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Die Gebiete in Caldrien => Das Caldrische Imperium => Thema gestartet von: Simon de Bourvis am 14. Jan 15, 20:55

Titel: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 14. Jan 15, 20:55
Nach seiner Ankunft hatte Simon sich in einer Schänke in den Aussenbezirken einquartiert, die Preise der besseren Unterkünfte wie dem "Vollen Krug" überstiegen den Inhalt seiner Börse.

Am Folgetag wurde er in seiner besten neuen Tunika im Palast vorstellig und bat um eine Audienz. Bald fand er sich in den äusseren Hallen vor dem Thronsaal wieder, in denen sich die Bittsteller, Höflinge, Damen und niedere Vasallen ihrer Majestät tummelten.

Er begrüsste den einen oder anderen Ritter, den er zumindest oberflächlich kannte, spazierte aber sonst  am Rande der Menschentrauben durch die Hallen und bewunderte ihre Schönheit. Immerhin konnte er den Gesprächen entnehmen, dass seine Cousine bei Hof weilte, vielleicht würde er sie ja noch zu sehen bekommen. Er entschied sich dagegen ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen und überliess es den Göttern sie zusammen zu führen, immerhin mochte eine offen zur Schau gestellte Freundlichkeit sich am Ende zum Nachteil auswirken.

Seine Kleidung, obwohl ausnahmsweise neu, sauber und ungeflickt, erschien ihm ärmlich im Vergleich mit den menschen hier und er war sich bewusst, dass er gaffen musste, wie ein Bauer vom Lande.
Aber es war ja durchaus möglich, dass er nie wieder würde hierherkommen dürfen, also fand er, er könne den Anblick ruhig ausgiebig geniessen.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 11:24
Die Audienzen dauerten den ganzen Tag und so dauerte es eine ganze Weile bis Simon de Bourvis vom Herold aufgerufen wurde.
Der Mann vergewisserte sich das er die Gepflogenheiten der Audienz kannte und kündigte ihn kurz darauf an:
"Der Ritter seiner Majestät, Simon de Bourvis, Mitbegründer des Pilgerzuges, Held der Schlachten um Brega, Ahrnburg und Engonia!"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 16:24
Simons eingefrorenes Lächeln wurde eine Grimasse, als das Wort "Held" fiel. Er musste sich beinahe zwingen seine Beine zu bewegen, um vorzutreten.
Mechanisch marschierte er mit langen Schritten durch den Saal, während ihm Bilder der aufgequollenen Gesichter der Leichen der Männer, die er in den Tod geschickt hatte durch den Kopf jagten.
"Held" war ein Wort, dass man auf der Bestattung von Kriegern benutzte, um ihren Tod für Kameraden und Angehörige sinnvoll erscheinen zu lassen.
"Dein Sohn war ein Held" hatte er zu so mancher Mutter in Bourvis sagen müssen, gefolgt von "Er hat nicht leiden müssen, es ging ganz schnell". Und alle waren froh gewesen, die schöne Lüge glauben zu dürfen. Selbst die, die es hätten besser wissen müssen.
Aber der Herzog von Hahnekamp erfreute sich immernoch bester Gesundheit. Ausgerechnet der Mann, der...
Nicht gerade jetzt, reiss dich zusammen! schalt er sich.

In dem angemessenen Abstand vor dem Thron sank er auf das rechte Knie und beugte den Kopf. Gerade rechtzeitig erinnerte er sich an seinen Hut und riss ihn sich mit einer zackigen Bewegung herunter.

Er fixierte das Muster der Bodenplatten und wartete geduldig darauf, angesprochen zu werden, dankbar für den Moment, seine Gedanken sammeln zu können.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 16:39
"Erhebt euch, Simon de Bourvis, und tretet näher. Es ist bereits lange her seitdem wir euch in Donnerheim begrüßen durften."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 17:11
Lavinia, lass mich jetzt nicht im Stich, Aine, lass mich gesetzte Worte finden, Heiliger Nelor,  lass mich und meine Sippe nicht wie die Barbaren erscheinen, die wir einst waren!

