Forum des Engonien e.V.

Der Städtebund von Tangara => Brega => Thema gestartet von: Jelena am 28. Nov 13, 18:44

Titel: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 28. Nov 13, 18:44
Das Wirtshaus stand an einer der Nebenstraßen von Bregas Hauptstraße und nur einen kurzen Fußweg vom Hauptmarkt entfernt. Es war ein solides Haus, das sich seit fast drei Generationen in der Hand einer Familie befand und es wie durch ein Wunder durch die Kriegswirren geschafft hatte. Es war eines der wenigen Häuser die über eigene Ställe verfügten und eher für die etwas besser gestellten Reisenden ausgerichtet war.

Jelena hatte das Gasthaus bereits lange vor dem Krieg kennen und schätzen gelernt und war immer wieder hier abgestiegen. In jener dunklen Zeit unmittelbar nach der Schlacht in der Stadt hatte sie kurzerhand das ganze Haus gemietet und hier sowohl das Rudel als auch die Nordhunde einquartiert. Die Wirtin hatte kurz vor der Befreiung ihren Mann und fast auch ihren ältesten Sohn an betrunkene Lupus Umbra verloren und erkannte den Nutzen die Heilerin und ihre zusammengewürfelte aber ehrbare Truppe Obdach zu gewähren.
Die beiden Frauen waren sich sympathisch und hatten sich bald auf einen guten Preis geeinigt. Inzwischen war eine solide Freundschaft daraus gewachsen und Jelena hatte bei ihren Besuchen in Brega immer ein sicheres Dach über dem Kopf.
Inzwischen nannte sie die ganze Familie "Tante Jela" und lud sie zu Hochzeiten und Namensgebungen ein. Ein neues Stück Zuhause für die Händlerin deren Wurzeln im Wind lagen.

Das Gasthaus hatte einen so guten Ruf, dass in den Jahren seit dem Ende des Bruderkrieges angebaut werden konnte und so waren über den Ställen Zimmerfluchten entstanden, die im Grunde genommen für Jelena bereit standen und nur in ihrer Abwesenheit vermietet wurden.
Die Wirtin kannte den Großteil des Rudels mit Namen und Gesicht und gewährte natürlich auch diesen Obdach, wenn sie es denn brauchten.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 28. Nov 13, 19:00
Wassilij war gerade aus dem Fenster von Vanions Gastzimmer gesprungen und unten in der unbelebten Seitenstraße gelandet. Dort ließ er seine Knie weggehen und rollte gekonnt ab, womit er sich in die Schatten brachte, wo er nahezu sofort für Vanion und Anders in den Schatten verschwand. Zügig, aber nicht zu schnell, wechselte Wasilij die Straßen und eilte durch Brega, um für Vanion und Anders endgültig zu verschwinden.

Mit einem finsteren Gesichtsausdruck, wanderte er Gedanken verloren durch Brega. Nach einiger zeit, blieb er stehen und sah auf. Das Gasthaus kannte er. Von Früher. Gut, dieses Gasthaus war eine gute Strecke von dem entfernt, in welchem Vanion sich aufhielt. Wassilij klopfte an die Tür. Er wusste, dass er hier die Ruhe finden würde, die er suchte. Das kleine Gasthaus war nun einmal keine Schänke.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 28. Nov 13, 20:46
Aufgrund der späten Stunde war die Tür bereits verrammelt worden, aber wie immer gab es jemanden der auch nachts die Türe zügig öffnete. Der junge Mann musterte den Fremden vor sich und lächelte schließlich:
"Ihr seid es! Es ist schon so lange her das wir euch hier gesehen haben! Wusste ich doch das die Gerüchte völlig übertrieben waren... als ob ihr Tante Jela alleine lassen würdet... kommt herein, in der Schankstube brennt ein Feuer."
Vielleicht erinnerte sich Wassilij nicht an den Mann, aber seine Gesichtszüge verrieten ihn als ein Mitglied der Wirtsfamilie.
Das Wirtshaus besaß natürlich auch einen Schankraum, aber im Gegensatz zu den meisten Tavernen der Stadt und vor allem denjenigen am Hafen schloß dieser kurz nach Mitternacht und erlaubte den Gästen eine ungestörte Nacht.
"Möchtet ihr noch etwas trinken? Oder direkt hoch zu Tante Jela? Ich glaube nicht das sie schon im Bett ist, irgendwas stimmt mit dem Hinterhuf von Großväterchen nicht und sie hat vor kurzem noch einmal nach ihm gesehen." erzählte der Sohn der Wirtin vor sich hin während er die Tür wieder sorgfältig verschloß und das Feier schürte um die beißende Kälte des nahenden Winters fern zu halten.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 28. Nov 13, 22:18
Wassilij schüttelte den Kopf. "Einfach einen ruhigen Fleck und ein großes, starkes Bier. Mehr wünsche ich erst einmal nicht."

Damit trat er in die Wirtsstube ein und suchte sich schweigend einen Platz.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 28. Nov 13, 22:27
"Wie ihr wünscht."
Der junge Mann putzte sich die Hände an einem Lappen ab und ging hinter den Tresen wo er einen Krug Bier zapfte. Er brachte ihn an Tisch in der Nähe des Feuers und stellte ihn vor Wassilij ab:
"Bitte sehr. Falls ihr mich braucht, ruft einfach, ich habe mein Lager direkt dort."
Er zeigte auf ein Deckenlager in der Ecke hinter der Haustür und zog sich dann dorthin zurück. Bereits kurze Zeit später hörte man tiefe und gleichmäßige Atemzüge.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 29. Nov 13, 18:01
Wassilij nickte knapp zum Dank und trank ein paar große Züge. langsam kam er zur Ruhe.

Großväterchen, dachte er, ja ein gutmütiger alter Kaltblüter.

