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Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches => Geschichten und Gespräche => Thema gestartet von: Vanion am 06. Jul 12, 15:55

Titel: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Jul 12, 15:55
Vanion war schon viel zu lange hier.

Es brannte ihm in den Fingern, etwas zu unternehmen, aber er wusste nicht so recht, was. Lorainne war verschwunden, nur vage hatte sie über ihre Richtung gesprochen. Follye schien es zu sein...
Er nahm einen kräftigen Schluck Bier aus seinem irdenen Becher, dann knallte er ihn umgedreht auf den Tisch. Diese Geste hatte er  sich bei leeren Bechern irgendwie angewöhnt. Er stapfte raus aus seiner kleinen Hütte und schaute kurz in die Abenddämmerung. Die Tage waren lang geworden, die Nächte kürzer - aber endlich nochmal warm. Das Klingen von Metall auf Metall erregte die Aufmerksamkeit des jungen Mannes. Vor dem Amboss der Dorfschmiede stand ein kräftiger Mann, mit freiem Oberkörper und einer Lederschürze um, und schlug mit dem Hammer auf ein glühendes Stück Metall ein, dass die Funken nur so flogen.
"Was wird das?"
"Ein Schürhaken, sieht man doch!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 10. Sep 12, 13:10
Tagein, tagaus, derselbe Tagesablauf. Aufstehen, Frühsport, Liegestütze, laufen gehen, Frühstücken, danach nackt im Fluss baden und den Staub des Vormittags abwaschen.

Dann ewige Gespräche mit Jacques, dem Diener Lorainnes, zunehmend mehr auf caldrisch als in der gemeinen Sprache. Er brachte dem jungen Knappen nicht nur die alltägliche Sprache bei, er versuchte auch, ihm Sachen wie Lyrik nahe zu bringen, schien jedoch jeden Tag ein wenig verzweifelter zu werden ob des "schräcklischen Unverständniss" des "tangarianischen Pöbels".

Darauf folgte ein nahrhaftes Mittagessen, nach welchem Vanion jedoch dennoch stets Hunger zu haben schien. Dann, am Nachmittag, ungeachtet des Wetters, Übungen am Schwert, auch mit Jacques. Der kleine Caldrier hatte sich als gewiefter, teilweise sogar hinterhältiger Kämpfer erwiesen. "Je suis un kleinär Mann, also trettte isch dir eben deine Männlischkeit zu Brei, wenn isch grade an deine schöne Knabengesischt nischt drankomme. Schlachten sind so!". Vanion gewann selten, aber es dauerte immer länger, bis er auf eine meist mehr oder weniger schmerzhafte Art verlor.

Abends ging es dann ans Lesen - Lorainne hatte beschlossen, dem Jungen vom Lande nicht nur ein paar mehr Muskeln zu verschaffen, sondern auch seinen Charakter mit Bildung zu beglücken.
Das Dorf, in dem Jacques und Vanion waren, war zu klein, um eine ordentliche Kneipe zu bieten - nur eine kleine Herberge, wenn man denn drei teure Zimmer mit sauberen Strohbetten so nennen konnte, bot Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen - wenn nicht ständig zwei der drei Betten von Jacques und Vanion belegt gewesen wären.

Mit dem Schmiedejungen hatte sich Vanion einige Raufereien gegönnt - bis Jacques dazwischen gefahren war. "Das ge'örrt sich einfach nischt! Prügel disch nischt zum Spaß! Du bist jetzt etwas Besseres als dieser Kerl! Ver'alte disch dementspreschend!"
Es war nicht einfach, von jemandem, der grade mal zwei Jahre älter war, sich so etwas anhören zu müssen, zumal Vanion es nicht grade gewohnt war, Sachen zu schlucken und stillschweigend zu lernen. Dazu noch dieser schreckliche Akzent! Doch je besser Vanion caldrisch sprechen konnte, desto leichter fiel ihm das gehorchen. Oftmals fluchte er bei ihren Übungsstunden überwiegend auf caldrisch, immer seltener in seiner Geburtssprache.

Am Abend eines dieser ewig gleichbleibenden Tage lag Vanion auf dem Rücken auf seinem Bett. Jacques Bett war leer, er war unten und sah nach den Pferden.
Vanion starrte die Holzdecke des Raumes an und verlor sich ein wenig in seinen Gedanken. Lorainne, was machst du grade eigentlich?, oder Was wird aus mir hier im Nirgendwo?, Wie geht es meinen Eltern, meinen Freunden?, waren nur einige seiner Gedankengänge. Er dachte an Laura, an die Ereignisse in Bourvis, an die Begegnungen in Simons Vorstellungsvermögen. Jeden Abend dachte er sich quer durch sein Leben und die Weltgeschichte, und jeden Abend verstand er sich selbst und die Welt ein bisschen besser. Entscheidungen schienen plötzlich Sinn zu machen, selbst seine eigenen. Auch Lorainnes Entscheidungen waren nachvollziehbar geworden, vieles hatte sich zusammen gefügt. Ein Weg hatte sich abgezeichnet, vom trinkfesten Knaben über den Suffkopf, der gern mit Marius sang bis hin zu dem entschlossenen Widerstandskämpfer, zu dem er im Pilgerzug geworden war. Lorainnes Ritterschlag vor den Mauern Engoniens, Vanions eigene Aufnahme in den Knappenstand - sein peinliches Versagen in Simons stupidem Sturkopf,  das Loslassen dieses dämlichen Steins, Jelenas leiser werdende Stimme -  und die sich langsam schließende Türe, hinter der Lauras Kind verschwand. Auch am Abgrund zu stehen wird manchmal normal, dachte Vanion ohne Selbstmitleid oder Pathos. Er hatte dort gestanden und war entschlossen drei Schritte zurückgewichen. Jetzt galt es, nach vorne zu blicken, und jeden langweiligen, routinierten Tag des Trainings zu genießen.

Schritte, die die Treppe heraufkamen, rissen Vanion aus seinen Gedanken. Jacques betrat den Raum, einen Brief in der Hand haltend und mit der anderen Hand wild gestikulierend, während er lautstark und schnell auf einen weiteren Mann, der hinter ihm die Treppe hochkam, einredete. "Vous ne pouvez pas faire ca! C'est impossible! Imbecile! La chevalière a commander qu'il ne peut pas quitter la village!" Der andere redete leiser und bediente sich nicht des Caldrischen. Nur ein Hauch nordcaldrischen Akzents war aus seiner Stimme zu hören. "Nun gebt ihm den Brief, er ist an ihn adressiert! Lass ihn zumindest lesen, alles andere könnt ihr dann unter euch vereinbaren!" Kurzerhand stand Vanion auf und nahm Jacques mit Nachdruck den Brief aus der Hand.

Verehrter Freund,

wir haben eine Möglichkeit gefunden, Wassilij aus Szivars Reich zurück zu holen. Wir bitten dich nun um seinetwillen um Hilfe. Der Herr der Schatten wird ihn nicht freiwillig gehen lassen und wir brauchen all seine Freunde für dieses Unterfangen!

Gruss,
Galoria Lydia
Gorix Feuerklinge


Sofort traf ihn Jacques wütender Blick.  "Lorainne beschteht darauf, euch 'ier zu be'alten! 'Ier seid Ihr in Sischer'eit und könnt lernen und ein wenig Rü'e finden! Denkt nischt einmal daran! Ihr 'abt jetzt Pflischten!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 10. Sep 12, 21:13
Weiteres Poltern drang ins zimmer, und eine Gestalt sturzte fluchend herein.
"Merde! Il est mon écuyer et he veux parler avec lui!"
Damit wurde der arme Wirt, der die herrische Frauenstimme samt der Sprache nicht einordnen konnte, zur Seite geschoben und eine Frau in grünem Rock mit weisser Distel stand im Zimmer.
Dunkle Augen schweiften über die Unordnung, unergründlich war der Blick, bis er auf Vanion fiel.
Ein lächeln erhellte ihr Gesicht.
"Vanion. Ich habe fast nicht erwartet, dass du dich meinen Wünschen beugst. umso überraschter bin ich, dass ich Dich tatsächlich hier antreffe. Berichte, wie ist es Dir ergangen?"
Lorainne war schmaler geworden, und ihr Lächeln schien eine Maske zu sein, hinter der ihre wahren Sorgen verborgen waren.
Und doch war die Freude uverkennbar, mit der sie Jacques und Vanion begrüsste.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 11. Sep 12, 21:58
Vanion ließ den Brief sinken. Sein erster Impuls war es, Lorainne freundschaftlich zu umarmen, jedoch erinnerte ihn Jacques spitzer Ellbogen in seiner Hüfte daran, wie man als Knappe seinen Ritter zu begrüßen hatte.  Er stellte sich grade hin und verbeugte sich höflich.

"Mademoiselle ma chevaliére, c'est une plaisier pour moi de.." er kam leicht ins Stottern und setzte unbeholfen fort. "..de avoir vous ici."  Ihm entging nicht der amüsierte Zug um Lorainnes Mund.
Als er ihr Gesicht näher betrachtete, fielen ihm sanfte, aber doch sichtbare Augenringe auf. Lorainnes Augen schienen härter geworden zu sein als zuvor, und sie wirkte angespannt. Die Schultern etwas hochgezogen, eine Hand wachsam an den Dolchgriff gelegt - er ahnte, dass etwas nicht stimmte. Waren die Dinge in Follye schlecht gelaufen? Wo war Lorainne gewesen? Die Zeit hier schien stehen geblieben zu sein, wie lange hatten sie sich nicht gesehen - drei, vier, fünf Monate? Vanion riss sich zusammen.

"Es gibt nicht viel zu berichten. Hier gibt es generell nicht viel, ma chevalière."
Vanion berichtete von seinen Trainingsfortschritten, bemerkte jedoch schnell, dass das Jacques missfiel.
"Ich glaube, es ist besser, wenn Jacques Euch über meine Fortschritte in Kenntnis setzt - er hat einen objektiveren Blickwinkel. Die Meinung des Lehrers ist immer ehrlicher als die des Schülers."

Lorainne nickte zustimmend und wandte sich Jacques zu, der jedoch darauf bestand, dass Vanion den Raum verließ, damit Jacques völlig offen sprechen konnte.
Als er nach ungefähr zehn Minuten wieder hereingerufen wurde, sah er Lorainne erwartungsvoll an.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 13. Sep 12, 12:04
Lorainne musterte Vanion lange, als er wieder in die Kammer trat, und lächelte zufrieden.
"wie ich höre, machst Du gute Fortschritte, vor allem im Fluchen?!"
Sie schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
"Nun komm, lass uns zu Abend essen, wir haben vie zu bereden, aber nicht viel Zeit, ich muss morgen früh weiter."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 14. Sep 12, 09:45
Die beiden gingen zusammen die Treppe herunter.
Der Wirt der Herberge schaute Lorainne missbilligend an, verkniff sich jedoch jedes Wort. Vanion warf ihm einen warnenden Blick zu und fragte höflich, ob noch etwas vom Abendessen übrig sei.

Kurze Zeit später saßen die beiden munter kauend an einem kleinen Holztisch.
Während des Essens redeten sie über Nichtigkeiten, erzählten sich ein paar  Gerüchte. Vanion machte ein paar Scherze, was Lorainne stets mit einem erschöpften, hölzernen Lächeln quittierte.
Als schließlich ein unangenehmes Schweigen entstand, fragte Vanion gradeheraus:

"Lorainne, was bring dich her? Was ist geschehen, während ich hier war?" Dann zog er den Brief aus seiner Gürteltasche und legte ihn zusammengefalten auf den Tisch. "Und was ist hiermit?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 14. Sep 12, 12:41
Lorainne warf einen Blick auf den Brief; die Gerüchte schienen also zu stimmen.
Ich Blick glitt kurz in die Ferne, bevor sie erzählte:
"Ich war in Blanchefleur, und der Wunsch des Barons war eindeutig. Roquefort weiss, dass ich seine Tochter habe, kann es aber nicht beweisen. Lavinia möge mich schützen, dass er nicht erfährt, was im Kloster geschehen ist. Jedenfalls will Blanchfleur das Kind, in seine Obhut nehmen, bis alles geklärt ist. Also eigentlich, bis wir verheiratet sind. Damit habe ich auch nichts mehr gegen Roquefort in der Hand. Ich konnte lediglich anbringen, dass eine Hochzeit im Zeichen Lavinias im Frühjahr stattfinden sollte. Der Wunsch wurde mir gewährt. Außerdem erweist Blanchefleur mir die Ehre, mich persönlich zum Altar zu führen, und er möchte, dass die Isabeau Lioncoeur an seiner Seite die Brautmutter mimt, da ich keine Eltern mehr habe, die dieser Tradition folgen könnten."
Ihr Blick fiel wieder auf den Brief.
"Und das hier, ich möchte nicht, dass Du dich in diese Gefahr begibst. Ich weiss nicht, ob Blanchefleur mich gehen lässt, aber wenn, dann werde ich mich diesem Vorhaben anschliessen. "
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 14. Sep 12, 15:47
"Heiraten?!" Er fasste sich. Mittlerweile wusste er, was er sagen durfte - und was nicht. "Verzeiht. Wenn.. wenn es auch Euer Wille ist, Roquefort zu ehelichen, so wünsche ich Lavinias Segen herbei. Gewinnt Ihr so La Follye zurück?" Vanion überlegte kurz, dann fuhr er ruhig fort: "Dann werde ich nicht an Wassilijs Rettung teilhaben." Lorainne wirkte verwundert, als Vanion so rasch zustimmte, und zog eine Augenbraue hoch.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 14. Sep 12, 15:54
Es verlieh ihr einen beinahe komischen Gesichtsausdruck.
"Nein, wirst Du nicht. Es ist gefährlich und notfalls brauche ich Dich an anderer Stelle."
Sie nahm den Weinkelch, den Vanion ihr reichte mit einem zufriedenen Lächeln entgegen.
Nach einem kräftigen Schluck fuhr sie fort: "Was LaFollye angeht; es gibt leider keine sinnvollen Argumente, die gegen eine Heirat mit Roquefort sprechen. Und die nahezu niemand kann es sich leisten, aus Liebe zu heiraten." Lorainne seufzte schwer und dachte an längst vergangene Zeiten. Kurz leuchtete ihre Augen auf.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 14. Sep 12, 17:42
"Ihr denkt an jemanden, nicht wahr?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 14. Sep 12, 22:00
Als Antwort bekam Vanion nur ein Brummen.
Sie dachte ständig an ihre einzige Liebe, LaFollye.
Dafür hatte sie William geopfert, ihre Gefühle und Erinnerungen an ihn, als der Chronist kam und sie leben wollte, um sich eines Tages LaFollye zurück zu holen.
Dann dachte sie kurz an Luthor, den jungen Heiler; den sie stets nur heimlich angeschmachtet hatte, da er ohne Stand war.
Ob dieser Lächerlichkeit aus der Vergangenheit musste Lorainne lächeln.
"Non, je pens pas à quelquun. Nur an leichtere und unbeschwertere Zeiten."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 14. Sep 12, 22:50
"Follye, ja... ich war noch nie dort."

Vanion musste Lächeln ob der Ironie - ausgezogen, um die Welt zu erobern, und gelandet in einem Kuhkaff, um Benehmen zu lernen.

"Ich möchte euch um etwas bitten - ich möchte Freunde in Condra besuchen. Ein paar Gestalten, mit denen ich lange gereist bin, und mit denen ich mich früher regelmäßig im Goldkrug getroffen habe. Ein paar Männer und Frauen aus Engonien sind auch manchmal da, meist bekannte Gesichter. Ich weiß, dass ihr mir seit dem Geschehen in.. in.. Simons Erinnerung nicht mehr vertraut.
Aber ich habe mich in dem - ja, wie lange bin ich hier? - in den acht Monden, die ich hier bin, verändert." Er schaute Jacques an, der zustimmend nickte:
"Oui, der Jünge ist tatsäschlisch ein wenig mehr ... ernst'after geworden, mademoiselle chevalière."
"Ich möchte nichts fordern, das steht mir nicht zu - aber ich bitte euch darum. Nach der Reise werde ich mich hier wieder einfinden. Ich werde euch keine weitere Schande mehr bereiten, ich stehe zu meinem Wort."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 15. Sep 12, 12:12
"Vanion, das, was geschehen ist, hat nichts damit zu tun, dass ICH dir nicht mher vertraue."
Sie war es leid, immer wieder darüber diskutieren zu müssen.
"Es steht Dir frei, dahin zu gehen, wohin Du willst, jederzeit. Ich erwarte nicht, dass du stets alles richtig machst, oder immer ein Vorbild bist; dazu bist du noch zu ungeschliffen. Ich erwarte nichtmal bedingungslosen Gehorsam von Dir. Ich erwarte zur Zeit nur eins, nämlich, dass du endlich lernst, was Du wert bist und Dir selbst vertraust in deinem Handeln. Die anderen müssen Deine entscheidungen nicht immer gut heissen, nur Du mist es und die Konsequenzen dafür tragen."
Sie machte eine längere Pause, wählte ihre Worte mit Bedacht.
Es war schwer, Vanion ein Vorbild zu sein und ihn zu erziehen, da sie wusste, dass sie selbst meist eher ein schlechtes Vorbild war.
Ausserdem war er fast etwas wie ein freund und seelnverwandter gewesen. sie passten beide eigentlich ganz gut zusammen.
"Geh nach Condra, finde deinen weg und triff deine entscheidungen. finde endlich zu dir selbst. denn so wie es jetzt ist, funktioniert das nicht. Ich will einen Knappen, dem ich in JEDER Lage Vertrauen kann. Das geht aber nur, wenn er sich selbst vertraut, und das ist bei dir immer noch nicht der fall. Ich hatte gehofft, wenn du eine weile fern von dem geschehen bist und jacques dich begleitet, findest du dich, aber das ist leider nicht der fall."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 16. Sep 12, 03:46
Vanion schüttelte den Kopf.

"Du missverstehst mich! Ich lerne hier jede Menge, und ich hab mich entschieden, zu bleiben und meinen Weg zu gehen! Ich bin vielleicht nicht mit mir selbst vollkommen im Reinen, aber wer ist das schon? Ich habe Selbstvertrauen! So mancher Abend - ach was, fast jeder Abend! - ist voller Gedanken, aber es führt endlich zu etwas Gutem! Ich weiß, dass ich nicht der stärkste, beste und schlauste Mann der Welt bin. Aber ich weiß auch, dass ich ein verlässlicher und loyaler Mann sein kann, und dass ich ein Schwert immer besser zu führen weiß. Der grüne Junge existiert noch, aber er wird immer erwachsener, so unglaubwürdig das klingt!" Vanion wies auf Jacques, der still am Tisch saß und ob so mancher Worte sehr erstaunt war.
"Es fällt mir nicht einmal schwer, darüber zu reden - lange Zeit konnte ich das nicht, da ich mir immer selbst Vorhaltungen gemacht habe. Das mache ich auch jetzt noch, aber als mahnende Erinnerung, nicht als schwerer Blick auf eine noch schwerere Last, die mich bedrückt und die im Wege herumsteht."

Er lächelte, und Lorainne konnte eine gewisse Selbstironie darin erkennen.

"Freunde treffen, die man lange nicht gesehen hat, generell ein wenig bekanntere Gesellschaft außer den fünf Leuten hier aus dem Dorf, das täte gut. Mir geht es gut. Ich möchte danach hierhin zurückkehren, ich möchte weiter lernen. Ich begleite Euch auch mit Freuden zu Roquefort und halte Euren Brautschleier."

Vanion zögerte kurz, dann fuhr er fort.

"Mir steht es nicht zu, Eure Entscheidung diesbezüglich zu beeinflussen - Ihr wisst selbst, was das Sinnvollste ist. Aber lasst mich - so ich offen reden darf - Euch als Freund sagen, dass ich das für keine gute Idee halte. Ihr legitimiert den Anspruch eines Ursurpators - und das ist, wenn ich Jacques Lektionen in caldrischem Recht wohl verstanden habe, ein umumkehrbarer Vorgang. La Follye ist für weniger zu haben als für deine- ", Vanion kehrte bewusst zum "Du" zurück, beugte sich vor und sah Lorainne eindringlich in die Augen, " -Selbstaufgabe."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 16. Sep 12, 12:29
Lorainnes Blick wurde augenblicklich finster. Unheilvolle Blitze in ihren Augen verrieten den drohenden Ausbruch.
"LaFollye geht Dich nichts an!Und ich werde meine Entscheidungen nicht mit Dir diskutieren! Du hast offenbar noch nichts über Befehle- denn der Wunsch Deines Dienstherren ist kaum etwas anderes- gelernt. Und das hat nichts mit Selbstaufgabe zu tun! Es gibt lediglich keine Gründe gegen diese Heirat." zischte sie.
Dann bereitete sich erstmal wieder Schweigen aus, das sie nach ein paar weiteren Schlucken Wein- und etwas ruhiger unterbrach: "Und jetzt zu Dir: Geh nach Condra und besuche Deine Freunde. Kehre wieder oder lass es sein. Wenn Du zurückkommst, dann nur unter der Bedingung, dass Du zu jammern aufhörst und mir vor allem nicht unterstellst, ich würde Dir seit.... dieser Sache... nicht mehr vertrauen. Denn das tue ich."

Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 16. Sep 12, 12:35
"Oui, ma chevalière.
 Excusez-moi."

Da war es doch wieder, das ständige Reden. Vanion rief sich verbissen in Erinnerung, dass er Lorainne nichts mehr als Freund zu sagen hatte - zunächst.

