Forum des Engonien e.V.
Der Städtebund von Tangara => Fanada => Thema gestartet von: Jelena am 07. Apr 09, 21:04
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Es war bereits abend, als die kleine Truppe das verlassen wirkende Kontor in der Nähe des Gewürzmarktes erreichte. Sie hatten Glück gehabt und war gerade eben so vor dem Schließen der Tore in die Stadt geschlüpft, so dass sie nicht vor ihren Toren Zelten mussten wie andere Unglückliche.
Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, angeführt von einer resolut wirkenden Torana in der traditionellen Tracht ihres Clans: über einem gefältetem Reitrock und einer weißen Bluse trug sie ein Mieder und ein Fuchsfell gegen die Kälte.
Sie warf dem jungen Mann, der neben ihr auf dem Kutschbock saß die Zügel zu und kletterte langsam herunter. Man sah ihr die bleierne Müdigkeit, die in ihren Knochen steckte, geradezu an.
Sie tätschelte die Pferde, während sie um den Wagen herum ging und vor der Tür des Kontors zu stehen kam. Noch bevor sie anklopfen konnte, öffnete sich die Tür einen spaltbreit und ein würdiges, grauhaariges Mütterchen lugte hervor.
Ihre Stimme hatte eine entschieden keifende Qualität, auch wenn sie sich bemühte leise zu sein. Offenbar war sie mit dem "herumlungernden Gesindel" nicht einverstanden und drohte die Reichsgarde zu rufen, als sie etwas in der Hand der Frau aufblitzen sah.
Abrupt schloß sie den Mund und die Tür, nur um kurz darauf das Tor zum Innenhof zu öffnen.
Binnen weniger Augenblicke war die Gruppe im Inneren verschwunden und die Straßen so verlassen wie zuvor.
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Der nächste Morgen sah das Kontor in einer fieberhaften Aktivität, als eine kleine Armee von Knechten und Mägden Haus, Stall und Innenhof putzte, schrubbte und ausbesserte.
Inmitten all dieser hektischen Aktivität stand Jelena an einem Stehpult, der an das Fenster ihres Scriptoriums gestellt worden war. Das Fenster öffnete ebenerdig zum Innenhof, so dass sie alles im Blick hatte und keiner auf die Idee kam, er könne schludrig sein.
Die Heilerin blätterte ruhig durch die Aufzeichnungen ihres Prokuristen, während der mann nervös von einem Fuß auf den anderen trat, nicht sicher, ob er in den langen Monaten ihrer Abwesenheit die richtigen Entscheidungen getroffen hatte.
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"In einem der letzten Briefe, die mich in Caer Conway erreichten, hieß es, dass wir die Möglichkeit hätten den Markt in Engonia zu beliefern, vielleicht sogar an einen Vertrag für die Belieferung der kaiserlichen Truppen zu kommen. Was ist daraus geworden?!
Der Mann räusperte sich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um nicht nervös damit herumzufuchteln. Seine Stimme war überraschend tief, auch wenn man ihr die Anspannung anhörte.
"Wir sind immer noch die einzigen Importeure für Kaffee im großen Stil. Die Möglichkeit Verträge mit den Armeezulieferern zu schließen, besteht also immer noch..." er räusperte sich wieder, unsicher wie er fortfahren sollte.
"Ich wusste nur nicht... nun, Meistrin Jelena, ihr habt gegen..."
"STILL!" unterbrach ihn die Stimme der Heilerin, bevor er den Satz beenden konnte. Jelena hatte ihre Stimme nicht einmal erhoben, aber ihre Augen sprühten Blitze.
"Weiß jemand außer euch, wo ich die letzten Monde verbracht habe?"
Als der Mann vehement mit dem Kopf schüttelte, entspannte sie sich ein wenig.
"Es spricht nichts dagegen lukrative Geschäfte abzuschließen."
Der Mann betrachtete sie etwas verblüfft, bis ihm schließlich ein Licht aufzugehen schien. Ein leises Lächeln schlich sich in sein Gesicht und er nickte langsam: "Ich werde sehen, dass ich die Kontakte reaktiviere."
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Als sich Jelena schließlich wieder dem großen Inventarbuch zuwendet, fällt ihr auf einmal ein kleiner Zettel auf, der halb aus den letzten Seiten des Buches heraushängt. Neben ihm lugt ein Stück blau-gelben Stoffes hervor. -
Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei dem Stoff um das Siegel Richard Brins, das erst vor wenigen Tagen in das Buch geheftet wurde. Direkt neben einer vor drei Tagen erfolgten Lieferung von 10 Fässern Bier, Wein und Schnaps, sowie einigen Kisten mit getrocknetem Fleisch, Brot und Würsten zu einer alten, geschlossenen Taverne am Rande der Stadtmauer. Der Empfänger der Lieferung war offenbar ein gewisser Robertus Markus von Andarra. Neben dem Siegel stehen außerdem die kleinen und doch bedeutungsschwangeren Worte: "Lieferung erfolgt, Bezahlung noch offen!".
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Jelena runzelte die Stirn und besah sich diesen Eintrag noch einmal genau. Schließlich zeigte sich eine steile Falte in ihrem Gesicht und etwas unverständliches auf medvjedstani entwich ihr zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Sie löste die Seite behutsam aus dem Buch und ließ sie in ihrem Ärmel verschwinden, offenbar stand ihr abends noch ein Ausflug bevor.
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Luthor, der sich bis zu diesem Moment schweigend im Hintergrund gehalten hatte, da er nichts von den Geschäften seiner Meisterin verstand und nicht stören wollte, bemerkte nichts von der Notiz, wohl aber ihrem Ausruf, den man auch als Fluch verstehen konnte, wenn man nicht die Sprache beherrschte. Er legte den Kopf leicht schief, wagte aber immer noch nicht einzugreifen und nestelte an dem unteren Saum seines Wamses herum und beobachtete ab und an das Kommen und Gehen in seinem Umfeld..
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Jelena schloß das Inventar und entließ ihren Prokuristen mit einem Nicken. Jetzt, wo sie wieder da war, würden sie bald wieder in ihre Routine der abendlichen Besprechung zurückfallen.
In der Zwischenzeit...
Ihre Augen blieben an ihrem Lehrling haften und Zuneigung zeigte sich für einen Augenblick auf ihrem Gesicht.
"Bist du ausgeschlafen?"
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Er sah auf, wie aus Gedanken geholt und lächelte
"Ich denke schon, ja. Im Vergleich zu den Tagen vor Caer Cornway und in Tiefensee ist es fast so etwas wie Erholung" meinte er und ließ von dem Wams ab. Erst jetzt merkte er, dass er tatsächlich so ausgeruht wie seit langem nicht mehr war.