Mit großen Zügen leerte er das Bier. Kurz überlegte er, ob er noch eines trinken sollte. Doch angenehme Erinnerungen stiegen in ihm auf. Mit einem Lächeln, dachte er an den Stall, vor einigen Jahren. Mit einem Kopfschütteln, waren diese wohligen Erinnerungen verschwunden. Aber Großväterchen, ja er würde nach ihm schauen. Leise, verließ er den Schankraum und betrat den Innenhof.

Erinnerungen. Wie oft, hatte er hier schon meditiert? Wassilij hielt inne. Hier war etwas beruhigendes. Der Geruch von Pferd und stall drang ihm in die Nase. Still und leise atmete er die kühle Nachtluft tief ein. Unwillkürlich, begab er sich in die Ausgangsstellung einer Reihenfolge von Kampfstellungen, welche eine Bewegungsmeditation ein leitete. Während er mit geschlossenen Augen tief ein und ausatmete, wechselte er langsam, ruhig und kontrolliert die Haltungen, bis er Großväterchens Schnauben vernahm.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 29. Nov 13, 20:09
Jelena tätschelte Großväterchens Blesse und stellte sich auf die Zehenspitzen um an die Sturmlaterne zu kommen die sie an den Haken gehängt hatte um Licht zu haben.
Sie hob das Glas und blies die Flamme aus als sie ein Prickeln im Nacken spürte. Sie warf einen prüfenden Blick zur Tür und erstarrte als sie die Gestalt sah. Sie würde ihn immer und überall erkennen, egal was er trug oder wie er sich gab.
Sie stellt die Laterne zur Seite und wartete stumm ab, Wassilij würde sie schon bald bemerken.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 29. Nov 13, 20:14
Wassilij sah auf. Jelena! Hatte er darauf gehofft oder war es doch nur der Zufall gewesen, der ihn her geführt hat? es spielte keine rolle. Sie sah ihn an und er hielt inne.
Die Meditation war ohnehin vorbei. Also nahm er eine normale Haltung ein und verneigte sich leicht zum Gruße.

"Sei gegrüßt Jelena!" sagte er mit einem leicht schiefen aber ehrlichen Lächeln.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 29. Nov 13, 20:21
Ungebeten stiegen Tränen in ihre Augen:
"Sjeno moja!"
Sie machte einen halben Schritt auf ihn zu und stockte wieder, ihr Blick glitt prüfend über ihn und auch in ihrem Gesicht erschien ein halbes Lächeln.
"Gje si bio?"
So eine einfache Frage, aber so viele Bedeutungen. Meinte sie die letzten Wochen? Monate? Seine Zeit... dort?
Wahrscheinlich alles davon.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 29. Nov 13, 20:30
Wassilij's Gesichtsausdruck wurde weicher, doch seine Augen spiegelten Schmerz wieder.

Seine Stimme gab ein wenig nach, während er sprach. Von der Kälte Vanion gegenüber, war nichts geblieben.

"In meinen Schlimmsten Alpträumen und in Welten voller Schmerz. Aber ich konnte nicht 'JA' zu ihnen sagen."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 29. Nov 13, 21:02
"Ich weiß."
meinte sie schlicht und tätschelte das Pferd neben sich ein letztes Mal bevor sie aus der Box trat.
Man sah ihr den inneren Konflikt deutlich an, Trauer war in ihrem Gesicht und auch Angst, Mitgefühl, aber keinesfalls Mitleid.
"Kommst du? Es ist kalt."
Sie machte sich auf den Weg zu der einfachen Stiege die zu den Zimmerfluchten oberhalb des Stalles führte.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 29. Nov 13, 21:26
Wassilij folgte ihr ruhig. "Das stimmt. Es wird kalt und der Winter kommt." Jelena öffnete die Tür zu ihrer Kammer und lies Wassilij den Vortritt.

Drinnen war es wohlig warm. Wassilij zog den Mantel aus und legte ihn ordentlich zur Seite. Er wandte sich dem Kamin zu. dort war alles wie früher. Eher aus Gewohnheit, denn aus wirklichem Entschluss, griff Wassilij nach den Tee Utensilien und begann zwei Schalen vor zubereiten.

Während er dort zu Gange war, brach er das kurze Schweigen.

"Ich tue, was möglich ist, um wieder zu meinem alten Selbst zurück zu finden. Aber scheinbar, hindern mich einige alte Freunde daran. Wie sie es sehen, ist alles was ich bin etwas böses. das was ich in meinem inneren Spüre, dass, was heraus will. Doch ich lasse es nicht mehr heraus. Wie es scheint, ist das jedoch alles, was man in mir sieht. Ein Attentäter, der untreu und geschwätzig ist. Und..." Er konnte nicht weiter sprechen. Seine Worte kamen ihm hohl vor, Worte voller Selbstmitleid, doch das empfand er nicht. Was empfand Wassilij? Er wusste es selbst nicht. Da waren Hass, Zorn und Furcht.

Was hatte sich alles geändert? Was war alles geschehen? War er so unwichtig gewesen? Hing das zerbrechen alter Freundschaften und Bündnisse so sehr mit seinem Verschwinden zusammen?

Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 30. Nov 13, 14:17
Jelena wusch sich die Hände in einer Waschschüssel und trocknete sich sorgfältig die Hände ab.
Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus, aber es war kein unangenehmes Schweigen, sondern ein freundschaftliches, so wie es früher oft zwischen ihnen gewesen war.
Zum ersten Mal seit jenem fürchterlichen Tag in den Ausläufern des Waldes von Arden als die damals nahezu leere Hülle Wassiljis zu ihnen zurückgekert war schien sie sich in seiner Gegenwart zu entspannen. Der Blick den gerade auf ihn erhaschen konnte hatte viele Ängste in ihr gelindert und zum ersten Mal seit langer Zeit ließ sie die Hoffnung zu das ihr Schatten zu ihr zurückkehren würde.
Sie runzelte die Stirn, sie hatte die anderen in den letzten Wochen nicht gesehen und auch nicht gesprochen, war das Misstrauen wirklich so augeprägt?
"Du bist aufgebracht." Es war weniger eine Frage als vielmehr eine Feststellung.
"Warum erzählst du nicht was passiert ist?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 30. Nov 13, 14:54
Wassilij holte tief Luft, bevor er zu sprechen begann.