"Ich werde nach Condra hier sein und weitere Befehle erwarten."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 16. Sep 12, 13:20
"Geniess die Reise und zerbrich Dir nicht meinen Kopf. Ich weiss, dass ich nicht das beste Vorbild bin, und bei einem anderen Herren hättest Du es gewiss leichter, aber die Dinge sind gerade etwas.. kompliziert. Ich muss mich erstmal Blachefleurs Wünschen beugen, wenn ich das nicht tue, bliebe nur das Exil, wenn ich seinem Zorn entgehen möchte. Und er ist sehr kreativ mit seinen Bestrafungen. Nicht umsonst wurde mein Vater vom Hof verbannt, als er meine Mutter heiratete. Und er hat sehr darunter gelitten."
Nachdenklich zog sie ihre Stirn kraus.
"Ich MUSS mich mit ihm gutstellen. Und ich hoffe, bei Zeiten werde ich ihm beweisen können, dass er mit Roquefort dem falschen Mann vertraut hat. Und genau dann brauche ich jemanden, dem ich voll vertraue. Freunde. Und da kommst Du ins Spiel."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 16. Sep 12, 14:41
"Darf ich denn fragen, wie diese Heirat überhaupt zustande gekommen ist - wer von wo Druck ausübt? Jacques erzählt mir vor allem von geschehenen Dingen, nicht von caldrischer Politik der Gegenwart. Blanchefleur ist der Graf des Gebietes, zu dem La Follye gehört, nicht wahr?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 16. Sep 12, 18:04
Strafend schaute sie ihn an:"Das solltest Du nicht Beauchamp hören lassen, denn er ist der Graf. Ich dachte, Du hast schon etwas mehr über unsere Geschichte gelernt. Nun denn, Beauchamp ist der Graf, aber Blanchefleur hat auch einen Anspruch, der zu Roderics Zeit begründet wurde. Jedenfalls wollte er diesen durchsetzen und Graf anstelle des Grafen sein... dass muss zu Zeiten von Simons Urgroßvater oder Großvater gewesen sein. Also ich war da noch lange nicht auf der Welt. Jedenfalls führte Blanchefleur eine große Fehde gegen Beauchamp, das Verhältnis war ausgeglichen, jedenfalls bis Marnois eingriff, als Blanchefleur schon fast gewonnen hatte. Nun, den Titel hat immer noch Beauchamp. Seitdem ist Blanchefleur auf Marnois nicht gut zu sprechen."
Nach einer Trinkpause fuhr sie fort:" Ich weiss, dass das kaum etwas mit meiner Hochzeit zu tun hat, aber das ist doch wichtig, denn mein Vater war Mitglied der Wache Blanchefleurs und einer seiner engeren Vertrauten. Zumindest, bis er meine Mutter heiratete, ausgerechnet die jüngste Tochter des Barons von Marnois. Seitdem war mein Vater von Blanchefleurs Hof verbannt. Seinen Platz nahm Roquefort ein, beziehungsweise sein Vater, ein widerlicher Emporkömmlig. Immerhin war sein Vater, also der Großvater des jetzigen Namensträgers nur ein Händler, der sich mit seinem Geld einfach die Tochter eines Ritters gekauft hat, der keine Söhne hatte und um seine Nachfolge besorgt war, und später sogar auch zum ritter geschlagen wurde, weil er zu Zeiten der großen Fehde Blanchefleur einige... gefallen getan. Jedenfalls ist Roquefort nur der Enkel eines Händlers. Wie dem auch sei, mein Vater fiel einer Intrige zum Opfer, denn er hat niemals Handel mit den Lupus Umbra getrieben. Aber es gingen Gerüchte umher und der Befehl der Königin war eindeutig. Also wurde mein Vater als Verräter gehängt und meine Familie fiel in Ungnade und verlor sämtliche Ansprüche, das wir ja Verräter waren. Nun, Roquefort als strahlender Held in dieser Geschichte bekam LaFollye zugesprochen. Erst durch meinen Ritterschlag und dem Duell mit Simon, das als Götterurteil zu verstehen war, wurde zumindest mein Name reingewaschen und ich wurde wieder zur rechtmäßigen Erbin von LaFollye erklärt. Dumm nur, dass Roqueforts Anspruch ebenso rechtmäßig ist. Damit der Baron uns beiden gerecht werden konnte, leitete er unsere verlobung in die Wege, zumal Roqueforts Vater schon bei meinem Vater für seinen Sohn um meine Hand angehalten hat, als ich noch ein Kind war. Mein Vater lehnte das antürlich ab, da er und Roqueforts vater sich auch nie grün waren und gelegentlich kleinere fehden gegeneinander führten, obwohl sie eigentlich verboten sind."
Lorainne seufzte schwer.
2Kurz gesagt: Blanchefleur will diese Hochzeit, weil er sich dadurch endlich Frieden zwischen den meinen und denen der Roqueforts erhofft."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 17. Sep 12, 15:20
Vanion schielte in Richtung Jacques, der finster drein schaute.

"Verzeiht, mademoiselle ma chevalère, Jacques hatte mir all das bereits erzählt. Ich hatte ein paar der Geschehnisse durcheinander geworfen. Grade die vielen Namen sind es, die mir zu schaffen machen." Es schien, als ob Lorainne das als verständlich erschien, ganz sicher war Vanion aber nicht. "Darf ich meine Meinung frei äußern, mademoiselle ma chevalière?"
Auf Lorainnes Nicken ordnete Vanion seine Gedanken, dann sprach er:

"Roquefort hat der Ehe zugestimmt, das verwirrt mich zunächst ein wenig - nach dem, was Jacques mich gelehrt hat, ist es doch so, dass eine Frau in Caldrien meist eher Vorzeigestück, Beiwerk und Mutter ist, so ehrenvoll und schwer grade letzteres auch sein mag. Er kann kaum damit rechnen, dass Ihr nun die Rüstung ablegen werdet, ein hübsches Kleid anziehen werdet und eure Zeit mit Euren Hofdamen mit süßem, leerem Geschnatter füllen werdet. Roquefort wird doch erkannt haben, dass Ihr als rechtmäßige Erbin La Follyes mit dem Lehen auch die Verantwortung, die Pflichten und grade auch die Rechte an- und auf Euch nehmt. Der Mann weiß doch, dass Ihr genausowenig zur Seite treten werdet wie er, wenn diese Ehe vollzogen ist.

Ich habe in der letzten Zeit genug vergangene Geschichten von schmutzigen politischen Ränkespielen gehört um zu wissen, dass Ihr an Roqueforts Seite niemals vollkommen sicher sein werdet. Sobald Ihr Kinder habt, wird Roquefort Euch nicht länger brauchen, um seinen Anspruch vollständig vor denjenigen Eurer Untertanen, die zu Euch gehalten haben und es immer noch tun, zu legitimieren. Allein die formale Annerkennung Leahs als Eure und Roqueforts Adoptivtochter, so das denn möglich ist, würde vor dem Gesetz genügen. Roquefort verlangt es nach La Follye, nicht nach Euch, so schön, schlau und wohlgebildet Ihr auch sein mögt. Ihr glaubt nicht daran, dass Roquefort ein Ehrenmann ist, und geht in diesem Wissen ein Risiko ein, dass Euch Euer Leben kosten kann." Vanion zögerte kurz, dann schloss er: "Ich will nicht soweit gehen und sagen, dass Beauchamp durch das Drängen auf diese Heirat gegen Euch intrigiert. Aber er wird wissen, was für ein Pulverfass diese Heirat im schlimmsten Falle sein kann. Offensichtlich ist er bereit, gewisse Risiken einzugehen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 17. Sep 12, 19:27
Wider willen musste sie lachen.
"Vanion, mein lieber. Ich sehe, Du hast Deine Naivität nicht verloren. Und nichts gelernt, es ist nämlich Blanchefleur, der diese Heirat will und nicht der Graf. Aber keine Sorge, dass mit den vielen Namen wirst Du noch lernen, gerade für Euch im Süden müssen sie sich alle ähnlich anhören; aber warte ab, bis wir einmal in Oscronne sind, da sind selbst für uns in Blanchefleur die Namen unverständlich."
Dann beugte sie sich vor und senkte die Stimme.
"Roquefort WIRD mich so schnell loswerden wollen, wie es geht, am liebsten noch vor der Hochzeit. Aber er wird sich das nicht trauen, denn mein Herr hat seine schützende Hand über mir und ein Auge auf Roquefort; deswegen bin ich sicher, solange ich keinem tragischen Unfall zum Opfer falle."
Sie grinste schief.
"Im Ernst, bis zur Hochzeit und auch danach noch werde ich relativ sicher sein, alles andere wäre zu verdächtig. Darüber brauchst Du dir erstmal keine Sorgen machen. Vielmehr muss ich etwas finden, was Roquefort als den Lügner entlarvt, der er ist. Dann könnte ich die Hochzeit wahtrscheinlich verhindern. Aber mehr kann ich nicht tun, denn genauso wie Blanchefleur ein Auge auf ihn hat, hat er auch eines auf mich, vermutlich ist er bei mir wachsamer, da er ahnt, wie widerwillig ich seinem Wunsch nachkomme, zumal Roquefort ja so großzügig über meinen Ritterschlag hinwegsieht. Schau nicht so, das hat er wirklich gesagt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 17. Sep 12, 20:03
"Ich glaube, Ihr unterschätzt Roqueforts Niedertracht. Ihr habt mir mein Bild von ihm verschafft, es ist schlimm genug um leicht an so etwas zu glauben, zumal er, wie Ihr sagt, nicht die höchste Meinung von Eurem - und, so die Götter wollen, dereinst auch meinem - Stande hat. Dieser 'Unfall', den Ihr erwähnt habt, kann Euch nur allzuleicht treffen. Ein Sturz bei der Jagd, ein Knochen, der im Halse bei der Mahlzeit stecken bleibt... es gibt genug Möglichkeiten. Und wenn Blanchefleur dann den einzig legitimen Herrscher La Follyes vor sich hat, glaubt Ihr, er würde um Eures toten Körpers willen einen Konflikt beginnen, den er nur verlieren kann?" Vanion schwieg kurz.

"Vielleicht bin ich tatsächlich noch zu naiv, um die wahren Tiefen der caldrischen Adelsgeschlechter ergründen zu können." Vanion verfiel unmerklich wieder von der Hochsprache in den Dialekt der einfachen Leute, wo er aufgewachsen war: "Aber es ist doch wirklich so, irgendwas wird passier'n, und dann steht Ihr nicht grade gut da, wahrscheinlich liegt Ihr eher irgendwo, wenn man das so sagen kann, ma chevalière."

Jacques' Ellenbogen erinnerte ihn 'sanft' daran, ein wenig mehr auf seine Wortwahl und seine Ausdrucksweise zu achten.

"Ihr habt selbst gesagt, dass Roqueforts Anspruch in gewisser Weise so legitim ist wie der Eure. Wie wollt Ihr ihn als Lügner entlarven? Ihr steht selbst nicht allzu gut da, würde ich sagen, da Ihr Leah festgehalten habt - und er doch nur versucht hat, mich oder einen anderen der Euren in seine Finger zu bekommen. Vor einem nicht involvierten Beobachter würde er besser da stehen.
Könnt Ihr Euren Anspruch nicht vor dem Grafen selbst geltend machen? Euer Anspruch ist der Ältere, und Eurem Wort kann durch hohen Namen des Pilgerzuges Gewicht verliehen werden. Ihr seid doch nicht länger die Ritterfrau mit dem Bauernknappen, Ihr seid Lorainne de la Follye des Joux, einer der Helden Engonias, wie mir hier zu Ohren gekommen ist." Vanion grinste bei seinen Worten, verlor jedoch nicht die der Situation angemessene Ernsthaftigkeit.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 17. Sep 12, 20:16
"Helden Engonias? Klingt schöner als es ist. Außerdem sind nicht die Ritter die helden, den sie werden dazu ausgebildet zu kämpfen. Die wahren Helden sind die einfachen Leute, die  zu den Waffen greifen, weil sie an etwas glauben. Und wenn sie dann noch die kämpfe überleben..." Lorainne lächelte Vanion vielsagend an.
"Und dass Leah Roqueforts Tochter ist, WISSEN nicht viele. Natürlich pfeiffen es die Spatzen von den Dächern, denn kurz nachdem Roqueforts Frau im Kindbett gestorben ist, in dem Kloster, in dem ich Simon gepflegt habe, reise ich mit einem Säugling aus selbigen Kloster ab. Was für ein Zufall. Allerdings habe ich nur einer sterbenden Frau versprochen mich um ihr Kind zu kümmern. Sobald Blanchefleur das Mädchen hat und Roquefort darauf beharren wird, dass es seine Tochter ist, wird der Baron die Sache prüfen lassen. Zufällig ist meine Schwester die rechte Hand der Mere superior, die wiederum eine Schwester, oder war es Cousine? des Barons ist. Aber ich will Dich nicht mit den ganzen Verwandschaftsverhältnissen langweilen. Fakt ist, dass es vermutlich nicht so leicht für Roquefort sein wird, nachzuweisen, dass Leah seine Tochter ist. Und ich habe auch nicht vor, sie zu adoptieren, immerhin IST sie ja seine Tochter und die Bösartigkeit liegt bei denen in der Familie."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 17. Sep 12, 22:50
Vanion sah Jacques nach Hilfe suchend an. "Aber das Adoptionsrecht ist doch letztlich die Entscheidung des Mannes, oder nicht? Ganz abgesehen davon, Ihr seid Ritter - Ihr werdet Euren Stand kaum entehren, indem Ihr in der Öffentlichkeit lügt, was Leah betrifft, wenn es denn zu einer öffentlichen Anschuldigung kommen sollte. Ihr spiel ein Spiel, das mehr als gefährlich ist, und Ihr redet so leichthin von Verwandschaften und dergleichen. Ich glaube, dass Ihr ganz gut wisst, was für ein Risiko Ihr eingeht, aber Ihr seid nur allzu gern bereit dazu. Nun, Ihr seid der Ritter und ich bin der Knappe. Ich habe nicht das Recht, Eure Entscheidungen in Frage zu stellen, und das tue ich auch nicht! Wenn Ihr heiraten wollt, dann nur zu, gerne mit meinem Segen." Vanion lächelte entwaffnend. "Aber wenn die Hochzeit vollzogen ist - wie und welcher Lüge wollt Ihr Roquefort überführen? Und, auch wenn das zunächst nicht so wichtig erscheint, bedenkt trotzdem: wenn es nicht gut geht, dann werdet Ihr den Rest Eures Lebens mit einem Mann verbringen, den Ihr nicht respektiert, den Ihr für einen Lügner, Betrüger und billigen Dieb haltet."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 18. Sep 12, 19:19
"Was hat das Adoptionsrecht damit zu tun? Worauf willst Du hinaus? Natürlich habe ich nicht vor zu lügen, alleine diese Unterstellung.... aber man muss solche Dinge auch nicht an die große Glocke hängen und kann darüber Schweigen, solange es geht."
Lorainne verlor langsam die Geduld.
"Mein lieber Vanion, bist Du unter die Priester gegeangen, dass DU mir deinen Segen gibst? Roquefort wird überführt und bestraft werden, und dafür würde ich JEDES Risiko eingehen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 19. Sep 12, 14:50
"Ich habe es so verstanden: Roquefort heiratet Euch auf Druck Blanchefleurs. Dennoch könnte er sich dagegen sperren, warum tut er es also? Damit er La Follye mit der Legitimation Eurer Familie halten kann. Dazu könnte er Leah adoptieren und offiziell anerkennen - als sein und Euer Kind! Und das ist doch, laut caldrischem Recht, das alleinige Recht des Mannes, und nicht der Frau. Damit wärt Ihr als Legitimation überflüssig, Leah würde vollkommen reichen. Deshalb spreche ich vom Adoptionsrecht."

An diesem Punkt meinte Jacques: "Mademoiselle, c'est une chose de qu'elle j'ai raconter. Isch glaube wirklisch, dass sisch das so ereignen können. Ihr müsst Vanion ein wenig verzei'en, viele dieser Denken 'at er von meinen Erzählüngen de l'histoire caldrique."

Vanion wählte seinen Tonfall mit bedacht. Es lag ihm fern, Lorainne einen Vorwurf zu machen oder den Eindruck zu erwecken, dass er Ihr auch nur im Geringsten Vorschriften machen wollte.
Er wollte ihr tatsächlich nur klar machen, dass diese Hochzeit seiner Meinung nach nichts Gutes sein konnte.

"Fakt ist doch, dass es viele Möglichkeiten für Roquefort gibt, seinen Stand als Herrscher La Follyes zu rechtfertigen, sobald Ihr verheiratet seid. Viele dieser Möglichkeiten schließen Euren Tod nicht aus. Es gibt hingegen nur eine Möglichkeit für Euch - zu beweisen, dass sein Anspruch ungerechtfertigt ist. Und wie wollt Ihr das bewerkstelligen, wenn Ihr einmal verheiratet seid?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 19. Sep 12, 19:05
Lorainne verdrehe die Augen und fragte sich, warum sie ihre Entscheidungen mit Ihnen diskutierte.
Offenbar vermisste sie diese Streitgespräche, die sie schon an Vanions Stelle mit Simon geführt hatte.
Und jetzt klang sie ebenso resigniert wie er:" Es geht nicht darum, was NACH der Hochzeit ist; das ist zweitrangig. Aber ich kann Roquefort nur ans Messer liefern, wenn ich Beweise habe, die werde ich am Ehesten in La Follye finden. Und das geht nur, wenn ich mich dirt frei bewegen kann. Und darauf habe ich am Ehesten eine Chance, als seine Verlobte."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 19. Sep 12, 20:00
Als Vanion sah, wie Lorainne ihre Augen verdrehte, wusste er, dass eine Grenze erreicht war. Entweder sie hörte ihm nicht zu, oder sie wollte nicht verstehen, was er ihr zu sagen versuchte - aber er würde bestimmt nicht so dumm sein und ihr das unter die Nase reiben. Statt seinem Ärger Luft zu machen, bemühte er sich, seine Gesichtszüge unverändert neutral zu lassen und sagte:
"Das klingt einleuchtend. Was für Beweise sollen das denn sein?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 21. Sep 12, 09:43
Lorainne musste zugeben, dass sie auch noch nicht wusste, wo nach genau sie suchte. Sie hoffte einfach auf irgendwelche Anhaltspunkte, wenn sie in LaFollye war. Jemand, der dabei war, als ihr Vater gehängt wurde, jemand, der ihr irgendwas sagen konnte, wonach sie hoffentlich mehr wusste.
"ICh werde sie erkennen, wenn ich sie in der Hand halte", schloss sie zuversichtlich.

SIe streckte ihre Beine aus und gähnte.
"Es ist spät, wenn ich bei Sonnenaufgang aufbrechen will, sollte ich zusehen, dass ich noch etwas Schlaf bekomme. Und Du auch, damit Du dann meine Sachen packen kannst."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 21. Sep 12, 15:26
Sie läuft in ihr Verderben, da würd' ich schweres Gold drauf wetten.
Laut sagte Vanion: "Natürlich, mademoiselle. Ich bereite Euer Bett vor, morgen früh werde ich Euer Pferd satteln."

Die beiden verloren sich noch ein wenig in leichtem Gerede, lachten ein wenig und tranken noch ein, zwei Krüge Bier.
Am nächsten morgen stand Vanion vor der Sonne auf und ging in den Stall, wo er Lorainnes Sattel noch einmal überprüfte. Dann wartete er.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 22. Sep 12, 09:43
An einem Apfel knabbernd betrat Lorainne den Stall. Ihre Stute schnaubte ungeduldig und Lorainne reichte ihr die restliche Frucht.
Sie tätschelte ihr die Nüstern und murmelte etwas auf Firngardisch.
Dann war es zeit Abschied zu nehmen.
"Pass auf Dich auf, Vanion."
kurz sah es so aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, aber sie blieb stumm.
Sie befestigte ihr Schwert , so dass es sie beim Reiten nicht störte, aber schnell ziehen konnte, sollte es nötig sein.
Sie klopfte Vanion noch einmal kurz auf die Schulter und schwang sich in den Sattel.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 24. Sep 12, 15:46
Nachdem Lorainne losgeritten war, schwang sich auch Vanion in den Sattel. Jacues hielt ihm den Steigbügel.
"Condra, oui?" Vanion nickte.
"Halt disch nischt zu lange auf, Bursche. Auch wenn es nischt immer so aussieht, aber die mademoiselle Chevalière 'ört dürchaus zu. Sie würde disch nischt zurücklassen wenn Sie sisch nischt sehr sischer wäre bei dem, was sie vor'at. Dü solltest ihr vertrauen."

"Ich werde mich nicht länger aufhalten als einen oder zwei Tage. Es ist immerhin fast schon als Kurzurlaub zu bezeichnen, n'est pas?" Vanion grinste breit.
Dann gab der junge Mann gab seinem Pferd die Sporen und ritt in die aufgehende Sonne davon.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 15. Okt 12, 21:17
Wochen später:

Vanion war nach Schlagbaum zurückgekehrt, natürlich war er das. Er hatte auf eine Nachricht oder ein Lebenszeichen oder generell irgendetwas von Lorainne gehofft, stattdessen war er jedoch nur auf einen Jacques getroffen, der sein Übungskonzept überarbeitet hatte: er schien jetzt mehr denn je Wert auf körperliche Ertüchtigung zu legen.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 26. Okt 12, 16:39
Der Bote traf am späten Abend ein.
"Un mot de la chevalière."

"Vanion,
mein Herr hat meiner Bitte stattgegeben. Ich werde also die Schuld, die wir alle Wasilij gegenüber haben begleichen.
Simon hat sich entschlossen, mich zu begleiten.
Wir machen uns im Morgengrauen auf den Weg.
Triff mich dort
."

"Si vous allez maintenant vous seres toujours à l´heure".
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 26. Okt 12, 16:46
Noch am selben Tag konnten die Dorfbewohner beobachten, wie zwei Reiter im schnellen Kanter der untergangenen Sonne hinterher ritten.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 28. Okt 12, 15:42
Ein paar Tage später:

Jacques striegelte grade sein Pferd, als der Karren angeruckelt kam. Gezogen von einem älteren Ackergaul, gelenkt von einem brummigen Kerl, zockelte das Gespann langsam nach Schlagbaum hinein. Auf der Ladefläche des Karrens, mit dem Rücken zum Kutscher, saß Vanion und biss munter in einen Apfel.
Unter einem lauten Ächzen richtete der Knappe sich auf: "Bonjour, Jacques!", rief er. "Hilf mir mal hier herunter und gib dem guten Mann ein paar Kupferstücke für seinen nicht ganz bequemen Transport."

Jacques stützte Vanion und brachte ihn ins Haus. Am Nachmittag berichtete Vanion Jacques von den Ereignissen im Wald von Arden, angefangen bei dem Ritual bis hin zu den Rippenbrüchen, die Wassilijs Schwertknauf ihm schlussendlich beigebracht hatte.