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"Nimm dir den Tag frei, streife über die Märkte und stell dir zusammen, was du an Ausrüstung verloren hast. Du hast dir etwas erholung verdient, wir können mit dem Unterricht auch morgen fortfahren. Jetzt, wo wir wieder hier sind, können wir uns endlich auch wieder ausführlicher der Alchemie widmen und Versuche durchführen."
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Sein Lächeln wurde breiter. Im Laufe der Geschehnisse der letzten Zeit hätte er niemals gedacht, diese Möglichkeit einmal anzunehmen. Doch da sie sich an einem sicheren Ort befanden und die nächsten Tage mit der Kunde der Alchemie geplant waren, was nicht wirklich zu seinen Lieblingskapiteln zählte, verlockte ihn die Gelegenheit, sich die Festung genauer anzusehen und noch die nötigen Dinge einzukaufen, sehr.
Nach kurzem Zögern nickte er. "Ich finde Euch wieder hier?" fragte er dann nach.
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Jelena kramte einen Beutel mit Münzen hervor und warf in Luthor zu.
"Das müsste reichen, um alles abzudecken. Du solltest häufiger meinen Namen fallen lassen, damit du nicht zu sehr über's Ohr gehauen wirst." meinte sie schmunzelnd.
"Ich habe heute abend etwas zu erledigen, aber wir sehen uns bestimmt zum Abendessen."
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Luthor nickte gleichermaßen zum Dank für das Geld als auch zum Zeichen des Verstehens.
Dann machte er sich auf, um sich das Angebot der Händler und der einzelnen Stände anzusehen. Viele Dinge gab es nicht zu ersetzen, doch fehlten einige etwas speziellere Dinge, die nicht so leicht aufzutreiben waren. Allerdings pulsierte dieser Ort von einer Handelsstärke, wie er sie in letzter Zeit nur selten zu Gesicht bekommen hatte, und somit tauchte er auf dem ersten Marktplatz in die Menge, den Beutel fest in der Hand, die sonst die Waffe führte, und auf den Lippen ihren Namen, um den Preis nicht höher als rechtmäßig steigen zu lassen.
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Jelena sah ihrem Lehrling lächelnd hinterher, froh, dass er das Lachen und die Vorfreude in den vergangenen Wochen nicht verloren hatte.
Sie verschränkte die Arme und berührte dabei wieder das Siegel.
Seufzend machte sie sich auf den Weg um Auranius zu finden.
Was bei allen 777 Namen hat er sich dieses Mal wieder ausgedacht?
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Auranius hatte es sich in einem kleinen Lagerraum auf der Rückseite des Hauses eine ruhige Stelle gesucht. Natürlich nicht ohne sich vorher noch etwas essbares aus der Küche zu klauen, hatte er es sich aus den Säcken im Lagerraum eine adäquate Liegefläche gebaut, um dem Treiben zu entgehen.
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Jelena brauchte eine geschlagene halbe Stunde bis sie ihn fand und das hatte sie nicht in die beste Laune versetzt.
"Auranius! Was tust du hier? Verdammt noch mal, man könnte meinen du wärest nen Galerensklave und ich der Aufseher!"
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"Sieht man das nicht? Ich siniere über Magietheorien und dergleichen." Mit einem leichten Grinsen wischte er noch einige Krümel von der Robe. "Dein Vergleich mit dem Galerensklaven hinkt allerdings etwas, zumindest solange ich keine Ketten trage und mein jetziger Aufseher, der sicherlich im Haus der Steinmetzgilde schon in der Arbeit erstickt, mich nicht an dich verkauft."
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Jelena verdrehte die Augen und bewarf Auranius mit einem Scheffel.
"Beweg deinen mageren Magierhintern, bevor ich das tatsächlich tue und deinen Kontrakt kaufe! Ich brauche dich als Rückendeckung."
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Er stand von den Säcken auf und machte eine übertriebene Verbeugung. "Und wie darf ich der Herrin zu Diensten sein." Sein lachen konnte er aber dabei nicht unterdrücken. "Also gut, auf welche deiner Handlanger soll ich nun aufpassen?"
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Jelenas Augen waren ernst: "Auf keinen Handlanger, Auranius, sondern auf mich."
Sie zog das Siegel vor und reichte es ihm.
"Ich muss herausfinden, was da los ist. Und ich brauche dich, falls es eine Falle ist."
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Er betrachtete das Siegel und schaute sie skeptisch an, da er das Siegel nicht erkannte. "Mir ist noch nicht klar welche Bedrohung ein Siegel für dich darstellt aber ich bin mir sicher du wirst mich darüber aufklären. Zumindest wenn ich auf dich aufpassen soll."
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Jelena drehte das Siegel um und zeigte ihm die dazugeschriebene Nachricht.
"Das ist Brins persönliches Siegel als Kommandant der Reichsgarde."
Sie wartete bis Auranius die Nachricht gelesen hatte und fuhr dann fort:
"Dir ist klar, von wem die Nachricht kommt, oder?"
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"Lass mich kurz überlegen du hast eine Nachricht und Brins Siegel, das ist schwierig." Er kratzte sich nachdenklich am Kinn.
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Jelena gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
"Es ist natürlich NICHT von Brin! Ich habe bis jetzt keine Geschäfte mit ihm gemacht und wenn ich die Reichsgarde versorgen würde, dann bestimmt nicht über eingeschmuggelte Nachrichten! Nicht hier in Fanada, wo ihr Einfluß nahezu ungebrochen ist."
Sie zeigte auf die Unterschrift: "Wer von unseren Bekannten würde sich wohl so ein Pseudonym einfallen lassen?"
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"Ja, ja" Er rieb sich den Hinterkopf. "Also gut, die Initialen und der Vorname werden wohl auf unseren guten Bekannten aus Valkenstein deuten." Er hielt ihr den Zettel wieder hin.
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"Das war auch mein Gedanke, aber wieso sollte er so einen Weg wählen?"
Jelena knurrte ungeduldig: "Verflucht noch mal, wieso kann er nicht einfach zum Essen vorbei kommen, wenn er was will?"
Sie packte das Papier wieder weg und sah Auranius wartend an: "Ich will noch heute abend hin und sehen, was los ist. hast du genug Saft in dir um mich rauszuboxen, falls es doch eine Falle ist? Ich habe zwar meine eigenen Sicherheitsmaßnahmen, aber es wäre pure idiotie alleine zu gehen."
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"Und WOHIN willst du gehen, wenn ich das wissen darf?" Er zog die Augenbraue hoch während er auf eine Antwort wartete.
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Jelena sah ihn an, als ob er seinen verstand in Andarra gelassen hätte.