Er kam auf die Füsse und legte die Hälfte der Distanz zwischen ihnen zurück, bevor er stehenblieb.
Immernoch so weit entfernt, immernoch mehr ein Schauspiel für die Hohen Damen und Herren um sie herum als ein ehrliches Gespräch.

Sie schien kleiner zu sein, als in seiner Erinnerung, zierlicher, hatte er sie doch in den Jahren meist nur aus der Entfernung sehen können. So nah jetzt, aber doch immernoch Meilen getrennt von der Frau, die dieses Reich zusammenhielt.

"Euer Majestät, es dauert mich, nicht öfter Eure Gastfreundschaft genossen haben zu dürfen. Doch nicht mangelnde Zuneigung war es, die mich von Eurer Majestät fernhielt, nur die Furcht, mein Mangel an courtoise bereite Eurer Majestät mehr Verdruss, als meine Anwesenheit das Gemüt Eurer Majestät hätte erhellen können."
Oh ihr Götter, was schwafele ich denn da, kurz, genau und auf den Punkt! DAS gefällt ihr, das WEISST du doch!

Er blickte in ihre unergründlichen Augen, mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln auf den Lippen, von dem er hoffte, dass es als "Ich gebe mir Mühe, Euch nicht zu brüskieren, aber ich kenne die Regeln Eures Spiels nicht." verstanden würde.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 17:36
Etwas wie ein Lächeln erschien kurz im Mundwinkel der Herrscherin, bevor ihr Gesicht wieder unergründlich wurde. Sie musterte den vor ihr stehenden Mann eine Zeitlang und schien dann zu einem Entschluss zu kommen:
"Wenn wir an einem keinen Mangel haben, so ist es der Glaube an die Verlässlichkeit unserer firngarder Ritter. Wir danken den Göttern uns mit diesen Kriegern gesegnet zu haben. Wenn nun einer von ihnen diesen Hof beehrt, sind wir bereit ihm unser Ohr zu leihen. Begleitet uns auf einem kleinen Spaziergang, Herr Simon."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 17:46
Darf sie das? Darf ich das annehmen? Ich kann es auf keinen Fall ablehnen...Ihm schwirrte der Kopf.
Er senkte respektvoll den Kopf "Was auch immer Eure Majestät wünschen.", sofort kam er sich schäbig vor, als er an den Grund seines Hierseins dachte.


Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 18:58
Etwas wie ein Raunen ging durch den Saal als die Imperatorin ihren Befehl, denn nichts anderes als das war es ja, kundgab. Sie erhob sich und schritt die Stufen herab. Hinter ihr schwärmten Zofen aus und sorgten dafür das die Schleppe ihres Gewandes nirgends hängenblieb und perfekt ausgelegt wurde.
Sie schritt in Richtung der Ostwand in der ein Durchgang zu den Gärten eingelassen war.
In einigen Schritt Entfernung positionierten sich die Palastwache, ihre Hofdamen und Zofen. Es war so nahe an einem privaten Gespräch wie man es als Angehöriger des niederen Adels erreichen konnte.
"Uns erreichen unerwünschte Nachrichten aus Firngard, Herr Simon. Wollt ihr uns davon berichten?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 19:10
Simon bemühte sich in dem enstehenden Gewusel an Personen mit niemandem zusammenzustossen, sicher, alle schienen genau zu wissen, wer wann wo seinen Platz im Kielwasser der Imperatorin einnahm, doch er war eine unbekannte Grösse und musste sich beeilen seinen Platz zu ihrer rechten und einen halben Schritt hinter ihr einzunehmen.

Ihre Frage brachte ihn aus dem Tritt und er musste zwei lange Schritte machen, um aufzuschliessen. kurz rangen seine Loyalität zu Lorainne und zu Loenna miteinander, aber weder verstand er sich auf das Geschäft des Lügens, noch glaubte er Lorainne damit helfen zu können.

