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Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches => Geschichten und Gespräche => Thema gestartet von: Mel am 28. Sep 15, 09:05

Titel: Fort
Beitrag von: Mel am 28. Sep 15, 09:05
Es war vorbei. Endgültig.
Sie war die rechtmäßige und anerkannte Herrin von La Follye.
Eine drohende Fehde zwischen zwei Baronen war für das erste verhindert worden.
Sie würde so lange im Lillienorden bleiben, wie es nötig war, um den Frieden zu sichern.
In ihrer Abwesenheit würde Fulk sich um alles kümmern.
Der gute alte Fulk, unerschütterlich in seiner Treue zu ihrer Familie.
Der Überschuss würde wie vereinbart an den Orden gehen, und sie würde ihre Kampfkraft Lavinia zur Verfügung stellen. Im Gegenzug war La Follye nun geweihter Boden, auf dem kein Blut mehr vergossen werden durfte. Auf dem keine Schlacht stattfinden durfte. Der dem Frieden und Lavinia geweiht war.
Sie war von Lavinia verflucht wordenund gleichzeitig waren La Follye und ihre Nachfahren gesegnet. Der Preis, den sie zu zahlen hatte, war im Verhältnis gering.
Vielleicht würde es nur ein Jahr sein, vielleicht zwe ioder einige mehr. Doch es gehörte ihr. Und viel wichtiger: ihren Nachkommen. Ihren und Benjens Sohn oder Tochter.

Im Morgengrauen hatten sie die Grenze La Follyes erreicht. Ludivica, Sophies Schwester, würde sicher in ihr Haus zurückkehren. Vanion, er war nichtmehr durch einen Eid an sie gebunden, ebensowenig wie Sophie.
Doch Sophie hatte sich geweigert, zurückzukehren. Starrsinnig und erbost hatte sie Lorainne angeschaut, als sie dies vorgeschlagen hatte. "Seid Du ein säugling warst, habe ich mich um dich gekümmert-und ich werde jetzt nicht damit aufhören", mehr Worte hatte es nicht gebraucht.

Lorainne saß alleine auf einem stein und schaute zurück. Nachdenklich drehte sie an Benjens Ring, den ihr Sasha und Maugrim gebracht hatten, bis sie ihn schließlich entschlossen vonihrem Finger zog.
Genau auf der Grenze zu La Follye, an einem Birkenbaum, vergrub sie ihn. Mit ihrem Dolch ritzte sie ein "B" in die Rinde und fügte nach einem kurzen Zögern ein "L" hinzu.
Zärtlich strich sie über die Buchstaben und flüsterte erstickt: "Ich werde zurückkehren,und wenn Lavinia mir dann erneut gnädig ist,werden wir wieder vereint sein. Je t´aime."

Mit Tränen in den Augen schaute sie zum Mond, ein Blutmond, der seltsam dunkel schien.
Ein Zeichen der Götter.
Ihre Gebete würden erhört werden.
Früher oder später.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 30. Sep 15, 12:30
Die große Reichsstraße lag in goldenes Licht getaucht. Teilweise konnte man weit über die Felder, nach Norden in die Berge sehen, manchmal konnte man im Südwesten die Bucht von Firanos erahnen, wenn der Nebel vom Wasser über das Land zog. Und dorthin zog es sie.
Sie wollte nach Reines um dort ihre neuen Aufgaben zu empfangen. Um das Kloster in der Nähe würde sie diesmal einen Bogen machen, die Gastfreundschaft dort war ihr nicht länger vergönnt.
Dreimal verflucht sollst Du sein.
Doch sie würde es nicht sein, denn sie war es schon längst. Dreimal drei.
Jetzt war sie gesegnet, trotz allem. Dumm und blind, wer das nicht sah.
Lavinia hatte ihrem Land, ihren Leuten und vor allem ihr endlich Frieden geschenkt.
Jede Bitte an einen Gott verlangte ein Opfer. Und sie war nur zu gern bereit gewesen, es darzubringen.
La Follye ist nicht für Euch beide bestimmt.
Jetzt erst schien sie die Worte der Seherin, überbracht von ihren Freunden, zu begreifen.
Es war niemals darum gegangen, dass La Follye nur für einen bestimmt war, sondern für niemanden.
Aber ihre Nachfahren würden dort leben. Friedlich. Glücklich. Gesegnet von den Göttern.
Sie wäre geblieben, weil sie verantwortlich war. Doch ohne IHN wäre es ein leerer Ort gewesen.
Voller Kummer und Tränen.
Doch ohne sie würde der La Follye wieder in altem Glanz erstrahlen.

Das Schwert, Voronwe, hing an ihrer Seite. In Lavinias Namen würde sie künftig ein Schwert führen.
In Lavinias Namen Blut vergießen. In Lavinias Namen töten.
Um dennoch nach dem Tode hoffentlich gnädig von ihr aufgenommen zu werden, musste sie deshalb schon jetzt Abbitte für diese Taten leisten.
Für Taten, die sie zwar in ihrem Namen begann, die aber ganz und gar nicht Laviniagefällig sein würden.
Ein faierer Tausch, wie sie fand.
Obwohl sie bereit gewesen wäre, weit mehr zu opfern.

Gelegentlich kam man durch Alleen, deren Bäume rot, gelb, grün und braun gefärbt waren.
In einigen Wochen würde sich das Land weiss verfärben und in kalten bläulichem Licht schimmern.
Wenn dann der Frühling wieder kam, würde die Straße von dem Schmelzwasser aus den Bergen schlammig sein, eine Rückkehr in den Norden beschwerlich werden.
Aber sie hatte nicht vor zurück zu kehren.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 05. Okt 15, 13:39
Nun war sie offiziell ein Ritter Lavinias, leicht erkennbar an Minneband und Wappenrock.
Sie war überall stets freundlich und zuvorkommend behandelt worden, nicht länger mit der sonstigen Skepsis, die ihr Rittersein als Frau mit sich gebracht hatte. Im Gegenteil, jetzt hatte man sich ehrfürchtig vor ihr verneigt, ihr überall Tür und Tor geöffnet.
Dennoch brachte ihr neuer Status eine gewisse Einsamkeit mit sich, konnte sie jetzt weder den Tempel betreten noch einen Segen Lavinias empfangen. Und auch, wenn sie irgendwo Ehrengast war, so wahrte man stets ein gewissen Abstand zu ihr, der hr zeigte, dass Blutvergießen nicht in Lavinias Sinn war.

Das Kind in ihrem Leib ließ sich kaum noch verbergen und auf Nachfragen antwortete sie immer dasgleiche: "Es ist ein Kind Lavinias, einer der letzten Segen, die ich empfangen durfte." Und jeder gab sich damit nicht nur zufrieden, sondern wünschte ihr und vor allem dem Kind stets Gutes. Es spielte keine Rolle mehr, dass dieses Kind ein unehelicher Bastard war, was unter anderen Umständen sicher zu Gerede geführt hätte.

So hatte sie Glück im Unglück und war zufrieden mit sich und der Welt.
Gelegentlich erreichten sie Briefe von Fulk, der ihr die Neuigkeiten auf La Follye berichtete, mal ging es um den Müller, der eine schwere Herbstgrippe hatte, mal um die Komplizierte Niederkunft einer der Mägde, aber immer schlossen die Briefe mit sorgenvollen Ermahnungen, ergebenen Wünschen und der Bitte, nach Hause zu kommen, sobald zwischen den Baronien Marnois und Blanchefleur Ruhe herrschte.
Doch sie beide wusste, dass würde eine lange Zeit werden- wenn sich dieser Wunsch überhaupt erfüllen würde.

Der Herbst schritt voran, das Wetter wurde schlechter, die Bäume kahler.
Lorainne überlegte, wo sie überwintern konnte, vor allem, WO sie ihr Kind zur Welt bringen sollte, jetzt, da ihr der Weg nach Hause verwehrt war.
Sie würde auf die Hilfe von Freunden angewiesen sein, was ihr nicht unbekannt war, doch es behagte ihr immer noch nicht.
Nur noch wenige Wochen würde sie reisen können, danach wäre es für sie und das Kind zu gefährlich, vor allem, wenn es weitere Reisen waren, weg von Engonien, würde sie sie nicht mehr lange alleine nur mit Sophie antreten können.
Langsam trug sie sich mit dem Gedanken, eine Freundin, fernab von Engonien zu besuchen. Der Besuch war längst überfällig und sie hatte ihre letzte Einladung ausschlagen müssen, weil ihre Geschäfte sie in Firngard gehalten hatten. Doch jetzt stand diesem Besuch nichts mehr im Wege.
Vielleicht war gerade jetzt die richtige Zeit dafür.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 05. Okt 15, 13:56
Es war im die Zeit als sich ihrer derzeitigen Bleibe ein kleines Pferd mit struppigem Fell und Federn in der Mähne näherte. Springer war gesattelt und trug die zusammengerollte Decke und die Kenderin diecauf ihm saß.
Es hatte länger gedauert als gewollt, doch durch ihre übereilte Flucht war ihre Spur schnell verschwommen.
Anders stieg ab und versorgte ihr Pferd. Lorainne war für Heute in einer Gaststätte untergekommen und so drückte sie einem Knecht ein paar der Münzen in die Hand und sagte ihm er solle die Ritterin im Namen Lavinias finden und ihr sagen, dass eine Freundin hier sei und nach ihr suche.
Sie klopfte ihrem Pferd den Hals und stiefelte dann in die Taverne. Sie hatte Fragen.
Und Hunger.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 05. Okt 15, 14:15
Nach kurzer Zeit kam der Knecht zurück und zeigte in den hinteren Winkel des Schankraumes. Lorainne saß mit Sophie etwas abseits der Anderen, aber nahe am Feuer, so dass die feinen Linien um ihr linkes Augen bei einer Neigung des Kopfes weiss aufleuchteten.
Vor Lorainne stand eine Schüssel mit deftigen Eintopf, auf einer Platte daneben lagen Fleisch und Käse und frisches, duftendes Brot.
So nahe an Reines, wie sie sich (noch) befanden, hatte sich die Neuigkeit um Lorainne de la Follye, Ritterin Lavinias, schnell herumgesprochen und offenbar hatte man es hier als Ehre empfunden, als sie, mittellos, um eine Übernachtungsmöglichkeit gebeten hatte.