"Na, zu besagtem Wirtshaus natürlich!"
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"In Ordnung, ich hab einfach nur zuwenig geschlafen, da hätte ich auch selber drauf kommen können." Er dachte nach und rieb sich die Augen dabei, ohne weiter auf ihren Blick zu achten. "Also gedenkst du heute Abend zu zweit dorthin zu gehen und rauszufinden, was es damit aufsich hat? Gibt es was bestimmtes was du dort hoffst zu finden?"
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"Im besten Fall unseren Freund und eine Erklärung, im schlimmsten Fall eine Rechnung und eine Falle."
Jelena zuckte die Schultern: "Ich will wissen ob du es alleine schaffst, oder ob ich eine Nachricht an deinen Meister schicken soll! Ich war seit Monden nicht mehr hier und weiß nicht wie sich die Machtverhältnisse verschoben haben. Sowohl Timberstäm als auch die Liga könnte versuchen mir Schaden zuzufügen. In Milostis Namen, es könnte jeder sein!"
Jetzt war es an Jelena sich müde die Augen zu reiben, sie hatte von allen wahrscheinlich am wenigsten Schlaf bekommen.
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Er stief einen Seufzer aus. "Unser Problem ist, dass wir es also nicht wissen. Wenn wir jetzt mal davon Ausgehen, dass es eine Falle ist wissen wir nicht wieviele sie erwarten. Rechnen sie nur mit dir, dürften wir kein Problem haben. Sollten sie aber mit mehreren rechnen haben wir ein Problem."
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"Also? Was tun wir?"
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"Es ist dein Plan, sag du es mir doch." Er machte eine kurze Pause. "Gut wir gehen zu zweit aber sag wenigstens einem dritten wo wir sind. Wenn wir Pech haben sollte man uns verfolgen können."
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Jelena nickte: "Ich schicke kurze Nachrichten an Gorix und an den Tempel, soweit ich weiß befindet sich sonst niemand in der Stadt dem wir bedingungslos trauen könnten."
Sie warf einen Blick aus dem Fenster und schätzte die Tageszeit ab: "Nicht mehr lang und es ist Mittagszeit, danach sollten wir uns beide ausruhen. Wenn der Alamartempel zum Abendgebet läutet sollten wir aufbrechen, was meinst du?"
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"Meinetwegen, also zur Dämmerung gehen wir dann los. Ich suche noch ein wenig Kram zusammen und lege mich dann wieder hin."
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Die Heilerin nickte: "Ich sehe dich zum Essen, bis später!"
Sie packte den Scheffel wieder an seinen Platz und verließ den Lagerraum, unzweifelhaft um jemand anderes wieder ans arbeiten zu bringen.
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"Gut das wars dann also." Er ließ sich wieder in die Säcke zurückfallen und machte noch ein kleines Nickerchen, bevor er noch einige Dinge zusammensuchen wollte.
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Das Essen wurde in einem großen Raum neben der Küche für alle Mitglieder und Gäste des Haushalts aufgetischt, während die Tagelöhner und Wachen auf dem Hof versorgt wurden. Jelena neigte in gewissen Dingen zur Sparsamkeit, aber beim Essen war sie nie geizig gewesen und so war es auch dieses Mal.
Sie nahm vor Kopfende des Tisches Platz und dankte ihrer Göttin für Speis und Trank, bevor alle herzhaft zulangten.
Jelena aß zaghaft, so dass die Köchin ihr schon beunruhigte Blicke zuwarf. Sie stocherte eine Weile in ihrem Eintopf herum und entschuldigte sich dann, um sich ein wenig hinzulegen. Sie bat die Köchin dafür zu sorgen, dass sie rechtzeitig geweckt wurde und verschwand in iihren Gemächern.
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Nach ihrem abendlichen Ausflug war Jelena noch stiller als vorher.
Das Wetter war außergewöhnlich mild, daher begab sie sich auf das Dach des Haupthauses. In einer Ecke hatte sie vor Beginn des Krieges einen kleinen Pavillon aus Holz errichten lassen, dessen Wände im Sommer mit Stoffen bespannt wurden, so dass sie auch hier, in der Stadt, eine Art Zelt ihr eigen nennen konnte.
Dorthin steuerte sie nun und schlug eine der Stoffbahnen zur Seite, um einen Blick über die Stadt zu haben.
Sie nahm auf einem der Divane Platz und versank in Grübeleien.
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Die Sonne war bereits untergegangen, als Auranius sich auf das Dach des Hauses begab. Er stellte sich an den Rand und schaute auf die entstehende Akademie, die langsam Formen annahm.
"Hast du irgendwas auf dem Herzen?"
Er drehte sich bei den Worten nicht um und blickte weiterhin auf die Stadt hinaus.
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"Ich bin Heiler und wir sind im Krieg."
Jelenas Antwort schien unzusammenhängend, aber Auranius spürte, dass mehr folgen würde. Die Stimme der Heilerin war ruhig, nicht verbittert oder gar sarkastisch. Eher etwas verwundert.
"Bevor ich meine Heimat verließ war der einzige Krieg den ich kannte der gegen Orks. Oh, es kam ab und zu zu Scharmützeln und Streitigkeiten zwischen den Clans und ab und zu waren sie auch blutig, aber selten auf dem Rücken von Nichtkämpfern ausgetragen. In Wahrheit so selten, dass diese Begebenheiten inzwischen den Charakter von Legenden angenommen haben. Dann, auf meinen Reisen, lernte ich den Krieg kennen... in all seiner schrecklichen, blutigen Pracht und Notwendigkeit. Ich habe Dinge getan, die ich nie für möglich gehalten hätte, um meine Familie, mein Rudel und meine Kameraden am Leben zu erhalten."
Wieder eine Pause.
"Ich bin ein zutiefst gläubiger Mensch, Auranius und ich habe mich schon früh in meinem Leben entschlossen der Inkarnation zu folgen, die meine Leute Milosti nennen, die Gnadenreiche. Ich habe Eide in ihrem Namen geschworen und in den letzten zwei Jahren habe ich sie gedehnt und verbogen, immer darum bemüht sie nicht zu brechen... Der Tod dieses Menschen, den wir eben gesehen haben. Er war eine Verschwendung und Unrecht. Er mag Gefangener gewesen sein oder Lupus Umbra, vielleicht auch einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort, aber sein Tod war unrecht. Robert ist über diesen Punkt hinaus sich darüber Gedanken zu machen. Wer weiß, vielleicht war er bei ihm nie relevant? Aber ich... ich will diesen Punkt nicht erreichen."
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"Wir alle sind über diesen Punkt schon lange hinaus, Robert gesteht es sich nur ein."
