Forum des Engonien e.V.

Die Gebiete in Caldrien => Das Fürstentum Middenfelz => Thema gestartet von: Jelena am 23. Aug 10, 18:43

Titel: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 23. Aug 10, 18:43
Die Geräusche des Lagers um sie herum drangen gedämpft durch die Plane an das Lager, welches ihr auf dem einfachen Planwagen bereitet worden war.
Wo der Wagen mitten in der Nacht auf einmal aufgetaucht war, wollte sie eigentlich gar nicht so genau wissen. Es würde einige Zeit dauern, bis Anica mit dem restlichen Pilgerzug zu ihnen traf und sie vermisste sie und ihre restliche Ausrüstung schmerzlich.
Schmerzen!
Schmerz war gar kein Ausdruck, wenn sie an die neu eröffnete Wund in ihrer Flanke dachte. Um ein Haar wäre es zur Katastrophe gekommen und augenblicklich fühlte sie sich, als ob die Herden aller 7 Clans über sie hinweggefegt wären. Aber immerhin fühlte sie was und das hieß doch, das sie am Leben war, oder?
In Anbetracht der Alternativen war das gar kein so schlechter Ausgangspunkt.
Punkt. Eigentlich sollte sie einen Strich unter die ganze Sache ziehen und sich einem neuen Kapitel zuwenden, aber leichter gesagt als getan, wenn sie sogar zu schwach war um eine Schale Tee anständig zu halten.


Jelenas Gedanken kreisten umeinander und jagten sich gegenseitig wie der Hund seinen eigenen Schwanz, während das Fieber noch durch ihren Körper wütete. Sie war zwar erweckbar, aber die Medizin trübte ihre Gedanken und reichte doch nicht aus, um die Schmerzen zu dämpfen, die sie jedes Mal erdulden musste, wenn Luthor die Wunde aufs neue säuberte und verband.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 23. Aug 10, 22:24
Mit einem Eimer, mehreren Tüchern und anderen Gerätschafften kletterte Wydh in den Planwagen und schaute, ob das Fieber ihrer Meisterin immernoch so stark wütete, wie die letzten Stunden.
Zu ihrer Entäuschung war das Fieber sogar noch angestiegen und sie musste dringend etwas stärkeres probieren, als die normalen Wickel, die sie ihrer Meisterin regelmäßig legte.

Nach kurzem Überlegen zog sie den Eimer zu sich, kippte den noch warmen Pfefferminztee hinein, den sie Jelena eigentlich einflößen wollte und verrührte diesen mit dem kalten Wasser.
Dann zog sie ihre Meisterin Stück für Stück aus und wusch sie mit dem Gemisch, in der Hoffnung die Pfefferminze würde Jelena die tobende Wärme aus dem Leib ziehen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 17:56
Jelena schlug die Augen auf und blinzelte etwas in das diffuse Licht, welches durch die Plane über ihr einfiel.
Sie leckte sich über die aufgesprungenen Lippen und versuchte zu lächeln, als sie Wydhs Ohren erkannte.
"Nicht kitzeln..." murmelte sie.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 18:00
In der Zeit seit seiner Rückkehr zu Jelena, war Wassilij immer wärmer geworden. Er hatte begonnen sich in der Gemeinschaft von Jelenas Lehrlingen und Freunden wohl zu fühlen. Seit ihrer Notoperation jedoch, hatte er sich zunehmend entfernt. Er holte sich zwar das Essen jedesmal, aß aber nicht mehr in der Gemeinschaft, sondern alleine. Versuche ihn zum Reden zu bringen schlugen fehlt, nicht ein Wort hatte er seit dem Abend gesprochen. Seine beherrschte Art, war einer Aura des Zornes gewichen, welche niemand zudurchdringen vermochte schien es.

Gelegentlich erschien es jenen, die ihn länger beobachteten, als ob er nur nach einem Ventil suchte um seine Wut hinaus zu lassen.