Anders wurde an den Tisch geführt, und Lorainne blickte auf.
Ihre typischen Zornesfalten auf der Stirn schienen tiefer geworden zu sein, ebenso die Lachfältchen um Mund und Augen, so dass sie jetzt, wenn sie nicht lachte, eher von Sorgen als von Freude erzählten.
Doch als sie Anders erblickte, leuchteten ihre Augen auf und lächelnd grüßte sie die kleine Kenderin.
"Du hast mich also gefunden." Tatsächlich schien ein wenig schuldbewusstesein bei dieser neutralen Feststellung mitzuschwingen.
Doch ihr Gesicht verriet nicht weiter als Freude.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 05. Okt 15, 14:31
Lorainne sah älter aus. Sophie auch. Die Falten waren neu und zeugten von dem was die Ritterin verbergen wollte, von dem was die Menschen nicht sehen sollten.
Anders stand sehr grade vor den beiden. Sie trug die Wanderkleidung welche sue mit Sternen aus buntem Leder verziert hatte. Dazu ihren Hut. Ihre Kleidung war bunt, aber sie wirkte nicht mehr so unbeschwert wie sieces früher gewesen war. Als sie nun vor den Beiden stand  kroch dennoch ein Lächeln über ihr Gesicht und auch ein wenig in die Augen. Sie neigte leicht den Kopf vor Sophie und schaute dann Lorainne streng an, aber mit einem Lächeln welches ihre Aussage doch um einiges schwächte.
"Es scheint eine dumme Angewohnheit unter meinen Freunden zu werden ohne Abschiedsworte und Erklärungen zu verschwinden. Ich gedenke dies auszumerzen."
Dann breitete sie die Arme aus und drückte die Ritterin fest an sich.
"Aber du wusstest das ich dich finden werde. Das ich es immer tun werde nicht war?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 05. Okt 15, 14:59
Lorainne sog den Geruch nach Gras, Blumen und Pferden ein und schloß für einen kleinen Moment die augen in liess sich auf eine Blumenwiese im Sommer entführen.
Als Anders sie endlich los ließ, waren ihre Wangen gerötet und sie sah deutlich entspannter aus.
"Natürlich wirst du das. Und wenn ich mich jedes Mal, wenn ich gehe, verabschieden würde, hättest Du keinen Grund, mich zu suchen und mir eine Standpauke zu halten."
Sie bot Anders einen Platz und etwas zu Essen an, denn der Magen der Kenderin knurrte verdächtig und hörte sich wie ein wütender Wolf an, der sich im nächsten Moment über seine Beute hermachen würde.
Nichts anderes tat auch der Kender und unterbrach das Essen lediglich, um ein paar Schlucke verdünnten Wein zu trinken, den Sophie ihr eingeschenkt hatte.
Währenddessen beobachtete Lorainne Anders sorgenvoll.
Ihr inneres Leuchten, dass sie nicht einfach nur bewundert hatte, sondern auch brauchte, wie eine Motte das Licht, glimmte nur noch schwach, wie eine Kerze, die kurz davor war, zu erlöschen, sich aber trotzig dem Sturm entgegenstellte.
Mal flackerte sie bedenklich, aber sie erlosch nicht.

Nachdem Anders gegessen hatte, war es offenbar an der Zeit, ihr alles zu erklären. Was geschehen war, was sie vorhatte.
Doch in dem Moment, in dem sie hr das alles sagen wollte, fehlten ihr die Worte.
Sie hatte dem Kender einst eine Familie, ein Zuhause versprochen, und beides hatte sie nicht halten können. Benjen war fort, Silas, sie selbst.
La Follye sicher ein friedlicher Ort, aber zugleich ein Ort, der nur friedlich war, weil sie ein Opfer gebnracht hatte.
Sie wollte Anders um Verzeihung bitten, aber auch diese Worte kamen ihr nicht über die Lippen.

So nestelte sie an ihrem Halsausschnitt herum um zog schließlich eine runde Münze an einer langen Kette hervor. Benjens Distel. Der Einzige, der eine solche wie sie besessen hatte, denn nur die La Follye besaßen diese Münzen, und Benjen war einer gewesen, ob er nur diesen Namen trug oder nicht.

Behutsam legte sie die Distel auf den Tisch. Ihre Finger fuhren zärtlich die filigranen Formen nach.
Der Raum schien plötzlich leise, das Lachen der anderen Gäste in weiter Ferne, das Knistern des Feuers, das Heulen des Windes draußen schien aufgehört zu haben.
Langsam schob sie die Kette zu Anders. Eine Geste, die viel bedeutungsvoller war, als jede Entschuldigung, jede Erklärung.
Ihre Hand lag noch immer auf der Kette, noch nicht bereit, diese Kostbarkeit preiszugeben.
"Benjen hatte bestimmt seinen Grund, warum er sie dir anvertraut hat." Ihre Stimme war kaum hörbar, und doch überraschend fest.
"Auch wenn ich mein wort nicht unmittelbar halten konnte, wirden die meinen auch Deine Familie sein. Und La Follye wird dir ein Zuhause bieten, wenn Du willst und eines Tages bereit bist, zurück zu kommen."
Sie blinzelte einige Male -vielleicht war ihr nur der Rauch ins auge gekommen, vielleicht waren es auch ungeweinte Tränen- als sie die Hand hob.
Silbrig blitzte die Distel im Schein des Feuers.


Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 05. Okt 15, 15:33
Das Warme Essen tat unglaublich gut. Es füllte den Bauch und stillte den Hunger. Lorainne sagte nichts,beobachtete sie nur. In ihrem Blick war diese Art die viele Blicke ihrer Freinde hatten seit dem sie der Hexe die Zunge heraus geschnitten hatte.
Aber da war noch mehr. So viel ich unausgesprochenes, so vieles was sie sagen wollte. Anders las in Lorainnes Augen so vieles. Gram und Schule,Schmerz und Reue aber auch Freude und ein bisschen Trotz dem Schicksal gegenüber. Lorainne eben.
Als diese die Münze hervor holte fing diese das Licht drs Feuers ein und es war als würde sich ein Felsbrocken  auf ihre Brust legen und ihr die Luft abschnüren.
Langsam schlossen sich nun die Finger der Kenderin um die Münze und jetzt fehlten ihr die Worte.
Sie hängte sie sich um den Hals, sodass sie auf ihrem Herz zu ruhen kam.
Dann sah sie Lorainne fest an.
"Dann werde ich die Distel nicht ablegen. Sondern mit Stolz tragen solange ich lebe. Und so lange ich lebe sollen die Kinder La Follyes einen Freund in mir haben. Ich bin kein guter Kämpfer oder Beschützer. Aber ich werde trotzdem über sie wachen so gut ich kann. Das verspreche ich dir."
Und es war als würde etwas von dem Leuchten in ihr wieder aufglimmen und wie ihr Lächeln erstrahlen.
Die Treue der Kenderin hatte ihr nun doch ein zuhause geschenkt.
"Danke."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 05. Okt 15, 21:55
Ein sanftes Lächeln huschte über Lorainnes Gesicht.
"Alors, Du kämpfst tapferer als manch Ritter. Vielleicht kannst Du nicht die Leben Deiner Freunde schützen, aber ihre Seelen."
Wie Anders schien sie in diesem Moment versöhnt mit dem Schicksal.

