr gesehen hatte. Wie lange war er jetzt in Engonien auf Reisen, ohne seine Eltern besucht zu haben? Er erschrak, als er feststellte, dass es nun beinahe zwei Jahre waren. Er wollte grade etwas sagen, als er aufsah und eine Träne sah, die Lorainnes Wange herabglitt. Bestürzt wollte er aufstehen und einen Schritt auf sie zu machen, als er sich eines besseren besann. Er schob seinen eigenen Gefühlskram beiseite.
"Lorainne, jeder von uns hat seine traurigen Geschichten.", sagte er behutsam. "Die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Lasst Euch nur nicht davon bezwingen. Ich bin sicher, Ihr werden Euren Vater eines Tages wieder sehen. Ganz so, wie ich irgendwann zu meinen Eltern reiten werde." Mein Vater wird sich ohnehin nur noch mehr aufregen, wenn er hört, dass ich der Hexenkönigin die Treue geschworen habe. Da kann ich es auch noch etwas aufschieben...
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 24. Nov 11, 23:42
Lorainne lachte Verhalten.
"Ja, irgendwann werde ich hoffentlich in Alamars Reich eintreten und ihn wiedersehen, dennoch hoffe ich, dass bis dahin noch viel Zeit vergeht."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 24. Nov 11, 23:54
"Oh." Vanion verstummte, eine peinliche Pause entstand.
"Nun...dann.. verzeiht. Ich hätte vielleicht nachdenken können. Na, meine Eltern leben noch." Vanion könnte sich für den letzten Satz ohrfeigen. Idiot, reib ihr noch unter die Nase, wie gut es dir geht.
"Ich...verzeiht, ich weiß grad nich so recht.." Vanion schwieg nun endgültig. Lorainne starrte mit leerem Blick ins Feuer. Der junge Mann verlor sich in seinen eigenen Gedanken. Er versuchte, sich an seine kleine Schwester zu erinnern. Sie war im Säuglingsalter, als er den Hof verlassen hatte. Ganz so, wie Leah jetzt. Ob sie nun vielleicht schon laufen würde? Konnte sie schon reden? Ob sie überhaupt wusste, dass sie nicht nur zwei Schwestern, sondern auch einen großen Bruder hatte? Er bezweifelte es. Sonia, seine Mutter, hätte es ihr wahrscheinlich erzählt, aber für Barak, seinen Vater, war Vanion nicht länger Sohn. Er war in den Augen seines Vaters nur ein weiterer Tunichtgut, den man nicht gebrauchen konnte. Ob die beiden wohl die Wirren des Krieges überlebt hatten? Vielleicht waren die Felder gar nicht mehr bestellt - vielleicht waren die Ernten zu schlecht ausgefallen im letzten Jahr. Vanion verfluchte sich für seine Gedanken. Er hatte solche Gedanken so lange nicht zugelassen. Der Krieg war wichtiger gewesen, seine Freunde waren wichtiger gewesen. Ganz am Anfang waren ihm ein Barde und ein Krug Bier wichtiger gewesen. Er hatte mehr Gedanken an Jelena und ihr Wesen und ihre hitzigen Diskussionen verwendet, als sich für seine Familie zu interessieren. Und nun gab es kaum die Möglichkeit, mal eben nach Fanada zu reisen. Nicht vor dem Winter. Und nun wartete in La Follye ein weiterer Konflikt auf ihn. Und was kam dann?
Vanion ließ den Kopf auf die angewinkelten Knie sinken. Seine Gedanken verloren sich in Bildern seiner Schwestern und seiner Eltern.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 00:11
"Besuch sie! Sieh, wie es Deinen Eltern geht und sprich Dich mit Ihnen aus." liess sich Lorainne nach einer Weile leise vernehmen.