"Ah, ouais... bon! Dann 'ast du jetzt wohl ein wenisch Pause. Lass erstmal alles wieder einrenken und ver'eilen. Dann schauen wir weiter."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 29. Okt 12, 14:42
Lorainne hörte Jacques letzten Worte und grinste. Der Kerl hatte wirklich eine harte Hand und war in seinen Strafmaßnahmen stets sehr kreativ, wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Und er hatte aus Vanion einen ebenso brauchbaren Kämpfer gemacht, wie einst aus ihr, obwohl sie das Schwert nicht mehr so leicht führen konnte, seit sie sich die Hand gebrochen hatte.
"Bon, Vanion, dann lass uns mal Deine Rippen anschauen und den Verband richten, wie der Heiler es gesagt hat."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 29. Okt 12, 14:58
Zögernd entspannte sich Vanion und legte sich flach auf die Pritsche. Das Stroh raschelte, als er sein Körpergewicht langsam verteilte.
Er verzog das Gesicht in Erwartung des "Richtens", nur zu gut kannte er die Feldscherkunst - hart, ruppig, schmerzhaft und effektiv.
Der Knappe zog kurzerhand sein Hemd aus - neben ein paar oberflächlichen Wunden, die vielleicht genäht werden müssten, fiel vor allem der dicke, unblutige Verband um seine Brust auf.
Jacques streifte diesen ab. Ein dunkler Bluterguss war auf Vanions Brustbein zu sehen.
"Dieser Wassilij 'at einen ordentlischen Schlag! Warüm bist dü Tölpel nischt einfach weggerollte, wenn dü da am Boden lagst? Das 'abe isch dir doch mehrmals gesseigt?" 
Jacques fühlte behutsam nach dem Brustbein und den Rippenbögen, was bei Vanion zu einem schmerzerfüllten Stöhnen führte.
"Na, isch weiß nischt. Da ist einiges kapütt gegangen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 29. Okt 12, 17:25
Lorainnes suchte Vanion nach weiteren Verletzungen ab, aber bis auf die Rippen, die der Heiler unterwegs schon gerichtet hatte, war nichts weiter zu sehen. Jacques grunzte zufrieden, offenbar war alles da, wo es hingehörte.
Also liess sie Jacques machen, und liess sich erschöft auf den Stuhl nieder.
"Bei den Göttern, ich hätte nicht gedacht, dass wir aus dieser Sache heil rauskommen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 29. Okt 12, 22:53
Jacques bestand darauf, weiterhin auf Vanions Brustkasten herumzudrücken. Er grummelte immer mal wieder was von "inneren Blütüngen" und dergleichen mehr.
"Ouais, mademoiselle. Es war mehr als anstrengend, auch wenn ich mir dank Jacques Unterricht weniger Treffer als sonst immer eingefangen habe." Vanion fuhr instinktiv mit der Hand an seinen Oberschenkel, wo ihn ein Schwertstreich erwischt hatte. "Dennoch, mein Leben war nur bei einer Gelegenheit wirklich in Gefahr. Ihr seid fast unverletzt geblieben, nicht wahr?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 30. Okt 12, 09:19
SIe nickte:"Mehr als ein paar Kratzer hab ich nicht abbekommen. Und Dein, wie auch mein Leben waren die ganze Zeit über in Gefahr, bedenke, WO wir waren. Manchmal sieht man seinen feind nicht, aber er lauert und wartet nur auf eine Gelegenheit, Dein Leben zu zerstören. Aber es freut mich zu hören, dass Jacques Unterricht Früchte trägt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 12, 09:28
"Ihr wisst schon, was ich meine. Natürlich nimmt man nichts auf die leichte Schulter, was an solchen Orten passiert. Auch wenn diese.. Rituale mich nach wie vor verunsichern. Ich wünschte nur, einer der Magier könnte von vornherein sagen, was bei dem Ritual passieren wird - ich komme mir vor, als würde ich würfeln, dürfte aber die Augenzahl, die herauskommt, nicht sehen.
Wie auch immer, ich bin wirklich froh, dieses Mal nicht Teil des Rituals gewesen zu sein, so wie ihr."
Vanion drehte sich auf die Seite, während Jacques einen festen Druckverband um seine Brust anlegte.
"Andererseits..."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 30. Okt 12, 09:40
Über Vanions Vergleich musste Lorainne lachen: "Sehr treffend, beim Würfeln kann ich aber meist den Erfolg abschätzen und mir denken, was passiert, bei einem Ritual.... nun, ich habe dabei immer ein mulmiges Gefühl. Dieses ganze Brimborium drumherum, dann die Formeln in einer Sprache, die cih nicht verstehe... mir ist dabei immer unwohl. Ich wache lieber über ein Ritual, dann kann ich mich auf das Kämpfen konzentrieren, auch wenn ich den Gegner nicht unbedingt kenne, aber ich kann um mein Leben kämpfen und muss mich nicht blind irgendwelchen Magiern in die Hände begeben. Was dabei rauskommt, haben wir ja gesehen."
Sie dachte an den falschen Gorix, und dass dieser jetzt einen Tropfen Blut von ihr und den anderen besass.
"Nur die Götter wissen, welche Folgen das Ritual haben wird. Aber wenigstens ist Wassilij wieder da und unsere Schuld ist beglichen. Jetzt können wir uns wieder auf die wichtigen Dinge konzentrieren."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 12, 09:48
"Ich denke auch. Nur eine Bitte habe ich: beim nächsten Mal, wenn Ihr Euch im Kreis mit den andern hinstellt und brimboriiert, dann eröht die Quantität und die Qualität der Wache. Es war mehr als knapp." Vanion grinste schief, es war zu erkennen, dass er zwar scherzen wollte, aber der Scherz im Kern die Wahrheit war. Es war wirklich mehr als knapp gewesen gegen Ende. Zu dritt da zu stehen, oder eher zu zweit, war eine "erfrischende" Erfahrung gewesen.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 30. Okt 12, 10:02
"Wenn wir mehr Leute haben, werden wir das sicher tun." Lorainne lief ein Schauer über den Rücken, als sie an Vanion dachte, wie er leblos am Boden gelegen hatte und das Ritual unterbrochen werden musste, um die Wachen zu unterstützen.
"Aber Du hast Recht, es WAR knapp. Glaub mir, wenn ich ihm das nicht scvhuldig gewesen wäre, wäre ich niemals mit aufgebrochen und hätte Dich in diese Gefahr gebracht. Deswegen solltest Du mich ja auch nicht begleiten, aber als ich hörte wie wenige wir sind würden.... Jeden Kämpfer konnte man gebrauchen. Aber ich bin froh, dass Dir nicht viel passiert ist."
Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu:"Vor allem bin ich froh, dass Du dich nicht hast beeindrucken lassen, von dieser falschen Wahrheit, oder was immer das gewesen sein mochte. Anscheinend hast du wirklich zu Dir gefunden. Was ich bei unserem letzten Treffen gesagt habe, tut mir leid."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 12, 10:09
Vanion lächelte; das tat er immer öfter in der letzten Zeit. Auch wenn ein paar Rippen gebrochen waren und er zerschunden da lag, tat es doch gut, ein Lob zu hören.
"Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, erst recht nicht bei Eurem Knappen." Er zwinkerte. "Gewöhnt Euch das nur nicht an, mademoiselle. Ich möchte Euch vielmehr danken, dass Ihr mir die Gegelenheit gegeben habt, Wassilij zu helfen. Das war es mehr als wert."
Vanion drehte den Kopf zu Jacques. "Jacques, mein Freund - wärt Ihr eigentlich, vorausgesetzt immer, mademoiselle chevalier erlaubt es, dazu bereit, einem Magier beizubringen, wie man ein Schwert hält?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 30. Okt 12, 10:15
Lorainne lachte:"Sicher ist er das. Wer aus Dir einen Knappen gemacht hat, kann auch einem Magier beibringen, wie er ein Schwert hält. Warum willst Du das wissen?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 12, 10:22
"Es gab da einen Vorfall, bei dem ich nach wie vor nicht weiß, ob ich lachen, oder weinen soll." Vanion richtete sich etwas auf und griff linkisch nach dem Weinkrug, der auf einem kleinen Holztisch neben dem Bett stand.
"Am Ende, während des Rituals, als die Kultisten auftauchten. Dieser Begleiter von Jelena hatte seine Waffe abgeschossen, dann ist er in den Nahkampf gegangen. Kadegar hat irgendwas gemacht, ich hab noch gehört, wie er irgendwas von "bildet eine Reihe" rief - da hab ich fast laut losgelacht, in Unterzahl eine geschlossene, einseitige Reihe, genau - jedenfalls, der Kampf trieb uns auseinander - und am Ende lag er versteinert auf dem Boden. Von sich selbst versteinert, wohlgemerkt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 31. Okt 12, 09:09
"Von sich selbst? Das hat er sicher nur gemacht, weil er Magier ist und wenn man ihn fasst..- wer weiss, wielange er standhält, wenn er gefoltert wird, er ist ja nur ein Magier." Sie hoffte inständig, dass ihre Theorie stimmte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 31. Okt 12, 10:36
Vanion legte den Kopf schief. "Sicher, mademoiselle, habt Ihr Recht." Er ließ sich auf die Pritsche zurücksinken. Langsam ging er den Kampf noch einmal durch. Erst mit Axt und Schild den ersten Kultisten zurücktreiben, dann den Schild dem Zweiten ins Gesicht schleudern und sofort nachsetzen. Der Streiftreffer an seinem Kopf, taumeln - dann war plötzlich Jelenas Begleiter an seiner Seite. Zwei gegen zwei, dann zwei gegen drei, dann zwei gegen vier - dann Kadegars Ruf. Die Kultisten waren für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt, was dieser Musketier sofort nutzte und einen tötete. Zwei gegen drei. Kadegar, der irgendetwas rief, dann ein Geräusch wie ein Felsen, der irgendwo aufschlug. Dann wurden der Knappe und der Söldner auseinander getrieben. Zu guter letzt der Kampf gegen diesen magiewirkenden Kultisten, den Vanion gewonn - dann Schwärze.
"Ich weiß nicht, warum er das getan hat. Nötig wäre es nicht gewesen, denke ich, mit ein wenig magischer Hilfe hätten wir zu zweit mehr ausrichten können, als wir getan haben. Das Ritual wurde doch unterbrochen zwischenzeitlich, n'est-pas?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Nov 12, 22:47
"oui." sie lächelte verhalten, als sie daran dachte. beinahe hätte sie den rest verpasst, so besorgt war sie um vanion gewesen. aber offensichtlich hatte er es gut überstanden. und wassilij war auch wieder da.
"Wie auch immer, Kadegar wird seine gründe gehabt haben, und ansonsten ist er ein jämmerlicher feigling. Bei uns sagt man immer, dass man keinem magier trauen kann, denn wenn einer in der nähe ist, geschehen immer seltsame dinge. so scheint es mir auch in diesem fall zu sein."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Nov 12, 22:48
"Ich hab ihn eigentlich immer geschätzt. Wie auch immer. Was erwartet uns jetzt?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Nov 12, 22:53
"Dich erwartet jetzt erstmal ruhe! Bevor Du nicht vollständig genesen bist, kann ich dich nicht gebrauchen- und jacques wird so wohl auch wenig spass mit dir haben. ich denke, solöange Du ans bett gefesselt bist, wird bernard dich ein wenig quälen." Sie zwinkerte ihrem Knappen aufmunternd zu.
"ich werde unterdessen meine Zeit am Hofe des Barons verbringen. Im Frühjahr ist meine Gnadenfrist schliesslich abgelaufen und bis dahin brauche ich einen Plan. Mehr Zeit werde ich nict schinden können."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Nov 12, 23:00
"Womit wird Bernard mich denn quälen? Literatur, Benehmen und Kultur?" Vanion grinste. "Lass mich lieber mit dem Schwert üben, selbst wenn's mir den Brustkorb aufreißt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Nov 12, 23:03
"Benehmen würde Dir aber besser zu Gesicht stehen."
Lorainne goss ihm grosszügig Wein in den Krug.
"Denn solange Du dich in der Nähe des Barons nicht zu benehmen weisst, bist Du nur noch ein zusätzliches Risiko für mich. Ich kann mir zuviel Aufmerksamkeit dort einfach nicht leisten."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Nov 12, 23:11
"Keine Sorge, mademoiselle. Ich würde jetzt sofort meine anmutigste Verbeugung vorführen, gefolgt vom eloquentesten Ausdruck meiner außerordentlichsten Hochachtung für Ihre Hoheit und Erzwürden, den Baron." Der Schalk sprach aus Vanions Augen. "Dummerweise hat ein Maleur, eine niedere Laune des grausigen Schicksals mich aufs längste ans Bett gebunden, auf das die einzige Waffe, die mir verbleibet, mein gar schändlich loses Mundwerk ist. Doch da dies' Mundwerk, so wie's an diesen schwachen Körper hier gebunden, grad nicht reicht bis zum wohlgebor'nen Ohr Ihrer Baronlichkeit, so muss der Hohe Mann selbst seine edlen Beine aus dem Bette schwingen und hierher bewegen, so er in den Genuss der Geräusche meines Gaumens, meiner Zähne und meiner Zunge kommen will." Vanion trank einen tiefen Schluck aus dem Krug. "Ah, c'est une malaise que je ne peux pas dire ca en caldrique, n'est-pas?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Nov 12, 23:16
Lorainne verdrehte die Augen.
"ich sollte die Deine stinkenden strümpfe ins maul stecken, Vanion! Dein Loses Mundwerk wird uns beiden sicher nicht gut bekommen. Und gerade hast Du mir bewiesen, dass es eine gute Entscheidung war, Dich hier zu lassen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Nov 12, 23:18
"Mademoiselle, es war nur eine kleine Kostprobe meiner Kunstfertigkeit". Vanion wurde wieder ernst. "Ich glaube tatsächlich nicht, dass ich auf höfischem Parkett trittsicher bin, dazu braucht es mehr Zeit."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Nov 12, 23:23
"Die Zeit wirst Du haben."
Und wenn die Götter mir nicht wohlgesonnen sind, wirst Du deine Trittsicherheit dort auch niemals beweisen müssen, setzte sie in gedanken hinzu.
"Bernard wird dich weiter formen, und ich lasse nach dir schicken, wenn die zeit reif ist."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 12, 13:45
Die drei tranken weiter zusammen und unterhielten sich zunehmend fröhlich und unbeschwert über gemeinsame Erlebnisse. Vanion gab ein paar seiner alten Kneipengeschichten zum Besten, was Lorainne tatsächlich ein Lächeln und dem immer beschwipsteren Jacques sogar ein schallendes Lachen entlockte.
Nach ein paar Stunden verließ Jacques die beiden, er wollte noch etwas essen und dann sein Bett "suche und ganz bestimmt auch finden", wie er leicht lallend sagte.

Das Schweigen, das danach den Raum erfüllte, wurde nur durch das heimelig flackernde und knisternde kleine Feuer im Kamin unterbrochen.
Ein paar Minuten saßen Lorainne und ihr Knappe da, jeder mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt, bis Vanion schließlich fragte:
"Lorainne, was geschieht mit mir, falls dein Vorhaben schiefgeht und du nicht mehr lebend aus La Follye zurückkehrst?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Nov 12, 14:50
Lorainne  brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, als vanion sie so unsanft aus ihren Gedanken riss .
"nicht zurückkehren? Sollte das der Fall sein, musst du mich da raus holen. Aber das wird nicht geschehen. Roquefort kann mich nicht einfach aus dem weg schaffen, der Baron hält ihn ebenso wie mich im Auge. Das habe ich dir doch.schon erklärt. Wir sind beide durch unser Wort gebunden. Aber nur So werde ich mich auf lafollye frei.bewegen können. Ich muss irgendwas finden, was die Unschuld meines Vaters beweist- und Roqueforts schuld. Dann wird er das bekommen, was er verdient und es herrscht endlich ruhe."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 12, 14:55
"Ich meinte im Falle deines Todes. Ich möchte nicht nach dir auch noch mein jetziges Leben verlieren."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Nov 12, 16:34
"Soweit wird es doch nicht kommen. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch.... unvorhergesehene.. Dinge eintreten, bin ich sicher, dass sich Simon deiner annehmen wird. Keine Sorge, ich habe vorgesorgt. Immerhin kann ich in jeder Schlacht sterben."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 12, 17:26
"Ich stell mir solche Fragen nie. Man geht einfach nicht davon aus, dass man eines Tages nicht mehr da ist, oder?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Nov 12, 17:38
"Das habe ich auch nicht. Aber dann war ich plötzlich mitten im Krieg, und an der Droor..."
Lorainne bekam Gänsehaut, als sie an die vergangenen Schlachten dachte. An die vielen Toten, das Wasser, dass vom Blut dieser rot gefärbt war, an gefallene Freunde.
"Weisst Du, wenn Du plötzlich für Menschen vernatwortlich bist, musst Du Vorsorge treffen, für den Fall, dass dir etwas geschieht. Ich habe das getan, bevor ich miqch mit Simon duelliert habe. Ich war überzeugt davon, dass ich sterben werde, immerhin habe ich bis dahin schlimmere Schlachten überlebt und ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass es damals ein gutes Ende nehmen würde. Und doch hat es das getan. Es heisst immer die Götter würden die Dummen und Betrunkenen schützen- und bei uns scheint es zu stimmen."
Sie lachte.
"und jetzt werde ich zusehen, das ich davon der Betrunkene bin."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 12, 18:00
"Das wird hart, im Trinken hab ich schon Marius Konkurrenz gemacht." Unter lautem Lachen setzte Vanion den Krug an und verschluckte sich prompt.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 07. Nov 12, 10:02
"Marius?" Tonfall und gesichtsausdruck machten deutlich, was Lorainne davon hielt.
Mitleidslos wartete sie, bis Vanions Hustenanfall vorüber war.
"Gehts wieder? Du solltest Dich ausruhen, und Husten ist nicht sehr förderlich für die Heilung, vor allem, was die Schmerzen angeht. Schmerzt es noch sehr?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 07. Nov 12, 10:24
Nach dem Husten tat es das, definitiv.
"Kaum, mademoiselle. Ich bin sicher, dass ich in ein paar Tagen wieder aus dem Bett heraus kann.", brachte Vanion mühsam hervor.
Um die Kehle wieder zu schmieren, trank er den Becher kurzerhand leer.
"Die Zeit mit Marius war schön, anders kann man das nicht sagen, auch wenn ich jetzt nur Öl ins Feuer deiner Missbilligung gieße. Es hatte durchaus eine gewisse Leichtigkeit, ungezwungen als Vagabunden zu leben und hier und da ein paar Kupferstücke abzustauben. Aber es gibt Dinge, die haben keine Zukunft. Leider auch diese Freundschaft nicht."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 07. Nov 12, 13:13
"Aber manchmal ist es besser so, denke ich. Vor allem was Marius betrifft. Wenn ich mich nicht irre, ist er neuerdings Seemann? Ich glaube, da passt er auch gut hin, immerhin ist er so unstetig wie sie."
Sie beobachtete Vanion aus dem AUgenwinkel.
"Manchmal lohnt es sich nicht, für eine Freundschaft zu kämpfen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 07. Nov 12, 14:03
"Doch, das lohnt sich immer. Nur sollte man verstehen, wann man verloren hat." Vanion sah auf. "Seemann ist er schon lange. Kennst du die Geschichte nicht, wie das geschah?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 07. Nov 12, 17:22
"Und DU meinst, Du hast verloren? nein, die Geschichte kenne ich nicht und da es sich um Marius dreht, bin ich mir nicht sicher, ob ich sie hören möchte."
Trotzdem lehnte sie sich gemutlich zurück, die Beine ausgestreckt und wartete, das Vanion zu erzählen begann.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 11. Nov 12, 23:50
"Also, lass mich vorne beginnen. Sei mir nicht böse, wenn ich alten Lastern wieder Raum gebe und gegebenen Falles die Geschichte ein wenig strecke, mit einer Prise Flunkerei versehe und vortrage - das ist die Macht der Gewohnheit. Nun, wie ich Marius kennenlernte, weißt du?"

Auf Lorainnes Nicken fuhr Vanion fort. "Na, eines Tages bin ich bei der ganzen Umherzieherei mit ihm vor den Toren Ahrnburgs gelandet, am Abend nach einer Schlacht, wie wohl dort zu hören und auch zu sehen war. Man bestand darauf, dass wir, also er, kostenlos spielen solle, seine Kunst erklingen lassen solle für weniger als einen Kupfertaler, um die Herzen der kampesmüden Männer neu für den Krieg zu entflammen. Wenig froh waren die Leute nun darüber, dass er im Dienste der Lavinia stand, und so manchen Spruch musste er über sich ergehen lassen. Dennoch, er sang nicht vom Krieg und seinen blutigen Wundern, sondern vom Frieden und der rosigen Laune, die die warmen Hände eine Frau auf so manches Männerherz legen konnten. So manche Erinnerung ans Weib daheim ließ die ein oder andere Münze dann doch klingeln, was Marius mit einem wohlfeilen Zwinkern und einem wissenden Grinsen quittierte.

Nun - Marius war noch nie lammfromm. Er wusste immer, wie er ein ums andere Kupfer- oder Silberstück aus den Taschen der Leute hervorlocken und auf wundersame Weise in seine Hand bringen konnte. Er hatte damals schon viel Geld, ich hab ihn in stillen Momenten beobachtet, eine kleine Truhe voller Geld war sein steter Begleiter. Marius wusste immer genau, was er wann singen sollte, um sie zu füllen. Na, wie auch immer.