"Vanion hat einen wahnwitzigen Plan gefasst. Er will Beweise gegen Roquefort finden, die zeigen, dass er hinter den Söldnern steht, die Vanion und andere im Foret d'Artroux ermorden sollten. Im schlimmsten Falle, würde er Beweisen können, dass dieser Ritter auch in Verbindung zu den Szivars-Kultisten stand, die dort versucht haben Szivars Macht aus zudehnen und möglichst alle Wälder Engoniens zu solch verfluchten Orten zu machen, wie den Wald von Arden. Dazu wollte er eine unbedarfte, naive junge Frau an den Hofe Roqueforts lassen, die sich bei dem Dienstpersonal umhören sollte. Er selbst wollte sich den Söldnern anschließen. Letzteres wäre seinem Wunsch nach auch mein Part gewesen, doch habe ich versucht ihn davon abzuhalten und ihm Alternativen genannt. Er verstand daraus jedoch lediglich, dass ich roquefort töten wolle und ich nur einer Meuchlerbande zugehören würde. Stück für Stück habe ich daran gearbeitet, ihn von seiner Narretei abzuhalten, habe auch angeboten, meine Brüder zu Hilfe zuholen, die in der Nähe sind. doch er fing an unsere Freundschaft vollkommen in frage zustellen, ich würde alles heraus plaudern und wir alle wären nur eine dreckige Meuchlerbande. Schließlich warf er mir noch vor die Füße, Kassos habe mich nur gebeten, an seiner Kriegerakademie zu unterrichten, um mich im Auge zu behalten. Dieses..." Wassilij sprach nicht mehr aus, was ihm auf der Zunge lag. Doch die Wut kochte wieder hoch.

"Wenn ich all das wäre, was dieser Narr von mir behauptet, warum habe ich nicht den einfachen Weg gewählt, als man es mir unter Folter anbot? Aber nein, alle haben ihn ja vor mir gewarnt, mir zu vertrauen wäre ein Fehler, alle alten, angeblichen Freunde! Er habe nicht auf sie gehört und dann so etwas. Ich versuche alles, um wieder zu meinem alten selbst zurück zu finden, arbeite jeden Tag, jeden Atemzug daran. Und dann..." Seine Stimme hatte anfangs gleichgültig und kalt geklungen. Doch am ende versagte sie ihren Dienst und brach.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 30. Nov 13, 15:41
Jelena stellte ihre Teeschale zur Seite und überbrückte die Entfernung zwischen ihnen. Sie legte ihre kühle Hand an seine Wange und als er es zuließ nahm sie sein Gesicht in beide Hände und suchte seinen Blick.
"Wassilji"
Ihre Stimme klang kratzig, all die Tränen denen sie nicht erlaubt hatte zu fallen lagen darin.
"Lass die Wut nicht gewinnen, bitte. Atme... "
Als sie sah das die Spannung aus seinem Körper wich sprach sie weiter und Wassilji konnte erkennen wieviel Schmerz es Jelena bereitet hatte ihn fernzuhalten.
"Als du frisch zurückgekehrt warst warst du nicht.... vollständig. Wichtige Teile haben gefehlt und niemand von uns wusste was du tun würdest. Aber wir haben dich nie aufgegeben, ich habe dich niemals aufgegeben, niemals! Ich wusste das Srce dir einen Weg aufzeigen würde, das Ratnik dir den Mut geben würde ihn zu beschreiten und..."
Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab, "Sin dich wieder annehmen würde... wenn du dich dazu entscheidest wieder der alte sein zu wollen."
Sie holte tief Luft:
"Und dann würde ich dich auch wieder zu Hause begrüßen dürfen."
Wider willen kamen ihr die Tränen, aber ihre Stimme blieb fest:
"Vanion ist ein dummer Junge. Ja, es mag sein das Gorix und Kassos zur Vorsicht raten, aber sie tun es weil beide wissen wie es ist in Szivars Fängen zu sein. Und im Gegensatz zu dir hat zumindest Kassos sich auf einen Handel eingelassen..."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 30. Nov 13, 20:16
Wassilijs Blick wurde schlagartig wach und ein wenig zweifelnd.

"Kassos hat was? Wie, warum?"

Doch kaum war seine Überraschung geschwunden, wurde sein Blick freundschaftlich und sanft.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 30. Nov 13, 20:44
"Dobro dosao kuci, sjeno moja."
murmelte Jelena leise, als sie seinen Blick sah. Sie ließ sein Gesicht los und griff erneut zur Teeschale um sich in einem der Stühle vor dem Feuer hinzusetzen.
"Was Kassos betrifft, so musst du ihn selbst fragen, es ist nicht meine Geschichte zu erzählen. Aber er steht zu seinen Fehlern und scheut sich auch nicht davon zu berichten. Letztlich gehört diese Sache mit zu den Gründen weshalb aus Albert Kassos wurde."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 30. Nov 13, 20:58
Wassilij nickte leicht. Langsam nahm er sich ebenfalls die Freiheit, sich zu setzen und schaute einige Zeit in die Flammen. Er trank einen Schluck Tee.

"Was du sagst, moj sestra, würde bedeuten, dass ich über eine größere innere Stärke verfüge, als die Anderen. Ist es also nur eine Frage meines Willens, dass ich wieder vollständig werde?"