"Weisst Du, es gibt sovile Dinge, die ich meinem Vater noch sagen wollte, doch dann war es zu spät. Auch wenn er mir im Angesicht seines... Todes verziehen hat, ich hätte ihn gerne darum gebeten. Auch Simon wollte ich noch einiges sagen, doch als er noch lebte, war... irgendwie nie der richtige zeitpunkt, und jetzt rede ich immerzu mit ihm, wenn ich bei ihm bin, doch weiss ich nicht einmal, ob er mich hört. Vielleicht ist es auch bei ihm zu spät. Du solltest diesen Fehler nicht machen. Auch wenn viel passiert ist, zwischen Dir und deiner Familie, auch, wenn sie vielleicht nicht verstehen werden, warum Du mein knappe sein willst, sie werden trotz allem froh sein, zu sehen, dass es Dir gut geht, dass Du den Krieg überlebt hast."
Sie versuchte sich an einem aufmunterndem lächeln.
"nutze die Chance, solange Du sie noch hast, hole Dir den Segen Deiner Eltern, denn eines kannst Du mir glauben: Wenn dich nicht mehr hält, tut es die Familie. Die Zeit im Kloster bei meiner Schwester hat wahre Wunder gewirkt und ich würde auch gerne meine andere Schwester in Oscronne besuchen, aber erstmal muss ich hier alles regeln. Udn auch, wenn die Marnoische Teil, die Familie meiner Mutter, in Blanchefleur nicht gerne erwähnt wird, haben sie mir doch nach dem Tod meines Vater zur Seite gestanden. Und nun ersetzen mir meine Männer die Familie irgendwie. Und ich habe gute Freunde, dass alles ist mindestens genausoviel Wert, wie eine Familie, kann sie manchmal aber nicht ersetzen. Also: reite nach Fanada und besuche sie, verbring Zeit mir Ihnen, sicher habt ihr Euch einiges zu erzählen. Und im Frühjahr kommst du zu uns zurück und bist Knappe. Denn wie willst Du dich auf Deine Pflichten konzentrieren, wenn Du dich immerzu fragst, was aus Deiner Familie geworden ist, hm?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 00:24
"Chevalière Lorainne, ich möchte meine Eltern nicht zwischen den Dienst an Euch und der Imperatorin Loenna von Donnerheim stellen. Mein Vater hat mich verstoßen, und ich glaube, dass ich an Eurer Seite sein sollte - um Euch zu dienen und zu helfen, so gut ich es vermag." Vanion sprach laut und sehr, sehr deutlich. Ein unergründlicher Ausdruck stand auf seinem Gesicht.
"Herrin, so sehr ich auch mit meinen Eltern sprechen will - mein Vater wird mich nicht wiedererkennen. Er.. er hat.." Vanion sah zu Boden. "Als er ging, sagte er einfach nur, dass ich ihn und die Familie entehrt und verraten hätte. Er.. er sagte.. dass ich nicht länger sein Sohn bin. Meine Mutter schrie ihn an, unter Tränen, er solle mich nicht verfluchen. Zuletzt bettelte sie. Mein Vater schlug sie ins Gesicht."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 09:33
"Er hat was?" Lorainne wusste, dass ein Mann jedes Recht hatte, mit seiner Frau so umzugehen, wie er es für richtig hielt, doch da sie wusste, wie ihr Vater zu ihrer Mutter- und später zu ihrer Stiefmutter- gewesen war, war es für sie immer unvorstellbar gewesen, dass ein Mann seine Frau schlagen würde. Seine Kinder und Knappen, aber niemals seine Frau.
Noch unvorstellbarer war für sie allerdings, dass Vanion nicht eingegriffen hatte...
"Was hast Du getan? Hast Du sie geschützt?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 22:33
"Ich.. ich.." Vanion vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Ich sah zurück - und dann.. drehte ich mich um und lief los." Es war heraus. Der junge Mann schwieg nur noch.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 22:46
"Nciht besonders ritterlich, n´est pas?"