"Meint Eure Majestät den Zwist zwischen den Häusern Roquefort und La Follye, den Zwist zwischen den Häusern Marnois und Blanchefleur oder die Umtriebe der Diener des Gottes, dessen Namen ich nicht aussprechen werde im schwarzen Wald?"
Er versuchte seine Stimme neutral zu halten, aber ihm brach kalter Schweiss bei dem Gedanken aus, er würde zwischen seiner Treue zu Lorainne und Loenna wählen müssen.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 19:26
"Was uns im Augenblick beschäftigt ist der Zwist zwischen Marnois und Blanchefleur. Wir können es uns nicht leisten in innere Zwistigkeiten zu verfallen wenn unsere Grenzen bei weitem noch nicht gefestigt sind. Wir haben bisher davon abgesehen uns einzumischen aber wir wollen auch nicht den Augenblick verpassen zu intervenieren bevor wir mit der ganzen Schwere unseres Namens agieren müssen."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 19:40
"Wie ihr sicher schon wisst, Eure Majestät, pivotiert ihr Zwist um die Frage der Nachfolge von Jules de la Follye. Sobald diese Frage geklärt ist, werden sich beide immernoch nicht mögen, aber es wird ihnen jeglicher überzeugende Grund fehlen, Streit vom Zaune zu brechen. Euer Graf hat sicherlich bereits sein Augenmerk auf beide gerichtet und wird sich darauf verstehen sie zur raison zu bringen."

Er beäugte sie von der Seite, was wollte sie nur? Es gab sicherlich nichts, was er sagen konnte, was ihr nicht längst bekannt war.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 20:09
"Ihr und Jules de la Follye wart Ritterbrüder. Wir gehen davon aus das ihr seine Ländereien gut genug kennt um uns verraten zu können weshalb zwei meiner Barone sich um ein schlichtes Rittergut streiten wie zwei Halbwüchsige um das letzte Stück Apfelkuchen."
Während des Gesprächs schritten sie einen der sorgfältig geharkten Pfade zwischen den für den Winter abgedeckten Blumenrabbaten entlang. Das Wetter war erstaunlich mild und die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor um zu zeigen das der Winter irgendwann auch einmal ein Ende haben würde.
Während die Stimme der Imperatorin sich nicht änderte wurde aus ihrem Gesichtsausdruck doch deutlich, dass sie das Thema zunehmend ermüdend fand.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 20:20
Etwas bestürzt öffnete und schloss er den Mund erst einmal, als er diesen Vergleich hörte.
"La Follye liegt auf der Grenze, also strategisch interessant, die La Follyes haben ein erbliches Jagdrecht im Wald, seltene pelze sind immer begehrt, aber vor allem ..." er schluckte kurz "...Blanchefleur wittert überall Verschwörer und Neider und Marnois glaubt, seine familiäre Verbindung zu den La Follyes bietet eine gute Gelegenheit ein grösstmögliches Mass an Einfluss bei kleinstmöglichem Aufwand zu ergattern."
Er dachte kurz nach "Ausserdem gibt es eine offene Rechnung zwischen beiden Baronien seit der letzten Fehde um den Grafentitel."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 20:35
Ein kaum hörbarer Stoßseufzer entfuhr ihr und sie schien ein unfeines Wort zu murmeln, welches jedoch nicht einmal Simon wirklich hören konnte.
Sie näherten sich einer Bank im Schatten einer Laube und die Imperatorin nahm Platz. Die Zofen schwärmten erneut aus und drapierten die Kleidung bevor sie sich wieder respektvoll zurückzogen.
"Wir gehen davon aus, dass ihr einen eigenen Grund habt um uns aufzusuchen, Herr Simon. Bitte, sprecht."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 20:52
Er war stehengeblieben und beobachtete das Treiben wortlos. Da war sie, seine Königin, auch nur ein Mensch, von Alamar ausersehen, ja, aber immernoch nur ein Mensch. Alle verliessen sich auf sie, wann immer sie nicht weiterwussten, sahen alle zu ihr auf. Und wenn die Dinge nicht so liefen, wie man es sich wünschte, war sie es, die man verantwortlich machte. Dabei versuchten sie alle, Adlige wie Gemeine immer nur die eigene sache voranzubringen, die eigene Familie, das eigene Vermögen...
Wut stieg in ihm auf, auf Blanchefleur, Marnois, Roquefort aber vor allem auf sich selbst.