Das einzige, was er regelmäßig machte war einen Blick nach Jelena zu werfen. Selbst sein allmorgentliches training zeugte von kochenden Emotionen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 24. Aug 10, 19:58
Ein lächeln spielte sich um Wydhs Lippen, als Jelena sie erkannte.
In dem Wissen, das ihre Meisterin sich eh nicht wehren könnte, strich sie ihr sanft übers Haar.
Dann fuhr sie mit ihrer Arbeit weiter fort, wobei sie diesmal etwas mehr Durck ausübte.
Währenddessen erzählte sie ihrer Meisterin mehr oder weniger interessante Neuigkeiten über Wassilijs geistige Abwesenheit, Svenjas Bogenschießkünste oder gar Temris versuch im dunklen Wald Heilkräuter zu finden, um sie länger bei Bewusstsein zu halten.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 20:36
Jelena runzelte die Stirn, als Wydh von Wassilji erzählte:
"Was ist mit meinem Schatten?"
fragte sie müde.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 24. Aug 10, 20:45
"Naja er redet nicht, hält sich von allen fern und isst nicht einmal bei uns. Er ist wie ausgewechselt...
Jelena, ich glaube er macht sich große Sorgen um Euch."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 21:08
"Ich glaube eher, das er ziemlich wütend auf mich ist und ich kann es ihm nicht wirklich verübeln, Wydh, es war ziemlich knapp..."
Sie lehnte sich zurück und versuchte ihren schmerzenden Körper zu entspannen.
"Schickst du ihn mir gleich rein? Ich muss mit ihm reden."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Alvias am 24. Aug 10, 21:09
Alvias ward in den Tagen seit Jelenas Operation stiller geworden. Er verbringt viel Zeit damit die vorhandenen Bücher zu studieren, Kräuter zu sammeln und die Medizin der Meisterin anzufertigen. Er ist zwar schon etwas in der Alchemie bewandert, aber noch alnge nicht so weit ein Rezept mal eben so aus den Ärmeln zu schütteln. So liegt sein Hauptaugenmerk nun darauf das Rezept für die Medizin zu verfeinern. Das Rezept, dass er während der Operation genutzt hat, war improvisiert und aus dem Bauch heraus hergestellt. Bisher scheint er ja den richtigen Weg zu gehen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 24. Aug 10, 21:21
"Weil Ihr euch nie eine Pause gönnt?"fragte sie ohne wirklich nachzudenken und schämte sich prompt für diese unangebrachte Frage.
"Ich ähm... werde ich ihn gleich suchen.." sagte sie leise.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 21:34
Wassilij war nicht weit von Jelenas Lager entfernt mit seinem Training beschäftigt. Seit gut einer Stunde trainierte er bereits ohne Pause in der Sonne. Zwischenzeitlich trank er lediglich einwenig während der Schweiß über seine Stirn rann  und er immer wieder verschiedene Schlag- und Tritttechniken an einem Baum übte. Seinem Gesichtsausdruck nach, war er Geistig irgendwo anders und seine Schläge und tritte kamen mehr aus Reflex denn aus Konzentration, was gar nicht seinem sonstigen training entsprach.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 21:37
Jelena öffnete den Mund und schloss ihn wieder, was sollte sie nur auf so etwas antworten?
Stattdessen tätschelte sie Wydhs Hand dankbar und schloss die Augen wieder, um sich auszuruhen, bis Wassilji kam.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 24. Aug 10, 21:47
Überrascht von Jelenas Reaktion drehte sie sich um und krabbelte aus dem Wagen heraus.
Dann hielt sie ausschau nach Wassilij, der ganz in der nähe trainierte und ging auf ihn zu.
"Wassilij, Jelena will dich sehen." sagte sie knapp, drehte sich wieder herum und ging dann in Richtung der Waschwanne in der sie nun die dreckigen Verbände reinigen wollte.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 21:49
Wydh's Worte schienen Wassilij aus seinen Gedanken zu reissen, Stumm drehte er sich um, nickte Wydh kurz zu und betrat kurz darauf den Wagen. Er kniete neben Jelena wieder sah sie mit einem kalten und steinernen Blick an und sagte: "ihr wolltet mich Sprechen?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 21:50
Die Heilerin brauchte einen Augenblick um wieder wach zu werden und lächelte ihrem treuen Schatten dann müde zu:
"So viel Wut, Wassilji?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 21:56
"Wut?" Wassilij schaute ihr tief in die Augen, er wusste, das sie durch ihn hindurchsehen konnte. Verdammt! Ausgerechnet jetzt, wo es ihr ohnehin schon schlecht ging. Aber sie würde nicht locker lassen... "Ja, Jelena, Wut! Ich habe versagt und es hat euch beinahe das Leben gekostet! Ihr wisst wem ich das Versprechengab euch zu Schützen und wieviel mir das bedeutet. Ohne zu zögern würde ich mein Leben für das Eure geben und doch war ich bereits zwei mal nicht in der Lage Euch zu schützen. Offensichtlich war meine Jahrelange ausbildung umsonst oder aber ich bin nicht in der Lage sie defensiv und zu Eurem Schutze zu verwenden. Jelena, ich habe versagt! Verzeiht mir!"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 22:05
Jelena schüttelte müde den Kopf, sie hatte befürchtet, dass Wassilji so denken würde.
"Sjeno moja, du kannst nicht überall sein! Wir sind im Krieg und im Krieg kann man verletzt werden. Du kannst mich auf einem Schlachtfeld nicht rundum beschützen, das funktioniert einfach nicht..."
Jelena nahm sein Gesicht in die Hand und zum ersten Mal, seit Wassilji die Heilerin kannte, waren ihre Hände nicht kühl, sondern heiß und schwitzig.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 22:16
Wassilij hob seine Hände um die der Heilerin in seine zu nehmen. "Jelena, ich habe es Sergeij versprochen!" Langsam schüttelte er den Kopf. Wofür all die Jahre? Wenn er sich jetzt nicht beherrschen konnte? Wofür all die Meditaionsstunden wenn er jetzt keine Kontrolle über sich erlangen konnte? Wassilij schloss die Augen und atmete tief durch. Jelena konnte durch ihre gemeinsamen Meditationsstunden spüren, wie seine mentale Kraft wieder stieg. "Vermutlich habt ihr Recht! Schließlich ist es für mich das erste mal das ich auf dem Schlachtfeld kämpfe. Jedenfalls habt ihr es nicht verdient meine schlechte Laune zu ertragen, ebenso wie eure Welpen, wie ihr sie stets zu nennen Pflegt. Könnt ihr einem jungen Narren verzeihen?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Aug 10, 22:26
"Es gibt nichts zu verzeihen, Wassilji. Die Liebe macht aus uns allen Narren..."
murmelte Jelena schläfrig und driftete wieder ins Reich der Träume, jedoch ohne seine Hand loszulassen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 24. Aug 10, 22:29
Wassilij ließ Jelena schlafen und hielt weiter ihre Hand. Er hatte etwas zum Nachdenken bekommen. Schweigend verharrte er noch einige Stunden neben Jelena und wachte über ihren Schlaf, tief in Gedanken versunken.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 25. Aug 10, 21:30
Als Jelena wieder aufwachte, erschien sie etwas frischer und ausgeruhter.
Etwas verwirrt blickte sie zu Wassilji auf:
"Bin ich eingeschlafen? Bist du noch oder schon wieder hier?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 25. Aug 10, 21:37
Wassilij lächelte sanft "Ihr seid eingeschlafen, Jelena! Und ich habe die ganze Zeit über meine Schwester gewacht!" Damit reckte er sich kurz ein wenig und drehte sich leicht zur Seite"Ich habe ein wenig Tee kommen lassen, allerdings ist er jetzt wohl kalt geworden. Trinkt!" Damit hob er einen Becher mit Jelenas Lieblings Tee an ihre Lippen, nachdem er ihren Kopf ebenfalls ein wenig angehoben hatte.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 25. Aug 10, 22:16
Jelena blickte zuerst etwas verwirrt und dann gerührt, antwortete aber nichts darauf, sondern trank durstig den kalten Tee.
Etwas sehnsüchtig blickte sie durch die Öffnung der Plane nach draußen:
"Ich würde sonst was darum geben, mich draußen in den Schatten setzen zu können."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 25. Aug 10, 22:33
Wassilij folgte ihrem Blick "Ich verstehe Euch Jelena, aber ich glaube es wird das Beste sein, wenn wir warten bis Luthor es euch von sich aus gestattet. Jetzt ist die Zeit für Euch gekommen zu ruhen!" Während er sprach füllte er Jelenas Becher erneut mit Tee und half ihr diesen in langsameren Schlucken zu trinken. "Glaubt mir, ihr seid in den besten Händen die ihr hier finden könnt! Aber das wisst ihr ja bereits... Schließlich habt Ihr euren Erben nicht blindlings ausgewählt." Nachdem Jelena fertig getrunken hatte, setzte Wassilij sich bequemer und entspannt neben sie, so das sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Er sah sie direkt an: "Macht solch einen Unsinn nicht noch einmal verstanden?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 10:53
"Unsinn?"
Jelena seufzte und betrachtete den jungen Mann vor sich, der offenbar noch weniger Schlaf bekommen hatte, als sie.
"Hätte ich Alvias sterben lassen sollen, nur damit mir nichts geschieht?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 26. Aug 10, 15:12
Wassilij atmete kurz tief ein und begann:"Jelena,  so habe ich das nicht gemeint. Ihr wisst, das ich jederzeit mein Leben für das Eure geben würde. Ihr würdet es für Eure Welpen und Freunde ebenso tun. Und das ehrt Euch mehr als ihr euch eingestehen wollt, weil es für Euch selbtverständlich ist. Viele mögen über mich Lachen, das ich wegen einem Versprechen so handle auch wenn ich eine andere Kampfesweise gelehrt wurde und bevorzuge. Deswegen achte ich Euer Handeln. Mit Unsinn meinte ich das ihr Eure Wunde ordentlich heilen lassen sollt. Ihr verlangt von Anderen das sie sich ausruhen und ihre Wunden versorgen lassen. Ihr missachtet jedoch Eure eigenen Ratschläge! Fragt wen ihr wollt, ich glaube das sie alle zustimmen werden." Er schüttelte den Kopf und musste grinsen "Jelena, lasst auch andere einmal die Herden lenken."   
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 15:55
Jelena gab lediglich ein unfeines Geräusch von sich und winkte ab.
"Sieh zu, das du ins Bett kommst, Wassilji. Das Fieber wird noch einige Zeit in meinem Körper wüten, ich werde also gar nicht anders können, als mich auszuruhen."
Jelena sah nicht aus, als ob sie das genießen würde.
"Spar deine Kräfte auf, ich sehe, das du nicht auf dich aufgepasst hast. Unsere Reise ist noch nicht zu Ende."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 26. Aug 10, 16:12
Wassilij nickte knapp "Wir beide nehmen uns wohl nicht nicht viel, was mangelnde Schonung betrifft... Und jetzt werde ich Euch verlassen, damit wir beide Ruhen können." Wassilij nickte kurz und verließ den Wagen. Draussen stellte er fest, das es bereits Abend war. Stille war zwar eingekehrt, aber die meisten waren immer noch wach. Leise entfernte Wassilij sich und wusch sich gründlich.