Dieser wohlfeile Sänger fühlte sich also berufen, im Dienste Lavinias dem Pilgerzug und der Rebellion beizustehen, mit Stimme und auch mit Heilkünsten magischer und handwerklicher Natur. Ich weiß tatsächlich nicht, ob er den Feuerschwur geleistet hat, aber das ändert nichts an seinen Taten. Er war lange Zeit aufrecht und standhaft, trotz seines Gelübdes, nie die Waffe gegen jemanden zu erheben, in vorderster Reihe bemüht, jeden noch so stark Verwundeten zu retten.
Doch ich glaube, dass ihn einiges verändert hat von dem, was er dort sah. Ganz so wie mich. Wir saßen immer seltener zusammen mit den Männern, immer seltener sang er von Fröhlichkeit und Leichtigkeit, immer öfter kamen schwermütige Balladen zum Vorschein. Irgendwann wurde er müde. Kriegsmüde. Er tat das, wozu er gekommen war, aber ohne Begeisterung. Er wünschte sich fern von diesem Ort, fern von Lavinia, fern von Engonien. Immer öfter sprach er, meist betrunken, davon, dass Lavinia ihn einschränke, ihm seine Freiheit nähme, er zweifelte gar an ihrer Hingabe und Liebe zu ihm und jedem anderen. Eines Tages nun lernte er nicht ganz so feine Herren kennen, in einer kleinen Spelunke in der Nähe von Fanada."

Vanion beschloss, dass es Zeit war, eine dramatische Pause einzulegen. Er wusste noch aus diesen Tagen, dass das Publikum einen Vortrag nicht verstand, einer langen Geschichte nicht zuhörte, irgendwann die Aufmerksamkeit sank. Doch mittendrin aufzuhören, dass fachte sie wieder an. Gespannt wartete er auf Lorainnes Reaktion.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 08:42
Lorainne hatte es sich gemtlich gemacht und lauschte.
Vanion war wahrlich ein guter Geschichtenerzähler und es war sehr angenehm, dem Fluss seiner Stimme zu lauschen.
Jacques und Bernard brachten neues Getränke und Essen und setzten sich dazu.
Als Vanion die Pause einlegte, kehrte Lorainne langsam in die Wirklichkeit zurück.
"Alors, Vanion, trink einen Schluck und erzähl weiter. So gute Geschichten habe ich schon lange nicht mehr gehört, seit... langer Zeit."
SIe lachte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 11:30
"Nun, Ihr alle müsst wissen, dass der große Marius und der tapfere Vanion, obschon mittlerweile bekannte Helden, nur durch den Schatten der Sagengestalten Kords und Kasimirs verhüllt und verdeckt, nicht immer in vorderster Reihe kämpften. Nein, geschickte Taktiker, hohe Generäle, Hauptmänner der Königin und schlaue Logistiker brauchten immer schlaue, flinke und ausgefuchste Boten, die rasch und unauffällig Aufträge wichtigster Natur in die hinteren Reihen brachten.
Kurz gesagt, wir brachten irgendeine Nachricht an irgendeinen Händler in Fanada, der sich nach dem Standhalten der Stadt am Tag des Wolfes bereit erklärt hatte, den Pilgerzug mit Waren, Waffen und Geld zu unterstützen.

Nachdem wir nun gewissenhaft unseren Auftrag erfüllt hatten und den fälligen Geldbetrag nur um ein geringes Entgeld für den mühseligen Botenweg erhöht und eingezogen hatten, zog es uns beide in die Kneipe, um unser schwer und nicht ganz rechtens verdientes Geld nun gleich wieder auf den Kopf zu hauen. Entgegen sonstiger Gewohnheit zückte Marius nicht gleich die Laute, sondern wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke und tranken in Ruhe.
Nach ein paar Stunden wurde es ruhiger, das Feuer flackerte und drohte schon auszugehen, da wurde die Tür aufgestoßen. "Ho, ihr Weichflöten und Flachpfeifen!" hieß es, und halb erwartete ich ein Valkensteiner Korps oder ein Askarier-Rudel - aber in der Tür standen bärtige Gestalten mit Seemanshüten, langen Säbeln und diesen Pistolen, die zwar knallen, aber selten Treffen. Die Gesellschaft polterte an die Theke, bestellte Bier und Rum, und trank, laut und viel. Irgendwann wurde dann lautstark nach einem Barden verlangt, der "diese traurige Gesellschaft mal zum Lachen bringen" solle und ein paar "Zoten und Derbigkeiten allererster Güte" erzählen solle. Marius blieb erst sitzen, als die Seemänner, wie sie sich nannten, dann blankes Silber hervorzogen, ließ er sich jedoch nicht nochmal bitten.

Dieser Abend endete bitter, bitterer als jeder Abend zuvor. Zum ersten Mal geschah es, dass nicht die Zuhörer vom Barden fasziniert waren, sondern der Barde von den Zuhörern.
Mit steigender Zeche kamen die Geschichten. Das Leben auf See schien hoch herzugehen, so ruhig der Seegang auch sein mochte, und erst bei stürmischer See schien das Männerherz frei atmen zu können. Frei! Frei von Verpflichtungen, frei von Land und Lehen, hörig nur dem eigenen Wort und dem des Kapitäns. Auch frei von Moral, frei von Ehre wie es schien! Nur gebunden an die Notwendigkeit, Schiffe zu kapern, Beute zu machen, zu morden, plündern und zu vergewaltigen, gebunden daran, die eigenen Taten zu feiern und auch zu prahlen mit eben jenen Taten, die Marius hier in Engonien zu bekämpfen geschworen hatte.
Plötzlich war dieser Novize der Lavinia entflammt! Er hatte nie die Hand erhoben, nicht einmal in einer Prügelei! Doch nun galt ihm die "Freiheit" der See mehr als die Liebe zu Lavinia, der Rausch des Meeres ließ ihn den Blutrausch der blauen Wölfe des Lupus vergessen, die frischen, salzigen Seewinde wehten seinen blutigen Kummer ob all der toten Engonier hinfort."

Vanion legte erneut eine Kunstpause ein. Langsam griff er nach seinem Weinkrug, nur um festzustellen, dass dieser leer gegangen war. Erwartungsvoll schaute er in die Runde.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 12:06
"Tapferer Vanion, pah" Jacques verzog das Gesicht und füllte die Krüge wieder auf.
"Ja, der Tag des Wolfes.."Jacques schaute zu Lorainne; doch die grinste nur zurück und nickte.
"Qui, der bleibt mir sicher noch lange in Erinnerung, ausgerechnet Robert sollte auf mich aufpassen." Wieder lachte sie und wandte sich erklärend an Vanion: "In Simon war verschwunden, und ich hatte erst kurz zuvor von dem Verrat meines Vaters erfahren und wurde von der Reichgarde nur nicht festgenommen, weil sich für mich verbürgt wurde. Und ich wurde unter hausarrest gestellt und robert schwor bei seiner Ehre, auf mich aufzupassen. Manchmal glaube ich, dass es ihm leichter gefallen wäre, einen Sack Flöhe zu hüten. Aber bevor wir weiter abschweifen, Vanion, Du hast jetzt genug Deine Kehle befeuchtet, also erzähle weiter."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 13:36
"Das klingt nach einer Geschichte, die es würdig ist, aus dem Munde von Helden erzählt zu werden. Vielleicht werde ich dereinst dafür sorgen, entsprechende Maulhelden und Scheinriesen kenne ich zur Genüge, die dieser Geschichte den würdigen Biss und Witz zu verleihen wüssten. Auch ich selbst bin dieser Kunst natürlich nicht ganz fern geblieben - aber wir wollen ja nicht abschweifen."

Vanion nahm den von Jacques aufgefüllten Krug in die Hand und schwenkte ihn ein wenig, während er nachdenklich in den dunklen roten Wein sah.
Unberührt stellte er ihn wieder hin. Man merkte am Ton des Knappen, dass die Erzählung langsam persönlicher wurde.

"Nach diesem Abend wollte Marius fort vom Pilgerzug."

Vanion legte sich wieder flach hin und sah gedankenverloren an die Decke. Leise sprach er:

"Er hatte genug. Die Ereignisse um die Reichsgarde in Ahrnburg, das unrühmliche und mörderische Verhalten des McKilkennys in Brega, die bevorstehende Heirat mit Rania, und das bevorstehende große Finale des Pilgerzuges vor den Toren Engonias, das alles schien zuviel für ihn zu werden. Seine Stimme war seit Wochen kaum noch in frohem Gesang zu vernehmen gewesen, er ließ sich einen Bart wachsen, den er nicht pflegte - und eitel, wie er war, war sein haarloses Gesicht für ihn immer sehr wichtig -, und mit jedem Mann, den er am Leben hielt, und vielmehr mit jedem, den er verlor, verschloss sich sein Gesicht.
Ja, er hatte genug. Er wollte fort, wohin, war ihm da noch egal. Ich beschwor ihn, zu bleiben, an die gerechte Sache zu glauben, auf die Götter zu vertrauen - und tatsächlich gelang es mir, ihn zurück zu halten. Er war derjenige gewesen, der mir von Lavinia erzählte, er war derjenige gewesen, der mir die rechten Ideale beibrachte. Und ihn sah ich nun wanken, er drohte zu zerbrechen schien es mir. Aber hätte ich gewusst, was ihn wirklich umtrieb, dann... ich weiß es nicht.

Wie auch immer. Hinter meinem Rücken begann Marius, Kontakte zu diesen Seefahrern zu pflegen. Er reiste nach Aldradach, einer Stadt auf der Festinsel der Drachen, und man erzählte mir, dass er dort sieben lange Tage und sieben noch längere Nächte pausenlos durchgesoffen hätte, ohne einen Gedanken an Lavinia zu verschwenden. Als er von dort zurückkehrte, erzählte er mir mit glühenden Blicken von Schiffen und Segeln, von Wind, Sturm und Pulverdampf.

'Vanion', sprach er zu mir, 'du bist ein guter und fähiger und aufrechter Mann. Aber das alles hier, der Krieg, die Männer, die Leute, und nicht zuletzt Lavinia selbst, fordert von uns, unsere Freiheit aufzugeben. Sie will mich hineindrängen in diesem Krieg, einfangen in dieser Heirat, auf ewig gefangenhalten in diesem Glauben! Du und ich, wir sind einfache Männer, die ihr Glück immer selbst in die Hand genommen haben. Und jetzt müssen wir das wieder tun, denn die Götter würfeln nur mit uns! Wir müssen unsere Würfel selbst werfen, und sie auch fangen! Solange die Götter hier und die Generäle dort uns endlich sterben lassen in diesem unseligen und falschen Krieg, solange sind wir nicht frei! Und wir wollen doch frei sein, nicht wahr? Wir wollen frei sein, das zu tun, was immer wir wollen, frei, Geld, Wohlstand und ein langes Leben zu erreichen! Und wenn's das für dich nicht ist, dann heuer an! Ich werde hier verschwinden, aber auftauchen werde ich auch! Und zwar auf den Weltmeeren, mit einem eigenen Schiff, einer eigenen Mannschaft!'

Ich erinnere mich an diese Worte, als hätte man sie mir eingebrannt. Da stand dieser Mann, dieses Männlein, und wollte davon laufen. Weit weg wollte er, lieber wollte er baden gehen im Meer als für den Widerstand weiter sein Leben zu wagen! Und das, nachdem er mir eingetrichtert hatte, dass man sein Leben nicht ohne Sinn verbringen solle, dass man für etwas kämpfen solle, wenn es irgend menschenmöglich ist! Dass man zeigen solle, wer man ist, und was man kann, und dass das kleinste Zünglein an der Waage Alamars ausschlaggebend sein kann!
Ich fragte ihn, ob er vergessen habe, warum wir all dies Elend mitmachen. Warum Freunde sterben, warum wir Feinde töten. Er sagte nur: 'Das hier ist nicht länger mein Krieg. Sollen die feinen Herren ihn gewinnen oder verlieren, auch wenn ich mir um unserer Freunde und Freundschaft willen erhoffe, dass Konar stirbt. Das hier ist nicht mein Krieg.'"

Jetzt griff Vanion beherzt nach dem Weinkrug. "Ihr müsst wissen, mademoiselle, dass das im Winter nach dem Tod der Sturmrufer war." Er trank aus.

"Die Geschichte endet hier, den Rest kennt Ihr. Marius verließ den Pilgerzug und entsagte Lavinia. Er entehrte Rania, indem er die Verlobung löste und sie zurückschickte zu ihrem Vater. Sein Schiff, die 'Freedom Alone', läuft nur selten in Engonien an. Sie kreuzt in den Gewässern im Süden und im Osten, immer auf der Suche nach anderen Schiffen. Piraterie ist seine neue Göttin, Huren, Weiber und Alkohol sein täglicher Altar, Pulverdampf sein Weihrauch und der blanke Säbel sein Gebet. Lug und Trug sind seine neuen Freunde, und Feind ist ihm jeder, der schwächer ist als er und seine Mannschaft."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 14:06
"Und so fällt ein Mann und mit ihm seine moral und Ideale. Doch zum Glück gibt es noch die, die an ihren festhalten." Sie prostete Vanion zu.
Dann fuhr sie fort:"Wenn er nur Schmuggeln würde, würde ich mich daran stören, aber plündern, morden, vergewaltigen sind Dinge, die ich ihm nicht durchgehen lassen werde. Sollte ich davon mehr mitbekommen, als nur Deine Erzählung, Vanion, werden wir die Sache erledigen."
Sie schaute Jacques und Bernard an und beide nickten.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 14:08
"Ich kann nicht sagen, was genau er so tut auf See. Aber er ist nicht grade die Handelsmarine, falls du verstehst, was ich meine.
Nun, was sagst du im Nachhinein - war es gut, die Geschichte zu hören, oder doch nur Zeitverschwendung?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 14:20
Lorainne lächelte.
"Es war gut. Sehr gut."
Sie war zum ersten Mal wirklich zufireden und glücklich mit ihrer Situation. Der Wein und die Geschichten hatte sie ein einen schwebeähnlichen Zustand gesetzt. Zum ersten Mal war sie sich sicher, die Nacht durchschlafen zu können, ohne in der Dunkelheit gegen ihre persönlichen Dämonen ankämpfen zu müssen.
"Es ist spät. Wir sollten uns alle hinlegen. Jacques, da Vanion zur Zeit etwas eingeschränkt ist, kümmerst Du dich morgen um meine Rüstung..."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 14:27
"Hinlegen, soso. Ich auch?" Vanion grinste breit. "Mir steht der Sinn immer noch nach Trinken und Feiern in der kleinen Runde. Euch nicht? Erzählt Ihr doch mal eine Geschichte, mademoiselle, natürlich nur, wenn es euch genehm ist. Erzählt doch etwas aus La Follye, eine Erinnerung aus fröhlicheren Tagen vielleicht?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 17:13
Lorainne wurde verlegen:" Nach Deiner Geschichte soll ich erzählen? Darin bin ich nicht besonders gut und würde gegen Dich alt aussehen."
Sie nahm noch einen weiteren Schluck Wein und begann dann doch:
"Nun, lass mich überlegen, Antoine und ich müssen ungefähr neun oder zehn gewesen sein. Der Foret d´Artroux ist ein Wald voller Legenden und düsteren Geheimnissen, was uns nur umso neugieriger machte, da man den Kindern immer schon verboten hatte, in alleine in den Wald zu gehen. Es sollte von Räubern, Hexen und wilden Tieren nur so wimmeln. Natürlich gingen wir in den Wald, denn vor diesen Gestalten hatten wir weniger Angst als vor Yves, der alte Waffenmeister unseres Vaters. Er brachte uns das Kämpfen bei und er war auch meist zuständig für unsere Bestrafung- und dabei war er sehr einfallsreich."
Lorainne lachte.
"Manchmal konnte ich tagelang nicht sitzen. Jedenfalls fanden wir im Wald ein paar Spuren, die wir verfolgten. Und in dem Unterschlupf befanden sich ein paar Frischlinge. Sie mussten erst ein paar Tage alt gewesen sein. Dummerweise wurden wir von der Mutter ertappt. Ich dachte immer so sieht ein Keiler aus, so riesig erschien sie mir. bis ich meinen ersten Keiler gesehen habe- die SIND nämlich riesig. Da haben wir es dann mit der Angst zu tun bekommen und sind weggerannt- ein ziemlich dummer Fehler. Ich wusste zwar, dass Wildschreine gefährlich sind, aber..."
Ratlos zuckte Lorainne die Schultern und nahm noch etwas Wein nach.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 18:04
"Zu früh, mademoiselle! Zu früh! Die Kunst des Erzählens verlangt nach einem langsam ansteigenden, ausführlichen Anfang, der packend weitergeht... aber ich will nicht kritisieren, ich bin zu gespannt darauf, wie es weitergeht." Er zwinkerte Lorainne zu. "Nur zu, was ist dann passiert? Ihr seid also in einem Wald, ein düsterer, dunkler Wald voller Hexen, und begegnet einem wütenden Keiler, dessen Kinder ihr grade noch aufs Feuer werfen wolltet - und dann?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 19:33
2Glaub mir, das ist keine Kunstpause, wenn man Dir aber solange zuhört und freiwillig schweigt, ist die Kehle doch etwas rauh. Wo war ich stehen gebliebn? Genau, wir liefen davon und die Sau hinter uns her, dann stürzte ich, Antoine versuchte mich noch am Kleid festzuhalten, aber ich hatte soviel schwung, dass er mit mir zusammen den Abhang herunterkullerte und wir landeten genau vor den Füssen einer Hexe. Zumindest hielten wir sie für eine. Es gibt diese Geschichte über die Hexe im Wald, die kleine Kinder anlockt um sie zu essen. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass die Wildsau uns jetzt doch harmlos erschien. Die Hexe blickte die Sau, die noch oben auf dem Hügel stand, kurz an und murmelte etwas, und weg war sie. Als ob sie mit den Tieren sprechen könnte. Natürlich hatten wir uns verlaufen, als wir durch das Unterholz hasteten, aber die Frau wusste den genauen weg nach Hause. Und sie machte keine Anstalten, uns verspeisen zu wollen. Antoine und ich haben natürlich über die Erlebnisse geschwiegen. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass sie keine Hexe sondern eine Naduriapriesterin war, denn ein paar Jahre später habe ich einen Naduriaaltar gefunden."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 12, 21:34
"Nicht gerade eine Geschichte, die von großen Taten zeugt. Aber so erzählt es ein Ritter, schonungslos und ehrlich. Ein Barde wiederrum hätte.."

"Es ist letztendlich nicht von Belang, was ein Barde gemacht hätte. Kinder, die Eber jagen, würde ohnehin niemand unter fünf Flaschen Wein glauben."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 12. Nov 12, 21:44
"Es ist eine Kindergeschichte. Und wie ich schon sagte, bin ich kein so famoser Geschichtenerzähler wie Vanion. Mir scheint, darin ist er besser, als in den meisten anderen Dingen." Lorainne grinste.
"Außerdem habt ihr wohl nicht richtig zugehört: Der Eber hat UNS gejagt."
Wieder lachte sie.
"Damals habe ich noch nicht daran gedacht, dass ich einmal Ritter sein könnte, obwohl ich es so gerne gewesen wäre. Ich habe meine Stiefmutter oft zur Weißglut getrieben,. weil ich viel lieber mit Antoine gekämpft habe, als im Haushalt zu helfen, aber die vielen Geschichten von Rittern, die Drachen töten und Prinzessinen befreien haben mich damals schon beeindruckt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 13. Nov 12, 10:13
"Tja, mir hat Marius den Kopf verdreht, mir der großen weiten Welt und dergleichen mehr. Dass die Welt in Engonien aufhört, hätte ich so auch nicht gedacht - ich hab eigentlich immer geglaubt, dass es mehr gibt, als nur in einem Land zu sein und den Kopf für dessen Mächte hinzuhalten. Aber ein Mann allein ist halt nicht groß genug, um sich um drei Länder zu kümmern. Ich werde erst einmal dieses hier retten, denke ich." Vanion grinste wieder breit.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 14. Nov 12, 19:58
Lorainne grinste zurück:"Als ich sagte, Du brauchst mehr Selbstvertrauen, meinte ich nicht, SOVIEL."
"Jetzt werde ich mich aber wirklich zurückziehen, denn wenn ihr mit dem Gelage weitermachen wollt, bitte sehr. Bei Sonnenaufgang erwarte ich aber mein fRühstück, und Euch frisch beim Training."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 23. Nov 12, 20:22
Lorainne betrat alleine ihre Kammer. Im Dunkel des Raumes, schien nur eine einsame Kerze gegen die Dunkelheit anzukämpfen und wehte hilflos in der Zugluft, welche durch das leicht geöffnete Fenster und der Tür entstand. In der Grenze zwischen Licht und Dunkelheit stand Wassilij. Er hielt sich so, dass Lorainne ihn sofort erkennen konnte, jedoch weit genug in Richtung Dunkelheit, dass er leicht verschwinden konnte. Er hob den Zeigefinger als Zeichen des Schweigens an seine Lippe. "Schhhh!" Dann machte er eine Geste, die daraufhin wies, dass sie die Tür schließen solle.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 24. Nov 12, 06:37
Leise schloss sie die Tür.
Viele fragen brannten ihr auf der Seele, doch war jetzt nicht die Zeit sie zu stellen. Wassilij hatte wohl ein anliegen, sonst würde er sie kaum aufgesucht haben. Neugierig, was es war, übersprang sie jedwede Floskel, bot ihm lediglich etwas Bier an und kam direkt zum punkt: "welche Freude, dich zu sehen. Was führt dich zu mir?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 24. Nov 12, 19:17
In seiner Kammer war es dunkel, die Kerzen heruntergebrannt. Vanions Rippen schmerzten, im Stillen verfluchte er Wassilij für seine Künste. Als er kurz davor war, einzuschlafen, hörte er Lorainnes Stimme im ansonsten totenstillen Haus. Er verstand nicht, was sie sagte, wunderte sich aber ein wenig, mit wem sie sich unterhielt - Jacques schlief mangels einer weiteren Kammer heute im Stall.
Bevor der Knappe aber noch weitere Gedanken stricken konnte, schlief er ein. Nach kurzer Zeit begann er laut zu schnarchen.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 25. Nov 12, 08:29
Wassilij lächelte ehrlich. "Ihr glaubt nicht, wie froh ich bin, Euch alle wieder zu sehen. Auf der anderen Seite, hat es mir nicht gefallen. Aber ich bin wegen etwas anderem hier. Ich will noch mit der ein oder anderen Sache abschließen, bevor ich in meine Heimat zurückkehre. Und du hast etwas gut bei mir. Ich möchte dir ein Angebot machen, dass du nicht ablehnen kannst. Als Gegenleistung, fordere ich nicht großes, nur vielleicht später einen Gefallen. Aber kann auch sein, das ich niemals um diese kleine Gefälligkeit bitten werde. Bis dahin soll sie mein Geschenk an dich sein. Ich habe von  deinem Problem mit dem Land deiner Familie gehört und auch dass du Roquefort heiraten müsstest. Sagen wir, ich löse dieses Problem für dich diplomatisch und ohne Spuren. Unfälle passieren..."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 25. Nov 12, 13:00
"wenn es so einfach wäre, würde ich dein Angebot sofort annehmen. Aber roquefort erwartet etwas anderes, wenn ich die Dinge, dich ich suche, bald finde.. Dann wird es auch niemals zu dieser hochzeit kommen.zudem würde der verdacht doch als erstes auf mich fallen, wenn ihm etwas zu stösst ." lorainne erwiderte wassilijs lächeln.
"wann wirst du in deine Heimat zurückkehren?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 25. Nov 12, 21:01
Wassilij grinste kurz bösartig. "Glaub mir, es gibt immer Mittel und Wege... Soweit ich weiß, mag er die Jagd, ein sehr gefährlicher Zeitvertreib... Aber egal! Ich weiß noch nicht, genau wann ich abreise. Aber ich gedenke zurück zu kehren." Wassilijs Blick wurde kurz ein wenig trüb. "Ich habe drüben Dinge... Egal... Ich verstehe mein früheres Handeln nicht mehr. Aber das tut jetzt nix mehr zur Sache! Prost!" Damit hob er das ihm angebotene Bier und nahm einen großen Zug. 
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 28. Nov 12, 16:01
Lorainne runzelte die Stirn, musste ihm aber zustimmen:"Ich verstehe mein früheres Handeln auch oft nicht, aber das liegt wohl daran, dass sich die Umstände ändern, und man sich selber mit ihnen. Doch solange man seinen Anker hat, der Punkt, der sich nur wenig ändert, findet man immer wieder zu sich selbst. Und Du hast Jelena und Galoria."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 01. Dez 12, 14:53
Wassilij schüttelte den Kopf. "Galoria ja, aber zwischen Jelena und mir ist eine Kluft entstanden. Es ist aber auch unwichtig! Simon weilt wieder unter uns?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 11. Dez 12, 04:47
Lorainne dachte an Jelenas Reaktion, als sie Wassilij zurückgeholt hatten. Nach wie vor hielt sie sie für überzogen, Wassilij schien sich kaum verändert zu haben- zumindest nicht mehr, als es jeder nach diesem Erlebnis getan hätte.
"Das tut mir leid. Ich hoffe, ihr könnt diese Kluft irgendwann schliessen."
Als er von Simon sprach, lächelte sie.
"Oui, er ist wieder bei uns. Vor allem dank Jelena und Vanion. Manchmal glaube ich, ich wäre ohne meine Kampfgefährten verloren."
Erneut prostete sie ihm zu:"Auf die Kameradschaft- und die Familie".
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 11. Dez 12, 17:54
"Auf Kameraden und Freunde! Wir beide sind wahre Zeugen, wie wichtig sie sind...!" Wassilij nahm einen großen Zug.

