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Die Gebiete in Caldrien => Das Caldrische Imperium => Thema gestartet von: Vanion am 06. Dez 16, 21:11

Titel: Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Dez 16, 21:11
Voranenburg war eine eindrucksvolle Stadt. Umgeben von einer langen und dicken Stadtmauer, verstärkt mit trutzigen, runden Türmen, lag die Stadt in einer Senke im Herzen Caldriens.

Schon von weitem hatte Vanion die stolzen, grün und goldenen Banner gesehen, die im Wind flatterten. Unwillkürlich hatte er an La Follye gedacht, und irgendwie empfand er es als seltsam passend, dass ihn hier grüne Banner erwarteten. Dann erkannte er die goldene Waage, und mehr und mehr Unterschiede stellten sich ein. Der Grünton war ein anderer als der La Follyes, und eine Waage war nun wirklich keine Distel.

Man hatte ihn am Tor freundlich eingelassen. Er trug blau und weiß, und das Tuscheln, das seinen Namen oben in Nordcaldrien begleitete, gab es hier nicht. Vanion aus Roquefort hatte eine kleine Kammer bezogen in einem schönen Gasthaus nahe dem Stadtinneren. Ein paar Tage Ruhe wollte er sich gönnen, bevor er hinauf steigen würde zur Residenz des Grafen.

Es war schon dunkel, als er zum Schankraum hinunterstieg. Sein Geldbeutel war dünner und dünner geworden, und er hoffte nur, dass das, was er bei sich trug, noch reichen würde. Die Kleidung war zum Ausbessern bei einem Schneider, die Scharten seines Schwertes wurden von einem Schmied behandelt, und auch die Stallbox, in der sein Pferd stand, kostete Tag für Tag gutes Kupfer.

Während er also seinen Abendessen zu sich nahm, ging er noch einmal im Geiste die Besorgungen und Gänge durch, die er morgen zu machen hatte. Wenn alles gut ging, würde er in zwei Tagen zu der alten Burg hinauf reiten, in deren Schatten sich die vielen Häuser der Stadt eng zusammen drängten.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Dez 16, 21:59
Im Endeffekt war es auch nur eine Stadt wie jede andere. Viele Menschen, viele Häuser, viele Gassen, manche sehr dreckig. Gerade dort wo sie untergekommen war. Ganz am Rande der Stadt in einem kleinen Gasthaus. Sie wollte eh nicht lange bleiben.
Seit sie angekommen war hatte sie sich umgehört und irgendwann hatte sie endlich von Vanion erfahren. Nur das die Farben nicht ganz zu dem Bild passten wie sie ihn in Erinnerung hatte. Anders faltete den kleinen Brief nochmals auseinander.
//Roquefort. Da war ja was.//
Den Umhang fest um sich gezogen stiefelt sie durch die dunklen Gassen. Die Tage waren furchtbar kurz und heute pfiff ein scharfer kalter Wind. Es war gut das Springer ein wenig Pause bekam.
Vor dem Gasthaus blieb sie stehen und schaute prüfend hinauf zum Zeichen über der Tür. Ja ... Hier war sie richtig. Hoffentlich.
Vorsichtig drückte die Kenderin die Tür auf und genoß den Schwall warme Luft der ihr entgegen waberte ehe sie die Tür schnell wieder hinter sich schloss. Drinnen zog sie die Kaputze vom Kopf und sah sich um.
//Blau weiß wie Schnee bedeckte Berge...//
Der Schankraum war nicht voll, aber auch nicht leer und so dauerte es einen Moment ehe sie Vanion entdeckte. Doch sobald das geschehen war kam sie breit grinsend an seinen Tisch.
"Blau weiß hm? Wenn du dich jetzt mit der rechten Seite nach vorn seitlich in den Schnee stellst findet man dich gar nicht mehr." Die hellen Augen funkelten keck.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Dez 16, 22:13
"Anders!"
Bis zuletzt war er sich nicht sicher gewesen, ob sie hierherkommen würde.
"Setz dich doch. Es ist schön, dich zu sehen!"
Kurzerhand winkte er die Bedienung heran und fragte nach einer weiteren Portion.
"Ja, blau und weiß. Es wurde Zeit, dass ich nicht nur den Namen, sondern auch die Farben trage. Wie geht es dir?"

Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Dez 16, 22:39
Die Kenderin beschloss das Vanion gut aussah. Nicht wegen den Farben, sondern wegen dem gesamt Packet. Er wirkte nicht mehr so... Hm... Uneins. Mit einem halb Seufzenden halb uffzenden Geräusch ließ sie sich neben Vanion auf die Bank fallen.
"Besser als Fulk. Er hat sich eine starke Erkältung eingefangen und hustet die ganze Zeit. Ich hab schon alles versucht um es irgendwie besser zu machen. Fulk sagt das es hilft, aber ich glaube ihm nicht. Wir haben ihn schon in eine andere Kammer getan. Seine alte war zu zugig."
Sie legte den Umhang ab und rückte ihre bunte Weste gerade an der ein alt bekanntes grünes Wappen hing.
"Aber mir geht es gut. Man scheint sich an mich zu gewöhnen und wenn ich ganz ganz ehrlich bin, was ich ja sonst eigentlich immer bin, aber egal, ich bin so froh das ich endlich von den Büchern weg bin. Brr. Ich meine ich bin selbst Schuld, immerhin wollte ich es ja unbedingt lernen, aber trotzdem. Bücher führen ist so langweilig. Also so Ding-Bücher. Es gibt ja auch andere."
Kurz stockte sie, überlegte kurz und fragte dann: "Du weißt doch was ich mit Ding-Büchern meine oder?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Dez 16, 22:43
"Du meinst diese ganze Verwaltungs-Geschichte, nicht wahr?" Vanion kam nicht umhin, zu schmunzeln. Er konnte sich immer noch nicht so richtig vorstellen, wie Anders auf La Follye die Geschäfte führte.
"Daran gewöhnst du dich bestimmt nie. Es widerspricht gewissen Dingen, die dich ausmachen, finde ich. Andererseits - du hast etwas versprochen, und du hast diese gewisse Angewohnheit, Versprechen nicht zu brechen."

Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher.
"Fulk ist alt. Er hat damals Antoine unterrichtet, als ich Lorainne noch gar nicht kannte, und auch Benjen. Das merkt man ihm an, fürchte ich. Mein Vater wurde auch Winter für Winter etwas kranker, und... naja, als er starb, da war's die Altersschwäche, die ihn hinraffte. Manchmal wünschte ich mir, er würde mich jetzt sehen. Ich hab sein Erbe angetreten in gewisser Weise."
Es musste jetzt ein oder zwei Jahre her sein, dass sein Vater gestorben war.
"Hast du Lorainne getroffen? Wie geht es ihr?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Dez 16, 22:55
"Ja die hab ich. Eine gute Angewohnheit." Die Kenderin schien bei der Bemerkung über gegebene Versprechen ein Stückchen zu wachsen. Das war wirklich etwas auf das man stolz sein konnte. Und sie war mächtig stolz drauf.
Als Vanion von seinem Vater berichtete verdunkelte sich Anders Blick. Sie wollte nicht das Fulk starb. Nicht auch noch Fulk. In dem Moment trat das Schankmädchen an ihren Tisch und Anders nahm das Essen dankbar entgegen.
Sie hatte gerade den ersten Bissen genommen als Vanion nach Lorainne fragte. "Nein haff iff niff."
Sie kaute und schluckte ehe sie weiter sprach. "Ich bin kurz vor dem Jahrestag der Rettung angekommen und bin seit drm auf La Follye. Am Jahrestag sind alle nsch Roquefort gereist und ich bin mit. Da habe ich sie kurz gesehen aber das ist auch schon wieder lange her. Ich weiß leider auch nicht wo sie steckt... sonst würde ich ihr schreiben."
Nachdenklich tippte sie an ihr Kinn. "Aber ich bin sicher es geht ihr gut. Hab ich so im Gefühl."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Dez 16, 23:15
"Das freut mich. Weißt du, es ärgert mich, wie sich die Dinge entwickelt haben. Ich würde mich heute nicht anders entscheiden als vorher, aber ich bemerke es mit der Zeit, wie teuer erkauft meine Entscheidungen waren. Nichtsdestotrotz waren es meine Entscheidungen, n'est-ce pas?"