Nachdem er gewaschen war, ging Wassilij stumm zu seiner Lagerstelle nebenJelenas Karren zurück und legte sich dort hin. Schweigend lag er dort halb aufgerichtet und beobachtete noch einen Moment die anderen im Lager.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 22:07
Luthor schlug die Plane des Wagens zurück und schwang sich mit einem ersten Gesicht auf das Fuhrwerk. In seinen Händen, wie seit den letzten Tagen ständig, das in Essigwasser getränkte Tuch. Er ließ sich leise neben ihr nieder, Holz knarrte. Der Blick des angehenden Feldschers ruhte kurz auf ihrem Gesicht, dann auf dem Verband, den er in den letzten Tagen durchgehend erneuert hatte, nachdem er mit einer schmerzhaften Prozedur die Wunde gereinigt hatte.
Endlich fand sein Blick erneut in das Gesicht seiner Meisterin. Er lächelte schwach "Ich fürchte, es ist wieder soweit" meinte er leise und legte das Bündel neben sich, in dem die Sachen zur Reinigung der Wunde aufbewahrt wurden.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 22:16
Jelena sah einfach nur müde aus. Ihre Augen hatten einen resignierten Ausdruck, den sie aber vor ihrem Lehrling zu verbergen suchte. Sie lächelte tapfer und schlug das Laken zurück, um ihn an die Wunde zu lassen.
"Du hast recht. Na komm, je schneller wir damit fertig sind, umso besser..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 22:22
Er nickte. Als er den Beutel öffnete, sah man ihm deutlich an, dass es ihm mehr als unangenehm war, schon wieder die Wunde zu waschen.
Es brannte wie immer, es schmerzte wie immer. Als er die Schwämme zurück in die mit Essigwasser gefüllte Schale legte, zogen sich feine Blut- und Nässefäden durch die Flüssigkeit. Er legte ein mit Kräuterpaste gefülltes Tuch auf die Wunde und verband sie wie gewohnt. Währenddessen redete er nicht sondern konzentrierte sich darauf, so vorsichtig wie möglich zu sein.
Erst als er fertig war und sich die Hände wusch, seufzte er. "Es wird schon besser, auch wenn es sich natürlich nicht so anfühlt ..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 22:32
Jelena hatte sich bemüht so wenig wie möglich zu zucken und zu winden, aber die Schmerzen mussten schlimm sein. Sie krallte die Hände in die Decke, auf der sie lag und starrte an die Decke, während ihr Tränen über das Gesicht liefen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 22:37
Luthor wischte ihr die Haare aus dem Gesicht und die Tränen von den Wangen. "Ihr habt es bald geschafft, und Alvias arbeitet auch Tag und Nacht an dem Trank. Die Kräuter in dem Verband heilen nicht nur, so betäuben auch etwas die Schmerzen" fuhr er leise fort und blieb neben ihr sitzen. "Es sollte gleich etwas nachlassen, so wie ich das verstanden habe" Sein Blick lag undeutbar auf ihrer Wunde, deren Verband nun wieder sauber weiß war.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 22:49
Jelena nahm seine Hand und drückte sie:
"Ich weiß und du hast recht, es ist nicht so schlimm wie beim letzten Mal, es wird definitiv besser." log sie tapfer.
"Ich bin sehr stolz auf dich, Braco. Du hast gestern gute Arbeit geleistet, oder war es vorgestern? Ohne dich hätten wir Sasha verloren..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 22:57
Er erwiderte den Händedruck fest und lächelte müde.
"Danke ... und na ja, immerhin sind wir ein Rudel" zwinkerte er "Ich habe das getan, was du mir beigebracht hast Sestra. Sasha ist eine Kriegerin mit einem mehr als starkem Willen, ich habe nur das wieder zusammengeflickt, was sie sich eingefangen hat um uns zu beschützen. Obwohl 'rausgezogen' passender wär." Er blickte kurz auf ihre Hände. "Die Sache in diesem verda... in dem Ritualkreis war aber wirklich knapp. Für alle." Er schüttelte den Kopf, wie um den Gedanken abzuschütteln "Aber Gorix ist zurück, und wir sind alle noch am Leben" lächelte er.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 23:24
"Mach dich nicht kleiner als du bist, Luthor."
murmelte Jelena müde.
"Krieger sind wichtig, Braco... aber Heiler halten das Rudel zusammen..."
Es war offensichtlich, dass das Fieber wieder stieg, auch wenn die Heilerin dagegen ankämpfte.
"Das Schwert kann nicht sein ohne das Tuch, welches die Wunde bindet... und wir würden es jederzeit wieder tun... für dich, für Sasha, für Gorix... Temris, du musst auf deinen Bruder achten, Luthor..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 23:38
"Auf Temris?" Luthor zog beide Augenbrauen in die Höhe, während er hinter sie langte um an den Eimer zu kommen, in dem kühles Wasser und eine Schale war. Er reichte ihr das Wasser und tränkte ein Tuch, um es ihr auf die Stirn zu legen, nachdem sie getrunken hatte.
"Temris ist das, was er praktiziert: Feuer. Ich kann ihn schlecht auf ein Stöckchen tun und als Funke mit mir rumtragen." Seine Meisterin sprach im Fieber, er sollte nachsichtiger sein "Wir achten aufeinander. Er trägt die Handschrift meiner Nadel auf seiner Haut, und auch ich stehe nicht minder in seiner Schuld, was den Ar... das Leben retten betrifft. Mach dir keine Sorgen."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 26. Aug 10, 23:49
Jelena trank durstig und schien wieder in den Schlaf zu driften, aber als Luthor seine Hand aus ihrer lösen wollte, schlug sie die Augen wieder auf:
"Soviel Zorn in ihm... die Wand aus Eis bröckelt... zu viel Druck lastet auf ihm..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 26. Aug 10, 23:57
Der Lehrling runzelte die Stirn. Als er über Sasha hing und ihre Dolchwunde aufgeschnitten und gereinigt hatte, hatte er immer wieder Wortfetzen von Jelena aufgeschnappt, die bei Temris gekniet und ihm zugeredet hatte. "Lass das meine Sorgen sein, ich kenne Temris, und werde mich darum kümmern soweit ich kann ... obwohl ich es fürchte, seinen Geist und sein Temprament herauszufordern."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 27. Aug 10, 00:06
"Ich werde helfen... bald wieder... soviel Zorn... wer hätte gedacht, dass Pech und Schwefel... wie Söhne... ich..."
Jelenas Worte wurden unverständlich und es dauerte nicht lange, bis sie in einen unruhigen Schlummer fiel.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 27. Aug 10, 00:16