Was machst du nur? Wäre es nicht deine Aufgabe, ihre Last leichter zu machen, als schwerer? Was hast du denn zwei Jahre lang getrieben? Sie konnte nicht ein Jahr lang nur das Dorfleben geniessen! Hast du sie denn völlig vergessen? Als wäre sie nicht mehr wichtig, als wäre der Schwur deiner Väter nur leeres Geschwätz gewesen!
Er wusste nicht woher es kam, aber es war als wäre etwas in ihm aufgewacht, das seit langem geschlafen hatte.

"Ich...ich kam, um etwas von Euch zu erbitten, Eure Majestät, aber gerade jetzt wird mir gewahr, dass ich vor allem Eurer Vergebung bedarf."
Er sank mit hängendem Kopf auf beide Knie, Das Blut rauschte in seinen Ohren, ihm war schwindelig, als habe er eine Treppenstufe übersehen und sei gestolpert, desorientiert.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 21:06
Die Wachen traten unbewusst einen Schritt vor als Simon sich so abrupt bewegte aber die Imperatorin hob nur die Hand und sie verharrten auf der Stelle.
Ihre Stimme zeigte Zeichen der Überraschung und auch Bestürzung, offensichtlich hatte sie so etwas nicht erwartet.
"Sprecht."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 21:20
"Sinnera, Pfauengrund, Ahrnburg, Sangenwalde...Alle waren bereit das Knie vor Euch zu beugen, wenn ich nicht in den Verhandlungen mit Hahnekamp versagt hätte.
Zumindest den Kopf dieses Verräters hätte ich Euch bringen müssen, als ich die Chance dazu hatte.
In den Verhandlungen mit Middenfelz vergab ich erneut die Möglichkeit Eure Macht zu festigen."
Er war den Tränen nahe, unfähig ihr in die Augen zu sehen.
"Und als ich nach dem Krieg von meiner Verletzung genesen war, hatte ich nichts Besseres zu tun, als mich in Familienpolitik zu betreiben und mich in Dinge einzumischen, die mein Verwalter ohne mich hätte besser erledigen können...
Ich war so hochmütig darauf zu warten, bis Ihr nach mir schicken liesset, habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass es meine Pflicht gewesen wäre, bei Euch zu sein. Als hätte ich Euch völlig vergessen."
Ihm stockte der Atem, als die Selbsterkenntnis auf ihn einstürzte. Seine Stimme war immer leiser geworden.
"Ich..nein ich kann Euch nicht einmal bitten mir zu vergeben, Euer Majestät..."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 22:19
Einen Augenblick lang war es so still das man hätte eine Nadel fallen hören können.
Dann hörte man das Rascheln von Stoffen und das Knirschen von Schritten die sich rasch entfernten.
"Seht mich an, Simon de Bourvis."
ertönte die leise aber bestimmte Stimme von Loena von Donnerheim.
Als Simon sich durchringen konnte die Augen zu heben sah er, dass sich alle bis auf zwei Wachen entfernt hatten und zum ersten Mal seine Herrscherin ihn mit einem offenem Gesichtsausdruck ansah:
"Ach Simon de Bourvis, wenn nur die Hälfte meiner Vasallen so wäre wie ihr." sagte sie mit einem lächelnden Kopfschütteln. Es war ein Zeichen besonderer Gunst, dass sie den Pluralis majestatis nicht verwandte.
"Es ehrt euch, dass ihr die Schuld bei euch sucht und glaubt mir, ich bin kein so guter Mensch das ich nicht gerne jemanden suchen würde den ich für das was passiert ist an den Pranger stellen könnte. Oh wie sehr würde ich mir das wünschen."
Sie machte eine kurze Pause bevor sie fortfuhr:
"Aber ihr tragt genausowenig Schuld daran wie die anderen. Ihr müsst begreifen das manche Dinge außerhalb unseres Einflusses liegen. Die Götter haben es so gefügt wie es gekommen ist und wir können nur nach bestem Wissen und Gewissen ein tugendhaftes Leben führen."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 17. Jan 15, 22:53
Unschicklich lange sah er in die Augen der einen von drei Frauen, die sein Geschick bestimmt hatten, wie Niemand sonst. jetzt wo ihre Blicke sich begegnet waren, wollte, konnte er sich nicht losreissen. Der Augenblick war zu kostbar, um ihn nicht noch etwas hinauszuzögern.