"Ohne unser aller Zusammenarbeit, hätten ich es nicht geschafft, das Portal zu schließen. Und ihr hättet mich nicht zurück holen können." Er zuckte mit den Achseln. "Euch allen geht es nicht anders. Andererseits was habe ich von Engonien davon?" Wassilij ließ diese bissige, rhetorische frage im Raum stehen und trank lieber noch einen tiefen Zug Bier.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 17. Dez 12, 12:59
Lorainne schwieg eine Weile, bevor sie mit Bedacht antwortete:"Was hat man schon von Heldentaten, außer, dass Lieder über einen gesungen werden? Aber dafür sing glaube ich nur wenige in den Krieg gezogen. Die meisten sind für ihre Ideale und Prinzipien in den Kampf gezogen. Viele für die Königin, andere für Freiheit.
Was hat man schon vom Kämpfen? AUßer, dass man sein Zuhause verteidigt, seine Familie- und seine Freunde. Natürlich habe ich mich an Deiner Rettung beteiligt, weil ich dIr etwas schuldig war, weil Du uns alle gerettet hast. Ich hätte es aber auch so getan, ohne das ich eine Schuld begleichen wollen würde."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 20. Dez 12, 20:52
Wassilij kratze sich am Kinn. Das war es, wie eine Erinnerung. aber er wusste sie nicht zu deuten. Es war verschwommen. Etwas anderes regte sich in ihm. Wassilij lächelte sanft "Ich erinnere mich. Es war nach der Schlacht um Ahrnburg, wenn ich mich recht entsinne. McKilkenny hatte deine Familie verunglimpft und ich habe dich noch zurück gehalten, auf ihn und seine Schergen los zu gehen. Damals hielt ich es für richtig. Jetzt verstehe ich mein Handeln nicht mehr so ganz. Es ist als ob etwas fehlt. Andererseits fühle ich mich auch befreit..." Sein Lächeln wurde langsam zu einem beinahe bösartigen Grinsen.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Wassilij am 04. Jan 13, 13:25
Einen kurzen Augenblick, tranken sie schweigend ihr Bier leer. Dann warf Wassilij einen kurzen Blick aus dem Fenster. "Lorraine, es ist schön gewesen, dich und Vanion wieder zusehen. Und ich freue mich, dass Simon wieder auf den Beinen ist. Aber für mich ist es an der Zeit euch zu verlassen." Er sah Lorraine ein wenig zweideutig an. "schade eigentlich! Bestell dem kleinen schöne Grüße!" Damit sprang er aus dem Fenster, landete weich auf dem Boden, rollte dort gekonnt ab und verschwand in der Dunkelheit und den Schatten des Dorfes.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 09. Jan 13, 21:57
Lorainne bekam eine Gänsehaut, als sie Wassilijs Grinsen sah. Ob Jelena mit ihren Befürchtungen doch recht hatte?
Morgen früh würde sie sich jedenfalls nach Blanchefleur aufmachen. Sie freute sich schon, die kleine Leah wiederzusehen, Irgendwie hatte sie den kleinen Quälgeist vermisst. Ob sie schon laufen konnte?

Sie löschte die Kerzen und begab sich ins bett. nach dem Jahreswechsel würde sie sich dann, wie viele andere Adlige Mädchen, vor der Hochzeit ins Laviniakloster zurückziehen.

In der Dunkelheit überkam sie erneut das Gefühl einer Bedrohung, ob es etwas mit Wassilij zu tun hatte? Sie wurde das Gefühl nicht los, dass bald irgendetwas schlimmes passieren könnte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 19. Jan 13, 22:10
Wieder vergingen die Tage nur langsam. Üben, üben, üben! Nach kurzer Zeit war Vanion wieder auf dem Damm, und Jacques schien gradezu versessen darauf, Vanion wieder zu alter Form zu "verhelfen".
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 21. Jan 13, 10:14
Nach einem weiteren langen Tag beschloss Vanion, dass es noch einmal Zeit wäre, das Wirtshaus aufzusuchen. Gemeinsam mit Jacques betrat er am frühen Abend den noch recht leeren Schankraum. Nach zwei Stunden belangloser Gespräche verabschiedete sich Jacques, Vanion hatte noch sein halbvolles Bier vor sich stehen und blieb sitzen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete die Gesellschaft. Ein paar Dörfler waren da, zwei Händler aus dem Nachbardorf, und ein älterer Mann, den Vanion nicht kannte. Er musterte diesen Mann näher und erkannte eine sehnige Statur, die auf Erfahrung und Zähigkeit schließen ließ. Die Kleidung des Mannes bestand aus schmutzigem Gelb und Blau.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 22. Jan 13, 00:55
Der Mann saß in der Ecke zwischen dem gemauerten Kamin und der Wand, den Rücken an die Kaminwand angelehnt um auch noch das kleinste bischen Wärme der Mauersteine aufzusaugen, das diese vom Feuer aufgenommen hatten.
Im Allgemeinen machte der Mann auf Vanion den Eindruck einer alten Katze, ... nein, nicht diese verwöhnten dicklichen Biester von so mancher Müllersfrau, sondern eine dieser Straßenkatzen, die zu alt sind um Mäuse zu jagen, aber die trotzdem jemand hereingelassen hatte, damit sie ihre letzten Tage unter einem dichten Dach verbringen konnten.

Seine Augen wahren fast geschlossen, wirkten schläfrig, aber trotzdem hatte man das Gefühl, das sie immer noch alles mitbekamen, was wichtig war ... und das man diesen Mann ernst nehmen musste, dass sah der geübte Beobachter auf den zweiten Blick schon.

In seinem Beutel auf der Bank lag eingewickelt ein Langschwert, das mit dem Heft herausguckte. Die Waffe eines Ritters. alt und oft benutzt, aber wohl noch fähig ihren Dienst zu tun ... das galt hier wohl für so manches.
Wenn er ein Ritter war ... dann müsste er auch ein Wappen tragen, doch das tat er nicht, nur den Wappenrock, dessen gelb längst zu beige und grau ausgewaschen war, welches man nur noch von dem dunkleren Teil dadurch unterscheiden konnte, das das ehemalige Blau dort einen grünliche Färbung bekommen hatte ... vielleicht ein ehemaliger Reichsgardist?

Vanion bemerkte erst, dass er den Mann wohl ziemlich lange angestarrt haben musste, als dieser seinen dampfenden Holzbecher erneut an seine Lippen führte und dem jungen Mann ein aufmunterndes Nicken und Lächeln schenkte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 22. Jan 13, 11:14
Ertappt grinste Vanion, dann hob er seinen Krug zum Gruß und trank ebenfalls. Kurzerhand stand er auf und ging zur Theke, wo er seinen Krug neu füllen ließ und einen zweiten dazu bestellte. Mit den beiden Krügen bewaffnet, ging der Knappe zu dem Tisch, an dem der Alte saß, und stellte die Krüge auf seinen Tisch.
"Lavinia zum Gruße, guter Mann!" Die Regeln der Höflichkeit nicht vergessend, stellte er sich mit einer kleinen Verbeugung vor. "Mein Name ist Vanion Bachlauf, Knappe im Dienst der Chevalière Lorainne. Ist noch ein Platz frei an diesem Tisch?" Der Blick des jungen Mannes fiel auf das eingewickelte Schwert. Erst jetzt dämmerte ihm, dass er vor einem Ritter stehen musste.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 22. Jan 13, 18:40
über irgendeinen Witz den wohl nur er verstand musste der Mann grinsen, aber das war warm und freundlich.

"Möge Lavinia dich segnen und Jeldrik seine Hand über dich halten Vanion. Mein Name ist Konrad von Hirschsprung vom Orden des heiligen Jeldrik zu Ahrnburg ... oder zu Engonia, wie es nun wohl eigentlich besser heißen sollte. Ich werde nicht aufstehen um dich zu begrüßen, aber das ist nur das Privileg des Alters. Setz dich! Für einen Knappen habe ich immer Platz. Du trägst kein von in deinem Namen. hat dich deine Herrin auf dem Schlachtfeld zum Knappen genommen?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 23. Jan 13, 01:41
Vanion verbarg rasch ein aufkeimendes Schmunzeln, während er dankbar Platz nahm.
"Ihr fragt direkt, Ihr sollt eine direkte Antwort bekommen. Ich wurde nicht in der Schlacht in den Knappenstand erhoben, sondern lange danach. Doch die Idee dazu entsprang dem Kampf, ja - dem Kampf um Engonia. Ohne blaublütige Geburt musste erst ein Beweis angetreten werden, dass ich überhaupt würdig bin. Eine lange Geschichte." Er trank einen tiefen Schluck und holte schon Luft, die Geschichte zu erzählen, entschied sich jedoch anders. Wenn sein Werdegang für den Alten interessant wäre, würde er wohl fragen.

"Was verschlägt einen Jeldriken in ein Dorf wie dieses, wenn die Frage erlaubt ist? Ich hab im Pilgerzug einige Ordensmitglieder gesehen, jedoch nie mit einem gesprochen."

Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 23. Jan 13, 07:30
"Da hast du was verpasst, aber das lässt sich ja nachholen, nicht war? Ich hab ein paar Pilger von Engonia zurück nach Stejark begleitet, quer durch halb Caldrien und da ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier oben war wollte ich mir etwas Zeit auf dem Weg zurück nehmen. Eigentlich hauptsächlich für Momente, wie diesen hier."

Damit prostete er Vanion augenzwinkernd zu.

"Außer deiner Herrin hattest du noch nicht viel Umgang mit andern Rittern und ihren Knappen, oder? Wenn wir sagen "Auf dem Schlachtfeld" meinen wir damit nicht in der Schlacht, sondern mehr "wegen seiner Taten". Egal ob vor einer Schlacht, oder ein paar Tage danach in der Burg eines Herren. Wenn jemand wegen einer Heldentat zum Ritter geschlagen wird, dann kann man auch im Felde oder auf dem Schlachtfeld sagen.
Meiner Meinung nach sind das die wahrhaftesten aller Ritter, schließlich ist auch unser Herr Jeldrik vom caldrischen Imperator selbst auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen worden, damals vor dem Kaiserreich."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 23. Jan 13, 10:19
Diesmal verbarg Vanion sein Grinsen nicht und stieß an. "Ich bin zwar mit Rittern in Kontakt gekommen, aber noch nie wirklich bei Hofe gewesen."
Der Knappe genoss die entspannte und aufgeschlossene Art seines Gegenüber.
"Bisher ist man mir vor allem in Caldrien nicht gerade mit Respekt begegnet. In den Augen der einzigen Baronin, der ich als Knappe vorgestellt wurde, bin ich, wenn ich mich recht entsinne, eine 'Fehlentscheidung' und 'Unüberlegtheit' meiner Dame."

Unwillkürlich musste Vanion an die Ereignisse in Bourvis denken.

"Das Personal in Bourvis war auch verwundert. Doch ist mein Stand durch die Priesterschaft Alamars anerkannt worden, also kann es so falsch wohl nicht sein. Aber Blut geht bei den meisten vor Taten, glaube ich. Zum Glück nicht bei allen.", sagte Vanion dann nicht ohne einen gewissen Stolz.

Die Worte klangen hart, Vanion versuchte jedoch nicht den Eindruck zu erwecken, als ob ihm das wirklich etwas ausmachen würde. Er hatte das Gefühl, sich tumb und jungenhaft auszudrücken, dass er ein wenig wie ein Kind klang, das den Erhalt einer Süßigkeit rechtfertigen zu versuchte.

"Also, äh - Jeldrik wurde auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen? Ihr müsst verzeihen, ich bin vor Fanada aufgewachsen. Geschichte ist nicht meine Stärke, auch wenn ich daran arbeite." Vanion musste unwillkürlich an Jacques mit seinen Büchern voller caldrischer Geschichten denken.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 23. Jan 13, 21:51
"In Fanada, na das hört sich nach einer guten Geshichte an.
Weist du es werden viele Geschichten über Jeldrik erzählt, aber was wir sicher wissen ist, dass er Andarrianer war. Nun mag sich in der Vorzeit jeder Stammesfürst in Andarra König gennant haben, aber Ritter hat es da nie gegeben.
Nun jedenfalls hat sich Jeldrik so sehr für Caldrien eingesetzt, dass ihn der Imperator selber zum Ritter geschlagen hat, bevor er dann General geworden ist und beide in der Schlacht der Völker gefallen sind.
Da gibt es mehr als eine gute Geschichte drüber und du solltest dir mal eine erzählen lassen.
Viele Gelehrte suchen nun nach der Herkunft Jeldriks, seine Eltern, einem Andarrianischen Adelsgeschlecht, oder dergleichen. Eine gefährliche Frage.
Wir Jeldriken glauben, dass Jeldriks Herkunft nicht wichtig ist."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 24. Jan 13, 01:56
"Dann sind nur Jeldriks Taten wichtig gewesen. Und nur die haben die Geschichte überdauert."
Vanions Augen glänzten. Der jugendlichte Tatendrang, der ihn vor der Schlacht um Engonia erfüllt hatte, keimte wieder.
"Dann erzählt mir doch eine Geschichte von Jeldriks Taten. Ich will es Euch mit einem Krug Bier und einem schönen Abend vergelten."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 24. Jan 13, 16:36
"Gerne.

Diese Geschichte begab sich aber zu der Zeit, als das junge Engonien nach dem Brüderkrieg in Trümmern lag und jedes Dorf und jede Stadt nur für sich selber ums Überleben kämpfe. An Zivilisation war nicht zu denken, denn alle waren nur damit beschäftigt sich der Räuberhorden und anderer einfallender Feinde zu erwehren, die sich den Untergang des Caldrischen Imperiums zu Nutze gemacht hatte.
In diese schon schlimme Zeit kam ein riesiger Heerzug von Orken, die in den Süden einfielen in ein Land, dass fast jeden brauchbaren Kämpfer im Brüderkrieg verloren hatte. Dem stellte sich Jeldrik entgegen und zog von Dorf zu Dorf um jeden zu den Waffen zu rufen und es ward erlassen, dass jedes Dorf mindestens einen Kämpfer stellen musste.
So kamen sie eines Tages in ein kleines Dorf in der Baronie Halen wo der Großbauer Torfmann der Dorfvorsteher war. Torfmann hatte zwei junge Burschen, die gerade alt genug waren um in den Krieg zu ziehen und alle anderen im Dorf waren zu jung, oder zu alt, vielleicht bis auf Marthilda, die hagere Tochter vom Tagelöhner des Dorfes. Weil im Imperium immer nur die Männer in den Krieg zogen und alle caldrischen Kämpfer bis auf den Letzten Männer waren, wusste der Dorfvorster schon wer zu den Waffen gerufen werden sollte und weil er seine Söhne nicht in den Krieg ziehen lassen wollte besann er sich einer List.
Er holte sich den Tagelöhner an den Hof und versprach im Abends ihn fest zu nehmen, wenn er seine Tochter für die Armee Jeldriks melden würde. Der Tagelöhner wollte zuerst nicht, aber Wein und gutes zureden taten ihr übriges.
Als nun der Tag gekommen war, da Jeldrik mit seiner Armee von dem Dorf stand um zu sehen welchen Kämpfer dieses Dorf stellen würde, da versteckten sie die beiden Söhne im Wald und schickten Marthilda vor. Ausgehungert, dürr und in den abgetragendsten Kleidern stand sie vor Jeldrik, als man sagte, dass sie der beste Kämpfer sei, den das Dorf aufzubringen hatte.
Die anderen Ritter um Jeldrik hoben an, dass das nicht war sein könne man sich nicht betrügen lasse, eine Frau doch nicht kämpfen könne und überhaupt.
Aber Jeldrik stieg von seinem Ross und ging zu dem Mädchen, blickte sie an und sprach:
"Euer Dorf ist in großer Gefahr. Wenn aus dem Süden die Orken einfallen, dann wird sich keine Stadt und kein Dorf und keine Burg ihrer erwehren können. Die einzige Möglichkeit dieses Dorf zu beschützen ist den Orken entgegenzureiten, sie am Eisenwall zu stellen und ihnen den weiteren Weg zu verwehren. Das werden wir machen und wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können. Sollten uns nicht genug helfen, dann werden wir scheitern und ihr und wir werden sterben.
Ich werde dich nicht zwingen Mädchen, wenn du nicht mitkommen willst. Deshalb frage ich dich Marthilda willst du uns begleiten, als der beste Kämpfer dieses Dorfes."
Marthilda dachte an all die Menschen im Dorf. Die paar Male, da man ihr, der zerlumpten Tochter des Tagelöhners, etwas Gutes getan hatte konnte man an einer Hand abzählen. Ihre Mutter war tot, ihr Vater ein Säufer, der sie gerade verkauft und dem sicheren Tode überantwortet hatte und so sagte sie mit fester Stimme.
"Nein mein Herr ich möchte nicht in den Krieg ziehen, ich möchte nicht kämpfen und ich möchte nicht sterben. Aber, mein Herr, ich werde mitkommen und helfen so gut ich kann, denn ich kann helfen und daher muss ich helfen die Menschen zu beschützen."
Jeldrik nickte und erwiederte:
"War gesprochen und mutig, vorallem mutig. Knie nieder."
und vor allen Anwesenden, vor dem ganzen Dorf und dem ganzen Heer schlug er das Lumpenmädchen zum Ritter, den ersten weiblichen Ritter, den das Land jemans gesehen hatte und dann wandte er sich zum Dorfvorsteher und sprach:
"Ihr ehrt uns guter Mann. In diesen Zeiten habe ich noch kein so kleines Dorf gesehen, dass einen wahren Ritter stellen konnte. Aber ich fürchte sie trägt noch nicht all ihre Ausrüstung am Leibe. Ein jeder Ritter hat doch ein Pferd, das beste des Dorfes, eben habe ich doch noch diesen schwarzen Rappen gesehen. Kleider taugen auch nicht, sie braucht gute wollene Hosen, die warm sind, so wie eure. Gute Schuhe, einen dicken Wams und Mantel, Brot und Schinken und Rüben und Zwiebeln, als Verpfelgung und einen guten Gürtel."
Dann wandte sich Jeldrik an seine Knappen, von denen er mehr als ein halbes Dutzend hatte, da jeder Adlige um die Ehre buhlte seinen Sohn in die Knappschaft bei Jeldrik zu geben.
"Ein Ritter braucht einen Knappen. Du Arnd von Hanekamp, du wirst der Knappe von Marthilda von Rappenau sein und ihr alle kleidet sie ein. Gesteppter Wams, die Brust von diesem Junker sein Schwert ebenfalls. Hop hop Zack Zack."

Als sie Marthilda gekleidet hatten und sie auf dem besten Pferd des Dorfes saß mit den besten Kleidungsstücken des Dorfes und fast all seinen Vorräten sah sie immer noch wie eine kleine Feldmaus aus, die in Sachen steckte, die ihr viel zu groß waren. Jeldrik dankte erneut dem Dorfvorsteher, der nun ohne Hosen vor der versammelten Ritterschaft stand und zog mit dem Heer weiter.