Ihr Blick senkte sich kurz herab zu ihrem Bauch, bevor sie fortfuhr:"Du verstehst vermutlich mehr vonKindern, als ich es je werde. Wen also könnte meinen Kindern, und ihren Kindern ein besserer Freund sein, als ein Kender?"
Obwohl Traurigkeit, Schmerz und Einsamkeit allgegenwärtig waren, musste Lorainne grinsen.
"Wie alt werden Kender eigentlich?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 08:46
Trotz allem was gewesen war füllten die Worte der Ritterin Anders ein wenig mit Stolz. Wenn man bedachte wie die Geschichte mit ihnen beiden angefangen hatte und alles was gewesen war, gaben sie ihr das Gefühl trotz allem was sie getan hatte irgendwas richtig gemacht zu haben.
Auch wenn das Gewicht der Münze war zwar kaum spürbar aber allein das Wissen um sie machte es doch ein wenig leichter die vielen Toten irgendwie zu verkraften.
Auch Lorainne schien jetzt schon viel Entspannter als vorher.
"Hört hört diese Worte aus deinem Mund.", lachte sie und nahm noch einen Schlcuk Wein. "Das ist eine sehr gute Frage. In El Kash wurden sie nicht besonders alt, gerade mal elf Zyklen ungefair. Äh... ungefair vier und vierzig Winter. Das war zumindest der älteste den ich je getroffen hatte. Danach verschwanden sie immer seltsammer Weise. Aber Sasha hat gesagt das wie um die vierhundert, fünfhundert Sommer alt werden können."
Ein leichtes Runzeln schlich auf ihre Stirn. "Also definitiv älter als mir lieb ist."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 06. Okt 15, 10:18
"Ja, aus meinem Mund", grinste die Ritterin zurück.
"Es überrascht mich selber ein wenig, dass ich ausgerechnet einem Kender soviel Vertrauen schenke. Aber was bleibt mir auch anderes übrig? Immerhin kennst Du mich. Ich meine, natürlich tun das auch Otus, Leonie, Joshua, Destus und alle anderen, die damals dabei waren. Aber du und Vanion wart mir immer am nächsten. Ihr kanntet all meine dunklen und hellen Seiten. Obwohl Vanion nicht dieses unerschütterliche Vertrauen hat wie Du."
Gedankenverloren schaute sie den Kender an.
"Ich wusste, dass er zurück kommt. Zumindest habe ich es gehofft und dafür gebetet. Vielleicht habe ich ihm mehr vertraut, als er sich selbst. Genau wie Du es immer tust. Wer weiss, wir La Follyes galten immer schon als etwas sonderbar- vielleicht war einer unserer Vorfahren ein Kender." Lorainne lachte.
"Wie sonst würde ich in Dir soviele Seiten von mir wieder entdecken? Und wenn Kender so alt werden, wie Sasha sagt, dann kann meinen Kindern und La Follye doch nichts besseres passieren, als wenn Du ihr Freund und Beschützer ihrer Seelen bist. So überdauerst Du uns alle und La Follye wird weiterhin ein wenig sonderbar sein. Etwas Besonderes, mit einem Kender als Wächter."
Obwohl sie weiterhin lächelte, erreichte dieses Lächeln ihre Augen nicht.
Was die Ernsthaftigkeit ihrer Worte umso deutlicher machte. Sie waren nicht einfach nur daher gesagt.

"Versprich mir eins, ja? Sollte mir irgendetwas zustossen, dann musst Du das Kind nach Hause bringen, nach La Follye. Egal, wo wir sind, Du wirst uns finden, wenn uns andere vergessen. Und Du wirst dafür sorgen, dass niemand Benjens Opfer vergisst. Das niemand die Geschichte, wie La Follye gerettet wurde vergisst? Denn wenn wir alle schon bei den Göttern weilen, und unsere Kinder nach uns ebenso, wirst Du noch da sein und diese Geschichte erzählen können. So wie sie war, ohne hinzudichtungen, wie sie bei Legenden sooft der Fall sind. Versprichst du mir das, Anders?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 10:39
Ein Kendervorfahre auf La Follye? Das klang schon verdammt unwahrscheinlich, aber witzig wäre es irgendwie trotzdem. Und etwas sonderbar, jaaa das konnte man vielleicht sagen, obwohl es Anders nie besonders sonderbar schienen war wenn Lorainne etwas tat. Natürlich war auch sie manchmal verzweiflet über ein paar ihrer Entscheidungen, aber das tat sie öfters bei Menschen. Manchmal machten die aber auch dumme Dinge.
Zu Lorainnes Worten nickte sie fest. Sie wusste noch nicht genau wie sie das bewerkstelligen sollte. SIe hatte sie gelernt Seelen zu retten und gerade jetzt fühlte sie sich auch nicht wirklich in der Lage dazu, jetzt wo sie selbst die Dunkelheit greifbar nah spürte. ABER vielleicht konnte sie das als Ziel nehmen, als Grund weiter zu kämpfen. Sie spürte das Glöckchen unter dem Stoff auf der Haut. Ein Grund zu kämpfen... Ja.. das wäre gut.
Auf die nächsten Worte Lorainnes reagierte sie zunächst überrascht, vor allem als ihr das Gewicht dieser Worte ihr bewusst wurde. Das klang ein bisschen wie ein Vermächtnis. Also etwas das man hinterließ.
Sie schlcukte leicht und nickte dann.
"Ich verspreche es dir Lorainne. Ich sorge dafür das das Kind nach Hause kommt und das diese Geschichte und ihr alle nicht in Vergessenheit geratet."
Das würde sicher nicht einfach werden, aber Geschichten erzählen konnte sie. Ihr Blick glitt zu Lorainnes Bauch. Auch wenn das Kind noch nicht geboren war, auf dieses würde sie gut aufpassen. Auf Leah natürlich auch.
Sie konnte sich noch nicht wirklich ausmalen welche Reichweite dieses Versprechen haben würde und die ganze große Bedeutung war auch jetzt noch schwer zu verstehen, für einen kleinen Kender aus den Gossen El' Kash's. Einem Dieb.
Sie lächelte Lorainne offen an.
"Ich verspreche es!"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 06. Okt 15, 10:52
"Danke."
Lorainne war erleichtert. Sie hatte durchaus die Veränderungen in der Kenderin gespürt. Sie war ernster geworden, melancholischer. Es tat ihr leid, Anders mit in die Dunkelheit hinabgezogen zu haben und sie hatte sich vorgenommen, sie wieder ins Licht zu bringen.
Obwohl sie sich wirklich um den Kender sorgte, geschah dies auch aus reinem Egoismus. sie wollte sich nicht um noch jemanden sorgen, obwohl ihr mittlerweile bewusst war, dass sie, auch wenn keine Katastrophen geschahen, nie aufhören würde, sich um ihre Lieben zu sorgen.
Und vor allem wollte sie, dass das Kind den Weg nach Hause zurückfand und La Follye kein trostloser Ort sein würde, sondern vor Glück und Fröhlichkeit strotzte. Und dazu brauchte sie Anders.
Und es schien so, als würde ihr Plan über kurz oder lang Früchte tragen- Anders schien wieder ein Ziel, eine Aufgabe zu haben, auf die sich sich konzentrierte. Also profitierten sie beide davon, was Lorainne beruhigte.

"Nun denn, sag mir, wo führt Dich Dein Weg jetzt hin? Oder möchtest Du mich ein wenig begleiten?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 12:53
Es war ein Anreiz. Nicht mehr wegzulaufen zumindest. Oder viel eher... nicht so weit weg zu laufen.
Anders hatte schon in ihrem Rucksack zu kramen begonnen und holte nun das kleine Wappen mit der Distel hervor welches sie abgenommen hatte als sie das Gasthaus betreten hatte. Jetzt steckte sie es sich wieder an. Sie durfte es schließlich behalten, viel mehr noch, sollte es ab jetzt bewahren.

"Eigentlich hatte ich vor ein Paar Weg oder Seemeilen zwischen mich und Engonien zu bringen. Wieder etwas Reisen und noch mal etwas neues sehen, ehe ich mich auf meine Rundreise durch Engonien begebe. Ich bin also frei. Und natürlich würde ich dich gerne ein Stück begleiten."
Sie musste ja nicht mehr fürchten in einem Kloster übernachten zu müssen oder einen Tempel betreten zu müssen. Nicht in Begleitung von Lorainne zumindest.
Anders hatte gerade keine Lust auf die Götter. Sollten die ihre Dinge tun und sie damit in Ruhe lassen. Oder ihre Freunde. Komisches Pack.
"Wo wirst du hin gehen? Hast du schon eine Idee? Vor allem wegen dem kleinen da?"
Sie deutete auf Lorainnes Bauch.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 06. Okt 15, 13:18
"An abstand zwischen mir und Engonien habe ich auch gedacht. Ich wollte Freunde besuchen, jenseits des Meeres. Aber zuvor muss ich Leah aus Reichsfeld holen. Sie ist immer noch bei Robert."
Mit dem Zwerg verband sie nicht nur das ein oder andere Gelage und der Pilgerzug, es war auch etwas wie eine Freundschaft, wenn sie auch nicht so tief war, wie zu manch anderem. Trotzdem hatte er ihr in Zeiten der Not geholfen.
Der Tag des Wolfes schien so weit entfernt...
Und sie hatte ihm erst Vanions Familie, schliesslich ihre eigene anvertraut, zumindest betrachtete sie ihr Mündel als Teil ihrer Familie, auch wenn es den Namen ihres Feindes trug. Des Feindes, der nun tot war.

"Ich fürchte allerdings, dass wenn ich Leah hole, es zu spät sein wird, um über das Meer zu reisen, selbst wenn ich von Port Valkenstein aus ein Schiff nehme. Und das Kind in Reichsfeld zur Welt bringen... Ich weiss ja nicht...."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 13:51
Anders nickte besorgt. Nicht wegen Robert. Sie mochte den Zwerg und seinen Rauen Humor. Er hatte ihr viel beigebracht und leider hatte sie viel zu viel davon anwenden müssen. Dennoch freute sie sich auf ein Wiedersehen.
"Ich möchte das du dir für die Geburt eine gute Heilerin oder Hebamme suchst. Ich hab keine Ahnung vom Kinder kriegen. Klingt für mich viel mehr nach einer Krankheit als nach anderen Dingen. Ich weiß nicht wie gut Sophie Bescheid weiß  aber ich möchte das da noch jemand mit Fachwissen dabei ist. Denn falls was passiert kann ich weder dir noch dem Kind helfen."
Sie hatte das Wappen zurecht genestelt und sah die Ritterin an.
"Je suis pret d'aide mais je ne sais pas come.", versuchte sie sich am Caldrischen. "Falls ich es richtig ausgesprochen hab."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 06. Okt 15, 14:18
"Nun, ich denke, Hebammen findet man überall. Und im notfall ist Sophie ja noch da. ein Kind zu kriegen, kann schliesslich nicht so schwer sein, immerhin haben unsere Mütter uns auch zur Welt gebracht. Und wir hätten wohl kaum Geschwister, wenn es so schlimm gewesen wäre- denn dann hätten sie gewiss keinen Mann mehr in ihre Betten gelassen."
Doch Sophies Blick bei dieser Bemerkung liess sie zweifeln.