Auranius drehte sich zu ihr um damit er sie ansehen konnte.
"Robert mag das Extrem sein, aber wir alle würden das tun um unser Ziel zu erreichen. Jeder macht sich schuldig und wir beruhigen uns mit dem Gedanken es für eine gute Sache zu tun. Dieses eine Leben war nichts im Gegensatz zu den hunderten die wir auf dem Gewissen haben, man ist nicht besser als derjenige der die Leute erschlägt nur weil man ihn heilt."
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"Harsche Worte, Freund."
Jelena war eine Zeit lang still, als in ihr Erinnerungen an die Flucht zur Nordfeste hochstiegen. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der sie sich eine Decke geteilt hatten und die Bilder, die sie in seinem Geist gesehen hatte...
Sie stand auf und stellte sich neben ihn:
"Wenn es darum ginge sich für etwas besseres zu halten, dann hätte ich auch in Lodrien bleiben können." meinte sie mit einem Anflug von Humor.
"Aber das ist es nicht. Ich weiß was für Schuld ich auf mich geladen habe und womöglich noch auf mich laden werde. Was ich nicht will, ist das ich demgegenüber gleichgültig werde... so wie du..."
Jelena streckte ihre Hand aus und überließ es Auranius, ob er ihre bloße Haut berühren wollte.
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"Falls du jemanden willst der dir die Sehle streichelt, dann solltest du nicht mit mir sprechen, sowas liegt mir nicht.
Nehmen wir mal an du hättest recht und es wäre mir egal. Warum sollte ich mir das alles antun? Es würde mich nicht stören, wenn die wenigen Menschen die ich gerettet habe an ihrem eigenen Blut ersticken würden.
Wenn du es genau wissen willst musst du es wohl rausfinden, vielleicht bin ich danach ja auch schlauer."
Auranius wusste genau, dass Jelena es wissen wollte um ihre Neugier zu befriedigen.
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Jelena sah ihn einen Augenblick lang verblüfft an. Wo war der Vetter, mit dem sie sich durch Salmar geschlagen hatte? Oder Nächte lang in zweifelhaften Tavernen schmutzige Witze erzählte?
Sie holte tief Luft und berührte Auranius Hand...
Bitternis... kalte Wut... Unsicherheit... Schlachten, Verwundungen, die Freundschaft zu einigen wenigen, die gegen die Wut ankämpfte... und dann... Stille... Stillstand...
Vor Jelenas innerem Auge flackerten Bilder und Erinnerungen, einige kannte sie, andere vergaß sie sofort wieder, und dann!
Sie löste vorsichtig ihre Hand von Auranius, als die Erkenntnis über die Veränderung ihres Freundes sie mit voller Wucht traf.
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Für Auranius fühlte es nicht anders an als würde er Magie wirken, lediglich ein kribbeln in seinem Arm und der Hand.
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"puuuuuuuh..."
Sie atmete schwer ein und aus, während sie fieberhaft überlegte, was sie mit ihrem Wissen anstellen sollte.
"Was genau willst du wissen?" fragte sie schließlich.
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Auranius schaute sie fragend an.
"Keine Ahnung, denkst du du hast etwas rausgefunden was wichtig für mich wäre?"
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"Lass es mich dir zeigen... erinnerst du dich, wie wir gemeinsam meditiert haben?"
Sie wartete ab, bis Auranius nickte und griff wieder nach seiner Hand.
"Konzentrier dich auf mich... atme ein... atme aus..."
Jelenas Stimme wurde zu einem komfortablem Murmeln, bis Auranius sich so weit entspannte, dass er sich von ihr mitziehen ließ.
...da war es... das Gefühl das seit wochen in ihm wuchs... es zog ihn aund gleichzeitig machte es ihm angst... er hatte nicht einmal einen namen daür... die stimme der heilerin leitete ihn, er wusste, dass sie ihn zurück holen würde... falls er ihr vertraute...
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Auranius begann sich zu kontentrieren und regelmäßig zu Atmen.Kur bevor er langsam in die Meditation über ging öffnete er die Augen udn fragte Jelena. "Warum sagst du es mir nicht einfach, dass würde die Sache doch vereinfachen, oder nicht?"
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Jelena seufzte und öffnete die Augen wieder.
"Ich vergesse, dass du Gorix' Lehrling bist, meinen habe ich solche Fragen schon längst ausgetrieben!"
Sie verschränkte die Arme und fuhr fort: "Deine Magie wurde durch deine Ausbildung geformt und sucht sich nun ihren Weg. Du bist auf dem besten Wege ein Elementarist zu werden, die Frage ist nur: welches Element? In Anbetracht deines Meisters und unseres Rudels hätte ich es nicht für möglich gehalten, aber..."
Sie machte noch einmal eine Pause und sprach es dann einfach aus: "Es ist Eis."
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Auranius blähte kurz die Wangen auf bevor er etwas sagte.
"Gorix wird davon wohl alles andere als begeistert sein, nehme ich mal zumindest an. Ich habe aber das Gefühl du hast damit auch ein Problem, oder sagen wir so es erweckt den Anschein."
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"Problem? Nein... jeder Heiler sollte ein wenig Eis in sich haben. Es stoppt Fäulnis, hilft bei schweren Entscheidungen die nötige Distanz zu wahren..."
Jelena spielte mit der Rune Is, die sie um den Hals trug.
"Aber so wie du in letzter Zeit drauf bist... du schlitterst im wahrsten Sinne des Wortes hinein und wenn du nicht aufpasst, dann wird es dich vereinnahmen."
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"Mach dir darum mal keine Sorgen, ich werde schon auf mich aufpassen und Gorix bestimmt auch."
Er löste seine Hand von Jelenas, die sie immer noch fest hielt und griff in den Ärmel seiner Robe. Es kamen einige Blätter zum vorschein, die er Jelena in die Hand gab.
Die Blätter waren Steckbriefe, auf denen Jelena einige der Gesichter wiedererkennen konnte die sie auf dem Wagen gesehen hatte.
"Es waren Mörder und Diebe, vielleicht ändert das deine Sichtweise ein wenig."
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Jelena blätterte durch die Steckbriefe und reichte sie Auranius wortlos zurück.
"Auranius, es mag ja sein, dass du aufpassen willst, aber ich sage nicht, dass es beginnen wird. Ich sage, dass es bereits begonnen hat! Deine Unnahbarkeit, dein Zynismus... du musst bereits jetzt beginnen es zu begrenzen."
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"Du übrtreibst! Eine bissige Bemerkung hier oder ein wenig Sarkasmus da, machen es meiner Meinung nach nicht zu einem Problem. Baernhelm wird dir bestätigen können das es schon immer meine Art von Kritik war."