Er warf einen etwas längeren Blick auf sein Gegenüber. Anders sah zufrieden aus. Nicht mehr so getrieben wie früher, und nicht mehr so unsicher.
"Wir sind beide an den letzten Jahren gewachsen. Und ich werde bald ein Ritter sein."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 10:13
Ein Achselzucken war die erste Reaktion. "Weißt du, die Vergangenheit kann man nicht ändern... Egal wie man es sich wünscht. Alles ist nur Erinnerung. Und wenn du die Entscheidung nicht getroffen hättest wärst du heute nicht der der du bist sondern ein anderer. Oder so."
Sie kaute auf einer Brotkante herum.
"Vielleicht würde ich dich dann gar nicht mehr mögen. Wer weiß das schon."
Als Vanion auf das Ritter sein zu sprechen kam wurden ihre Augen groß. "Wirklich? Wie das?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 13:36
"Ich wollte mein Wort nicht brechen, also hab ich gleich zweimal das getan, was ich nicht hätte tun sollen. Dummerweise ergeben zwei schlechte Taten nicht eine gute Tat. Andererseits waren meine Entscheidungen auf ihre Art mutig. Ich hab mit Alamar gebrochen, um nicht gegen Lavinia zu sündigen, und dann hab ich mit Lavinia gebrochen, um treu zu Lorainne zu stehen. Wie gesagt, ich bereu's nicht."
Er zuckte mit den Schultern.
"Und offensichtlich ist mein Leben weitergegangen. Ich bin zurückgekehrt zum Hof meiner Eltern, aber ich bin nun einmal anders als die Leute, die dort leben. Und dann hat Damian mir geschrieben. Er verlangte zu wissen, was mich dazu gebracht habe, meinen Eid zu brechen. Das ist über ein Jahr her. Er klang sehr gewichtig, du kennst ihn ja."
Das Gespräch mit Damian ließ er noch einmal geistig Revue passieren. Der Hohepriester hatte viele Fragen gehabt, und er hatte sich geduldig die gesamte Geschichte angehört.
"Ich will es kurz machen. Er zeigte Verständnis, und er versprach mir, dass die Tempel Alamars mir wieder offen stehen würden. Nun, und dann bot er mir an, mit ihm zu reisen, um herauszufinden, was mein Weg nun bringen würde. Ein Mensch wird durch seine Vergangenheit definiert. Und ich war die letzten fünf Jahre meines Lebens ein Knappe. Warum also all das wegwerfen? Vor wenigen Wochen hab ich Damian darum gebeten, bei seinem Vater, dem Grafen von Voranenburg, für mich zu sprechen. An diesem Hofe hier möchte ich zum Ritter geschlagen werden, und wenn die Götter es auch so wollen, dann - werde ich bald Ritter."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 13:45
"Du wirst Alamarritter?"
Anders schaute Vanion mit großen Augen an. Offensichtlich hatte sie entweder nicht ganz zugehört oder etwas nicht richtig verstanden. "Unglaublich. Dann hast du es ja endlich geschafft. Das freut mich. Wann ist es denn soweit? Wehe du läds mich nicht ein. Gibt es ein Turnier? Eigentlich will ich ja nicht das du nach deinem Ritterschlag dir direkt den Schädel einhauen lässt aber so wird das doch gefeiert oder? Ich hab auf La Follye ein paar Bilder gesehen. Von Lorainney Vater."
Anders schob den Teller ein bisschen von sich. "Aber wie kannst du Ritter von Alamar werden wenn du Roquefort bist?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 13:57
"Es hat nichts mit Alamar zu tun. Also, nicht direkt. Ich werde einfach ein Ritter am Hofe von Voranenburg. Einen Ministerialritter nennt man das. Ich habe kein Ritterlehen, aber der Graf ist mein Lehnsherr."