Und der da will mein Knappe sein. Auch Bernard und Fulgrim musterten Vanion voller Abscheu. Solches Verhalten waren sie nicht gewohnt.
Nach eine Weile legte Lorainne die Hand auf Vanions Schulter: "Umso wichtiger wäre es, dass Du Deinen Frieden mit den beiden machst, besonders mit Deiner Mutter. Und dann kannst Du damit vielleicht abschliessen. Aber das so weiter in Dich hineinfressen und nichts tun, Vanion, ist feige und unritterlich. Ausserdem ist es nicht sinnvoll, wenn Du soetwas mit Dir herumträgst, wenn Du dich voll und ganz auf deine Pflichten und Aufgaben konzentrieren willst."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 22:51
Vanion sah zu Lorainne auf. In seinen Augen blitzte etwas auf, eine Mischung aus Trauer, Trotz und Erleichterung.
Bitter spie er die Worte aus: "Wie kann ich so etwas wieder gut machen? Ich hab weggesehen, hab es tot geschwiegen. Für mich hat all das nie existiert. Ganz so, wie ich für meinen Vater - und wohl auch für meine Mutter nicht mehr existiere. Was glaubt Ihr, warum ich in den Krieg gezogen bin? Ich hab aus all den trunkenen Abenden keine Ausweg mehr gefunden. Nichts mit Ehre und Ritterlichkeit, nichts! Ich..ich.. ich hab vor den Göttern bestanden, aber vor meinen Eltern hab ich versagt!" Mit Abscheu sah der junge Mann an sich herab. "Was bin ich denn schon? Ein Held? Kaum."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 23:02
"Im Leben ist wenig heldenhaft! Du MUSST dich aber mit ihnen aussprechen..." Lorainne machte ein relativ hilflose handbewegung. Seine Verzweiflung tat ihr leid, aber nur er konnte etwas dagegen tun.
"Du hast nur diese zwei Möglichkeiten: Entweder Du bittest sie um Vergebung und kannst dann damit abschliessen. Selbst wenn Deiner Mutter dir nicht verzeiht und dein Vater...  dann hast du aber alles versucht. Oder du lässt allöes so wie es ist, und gehst irgendwann daran kaputt, denn das wird dich immer verfolgen."
Nach eine kleinen Pause fügte Lorainne mit einem lächeln hinzu:" eigentlich hast Du nur eine Möglichkeit, ich werde dir nämlich nicht dabei zusehen, wie du dich durch dein schlechtes gewissen zugrunde richtest!"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 23:09
"Aber.. kann ich nicht einfach mit Euch weiterreiten nach Bourvis? Was ist mit Roquefort? Wer soll auf Leah aufpassen, falls Euch etwas zustößt? Ich..." Vanion verstummte wieder einmal.
"Weglaufen ist keine Option, nicht wahr?"
Lorainne schüttelte nur den Kopf.
"Also nach Fanada - ohne Euch?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 23:14
"Nein, weglaqufen ist keine Option mehr! Für uns beide nicht. Du kannst entweder alleine nach Fanada reisen und im Frühjahr wieder zu uns stossen, oder aber Du begleitest mich jetzt, und sobald Simon genesen ist, reiten wir zusammen. Doch ich glaube kaum, dass es Deiner Familie gefallen würde, wenn sich jemand Fremdes einmischen würde."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 23:23
Vanion ging in sich. Lange dachte er nach, hin und her. Doch er kam zu keinem anderen Schluss. Lorainne hatte einfach Recht.
So einfach es klang, so einfach war es auch.
"Ich brauche Kleidung, Vorräte und ein frisches Pferd."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 25. Nov 11, 23:33
Lorainne nickte anerkennend. Vanions neue Energie schien auf sie überzuspringen.