"Krieg wird heraufziehen, Majestät, ich weiss nicht wann oder gegen wen, aber ich spüre es. Ihr müsst mir glauben. " Seine heisere Stimme war drängend.

"Bitte, entlasst mich aus euren Diensten, lasst mich für eine Weile in den neuen Tiorsorden eintreten. Als Dank für die Siege, die er uns geschenkt hat und als Vorbereitung. Damit wir seinen Willen kenne, wissen, was wir tun müssen, damit wir seine Gunst im nächsten Krieg haben!"

Er holte das Pilgerhorn und den Ring hervor, den sie ihm als Zeichen ihrer Gunst einst geschenkt hatte und hob sie ihr entgegen.

"Bitte nehmt die Beweise eurer Gunst zurück, entbindet mich vom Dienst an Eurer Seite, lasst mich nach dem Willen Tiors forschen, auf dass ich Euch von Nutzen sein kann, wenn der nächste Sturm uns zu verschlingen droht!"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jan 15, 23:18
Die Imperatorin nahm das Pilgerhorn und den Ring an.
Sie betrachtete den vor ihr knienden Mann aufmerksam und schien jedes seiner Worte sorgfältig abzuwägen. Nach kurzer Zeit nickte sie langsam, als ob sie zu einem Entschluß gekommen sei:
"Ihr wart uns ein treuer Diener, Simon de Bourvis. Wir verstehen das die Götter euch eine Queste auferlegt haben und entbinden euch von euren Pflichten uns gegenüber bis ihr eure Aufgabe erfüllt habt. Behaltet dieses Unterpfand, denn ihr habt nichts getan weshalb ihr es verwirkt haben solltet."
Sie reichte ihm den Ring zurück.
"Dies hier," sie zeigte auf das Pilgerhorn, "werden wir in Gewahrsam nehmen bis ihr eure Verpflichtungen gegenüber Tior abgeleistet habt und frei seid um in unseren Dienst zurück zu kehren."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 18. Jan 15, 10:03
Das plötzliche Ende der Vertraulichkeit traf, wie eine Ohrfeige. Sie war wieder ganz die unnahbare Königin.
Du hättest sie niemals so lange anstarren dürfen!
"Ich danke Euch, Majestät." Es klang etwas hölzern; er wollte etwas sagen, was die Verbindung zu ihr wieder herstellte, ihr versicherte, dass dies die richtige Entscheidung war, sie seiner Treue versichern. Aber nichts wollte ihm einfallen, als seien Worte nicht genug, um diese Dinge auszudrücken.

Er presste die Hand mit ihrem Ring an die Brust, dann erhob er sich wieder. Zeit zu gehen.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 18. Jan 15, 12:34
Die Imperatorin erhob sich und trat einen Schritt auf ihn zu.
Sie blickte einen Augenblick in die Ferne bevor sie ihren Blick wieder auf Simon richtete. Als sie sprach, da war es so leise, dass nicht einmal die nur wenige Schritt entfernten Wachen eine Silbe erhaschen konnten:
"Glaubt nicht, dass Jaques de Molet vergessen ist."
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn bevor sie sich abwandte und nach einem Schritt in Richtung des Schlosses die Armada der Höflinge um sie herum Stellung nahm.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 18. Jan 15, 16:12
Er stand wie von Donner gerührt,  den Blick starr auf die Stelle gerichtet, wo sie gestanden hatte.