So viele Fragen auf einmal. Vanion mühte sich, diesem Schwall etwas Ordnung beizubringen.

"Also, eines nach dem anderen. Ich weiß nicht, wann ich zum Ritter geschlagen werde. Erstmal muss das 'ob' ja geklärt werden. Das geschieht in zwei Tagen, dann werde ich hoch zu der alten Burg reiten und vorstellig werden. Vielleicht empfängt der Graf mich sogar selbst. Damian hat mir zugesagt, dass er mit seinem Vater sprechen würde. Er sagte mir, dass er diesen Plan schon länger gehabt habe, noch bevor ich überhaupt auf ihn zugekommen bin. Sie möchten mich Gorix zur Seite stellen. Er wird Baron - der Titel steht ihm als Erbe des Hauses Feuerklinge zu. Und er ist unerfahren, was Politik angeht. Ich jedoch weiß jede Menge über die Dinge, die zumindest in Caldrien geschehen. Über die Marnois, Blanchefleurs, und so weiter."

Wie konnte er Anders klarmachen, was hier geschah?

"Weißt du - ich habe meinen Idealismus ein Stück weit verloren. Mir ist klar geworden, dass Rittertum nicht bedeutet, den Drachen zu jagen und die Jungfrau zu retten. Von Stand zu sein bedeutet, sich auf ein Spiel einzulassen, das viel größer ist als das tägliche Leben. Dieses Spiel möchte ich mitspielen, um etwas zum Guten zu wenden in Engonien. Um den Frieden, den wir haben, zu bewahren. Damian verfolgt, denke ich, dasselbe Ziel. Er spricht stets von Engonien und auch, wenn er genau weiß, dass das alte Engonien nicht mehr existiert, so treibt ihn doch die Idee eines geeinten Landes um. Und mich auch. Wenn ich erst Ritter bin, kann ich mich um ein geeintes Engonien wirklich bemühen. Mein Wort wird Gewicht haben, nicht nur im Kreise meiner Freunde, sondern auch bei größeren Dingen. Das ist der Grund, warum ich nach dem greife, was mir zusteht. Das ist der Grund, warum ich Ritter werden möchte."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 14:11
"Gorix wird WAS?"
Einige Köpfe drehten sich beim Ausruf der Kenderin überrascht um, was diese nicht mitbekam. Sie schaute lieber Vanion entgeistert an als wäre das seine Idee gewesen. "Warum beim schillernden Kristallskorpion will er das ?" Sie versuchte sich Gorix in edlen Gewändern und auf einem Gut vorzustellen. Mit Dienern.... Ein Lachen kitzelte sie im Bauch und sie schüttelte grinsend den Kopf. "Es würde mich nicht wundern wenn das eine verlorene Wette ist. Pffff... Na der wird noch merken wo ihm die Düne steht. Hihihi." Leise vor sich hinglucksend lümmelte sie sich tiefer auf den Stuhl. Dann dachte sie über den Rest nach.
"Ich weiß nicht ob Engonien geeint ist oder nicht. Mir kam es nie wirklich getrennt vor, aber ich bin wohl einfach noch nicht lange genug hier. Und Politik ... Naja."
Wenn man bedachte das sie bis eben noch gedacht hatte das Alamer Damians Vater war ... Jetzt wo sie eines besseren belehrt worden war fiel ihr der Fehler in diesem Denkmuster auf. Dann Wäre Damian wie Equiel gewesen. Also von der Art. Aber so gut kannte sie ihn auch wieder nicht das sie von seinen Eltern wissen müsste. Eigentlich kannte sie ihn kaum.
"Ich weiß zwar nicht wie genau du und Damian das anstellen wollt, aber ich wünsche euch auf jeden Fall viel Glück. Ich fürchte da kann ich leider nicht viel bei helfen. Sollte das doch der Fall sein weißt du wie du mich erreichen kannst. Sie streckte sich und wuschelte sich dann durch die Haare.
"Vanion der Ritter... Ritter Vanion." Sie grinste breit. "Passt zu dir."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 14:20
"Na, geeint ist Engonien kaum. Soweit ich weiß, beansprucht Loenna von Donnerheim nach wie vor den Titel der Imperatorin für sich. Und dann gibt es da noch die Vorfälle in Hanekamp. Dort regen sich fanatische Alamariten. Die Inquisition nennt man sie, du hast bestimmt schon davon gehört. Sie haben Angst vor Magie und verachten sie, und diejenigen von ihnen, die höhergestellt sind, nutzen diese Angst, um Macht zu erlangen. Gib also Acht, wenn du nach Süden reisen solltest. In Hanekamp, und vor allem um Barebury herum, sind sie am Stärksten. Der Fürst von Hanekamp sollte eigentlich etwas gegen sie unternehmen, aber er sitzt nur herum. Ich hab munkeln hören, dass er sie sogar unterstützt, aber ich weiß nicht, wieviel davon Gerede ist."

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schob den leeren Teller von sich.

"Engonien hat Frieden, aber die Zeiten, in denen der Senat herrschte, sind lange vorbei. Und die neun Reiche beäugen sich misstrauisch. Friede ist nichts, was uns geschenkt wird. Wir haben ihn mit Krieg erkauft, und das möchte ich nicht nochmal tun. Da arbeite ich lieber daran, den Frieden auf andere Weise zu erhalten. Menschen müssen miteinander reden. Und wenn besonnene Menschen so etwas tun, dann kann man Krieg meist vermeiden."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 14:30
Es folgte ein septischer Blick. "Hm... Bisher habe ich Menschen immer so erlebt das sie sich lieber hauen als zu reden. Aber vielleicht müssen es auch die richtigen sein."
Sie sah sich im Schankraum um. "Inquisition... Hm ja ich erinnere mich. Maugrim und ich sind denen vor einiger Zeit über den Weg gelaufen. Das war Kurz vor der Sache mit Balerian. Aber sonst hab ich nichts von ihr mitbekommen."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 15:03
"Halt dich von ihnen fern. Wenn sie deine Ohren sehen, reicht ihnen der kleinste Vorwand, um schlimme Dinge zu tun."

Vanion wusste, dass er Anders damit nicht von Dummheiten abhalten würde, aber er war lange genug mit ihr unterwegs, um genauso zu wissen, dass sie schon damit fertig werden würde.