"Darum werden wir uns morgen in aller Ruhe kümmern, nicht weit von hier ist ein kleines dorf, da werden wir alles nötige erstehen können." Gedanklich überschlug sie die kosten, sie brauchte auch noch eine warme dicke wolldecke für leah, ihr eigenes pferd musste neu beschlagen werden...

"Wenn Du in Fanada bist, habe ich allerdings noch eine Aufgabe für Dich: Du wirst zu Jelena reiten und sie und Luthor mit hierher bringen, so sie das will. Jetzt wo Wassillij nicht mehr an ihrer Seite ist, wäre mir wohler, wenn Du sie hierher begleitest."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 11, 23:34
"Ja, das werde ich - Wassilij ist nicht mehr an Jelenas Seite? Friert die Hölle zu?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 26. Nov 11, 15:14
"Nein er ist nicht mehr an ihrer Seite. Tailon Orikos.... er ist ein Held! Und es war ihm vorherbestimmt, uns alle zu retten."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 26. Nov 11, 15:18
Vanion sah Lorainne voller Unverständnis an. Seine Gedanken rasten. Wassilij? Alle gerettet? Ein Held? War?
"Was ist in Tailon Orikos passiert, Lorainne? Was hat Wassilij getan? Ist er tot?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 26. Nov 11, 15:27
"ich hoffe nicht. Er ist durch das Portal gesprungen... und müsste jetzt irgendwo da sein, wo Gorix war, als wir damals die Gebeine der Agathe gesucht haben. Irgendwo auf der anderen Seite, in Szivars Reich."
Weder Stimme noch Gesicht verrieten, was Lorainne fühlte. Sie war unergründlich und schilderte das Geschehen neutral, so, als ginge sie das gar nichts an.
"Als wir ankamen, hatten sie Luthor und Wydh entführt und folterten sie. Wir hörten ihre Schreie und konnten erst nichts tun. Und dann sind wir in diese Ruinen und haben sie rausgeholt. Ich habe noich niemanden, weder Kriegsgefangener noch Verwundete, gesehen, die so zugerichtet waren... Zumindest leben sie. Was mit Wassillij ist, wissen vielleicht die Magier, vielleicht kann man ihn zurückholen, aber.... vielleicht hat er auch sein Leben gelassen, um uns alle zu retten. Er sagte, dass es ihm vorherbestimmt ist, also hat er nur seine Bestimmung erfüllt, aber dennoch sollte man nichts unversucht lassen, ihn aus Szivars Reich zu befreien. Gorix hat dort auch eine Weile überlebt, ich bin sicher, Wassillij kann das auch!"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 26. Nov 11, 15:44
Vanion verspürte eine vage Trauer. Er hatte Wassilij nicht wirklich gekannt, aber ihn als Kameraden zu schätzen gelernt. Man fühlte sich sicherer in seiner Gegenwart.
Die Erkenntnis, dass selbst jemandem wie Wassilij Schlimmes passieren konnte, schüchterte Vanion ein. Auf dem Grenzfest in Brega hatte er kurz mit Wassilij geübt, eine solche
Waffenkunst war nicht leicht zu schlagen. Wassilij würde schmerzlich vermisst werden. Vanion dachte auch über Jelena nach. Wassilijs Verschwinden musste ein gewaltiger Schicksalsschlag für sie sein. "Ich wünschte nur, ich wäre da gewesen. Alleine, weil ich mich Luthor gegenüber immer noch verpflichtet fühle für das, was er vor Engonia für mich tat." Lorainne hatte schon recht, es gingen zu viele Gefährten verloren. Die einen waren einem näher, die andern weniger nah. Dennoch schmerzte jeder Verlust.
"Wir müssen uns zusammenraufen. Wir alle. Und hoffen, auf Simons Genesung und Wassilijs Rückkehr."