Er musste nun doch schon wieder etwas grinsen. Er wendete den Lappen, legte ihn wieder auf die Stirn und stelle eine neue Schale Wasser in ihre Nähe.
Er fühlte noch einmal ihren Puls, dann griff er zu seinem Buch und begann im Schatten des Planwagens zu lesen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 27. Aug 10, 11:49
Als Wydh sah, dass Luthor zu Jelenas Wagen ging, wusste sie schon was ihrer Meister wieder bevor stand.
Sie ging sich die Hände waschen und folgte dann dem Heilerlehrling in den Wagen.
Dort krabbelte sie auf die gegenüberliegende Seite von Luthor und schaute ihn dann Erwartungsvoll an.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 27. Aug 10, 11:55
Luthor blickte vom Buch auf und klappte es zu, wobei er einen Finger zwischen den Seiten hielt und hob beide Augenbrauen.
"Gut, dass du gerade vorbeischaust" murmelte er "Hast du einen kurzen Moment?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 27. Aug 10, 12:06
Wydh lächelte ruhig und antwortete:" Sonst wäre ich nicht hier."
Dabei legte sie alle wichtigen Sachen neben sich und bereitete auch alles für mögliche Schwierigkeiten vor.
"Luthor, du wirst mir im Notfall sagen müssen, was ich zu tun habe, denn ich bin bei weitem nicht so gut.."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 27. Aug 10, 12:27
Er winkte ab, als sie das Besteck ausbreitete "Pack das ruhig wieder ein, die Wunde ist für heute versorgt... es geht um etwas anderes." Er blickte kurz auf seine schlafende Meisterin im hinteren Teil des Wagens, dann nickte er mit dem Kopf in Richtung zurückgeschlagener Plane.
Erst als sie den Wagen verlassen hatten und den kurzen Weg entlanggingen, fing er wieder an zu sprechen "Es geht um Temris." meinte er nur und beobachtete dann aufmerksam ihr Gesicht.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 27. Aug 10, 16:59
Wydh wunderte sich wieso dieses Gespräch auf den Feuermagier hinaus lief.
"Was ist denn mit ihm?" fragte sie, schaute dabei eher beunruhigt als besorgt.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 27. Aug 10, 22:33
Bleigrau hingen die Wolken über ihnen, der Regen war so plötzlich und so heftig gekommen daß Gerhardt schon halb an eine
weitere Szivar hinterhältigkeit glaubte.
Die vier Valkensteiner waren abgesessen, das Risiko daß die Pferde bei diesen Bodenverhältnissen schaden nehmen war zu groß.
Vier Mann waren übrig geblieben, acht hatte er in den Kämpfen mit dem Lupus Umbra verloren, die anderen musste er zurück zum Pilgerzug
schicken, Robert benötigte sie.
Acht Tote.... verdammt!! Gerhardt war sich sicher: wäre Jelena dabei gewesen hätten sie wenigstens fünf retten können.
Jetzt wateten sie durch knietiefen Schlamm, nass bis auf die Knochen und kahmen nicht richtig voran.
Der Feldwaibel brüllte seine hilflose Wut in den stömenden Regen, was wenn der Lupus auch die Gruppe angegriffen hatte, was wenn die Rettung
Gorix schief gelaufen war, was wenn.....Zarquon verflucht!!! Und er war nicht bei ihnen gewesen um ihnen zu helfen, er hatte Jelena sein Wort gegeben und konnte sie doch nicht schützen.
"Los weiter! Da vorn wird der Grund fester, lasst uns versuchen zu reiten."
Sie werden weitergezogen sein, jetzt waren sie ungefähr an dem Punkt an dem Gerhardt die Gruppe verlassen hatte doch bei dem Wetter waren alle
Spuren zerstört, sie würden Glück brauchen.
"Von hier aus ist die einzige sinnvolle Richtung dort entlang, los Beeilung so weit können sie nicht gekommen sein!"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Luthor Kaaen am 27. Aug 10, 23:05
Luthor seufzte schwer und blieb kurz stehen, um den Rücken durchzudrücken und fuhr sich dann müde durchs Gesicht .
"Du warst doch dabei, als Jelena ihm am Ritualplatz ... 'zurückgeholt' hat, oder?"
Er wies sie auf eine der Kisten die herumstanden und nahm auf einer anderen Platz. Es war kühler geworden in den letzten Tagen. Nicht viel, aber spürbar.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wydh am 28. Aug 10, 12:42
"Ja war ich. Ist mir dort irgendwas entgangen? Denn ich habe nichts besonderes bemerkt, was nicht auch Kadegar betroffen hätte.. und um ihn geht es doch gut, oder nicht?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 30. Aug 10, 21:59
Gerhardt arbeitete sich durch die Zelte, es hatte ihn schon einige Mühe gekostet die Nordhunde, die Wache hielten, zu überzeugen daß er war wer er war und jetzt konnte er Jelenas Zelt nicht finden.
Er wusste nur : Sie war wieder verwundet worden.
Das schlechte Gwissen nagte an ihm, zum einen weil er den Pilgerzug hatte verlassen müssen zum anderen weil ihm
klar war daß er nicht anders vorgegangen wäre.
Heiler und geistiger Beistand waren mlitärische Ziele.
Da.. ein Planwagen... einen Versuch war es wert.
"Jelena?? Seid ihr da? Geht es euh wohl?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 30. Aug 10, 22:07
Wassilij, lag neben dem Planwagen und stand bei Gerhardt's näher kommen auf. Als er Gerhardt erkannte, lächelte er kurz und sagte "Ja Gerhardt sie ist hier. Wartet bitte einen Augenblick." Damit wandte er sich der Öffnung des wagens zu ´, steckte seinen Kopf hinein und sprach ein paar Worte in einer fremden Sprache. Leise konnte Gerhardt Jelenas Stimme als Antwort hören, bevor Wassilij sich ihm wieder zu wendete. "Ihr dürft hinein. Und ich bezweifle, das ich euch sagen muss, das ihr sie nicht belasten solltet." Damit trat Wassilij an die Seite und legte sich wieder auf seine Lagerstelle.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 30. Aug 10, 22:17
Tatsächlich, aus dem inneren ertönte die erschreckend schwache Stimme der Heilerin:
"Gerhardt? Wie schön, das ihr in einem Stück seid! Ihr seid doch in einem Stück, oder?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 30. Aug 10, 22:25
Der Feldwaibel schalt sich selbst: Natürlich hätte er zuerst nach Wassilij ausschau halten sollen, langsam wurde er alt.
"Mehr am Stück als ihr wie ich hörte."
Er kletterte ins innere des Wagens, blieb mit dem Schwertknauf am Vorhang hängen und riss ein kleines Loch in den Stoff,
war ja klar.
"Ihr seht.... ihr lebt welche Freude."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 30. Aug 10, 22:38