Was wäre wenn es kompliziert würde? Frauen starben nunmal bei Geburten. Mache verbluteten, mache wurden danach krank und fiebrig und starben dann. Was wenn es bei ihr auch so sein würde?
Eisige Schauer der Angst ließen sie frösteln.
Doch wohin sollten sie nur?
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 14:27
Anders runzelte die Stirn. "Aber wenn es so einfach wäre bräuchten Frauen doch keine Hilfe dabei oder?",fragte sie.
"Ganz abgesehen davon hab ich gehört das es sehr gefährlich werden kann. Frauen können sterben.  Und sie schreieb ganz schlimm. Bitte such dir wen der sich damit auskennt. Oder zumindest dich gut kennt und weiß was gut für dich ist. Wer hat dich drn früher geheilt als ich noch nicht da war. Im Bürgerkrieg oder dannach oder so. Kannst du da keinen Fragen? Wenn es um Geld geht mach dir keine Gedanken. Das wird unsere kleinste Sorge sein."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 06. Okt 15, 14:44
"Natürlich kenne ich wen. Allerdngs sind die meisten eher Magier, oder eben Priester. Und oich bezweifle, dass die mir hierbei helfen können. Lavinia Sanata bestimmt, aber die ist mir verwehrt."
Lorainne seufzte schwer.
Natürlich fiel ihr jemand ein. Nur hatte sie Jelena lange nicht gesehen, und sie würden nach Fanada reisen müssen. Und nahe Fanada war Vanions Hof. Und es war Tangara. Dann könnte sie das Kind genauso gut in Reichsfeld bekommen.
Und doch... Jelena wusste, was sie tat, immerhin war sie es gewesen, die Lorainne aufgeklärt hatte, die ihr erklärt hatte, wie eben KEIN Kind bekam. Wie man es verhindern konnte. Wie man Jungfräulichkeit vortäuschen konnte.
Wenn sie jetzt vor ihrer Tür stehen würde, das Gesicht wollte sie sehen. Allein die Vorstellung ließ Lorainne erneut lächeln.
"Vielleicht hast Du Recht. Wir könnten zu Jelena gehen. Immerhin ist sie die fähigste Heilerin, die ich kenne, und sollte mir bei der Geburt etwas passieren, sie würde sicher dafür sorgen, dass das Kind nach Hause käme und großgezogen würde. Du könntest dort sicher auch noch etwas lernen..  Und ihr Gesicht, wenn sie all das erfährt, würde ich zu gerne sehen. Aber ihre Dienste sind nicht billig- nicht dass sie mir nicht helfen würde- sie hilft jedem. Sie ist dazu berufen, ich glaube, für sie ist das auch so eine Sache der Ehre, nur eben anders als bei Rittern. Dahin könnten wir bestimmt, aber... ich schulde ihr mehr als ein Leben, ich möchte einfach nicht, dass noch zwei hinzukommen."
Lorainne rang sichtbar mit sich.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 06. Okt 15, 16:07
Anders sah das Lorainne mut sich rang.
"Kann ich nicht deine Schuld auf mich nehmen?",fragte sie.
"Vielleicht braucht diese Jelena mal jemanden wie mich? Und wenn sie so gut ist wie du sagst solltest du dort auf jeden Fall hin. Und gegen lernen hab ich nichts. Ich könnte doch eibe Weile für sie arbeiten. Damit du da bleiben kannst."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 07. Okt 15, 08:34
"Nein, Du brauchst meine Schuld nicht auf Dich zu nehmen. Ich werde mich schon mit ihr einigen. Und gegen arbeiten habe ich nichts- irgendwobei kann man ihr sicherlich zur Hand gehen. Ob sie Dich brauchen kann- möglich, aber Du kannst SIe brauchen. Immerhin weiss sie nahezu alles über Kräuter, da kannst Du bestimmt noch einiges lernen. Ich glaube, es könnte Dir sogar Spaß machen. Und vielleicht ist das die richtige Ablenkung von... all dem." Lorainne deutete auf das kleine Distelwappen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 07. Okt 15, 09:14
Anders schwieg wieder. ihre Finger malten den weißen Schatten der Distel auf dem grünen Stoff nach. Eine Ablenknung... Sie ahnte das sie langsam mit ablenkungen nicht mehr weiter kommen würde, aber es wäre zumindest ein Anfang.
Von daher nickte sie bekräftigend.
"Dann lass uns dort hin gehen. Lernen kann man nie genug."
Soe würde sich ihre eigene Reise ein wenig nach hinten verschieben, aber was sollte es schon. Es war ihr lieber Lorainne in guten Händen zu wissen bevor sie ging, als sie einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Und scheinbar würde sie nun nie mehr besonders weit weg sein.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 07. Okt 15, 09:26
"In Ordnung, dann gehen wir zu Jelena."
Vielleicht würde sie dann auch nicht mehr ganz soviel Angst haben, wobei Angst nicht das richtige Wort war, denn sie war mindestens genauso neugierig auf das neue Leben, das in ihr wuchs.
"Aber vorher möchte ich Leah holen- sie soll nicht länger als zwingend notwendig in Reichsfeld sein, sonst verpasst Robert ihr noch einen schwarz weissen Wappenrock."
Lorainne musste schmunzeln. Wie oft hatte Robert ihr das angedroht, wenn sie sie länger bei ihm lassen würde? Wie oft hatte er sie in der Zeit, als sie unter seiner Fuchtel stand, damals nach dem Fall von Caer Conway, vogelfrei, ohne Simon, nur beschützt von Freunden, versucht zu überzeugen, selbst schwarz weiss anzulegen?
Sie hatte es nicht gezählt. Es waren unzählige Male.
Und so scherzhaft es oft gemeint war, schwang immer ein wenig bedrohliches mit. Immerhin verlangte er auch stets etwas für seine Hilfsbereitschaft, und wenn es nur ein Faß gutes Bier war.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 09. Okt 15, 13:09
Sie hatten sich am nächsten Morgen auf den Weg gemacht, die Droor überquert, den fluss, an dem für sie damals alles begonnen hatte. Vor bald 10 Jahren.
Das Land war in den Krieg gestürtzt, es gab auf beiden Seiten große Siege und schlimme Niederlagen, doch zuletzt hatte man den Kaiser vom Thron gestürzt.
Doch statt in Frieden zu leben, hatten die Machtspielchen begonnen. absprachen waren teilweise nichtig geworden, jedem gierte es nach Macht und Engonien war zerfallen.
All das erzählte Lorainne Anders auf der Reise.
Über unschöne Erinnerungen sprach sie neutral, über die Freudigen mit einem Lachen und leuchtenden Augen.
Je weiter sie nach Süden kamen, desto mehr blühte Anders auf, doch die kindliche Unbeschwertheit, die ihr immer zu Eigen gewesen war, mochte sich nicht dauerhaft einstellen.
Mal freute Anders sich über eine der wenigen letzten Blumen am Wegesrand, dann wurde ihr Blick plötzlich wieder dunkel und entrückt, als durchlebte sie den Schmerz der letzten Monate erneut.

Schliesslich wandten sie sich gen Osten, nach Reichsfeld.
Als sie die Gegend durchquerten, wo die Valkensteiner damals für Lorainne die möglichen Verbündeten geprüft hatten, flammten auch in Lorainne wieder Erinnerungen auf.
Genau hier hatte Anders Veränderung begonnen.
Hier war sie härter, kämpferischer, hinterlistiger geworden.
Und nur um ihr zu helfen und einen Auftrag zu erfüllen.
Hier hatte Anders Bekanntschaft mit der Dunkelheit gemacht, mit ihren, als sie hinterrücks einem Mann die Kehle durchschnitt, und der Lorainnes, die bereit zu allem gewesen war, um eine einstige Liebe zu retten.
Die sie dann doch verloren hatte. An eine Frau, die mittlerweile eine gute Freundin geworden war.
Wie es Juliana wohl geht?
Überlass uns die Drecksarbeit. Du gehörst zu den Guten. Maugrims Worte, als sie das messer zückte um gnadenlos zu foltern.
Vermutlich lag es daran, dass sie in Reichsfeld waren und die valkensteinische Präsenz in jedem Winkel zu spüren war, dass sie den Tormentorpriester plötzlich schmerzlich vermisste. Er wüsste sicher, was zu tun war.


So übel, wie ihr das Schicksal mitgespielt hatte, als sie Leah wieder in ihre Arme schloss, leuchteten auch Anders Augen. sophie beobachtete alles mit stiller Duldsamkeit. Sie hatte schon so viele Tragöden erlebt, so viel Wunderbares und jetzt gab es noch eine Person mehr, um die sie sich sorgen musste und die sie verwöhnen konnte.