Vanion bewunderte sich selbst. Verdrängung war etwas so einfaches, er dachte an seine Eltern, drängte dabei jedoch sämtliche Emotionen zurück. Selbst Wassilij konnte ihn nicht weiter runterziehen. Der junge Mann hatte in Engonia genug gesehen und genug Freunde verloren. Er hatte eine Mauer um sich selbst errichtet, die ihn ein Stück weit verroht hatte.
"Wie schnell Jelenas Worte doch Wirklichkeit werden", murmelte Vanion und starrte trübselig ins Feuer.
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 26. Nov 11, 16:24
"Quoi? Wieso Jelenas Worte und Wirklichkeit? was wusste sie?"
Alles schien auf einmal einzustürzen, was hatte Jelena gewusst? Vor allem woher? War sie möglicherweise eine Hexe?
"erzähl schon, was hat sie gesagt? was meinst du damit?"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 26. Nov 11, 16:32
"Jelena hat vor Engonia mit mir gesprochen. Sie hat mir viele Dinge erklärt, die die Realität betreffen - und wie wenig die Realität doch ritterlichen Idealen entspricht.
Sie sprach von dem plötzliche Verlust von Menschenleben, wenn man nur eine falsche Entscheidung trifft. Das kann eine Entscheidung wie die Simons sein - oder eine wie die Wassilijs. Es kann auch die Entscheidung eines Generals sein, einhundert Mann zu opfern, um eintausend zu retten. Sie sagte mir auf den Kopf zu, dass ich Unrecht hätte, was den Krieg angeht. Jeder Mann verroht, wenn er sein Schwert in den Leib eines anderen Menschen treibt. Das ist auch mir passiert. Ich war damals entsetzt von Jelena, wie emotionslos sie über diejenigen sprach, die sie verloren hat. All diejenigen, die unter ihren Händen wegstarben. Ich hielt sie für ein Ungeheuer, weil sie um all die, die sie verloren hatte, nicht zu trauern schien, sondern sie aufzurechnen schien gegen die Toten des Lupus. Und jetzt, nach der Schlacht? Wassilijs Tod berührt mich nicht. Ich lasse es nicht zu. Ganz so, wie ich nicht wirklich zulasse, über Simon nachzudenken. All das hat sie mir vorausgesagt, und nun stehe ich hier und bin ein Stück weit das, was ich an ihr verabscheue geworden. Ihr nehmt kaum Abstand von denjenigen, die ihr verliert. Ihr lasst sie immer wieder in Eure Gedanken. Für diese Stärke hab ich Euch schon immer bewundert."
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 26. Nov 11, 20:30
Lorainne war über Vanions Ausführungen erleichtert und musste im ersten Moment über sich selbst und ihre dummen Gedanken grinsen.

"Das hat wenig mit Stärke zu tun, Vanion. Ich bin nicht wie Jelena oder Simon und oft bedaure ich das. Aber ich habe nicht die Fähigkeit, die Toten gegeneinander aufzurechnen. Und ja, man verroht, und nur deshalb lass ich die Toten in meine Gedanken, damit es mir nicht passiert. Als wir in die Ruinen bei Tailon Orikos eingedrungen sind, um Wydh und Luthor zu retten, hatte das nichts mit Mut zu tun, im Gegenteil: ich war einfach nur nicht stark genug, ihre Schreie länger zu ertragen. Niemals könnte ich das vollbringen, was Jelena im Krieg jeden Tag getan hat: Die Schreie der Verwundeten ertragen, eher würde ich mein Leben lassen."
Lorainne lächelte traurig: "Sobald man einmal ein Schwert in der Hand hatte und den ersten Menschen getötet hat, beginnt es, das Töten und das Sterben macht einem dann keine Angst mehr, nur noch das Leiden. Und nur darum lass ich es zu, dass sich die Toten in meine Gedanken schleichen: Damit ich immer wieder an ihr leid erinnert werde und niemanden unnötig lange leiden lasse, kurz und präzise töte, wenn es sein muss. Und dass ich die Stärke besitze, Leid, das mir widerfährt durchzustehen. Und es gibt mir immer wieder Hoffnung. Je mehr ich an wassillij und Simon denke, desto überzeugte bin ich, dass sie gerettet werden können, auch wenn ich in schwachen Momenten daran zweifeln mag."