Für Jelena war im hinteren Teil des Wagens ein gemütliches Lager aus Fellen und Decken errichtet worden, auf dem sie nun halb sitzend und halb liegend ruhte.
Es fiel genug Licht durch die Plane, dass Jelena in einer Schriftrolle lesen konnte. Sie legte sie beiseite und lächelte dem Mann vor sich herzlich zu.
Die Heilerin hatte offensichtlich Fieber, auch wenn sie es zu überspielen versuchte:
"Ich freue mich, dass ihr wieder zu uns gestossen seid. Wie ihr seht waren wir erfolgreich..."
Ihr Blick blieb an seinem Gesicht hängen und sie richtete sich vorsichtig weiter auf, um Platz für ihn zu schaffen.
"Wie schlimm war es?" fragte sie leise.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 30. Aug 10, 22:46
Gerhardt zögerte ein wenig mit der Antwort, sein Blick ging ins leere.
" Es war nicht leicht... wir haben geblutet....."
Er riss sich aus der Starre.
"Aber wie ich vermute war es hier auch nicht einfach. Gab es Verluste?
Was ist mit Gorix? Fühlt ihr euch in der Lage mir zu antworten?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 30. Aug 10, 22:53
So schlimm also...
dachte Jelena bei sich, während sie auf einen Platz neben sich klopfte:
"Schnallt die Waffen und die Rüstung ab und setzt euch ein wenig zu mir, Gerhardt. Ich habe noch etwas Tee und Brot für euch, dann erzähle ich alles, was geschehen ist."
Sie beugte sich vor um nach einem Becher zu greifen und zuckte mitten in der Bewegung zusammen. Sie griff sich an die Seite und atmete einige Male tief ein und aus, bevor sie sich wieder langsam zurück fallen ließ.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 30. Aug 10, 23:05
Sorgenfalten  gruben sich in Gerhardts Stirn.
"Konnte euch geholfen werden? Ich meine mit eurer Verletzung, das erwähntet ihr nicht."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 30. Aug 10, 23:16
Jelena nickte etwas abgehackt:
"Wir haben die Wunde eröffnet und gesäubert... es war... knapp..."
Die Heilerin runzelte die Stirn.
"Ich glaube ich war zwischendrin... weg..."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 30. Aug 10, 23:24
Gerhardt reicht ihr den Becher und hielt ihre Hand.
"Es wäre ein schrecklicher Verlust. Nicht nur für uns alle sondern auch für mich....persönlich."
Er sah sie an und hörte sein Blut rauschen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 30. Aug 10, 23:48
Jelena sah auf ihre verschlungenen Hände herab und dachte an das erste, und bisher auch letzte Mal, das Gerhardt ihre Hand gehalten hatte.
Erst langsam registrierte ihr fiebriges Hirn, was genau der Soldat ihr da gesagt hatte.
Sie sah Gerhardt etwas verdutzt an und senkte den Blick wieder auf die verschlungenen Hände, als sie den Blick in seinen Augen sah.
"Danke." meinte sie schlicht, "... aber... aber warum sagt ihr so etwas?"
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 31. Aug 10, 23:44
Gerhardt blickte auf die Hände und wagte es nicht auf zu schauen, er würde brüllend Scivar selbst angreifen aber er brachte den Mut nicht auf ihr in die Augen zu schauen.
Er spürte wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, Oh nein nur jetzt nicht rot werden, wie kahm er jetzt nur aus dieser Situation.
" Ihr wisst daß ich euch mehr als schätze....."
Der Feldwaibel musste sich räuspern, irgendetwas schnürte ihm die Kehle zu.
Aber vielleicht sollten wir Morgen weiter reden, ihr braucht Ruhe.
Ich bleibe euch jetzt noch eine ganze Zeit erhalten, auf eigene Bitte wurde ich zum zusätzlichen Schutz der Pilger abkommandiert."
Er lächelte und konnte ihr endlich in die Augen sehen, genau in diesem Augenblick merkte er das seine Hände und seine Stirn schwitzte.
Warum spielt einem der Körper so unappetitliche Streiche?
"ihr habt es ganz schön heiss hier drinnen, soll ich ein wenig lüften?"
Er machte anstalten auf zu stehen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 01. Sep 10, 00:09
"Frische Luft wäre angenehm." stimmte Jelena ihm leise zu, während sie ihn aufmerksam musterte und sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte, während sie die roten Ohren und die nervösen Blicke ihres Gegenübers sah.
Sie überlegte einen Augenblick lang, wie sie am besten darauf antworten sollte, entschied sich aber, es bei einem Lächeln (welches eigentlich eher einem ungestümen Grinsen glich) zu belassen.
"Ich bin froh, dass ihr da seid, Gerhardt. Die anderen wollen nichts davon hören, dass ich nach Tiefensee mitkomme. Jetzt, wo ihr da seid, werden sie bestimmt erleichtert sein. Aus irgendeinem Grund glauben sie, ich würde sofort Dummheiten machen, wenn nicht jemand da ist um auf mich aufzupassen!"
Die Empörung, die in der Stimme der Heilerin mitschwang, war nur zur Hälfte gespielt, aber es war offensichtlich, das Jelena zum ersten Mal seit sehr langer Zeit akzeptierte, dass sie nicht weiter konnte und die Verantwortung an jemand anderes abegeben musste.
Eine bittere Pille für die sonst so resolute und tatkräftige Frau.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 01. Sep 10, 21:38
Dankbar für die Unterbrechung sog Gerhardt die Abendluft tief ein und Jelenas Bemerkung gab ihm die Gelegenheit sich auf einem Terrain zu bewegen auf dem er sich auskannte.
"So wie ich das sehe haben wir keine alternativen, wir können schlecht mit diesem Karren und nur vier Mann Geleit durch Finstergrün
zurück nach Ahrnburg rumpeln.
Ihr kennt mich, normalerweise wäre ich der erste der zustimmt wenn es darum geht euch zu bremsen aber eure verletzungen rühren im Moment eher
davon daß die Anderen Dummheiten gemacht haben, also habt ihr doch jetzt ein paar Dummheiten gut."
Er grinste Jelena verschwörerich an.
"Nun Heilerin sagt mir also wohin ihr wollt und ich bringe euch hin.
Vorausgesetzt es bringt euch nicht um."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 01. Sep 10, 22:32
Zu ihrer eigenen Bestürzung spürte Jelena Tränen aufsteigen und wandte sich ab, damit Gerhardt sie nicht sah.
"Ich möchte..."
Verdammt, sie klang wie ein kleines Mädchen! dachte Jelena angewidert, als sie das Schluchzen in ihrer Stimme hörte. Sie biss sich auf die Lippen, aber je stärker sie es zu unterdrücken versuchte, umso stärker wurde das Verlangen sich einfach an jemanden anzulehnen und den Tränen freien Lauf zu lassen.