Vorsichtig berührte er seine Stirn mit den Fingerspitzen, erst ein geräuschvolles Räuspern einer Wache brachte ihn soweit zur Besinnung,  dass er in die äußeren Höfe gehen konnte und von einem vorbeikommenden Diener einen Pokal Wein ergattern konnte.

Schwer liess er sich auf eine Steinbank fallen. Oh Lavinia, erspar mir das, ich bin zu alt dafür.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 19. Jan 15, 12:20
Während Simon sinnend in seinen Becher starrte näherten sich leise Schritte und jemand nahm neben ihm auf der Bank Platz ohne seine Gedanken durch eine Begrüßung zu stören.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 19. Jan 15, 13:13

"J'en ai marre d'vos bonnes manières, c'est trop pour moi!
Moi je mange avec les mains et j'suis comme ça!
J'parle fort et je suis franche, excusez moi!

Finie l'hypocrisie moi, j'me casse de là!
J'en ai marre des langues de bois!
Regardez moi, toute manière j'vous en veux pas
Et j'suis comme ça..."
Er brummelte das Lied halblaut und unmelodisch vor sich hin, dann schien er nicht mehr weiter zu wissen, nahm einen tiefen Schluck und fing ein Neues an.
"On dit qu'au-delà des mers,
Là-bas sous le ciel clair,
Il existe une cité, au séjour enchanté.
Et sous les grands arbres noirs,
Chaque soir,
Vers elle s'en va tout mon espoir."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 19. Jan 15, 14:31
"Das einzige mal wo ich dich hab singen hören war volltrunken in einer Kaschemme während der Turniertage in Marnois. So leer scheint dein Becher aber noch nicht zu sein. Muß ich mir Sorgen machen?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 19. Jan 15, 15:39
"S'aimèrent l'espace d'un instant
Mais il ne l'a jamais rev..."
Er fuhr zusammen, als er ihrer gewahr wurde und hätte sich fast den Rest des Pokales über die Tunika geschüttet.
"Was machst Du...ach was solls, dir wurde bestimmt schon zugetragen, was in meinem Becher ist, bevor ich probiert hatte!"
Er erhob sich schnell und machte lächelnd eine etwas saloppe Verbeugung in ihre Richtung "Enchanté Euer Gnaden, welch freudige Überraschung!"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 19. Jan 15, 16:11
Isabeaus Lächeln war etwas verwirrt, so kannte sie Simon nicht. Er wirkte fast etwas... durcheinander?
"Bonjour, Simon. Comment vas-tu? Ich habe durch Zufall gehört das du hier bist, warum hast du nicht geschrieben?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 19. Jan 15, 16:24
Er liess sich neben ihr auf der Bank nieder: "Verzeih, ich war in Brega, hatte meinen Schreiber nicht bei mir und als ich wieder nach Norden kam, wurde die Zeit knapp, die Hofhaltung nicht zu verpassen, sonst hätte ich in Goldbach Station gemacht. Ausserdem wäre ich wohl in jedem Fall schneller gewesen als der Brief."
Jetzt schaute er sich zu ersten Mal nach unerwünschten Zuhörern um: "Und hier habe ich dich nicht aufgesucht, weil ich nicht wusste, ob es nicht besser für dich ist, wenn du dich nicht mit mir sehen lässt."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 19. Jan 15, 16:55
Jetzt zeigte sich unmißverständliche Verwirrung in ihrem Gesicht:
"Wieso sollte ich mich nicht mit meiner Familie sehen lassen? Warum begrüßt du mich nicht so wie sonst?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 19. Jan 15, 17:07
Er schaute zu Boden: "Bitte reg dich nicht auf, es ist ...Ich habe ihre Majestät gebeten mich aus ihrem Dienst zu entlassen, ich war mir nicht sicher, wie sie es aufnehmen würde. Ich wollte nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten hast."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 20. Jan 15, 20:07
Ihre Gesichtszüge entgleisten einen Augenblick und sie sah Simon mit unmißverständlichem Schock an. Ihr Mund öffnete und schloß sich einige Male während sie offensichtlich nach Worten rang.
Einige Meter weiter hörte man die Stimmen von anderen Höflingen die das überraschend milde Wetter für einen Spaziergang nutzten.
Isabeau verschränkte ihre Hände im Schoß und senkte den Blick um zu verhindern das jemand in ihrem Gesicht lesen konnte. Ihre Hände verkrampften sich so stark, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 20. Jan 15, 20:51
"Non! Attends, tu ne comprends..." Er brach ab, als di Höflinge in Sicht kamen, die Hand, die sich nach ihrer Schulter ausgestreckt hatte, zuckte zurück. Erst als sie ausser Sicht waren fuhr er fort.