Die Reise der 4 Damen, so man sie denn so nennen konnte, verlieft unspektakulär. Die Nächte wurden kälter, dcoh insgesamt war es hier milder als in Firngard, wo rauhe Winde den langsam nahenden Winter ankündigten.
Mal kamen sie in einem Gasthaus unter, mal mussten sie sich ihr Lager auf der Erde bereiten und beobachteten Nachts die Sterne.
Diese Momente waren die friedlichsten. Alle vergaßen für diese Zeit ihre Sorgen und Erinnerungen und lauschten den Geschichten der Nacht.

Lorainne hoffte, dass jeder von ihnen diesen Frieden für sich bewahren könne, damit die schrecklichen Erinnerungen verblassten.
Und so sie morgens zu Lavinia Tutulina und Admoneta und Schutz für ihre Reise und um Gnade für ihr Tun bat, dankte sie ihnen am Abend, bevor sie in einen Schlaf voller Träume von Benjen und glücklicheren Tagen fiel.
Lorainne sehnte sich nach Schlaf und ihren Träumen, während Anders scheinbar große angst vor ihren hatte.
Doch der Schmerz um Benjens Verlust war dadurch nicht leichter zu ertragen und so flehte sie abends auch Lavinia Virilis an, den Schmerz in ihrem Herzen zu lindern.
Doch sie wurde nicht erhört.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 09. Okt 15, 16:25
Die Nächte waren am schlimmsten. Tagsüber konnte man sich ja noch ablenken, aber Nachts... nachts kroch er aus den Ecken in denen man ihn versteckt hatte, sickerte durch die Wände die man versuchte zu ziehen wie ein unheilvoller Nebel.
Und mir ihm kamen die Träume, und die Worte und die Dinge... und das Blut.
Anders wollte nicht schlafen. Wenn sie hätte wählen können zwischen kämpfen und Schlafen, sie hätte gekämpft. Anstandsunterricht bei Sophie oder schlafen, der Unterricht. Ein Kleid tragen oder schlafen... das Kleid.

Sie blieb am längsten wach, starrte in die Glut des Feuers und sorgte dafür das es nicht ausging, wenn Lorainne und Leah und Sophie schon lange schliefen. Sie erzählte sich leise Gesichten in der Dunkelheit und doch kam es selbst dort vor, dass die Bilder sie überfluteten.
Sie wollte nicht schlafen. Sie wollte nicht schreiend aufwachen und die anderen wecken, auch wenn Lorainne manchmal leise weinte.
Die Glocke um ihren Hals fest in der Faust zitterte sie sich durch die Nächte.
Manchmal blieb sie bewusst tagelang wach. Wenn sie zu müde war, konnte sie weniger träumen und selbst in diesen Traumlosen Stunden oder in den Trance ähnlichen davor kam alles wieder zurück.

Lieber wach bleiben. Lieber nicht schlafen. Ihn nicht noch stärker machen, als sie es eh schon getan hatte. Nicht schlafen...

Wenn sie nicht sich aktiv mit den anderen beschäftigte, kam es oft vor das sie sich plötzlich ganz in sich zurück zog oder verschloss. Manchmal sah man sie allerdings auch über ein kleines Buch gebäugt in das sie scheinbar Sachen schrieb.
Auch wenn über die Reise tagsüber wieder etwas Sonne aus ihrem Gemüt zu scheinen schien, Nachts war davon nichts mehr zu spüren. Sie wusste nicht wie sich sich wehren sollte, gegen die Bilder.
Silas, Benjen, die Männer aus Reichsfeld, Julé, Fulk, die Hexe... Blut, und Tot und alles unterlegt von einem geisterhaften Kichern.

Die Nächte waren das schlimmste.

Nur auf den Tag konnte man sich verlassen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 12. Okt 15, 15:16
Bald waren sie vor den Toren Fanadas. Die Dächer der Stadt waren schon von weitem zu sehen und gelgentlich spiegelte sich die tiefstehende Sonne in manch buntem Fensterglas wieder.
Lorainnes Erscheinung verriet ihren Standund Adlige wurden seit jeher kritisch beäugt. Doch meist siegte der wache Verstand der Kaufleute, denn sie witterten gute Geschäfte und waren entsprechend höflich.
Am späten vormittag würden sie die die Stadt erreichen, genau dann, wenn die Straßen verstopft sein würden, von Bauern, die entweder auf dem Weg zum Markt oder wieder zurück waren. Von fahrenden Händlern und den Kaufleuten der Stadt.
Und die Dienerschaft und all jene, die ihre Besorgungen zu machen hatten.

Lorainne seufzte. Sie mochte diese großen Menschenansammlungen nicht. Diebe strichen in den Mengen umher in der Hoffnung auf leichte Beute. Zudem roch es in der Menge meist schlecht. Da waren die Bettler, Alten und Kranken mit den unverkennbaren Ausdünstungen, die sich mit den verschiedenen Gerüchen der Gasthäuser und Parfums der reichen Händlersgattinnen mischte.
In Reines oder Donnerheim roch es ebenso.

Zudem war sie müde und ihr Rücken schmerzte. Besser, sie erreichten die Stadt bald.
Sie würden sich bis zu Jelena durchfragen müssen, denn Lorainne war schon lange nicht mehr in Fanada gewesen und wie jede Stadt wandelte sich stets auch Fanada.

Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 12. Okt 15, 17:32
Anders hielt sich still an der Steite Lorainnes. Ab und zu hatte sie Leah bei sich die mal hier mal dort aufsaß, da sie noch zu klein für ein eigenes Pferd war. Dann zeigte sie ihr wie sie sich in Springers Mähne halten konnte ohne ihm weh zu tun oder was sie alles an schönen Perlen oder Bändern in seiner Mähne verarbeitet hatte.
Als die Sonne zum Mittag stand hattensie kurz gerastet um etwas zu essen, waren aber schnell wieder aufgebrochen und so erreichten sie nun Fanada.
Die Stadt bot schon von weitem einen wahren Augenschmaus für jene die in überfüllten Gassen aufgewachsen waren und wussten wie man sich in ihnen bewegte. Sie hörten das brummen der Stadt wie ein weit entfernter Bienenkorb und näherten sich ihr so rasch es die Straße zu ließ.
Lorainne wirkte müde und ein bisschen gereizt, nicht gerade in der besten Stimmung um wachsam zu sein.
Auch Anders war müde, war dieses Gefühl doch ihr neuer Begleiter, aber ihr Kopf hielt sie wach genug. Und jetzt da sie isch der Stadt näherten kehrte auch ein bisschen Aufregung zurück.
Sie passierten das Tor und anders Lenke ihr Pferd hinter das Von Lorainne um sie im Blick haben zu können. Und die Menschenmasse drum herum.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 12. Okt 15, 19:07
"Drei! Nun komm schon, drei müssen es sein!" Mürrisch hielt Vanion die Hand auf, und noch mürrischer drückte der Händler drei große Kupferstücke hinein. Kopfschüttelnd sah Vanion dem Mann hinterher. Er hatte Erzeugnisse des Hofes in die Stadt gebracht und verkauft, seine älteste Schwester saß auf dem nun leeren Karren und spielte mit seiner Tochter. Rasch ging er durch das Gedränge zurück zu den Beiden und drückte der kleinen Vania eine Münze in die Hand. Prompt ließ sie sie fallen. "Papa, heb's auf!"

Mittlerweile konnte sie fast fließend sprechen. Vor wenigen Tagen erst hatten sie ihren dritten Geburtstag gefeiert, im kleinen Kreis. Der Herbst war voller Arbeit, und Vanions Hände hatten bald wieder den gewohnten Dreck unter den Fingernägeln. Nun wischte er die Hände an seiner erdbraunen Tunika ab. Darüber trug er eine wollene Weste, und auf dem Kopf hatte er einen wetterfesten Hut. Von seinem Gürtel baumelte ein blau-gelbes und ein buntes, geflochtenes Band herab. Das, und das schwere Messer waren die einzigen Sachen aus der Knappenzeit, die er noch trug.

"Schau mal, Papa! Ein Ritter!" Vanias glockenhelle Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Ein Ritter! Eine dieser Gestalten, von denen ihr Vater ihr so oft erzählte! Wie aufregend! Schmunzelnd drehte Vanion sich um und lenkte seinen Blick in die Menschenmenge, die den kleinen Platz füllte. Und tatsächlich - umsichtig lenkten drei Gestalten ihre Pferde durch die Masse. Eine alte Frau und ein Kind, und -  Lorainne!

Der dunkle, grüne Wappenrock von La Follye war fort. Statt dessen trug sie nun zwei Farben: auf der Herzseite das gewohnte Grün, die weiße Distel thronte über dem Herzen. Doch die rechte Seite war strahlend weiß, einzig eine schwarze Lilie zierte die andere Seite. Sie trug Voronwe, und von dessen Griff baumelte ein Minneband.

"Lorainne..", flüsterte er. Es hatte keinen einzigen Satz mehr zwischen ihnen gegeben, seit sein Messer Savarics Kehle durchbohrt hatte. Nichts, kein Wort. Wortlos war er ihr gefolgt, als sie von La Follye verbannt wurde, doch unwirsch hatte sie abgewunken, als er sie weiter hatte begleiten wollen.

"Isabelle, sei so gut und bring das Kind nach Hause. Ich..."
Er konnte nicht anders, er sah wieder zu den drei Reitern - Reiterinnen. Seine Schwester trat neben ihm, seine Tochter auf dem Arm, und legte ihm die freie Hand auf die Schulter. Sanft drückte sie ihn, dann fragte sie:
"Ist sie das? Ist das Lorainne?"