Jelena war fertig. Seit der Krieg begonnen hatte, hatte sie gekämpft und geschafft, unermüdlich gegen Barad Konar gearbeitet und sich sogar den Zorn seines Gottes auf sich gezogen. Sie war verwundet und vergiftet worden, hatte binnen zehn Tagen das größte Lazarettsystem des Reiches aus dem Boden gestampft und hatte tage- und nächtelang bis zu den Knöcheln in Blut und Unrat gestanden bis ihr Herz versagte. Sie hatte Gorix in Brega nur aus Dickköpffigkeit nicht sterben lassen und Robert mehr als einmal von der Schwelle der Raserei zurückgeholt. Sie wachte mit Argusaugen über 4 Lehrlinge und leitete nebenbei ein ganzes Kontor, von ihrem Status als Geheimnisträgerin für Tannjew ganz zu schweigen. Ihr waren mehr Menschen unter den Händen weggestorben als man sich in den schlimmsten Alpträumen vorstellen mochte. Es war der Punkt gekommen, wo sich entscheiden würde ob sie brach oder gestärkt aus dieser Episode, die sie bis an die Schwelle des Todes gebracht hatte, wieder hervorgehen würde.

"... nach Hause." presste sie schließlich hervor, während sie das Gesicht in ihren Händen versteckte, damit Gerhardt es nicht sah. Was sollte er nur von ihr denken, wenn er sie wie eine dahergelaufene Wäschemagd flennen sah?
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 01. Sep 10, 22:57
".....nach Hause."
Gerhardts Herz setzte einen Schlag aus, er kannte diesen Klang, er kannte die Bedeutung dieser Worte, er kannte dieses Gefühl.
Er wusste was Jelena in diesem Augenblick empfand weil es das war was auch seine Seele flüsterte wenn sie in ihrem Gefängnis
an der Tür kratzte.
Behutsam nahm er sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr:
"Ich werde euch nach Hause bringen, was auch immer dafür nötig ist und wie lang es auch dauern mag."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 01. Sep 10, 23:18
Im ersten Augenblick versuchte sie sich loszureißen, nur um einen Augenblick später nachzugeben und ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen.
Sie war immer noch glühend heiß, auch wenn sie etwas mehr Farbe im Gesicht hatte. Das Fieber wütete offenbar noch immer in ihr.
Sie lächelte ihn durch einen Schleier aus Tränen an:
"Nimm deine besten Pferde und packe deine Taschen mit Bedacht. Etwas Silber soll in deinem Beutel sein und auch ein Stück Gold. Salz soll dabei sein und ein Beutel Wein... wende dich gen Süden und reite der Sonne entgegen. Gelangst du an ein Gebirge, so durchquere es mit kundigen Führern bis sie dich zu dem Ort bringen, an dem die Menschen die lingua romana sprechen..."
Es klang wie ein Lehrgedicht, welches sie ihm vortrug. Offenbar war es ein Gedicht aus der Heimat, welches davon sprach wie eine Handelskarawane den Weg zurück in die Steppen fand und vor welchen Dingen sie sich hüten sollten, damit die Reise ein Erfolg war.
Jelena berichtete Gerhardt von Routen in südlichen Ländern und worauf er achten musste, wenn er ein Schiff bestieg, welches ihn nach Turkmenistan bringen sollte, ihre Stimme wurde leiser und schleppender, bis sie schließlich irgendwann verstummte und die Heilerin an ihn angekuschelt eingeschlafen war.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 02. Sep 10, 00:06
Er legte sie vorsichtig zurück ins Bett, richtete ihre Decke, Tücher und Wasser standen bereit, also kühlte er ihre Stirn, sie grummelte etwas wachte aber nicht auf.
Leise verliess er den Wagen, diesmal ohne die Bespannung zu zerreissen.
Mal sehen ob ich herausfinden kann wo sich Maugrim aufhält....hoffentlich muss ich jetzt nicht auch noch lernen wie man Kamele reitet.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 02. Sep 10, 14:06
Nachdem Gerhardt sich ein Stück weit aus dem Lager entfernt hatte, tauchte Wassilij unvermittelt aus den Schatten vor ihm auf. Seine Linke ruhte auf der Grenze zwischen Scheide und Parierscheibe, während sein Daumen ein auf der Scheibe auf lag. Seine rechte Hand hing locker herab während er in Gerhardts Weg stand und niemand sonst in direkter Nähe zu sein schien. Ein lauer Wind pfiff durch das Lager und Wassilij musterte Gerhardt kalt.