Eine lang vergessene Kraft und Selbstsicherheit schien zurück zu kehren. "Ich habe es einmal geschafft, euer aller Vertrauen zu gewinnen. Das schaffe ich wieder!"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 30. Nov 13, 21:42
"Du bist dein Leben lang ausgebildet worden, Wassilij. Jedes Kind der endlosen Steppen lernt sobald es seinen eigenen Namen kennt wie es sich gegen den Verführer wehren muss und das es niemals nachgeben darf. Dein Meister hat all dies vervielfacht, euren Geist in dem Maße gestärkt wie man die Schneide eines Schwertes schleift bis es ein Haar im fließenden Wasser spaltet."
Sie nahm einen Schluck Tee und schien über ihre nächsten Worte nachzudenken:
"Ja, wenn jemand auch nur den Hauch einer Möglichkeit hatte dies alles zu überstehen, dann warst du es. Ich habe damals unmittelbar nach deinem... Opfer die Runen geworfen und sie gaben mir die Hoffnung an die ich mich bis jetzt geklammert habe."
Sie beugte sich vor und legte Holz nach.
"Es ist nicht nur eine Frage deines Willens, denn die Gnade Gottes darf nicht unterschätzt werden. Aber sie ist zu großen Teilen von deinem Willen bestimmt, ja."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 30. Nov 13, 22:11
Wassilij schüttelte nachdenklich den Kopf.

"Nein, die Gnade habe ich nicht unterschätzt. Sins Stärke ist mir geblieben! auch wenn andere Teile fehlen, dieser teil ging nie verloren. Seit meiner Kindheit, hat mich Sin begleitet. Wassilij schüttelte den Kopf. Weißt du, ich habe immer seinem Weg die Treue gehalten und folge ihm immer noch. Ist es so falsch? Oder scheuen einfach nur die meisten diesen Weg?"

Wassilij überlegte ob es seine Ausbildung war, die diesen Weg als Möglichkeit offen hielt oder seine wirklich eigene Entscheidung. Er empfand es als logisch und selbstverständlich. Aber seine Meister hatten ihn so viel mehr gelehrt. Da waren unzählige Stunden in Diplomatie, Spionage und Gegenspionage, Philosophie, Kunst, Tanz, Verhalten in verschiedenen Gesellschaftsschichten, Schauspielerei, körperliche Ertüchtigung, Nah- und Fernkampf. Es waren harte und intensive Jahre. Mit wie viel Jahren hatte er begonnen? Er war keine fünf Winter alt gewesen und über 20 Winter hatte er gezählt, als er zu Jelena ging.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 01. Dez 13, 17:42
Die beiden hingen ihren Gedanken nach und genossen das entspannte Schweigen zwischen ihnen.
Jelena ging das Herz auf bei dem Gedanken, dass ihr Schatten zu ihr zurück gekehrt war. Sie mahnte sich selbst zur Vorsicht, denn noch war Wassilijs Weg nicht zu ende und der Zorn und Hass den sie in seinen Augen gesehen hatte würde gewiss noch ein Stolperstein sein.
Doch nicht heute Abend.
Heute Abend konnte sie sich der Illusion hergeben ihren Schatten bedingungslos an ihrer Seite zu wissen.
Ein Gähnen stahl sich in ihr Gesicht und sie versuchte es zu unterdrücken, aber schließlich brach es doch durch. Sie stellte die Teeschale beiseite und sah Wassilij fragend an:
"Bleibst du heute nacht hier?"
Das "Bitte" stand klar und deutlich in ihren Augen.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 01. Dez 13, 18:52
Wassilij nickte stumm. Ja, er würde diese Nacht hier verweilen. Es erinnerte ihn an alte Zeiten. Ausserdem würde er heute zur Ruhe kommen können und war für gewisse Personen sehr erfolgreich von der Bildfläche verschwunden.

Was würde die Zukunft bringen? Sollte er seinen "neuen" Weg suchen und verfolgen, oder seine Aufgabe als abgeschlossen sehen und nur zum alten wieder kehren?
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 01. Dez 13, 19:28
Jelena stemmte sich hoch und reckte sich bis die Gelenke alle mit einem leichten *plop* wieder an ihren Platz zurückgekehrt waren.
Sie ging zu der großen Korbtruhe am Fußende ihres Bettes und zog Felle und Decken daraus hervor. Sie deutete fragend auf eines der noch freien Betten und legte die Sachen dann auf dem Bett ab welches am nächsten an der Tür stand.
Während Wassilij sein Bett baute goß ihm Jelena frisches Wasser in eine Schüssel und legte Seife und ein Handtuch dazu. Als Wassilji an die Waschschüssel trat um sich den Staub vom Laib zu waschen stockte Jelena der Atem und für einen Augenblick war es totenstill.
Sie trat schließlich vor und ihre ausgestreckte Hand schwebte über all den schrecklichen Narben die seinen Oberkörper bedeckten. Sie strich darüber hinweg, berührte sie jedoch nicht. Sie hatte Wassilij nie ohne seine Zustimmung berührt. Die Narben zeichneten seine Haut wie eine grausame Landkarte und die Heilerin in Jelena sträubte sich gegen das Wissen mit welchen Waffen diese grausamen Wunden geschlagen worden waren.
"Trebas li me?"
Wieder eine so einfache Frage, aber Wassilij wusste wie weit Jelena gehen würde.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 01. Dez 13, 19:41
Wassilij schüttelte den Kopf. Dafür gab es keine Hilfe mehr.