Die Steckbriefe lies er in seiner Hand in Flammen aufgehen und die feine Asche rieselte zu Boden.
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Jelena schien seine Erklärung genug zu sein. Sie warf einen Blick auf den aufgehenden Mond: "Komm, unsere Betten warten auf uns und zur Abwechskung einmal sind es richtig bequeme."
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Auranius war etwas überrascht dass Jelena so schnell aufgab. Ließ es aber auf sich beruhen um nicht wieder Öl ins Feuer zu gießen.
"Du hast recht es war ein langer Tag und es wird wirklich langsam Zeit ins Bett zu gehen. Vielleicht solltest du nochmal nach deinem Lehrling schauen ob er seinen Einkauf heile überstanden hat," sagte mit einem Zwinkern.
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"Ach du je, den habe ich ja völlig vergessen..." murmelte Jelena mehr zu sich selbst, als sie sich mit Auranius au den Weg Richtung Leiter machte.
"Aber du hast recht, er war mehr als still während des Abendessens, weiß der Geier was ihm heute auf den Märkten widerfahren ist."
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"Am besten fragst du ihn, ich könnte mir die schändlichsten Sachen ausdenken, aber dann würdest du mir sicherlich schmerzen androhen wenn ich so über deinen Lehrling spreche."
Er konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken als er die Leiter hinabstieg.
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Seine Haare sahen tatsächlich etwas zerzaust aus, als er die Straße zurückkam, die zu dem ersten der Märkte führte.
Dennoch wirkte er mit sich zufrieden und trug die Errungenschaften in der Tasche, in der er sonst seine Verbände verstaut hatte.
Etwas von dem Geld, was Jelena ihm zur Verfügung gestellt hatte, war sogar noch übrig und schwang im Takt seines Schrittes an der Seite seines Gürtels.
Auranius sah er nicht mehr, als er mit einem leisen Seufzen die Tasche neben seiner Meisterin abstellte und die Hände am Gürtel verhakte, nachdem er ihr den Beutel gereicht hatte.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Dinge zu kaufen gibt" meinte er etwas eingeschüchtert aber auch bewundernd. Er selbst hatte bis jetzt nie die Gelegenheit und vorallem nie das Geld gehabt, um sich genauer dafür interessieren zu können.
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Jelena lachte: "Ja, nicht wahr! Ich bin auch jedes Mal aufs neue wieder begeistert davon."
Sie reichte Luthor den Beutel wieder zurück: "Behalte das, du kannst nicht durch Fanada wandern, ohne ein paar Kupfer im Beutel zu haben. Man würde dich für ein Landei halten!"
Sie zwinkerte ihm zu.
"Komm, zeig mir, was du dir gekauft hast, dann können wir gemeinsam schaun, ob deine Ausrüstung wieder komplett ist."
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Er nahm den Beutel mit einem dankbaren Nicken wieder an sich und steckte ihn diesmal in die Gürteltasche. "Um ehrlich zu sein, bin und fühle ich mich auch wie eines" gab er grinsend zu. "Und um ehrlich zu sein habe ich mich etwas schwer damit getan, mich dort zurecht zu finden und den Überblick zu wahren... aber ich denke, das wichtigste habe ich wieder zusammen."
Er leerte den Beutel aus und förderte einige Streifen zusammengerollten Stoff als Verbände, dazu einige größere Tücher, ein Stück Meerschwamm, einen Wasserschlauch und zudem noch zwei größere Fläschchen. Ein Tintenglas mit grünem Inhalt und eine Zange fanden ebenfalls noch Platz.
"Mehr konnte ich bis auf die Phiolen und dies zur Alchemie nicht finden" meinte er etwas verlegen und legte noch einen kleinen Beutel zu den Gegenständen, der Salbeiblätter enthielt.
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Jelena nickte, als sie die Errungenschaften ihres Lehrlings begutachtete.
"Wie ich sehe, hast du deinen Grundstock wieder beisammen. Komm ich zeige dir jetzt mein Labor hier im Kontor."
Sie führte ihn hinaus auf den Innenhof und dann zu einem kleinen Geräteschuppen, der an den Stall angebaut worden war. innen befand sich ein kleiner, gemauerter Kamin und davor ein schwerer Tisch mit mehreren Sitzgelegenheiten.
Im Kamin war ein Feuer entzündet worden und mehrere Öllampen verbreiteten ein angenehmes Licht. Auf und neben dem Tisch standen mehrere Truhen, die allesamt mit Jelenas Zeichen und einem Schloß versehen waren. Luthor wusste aus eigener Erfahrung, das niemand außer Jelena selbst die Truhen mit ihren alchemistischen Gerätschaften auspacken durfte.
"Dies dort wird dein Platz sein." sagte sie uns deutete auf einen kleineren Tisch, der unter einem der Fenster stand.
"Dort kannst du deinen Kessel aufbauen und deine Sachen lagern. Niemand außer dir wird dort aufräumen, in Ordnung?"
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Luthor betrat etwas zögerlich den Raum und sah sich um, wie als stände er in einem Haus aus Glas.
Er folgte ihrer Deutung zu dem Tisch, nickte und legte seine Habseligkeiten dort ab, seine im Vergleich kleine Truhe stellte er an den Rand des Möbelstücks und nickte dann
"Verstehe ..." Er ließ einen Moment verstreichen "Also bedeutet dass, das wir eine längere Zeit in dieser Feste bleiben?"
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Jelena zog einen SChlüssel hervor und öffnete eine der Truhen. Bei Luthors Frage drehte sie sich zu ihm und lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch, während sie antwortete: "Dies hier ist so nahe an einem Zuhause wie es für einen Nomaden wie mich sein kann. Du bist mein Lehrling, also kann es auch dein Zuhause sein. Wie lange wir dieses Mal bleiben können, hängt von den Geschehnissen in naher Zukunft ab, aber es wird wohl eine Weile sein. Auch wenn ich nicht hier bin, so wird dieses Haus immer für dich geöffnet sein."
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Nach diesen Worten sah er sich ein weiteres Mal um und klappte dabei nebenbei seine Kiste auf, um die Tücher mit den kleinen Beuteln, zwei langhalsigen, leeren Flaschen und den anderen Dingen auf seinem Tisch aufzustellen.
"Ihr wisst, dass ich die Existenz eines Nomaden mit Euch teile, auch wenn ich meine schon in meiner Kindheit beendet habe ... aber ich denke, einen Ort, an den man immer wieder zurückkehren kann, ist nicht zu verachten" überlegte er laut. "Gibt es denn einen Schlüssel oder ähnliches?"
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"Du meinst zum Kontor? Oder zum Labor?"