Nach wenigen Sekunden brach Wassilij das Schweigen: "Gerhardt, macht jetzt keine Dummheiten! Ich schätze Euch als Soldaten und bitte Euch darum Jelena ruhen zu lassen. Sie liegt im Fieber, lasst sie hier wenigstens noch ein wenig Genesen. Sie hat sich überanstrengt und eine Reise würde ihr nicht bekommen. Hier ist sie zur Zeit in Sicherheit. Und ihr werdet sie sicher nicht in ihre Heimat bringen! Sie kann nicht zurück. Ich hoffe ihr habt das verstanden?"

Damit schwieg Wassilij wieder und der Wind griff nach den lose hängenden Enden seiner Schärpe und spielte mit ihr. Während die Enden im Wind wehten schaute Wassilij Gerhardt offen und ehrlich ins Gesicht und Gerhardt konnte erkennen, das Wassilij seine Worte ernst meinte.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 02. Sep 10, 21:57
Konsterniert blickte Gerhardt Wassilij an dann rieb er sich mit geschlossenen Augen den Nasenrücken.
"Wassilij....ich hatte einen langen ritt und reiten gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen, ich bin müde und ich bin nicht in Stimmung.
Deswegen ignoriere ich das ihr ganz offensichtlich gelauscht habt und das steht einem Mann eurer Position nicht zu, ich bin auch gewillt
die innere Stimme zu unterdrücken die mich gerade fragt was ihr eigentlich seid, Jelenas Beschützer oder ihr Bewacher.
Die Beleidigung daß ihr mir zutraut ich könnte etwas tun das Jelena gefährdet kann ich ebenfalls verkraften.
Nur eines werde ich euch sagen und ich sage das nur dieses eine mal:
Droht mir nicht... niemals... sonst müsste ich meinen beiden Männern die hinter euch Position bezogen haben den Befehl geben euch nieder zu schlagen
oder schlimmeres."
Gerhardt ließ beide Arme sinken er drehte sogar beide Handflächen leicht nach vorn.
"Wassilij ich bin nicht euer Feind und ich bin kein Heisssporn der von einer Torheit in die andere springt, aber wir sollten uns alle fragen was wir zur Abwechslung
mal für Jelena tun können und damit meine ich nicht sie am funktionieren zu halten."
Er blickte Wassilij offen und ohne Zorn ins Gesicht.
"Habt ihr noch etwas zu sagen? Ansonsten würde ich mich gerne ein wenig zur Ruhe begeben."
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Wassilij am 02. Sep 10, 22:08
Wassilij sah Gerhardt offen an und demonstrierte ihm, das er ihm nicht drohen will "Gerhardt ich respektiere Euch und ich will euch nichts, was zwischen Euch und Jelena ist, geht mich auch nichts an. Ich bitte Euch lediglich darum: Lasst sie zur Ruhe kommen und ich will ebenso wenig wie ihr, das sie nur noch funktioniert! Ebenso wenig bin ich daran interessiert, das wir hier im Streit auseinander gehen. Ich will lediglich sagen, das es in ihrer Heimat zu gefährlich ist. Gerhardt, ich denke, wr sollten sie für ein paar Tage auf einem sicheren Gehöft zu Kräften kommen lassen und sie danach nach Fanada schaffen. Ich bitte Euch inständig, zu verstehen, das ich möchte das sie endlich wieder zur Ruhe kommt und gesund wird.
Nun Gerhardt, ich bitte euch mich zu verstehen, das ich um ihr Bestes besorgt bin und möchte Euch nicht zum Feind haben. Ich denke wir beide sollten uns nun ausruhen und uns wenn wir geruht haben erneut als FREUNDE unterhalten. Denn ich bin nicht Euer Feind. Und ich möchte, das ihr wisst, das ich bereitwillig mein Leben opfern würde, um Jelena zu schützen. Und nun, ruht Euch aus, wenn ihr das wünscht, ich werde das gleiche tun und wünsche, das wir uns später tatsächlich als Freunde unterhalten, die um das Wohl einer gemeinsamen Freundin besorgt sind kümmern."