Vanion nickte nur.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 12. Okt 15, 19:16
Lorainnes Blick glitt über die Menge, irgendwo war doch diese Straße, die vom sie von dem Zustrom zum Markt ableiten würde. Dann ein paar Ecken weiter, war schon Jelenas Haus. Irgendwo.

Zwei Jungen stritten um eine Gans und Lorainne schaute sie mürrisch an, so dass sie mit offenen Mund innehielten.
Dann sah sie ihn aus dem Augenwinkel und ihr Kopf ruckte herum.
Sie zügelte ihr Pferd, was Schimpftiraden der Menschen hinter Ihnen nach sich zog.
Tatsächlich, er war es.
Über die Köpfe der Anderen hinweg starrten sie einander ungläubig in die Augen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 12. Okt 15, 19:52
Anders hatte den Blick ebenfalls schweifen lassen nur lag ihr Fokus auf ganz anderen Dingen. Über all war es Laut und bunt und unterschiedliche Gerüche mischten sich. Plötzlich blieb Springer stehen und sie schaute wieder nach forne zu Lorainne. Sie war stehen geblieben und starrte wie versteinert auf einen Punkt.....
Oh.
Hinter ihnen bildete sich ein kleiner Aufstand und die Menschen wurden ungehalten. Vorsichtig lenkte sie Springer in eine kaum vorhandene Lücke und streckte sich um Lorainne am Arm zu zupfen.
"Lass uns woanders stehen bleiben.",rief sie über die Schimpftiraden hinweg. "Nicht hier. Vielleicht da vorn an der Ecke. Komm! Er kann auch da hin kommen."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 12. Okt 15, 20:46
Lorainne nickte und lenkte ihr Pferd sacht aus der Menge hinaus, ohne Vanion aus den Augen zu lassen.
Eine leichte Bewegung mit dem Kopf deutete ihm, ihr zu folgen, wenn er es wollte.
Sie würden hier einen Moment warten, sich von den Schrecken erholen und dann ihren Weg fortsetzen.
Doch sie war sich sicher, dass er kommen würde.
Immerhin hatte er es schon einmal getan.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 12. Okt 15, 21:39
Er sah zu ihr auf, als er sich den Dreien näherte. Wachsam, ein wenig unbehaglich fühlte er sich. Als er ihr näher kam, wieherte Lorainnes Pferd. Es war noch dasselbe Pferd, das sie ritt - wie oft hatte er es gestriegelt und gefüttert? Sachte trat er an das Tier heran und strich dem Rappen über die Mähne.
Dann erst hob er den Blick wieder und sah Lorainne an.

Sollte er sie als Chevalière der Königin - nein, als Chevalière d'Ordre de la Saint Mère Lavinia begrüßen? Oder doch als Freund? Er deutete eine Verbeugung an, doch dann sagte er einfach: "Bonjour, mademoiselle." So oft hatte er sie so betitelt. Plötzlich war alles wieder da. Das gemeinsam vergossene Blut, die langen Gespräche am Lagerfeuer, die Tränen die sie vergossen, die Siege, die sie gefeiert hatten. Doch so Vieles hatte sich verändert. Allein ihr Bauch. Die Schwangerschaft war ihr nun anzusehen. Benjens Kind. Eine Flut von Gedanken raste durch seinen Kopf, doch nach und nach wurde alles überstrahlt von einem Gefühl: Freude. Er freute sich, Lorainne wieder zu sehen, und Anders, und Sophie. Doch vor allem Lorainne.

"Es tut so gut, dich zu sehen."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 12. Okt 15, 21:51
Sie ließ sich von ihrem Pferd gleiten und ihre Stiefel klackten auf dem Pflaster.
"Tatsächlich?" Sie musterte ihn von oben bis unten.
"Gut siehst du aus. Vanion de Roquefort."
Sie schloss ihn wie einen alten Freund in die Arme.
Doch gleichsam war sie distanziert. Vanion gehörte nicht länger zu ihrer Familie, zu ihr. Einwar ein Kampfgefährte und alter Freund. Mehr nicht.
Trotzdemä liess sie keinen Zweifel daran, dass sie sicj freute, ihn zu sehen.
"Sag, jeanne, ist sie das auf dem wagen gewesen? Sie ust groß geworden, n' est pas?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 12. Okt 15, 22:04
Die Umarmung tat gut. Auch wenn Vanion die Distanz zwischen ihnen spürte, nahm sie nichts von der Freude weg. Das, was geschehen war, hatte einen tiefen Keil zwischen sie getrieben, und auch, wenn seine Rückkehr einiges geheilt haben mochte - Narben blieben immer.

"Ja, das ist Jeanne de Roquefort, das jüngste Mitglied dieser Familie. Die andere ist meine älteste Schwester, Isabelle."
Er schmunzelte. "Sie liebt Rittergeschichten, musst du wissen. Sie wird zwar müde, wenn ich welche erzähle, aber sie möchte stets noch eine hören, und noch eine, und noch eine.. Naja. Wie.. jemand anderes auch." Er lächelte, dann begrüßte er endlich auch Anders und Sophie.

Etwas ernster wandte er sich nun wieder Lorainne zu. "Dieser Name.. so nennt mich hier niemand. Hier bin ich einfach Vanion Bachlauf, ein Kerl, der im Krieg gekämpft hat und nun zurückgekehrt ist. Was treibt dich her?" Doch dann nutzte Vanion sein Gehirn. "Jelena. Nicht wahr? Falls es so ist, kann ich euch den Weg zu ihrem Kontor zeigen. Sie ist hier, soweit ich weiß, und ausnahmsweise nicht auf Reisen. Dort könnt ihr auch nächtigen - natürlich steht euch auch mein Hof offen."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 13. Okt 15, 08:09
Natürlich folgte Vanion ihnen durch die Menge. Wie eine Motte die vom Feuerschein angezogen wird. Sie griff nach den Zügeln von Lorainnes Pferd als diese Abstieg blieb aber zunächst im Sattel sitzen.
Der kleine Tumult hatte sich schnell wieder aufgelöst und die Menschen strömten wie eh und jeh durch die Gasse. Ein Blick aufcden Himmel verriet ihr, dass es später Nachmittag war. Um diese Jahreszeit wurde es schneller dunkel.
Als Vanion nun auch sie begrüßte lächelte sie ihm ein wenig zu. Ja vieles hatte sich verändert.
Vieles.
Sie. Er. Lorainne.
Als er auf seinen Hof zu sprechen kam schaute sie zur Ritterin.
Sie würde gern den Ort sehen an dem Vanion aufgewachsen war, aber sie konnte es auch gut verstehen wenn Lorainne nicht jeden Tag reiten wollte.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 13. Okt 15, 10:53
"Nun, Vanion.. Bachlauf, es wäre nett, wenn Du uns den Weg weisen würdest. Aber Deine Tochter sieht sich schon nach Dir um, eine Begleitung ist nicht nötig."
Höflich lehnte sie sein Angebot ab.
So nah sie sich einst gestanden hatten, so entfernt waren sie nun voneinander.
"Und Deinen Hof, würde ich gerne mal sehen, vielleicht werde ich Dich besuchen- Leah sollten den Hof und die Familie ihres.. Cousins kennenlernen. Immerhin seid ihr eine Sippe. Und wer weiss, vielleicht wird sie eines Tages Hilfe brauchen, und dann sollte keine Scheu haben, sich an ihre Familie zu wenden."
Sie schnitt eine Grimasse in Leah Richtung, was ihr mit einer rausgestreckten Zunge beantwortet wurde.
Grinsend wandte sie sich wieder ihrem einstigen Knappen zu:"Ich muss weiter, sonst wird Sophie mich an den Haaren durch Fanada schleifen. Sie wird erst ihre Ruhe finden, wenn ich sicher bei Jelena angekommen bin. Dummerweise kann ich mich an keine Geweihten der Lavinia Sanata wenden, also mussten wir uns soweit in den Süden aufmachen. Seitdem ist Sophie unruhig und wir kommen nur langsam voran, weil sie einen zu langen Ritt für gefährlich hält."
Sie verzog das Gesicht, was deutlich machte, was sie von der Sache hielt.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 13. Okt 15, 12:05
"Also gut."
Leichtes Bedauern spiegelte sich auf Vanions Zügen. Sie würden beide erneut lernen müssen, miteinander umzugehen, soviel schien ihm klar. Der Unterschied zwischen der Ritterin in dem prunkvollen Wappenrock, mit dem schweren Schwert an der Seite und dem in braun gekleideten, verschwitzten und biederem Vanion war für jedermann zu erkennen. Vor dir steht all das, was du werden wolltest. Ein Wappen, ein Schwert, eine Bürde und die größte Ehre, die ein Mann erlangen kann. Es würde dauern, bis er damit abgschlossen hätte.

Rasch beschrieb er Lorainne den Weg zu Jelenas Kontor. Unterbrochen wurden sie nur, als sich Isabelle mit seiner Tochter zu ihnen gesellte, höflich stellte Vanion die Anwesenden einander vor. Neugierig, aber auch ein wenig ängstlich sah die kleine Jeanne die Ritterin an, aber Anders fand sie am Ende doch interessanter.