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"Zu diesem Raum, das Labor" meinte er mit einen Blick auf die vielen Truhen, welcher dann auf das knisternde Feuer wanderte.
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"Es gibt einen Schlüssel, aber den benutze ich eigentlich nur, wenn ich unterwegs bin oder hier etwas besonders gefährliches köchelt. Für die wertvolleren Sachen habe ich einen anderen Ort. Wieso fragst du?"
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"Es hätte ja sein können dass ich etwas wichtiges brauche und nicht herreinkomme, wenn Ihr die Tür verriegeln würdet" grinste er und fing in letzter Sekunde eine seiner Glasflasche auf, die er in den händen gedreht und dann fallen gelassen hatte.
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"Keine Sorge, du hast ungehinderten Zugang."
Jelena beobachtete wie er mit der Flasche spielte und sie im letzten Augenblick auffing. Sie schüttelte nachsichtig den Kopf: "Dabei fällt mir ein, in einigen Tagen ist vor den Toren erneut ein großes Fest zu Ehren Lavinias. Magst du es besuchen? Es wird bestimmt viel Volk anreisen, das wird interessant."
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Einige Tage sind ins Land gestrichen und das Fest der Lavinia ist vorbei, als es an der Tür zu Jelenas Refugium mehrfach laut klopft... - Kurz darauf öffnet sich auch bereits die Türe und ein lächelnder Zwerg im blank geputzten Kürass stapft in das Zimmer. Ein Lächeln im Gesicht, während er sich mit der beringten Linken durch den Bart streicht, richtet er das Wort an sie:
"Den Göttern zum Gruße Jelena!"
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Jelena sah von ihrem Stehpult auf und kniff mißtrauisch die Augen zusammen, während sie den Mann vor sich musterte.
"Robert! Ich bin überrascht, was führt dich zu mir?"
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Roberts Grinsen schien sich nicht so ganz unterdrücken zu lassen als er antwortete:
"Nun, ich dachte mir, ich schaue noch einmal in deinem bescheidenen Heim vorbei, bevor ich wieder aufbreche. Ach, und es heißt eigentlich Sir Robert! Aber du darfst auch gern weiter Robert sagen..."
Er hält kurz inne um Jelenas Reaktion zu bewerten, dann fährt er fort.
"Und außerdem wollte ich dir erklären, warum ich die letzten Wochen ein wenig, nun ja, unter Anspannung stand..."
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Jelenas Augenbrauen zogen sich mit einem fast hörbaren *klick* zusammen und eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn:
"Ich darf was?!"
Sie schlug das Buch an dem sie bearbeitet hatte, zusammen und trat hinter dem Stehpult vor.
"Wenn du versuchst mich zu ärgern, dann sei gewiss, dass es funktioniert! Wie kommst du auf den Gedanken ich würde..."
Jelena vergaß was sie weiter sagen wollte, als ihr Blick an einem der Anhänger, die Robert um den Hals trug, hängen blieb. Genau dem gleichen Anhänger, den sie auch um den Hals trug.
"Wo hast du das her?" fragte sie ungläubig.
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Roberts Grinsen verschwand langsam nach und nach, als er überlegte, ob er vielleicht ein wenig zu weit gegangen war. Jelena war schließlich beinahe so temperamentvoll, nein, wie hatte es diese Göttin ausgedrückt, starrsinnig, wie er.
Also ließ er sich gemächlich in einen nahestehenden Sessel fallen und sah sie dann mit festem Blick an.
"Nun, ich habe ihn zumindest niemandes Leiche abgenommen, falls das deine Sorge sein sollte?! - Diesen Anhänger habe ich von Sasha erhalten. Und zwar mit dem Hinweis darauf, dass ich nun auch zum Rudel gehöre!"
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"Sei kein Idiot." zischte die Heilerin ihn an und ließ sich in den Sessel gegenüber sinken.
"Ich weiß das du Leichenfledderei nur in Bezug auf Waffen und Stiefel betreibst..."
Sie musterte den Krieger gegenüber und ihr Blick war zur Abwechslung nicht lesbar. Schließlich seufzte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wenn das so ist, dann wäre sie ziemlich böse auf mich, wenn ich dich einfach erwürge, weil du doof zu mir bist, oder?" irgendwie klang ihre Stimme ziemlich resigniert.
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Langsam kehrte Roberts Grinsen zurück.
"Wahrscheinlich wäre sie das... - Vielleicht hatte sie auch einfach einen schwachen Moment oder mein ungewöhnlich gutes Aussehen hat sie verwirrt, aber eigentlich denke ich, dass sie schon wissen wird, warum sie mir das gegeben hat."
Er wartet kurz ab.
"Ach ja, und kennst Du einen guten Schneider in der Stadt, ich brauche neue Kleidung fürchte ich! Und gibt es hier nichts zu trinken? Ich verdurste...."
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Jelena gab etwas von sich was sehr nach einem Kichern klang, als Robert über sein Aussehen sprach.
"Das wird sie, dessen bin ich mir gewiss. Aber kommen wir noch einmal zu der anderen Sache zurück. Du wilsst den Titel und all die Verpflichtungen, die damit einhergehen, wirklich annehmen? Bist du dir darüber im klaren, was das bedeutet?"
Während sie sprach, stemmte sie sich aus dem Sessel hoch und begab sich zu einem Bücherregal. Dort schob sie mehrere Schriftrollen beiseite und angelte eine Flasche dahinter hervor. Sie griff zwei Tonbecher und reichte Robert einen, während sie die Flasche mit den Zähnen entkorkte und zuerst ihm und dann sich einen großzügigen Schluck eingoß. Es war Jelenas Wässerchen, das Robert bereits bei mancher Gelegenheit kennen gelernt hatte. Als sie seinen verwunderten Blick bezüglich des Bücherregals bemerkte, meinte sie nur: "Ich habe neugierige Lehrlinge."
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Robert nahm das Glas mit einem dankenden Nicken entgegen und stürzte den Inhalt herunter. Wirklich gut, dachte er, dieses Zeug brennt sich richtig schön die Kehle hinab. Schnell reicht er Jelena den Becher um ihn nochmal füllen zu lassen.
"Tja, Lehrlinge... - Nun, aber ich habe den Titel bereits angenommen, auch wenn ich nicht so recht weiß, was ich mir damit aufgehalst habe. Das war ohnehin eine merkwürdige Sache... Zuerst verleiht mir diese Baronin von Goldbach im Namen ihrer Majestät den Titel des Herrn Robert McManahugh. Dann entlässt mich die Königin aus meinen Schwüren gegenüber Tannjew und dann nennt mich Simon plötzlich Chevalier. Und nach einigen Unklarheiten, was mein Titel nun bedeutet, hat er die Sache mit den Yorks selbst in die Hand genommen. Tja, und nun bin ich Ritter ihrer Majestät UND Knight of the House of York!"