Damit wich Wassilij mit einer Verbeugung zur Seite und machte Gerhardt Platz und wandte sich zum gehen.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 03. Sep 10, 18:27
Sichtlich erleichtert atmete Gerhardt durch.
Dann ist ja alles geklärt. Eure Idee mit dem Gehöft halte ich für hervorragend, bitte sagt mir frühestens Morgen wie sich das zeitnah bewerkstelligen lässt
und wieviel Männer sich dafür aufbringen lassen.
Und wenn ihr mir sagt daß es in ihrer Heimat einstweilen zu gefährlich ist dann glaube ich euch das, ich weiss nichts über diese
Hintergründe, es geht mich auch nichts an.
Wie ich schon sagte ich werde nichts tun das Jelena gefährden könnte.
Doch entschuldigt mich jetzt.... ich brauch unbedingt etwas Schlaf."
Gerhardt verbeugte sich leicht vor Wassilij und ging an ihm vorbei, die beiden Sturmgrenadiere im Hintergrund steckten ihre Waffen weg und begleiteten den Waibel.
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: Jelena am 24. Sep 10, 23:56


*einige Tage später*

Jelena sah sich mit schlechtem Gewissen noch einmal um und betrachtete das kleine Lager, welches im Licht des aufgehenden Mondes unter ihnen lag.
Sie wusste, dass Gerhardt Befehle hatte nach Engonia aufzubrechen, sobald es möglich war und den Aufbruch eigentlich nur wegen ihr hinausgezögert hatte. Seine persönliche Ehre würde es ihm gebieten sie zu begleiten und das konnte sie nicht auf sich nehmen.
Es war nur ein knapper Tagesritt bis nach Tiefensee, morgen abend würde sie auf die andern treffen und sehen, was los war.
Das schlechte Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich und Jelena riss sich von dem Anblick los, um Sudbina zu wenden und Temris und Wydh einzuholen, die bereits ein kurzes Stück vorangeritten waren.

Süße Milosti, gib, dass wir nicht zu spät kommen!
flehte sie lautlos, auch wenn sie nicht im geringsten wusste, wovor sie eine solche Angst hatte.

... und gib, dass Gerhardt mich für diese Sache nicht zu hassen beginnt...
Titel: Re: Im Heerlager des Herzogs von Hanekamp
Beitrag von: gerhardt am 25. Sep 10, 01:08
Es war schon immer etwas komplizierter der Diener zweier Herren zu sein, aber Gerhardt hatte es sich ja selbst zu zu schreiben, was konnte man auch erwarten wenn man es mit Frauen zu tun bekahm.
Der Feldwaibel schalt sich selbst für diesen Gedanken, zugegeben anfangs war er sehr zornig darüber gewesen daß sich Jelena
so davon gestohlen hatte , ohne zutrauen in sein Organisaionstalent, aber mittlerweile überwog die Sorge um ihr Leben.
Seine Männer hatte er mit einem Schreiben an Sir Robert weiter Richtung Engonia geschickt, Gerhardt selbst hatte beschlossen
die Suche auf eigene Faust in Brega zu beginnen.
Imerhin hatten die Valkensteiner noch immer das Protektorat über Teile der Stadt und so konnte er das ganze mit seinen Pflichten als
Feldwaibel verbinden.
Hoffentlich war Robert wohlwollend genug um ihm das abzukaufen.