"Ich werde in den Tiorsorden eintreten, das ist wichtiger...nein...nicht wichtiger, aber ...Aine, warum ergibt es in meinem Kopf Sinn, aber nicht, wenn ich es ausspreche!" Stöhnend vergrub er das Gesicht in den Händen.

Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 20. Jan 15, 20:58
Die beiden saßen eine Weile stumm da. Isabeau entkrampfte ihre Hände langsam und versuchte die Seide ihres Obergewandes glatt zu streichen.
Ihre Stimme klang rauh als sie fragte:
"Pourquoi?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 20. Jan 15, 21:21
"Früher oder später werden wir Tiors Wohlwollen benötigen...und wir wissen nicht einmal was Tior will, wie man ihn noch verehren soll." Sagte er düster.
"Ich habe Tior viel zu verdanken, das mindeste was ich zum Dank tun sollte, ist für eine Weile sein Diener zu werden, für ein Jahr oder zwei."
Er zögerte "Es wäre aber auch nicht falsch zu behaupten, dass mein Pflichtgefühl in den Jahren nach dem Krieg nicht ausreichend war, vielleicht empfand ein Teil von mir es als guten Ausweg. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht dennoch recht habe!"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 20. Jan 15, 21:50
"Tior?"
Sie schien ihre Fassung wiedergefunden zu haben aber die Hand mit der sie nach Simons Becher griff, zitterte fast unmerklich. Sie nahm einen Schluck Wein daraus und sah Simon prüfend an.
"Der neue Orden? Bist du sicher?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 20. Jan 15, 22:13
"Tior." Nickte er bekräftigend.
"Wir haben ihn bisher völlig ignoriert, ganz im Gegensatz zu Middenfelz!"

Nach einer Pause fügte er hinzu "Seien wir froh, dass sie mir meinen Mangel an Hingabe bisher nicht übelgenommen hat. Dazu hätte sie ja allen Grund...sobald ich zurückkehre kann ich vielleicht höher in ihrer Gunst...also dann wäre ich sicherlich wertvoller für sie...ihre Majestät."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 20. Jan 15, 22:38
"Glaubst du, du wärest nicht mehr in ihrer Gunst? Du trägst immer noch ihren Ring, oder?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 20. Jan 15, 23:08
"Ich glaube schon, nicht dass ich das verdient hätte" Er kratzte sich lächelnd am Kopf