"Das liegt hinter mir. Und es ist ein düsteres Andenken." er lächelte schief. "Man hatte damals versucht uns auf Folter vorzubereiten, damit wir bis zu einem gewissen Grad widerstehen könnten. Doch das war alles Schwachsinn. Man kann nicht widerstehen. Das lernten wir ebenfalls. Aber dies entstand nicht aus dem Verlangen, mich zu verhören oder mich zum Überlaufen zu bewegen. Das war reine Bosheit. Immer wieder. Schließlich haben sie mir damit geholfen durch zuhalten. Anfangs habe ich versucht mich selbst zu töten, um all dem zu entgehen. doch das funktionierte nicht. Jedesmal erwachte ich wieder. Sie Folterten meine Seele und meinen geist, um mich zum Überlaufen zu bewegen. Doch durch die sadistischen wesen, die meinen Körper schindeten, trieben sie mich zum Durchhalten. Aber es hat nicht mehr viel gefehlt."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 01. Dez 13, 20:09
Jelena sah einen Augenblick aus als ob sie widersprechen wollte, aber sie akzeptierte es.
"Du hast nicht nachgegeben, Wassilij, du hast deine Ahnen und deinen Clan stolz gemacht. Ich hätte das niemals geschafft."
Sie zog ihre Hand zurück und wandte sich ab um ihm die Möglichkeit zu geben sich fertig zu machen.
Sie löschte die Lampen und Kerzen, so dass nur noch der Schein des Feuers Licht spendete und begann sich ebenfalls fertig zu machen.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 01. Dez 13, 20:20
Wassilij musste bei ihren Worten unwillkürlich düster grinsen. Sein Clan? Nun, es war wohl eher die Bruderschaft, die sein Clan war. es dauerte nicht lange, bis er fertig war und in dem frischen Bett lag. Der Raum war nur schwach beleuchtet, doch er hatte schon immer recht gute Augen und Sinne gehabt. So fiel ihm schnell auf, das Jelena ihn beobachtete.

"Ja?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 01. Dez 13, 20:36
Jelena war eine sehr beherrschte Frau. Auch wenn alle Welt dachte das nur eine Kleinigkeit von Nöten war um sie aufbrausen zu lassen, so war sie doch meistens diejenige die ihre Gedanken und wahren Gefühle gut unter Verschluß hielt.
Doch Wassilij hatte jahrelang das Zelt mit Jelena geteilt und er wusste das sie in den Augenblicken wenn sie wirklich müde war diese Barriere schwand. Er sah wie ihr die Augen zufielen und sie krampfhaft versuchte sie offen zu halten. Es würde nicht mehr lange dauern und die Heilerin würde den Kampf gegen den Schlaf verlieren.
"Ich habe Angst, dass du, wenn ich die Augen wieder aufmache, weg bist..." murmelte sie leise und bereits wenige Atemzüge später war sie eingeschlafen.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 02. Dez 13, 18:58
Als Jelena am nächsten Morgen erwachte, fiel ihr Blick zunächst auf das leere Bett Wassilijs. Es war sauber und aufgeräumt, als ob alles nur ein Traum gewesen wäre. Doch als sie sich um sah, entdeckte sie ihn im Kniesitz neben der Tür, während er meditierte.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 02. Dez 13, 20:53
Jelena schreckte hoch und sah sich wild um bis sie Wassilji schließlich neben der Tür entdeckte. Man hörte einen erleichterten Seufzer und sie ließ sich wieder in ihr Kissen sinken.
Der Blick hinaus zeigte einen diesigen Morgen und die Kälte hatte Eisblumen auf die wenigen Butzenscheiben gemalt.
Sie wartete bis sich Wassilijs Atmung veränderte und damit das Ende seiner Meditation signalisierte bevor sie ihn ansprach:
"Guten Morgen. Hast du dich entschieden was du tun wirst?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 02. Dez 13, 21:26
Wassilij blieb sitzen. Er atmete mehrmals durch, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

"Es fällt mir ehrlich gesagt schwer. Ich bin nicht mehr, wer ich war und auch wenn ich es wieder werde, ist dennoch viel geschehen. Ob es zu viel war, vermag ich nicht zu sagen." Wassilij atmete tief durch. "Mir fällt die Entscheidung ehrlich gesagt nicht so schwer, wie noch vor zwei oder drei Jahren. Dennoch fällt sie mir schwerer als vor einem Jahr. Ich möchte meine eigenen Wege gehen, Jelena. Ich muss das jetzt tun! Aber ich möchte nicht als Feind scheiden, auch nicht als Bekannter und noch weniger als Freund."

Seine Stimme wurde heiser. Das Sprechen fiel ihm schwer. "Ja zeljeli kao vas brat ici, moj sestra. Kada vi mene kao vas brat zeljeti."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 04. Dez 13, 00:39
Jelena versuchte gegen den Kloß in ihrem Hals anzusprechen, merkte aber rasch das es nicht funktionieren würde. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und starrte auf die Hände in ihrem Schoß bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
Sie hatte gewusst das es dazu kommen würde, hatte es manchmal auch herbeigewünscht, aber jetzt war sie sich nicht sicher ob sie das tun konnte was Wassilij offenbar benötigte.
Sie schlug die Decke zurück und stand auf, band sich die Haare zurück und griff nach ihrem Gürtel. Sie löste das blauweiß-gemusterte Tuch und ging dann auf bloßen Füßen zu Wassilij.
Sie schlug das Nachthemd unter und kniete sich vor ihn hin.
Die beiden sah sich eine Zeitlang stumm an und obwohl sie kein Wort wechselten, so sagten sie sich doch alles was wichtig war.
Schließlich nickte Jelena und lächelte etwas zittrig. Sie griff nach Wassiljis rechtem Arm und rieb sachte über die Tätowierung die sonst immer von den Ärmeln seines Gewandes verborgen wurde. Sie griff nach seinem Ellenbogen und er nach ihrem, so dass ihre Unterarme verbunden waren und wickelte das Tuch darum.
Als sie sprach war ihre Stimme wieder kratzig, aber sie schien entschlossen es durchzuführen:
"Ja, Jelena Jakovljeva, Kci Jakova i Jadranke, Majstor u svome imenu i znanju, kci zlatne doline i knjeginja u ime Jakova, odrijesavam Wassiljia Skelija od svih  dužnosti i odvornosti prema meni i mojima."
Während sie sprach löste sie das Tuch mit der linken Hand und zog es langsam fort bis es schließlich nur noch ihre Arme und dann ihre Hände, dann die Fingerspitzen waren die sich noch berührten.
"Neka bude poznato da rijesavam ovo u dobroj savjest i bez pritiska. Nadajuci se da cemo se vratriti na ovo mjesto i opnoviti nasu dužnosti jedan prema drugome. Neka Tajna, Srce i Milosti budu svjedoci ovoga."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 05. Dez 13, 17:44
Durch Wassilijs Gesicht glitt Erleichterung. Er hatte gehofft einen frieden herstellen zu können. Er musste sich selbst finden. Das wusste er.