Sie schaute Vanion nun direkt in die Augen:" Verstehst DU jetzt, warum ich will, dass Du dich mit Deinen Eltern aussprichst? Man leidet einfach unter seinem schlechten Gewissen, ich weiss das nur zu gut. Darum muss man sein Gewissen erleichtern und Fehler der Vergangenheit bereinigen. MEINE Familie hat NICHT zu leiden, wenn ich es verhindern oder ändern kann!"
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Vanion am 27. Nov 11, 18:06
"Oui, j'ai compris ca. Aber ich hab es zur Kunst erhoben, die Toten auszublenden, so wie ich meine Eltern aus meinen Gedanken verdrängt hab. Aber vielleicht kann ich noch einen Rest meiner Achtung retten: als wir in Engonia eingefallen waren, begannen Knechte, aufrechte Männer zu drangsalieren, die sich ergeben hatten. Sie hatten Mordlust in den Augen und ähnelten mehr Tieren als Menschen. Ich hab mich dazwischen gestellt, obwohl ich selbst nichts mehr empfand - weder Freude über den Sieg, noch Trauer über all die Toten in der Schlacht. Ich erinnerte mich nur an die Worte Ranias und Lalaiths: dass der Krieg schon zu viele Leben gefordert habe. Dort fand ich den Mut, den ich immer gesucht habe." Vanion sah zu Bernard und Fulgrim hinüber. Er fragte sich, was die beiden nun von ihm dachten.

"Wie auch immer. Ich reise nach Fanada." Vanion war sich gar nicht so sicher, ob er wirklich nach Fanada reisen würde. Ob er den Mut aufbringen würde, dorthin zurückzukehren an den Hof seines Vaters. Was wäre, wenn er dort angekommen wäre? Und was wäre, wenn er nicht zu seinen Eltern reisen würde? Er würde Lorainne nicht mehr unter die Augen treten können.
Der junge Mann empfand die einfache Reise nach Fanada plötzlich als beschwerlicher als die Suche nach Agathes Leichnam, beängstigender als die Aussicht, in die Schlacht um Engonia zu reiten. Es war für ihn klar, dass er Lorainne morgen verlassen würde, mit einem frischen Pferd und neuen Vorräten versorgt. Aber würde er wirklich nach Fanada reisen?
Titel: Re: Auf dem Weg nach Bourvis
Beitrag von: Mel am 27. Nov 11, 20:27
Lorainne schien seine Zweifel zu spüren. Tatsächlich ähnelte er ihr mehr, als sie wahrhaben wollte. Vanion war nur wenig jünger als sie, eigentlich viel zu alt, um Knappe zu sein, aber immerhin hatte auch Ninefinger seine Knappenzeit hinter sich gebracht, und der war im Vergleich zu Vanion steinalt. Ja, Ninefinger war sogar im Vergleich mit Simon alt.
Als sie Vanion ins Gesicht sah, schwanden seine Konturen und wurden durch die Antoines ersetzt. Jetzt war es, als blickte sie wirklich in einen Spiegel. Sie sah Antoines gerade Nase, die dunklen Augen und wie er genauso verbissen drein blicken konnte, wie sie. Unwillkürlich streckte sie die hand aus, wollte das Gesicht ihres Bruder berühren, sein Lächeln festhalten.
Doch dann klärte sich ihr Blick wieder und sie sass Vanion gegenüber.
Sie hielt nur einen kurzen Moment in der Bewegung inne, dann senkte sich ihre Hand auf seine Schulter.
:"Reise morgen nach Fanada, stell dich Deiner Vergangenheit. Bekämpfe Deine Dämonen und mach mich stolz!"