"Aber als ihr Ritter wäre mein Platz doch eigentlich immer an ihrer Seite,  vielleicht wäre es Zeit diesen Platz auch auszufüllen.
Meinst du, das wäre zu viel? Unerreichbar?"
In seiner Stimme schwang Unsicherheit und...möglicherweise Angst mit.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 19:59
Isabeau seufzte.
"Simon, du bist nicht für den Hof geschaffen. Wärest du hier in Donnerheim, so wärest du Dreiviertel deiner Zeit mit Spiegelfechterei beschäftigt und es würde dich kaputt machen."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 20:11
Simon presste die Lippen aufeinander und nickte.
"Wenn sie etwas über mich sagt....würdest du es mich wissen lassen?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 20:26
"Naturlement, Simon."
Die beiden schwiegen eine Zeitlang. Es war ein komfortables Schweigen während der Pokal mit dem Wein von Ihnen geteilt wurde.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 20:31
"Ich reite noch heute, je eher ich hier weg bin, desto besser. Sonst werde ich noch etwas Dummes tun."
Er lächelte schief.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 20:41
"Du? Etwas dummes? Was schwebt dir vor? Ich hätte nicht übel Lust mitzumachen!"
Die Adlige sah müde aus und bleich.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 20:52
"Kommt nicht in frage!  Wir sind keine vierzehn mehr und du trägst Verantwortung! " Knurrte er.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 21:01
Isabeau zog eine Augenbraue hoch und sah ihn strafend an:
"Ach? Und du nicht?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 21:07
"Das ist etwas anderes!  Ich bin nur ein Ritter, nicht mehr, wenn ich einen Fauxpas begehe, dann ist das kein Eklat wie bei der Kammerzofe der Königin und das weißt du auch." Gab er etwas heftiger als beabsichtigt zurück.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 21:43
"Suchst du Streit mit mir?"
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 21:47
"Nein...."
Er schwieg kurz.
"Dennoch habe ich recht." Setzte er schliessslich patzig hinzu.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 22:04
"Wenn die liebe Seele dann Ruhe hat."
Eine aufgeregte Zofe kam in das Blickfeld der beiden und kam atemlos vor Ihnen zum stehen um in einen etwas ungrazilen Knicks zu sinken.
"Madame! Je suis desolet!"
Sie holte tief Luft und ratterte etwas von einer kompromittieren Braut, den Namen mehrerer hochrangiger Adliger und Pfauenfedern, was wahrscheinlich nur für jemanden Sinn ergab der bereits einige Zeit bei Hof verbracht hatte.
"Und sie hat sich dabei erwischen lassen? Chere Lavinia, zu meiner Zeit waren wir noch diskret..."
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 22:14
Simon errötete und schaute peinlich berührt weg. Er hatte zwar keine Ahnung, was genau los war, aber es war definitiv unanständig! Noch schlimmer war natürlich dass seine Cousine offensichtlich genau wusste worum es ging.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Jan 15, 22:34
"Simon? Bitte komm nachher vorbei und iss mit zu Abend, oui? Wer weiß wann wir uns wiedersehen? Entschuldige mich bitte, ich muss sehen wie ich das hier retten kann ohne das jemand das Gesicht verliert."
Sie stand auf und die junge Frau beeilte sich ihre Kleidung zurecht zu zupfen. Sie bedankte sich lächelnd und schickte sie voraus um sich dann noch einmal zu ihrem Cousin umzudrehen.
"Ich vermisse unsere gemeinsamen Nachmittage, Simon. Bitte versprich mir das du nachher vorbei kommst."
Sie wartete sein widerstrebendes Nicken ab und gab ihm einen Kuss auf die Wange bevor sie einen der Kieswege entlang eilte.
Titel: Re: Bei Hofe, Herbst 264 n.J.
Beitrag von: Simon de Bourvis am 26. Jan 15, 22:44
Er sah ihr hinterher,  wie sie den weg entlangschritt, schnell,  entschlossen, bereit zu tun, was nötig war. Beinahe erwartete er einen Schlachtruf.

Er würde noch bleiben. Er würde mit ihr essen. Und bis dahin würde er durch die Stsdt wandern, weit weg vom Palast. Bevor er etwas unverzeihlich dummes...

Oh nein, keine Pfauenfedern! Bloss nicht darüber nachdenken!

Er erhob sich und verliess den Palast so schnell er konnte.