"Danke...", sagte der Krieger mit einem ehrlichen Lächeln. "Darf ich fragen, was du in naher Zukunft zu tun gedenkst?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 05. Dez 13, 19:45
"Ich habe keine bestimmten Pläne. Ich werde zurück nach Fanada reiten sobald meine Geschäfte hier erledigt sind und den Winter dort verbringen."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 05. Dez 13, 19:51
Wassilij nickte verständnisvoll.

"Ja, es ist Friede eingekehrt und man findet wieder zur Ruhe und kann sich um die eigenen Geschäfte kümmern. Ich werde wieder meine Brüder aufsuchen und mit ihnen weiterreisen..."

Er sah kurz auf den Boden und dann schaute er ihr mit festem Blick in die Augen. "... zurück nach Tailon Orikos!"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 05. Dez 13, 21:07
"Was erhoffst du dir davon?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 05. Dez 13, 22:09
Wassilij hatte selbst lange darüber nachgedacht. Aber darüber zu sprechen, war etwas anderes.

"Einen Teil von mir wiederfinden und ich hoffe darauf, eine Spur des Eremiten zu finden. Oder etwas über die Blender, weil ich der Letzte sein soll."

Er atmete tief durch. "Ich möchte mehr erfahren und wissen ob das Schließen des Portales die einzige Aufgabe war. Und wenn nicht, wie soll es weiter gehen?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 08. Dez 13, 22:51
"Ich verstehe"

Man sah Jelena nicht an was sie darüber dachte. Es war Wassilijs Entscheidung und sie würde sie akzeptieren und ihn unterstützen, falls er sie darum bat.
Sie hievte sich hoch und verzog das Gesicht als sie ihre Knie durchdrückte, die vergangenen Jahre waren nicht nett zu ihr gewesen.
Sie unterdrückte ein Seufzen und ging leicht humpelnd zu ihrem Bett zurück um sich Socken anzuziehen und etwas gegen die Kälte überzuwerfen.
"Wann möchtest du aufbrechen?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 10. Dez 13, 19:52
Auch Wassilij erhob sich. Er kratzte sich gedankenvoll am Kinn.

"Ich glaube lieber früher als später. Ein oder zwei Kleinigkeiten will ich hier in Brega noch regeln. Dann schließe ich mich wieder meinen Brüdern an und werde sie mit nehmen. Du meinst, es wäre keine gute Idee?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 17. Dez 13, 11:13
"Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich verstehe wieso du dorthin willst aber ich weiß nicht was dort geschehen wird. Deine Ordensbrüder sind hier?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 17. Dez 13, 19:35
Wassilij nickte bestätigend.

"Ja, sie sind hier. Möchtest du sie sprechen?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 22. Dez 13, 20:08
"Nein."
Sie hängte einen Kessel mit Wasser über das Feuer und legte Waschschüssel und Seife bereit.
Das Gespräch schien ihr zunehmend unangenehm zu werden.
"Ich bin mir sicher das du auf ihre Hilfe zählen kannst und das ist das einzige was wichtig ist."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 17. Jul 14, 13:30
Der Morgen nach der Taverne.

Lorainne war sich nicht sicher, ob sie die Hilfe von Wassilij annehmen sollte und das Gespräch mit Simon hatte zu einer unerwarteten Wende für Wassilij geführt. Aber wenigstens wusste der Krieger nun, was es für ihn zu tun galt. Aus diesem Grund hatte er Lorainne darüber informiert, dass er sie nicht begleiten würde. Aber diesesmal würde er andere darüber informieren, was er vor hatte. Zumindest jene, die es nach seiner Meinung etwas anginge.

Er hatte seine übliche Kleidung abgelegt und trug nun die traditionelle Kleidung eines Steppenkriegers seiner Heimat. Diese Gewandung würde für ihn nun etwas hilfreicher sein. Dort vor ihm lag das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh". Sein Ziel, er hoffte, das Jelena noch dort war und nicht spontan abgereist und er sie verpasst hätte. Gut gelaunt und seines weges sicher, klopfte er an die Tür.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 17. Jul 14, 17:32
Die Tür wurde von einem halbwüchsigen Burschen geöffnet der den Mann vor sich zuerst etwas misstrauisch und dann freudestrahlend begrüßte, wobei er stolz mehrere Zahnlücken zur Schau stellte:
"Meister Wassilji, kommt herein! Tante Jela ist gerade am packen, sie will direkt morgen früh wieder los. Sie ist oben in ihrem Zimmer..."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 17. Jul 14, 22:18
Entgegen seiner sonstigen Art, verweigerte er die Anrede 'Meister' nicht, sondern nahm sie freundlich lächelnd mit einem Nicken an.

"Danke, ich kenne ja den Weg. Nun, wie ich sehe, verdienst du dir endlich deine richtigen Zähne." Damit wuschelte Wassilij dem Halbwüchsigen durch die Haare und flachste kurz mit dem Jungen herum, bevor er sich auf den Weg zu Jelena machte. Wie es die Art des jungen Kriegers war, ging er mit leisen Schritten die Treppe hinauf und kam an der üblichen Kammer Jelenas an. Er überlegte kurz, ob er an der offen stehenden Tür anklopfen sollte oder einfach im offenen Rahmen warten. Er entschied sich für letzteres und wartete leise an den Rahmen gelehnt darauf, das Jelena ihn bemerkte. 
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 18. Jul 14, 09:04
Jelena murmelte ihre Packliste vor sich hin und war so in das was sie tat vertieft, dass sie Wassilji nicht bemerkte bevor sie sich nicht umdrehte und genau vor ihm stand:
"Sveta Milosti! Wo kommst du denn her?" meinte sie erschrocken zu dem Krieger der auf einmal vor ihr aufzutauchen schien.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 18. Jul 14, 10:37
"Von der Straße?" Antwortete der Krieger mit einem Lächeln.  "Wie geht es dir?"