"Sie haben Svenja und Kydora eine Sonne auf die Stirn gebrannt. Sie jagen Hexen und verbrennen sie, egal, ob es wirklich Szivarshexen sind oder nicht. Ein Inquisitor namens Kelos hat sich in internen Machtkämpfen durchgesetzt. Er scheint gemäßigter zu sein. Aber das heißt nicht, dass er nicht fähig zu Verbrechen ist. Er war es, der Kydora und Svenja brandmarkte. Du siehst, das Übel in der Welt hört nicht auf."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 16:26
"Und das sagst du mir.", meinte Anders mit einem schleifen Lächeln. "Wäre nicht das erste Mal das ich das Brandeisen zu spüren bekomme. Aber das ist wirklich ein Guter Grund aufzupassen. Ich denke wenn ich mich Monate Lang vor Roquefort verstecken konnte werde ich das auch da schaffen. Ich hab sowieso nichts mit der Inquisition zu schaffen und so lange sie auf ihrem Acker bleiben werd ich sie sicher nicht herausfordern."

Das hatte die Kenderin wirklich nicht vor. Sie hatte mitbekommen das einige ihrer magischen Freunde Probleme mit der Inquisition hatten, aber bisher hatte man sie nicht nach Hilfe gefragt.

"Ich werd mir den Namen Kelos auf jeden Fall merken und mich mal umhören. Vielleicht kriege ich ja irgendwelches Geflüster mit."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 16:52
"Aber sei vorsichtig, wenn du das tust. Mir selbst ist's nicht gelungen, etwas herauszufinden. In Ahrnburg hab ich keine Freunde, nicht einmal aus alten Zeiten. Ich kenne noch einige zwielichtige Gestalten von meinen Reisen mit Marius - aber bin ich erst Ritter, werd ich die nicht mehr aufsuchen können."

Misstrauisch sah Vanion sich im Schankraum um, dann beugte er sich vor.

"Versteck bloß deine Ohren, wenn du dich umhörst. Damian ist ein erklärter Feind der Inquisition, und ich halte Voranenburg für sicher. Aber man weiß nie, wer grade zuhört. Gib einfach auf dich Acht, in Ordnung?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 07. Dez 16, 17:23
Anders verdrehte die Augen. Vanion schien regelmäßig zu vergessen aus welchem Rattenloch sie damals gekrochen war um überhaupt erst einen ungewissen Weg einzuschlagen, der glücklicherweise in Engonien geendet war.
"Ich kann schon auf mich aufpassen. Sonst wäre ich wohl kaum so alt geworden.", meinte sie beschwichtigend und klopfte ihm auf den Arm. "Und nein ich werde nicht den Rest meines Lebens mit verdeckten Ohren herzulaufen nur weil ich mit dir oder Gorix oder Stella befreundet bin. Ich habe keinen Grund mich meiner Rasse zu schämen und wenn Menschen mir etwas anhängen wollen werden sie das tun, egal ob meine Ohren Spitz oder grün sind. Dann kann ich sie mir auch ganz abschneiden."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Dez 16, 17:37
"Da hast du Recht."

Irgendwie war Vanion stolz auf Anders. Er hatte sie immer als seine kleine Schwester gesehen und dieses Bedürfnis gehabt, sie zu beschützen. Aber er bemerkte einmal mehr, dass er das nicht musste. Dass er das vermutlich auch gar nicht mehr konnte.

"Wenn's nach mir geht, kannst du mit deinen spitzen Ohren für die Königin tanzen. Ich meine ja nur, dass du deine Ohren verbergen solltest, wenn du dich in Ahrnburg oder Hanekamp umhören solltest. Ein gut gemeinter Rat, mehr nicht."

Er lächelte der Kenderin zu, dann stand er auf und bezahlte das Abendessen.

"Bleibt du über Nacht, oder gehst du heute Abend noch fort?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Anders am 04. Feb 17, 22:28
"Ich reise nicht über Nacht." Anders lehnte sich zurück. "Von daher werd ich mir hier irgendwo einen Schlafplatz suchen."
Sie streckte sich und sah sich noch einmal um. "Ich werde schon auf mich aufpassen. Aber in nächster Zeit werde ich nicht aus La Follye wegkommen. Wahrscheinlich erst wieder nach em Winter. Von daher musst du dir keine Sorgen machen. Aber jetzt lass uns über was anderes reden.

Die Kenderin und der angehende Ritter verbrachten den Abend noch in angenehmer Unterhaltung ehe sie am nächsten tag getrennter Wege gingen.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 27. Sep 17, 10:40
Spätsommer 266 n.J.

Vor ihnen lag einer der vielen niedrigen, sanft geschwungenen Hügel, die für das südliche Caldrien so markant waren. Vanion reiste gerne durch diese Gegend. Mit dem Kennerblick des Bauern hatte er früh den fruchtbaren Boden hier erkannt, und die breiten, langsam dahinfließenden Flüsse waren gut nutzbar zu machen. Wassermühlen fand man hier immer wieder, und insgesamt merkte man den gräflichen Ländereien an, dass der Krieg sie weitestgehend verschont hatte. Hier war kein Salz auf die Felder gestreut worden, kein Feuer hatte hier die Wälder berührt, und die Mauern der Voranenburg selbst waren nicht vom Blut ganz rot gefärbt worden.