Was aber in dem Dorf geschehen war, das sprach sich schneller herum, als das Heer reiten konnte und jeder Bursche hob an mitzukommen und auch die beiden Söhne des Dorfvorstehers Torfmann liefen den Rittern hinterher. Auch hätte vorher nie jemand gedacht, was nun passierte, denn nicht nur die jungen Burschen schlossen sich dem Heer an, sondern auch viele Mädchen und junge Frauen. In den Burgen des Adels nahmen die Töchter die Rüstungen und Waffen ihrer Väter und Brüder, die tot im Brüderkrieg geblieben wahren und zogen auch aus und nannten sich Ritter und trugen stolz die Farben ihrer Häuser und Geschlechter in die Schlacht."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 24. Jan 13, 17:53
Vanion reichte dem Ritter den Krug, den der Wirt auf seinen Wink gebracht hatte, damit der Erzähler seine Kehle befeuchten konnte.
Der Knappe sprach seine Gedanken laut aus und ließ den Ritter auch merken, dass er seine Gedanken mit seinen Worten entwickelte.
"Mancher Zyniker würde das eine Verzweiflungstat nennen, die Frauen mit in die Schlacht zu nehmen. Doch ganz so einfach ist es nicht, oder?"
Vanion sah, wie der Ritter ihn gespannt ansah.
"Es geht nicht darum, dass Jeldrik jedes Schwert brauchte, um gegen die Orken zu bestehen. Vielmehr ging es darum, dass Jeldrik in jedem Menschen die Anlage zu edlen Taten sah, und das nicht im Geburtsblut." Gedankenverloren strich Vanion über die lange, deutlich zu fühlende Narbe an seinem Knie, die er vor Engonia davongetragen hatte.
"Egal, welches Geschlecht jemand hatte, egal, wie und wo er oder sie geboren war, die Seele des Rittertums konnte jeder tragen. Und kann es noch! Tapferkeit liegt versteckt in der unwahrscheinlichsten Seele, und kann bedeuten, etwas zu tun, was man nicht tun will."

"Und Jeldrik hat über die List des Vorstehers hinweg gesehen, oder sie gar nicht erst bemerkt. Das ließe ihn naiv dastehen, so er die List nicht bemerkt hat - oder großmütig bis hin zur Selbstaufgabe. Kann ein Mensch so sein?" Vanion musste grinsen und argumentierte prompt gegen sich selbst.
"Nein, kann er wohl nicht, nicht wahr?. Ein Jeldrike glaubt, Jeldrik sei ein Gott. Leitet Ihr diesen Glauben daraus ab?" Vanion wählte seinen Tonfall mit Bedacht, er wollte klarstellen, dass es sich um eine Nachfrage handelte, nicht um eine kritische Frage, die die Antwort schon im Vorfeld anzweifelte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 24. Jan 13, 19:08
"Es war eine Verzweiflungstat EINE SOLCHE Frau mit in die Schlacht zu nehmen. Ja, auf jeden Fall. Aber du hast den Kern schon richtig erkannt.
Nicht in jeder ist zu großen Taten fähig, ABER diejenigen, die zu großen Taten fähig sind kommen von überall her.

Das ist das besondere an Jeldrik. So wie das Mädchen zu Jeldrik steht, so steht Jeldrik zu den Göttern. Der Funke des göttlichen kann in manchen Menschen gefunden werden oder wurde zumindest in einem Menschen gefunden.
Das ist das Zentrum des Jeldrikentums. Die Heiligkeit des Menschen, die Apotheose Jeldriks, der Aufstieg eines Menschen zum göttlichen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 26. Jan 13, 19:35
"Ich kenne mich nicht aus mit diesen ganzen religiösen Sachen. Aber würde nicht ein Priester anzweifeln, dass ein Mensch zum Gott aufsteigen kann, würde das nicht die Götter selbst ein wenig herabsetzen? Ich weiß selber nicht ganz, wie ich dazu stehe. Die Verehrung eines Helden kann ich verstehen, ein Heiliger, der angebetet wird, ein Heiliger, den man um Glück in der Schlacht oder auch in der Ehenacht bittet. Aber jemanden nicht unter, sondern neben die Götter zu stellen?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 27. Jan 13, 11:53
Der Riiter lehrte den letzten kleinen Rest aus seinem Becher und grif nach dem Krug, den Vanion mitgebracht hatte.

"Da rede ich schon fast wie ein Priester. Wie in den guten alten Zeiten."
er kicherte leise in Erinnerung an wohl einige schmerzhafte, aber auch schöne Ereignisse.
"Wir Jeldriken wurden früher auf die philosophierenden Ritter genannt und auch von so manchem Ritter verspottet. Manchmal sogar von Leuten, die es wagten mit dem Schwert für ihre Worte gerade zu stehen."
Er grinste breit.
"Du bringst mich wieder dazu vor dem Ende meiner Tage mich wieder zu fühlen, wie am Anfang. Dafür danke ich dir.
Mit den Göttern ist das so eine Sache. Es gibt viele Götter und auch wenn wir alle fürchten und respektieren müssen so gibt es doch noch unsere Götter. Die sechs die Jeldrik und Engonien erschaffen haben. Drei Frauen und drei Männer. Zwei Gute, zwei Neutrale und zwei Böse, die uns nach dem Brüderkrieg alles brachten, was wir Menschen brauchten, Liebe Gesetz, Nahrung, Wissen, Gerissenheit und Stärke und einen Mann, der uns alle führte uns für all das steht. Jeldrik war der Heilige von sechs Göttern und er stand nur für eine einzige Sache, Menschlichkeit.
Jetzt, da sich die Götter von uns abgewandt haben ist er der Einzige, der bleibt und für uns da ist und uns beschützt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 27. Jan 13, 22:47
Ohne Spott, aber mit Bitterkeit in der Stimme antwortete Vanion: "Mit Philosophie hatte der Pilgerzug, egal ob Rittersmann oder Knecht, nicht viel zu tun. Und angesichts dieses Zuges zu behaupten, dass die Götter sich von uns abgewandt hätten, angesichts der Tatsache, dass Engonia nun von jedem Jeldriken frei bereist werden kann, ist das nicht schon zynisch? Der Pilgerzug kämpfte für alle Menschen des freien Engoniens, aber mit Menschlichkeit, also mit dem, was laut Euren Worten übrig ist, hatten nur wenige unserer Taten zu tun." Unwillkürlich musste Vanion daran denken, wie er in Engonia, als die Schlacht für den Lupus längst verloren war, Menschen vor blutgierigen Widerständlern beschützt hatte, die nach blinder Rache für ihre Lieben dürsteten.

Vanion schüttelte den Kopf.

"Ihr habt schon einiges mehr von diesen 'guten alten Zeiten' gesehen als ich, da bin ich mir sicher.  Genauso bin ich mir sicher, dass ihr genau wisst, wovon ihr redet. Ich mag im Eifer meiner jungen Jahre reden, bitte verzeiht mir das. Aber nach dem, was passiert ist, nach diesem grausamen Krieg unter Brüdern, der im Namen der Götter gefochten und im Namen der Götter gewonnen wurde, sollen diese Götter sich abgewandt haben, und nur der Patron der Menschlichkeit uns noch beschützen? Ich muss doch etwas nicht verstanden haben, so unwahrscheinlich erscheint mir das."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 28. Jan 13, 10:58
"Ist das denn so schwer zu sehen? Tior hat uns doch erst in diesen Brüderkrieg gestürzt und Bruder gegen Bruder aufgehetzt und beiden Seiten seinen Segen gegeben. Ohne ihn hätte es keinen Krieg gegeben, ... aber ihm kann man kaum einen Vorwurf machen, denn der Krieg ist sein Geschäft und Auftrag auf Erden.

Doch haben die anderen nichts getan um seinen Blutdurst in Schranken zu halten. Aine und Naduria haben sich von der Welt zurückgezogen, sobald sie nur die Gelegenheit dazu hatten und Alamar hatte nichts besseres zu tun, als seinem alten Feind Szivar hinterherzustellen und gegen ihn vorzugehen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte.

... und lass mich gar nicht erst von dem Pilgerzug anfangen, der kaum, dass er begann von jedem für seine eigenen Ziele missbraucht wurde und letzendlich Engonien den Todesstoß versetzt hat."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 28. Jan 13, 11:18
"Den Todesstoß?!" Vanion bemühte sich, nicht laut zu werden. Das stand ihm angesichts seines Gegenübers nicht zu.
"Der Pilgerzug hat vieles getan. Aber nicht dem Reich den Todesstoß versetzt! Konar hat das getan, durch die Abschaffung des Senats und der Regierung im Namen Jeldriks! Der Pilgerzug ist im Namen aller Götter, selbst im Namen derer, die sich, wie Ihr sagt, von der Welt zurückgezogen haben, entstanden! Tior mag die Welt in den Krieg gestürzt haben, doch die Götter haben den Krieg durch den Pilgerzug beendet!

Wie hätte es ohne den Pilgerzug ausgesehen? Wir würden immer noch unter dem Lupus leiden, die Willkür Konars wäre unser oberstes Gebot, durch sie hätten wir Essen oder auch Hunger!"

Vanion beruhigte sich wieder etwas.

"Engonien gibt es nicht mehr. So ist es doch, oder? Der Anspruch der Imperatorin Loenna von Donnerheim hat dazu beigetragen, der Stolz der Tangarer, und auch die Reste des Lupus, die sich in Middenfelz organisiert haben. Aber nicht der Pilgerzug."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 28. Jan 13, 16:43
Die Augen des Ritters wurden schmal und langsam setze er den Becher aus dem er gerade getrunken hatte auf den Tisch, doch sonst rührte er sich nicht und seine Stimme war genauso ruhig, wie vorher, als er erwiederte:

"Weder der Hund Barad Konar, noch der Pilgerzug haben für Engonien gekämpft, weil sie beide nicht im Namen der sechs engonischen Götter in den Krieg gezogen sind. Beide haben nur ihre eigenen Motive nach Macht, Rache oder simplem Blutdurst stillen wollen und in diesem Gezerre ist Engonien zerrissen und jeder, in den wir unsere Hoffnungen gesetzt haben, dass er in Jeldriks Sinne handeln würde, hat uns enttäuscht."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 29. Jan 13, 10:45
Vanion wusste keine Antwort. Die einzig mögliche Antwort, die er geben konnte, und die ihm sofort in den Sinn kam, war, der Königin Caldriens die Schuld zu geben. Sie war diejenige gewesen, die das Imperium wieder ausgerufen hatte, auch im Namen Jeldriks. Loenna hatte damit nicht nur die Sieger entzweit, sondern das Land beinahe in deinen dritten Krieg gestürzt. Selbst jetzt war die Situation nur ruhig, weil eine Art Balance zwischen den Parteien herrschte. Die Proklamation war falsch! Dumm und falsch!, dachte der Knappe. Aber eben das war er, ein Knappe - ein Knappe einer Ritterin Caldriens, deren Lehnsherr am Ende die Königin - nein, die Imperatorin - war.

Er rutschte unruhig auf der Bank.

Der Pilgerzug soll nur weltlichen Interessen einiger weniger Mächtiger gedient haben? Das kann ich nicht glauben. Solche und ähnliche Gedanken gingen dem jungen Mann durch den Kopf. Natürlich war Vanion nicht so naiv zu glauben, dass der Pilgerzug so selbstlos gewesen war, wie er gewesen sein sollte. Aber bewusst darüber nachgedacht hatte er nie. Vanions Instinkt hieß ihm, von dem Thema rasch abzulenken und einfach zu hoffen, dass Konrad ihn nicht zwingen würde, offene Worte über seine, Vanions, Königin - verflucht, sie ist Imperatorin, vergiss das nicht! - zu verlieren.

"Aber.. nun.." Der Ritter bemerkte, dass Vanion krampfhaft nach Ausflüchten suchte. "..im Namen von fünf Göttern, ja, aber der sechste war auch Teil des Zuges. Nur allzu oft war die Saat des Täuschers zu bemerken, und am Ende, am Ende Konars, gab er den Wolfslord als seine Marionette aus."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 29. Jan 13, 14:05
Der Körper des Jeldriken war alt, seine Bewegungen langsam und kraftsparend, aber seine Augen verfolgten flink jede Regung des Knappen, wie dieser unruhig auf seinem Platz herumrutschte. Wie bei einer Katze, bei den man nicht wusste, ob sie zulangen, oder weiter beobachten würde.

"Als der Flamen Damian den Segen der Götter erhielt und aus dem Totenreich zurückkehrte hatten wir die Hoffnung, dass er wie Jeldrik einst das Reich wieder einen würde. Er stand vor der gleichen Entscheidung, wie Jeldrik damals, als er in das Theater herunterkam und er hat sich aus egoistischen Gründen dafür entschieden lieber den Feind seines Gottes zu bekämpfen, als das Reich zu einen.
Es gab zwei böse Götter in Engonien und nur einer wurde auf das Banner des Pilgerzugs geschrieben, obwohl er es erst was, der das Land in Blut gebadet hatte."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 29. Jan 13, 14:42
Dankbar stürzte sich Vanion auf die Worte des Jeldriken:
"Damian? Flamen Damian, aus Voranenburg, aus dem Totenreich zurückgekehrt? Was ist damals geschehen?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 29. Jan 13, 22:54
"Das hast du nicht mitbekommen? Es ist damals im Lorinanwald getötet worden, als er und meine Brüder Ralf von Kähenbroich und Tannjew von Wiesenquell dort den schwarzen Kailer zur Strecke gebracht haben. Doch statt seinen Leichnahm zu Grabe zu tragen hat ein Firngarder Ritter ihn zu einem heiligen Ort nach Andarra gebracht, wo er durch den Segen der Sechs Götter das Leben wiedererlangte.
Das war für viele ein Wendepunkt im Brüderkrieg, denn Barad Konar begründete seine Kaiserwürde unter anderem damit, von den Toten wiedergekehrt zu sein ... und der Einzige, der bislang aus dem Totenreich zurückgekommen ist war Jeldrik.

Weißt du, ... wir suchten jeden Tag nach Jeldrik, da er uns ja versprochen hatte zurückzukehren. Wir setzten unsere Hoffnungen in Richard Brin von Fingara und er enttäuschte uns und wir setzten unsere Hoffnungen in Damian von Voranenburg und er enttäuschte uns ebenfalls."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Jan 13, 02:34
Vanion schüttelte aufgeregt den Kopf. Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Tischplatte.

"Nein, davon hab ich noch nie etwas gehört! Der Schwarze Keiler? Wer oder was ist das? Wann war das?"

Vanion beschloss, den Ritter kurz über seinen Werdegang zu informieren.

"Ich.. ich hab die Felder meines Vaters bestellt, bis ich 17 war. Dann bin ich mit einem Barden losgezogen, um was von der Welt zu sehen. Erst nach einem weiteren Jahr hab ich mich nach der Schlacht um Ahrnburg dem Pilgerzug angeschlossen. Über alles vorher weiß ich nichts, den Gerüchten in den Kneipen hab ich kaum zugehört. Die Lieder der Barden und deren Heldengeschichten waren interessanter. Ich.. ich bin nun 21 Jahre alt, und erst die letzten zwei Jahre habe ich mit etwas Sinnvollem verbracht. Bitte, erzählt mir, was im Lorinanwald geschehen ist!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 30. Jan 13, 09:18
" Als du die Felder deines Vaters bestellt hast war das sinnvoll, aber nicht groß. Als du mit Barden herumgezogen bist war das groß, aber nicht sinnvoll. Nun machst du beides. Ich denke aus dir kann was werden.

Der schwarze Keiler war ein übler Schurke und Anführer einer Räuberbande. Er entführte Eleonora von Pfauengrund und flüchtete in den Lorinan-Wald in Middenfelz, als Barad Konaar gerade die Macht ergriffen hatte. Richard Brin von Fingara und das Expeditionscorps retteten die Dame, aber der Keiler entkahm ihnen. Tannjew von Wiesenquell kehrte ein Jahr später zurück um das zu beenden, was der Kommandant begonnen hatte während Richard Brin in Fanada saß und sich vor dem Lupus Umbra versteckte.
Er hatte Erfolg und konnte den Keiler finden und hinrichten. Aber zu dem Zeitpunkt war der Krieg gegen Ahrnburg schon in vollem Gange."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 30. Jan 13, 11:42
"Nun, ich hab während des Pilgerzugs nicht gerade auf dem Schoß eines Ritters geschlafen, eher im Gegenteil. Bei den Knechten hört man eher weniger von den Taten Damians. Eleonora, Richard Brin, die Namen sagen mir nichts."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 30. Jan 13, 21:38
"Eleonora von Pfauengrund war nur eine Baronstochter, nichts besonderes. Richard Brin von Fingara war der Oberkommandierende der Engonischen Reichsgarde von Tangara und mehr oder weniger der Herrscher von Fanada, wenn manns so sagen kann.
Einer der gößten Helden, die Engonien vor dem Brüderkrieg hatte. Im Brüderkrieg selber hat er die ganze Zeit nichts getan und nur in Fanada gesessen, bis Engonien fast ganz an Barad Konar gefallen war. Dafür wurde er von vielen kritisiert.
Dann, als nur noch Fanada und Donnerheim frei waren hat er alle gegen den Lupus Umbra geführt und erst Fanada gerettet, dann Taga befreit und ist in der Blutnacht nach Uld eingefallen und hat sie ebenfalls erobert.
Wir dachten er sei Jeldrik, der zurückgekommen ist und dann hat er sich mit dem Pilgerzug überworfen, als er die Königin eine Verräterin an Jeldrik nannte.
Jetzt ist er zurück nach Middenfelz gegangen und dient dem Fürsten dort als Baron. Manche sehen das auch als Verrat."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 31. Jan 13, 12:04
Fragen schwirrten durch Vanions Kopf. Namen, Orte, Ereignisse - doch dann fielen ihm die Worte des Ritters ein: Engonien einen... der Pilgerzug, nur zum Machtmissbrauch geschaffen.. der Blutgott, dessen Auserwählter bekämpft werden sollte, Teil des Pilgerzuges.. nein! Das ist nicht wahr!

"Vor Engonia stellte sich Konar als des Täuschers Marionette heraus!", sprach Vanion heftig. "Ihr wart nicht dabei, als Konar starb. Ihr wisst nicht, was geschehen ist, was wirklich geschehen ist! Der Pilgerzug stürzte das Land nicht in Blut, er zog es vielmehr aus diesem Höllengriff, den Szivar angelegt hatte. Konar mag Tiors Ausgewählter gewesen sein, doch nur im Moment seiner Auferstehung! Der Täuscher, verflucht sei sein Name, fing den Knochen auf, den Tior achtlos hinter sich geworfen hatte, und mit Erfolg! Wie ist es denn nun, nach Konars Tod? Engonien liegt im Streit, im Zwist, die Jeldriken mit der Königin, Tangara mit Caldrien, Middenfelz beäugt misstrauisch Andarra. Das Werk des Täuschers! Aber es gibt keinen offenen Krieg, und das ist das Werk der Menschen und der guten Götter!"

Vanion beugte sich vor.

"Seht ihr es nicht? Die Götter haben uns nicht verlassen! Die Schlachten des Pilgerzuges, Tiors Werk! Der Sieg des Widerstandes, das Werk Alamars und Lavinias! Der Fall der magischen Barrikaden Engonias, nur mit Aines Segen möglich! Das Überleben des Zuges, das Ausbleiben einer Hungersnot nach dem Krieg - nur dank Nadurias reichen Gaben! Und der Zustand Engoniens, die Zerissenheit des Landes, der Menschen - die Rache des Täuschers. Was hätte Richard Brin, was hätte Flamen Damian tun können, um das zu vermeiden? Wie hätte irgendjemand, und sei es die Imperatorin Loenna von Donnerheim darselbst, verhindern können, was geschieht? Niemand hätte das!
Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass die herrschende Waffenruhe wegen eines kommenden Friedens herrscht. Ich weiß, dass ein politisches Patt zwischen den Parteien herrscht. Aber seht ihr nicht darin die Hand der Götter, die uns nach diesem Brüderkrieg eine weitere Chance geben? Seht ihr nicht, dass viele Pilger mit dem Namen Jeldriks auf den Lippen in die Schlacht gezogen sind, dass selbst die einfachsten Leute Mut und Tapferkeit entdeckten und kämpften? Ganz im Geiste Jeldriks!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 31. Jan 13, 19:54
Die Augenlieder des Ritter waren die ganze Zeit halb geschlossen gewesen, ein wenig dösend, kraftos ... aber als es aus Vanion herausbracht schlug er die Lieder vollends auf und seine eisblauen Augen fixierten den jungen Knappen.

...

Er lies sich Zeit, bevor er antwortete:
"Wen kennst du, der dabei war als Barad Konar sein Ende fand?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 31. Jan 13, 21:01
"Viele! Viele Augen konnten das bezeugen, Männer von Stand, Priester, auch meine eigenen Augen!
Doch Konars Wiederkehr, seinen.. ersten Tod? Ich hab nur Geschichten gehört. Männer in Tiefensee erzählten mir davon, auf meiner Queste im Namen Alamars hörte ich einiges.."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 31. Jan 13, 21:44
Bis jetzt war die Stimme des Jeldriken die eines netten Märchenonkels gewesen, der einem netten Burschenein paar schöne Geschichten erzählen wollte ... nun hörte man den Stahl in seiner Stimme und es war keine Bitte

"Du wars dabei, als Barad Konar in Engonia verschwand, bei dem Widerstand auftauchte und ihn der Pilgerzug enthauptet hat?

Erzähl!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 01. Feb 13, 00:24
"Ja, ich war dabei." Vanion überlegte genau, was er sagen wollte. Er wollte dem Ritter eine unverfälschte Version der Ereignisse wiedergeben, und Vanion wusste genau, dass Erinnerungen oft verblassten, sich änderten, je mehr Zeit verging.

"Ich gehe davon aus, dass ihr die üblichen Geschichten kennt. Wie Engonia fiel - eine Bresche in der Mauer, der Scheinangriff auf die Löwenburg - Konar verschwunden, der Lupus verwirrt und demoralisiert. Nur wisst ihr wahrscheinlich nicht, wie diese Bresche entstanden ist." Vanion holte tief Luft.