Während er auf die Antwort wartete trat er einen Schritt in die Kammer und besah sich die üblichen Packbundel.
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 18. Jul 14, 12:12
Jelena sah ihn etwas verdutzt an, Ironie war sie in letzter Zeit nicht von ihm gewohnt.
"Mir geht es gut. Und dir offensichtlich auch... Du bist... anders."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 18. Jul 14, 14:21
Wassilij lächelte sanft und ehrlich. "Ja du hast recht. Und es geht mir viel besser. Deswegen bin ich auch hier. In der vergangenen Nacht hatte ich eine lange und philosophische Unterhaltung mit Simon de Bourvis.  Er hatte mich auf ein paar Dinge hingewiesen und ich habe eine wichtige Entscheidung getroffen. Ich kehre zurück nach Tailon Orikos, werde das Eljia Kloster besuchen und schauen, dass ich guten Kontakt zu den Idee herstelle um meiner Bestimmung zu folgen."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 21. Jul 14, 08:38
"Versteh mich nicht falsch, ich bin sehr froh das du wieder der alte zu sein scheinst, aber ich verstehe nur jedes zweite Wort von dem was du da redest. Komm, setz dich und erklär mir das ganze so, dass ich dir folgen kann."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 21. Jul 14, 09:50
Wassilij grinste und betrat das zimmer, um sich zu setzen.

"Wo fange ich an? Nun nach dem, was ich in der Zeit die ich durch Engonien gereist bin erfahren habe, und nach unserem Sieg über Konar absehbar war, ist der Friede in Engonien instabil. Deswegen wolle ich mein Können und meine Ausbildung als Friedenswahrende Künste einsetzten. Damit das aber funktionieren kann, habe ich Freunde und Verbündete um Hilfe gebeten und meine Dienste angeboten."

Er atmete durch.

"Dann habe ich mit Simon gesprochen. Was er sagte, war, ob ich denn sicherstellen könnte, dass die Informationen, die ich aus Spionage gewonnen habe, tatsächlich den Frieden wahren würden. Oder ob sie nicht unterumständen den Frieden sogar zerstören könnten. Im Gegenzug, brachte er gute Argumente für mich, diesen Weg nach Tailon Orikos zu wählen. Beispielsweise meine Bereitschaft schwere Entscheidungen zu fällen und diese dann durch zuführen, ohne das anderen zu überlassen. Ich habe nicht gewollt, dass man mich zu einem "Helden" macht, wie der alte Eremit es ausdrückte. Und ich sehe es immer noch nicht als Heldentum. Aber dennoch habe ich damals dieses Schicksal akzeptiert und es mit allen Konsequenzen getragen."

Wassilij holte noch einmal tief luft, bevor er fort fuhr.

"Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand wie ich aus einem so fernen Land nach hier kommt, um Leibwächter einer Heilerin zu werden, dann bei den entscheidensten Schlachten des Bürgerkrieges mitwirkt und dann schließlich so das Land zu beschützen?"

Der junge Krieger schüttelte den Kopf.

"Nein, Jelena, so etwas ist sehr unwahrcheinlich. genauso unwahrscheinlich, wie die Tatsache, dass ich zufällig auf Jennas Familie stoße, während ich in einem Gasthaus in Engonia bin. Du bist die Einzige, die meine Inkarnation kennt. Er steht nun einmal dafür, schwere Entscheidungen zu treffen und wenn es sein muss, einen dunklen Weg zu gehen. Wir glauben daran, dass jeder immer mindestens zwei Entscheidungen fällen kann. Und dieser Weg ist meine Entscheidung."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 21. Jul 14, 16:16
"Du willst also nach Tailon Orikos zurück? Beziehungsweise, du willst zum Elja-Orden um weitere Dinge über den Blender zu lernen?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 21. Jul 14, 16:36
Wassilij sah Jelena fest und bestimmt in die Augen. "Ja und mir das Vertrauen der Ipek erwerben, damit ich auch von ihnen lernen kann."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 23. Jul 14, 16:27
"Die Ipek?!?"
Man sah Jelena deutlich an das sie nicht glücklich damit war.
"Milosti weiß, dass ich sie mehrere Male zu infiltrieren versucht habe. Du weißt das wir ihnen die Schlacht an der Beransader verdanken?"
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 24. Jul 14, 09:04
"Nein," Wassilij schüttelte den Kopf. "Mir sagt gerade die Schlacht nicht einmal etwas. Und jetzt geht es sich auch um ein höheres Ziel."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 24. Jul 14, 10:38
Jelena schnaubte:
"Höheres Ziel, am Arsch! Setz dich, das wird dauern."
Sie packte rasch das Bündel zu Ende und goß Wassilji und sich etwas zu trinken ein bevor sie sich in einen der bequemen Stühle vor der Feuerstelle fallen ließ.
"Während der ersten Jahre des Bruderkrieges hatte sich der Widerstand nahezu vollständig nach Andarra zurückgezogen. Tannjew hatte von den Stämmen den Ehrentitel des Wojwoden von Andarra erhalten und die Reichsgarde akzeptierte seine Führung. Er machte mich zum Kämmerer von Andarra. Die gesamte Versorgung der Provinz ging damals über meinen Schreibtisch."
Sie verstummte und drehte nachdenklich den Becher in den Händen. Man spürte das sie in Gedanken weit weg war.
"Der Fluß Beran ist eine natürliche Grenze zwischen Andarra und Caldrien, nun ja, er war es zumindest damals. Die Beransader ist schon bei milden Wetter schlecht durchquerbar und so ging man davon aus, dass die Lupus es nicht schaffen würden in großer Mannstärke überzusetzen. Tja. Falsch gedacht. Es sieht so aus, als ob Barad Konar, möge er auf ewig verdammt sein, ein Artefakt besaß. Was genau das war weiß ich nicht und alle meine Versuche es herauszufinden sind ins Leere gelaufen. Aber was es auch war, es war den Ipek so wichtig, dass sie, um es zu bekommen, die anderen Stämme Andarras verrieten."
Sie seufzte und in ihren Augen stand das Grauen der damaligen Lazarette.
"Sie führten ein Ritual durch und ließen die Beransader gefrieren. Den kompletten Fluß! Sie schufen eine perfekte Brücke für die Armeen des Lupus, schnappten sich ihr Artefakt und verschwanden wieder in den Bergen... Der Widerstand gewann diese Schlacht, aber unter schrecklichen Verlusten. Ich habe versucht herauszufinden was den Ipek so wichtig sein konnte, dass sie sich dafür mit dem Hundesohn von Kaiser verbündeten, habe aber nie geschafft sie zu infiltrieren."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 24. Jul 14, 13:56
Wassilij hatte mehr als aufmerksam zugehört und lies die Worte auf sich wirken. Nun, es würde wohl doch wieder alles schwieriger und komplizierter werden, als es ohnehin schon aussah.