Und die Mauern der Voranenburg waren es, die Esta und Vanion erblickten, als sie die Hügelkuppe erreichten. Sie sahen hinab in eine weite Senke, in deren Zentrum sich ein weiterer Hügel erhob, auf dem das trutzige Gemäuer thronte. Der alte Bergfried war zu erkennen, aber auch die neueren Gebäude, die ihn umgaben, und die erst später dazu gekommen waren. Um die Burgmauer herum schmiegten sich die Häuser und Hütten der Stadt aneinander. Die vielen Dächer ließen verwinkelte Gassen erahnen, die sich plötzlich zu weiten Marktplätzen weiteten. Das grün-goldene Banner mit der silbernen Waage darauf flatterte stolz in den blauen Himmel hinein, und auf der großen Straße, die zu einem der Haupttore der Stadt führte, herrschte reger Verkehr: Reisende zu Fuß und zu Pferd, einige Karren, und sogar eine große Kutsche war zu erkennen.

Mit einem frohen Lächeln auf den Lippen drehte sich der Schwanenritter zu Esta um. "Nun? Habe ich zuviel versprochen?"
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Esta am 27. Sep 17, 11:28
Schon die ganze Reise über war Estas Blick immer und immer wieder über die Landschaft gewandert und sie sog die Bilder von florierendem Leben, die sich ihr boten, regelrecht ein. Es war tatsächlich ganz anders als in Tangara, obwohl die beiden Gegenden, Caldrien und Tangara, quasi nebeneinander lagen.
Während der Reise war sie recht nervös gewesen; etwas, bei dem sie sich lediglich in der Nähe von Alamarsdienern besondere Mühe gegeben hatte, es zu verbergen. So nahe an den Ländereien Ahrnburgs zu sein war ihr wirklich nicht geheuer gewesen. Erst als Vanion begann, die Umgebung als Ländereien Voranenburgs zu preisen, entspannte sie sich und sie konnte die Reise endlich wirklich genießen.
Oben auf dem Hügel angekommen, ließ die junge Händlerin und Magierin ihre Augen über das lebhafte Treiben gleiten und konnte es kaumerwarten, in all das Leben eintauchen zu können.

Auch Vanion schien sich sichtlich zu erholen und sein Lächeln angesichts seiner neuen Heimat ließ Esta ebenfalls freudig auflachen. Es ging ihm besser. Was für eine Erleichterung.

„Schon etwas. Ich meine, angesichts deiner Beschreibung habe ich eine Stadt soweit das Auge reicht erwartet. Das hier ist dann doch schon etwas...unterwältigend.“
Kurz stutzte sie und runzelte grübelnd die Stirn. Sie ließ den ironischen Ton fallen und sah Vanion fragend an: „Eh...Gibt es das Wort? Unterwältigend? Egal, nein, jetzt im Ernst, es ist wunderschön hier. Ich fange an zu verstehen, warum du es hier so magst. Mal davon abgesehen, dass du hier als Ritter dienen darfst.“
Den letzten Satz verzierte sie mit einem Zwinkern in Richtung des vertrauten Chevliers neben ihr.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 27. Sep 17, 11:48
"Das habe ich nicht zuletzt Damian zu verdanken. Er hat Fürsprache für mich bei seinem Vater, dem Grafen Heinrich, geleistet, und ich bin sein geschworener Mann. Es gibt noch weitere Ministerialritter am Grafenhof. Nicht viele, lass es zehn oder elf sein, aber allesamt sind sie Männer von Ehre!"