"Nun, der Weg zu meinem Hof führt aus dem Westtor heraus. Folgt der Straße in Richtung des Rothornpasses für eine halbe Stunde, dann seht ihr die Gebäude schon. Ein heller Fachwerkbau, nicht zu verfehlen. Wie ich schon sagte, ihr seid stets willkommen. Es ist zwar ein Bauernhof und kein Königshof, aber dafür sind die Gäste ehrlicher und die Manieren nicht ganz so wichtig." Er grinste, dann machte er Anstalten, umzudrehen und zu dem Karren zurückzugehen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 13. Okt 15, 12:38
Ja das Verhältnis von Vanion und Lorainne war merklich runter gekühlt. Auch wenn die alte Vertrautheit kaputt war, gänzlich würde sie wohl nie verschwinden. Als Vanion seine Tochter vorstellte lächelte sie dem Mädchen zu. Sie hatte schon so viel von ihr gehört, dass es sie freute sie nun doch endlich kennen zu lernen.
Auch sie prägte sich die Wegbeschreibung zu Vanions Hof gut ein. Sie würde sie sicher irgendwann noch brauchen.
Ein wenig Gedankenverloren spielte sie an dem kleinen Distelanhänger um ihrem Hals. Sie merkte wie die Müdigkeit stärker wurde, aber an Schlaf verschwendete sie keinen Gedanken.
Da beantwortete sie lieber die Fragen des kleinen Mädchens.
"Wir kommen sicher zu Besuch. Auf Wiedersehen."
Sie blickte Vanion hinterher. Hatte er gerade wieder ohne Abschied gehen wollen?
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 13. Okt 15, 13:07
Lorainnes Gesicht hellte sich auf, als sie die kleine Jeanne sah.
"Alors, Leah, c´est Jeanne, elle est ta cousine. Dit "Bonjour" à lui."
Sie nahm Leah auf den Arm und stellte sie vor Jeanne auf den Boden, bevor sie sich zu den beiden Kleinen hockte.
"Salut, ma petite. Regarde moi, ce ca, c´est pour toi." Sie kramte aus ihrer Gürteltasche einen kleinen milchig glänzenden Stein hervor.
Leah hatte sich angewöhnt, jedes einzelne Blatt, jeden Stein und eigentlich alles andere, was sie interessant genug fand, um es besitzen zu wollen, aufzuheben und an sie alle zu verteilen. Und irgendwann hatte Lorainne selbst begonnen, interessante Steine zu sammeln. Manche glänzten in der Sonne, andere hatten eine interessante Form und wieder andere eine glatte Oberfläche.

Jeanne musterte sie genau und nahm dann schüchtern den Stein entgegen, den sie Vanions Schwester und Anders stolz präsentierte.
Ächzend erhob sich Lorainne wieder.
"entweder werde ich alt, oder fett. Das ist das Los der Kinder." Sie lächelte nochmals sanft auf sie hinab, bevor sie sich Vanion zuwandte.
"Alors, merci. Wir werden den Weg zu Jelena schon finden. Und wir sehen uns gewiss auch bald wieder."

Als Vanion sich umwandte, rief sie ihn nochmals zu sich zurück:"Vanion- Du bist nicht für dieses Leben bestimmt, das Du führst; du strebst nach höherem, und Du wirst es eines Tages erreichen. Aber vertrau Dir selber. Wenn du nochmals den Schwanz einkneifst, wie ein Feigling, werden das Dir weder ich noch die Götter verzeihen. Wenn du diesen Weg beschreiten willst, musst Du an das Wort Deines Ritters glauben- und im jederzeit, loyal zur Seite stehen, auch wenn es noch so schwer fällt, hörst Du? Wenn du das beherzigst, wirst Du diesen Weg beschreiten können und eines Tages eine Lehen haben und Deine Farben tragen. Vielleicht sind diese dann blau-weiss."
Sie schwang sich, eingedenk ihrer Bauchumfanges, elegant auf ihr Ross und blickte noch einmal hinab, den Blick zwischen Vanion und seiner Schwester wechselnd:"Vergesst nicht, wer ihr seid, dass caldrisches Blut in Euch fliesst. So wie es momentan aussieht, wird Leah eines Tages Roquefort erben, aber sie wird wissen, wie man in einer Familie zueinander steht und bei ihr werdet ihr immer ein Zuhause vorfinden, darauf habt ihr mein Wort."

Sie liess sie besagtes Kind anreichen und setzte sie vor sich in den Sattel.
Dann schnalzte sie mir der Zunge und wendete ihr Pferd, bereit, den Weg fortzusetzen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 13. Okt 15, 13:53
Als Lorainne ihn zurückrief und zu ihm sprach, erstarrte er. Mit steinernem Gesicht nahm er ihre Worte hin, doch als sie weiterreiten wollte, sprach er:
"Wie kann das sein? Wie kann ich jemals diesen Stand erreichen? Ich hab den Knappeneid aufgegeben, meine Herkunft ist nicht bewiesen, ich habe nichts außer meinem Leben hier. Alleine ihr und die Götter wissen, dass ich ein Roquefort bin. Ritter der Königin.. eine solche Ehre wird mir nicht zuteil werden. Nicht in Caldrien, nicht, solange die Baronin lebt und solange Männer wie Damian mich verachten."

Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah er seiner Chevalière in die Augen.
"Nichts wünsche ich mir mehr als ein Ritter zu werden! Nichts wünsche ich mir mehr, als die Ehre meiner Familie wiederherzustellen, den Namen Roquefort reinzuwaschen! Du hast den Weg Lavinias gewählt, Lavinia Tutulina lächelt auf dich herab. Nun sag mir, welchen Weg soll ich nehmen? Meine Träume und meine Hoffnungen sind dahin. Du hast dir den Sieg anders vorgestellt, genau wie ich. Ich war nicht loyal, nicht stark genug, und nun lebe ich mit den Konsequenzen. Deine Worte lassen mich wieder hoffen, das wohl! Doch glaube ich kaum, dass es auch nur einen Ritter in Caldrien gibt, der mich nehmen würde."
Unendlich müde wirkte Vanion nun, und ratlos.
"La Follye hat uns zu viel gekostet. Savarics Tod hat uns zu viel gekostet. Uns alle. Und doch ist es unsere Pflicht gewesen, unsere Pflicht als Ritter, es zu Ende zu bringen, und wir haben unsere Pflicht erfüllt. Die Pflicht ist eine spröde, freudlose Herrin, und sie fordert viel und gibt wenig."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 13. Okt 15, 16:14
Fast mitleidig schaute sie auf ihn hinab:"Vanion Bachlauf ist damals in meine Dineste getreten. Vanion Bachlauf hat seine Aufgabe bewältigt, allein Vanion Bachlauf ha sich als würdig erwiesen, während mich Vanion de Roquefort im Stich gelassen, verraten und meinem Wort nicht vertraut hat. Und Du fragst, welche Herkunft die ehrenvollere ist? Du sagt, Du hast nur dieses Leben hier in Fanada?"
Sie chüttelte den Kopf.
Nichts mehr war von der Freude des Wiedersehens zu spüren.
"Und wenn es keinen Ritter in Caldrien gibt,dann vielleicht anderswo. Und auch der Einfluzss eines Damians und einer Baronin von Goldbach reicht nicht bis ans Ende der Welt. Vielleicht nimmt dich ein Ritter ausMiddenfelz, oder Hahnekamp. Vielleicht auch fernab von Engonien."
Schliesslich deutete sie den Hauch eines Lächelns an:"Und die Befreiung La Follyes hat nicht zuviel gekostet. Selbst wenn Savaric überlebt hätte, hätte man erst Deinen Anspruch geltend machen müssen. Was also hat es gekostet? Es herrscht dort oben Frieden. Und um mehr ist es nie gegangen."
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 13. Okt 15, 17:55
Mich hat La Follye zuviel gekostet. Und dich auch. Unverwandt starrte Vanion auf das unverkennbare Zeichen der Schwangerschaft. Aber eines konnte er nicht leugnen: 
"Du hast Recht. Vanion de Roquefort starb, als Savaric de Roquefort starb. Doch der Mann, der nach La Follye zurückkehrte, der an deine Seite zurückkehrte, war Vanion Bachlauf. Derselbe Vanion Bachlauf, der unverbrüchlich zu dir gestanden hat. Der mit dir und für dich geblutet hat, gelitten hat, gefeiert und gelacht hat. Das Schicksal dieses Mannes steht in den Sternen geschrieben. Du sagst, ich bin zu mehr berufen, als nur Felder zu bestellen und Dreck unter meinen Fingernägeln heraus zu kratzen. Die Götter wissen, wozu ich berufen bin, und sie werden es mir kaum zeigen. Vor Jahren hab ich die Gebeine der Flamina Agathe erkämpft, im Namen Alamars. Nun hab ich mich gegen Lavinia versündigt. Vielleicht liegt dort meine Aufgabe. Dich hat sie zu den Waffen gerufen, doch was die Mutter mir auferlegt hat, das muss ich noch herausfinden. Ich werde in mich gehen und beten, mit Priestern sprechen. Du wirst ein Schild für alle guten Menschen sein. Was ich sein werde, wird sich zeigen."

Er nickte, und es wirkte fast so, als würde er sicherer werden.

"Ich weiß, dass der Täuscher in dieser Welt nicht aufhört zu wirken. Ich kenne die Wunden, die er geschlagen hat, die er anderen und auch mir zugefügt hat. Der Zweifel, den ich verspürte, als ich dich verriet - diesen Zweifel hat er in mir gesät. Lavinia schickte mir Silas, und ich schlug ihre Hand aus und spuckte auf die unendlich kostbare Gabe, die sie mir durch sein Opfer schenkte. Doch die Gabe Lavinias, das Leben, will verdient und geehrt sein. Diese Pflicht werde ich gewiss erfüllen."