Einige Momente versinkt Robert ins Grübeln bevor er wieder grinsend ansetzt.
"Jelena! Ich glaube ich bin am Arsch!"
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Jelena lachte laut heraus und schenkte Robert und sich noch einmal nach.
"Ich habe selten so ein wahres Wort gehört!"
Sie lachte noch ein wenig vor sich hin und salutierte Robert ironisch mit dem Becher, bevor sie ihn austrank.
"Wobei ich die Sache ein wenig anders sehe, als du. Aber es kommt natürlich darauf an, ob das, was ich gehört habe, auch wirklich stimmt."
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"Was hast du denn gehört?" - Robert zog eine Augenbraue hoch und betrachtete Jelena aufmerksam.
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"Ich habe gehört, das die Königin sich deiner auf elegante Art und Weise entledigt hat und damit natürlich auch effektiv den Einfluß Valkensteins eindämmt. Dein Ritterschlag war eine Feldbeförderung. Er ist nicht durch die Königin von Caldrien initiiert worden, sondern durch deine Schwertbrüder. Dieser Herzog von York hat dich zu einem Ritter seines Hauses gemacht und du hast ihm und seinem Hause Treue geschworen. Stimmt das?"
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"Na ja, also ich hab eigentlich nicht viel dazu gesagt, aber auf jeden Fall hat er mich zu einem Ritter seines Hauses gemacht, dass ist richtig."
Robert nimmt erneut einen tiefen Schluck, bevor er fortfährt.
"Nun ja, so ist das eben. Und jetzt muss ich mir dringend neue Kleidung zulegen, bevor Ari weiter an mir herum meckert! Aber eins sage ich dir, wenn mich irgendwer zum Tanzen auffordert, werde ich gern den ersten Ratschlag befolgen, den mir William und Simon gegeben haben: Besorg dir Handschuhe!"
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Jelena warf den Kopf in den Nacken und lachte laut und herzhaft, wie man es von ihr schon lange nicht mehr gehört hatte. Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und schenkte Robert nach.
"Also, Kamerad, der Reihe nach! Bevor ich dir den Namen meines Schneiders verrate, solltest du in dich gehen und dir über deine Verantwortungen klar werden. Du hast deinem Großherzog Treue geschworen und bist nun auch dem Haus York verpflichtet. Wird dein neuer Stand in Valkenstein überhaupt anerkannt werden? Habt ihr überhaupt Rittertum?"
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Robert schien sich sichtlich zu entspannen als Jelenas Lachen erklang und hielt ihr das Glas zu einem weiteren Schluck ihres "heiligen Wassers" hin.
"Natürlich haben wir auch Ritter in Valkenstein. Nicht viele aber doch ein paar. Allerdings haben die meisten von denen eine ähnliche Geschichte von einem Feldschlag zu erzählen wie ich. Du musst wissen, dass man in Valkenstein zwar das Anrecht auf einen Titel vererbt bekommen kann, den Titel muss man sich aber erst in den Augen seiner Standesgenossen durch Taten verdienen! - Ein Ritter ist bei uns also meist jemand, der zuvor keinen Titel besaß und der sich in einer Art Ebene zwischen dem Adel und den Gemeinen aufhält. Vielleicht könnte man ihn am ehesten als Offizier 1. Klasse bezeichnen oder so etwas in der Art..."
Robert besann sich kurz, bevor er weitersprach.
"Was die Sache mit den Verpflichtungen angeht, so gilt meine erste Pflicht selbstverständlich weiterhin Seiner Majestät, dem Großherzog! Allerdings bin ich auch ohne weiteres bereit, meinen Waffenbrüdern beizustehen, ob sie nun William, Richard, Simon, Tannjew oder Sasha heißen. - Sagen wir mal, ich hoffe einfach, dass dies nicht zu einem Problem werden wird. Und wenn doch, dann kann ich mir dann noch genug den Kopp zermartern, oder?! - Und jetzt verrate mir endlich wo der Schneider zu finden ist! Ari macht mir sonst die Hölle heiß, wenn ich sie nachher besuche..."
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Jelena angelte sich einen fetzen Papier und griff nach einem Kohlestift. Damit erstellte sie eine kurze Liste von Schneidern, Tuchhändlern, Handschuhmachern und Stickerinnen, die sie Robert in die Hand drückte.
"Da hast du. Diese Leute arbeiten sauber und halbwegs bezahlbar, sofern du ihnen gegenüber nicht den arroganten Fatzken raushängen lässt, sonst könnte es sein, dass deine Hosen bei der ersten Verbeugung reißen!"
Jelena trank noch einen Schluck und sah Robert über den Rand ihres Bechers abschätzend an:
"Ariann zu Gutenböckig ist also wieder in der Stadt, hm?"
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Robert sag sie einige Momente aufmerksam an und versuchte ihren Blick zu deuten, bevor er weitersprach.
"Ja, das ist sie. Ich habe sie auf diesem Lavinia Fest getroffen. Allerdings hatten wir nur sehr wenig Zeit uns zu unterhalten. - Ich denke sie ist in diesem Moment auf dem Weg hierhin. Ich bin gleich noch mit ihr verabredet, da wir noch einige Dinge hier zu erledigen haben, bevor ich wieder abreisen werde."
Robert erhebt sich und verstaut Jelenas Zettel sorgfältig in seiner Tasche.
"Nun, dann mache ich mich mal wieder vom Acker! Schließlich will ich die ehrenwerte Frau zu Gutenböckig nicht warten lassen. Zumindest nicht länger als sonst. Machs gut Jelena! Wir sehen uns bestimmt bald wieder."
Dann nickt er ihr noch einmal zu und stapft in Richtung Tür.
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"Setzen!"
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Kurzzeitig dachte Robert darüber nach einfach zu gehen, aber irgendwie schätzte er Jelenas direkte Art, zumindest an guten Tagen... - Und von denen hatte er offensichtlich gerade einen.
Mit einem schnellen Griff schnappte er sich die nahestehende Flasche und füllte sein Glas wieder auf. Dann ließ er sich schwungvoll in den Sessel fallen.
"Eigentlich kann Ari auch noch ein wenig warten... - Gibst hier eigentlich was zu Essen? Ich verhungere!"
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Jelena wiederum wusste ganz genau wann sie wie weit mit Robert gehen konnte. Wenn man diesem Zwerg nämlich nachgab, dann trampelte er erbramungslos über einen hinweg.