Während die beiden langsam den Hügel herunter kamen und sich weiter in Richtung der Stadttore bewegten, erzählte Vanion Esta ein wenig mehr über die Stadt, und auch über das Grafengeschlecht. "Nicht nur Graf Heinricht trägt Ritterwürden, sondern auch seine Frau. Und die Grafentochter Irmgard hat sich dem Tiorsorden angeschlossen." Irgendwann fiel ihm auf, dass er selbst gar nicht soviel über Voranenburg wusste, wie er es gern gewusst hätte.
"Ich muss Damian einmal darum bitten, mir etwas über die Geschichte dieser Stadt zu erzählen."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Esta am 27. Sep 17, 12:19
„Da ist aber jemand stolz.“
Ein leises Schmunzeln kam von ihr.
„Du hast wirklich Glück gehabt.“
Sie hörte Vanion aufmerksam zu, während sie beim Gehen immer wieder die Träger ihrer vielen Taschen richtete und die nahenden Tore betrachtete.
„Frauen in der Ritterwürde. Das ist selten. Und dann noch die Tochter in den Diensten Tiors. Klingt nach einer recht wehrhaften Familie.“
Sanft legte sie Vanion beim Gehen eine Hand auf die Schulter.
„Und wenn Damian dir ein wenig erzählt hat, werde ich es lieben gerne hören wollen. Aber erst mal  erholst du dich noch komplett...und kommst heile von Pyria und allem was dafolgen mag zurück.“ Ein leichtes Grinsen zog sich über ihre Lippen.
„Jede Stadt spricht für sich, wenn man sich in ihr bewegt. Auch deine hier wird es. Mehr erzählen kann man später immer noch.“
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 27. Sep 17, 14:38
"Da hast du auch wieder Recht."
Esta war immer noch so vernünftig wie früher, fand er. Diese altklugen Sprüche kannte er.
"Für Erholung ist wenig Zeit, fürchte ich. Ich hoffe, ich kann die Angelegenheiten in Pyria schnell genug zu Ende bringen, um zu Hochwohlgeboren stoßen zu können. Die Baronin reist zum Arden, und wenn ich die Tage richtig rechne, so besteht wohl kaum eine Chance, dass ich ihr dort beistehen kann. Es ist niemals gut, an des Täuschers Haustüre zu klopfen."

Die Miene des Ritters verfinsterte sich, als er voller Sorgen an die kommenden Tage dachte. Aber das fröhliche Treiben am Tor brachte ihn wieder auf andere Gedanken, und nachdem die Wachen sie durchgelassen hatten, sagte er:
"Deine Fürsorge hat gut getan, Esta. Die Glut schwelt noch, aber das Feuer ist nicht mehr aufgelodert - und wird es wohl auch nicht tun. Lavinia hat mir geholfen, und sie hat durch dich gehandelt."
Er legte die Hand auf die Kirschblüten, die sein Wappen zierten.
"Lavinia Tutulina hat mich beschützt, so wie ich in ihrem Namen mich darum mühe, andere zu schützen. Sie gibt mir Kraft in dunklen Stunden, und sie verzeiht die größte Sünde, wenn man sie nur offen und ehrlich bereut."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Esta am 27. Sep 17, 15:16
„Lavinia handelt durch uns alle. Auf mehr als nur eine Art. Das habe ich schon oft gesagt bekommen und ich habe wirklich das Gefühl, dass es nicht nur eine leere Floskel ist.“

Kaum waren sie durch das Tor getreten, wandelte sich das ruhige Gebahren Estas ein wenig. Jede Straße und Gasse wurde neugierig beäugt, auch wenn sie sich mühte, nicht zu sehr aufzufallen und damit ihre Begleitung zu blamieren. Sie sah sich Leute und Lebensumgebung an und versuchte in ihrem Kopf Schlüsse auf ihre Eigenarten zu ziehen.
Vanion war ihr dabei ein zuverlässiger Orientierungspunkt, der relativ zielstrebig die Burg an sich anstrebte und sie so von der Wegfindung befreite.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 28. Sep 17, 20:00
"Ehrlich gesagt, jede Gasse hier kenne ich auch noch nicht. Später werde ich zur Burg hinaufreiten. Ich will dem Graf von den Ereignissen in Tailon Orikos berichten, und wenn Seine Gnaden keine Zeit für mich hat, so will ich zumindest einen seiner Getreuen informieren. Zu dieser Stunde aber ist er wohl beschäftigt, also haben wir noch etwas Zeit."

Esta fielen bald mehr und mehr Unterschiede zu dem, was sie aus Tangara kannte, auf. Die Menschen hier waren gewiss ebenso geschäftig wie im Süden, und so wie dort mühte sich auch hier ein jeder Handelsmann, das beste Geschäft abzuschließen - aber es geschah ein wenig ruhiger. Weniger dramatisch, mit weniger Händefuchteln und ein wenig gesetzter. Hier und da schnappten die beiden Gesprächsfetzen auf, über die Hochzeit des Flamen Magnus mit der Amabilis Leonie, die vor einigen Wochen stattgefunden hatte, und die Anlass zu großen Feierlichkeiten gewesen war - aber ebenso munkelte man von Streitigkeiten mit dem Herzog, erzählte Geschichten über die Untaten der Inquisition.