Nun endlich verbeugte er sich tief und höfisch.

"Chevalière Lorainne, die Jahre mit Euch waren eine Ehre. Möget Ihr nun den Frieden haben, den Ihr Euch und den Euren endlich erkämpft habt. Ehrenvolle Taten mögen Euren Weg im Dienste Lavinias zuhauf säumen." Auch Anders und Sophie sagte er ein paar freundliche Worte des Abschieds, dann schritt er davon. Erst, als er Isabelle und Jeanne, die bereits vorgegangen waren, wieder erreicht hatte, drehte er sich um und sah den Reitern nach, die auf ihren Pferden aus der Menge hervorstachen.

Leb wohl, Lorainne.. bis zu unserem nächsten Wiedersehen.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Anders am 13. Okt 15, 19:01
Da war es wieder... Vanions Konflikt mit seiner Herkunft. Anders musste sich zum aller ersten mal zusammen reißen um nicht den Kopf zu schütteln und fragte sich gleichzeitig, was verdammt nochmal mit ihr los war. Fest stand nur, dass es Vanion eigentlich noch gut getroffen hatte mit seiner Herkunft. Der einzige der etwas für seine jetzige Situation konnte war er. Und nur er allein! Herkunft und keine Chance.
Wenn man ihr vor zwei Jahren gesagt hätte, dass sie eines Tages das Wappen einer Ritterin tragen würde um mit ihr ihren Bräutigam zur Rechenschaft zu ziehen den hätte sie ausgelacht. Ein Kender der neben einem Ritter reiten durfte. Das klang ebenfalls verdammt nach Märchen. Aber so war es eben mit Soltair... man musste sich alles erarbeiten und erkämpfen. Das Vanion jetzt über seine selbst verschuldete Lage so redete, machte sie wütend. Wenn sie es geschafft hatte, konnte er das doch auch verdammt nochmal. Schließlich hatte er keine Spitzen Ohren.
Was war nur los mit ihr... irgendwas hatte sich ganz, ganz doll verändert.
Tief in Gedanken lenkte sie ihr Pferd hinter dem von Lorainne her, nachdem sie ihm noch kurz gewinkt hatte. Für einen kurzen Moment waren ihre Augen wieder sehr hart geworden. Jetzt wirkten sie eher leer.
Kurz sehnte sie sich nach der Stille des Waldes in den lärmenden Straßen.
"Sind wir bald da?"
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Mel am 14. Okt 15, 08:42
Innerlich schüttelte Lorainne den Kopf.
Vanion war der stete Zweifler. Er hatte einen gewissen Ruhm erlangt, sich selbst erarbeitet. Und doch zweifelte er immer noch an sich. Und allen anderen, ob es die Götter waren oder Freunde.

"Nicht der Täuscher hat dich zweifeln lassen, Vanion. Du allein warst es, der zweifelte. Er hat das lediglich ausgenutzt, so wie er immer unsere Schwäche ausnutzt."
Ihre Stimme war sanft, es würde ohnehin nichts bringen, ihn belehren zu wollen. Er war in ein schwarzes Loch gefallen, aus dem er sich selbst befreien musste. Dies würde wohl die härteste Prüfung sein, die die Götter ihm auferlegt hatten.


Als er sich verbeugte, nickte sie.
"Vanion Bachlauf, beschreite Deinen Weg weiter, egal wie steinig er sein mag. Bergauf zu gehen ist schwieriger als bergab, aber wenn Du erst oben bist, sehen wir uns bestimmt wieder und begegnen uns auf Augenhöhe. Mögen die Götter Deinen Weg segnen und dir die Ohren vor den Einflüsterungen des Täuschers verstopfen."

Damit wandte sie endgültig ihr Pferd, auf dem Weg, den er ihr beschrieben hatte.
Titel: Re: Fort
Beitrag von: Vanion am 19. Okt 15, 09:05
Später saß Vanion in einer kleinen Laube etwas außerhalb seines Hofes. Lorainnes Worte hatten ihm zu denken gegeben, wie so Vieles in der letzten Zeit. Es schien fast so, als hätten die Götter ihn vor ein Rätsel gestellt. Nur, was war des Rätsels Lösung? Auf der einen Seite wusste er, dass er das Zeug zum Ritter hatte. Auf der anderen Seite war ihm der Weg nach Caldrien ein für alle mal verschlossen. Mit mächtigen Widersachern wie der Baronin von Goldbach war nicht daran zu denken, in die Dienste eines Caldriers zu treten. Die Baronin selbst würde ihn hängen lassen, wenn er Goldbach betreten würde, da war er sich sicher. Doch Lorainne hatte von Middenfelz gesprochen, von Hahnekamp. Ersteres hatte einen bitteren Beigeschmack. In Middenfelz gab es Ritter, ja, doch Viele hatten im Lupus Umbra gedient, dem alten Feind Engoniens. Und Hahnekamp hieße, auf gut Glück in eine unbekannte Welt vorzustoßen. Dort würde man ihn verlachen, wenn er von seiner Geburt und seinem Werdegang erzählen würde.

Fast fünf Jahre. So lange war es her, dass Engonias Mauern gefallen waren. Vor fünf Jahren hatte Vanions Reise begonnen, und der Weg hatte sich als ein Kreis herausgestellt. Aber Kreise konnte man durchbrechen! Das hatte er bereits getan. Zunächst, als Marius fortgegangen war und er sein Leben als Trinker und Tunichtgut beendet hatte. Dann, als er im Krieg an seine Grenzen stieß. Er erinnerte sich noch an ein Gespräch mit Kassos, nur wenige Tagesmärsche vor Engonia, als er über seine Angst, zu sterben, gesprochen hatte. Doch auch das hatte er verwunden, den Selbstzweifel besiegt. Dann die Zeit mit Lorainne, die zwei langen Jahre im Dienste der Priester Alamars. Auch hier war es hoffnungslos gewesen, und auch hier hatte er gesiegt!

"Willst du das alles wirklich wegwerfen?", murmelte er leise. "Willst du das aufgeben?" Er seufzte, dann hob er den Blick. Die Blätter der Haselsträucher, die die Laube bildeten, hatten sich schon gelb gefärbt, und der Nachmittagsregen hatte dicke Tropfen auf ihnen hinterlassen. So fühlte er sich auch: ausgebrannt, erschöpft. Er sah auf seine Hände, die furchig, vernarbt waren.
Doch nach dem Herbst folgt der Winter, und danach ein neuer, frischer, hoffnungsvoller Frühling.
Vielleicht war sein Leben grade wie die Jahreszeiten. Es ging auf den Winter zu, Altes starb. Doch der Winter würde das neue Leben nicht ersticken, nein, sondern würde es behüten, sodass im Frühling endlich aufs Neue die Pflanzen erblühen könnten.

Vanions Herbst war angebrochen. Das Ende der Knappenzeit bei Lorainne hatte er gebracht, den Tod seines Onkels hatte er gebracht, und sein altes Leben hatte er zertrümmert. Doch er war immer noch ein Roquefort! Vanion de Roquefort! Lorainne hatte La Follye zurückgewonnen, aber es war nur für ihre Kinder und für ihre Familie gewonnen und nicht für sie. Vanion hatte gar nichts gewonnen, außer der Gewissheit, mit seiner Rückkehr das Richtige getan zu haben.

Also warum nun aufhören? Warum versteckst du dich hier, wenn du vor wenigen Wochen erst von hier aufgebrochen bist?

Lorainne hatte Recht. Es gab nicht nur caldrische Ritter. Ein Ritter definierte sich nicht über sein Lehen, und ein wahrer Ritter war man nicht, weil man einen verbrieften Adelsbrief hatte. Und seit Westmynd wusste Vanion, dass man selbst diesen kaufen konnte. Die Götter hatten ihn dazu bestimmt, Ritter zu werden, den Idealen dieses Standes zu folgen. Und Vanion wusste nun, dass er dies auch wollte: nicht nur selbstlos sein und Ritterliches tun, sondern auch die Anerkennung, den Respekt, der diesem Stand entgegen gebracht wurde. Denn das war das Einzige, was ein Ritter erhoffen konnte: Ruhm zu erlangen, Teil einer Geschichte zu werden, indem er selbstlos handelte und sich aufopferte. Vanion war Teil der Geschichte Lorainnes gewesen. Er hatte sich stets zurückgestellt, und die einzige Entscheidung, von der die Menschen nun redeten, war eine falsche gewesen. Diese Kerbe galt es, auszuwetzen.

Ich werde wieder als Knappe dienen. Nur.. welchem Ritter? Dann erinnerte er sich an einen Brief, den Lyra ihm geschickt hatte. Plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Das wird eine harte Zeit werden. Eine harte, aber gerechte Zeit. Und wahrscheinlich unkomplizierter...
Titel: Re: Fort
Beitrag von: AndersAnt am 19. Okt 15, 16:05
Andernorts konnte man eine monotone Abfolge von Schleifgeräuschen hören. "Ganz schön harte Knochen, diese Utilisten." Irgendwann hörte das Schleifen auf, nach einem leisen, schabenden Geräusch ertönte das Rascheln von Pergament.
"Mal sehen, ob's noch mehr Neues von den Mörderblumen gibt ..."