"Weißt du, vielleicht, vermag ich dann etwas heraus zu finden. Was ich jedenfalls weiß, ist das die Ipek sehr Aine treu sind. Und das sie viel Energie und viele Leben dafür aufgewendet haben, Szivars Einfluss einzudämmen. Ich weiß auch, dass sie ein Artefakt, welches im Wald von Arden vermutet wird, versuchten oder zumindest versucht haben zu bekommen." Wassilij schüttelte den Kopf und während er lauschte, um sicher zu sein, das niemand ihr Gespräch belauschen würde, schlich sich ein Hauch Angst in sein Geischt.

"Ich habe damals in meiner Tasche einen Brief des Blenders gefunden, in welchem von einem Artefakt im Wald von Arden gesprochen wurde, mit welchem man die Blender kontrollieren könne. Alleine deswegen werde ich gehen müssen."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 25. Jul 14, 08:20
"Du meinst, einen Brief von demjenigen der vor dir Blender war? Hm..."
Jelena schwieg und ließ diese neuen Informationen auf sich wirken.
"Bevor du dich zu den Ipek aufmachst solltest du zu den Elja-Leuten gehen. Sie haben bestimmt Informationen über sie, die dir nützlich sein könnten. Du solltest dir ein Empfehlungsschreiben von Ysander geben lassen. Meiner Erfahrung nach sind Menschen die Wissen sammeln nicht besonders erpicht darauf es mit anderen zu teilen, vor allem wenn sie diese nicht kennen."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 25. Jul 14, 08:58
"Ich habe bereits mit Ysander gesprochen. Er reist in nächster Zeit noch einmal zum Kloster und ich muss ohne hin noch ein paar andere Dinge erledigen, so dass er dort von meinem Kommen berichten wird. Was ich mir allerdings noch wünschen würde, wären Briefe von Freunden und angesehenen Personen, die nach Tailon Orikos gesendet werden un den Wächtern des Schwarzen Mondes von meinem Kommen berichten. Ich fürchte, dass es sonst zu einem unliebsamen Zwischenfall kommen könnte."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 25. Jul 14, 10:11
"Warum? Du wirst dort als Held gefeiert."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 25. Jul 14, 10:20
Wassilij zuckte beiläufig mit den Schultern. Er mochte die Bezeichnung Held nicht.

"Nun, zum einen sehe ich mich nicht als Held an. Und zum anderen, wenn sie mich als solchen feiern, dann als "toten Helden" der in Szivars-Reich sprang. Wissen sie, dass ich wieder da bin und es mir gut geht? WEnn nicht, könnte mein urplötzliches Auftauchen dem ein oder anderen nervösen Wächter mit Armbrust einen lockeren Finger bescheren. Und das wäre wirklich ein unrühmliches Ende."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 03. Aug 14, 20:27
"Verstehe. Wenn du ein Empfehlungsschreiben haben willst bekommst du das gerne, auch wenn ich keine Ahnung habe ob mein Name dort wo du hingehen wirst überhaupt Gewicht hat."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 08. Aug 14, 10:36
Wassilij schüttelte den Kopf.

"Nein, so meine ich das nicht. Einfach ein "Schießt nicht sofort auf ihn!" Würde völlig ausreichen. Das werde ich sicher auch noch von anderen alten Freunden, deren Namen Nicolas etwas sagen bekommen können. Und wenn mehrere solcher Schreiben unabhängig von ein ander dort eintreffen, glaube ich, dass es etwas helfen könnte, dass man nicht sofort auf mich schießt und mir wenigstens ein wenig Vertrauen entgegen bringen wird."

Wassilij machte eine kurze Pause und setzte dann neu an.

"Wie geht es dir eigentlich und was macht der Kontor?"

Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Jelena am 08. Aug 14, 18:04
Jelena nickte:
"So ein Schreiben werde ich natürlich an Nicolas schicken, das ist kein Problem. Ich habe schon seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. Was den Kontor betrifft: die Geschäfte laufen wie sie sollen. Die Wirtschaft hat sich gut erholt, der Stadt geht es so gut wie lange nicht mehr. Seitdem du weg bist hat sich meine Herde vergrößert. Der Kontor ist wie ein Bienenstock. Ich überlege Wachen einzustellen..."
Titel: Re: Das Wirtshaus "Zur gescheckten Kuh"
Beitrag von: Wassilij am 10. Aug 14, 15:20
"Ja gute und treue wachen werden sich sicherlich lohnen. Wohlstand lockt Gesindel an. Ein paar gute Wachen können das Pack zumindest abschrecken. Übrigens habe ich gestern Abend Wydh getroffen. Als ich verschwand, hat sie ihr Gedächtnis verloren? Sie erinnert sich an nichts mehr. Dafür ist sie unbeschwert wie eh und jeh."