Voranenburg war nicht in Aufruhr, keinesfalls - und vielleicht kam es Vanion auch nur so vor, weil er selbst noch nicht so ganz auf der Höhe war, aber etwas Seltsames lag in der Luft.
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Esta am 30. Sep 17, 14:19
„Irgendwie sind die Leute imNorden immer viel ruhiger. Und je weiter man in den Süden geht, desto lauter werden sie.“ Esta schmunzelte leise und sah zu Vanion hinüber. „In einigen Wüstenländern brüllen sich die Markschreier die Seele aus dem Leib und man hört sein eigenes Wort nicht mehr.“
Auch sie horchte bei dem einen oder anderen Gespräch auf und schüttelte immer wieder leicht besorgt den Kopf. Viele der Geschichten gefielen ihr allemal nicht.
Sie senkte ihre Stimme etwas, als sie ihren Begleiter ansprach: „Wie weit ist hier eigentlich die Alamarinquisition unterwegs? Ich mag nicht unerwartet in diese Leute hineinstolpern.“
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Vanion am 04. Okt 17, 12:35
"Hier in Voranenburg wirst du wohl kaum Inquisitoren begegnen."
Vanion schmunzelte.
"Damian ist ein erbitterter Gegner dieser Fanatiker, und kaum einer ihrer Anhänger würde dem Flamen Magnus eine Träne nachweinen, würde ihm etwas ... zustoßen. Hier, am Stammsitz seiner Familie, hat Kelos keine Macht."
Diese Worte schienen Esta nicht gerade zu überzeugen. Das kannte Vanion noch von früher: sie hatte stets gezweifelt, und es war immer schwer gewesen, sie von etwas zu überzeugen.
"In Ahrnburg und Barebury sind sie stark."
Titel: Antw:Voranenburg, 266 n.J.
Beitrag von: Esta am 08. Okt 17, 12:24
Und tatsächlich wich diese kleine Sorgenfalte zwischen Estas Augenbrauche auch nach seiner Versicherung nicht vollkommen.
„Damian und seine Familie mögen dem vielleicht entgegenstehen...aber man sollte nicht vergessen, dass einen Rang über ihm ein Unterstützer der Inquisition steht.“
Sie ruckte leicht unwillig mit dem Kopf.
„Naja, eher sollte ich selber das nicht vergessen.“
Ein schiefes Lächeln zog sich über ihre Lippen.
„Du solltest ja eher weniger Probleme mit ihnen bekommen.“
Sie blickte sich in den Straßen um. Das Thema verleugnen war sinnlos, aber man musste auch nicht ewig darauf herumreiten. Das sorgte nur für Verfolgungswahn. Also war ein Themenwechsel angebracht.
„Wo kann man hier gut unterkommen? Kannst du ein Gasthaus empfehlen?“
Titel: Voranenburg, früh im Jahre 269 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Feb 19, 19:32
Die Ritter des Grafen hatten eine Zimmerflucht auf der Burg, und je nachdem, welcher von den Ministerialen grade bei Hofe war, waren sie voller oder leerer. Es war eine Tradition, dass die Anwesenden Herren mit ihren Schilden die Wände der Halle zierten, und so schaute der Schwan nun herab. Auch drei weitere bunte Wappen hingen, doch nicht jenes des Herrn von Mühlenbruch.

Der neue Wappenschild und die Reisen hatten Vanion einen großen Teil seiner Barschaft gekostet, und dass er seinen Beutel nun durch die Rente des Grafen aufpolieren konnte, hatte ihn erleichtert.

Natürlich hatte der Ritter umfassend berichtet, hatte den Briefen, die von La Follye gekommen waren, einige Worte hinzugefügt. Man wusste um das innige Verhältnis, dass er zu Lorainne gepflegt hatte, und obgleich er sich selbst nicht schonte, merkte er doch, dass man ihm eine gewisse Pflege angedeihen ließ.

Der Graf Heinrich war in Sorge um seinen Baron, erwartete aber keine Lösung von Vanion. Dennoch hatte der Ritter jede Hilfe versichert, die er geben konnte.

Er hatte sich einen Tag Ruhe erhofft, vielleicht sogar zwei kostbare Tage, nachdem er aus Lodrien zurückgekehrt war. Gorix lag noch immer auf der Löwenburg, und Svenja benötigte jede Hilfe, die sie bekommen konnte. Dennoch merkte Vanion, welchen Tribut die Trauer und die Reisen ihm abverlangten. Arienne war ihm Stütze, wo sie konnte, und er mühte sich jeden Tag, ihr die ritterlichen Tugenden näher zu bringen, und wenn die Reise es erlaubt hatte, hatten sie mit Stöcken aufeinander eingeschlagen. Kein Ersatz für einen ordentlichen Übungskampf, aber so blieben sie beide zumindest halbwegs in Form.

Am Morgen nach dem Tag, als sie in Voranenburg angekommen waren, erwartete ihn ein Brief. Mehr schlechte Neuigkeiten vermutend, zögerte er einen Moment, doch dann brach er das Siegel und las die Worte.

Noch am selben Tag verließ ein Bote auf schnellem Pferd die Stadt, und einen Tag später brachen auch Vanion und Arienne auf.