"Engonia hat an und für sich schwache Mauern. Die Stärke der Stadt besteht in ihrer magischen Verteidigung, die mit irgendwelchen Türmen zusammenhängt - wie das genau funktioniert, weiß ich auch nicht. Jedenfalls gibt es in der Nähe Engonias ein altes Akademiegebäude, das wir einnehmen sollten - ein Trupp Condrianer sollte von dort aus dann am nächsten Tag die Verteidigung magisch brechen. Eine Überladung oder sowas, ich weiß nicht. Wir waren nur wenige, es war eine geheime Mission, unter der Leitung einiger höhergestellter Widerständler." Vanion log nicht direkt, aus irgendeinem Grund wollte er aber keine Namen nennen. Er fühlte sich diesen Leuten verbunden, ein Freundeskreis, der etwas besonderes war.
"Es kam zu Kampfhandlungen. Ein Tiorspriester, Erion Barkwin, war dort. Ich weiß nicht, ob er getötet wurde oder ob er floh - ich war verletzt. Jedenfalls nahmen wir dieses Gebäude ein, mühsam, langsam und quälend, aber wir nahmen es ein. Es tauchten Tiorswölfe auf, Elitesoldaten des Lupus, aber auch Milizionäre - es schien, als wären wir entdeckt. Doch wir schafften es! Da Engonia eingeschlossen war, war es nicht leicht für den Lupus, Entsatz zu schicken. Irgendwann hörten die Kämpfe auf. Doch am nächsten Tag, da.. da.. es war am Abend. Die Condrianer hatten es geschafft, die Breche war geschlagen, wir hörten die Schlachtrufe der Pilger aus der Ferne.

Ein Priester Tiors, der bei uns war, hatte eine Klaue, ein seltsames Artefakt. Irgendwie schaffte er es, im Verbund mit den Priestern Askars und Naduria, eine Beschwörung durchzuführen. Wie auch immer es getan wurde, es wurde getan: Barad Konar, Tiors Auserwählter, der falsche Kaiser, der Hundekaiser, stand in voller Prunkrüstung vor uns. Er war - überrascht. Desorientiert. Sofort stürzten wir uns auf ihn, wir alle. Wir waren bestimmt zu zwanzig, doch jeder einzelne wurde zurückgestoßen. Ein Kraftfeld, undurchdringlich, umgab ihn - und plötzlich.." Vanion zögerte, als die Erinnerung ihn in Empfang nahm. "..ein Gefühl - kalt, und warm, wie die Wärme in einem Komposthaufen.. ekelerregend, und doch heimelig, versprechend, umschmeichelnd.." Der Knappe schüttelte sich. "Eine Gestalt kam aus dem Wald. Ein Mensch, schien es. Schwarz, und weiß, und doch schillerte seine Kleidung. Das Gesicht, durchzogen von schwarzen und weißen Mustern, die doch grau - und irgendwie doch bunt zu sein schienen. Sie versprachen alles, Tod und Liebe und Reichtum und Qual und Hass und... Der Täuscher. Es war die Inkarnation des Täuschers. Kein Zweifel. Keiner der Magier konnte das Kraftfeld durchbrechen, kein Priester etwas ausrichten - doch der Täuscher durchschritt es, als wäre es Luft. Seine Stimme erklang - Vogelgezwitscher, Schlangenzischen, Fingernägel auf Schiefer, die süße Stimme einer unschuldigen Frau, und dabei so kalt wie der Tod und so warm wie ein Ofen. Düfte erfüllten die Luft, nach Verwesung, nach Schweiß, nach Tod, nach Blumen, nach Bergluft, es roch wie die Kanäle Bregas und die Hand Lavinias gleichzeitig. Er sprach, er verhöhnte uns. Er fragte, wer Konar töten wolle, wer es versuchen wollte, doch keiner außer dem Tiorspriester trat vor. Er wurde nur ausgelacht, und uns allen erschien der Priester wie eine lächerliche, kindliche Gestalt. Der Täuscher verlockte jeden, jeden einzelnen von uns, doch keiner trat vor. Lieblich waren seine Worte, süß, voller Honig - doch als keiner vortrat, zischte er. 'Er ist mein Geschöpf!', sagte er. 'Seht ihn euch nur an', und mit einem Fingerzeig zwang er Konar in die Knie. 'Ihr alle seid ein Witz, und ich danke euch für die Freude, die ihr mir bereitet habt'. Ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Worte - doch schlussendlich erschlug er Konar." Vanion schwieg, den Blick gesenkt. Er war gegen Ende immer leiser geworden.

"Die Gestalt ging. Gemächlich, langsam, zurück in den Wald, aus dem sie gekommen war. Keiner konnte ihn aufhalten."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 01. Feb 13, 10:12
Während Vanion erzählte wurden die Augen des Jaldriken wieder schläfrig, die Spannung glitt aus seinem Körper und er lehnte sich wieder zurück undgenoss jedes Wort, wie vorher die Wärme des Kamins und des Mets.

"Ich danke dir vielmals ... ähem Vanion nicht war? Das ist die schönste Geschichte, die ich seit langem gehört habe. Du hast das Herz am rechten Flecken und der Rest wird wohl noch folgen. Da bin ich mir sicher.

Also hat Szivar Barad Konar vernichtet?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 01. Feb 13, 14:20
Vanion nickte. "Ja. Er war es. Wir alle wollten ihm zuvorkommen, doch der Täuscher erschlug Konar."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 01. Feb 13, 16:17
"Sollten wir ihm dann nicht dafür dankbar sein?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 01. Feb 13, 16:52
Vanions stimme war völlig ruhig. Ungefahr so ruhig und scharf und gefährlich wie eine Rasierklinge, die grade Barthaare an einer entblößten Kehle stutzte.

"So, sollten wir das? Für die Feuer von Brega sollten wir Szivar danken? Für das Schlachten in Ahrnburg, für die toten Kinder Engonias? Für all die Söhne, die deren Väter zu betrauern haben, für all die Töchter, die nun ohne ihre Väter aufwachsen? Wir sollten Szivar danken für den Tod der Sturmrufer?! Sollte ich, der ich mit den Sturmrufern befreundet war, Szivar danken, dass er sie tötete? Sollen die Yorks Szivar danken, dass er Richard von York vom Leid des Lebens erlöste?

Ihr habt nicht genau zugehört! Der Täuscher bezeichnete Konar als sein Geschöpf! Nicht als Tiors Auserwählten! Wie könnte der Auserwählte Recke Tiors sterben, wenn nicht durch Tior selber? Doch ihr habt Recht." Vanions Stimme troff nun geradezu vor Ironie. "Lasst uns Szivar danken! Für das geteilte Engonien gebührt ihm Dank. Für den Ausruf des Imperiums, das sich nun, wie jeder sehen kann, im Lichte Alamars erhebt und Frieden und Wohlstand einem jeden verspricht. Lasst uns dem Täuscher danken, für all die milden Gaben, für die fauligen Geschwüre in meinem Bein! Ich danke ihm, für diese Narbe!"

Vanion schwieg kurz, die Augen fest auf den Blick des alten Ritters gerichtet.
Dann sprach er leise:

"Nein. Dem Täuscher gebührt kein Dank. Dem Täuscher gebührt das, was er gebiert: seine Kinder sind Hass, Zwietracht, Furcht und Fäulnis. All das will ich ihm von Herzen gönnen. Aber ihm für Konars Tod danken? Nein. Man dankt dem Henker nicht ob seiner Axt."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 01. Feb 13, 19:28
Eine Augenbraue des Ritters ging überrascht hoch, fast so als hätte er damit nicht gerechnet. Es schien so, als würde er etwas antworten wollen, besann sich aber dann eines besseren.

"Viel Schlimmes ist in Szivars Namen geschehen. Doch sag mir, wem wir die Toten der Schlachten zu Last legen sollen. Die toten Soldaten, Ritter und Krieger. Oder anders gefragt, denkst du, es fällt auch nur ein Mensch in der Schlacht, ohne, dass es Tiors Wille ist? Der Wille des Herren des blutigen Gemetzels, der auf den Häuten seiner toten Feinde schläft, der, der in Ketten geschlagen wurde, damit er die Welt nicht in den Untergang stürzt.
Tior stand bis zum Tag des Wolfes auf Seiten Barad Konars und erst als der neue Weg Tiors erschien gab er beiden Seiten seine Gunst.
Wie ich schon gesagt habe hat Engonien zwei gute Götter, zwei Neutrale und zwei Böse. Von diesen Zweierpaaren ist jeweils einer ein Kämpfer und einer ein ... Leiser.
Ist Kampf und Krieg ein Mittel des Herren der Korruption, des Meuchelmordes und der Lethargie? Sind Armeen im Feld ein Werk des Täuschers, Ränkeschmieders und Herrn des Chaos?."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 02. Feb 13, 16:05
"Ich lege die Toten Szivar zur Last. Der Brüderkrieg war ein perfides Spiel des Täuschers, und am Ende, als ein Zug im Namen von fünf Göttern Engoniens dieses Spiel beendete, deckte er seine Karten auf. Und die Karte, die ihn gewinnen ließ, war Konar. Die Götter haben sich von ihrem Bruder täuschen lassen, seht ihr das nicht? Der Listige, der Meister des Ränkeschmiedens brachte seine Brüder dazu, einander zu misstrauen. Anhänger Alamars gegen Anhänger Tiors, die sanften Hände Lavinias versuchten die faulenden Wunden Nadurias zu heilen, während die Wildheit Nadurias auf Aines fein gelenkte Adern traf. Dieser Krieg ist nicht wegen Tior ausgebrochen. Konar wurde von Szivars Klaue geführt, manipuliert, und nur so tat er, was getan wurde.

Der Lupus war, das wisst ihr so gut wie ich, nicht immer gehasst! Manches Dorf sprach von einer ordentlichen, von einer gerechten Verwaltung und Regierung. Wenn Tior durch Konar die Welt in Blut tauchen wollte, dann hätte er den offenen Weg beschritten. Feldschlachten, keine Morde, aufrechte Kämpfe, keine Gemetzel an Unschuldigen und Wehrlosen. Tior hätte es nicht zugelassen, dass Konar sich in Engonia versteckt, hinter magischem Schutz! Der Auserwählte Tiors, sich versteckend hinter Aines Röcken? Pah!"

Vanion bemerkte, dass er laut geworden war, und dass einige neugierige Blicke auf die beiden Männer gefallen waren. Etwas leiser fuhr er fort:

"Nein, Szivar hat für all das gesorgt, dessen bin ich mir sicher. Glaubt Ihr nicht, dass die Trümmer Engoniens, rauchende und schwelende Ruinen, Schlachtfelder voller Kadaver und blutbespritzten, im Rausch schreienden Sieger eher Tiors dunkles Herz erfüllen würden als das Engonien, das wir jetzt haben? Das Engonien, das sich langsam erholt, das seine Wunden leckt, und gleichzeitig in Hinterzimmern leise und heimlich darüber berät, welche Landesteile wem gehören sollen? Das Engonien, das Ränkespiele und Intrigen gerade jetzt, wo soviel neu zu verteilen ist, mehr begünstigt als die Sonne die Ernten im Sommer?

Tior war blind! Er sah nur die Schlachten, er freute sich! Alamar war blind, er sah die gerechte Sache, für die seine Kinder eintraten im Kampf! Lavinia war blind, sie sah nur Wunden, die es zu heilen gab, Herzen, die mit neuer Hoffnung zu füllen waren. Aine war blind, ihr Blick auf die Magie in all ihrer Vollkommenheit gerichtet! Naduria war blind, entfesselt in all ihrer edlen Wildheit! Nur Szivar sah die Geschehnisse mit all ihren Aspekten, er sah das Spielbrett, auf dem die Figuren zogen, und er zog die Fäden.

Vielleicht denkt Ihr deshalb, dass die Götter fern von uns Menschen seien, dass sie uns verlassen hätten. Vielleicht habt Ihr deshalb all Eure Hoffnung in eine Reinkarnation Jeldriks gesetzt, in Richard Brin, in Flamen Damian. Doch ich bin sicher, dass der Täuscher nun selbst über uns beide verhalten in sich hineinkichert, wie wir im Dunkeln umhertapsen, um einen Funken seines Spielbrettes auch nur zu erahnen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 03. Feb 13, 02:09
Der Jeldrike schüttelt nur ganz leicht den Kopf.

"Hm, ja, vielleicht ist er wirklich gerade recht amüsiert. Nun vielleicht sollten wir ihm dann nicht direkt danken, wie ich eben vorgeschlagen habe, aber fürchten sollten wir ihn ganz gewiss. Immerhin ist er ja so mächtig und schlau, dass er seine 5 Geschwister täuschen und für seine Ziele einspannen konnte, ganz zu schweigen von allen anderen Göttern und Halbgöttern. Ich fürchte wirklich wo das hinführen wird, aber ich bin sicher, dass ich seine neueste Marionette schon kenne.
Die Königin von Donnerheim tanzt sicher an seinen Fäden. Warum sonst sollte sie Jeldrik verraten, Engonien beenden, um das Imperium wiederauferstehen zu lassen und Fremden, mit ihren ketzerischen Göttern, Teile Andarras schenken ohne jemals ein Recht darauf zu haben?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 03. Feb 13, 06:44
Vanion erkannte sofort die Falle, in die er getappt war.
Die Königin - nein, verflucht, die Imperatorin! - leugnen, ihren Anspruch verneinen? Als Knappe Lorainnes? Oder die andere Möglichkeit: seine eigenen Worte schlucken müssen, und plötzlich dagegen argumentieren müssen? Eine Tugend des Rittertums ist la verité, die Wahrheit, die Aufrichtigkeit! Vergiss das nicht! Die Worte des Ritters waren eine Beleidigung der Imperatorin, der der junge Knappe Treue schuldig war. Sollte er den Mann maßregeln, oder es zumindest versuchen? Die Valkensteiner als Ketzer zu bezeichnen war auch ein starkes Stück, doch konnte Vanion verstehen, warum der Ritter so sprach. Oder waren die Worte des alten Ritters nur enstanden, um Vanions Worte hohl klingen zu lassen? Ist Szivar wirklich so mächtig - und wenn ja, was dann?, schoss Vanion durch den Kopf. Plötzlich graute ihm vor dieser möglichen Zukunft.

Schweigen erfüllte den Raum.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 03. Feb 13, 10:19
Irgendein General hatte mal in irgendeinem berümten Buch geschrieben, dass man einem Gegner immer eine Rückzugsmöglichkeit lassen sollte ... das schien der Jeldrik einfach zu ignorieren.

An den umstehenden Tischen wurde es leiser, als die angespannte Ruhe zwischen Vanion und dem Ritter um sich griff. Mehrere Leute guckten, was der Grund war, als der Jeldrik seinen Becher absetzte, seine steifen Hände einmal öffnete und wieder schloss und sich direkt an den Knappen wand.

"Oder klarer gesagt: Die Königin ist entweder eine Verräterin an Jeldrik oder eine Dienerin Szivars. Deine Herrin dient ihr, also ist sie auch eine Verräterin oder Dienerin des Täuschers. Du dienst deiner Herrin, also bist du ebenfalls entweder ein Verräter oder eine Kreatur Szivars.
Sag mir, mit wem ich gerade getrunken habe."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 03. Feb 13, 15:20
Offensichtlich mit einem Idioten, der sich in die Scheiße geredet hat! Vanion war wütend auf sich selber, doch sprach er seinen Gedanken nicht laut aus. Aber genauso, wie er die Falle erkannt hatte, erkannte er jetzt, wohin seine eigenen Worte, wenn man sie konsequent weiter dachte hinführten. Doch trotz seiner Geburt als Tangarianer sprach er sie aus:

"Ihr sprecht mit Vanion Bachlauf, Knappe von Lorainne de la Follye des Joux! Weder meine Herrin noch Ihre Majestät, Imperatorin des Reiches und Königin Caldriens, Dame Loenna von Donnerheim, sind Verräter an Jeldrik oder Dienerinnen des Täuschers!" Vanions Stimme war messerscharf.

"Mit dem Fall Konars und dem Sieg des Pilgerzuges wurde Szivars Spiel beendet! Die Fünf haben ihren Bruder durchschaut, vereint haben sie ihn in ihre Schranken gewiesen! Der Schaden wurde angerichtet, gewaltiger Schaden zwar, doch kein tödlicher! Aufrechte Männer bereisen Engonien, um Wunden zu heilen, die Szivar schlug! Flamen Damian, der Euch so bitter enttäuschte, zog nach dem Krieg durch das Kaiserrreich, um Unrecht, dass verübt wurde, aufzuklären, um Heil zu bringen, wo nur Fäulnis war! Ihre Majestät Imperatorin Loenna von Donnerheim selbst verzichtet darauf, ihr angestammtes Recht mit Waffengewalt durchzusetzen, vielmehr gibt es diplomatische Verhandlungen, wie sie es schon immer gegeben hat! Ein Stück Andarra wurde Fremden zugesprochen, doch nicht durch Szivar! Wenn jemand wie die Valkensteiner Blut und Tränen vergießt, um ein Land zu befreien, dem sie durch NICHTS verbunden sind - soll man sie dann wegschicken wie namenlose Hunde, die ihren Knochen aus dem Müll fischen sollen, anstatt Freunde der Götter, die sind, als Brüder aufzunehmen?

Szivar hat ein verschlungenes, undurchsichtiges Spiel gespielt, und doch sind die Götter nicht verschwunden, wie Ihr es behauptet, nein! Vielmehr sind noch andere Götter zu uns gekommen, Askar und Tormentor, die auf unserer Seite kämpften!"

Vanion beugte sich vor und sah den alten Jeldriken eindringlich an.

"Es ist eine Sache, im Krieg der Götter eine Schlacht zu verlieren. Eine andere ist es, danach aufzugeben und alles zu verteufeln; hier jemanden einen Verräter und dort jemanden einen Szivars-Paktierer zu nennen. Lasst Euren Zorn an Richard Brin aus, der sich nach Euren Worten versteckt und es nicht für nötig hielt, sein Schwert für Engonien zu erheben, während andere bluteten. Nicht an denen, die eine verlorene Schlacht führten und sich nun rüsten, die nächste zu schlagen." 
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 03. Feb 13, 16:47
Die linke Hand des Ritters greift zum Schwert in den Decken und packt die Scheide gerade unterhalb des Pariers, so dass er mit der Rechten die Klinge ziehen kann falls nötig.

"Nach dem ersten Satz hättest du aufhören sollen, aber in dir steckt noch zu viel tangarianischer Händler, der denkt man könnte Verrat mit Worten lösen, oder ist es Szivars Stimme, die dir ins Ohr flüstert?

Ich betrachte unseren Standesunterschied, als unerheblich, wenn du den Mut hast die Ehre deiner Herrin und deiner Königin zu verteidigen."

Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 03. Feb 13, 17:23
Vanions Hand fuhr auf die Bewegung des Jeldriken hin instinktiv auf seine rechte Seite, wo er - nichts als sein Messer fand. Ruhig zog er die Hand zurück.

"Hier geht es nicht um Mut."

Beherzt griff Vanion nach seinem Becher und trank einen Schluck. Ihm lag viel daran, die Situation zu entschärfen, doch waren die Worte des Jeldriken nichts anderes als eine Beleidigung. Bedächtig lehnte er sich zurück, die Hände auf dem Tisch verschränkt.

"Keiner von uns kennt den Willen der Götter. Ihr wisst nicht, ob sie uns verlassen haben, und ich weiß nicht, ob ich Recht habe mit dem, was ich sage.

Ich werde mich Eurer Forderung nicht entziehen, so Ihr darauf besteht. Doch nach all dem, was ich Euch vor diesem unseligen Streit erzählt habe, solltet Ihr wissen, wie ich zu den Dingen stehe.
Genauso, wie aus mir die Unerfahrenheit und die Jugend spricht.." Vanion wählte die folgenden Worte nun sehr bedacht: "..spricht aus Euch die unumstößliche Meinung, die das lange, erfüllte Leben einem bringt, und die so gefestigt ist, dass sie den Worten der Jugend nicht zugänglich ist." Ihr seid zu alt, zu sehr die Wege gewohnt, die Ihr immer gegangen seid. Für Euch ist Loenna eine Verräterin an Jeldrik - und ich darf Eure Enttäuschung ob des Kriegsverlaufes, Eure Enttäuschung ob des Nicht-Eintretens Eurer Hoffnungen ausbaden., dachte Vanion bitter, ließ sich jedoch mit keinem Zeichen anmerken, dass er so dachte.

Der junge Mann hatte Angst vor dem, was nun geschehen konnte.

"Vergesst nicht: den Anspruch, den Ihr auf Euren Glauben als Jeldrike habt, stelle ich nicht in Frage. Auch Lorainne tut das nicht, noch ein einziger der Menschen, die ich kenne.
Ich bin Knappe, doch ich laufe nicht weg. Es ist Eure Entscheidung, wie dieser Abend zu Ende geht." Wenn er mich nicht umbringt.. wird Lorainne es ohnehin tun.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 03. Feb 13, 17:49
Kurz schien die Entschlossenheit des Jeldriken zu schwanken, aber er er brauchte nur ein paar wenige Augenblicke um die Zweifel beiseite zu schieben.

Mit der Rechten löste er die Fiebel an seinem Mantel, so dass dieser an seinem Rücken herunterglitt, als er aufstand. Die Linke hielt die Schwertscheide samt Schwert, die er nun im Aufstehen aus dem Bündel gezogen hatte.
Nur in dem alten ausgeblichenen Wappenrock ging er durch die nun sterbensstille Taverne zur Tür und dreht sich erst um, als er den Türrahmen erreicht hatte.

"Hast du ein Schwert Knappe Vanion? Ich werde mir nicht nachsagen lassen einen Knappen getötet zu haben, der nur ein Messer trug."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 03. Feb 13, 19:58
Auf einen Wink Vanions nahm einer seiner Bekannten aus dem Dorf den Mantel des Ritters auf. "Pass gut darauf auf, bitte." Einen weiteren Bekannten schickte Vanion los, Jacques aufzuwecken. Dann verließ Vanion die Kneipe, nicht ohne dem Wirt vorher ein paar Münzen und ein freundliches Lächeln zu geben. Der Wirt brummte etwas in seinen Bart, Vanion ignorierte es.

