Forum des Engonien e.V.
Der Städtebund von Tangara => Hier und dort in Tangara => Thema gestartet von: Vanion am 16. Apr 20, 11:00
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Die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln im Westen. Sie war noch schwach, doch sie tauchte die lichten Wälder, geschwungenen Hügel und weiten Felder Tangaras in ein wundervolles, goldenes Licht. Das ungleiche Paar konnte weit in die Ebenen hineinsehen, und Faun wie Ritter gönnten sich ein paar Minuten, um schweigend den Anblick zu genießen.
Dann setzten sie sich wieder in Bewegung. Vor ihnen tat sich eine kleine Mulde auf, die gepflasterte Straße führte direkt dort hin. Inmitten der Mulde stand ein kleines Gehöft: Drei gute, feste Gebäude, die sich aneinander lehnten und die an drei Seiten einen Innenhof umfassten, in dessen Mitte sich ein Brunnen aus Stein befand.
“Der Hof meiner Eltern”, sagte Vanion, und ein glückliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Der Ritter wirkte zufrieden. “Ich war seit Jahren nicht mehr hier. Seit meine Eltern bei Lavinia weilen, kümmert sich meine älteste Schwester um den Hof - und ich lebe in Voranenburg.”
Er wirkte nicht traurig, als er diese Worte sprach, aber man merkte ihm an, dass er diesen Ort durchaus vermisste.
Unten angekommen wurden die beiden Reisenden freundlich begrüßt. Man erkannte Vanion wieder, war doch sein Wappen bekannt, und schon bald hatte man sie in die große Küche gebracht, wo das Abendessen aufgebracht wurde. Sie alle stärkten sich, erzählten einander von den Geschehnissen der letzten Jahre, und sie frischten alte Bekanntschaften auf und erneuerten alte Freundschaften. Besonders freute Vanion sich darüber, Vania, seine jüngste Schwester, wieder zu sehen. Sie war erstaunlich groß geworden, fand er, während sie ihren Bruder gar nicht so spannend fand, sondern sich schnell mit Achatanias Hörnern beschäftigte. Je später der Abend wurde, desto mehr Leute zogen sich zurück. Am Ende blieb nur eine kleine Runde zurück - zwei von Vanions Schwestern, er selbst, und Achatania. Achatania sprach nicht viel an diesem Abend, aber was sie sagte, klang lustig. Hin und wieder wirkte sie abwesend, als dächte sie an ihre eigene Familie. Irgendwann begann das, was auf dem Hof der Bachlaufs eine liebgewonnene Tradition geworden war: Immer abwechselnd erzählte jemand entweder eine Geschichte oder sang ein Lied, und die anderen stimmten ein, so gut sie konnten.
Doch selbst der schönste Abend musste irgendwann einmal sein Ende finden. So auch dieser. Es mochte schon in den frühen Morgenstunden sein, als Maren, die älteste Schwester, ihren Kopf auf Vanions Schulter legte und friedlich einschlummerte, was die Runde endlich zum Anlass nahm, die gut gepflegten Gästezimmer aufzusuchen, die man hier hatte.
Am nächsten Morgen setzten Faun und Ritter ihre Reise fort - und beide wirkten unbeschwerter, als sie es in den Wochen vorher getan hatten.