Herbst 260 n. J. - Während der Belagerung Engonias
Nach mehrmonatiger Abwesenheit war die Baronin auf ihren Stammsitz zurückgekehrt und das Banner flatterte wieder vom höchsten Turm um anzuzeigen, dass die Oberherrin anwesend war.
Der Tross war zwei Tage zuvor angekommen und die Burg begann sich nun mit dem Rest der Baronie auf den anstehenden Winter vorzubereiten. Die Nachrichten über die Hungersnöte im Norden waren beunruhigend und auch die Vorhersagen der Wetterorakel alles andere als gut.
Offenbar stand ihnen allen ein strenger Winter bevor und die Baronin gedachte ihn mit so wenigen Verlusten wie möglich durchzustehen.
Bereits einen Tag nach der Ankunft der Baronin gingen Boten in alle Himmelsrichtungen und sprachen den Lehnsmännern Einladungen für Burg Goldbach aus.
Nach der Jahreswende 260 / 261 n. J.
Isabeau legte ihre Serviette beiseite und hob damit die Tafel auf.
Die schlimmste Winterkälte schien überstanden, aber man wusste, dass das Wetter jederzeit umschlagen konnte und so nutzte das Gesinde die unerwartet milden Temperaturen und reparierte die schlimmsten Frostschäden.
Die kurzen Tage wurden so gut es ging genutzt und auch die Baronin war nicht untätig: sie verbrachte die Tage am Webstuhl und fertigte kostbare Tuche an, aus denen Gewänder gefertigt wurden, die als Geschenke an ihre Getreuen und an Gesandte gingen.
Goldbach war bereits seit Generationen für die Kunstfertigkeit der Frauen in groben und feinen Handarbeiten bekannt und Isabeau führte diese Tradition in bemerkenswerter Weise fort.
Das führte dazu, dass die Menschen abends zwar herzhaft zugriffen, aber meistens zu müde waren um die Abendstunden ausgelassen zu verbringen.
Isabeau ließ sich in den Stuhl zurücksinken und versucht ihre verkrampften Schultern zu entspannen, als ein Gardist auf sie zu eilte. Er positionierte sich hinter ihren Stuhl und beugte sich zu ihr herunter bevor er murmelte:
"Madame, vor dem Tor steht ein Bote. Der Name und das Wappen sind unbekannt... Votre command?"