Als Jacques schließlich ankam, bat der Knappe ihn in kurzen Worten um eines der Schwerter, mit denen die beiden so oft in den letzten zehn Monden geübt hatten. Ein schwerer Anderthalbhänder, eine gute Waffe, etwas schartig, aber nichtsdestotrotz scharf. Auf Jacques' fragenden Blick schüttelte Vanion nur den Kopf.
 
"Er hat la chevalière und die Imperatorin als Verräter am Reich und an Jeldrik bezeichnet. Wenn der Kampf nicht gut ausgeht, richte Lorainne meine Entschuldigung aus."

Jacques schien Einwände zu haben, doch nickte er nur anerkennend.

Der Knappe wandte sich zu dem Jeldriken um, der bisher schweigend vor der Kneipe gestanden hatte. Da dieser nicht gerüstet war, ging Vanion nicht davon aus, dass noch irgendetwas an Schutz anzulegen war. Lorainnes Wappenrock, grün, weiß ummantelt, auf der vorne die Distel der Follyes prangte, und sein schwerer wollener Gambeson mussten reichen.

"Wo?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 04. Feb 13, 10:50
"Hier ist so gu wie überall sonst." antwortete der Ritter im Matsch vor der Taverne und dann wandte er sich mit lauter starker Stimme, die man dem hageren Mann nicht zugetraut hätte an ... na vielleicht hatten es die Zuschauer sein sollen, aber außer einem alten Mann, der sich noch vor Vanion nach draußen gezwängt hatte war zu so später Stunde niemand mehr zu sehen.

"Ich beschuldige diesen Knappen und seine Herrin und ihre Königin Szivar zu dienen und dass sie Engonien zerstören wollen. Der Knappe Vanion tritt in die Schranken um seine Worte und Absichten mit der Unversehrtheit seines Körpers zu beweisen."

Er nahm Stellung ausreichend weit entfernt vom Eingang ein um allen genug Platz zu geben. Als Vanion bereit war huschte ein sehr trauriger Ausdruck über das Gesicht des Jeldriken und er sprach ein wenig leiser zu ihm.
"Junge ich tue das um dich vor dem Bösen zu beschützen. Denke nicht schlecht von mir.

Bist du bereit?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 04. Feb 13, 11:18
Vanion nickte nur. Die Angst war der Kälte gewichen, der Ruhe, die ihn stets vor einem Kampf erfüllte. Sein Kopf war leer, seine Aufmerksamkeit auf alles gerichtet, was er riechen, schmecken, vor allem aber fühlen, sehen und hören konnte. Das Flatschen seines festen Stiefels im Matsch, der Geruch nach feuchter Erde und alter, erkalteter Asche. Die sehnigen Muskeln seines Gegners, der wache Blick, das alte, aber dennoch scharfe Schwert, dass der Jeldrike trug.

Um die kalten Muskeln aufzuwärmen und den Boden einschätzen zu können begann Vanion, seinen Gegner in wechselnden Richtungen zu umkreisen. Erste Schläge wurden ausgetauscht, mehr eine Art Kennenlernen als wirkliche Bedrohungen. Die frische Kraft des Knappen schien seinen Gegner nicht zu schrecken, doch genausowenig überraschte Vanion die Wendigkeit, die der Alte an den Tag legte. Findiger alter Knabe, was? Du bist erfahrener, aber ich bin um einiges jünger. Es war fast wie ein weiterer Übungskampf mit Jacques. Finde deinen Vorteil und nutze ihn, und kenne deinen Nachteil und vermeide ihn! Je länger der Kampf dauern würde, desto schwerer würde er für den Jeldriken werden. Je übereilter Vanion handelte, desto schneller würde er verlieren. Der Knappe achtete darauf, stets zwei Schwertlängen Abstand zwischen ihren Körpern zu halten. Ein Hieb in Richtung der Schulter, eine schnelle Parade, ein Zucken des Jeldrikenschwertes - verflucht, genau so soll es nicht sein! Es war nur ein kleiner Schnitt an Vanions Schulter, keinen Zentimeter tief. Eine spätere Reaktion, nur den Bruchteil einer Sekunde länger, und der Kampf wäre vorbei gewesen.

Vanion bemerkte den mitleidigen Blick des Jeldriken, doch ließ er sich nicht reizen. Er tänzelte ein wenig vor und zurück, ließ seinen Gegner mitlaufen. Der Jeldrike durchschaute das zunächst nicht und setzte nach, wich zurück, und überließ Vanion die Führung dieses tödlichen Tanzes.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 04. Feb 13, 19:51
für einen Augenblick. Hätte Vanion nicht so sehr auf das Gesicht des Jeldriken geachtet, wäre es ihm vermutlich entgangen, aber als die Miene des Ritters von Mittleidig auf Entschlossen wechselte, war er vorbereitet ... und genau diese Sekunde brauchte er.

Wilde, zweihändig geführte Schläge ließ der Ritter auf den Knappen niederfahren, alle Zurückhaltung und alles taktieren vergessen. Er fing an zu schreien, drängte Vanion zurück in die Defensive, so dass er seinen Rhythmus verlohr und sich wieder fühlte, als er zum ersten Mal eine Waffe in der Hand gehalten hatte.
Doch das Schwert der Knappen war länger, als das des Ritters. Mit einem kräftigen horizontalen Schlag brachte Vanion Distanz zwischen sich und seinen Gegner um eine Sekunde zu verschnaufen, erneut einen kühlen Kopf zu bekommen.

Der Befreihungschlag war gut gewesen und an und für sich nicht gefährlich, aber der Ritter hatte sich im letzten Moment geduckt. Eigentlich ein unsinniger Zug ... vielleicht hatte er sich unter dem Schlag wegducken wollen oder so, aber es hatte auf jeden Fall nicht geklappt.

Die Spitze von Vanions Klinge hatte den Ritter am Hals erwischt. Nicht tief ... vielleicht nur einen Daumen breit, aber die Wunde war an einer schlimmen Stelle, genau dort, wo dicke Adern verlaufen und das Blut sprudelte aus der kleinen Wunde heraus.

Der wilde Kampfschrei erstarb auf den Lippen des Jeldriken und mit einem gleichgültigen, ja zufriedenen Lächeln sackte Konrad von Hirschsprung auf die Knie. Blut kam auch aus seinem Mund als er mehr zu sich, als an irgendjemanden gerichtet trocken bemerkte:

"Hätte ruhig etwas schärfer sein können."

und damit fiel sein Schwert aus seinen kraftlosen Händen in den Matsch vor der Taverne.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 04. Feb 13, 21:54
"Verflucht!", zischte Vanion, als der Ritter mit dem Gesicht zuerst nach Vorne in den Matsch fiel. Der Knappe eilte zu dem Ritter, drehte ihn um und drückte eine Hand auf die Wunde. Das Blut quoll gradezu hervor, Vanion hatte genug gesehen, um zu wissen, dass nur noch sehr viel Glück den raschen Tod aufhalten konnte. Er winkte Jacques herbei. "Er hat keinen Knappen bei sich! Kümmere dich um ihn, versorge ihn!" Vanion fürchtete nicht Konrads Tod, er hatte ihn schließlich gefordert. Doch war dieses Duell von Anfang an unsinnig gewesen, aus den falschen Gründen geführt worden. Gemeinsam mit Jacques schaffte er den erstaunlich leichten Körper in die trockene Scheune neben der Taverne.

Jacques wusste einiges um die Kunst der Feldscherei, doch war Vanion sich nicht sicher, ob diese Kunst überhaupt noch anwendbar war in diesem Fall. Als Jacques ihn mit einem Grummeln wegscheuchte, stand er auf und wischte die blutigen Hände kurzerhand an einer alten Satteldecke ab.

Erst jetzt fühlte er, wie das Adrenalin nachließ. Er zitterte ein wenig. Diesen Kampf hab ich nicht gewonnen. Diesen Kampf hat er vielmehr verloren. Dieser sture Idiot! Der Knappe drehte sich wieder um und sah mit unergründlichem Gesichtsausdruck auf den Ritter nieder.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Tobi am 04. Feb 13, 23:45
Jeder Herzschlag drückte mehr Blut aus der Ader und damit mehr Leben aus dem Ritter heraus. Jaques arbeitete stumm und verbissen und kurz regte sich der Jeldrike wieder, versuchte wohl irgendwie nach Vanion zu greifen, schaffte es aber nicht seinen Arm zu heben.

Er versuchte irgendwas zu sagen, war aber schwach und Jaques drückte an seinem Hals herum, so dass seine Worte nicht unbedingt so heroisch klangen, wie es vielleicht beabsichtigt gewesen war.

Wan immer Vanion nachdachte, was das wohl für Worte gewesen waren glaubte es etwas wie "Szivar hat nur so viel Macht über dich, wie du ihm gibst." gehört zu haben.
Jaques zuckte nur mit den Schultern. Er hatte wohl nichts gehört.

Kurze Zeit später gaben der barsche "Feldscher" und der Verwundete auf. Der eine starb und der andere zuckte mit den Schultern, setzte sich etwas abseits hin und blickte den Knappen seiner Herrin fragend an, was nun geschehen sollte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Feb 13, 00:29
Vanion stand nach wie vor und blickte mit leerem Blick Jacques an.

Dann kniete er sich neben den Toten und schloss ihm die nun blinden Augen.
Ohne ein weiteres Wort wandte der Knappe sich an Jacques.
"Ich werde dir morgen alles erklären. Lass uns zunächst den Leichnam begraben."

Mitsamt den wenigen Habseligkeiten, die Konrad von Hirschsprung bei sich gehabt hatte, und mit seinem Schwert auf der Brust wurde Konrad auf dem Friedhof des Dorfes Schlagbaums noch in derselben Nacht begraben. Vanion sprach ein kurzes Gebet für den Toten, im Namen von fünf Göttern Engoniens. "Möge auch Jeldrik nun auf dich herablächeln", sprach er am Schluss.

Einzig den schmutzigen und verblichenen Wappenrock der Jeldriken nahm Vanion an sich. Auf Jacques fragenden Blick erklärte er: "Sein Orden hat es verdient, von seinem Tod zu erfahren. Auch von der Art seines Todes. Ich bin sicher, Lorainne würde nicht anders handeln."

___

Das erste, was am nächsten Morgen erwachte, waren die Gerüchte. Schnell war die Rede von dem nächtlichen Kampf, das frische Grab blieb nicht unentdeckt. Ein schon früh betrunkener Tunichgut sprach gar von einem Mord, was Jacques ihm prompt mit einer gebrochenen Nase dankte.

Am Vormittag erzählte Vanion Jacques von dem Gespräch, von den seinen Äußerungen und denen des Ritters. Für Jacques war die Sache klar: "Er 'at mademoiselle chevalière und die Imperatorin geschmäht. Dü 'ast rischtig ge'andelt. Lorainne wird das nischt anders sehen."

Noch am selben Tag beschlossen die beiden aufgrund der Ereignisse, abzureisen. Mit dem ersten Licht am darauffolgenden Tage ritten die beiden los, in Richtung Norden, Richtung Caldrien.

Vanion warf einen letzten Blick zurück in die kleine Mulde, in der das Dorf lag. Fast das ganze letzte Jahr hatte er hier verbracht. Zeit, in die Welt zurückzukehren. Zeit, Knappe zu sein.

Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Feb 13, 09:53
Sie hatten gerade die Droor überquert, als sie endlich den Reiter hörten und die große Staubwolke sahen, die ihn einhüllte. Der Mamm musste schnell wie der Wind geritten sein, denn nur wenige Augenblicke später sprang er behände vom Pferd und wischte sich den Staub aus dem Gesicht.
Er verbeugte sich vor Vanion und holte noch einmal tief Atem, bevor er sprach:" Junger Herr, die verehrte Mutter Oberin schickt mich. Eure Herrin sitzt den ganzen Tag in der Schreibstube, anstatt am Brautunterricht teilzunehmen. Die hohe Mutter ist in Sorge, dass Eure Herrin nicht rechtzeitig für die rituellen Waschungen bereit ist."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Feb 13, 12:15
Vanion tauschte einen kurzen Blick mit Jacques aus. Der Kerl war von der 'Mutter Oberin' geschickt worden, nicht von Lorainne, und er hatte die beiden sofort erkannt, obwohl Vanion nur den Wimpel mit Lorainnes Wappen am Gürtel trug - und keinen Wappenrock. Beim Reiten konnte dieser Wimpel nicht gerade gut sichtbar gewesen sein.

Mit der Hand am Messer fragte der Knappe: "Von wo schickt sie Euch denn? Und warum äußert die Mutter Oberin Ihre Sorgen mir gegenüber, und nicht meiner Herrin?"
Er ging einen Schritt auf den Mann zu und wechselte ganz bewusst die Anrede.
"Hast du nur diese Nachricht für mich? Wer bist du überhaupt?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Feb 13, 12:33
"Jungchen, ihr wollt nicht wirklich nur mit einem Messer gegen mich kämpfen? Selbstverständlich schickt mich die Mutter Oberin. Ich habe Euch ausgerichtet, was ich ausrichten sollte. Sie hat ihre Sorge der Herrin gegenüber geäußert, ihre Schwester, Maguerite, hat ebenfalls versucht, bei ihr Gehör zu finden, vergebens. Man erzählt sich, dass sie sich durch die Chroniken wühlt, stapelweise Schriftstücke sammelt, Dinge notiert..."
Heinrich zuckte mit den Schultern.
"begleitet mich zurück ins Kloster oder lasst es bleiben,mich schert nicht, welche Launen der Adel hat, ich diene nur Lavinia und dem Kloster. Aber dann gebt mir eine Antwort für die ehrenwerte Mutter."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Feb 13, 14:10
Wieder tauschte Vanion einen Blick mit Jacques, der zustimmend nickte.
"Na dann." Die drei stiegen wieder auf die Pferde. "Ihr kennt den Weg besser, also los!"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Feb 13, 14:55
Nachdem sie sich dann einander vorgestellt hatten, ritten sie stumm nebeneinander her, bis es von Heinrich gebrochen wurde: " Eure Eltern müssen den La Follyes nahe gestanden haben, es ist ja hier oben äußerst ungewöhnlich, dass eine Frau Ritter wird. Und ich glaube, kaum eine Familie würde ihren Sohn dann von ihr ausbilden lassen. Was wird nach der Heirat eigentlich aus Euch? Ich meine, Eure Herrin wird ja wohl kaum noch in den Kampf ziehen, wenn sie erst Kinder hat. Und La Follye soll gross sein und die Aufgaben dort werden sie einnehmen, sie wird also kaum noch einen Knappen brauchen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Feb 13, 16:34
Vanion hielt nur mit Mühe ein lautes Lachen zurück. "Ich kenne die La Follyes nicht im Geringsten." Es schien so, als ob Vanion es dabei belassen wollte, doch als Heinrich sich schon wegdrehen wollte, fuhr er fort: "Tja, was wird aus mir, nach der Heirat.. Ihr fragt gute Fragen! Ich habe keine Ahnung."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 05. Feb 13, 20:10
Stirnrunzelnd musterte er den jungen knappen.
"ihr wisst es nicht? Vielleicht hat eure Familie ja auch andere Beziehungen , die sie und ihr nutzen könnt. Dann führt eure Ausbildung ein anderer fort. An eurer Sprache höre ich, dass ihr nicht aus dem norden seid. Kommt ihr aus ahrnburg?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 05. Feb 13, 22:43
Mit gespieltem caldrischem Akzent antwortete Vanion: "So besser?" Wieder grinste er.

"Meine Familie hat so einiges an Beziehungen, allerdings! Meine Ausbildung könnten so einige Herren fortführen, mein Vater wüsste bestimmt jemanden. Oh, und nein, ich komme nicht aus Ahrnburg."

Jacques' Gesicht hatte sich zunehmend aufgrund Vanions Possen verfinstert, doch am Ende musste er auch grinsen. Er beschloss sogar, in den Scherz mit einzusteigen:

"Mensch, 'einrisch, 'ört zü. Das 'ier ist Vanion aus dem Geschlecht der Bachlaufs, eine güte ünd aufreschte Familie von tapferen Männern ünd Frauen. Kein caldrisches Geschlecht ist es, doch wohl keins von falschem Blüt." Er zwinkerte Vanion zu, der nun laut und schallend lachte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Feb 13, 13:20
"bachlaufs? nie gehört. kein caldrisches geschlecht. woher kommt ihr dann?" Heinrich schien ehrlich interessiert.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Feb 13, 13:27
"Ich bin in Norodar geboren, vielleicht sagt Euch das ja etwas. Meine Eltern leben in Fanada, dort bin auch ich aufgewachsen. Mein Vater ist allerdings gebürtiger Caldrier."

Vanion musterte verstohlen Heinrichs Gesicht, er schien noch nichts zu ahnen.

"Wir sind keine kleine Familie, ich habe drei Schwestern - allerdings keinen Bruder. Mein Vater wollte, dass ich sein Erbe antrete, doch kam alles anders - ich verließ den elterlichen Hof" - Vanion genoss die Doppeldeutigkeit dieses Wortes - "und versuchte, mein Glück in der Welt zu machen. Durch den Bürgerkrieg und meine Taten darin wurde ich zu Lorainnes Knappen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Feb 13, 13:30
Heinrich nickte einige Male zustimmend.
"Ah, ein gebürtiger Caldrier? aus welchem Teil?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Feb 13, 13:37
"Ihr fragt mich Sachen.." Vanion wusste es gar nicht so genau, sein Vater hatte nie wirklich darüber geredet. "Irgendwo im Norden Caldriens ist er geboren, da hat er auch lange gelebt. Irgendwann jedoch hat er Caldrien verlassen, warum, weiß ich auch nicht. Jedenfalls lebt er seit mehr als 20 Jahren in Tangara."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 06. Feb 13, 18:54
"Und ihr findet de Weg zurück ins Land eurer Ahnen. Lavinias Wege sind oft verschlungen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 06. Feb 13, 23:53
"Ihr habt es immer noch nicht durchschaut, oder? In meinen Adern fließt kein einziger Tropfen blauen Blutes."

Vanion schaute Heinrich direkt ins Gesicht.

"Mein Vater stammt aus irgendeinem Dorf in Nordcaldrien, meine Mutter ist eine Bauerntochter, geboren in Fanada. Ich hab das Licht der Welt in Norodar erblickt, vielleicht habt Ihr mal davon gehört.
Aufgewachsen bin ich jedoch in Fanada.

Glaubt mir, Ihr wollt nicht die ganze Geschichte hören. Sie ist langweilig, unaufregend und viel zu lang für diesen kurzen Ritt.
Aber, um Eure erste Frage nochmals zu beantworten: Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was geschieht, wenn Chevalière Lorainne geheiratet hat. Aber sie wird wohl kaum das Schwert gegen einen Damensattel eintauschen.

Nun - ich habe auch eine Frage. Was wisst ihr über die Roqueforts?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 09. Feb 13, 07:17
Skeptisch hörte Heinrich Vanions Geschichte, immer noch ungläubig den Kopf schüttelnd. Dieser Knappe, kein Sohn eines Ritters..
"Nun, Lavinia scheint Euch zu lieben, denn sonst hättet Ihr es wohl kaum bis hierher schaffen können. und nun seid ihr Knappe, damit seid ihr zwar noch kein sohn eines Mannes von Stand- und doch den anderen Knappen gleichgestellt."
Als vanion nach den Roqueforts fragte, musste Heinrich einen Moment lang nachdenken.
"Roquefort.. eigentlich kann ich nicht viel über sie sagen. Ich hörte von dieser Fehde, die sich schon seit Generationen zwischen denen und den Follyes fortsetzt, obwohl es verboten ist, Fehden zu führen, setzen sich die Roqueforts und Follyes alles paar Jahre darüber hinweg. aber durch diese Heirat wird das nun beigelegt und es wird kein böses Blut mehr geben. Das ist eigentlich das beste, was passieren kann, besonders für die Leute, die dort leben, denn nur sie haben unter den Überfällen und Raubzügen gelitten. Und keiner von beiden war dabei jemals zimperlich. Roqueforts Männer vergewaltigten die Frauen von La Follye und Follyes Männer schlachteten wiederum fast jeden in Roquefort ab. Und dann stahlen sie sich gegenseitig Vieh oder brannten die Felder nieder. Aber das ist schon lange her. Ich glaube, dass heute niemand mehr weiss, warum diese Fehde überhaupt geführt wird, vermutlich wurde sie nur aus Gewohnheit fortgeführt. Aber Lavinia sei Dank, bald wird Frieden herrschen."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 09. Feb 13, 17:48
"Das ist aufschlussreich." So ist das also...das hat mir Lorainne nicht erzählt. Ich frag mich, wer in diesem Streit wohl angefangen hat - und wer Recht hat.

"Ja, diese Heirat wird wohl hoffentlich Stabilität bringen. La Follye steht schließlich dem Gesetz nach der Erbin, Lorainne de la Follye des Joux zu. Roquefort kann sich wohl glücklich schätzen, dass sie der Hochzeit zugestimmt hat." Wenn du wüsstest..

"Was meint Ihr, wie lange brauchen wir noch zu diesem Kloster?"
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 10. Feb 13, 11:16
Heinrich zeigte auf einen Hügel:"Dort, hinter diesem Hügel, kommen wir auf die alte caldrische handelsstraße, die bis nach Marnois hinein reicht. Dieser folgen wir bis kurz hinter  Reines. Dort befindet sich das Kloster. Ich denke, wir brauchen vielleicht einen Tag. Vielleicht etwas mehr, wenn wir weiter so trödeln."
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 11. Feb 13, 17:47
"Also dann, genug der Gespräche." Vanion gab seinem Pferd die Sporen. In schnellem Kanter ging die Reise weiter bis zum Abend, nach einer kurzen Nacht ging es weiter. Am Vormittag erreichte die kleine Gruppe das Kloster.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Vanion am 13. Feb 13, 13:13
Gleich nach der Ankunft im Kloster ließ Vanion sich in Lorainnes Kammer bringen. Vor der verschlossenen Tür blieb er stehen und klopfte.
Titel: Re: Ein Dorf.
Beitrag von: Mel am 16. Feb 13, 08:43
tbc
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