"Als du hier herein kamst, da begannst du einen Satz mit: Eigentlich wollte ich dir erklären wieso ich in letzter Zeit... Also?"
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Robert setzte sein Verschwörergrinsen auf und erwiderte.
"Bekomme ich jetzt was zu Essen? Dann erzähle ich es dir... Vielleicht!"
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Jelena rollte die Augen und rief nach einer Magd.
"Treib es nicht zu weit, Robert. Du magst stärker sein als ich, aber ich sprenge dich in die Luft, wenn du mich reizt."
Jelena lächelte zwar, als sie es sagte, aber irgendwie war es nicht beruhigend.
Als die Magd den Kopf zur Tür rein steckte, sagte Jelena etwas auf medvjedstani und kurze Zeit später stand ein kleiner Tisch neben den beiden, auf dem sich kaltes Fleisch, hauchdünne Fladenbrote, Käse und Datteln stapelten. Ein Krug kalter Tee und verdünnter Wein machten es komplett.
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Robert machte sich eifrig über das Essen her, stürzte einen Becher Wein herunter und wendete sich dann schmatzend an Jelena.
"Also, eigentlich war das gar keine große Sache... - Na ja, obwohl irgendwie vielleicht schon. Weißt du ich hatte es satt, dass Konar immer zu uns kommt um Ärger zu suchen. Insofern dachte ich mir, klopfe ich doch mal an seine Haustür. Und die ist wirklich ziemlich groß, wie ich feststellen musste. Egal, ich habe also mit Hilfe einiger, sagen wir Bekannter, die hiesigen Gefängnisse leergeräumt und alles was brauchbar war mitgenommen. Ein kurzer, harter Schliff und die eine Hälfte war tot und die andere fähig genug mit nach Engonia zu gehen. Leider haben wir den ollen Rotzkopf von Usurpator nicht angetroffen, aber wenigstens ein paar seiner engeren Speichellecker. Ach ja, bevor ich es vergesse, ich habe dir noch was mitgebracht..."
Robert sucht einige Momente mit fettigen Fingern in seinen Taschen herum, dann zieht er ein zerknäultes Seidentuch hervor mit dem Wappen Konars. Er reicht es vorsichtig Jelena, während er sie angrinst und mit der anderen nach einem Stück Fleisch greift.
"...hab ich von seinem Nachttisch. Dachte mir, dass könnte dir vielleicht als Andenken gefallen."
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Jelena zuckte zusammen, als Robert so abschätzig über Menschenleben sprach, wusste jedoch das es müßig war mit ihm darüber zu sprechen.
Stattdessen nahm sie das Stück Stoff, welches Robert ihr reichte und strich es mit zitternden Fingern glatt, bis das Wappen auf ihrem Schoß lag. Es dauerte eine Weile, bis sie sprach und dann mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Resignation:
"Ich weiß nicht ob ich dich beglückwünschen oder ohrfeigen soll. Es hätte Mittel und Wege gegeben..."
Sie unterbrach sich selber kopfschüttelnd und fing dann noch einmal an: "Hast du ihm ein Geschenk dagelassen?"
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"Wenn du meinst, dass ich ihm auf sein edles Kopfkissen geschifft habe, dann auf jeden Fall... - Aber zu einem richtigen Geschenk hatte ich leider keine Zeit mehr, da einige unserer kurzfristig rekrutierten Leute die Fackeln etwas zu locker sitzen hatten. Na ja, in jedem Fall haben wir seinen Palast mit einigen sehr schönen Brandfarben dekoriert."
Robert nahm sich noch ein weiteres Stück Fleisch von der Platte und schmatzte genüßlich vor sich hin, bevor er wieder das Wort ergriff.
"Dein Gesicht spricht Bände, weißt du das eigentlich Jelena? Ich kann mir gut vorstellen was du von der Sache gehalten hättest... - Warum glaubst du habe ich niemandem von dieser Aktion erzählt außer meinen eigenen Leuten?! - Genau, weil bestimmt jemand versucht hätte mich zurückzuhalten!"
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Jelena wischte seinen Einwand mit einer Geste fort.
"Vielleicht, vielleicht auch nicht... zumindest hätte ich dir etwas effektiveres als eine Fackel in die Hand drücken können..."
Sie verstummt, während sie weiter auf das Wappen starrte. Als sie weitersprach, schien es auf den ersten Blick zusammenhangslos zu sein:
"Erinnerst du dich an Salmar? Als wir auf verschiedenen Seiten standen?"
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Roberts Gemüt verfinsterte sich schlagartig, während er langsam den gerade angesetzten Becher wegstellte.
Er sah Jelena aus starren Augen an, während um sie herum die Luft zu gefrieren schien.
Erst eine halbe Minute später erklang seine tiefe Stimme wieder, die langsam und leise Wörter formte.
"Ich denke dies ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit um über diese Dinge zu sprechen!"
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"Wann ist das schon?" murmelte Jelena mehr zu sich selbst als zu Robert.
"Jetzt, wo ich das Wappen sehe, ist mir aufgefallen, dass ich dich in all diesen Jahren etwas nicht gefragt habe..."
Jelena sah ihn wieder an, ruhig, ohne Anklage, als ob sie auf seine Erlaubnis warten würde. Die Heilerin hatte dieses Thema nach jener Nacht in Tiefensee nie wieder von sich aus angesprochen. Es musste wichtig sein.
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Robert war noch immer sichtlich zurückhaltend als er zwischen zusammengebissenen Zähnen erwiderte:
"Ja?! Ich bin ganz Ohr!", während die Ader auf seiner Stirn mehr und mehr anzuschwellen schien.
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"Ich habe dich nie gefragt ob du eigentlich gewusst hast, was genau in der Burg geschehen würde. Hast du gewusst welches Gift benutzt werden würde?"
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"Drücken wir es einmal so aus, ich wusste das etwas passieren würde, allerdings hatte ich von den genaueren Umständen keinen Schimmer. War im Nachhinein wahrscheinlich auch besser..."
Robert erhob sich langsam aus dem Sessel und stapfte in Richtung Tür, nicht jedoch ohne sich noch schnell ein paar Lagen Fleisch in den Mund zu stecken.
"Also dann, ich muss nun wirklich wieder los! Auf bald Jelena!"
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"Lass dir nichts in rot andrehen, die Farbe steht dir überhaupt nicht!"
rief Jelena ihrem Kameraden nach, während sich dieser verabschiedete.
Als die Tür ins Schloss gefallen war, stand sie auf und zog einen ihrer Dolche. Sie hielt das Stück Seide an den Pfosten, der in der Nähe ihres Stehpultes stand und rammte den Dolch genau in die Mitte.
Summend drehte die Heilerin sich um und begab sich wieder an ihre Bücher.