Forum des Engonien e.V.
Die Gebiete in Caldrien => Das Herzogtum Hanekamp => Thema gestartet von: Luthor Kaaen am 23. Jun 10, 19:44
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Pferdehufen eines kräftigen Hengstes zerpflügten den Teil der Straße, der nur aus festgestampfter Erde bestand. Der Reiter, ein junger Mann in einen braunen Steppenmantel, weiter Reisekleidung und einem darunter liegenden Kettenhemd duckte sich tief in den Sattel und jagte mit dem Pferd dahin. Luthor war nicht der geübteste Reiter, und das schwere Metall des Ringhemdes machte es nicht leichter, mehrere Male verlor er bei dem Tempo fast das Gleichgewicht. Doch er wagte nicht so kurz nach der Schlacht völlig ohne Schutz zu reisen, zu groß war die Gefahr dass sich noch versprengte Truppen des Feindes oder Plünderer in den weiteren Kreise herum trieben, ganz zu schweigen von den sonstigen Gefahren eines Rittes von fünf Tagen. Die Rüstung war ihm zuwider und er ersehnte den Moment, in dem er vom Pferd steigen konnte und sich dieses Hemdes entledigen konnte. Es lastete schwer auf seinen Schultern und Oberschenkeln.
Doch daran verschwendete er nun keine Gedanken mehr. Alvias Brief lag immer noch an dem schmalen Tisch, an dem er ihn gelesen hatte. Unmittelbar nach der letzten Zeile (hatte er überhaupt zu Ende gelesen?) war er aufgesprungen, hatte eilig seine Sachen gepackt und war losgeritten.
Saß er während den ersten Tagen und Nächten fast regungslos in seiner Kammer, ab und zu von Zitteranfällen oder hysterischem Lachen geschüttelt, immer und wieder die Hände in Essig waschend, hatte er sich langsam mit Hilfe der Meditationslehren von seiner Meisterin wieder beruhigt. Umso verbissener hatte er sich dann wieder in die Arbeit gestürzt, fast wie um sein geistiges Versagen irgendwie wieder gut zu machen. Er hatte damit begonnen, seine Habseligkeiten mit dem Geld aufzustocken, was er bei Tavernenspielen gewonnen oder bei Heilungen unwillig zugesteckt bekommen hatte. Der Gedanke, an die Familienschatulle zu gehen, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Als er alles soweit beisammen hatte, verbrachte er unzählige Stunden mit der Alchemie, und wenn seine Augen von dem Lesen brannten oder er das ein oder andere Mal einen Kessel verrauchte, nutzte er die Zeit um sich wieder zu sammeln damit, Kleidung zu flicken und zu nähen, Kranken zu helfen oder Hausarbeiten mit zu erledigen.
Nur donnerten die Pferdehufen über den Boden, die beiden Taschen und der große Beutel auf seinem Rücken rammten sich bei jedem Satz des Pferdes in seinen Rücken und Hüften, doch das spürte er nicht wirklich, teils wegen dem Kettenhemd, teils wegen seiner Gedanken. Trotz seiner Unsicherheit mit den Zügeln hielt die behandschuhte Linke das kleine Pferd aus Stein, welches er von Jelena als Meditationshilfe geschenkt bekommen hatte.
Endlich, am 5 Tage tauchte Ahrnburg vor ihm auf, und auch das Lager mit dem Pilgerzug. Er fiel mehr aus dem Sattel, da der meiste Schlaf fehlte und er eigentlich nur wegen dem Pferd gerastet hatte und fragte sich bis zu seiner Meisterin durch. Er brauchte nicht viele zu fragen, und endlich erreichte er das etwas distanzierte Lager mit dem Zeichen Askars. Völlig überladen stolperte er ins Hauptzelt.
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Jelena sah unwirsch auf, als sie wieder gestört wurde. Sie klappte den Codex zu und hatte schon eine spitze Bemerkung auf den Lippen, als sie den Mann vor sich erkannte.
Wortlos stand sie auf und hielt die Arme auf.
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Die Taschen und der Beutel vielen zu Boden und er fiel fast in ihre Arme. Er drückte sie nur kurz, aber intensiv und besah sie sich dann mit einer Armlänge abstand, ohne sie loszulassen. "Ihr hättet mich nicht fortschicken dürfen ... nein, ich hätte nicht gehen dürfen! Wo ...?"
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"Nicht, Luthor. Wie du siehst bin ich in Ordnung, alles da, wo es hingehört. Komm, zieh dich aus, setz dich und trink etwas."
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Luthor stand einige Zeit so da, wusste nicht ob er lachen oder weinen sollte und musterte sie kurz. Sie war auf den Beinen, anders als er erwartet hatte, und scheinbar vital. Aber er wusste auch, dass seine Meisterin viel wegstecken konnte, ohne dass es jemand merkte. Er sprach da aus Erfahrung.
Schließlich nickte er, zog den Mantel, die Gugel und schließlich auch das Kettenhemd aus, indem er sich einen Feldstuhl schnappte, sich über die Lehne beugte und es mit einem erschöpften Seufzer kopfüber ablud. Dann packte er sich seine Taschen und den alten Beutel und stellte sie zu einigen Körben und Truhen in der Ecke.
Dann ließ er sich auf dem Stuhl nieder und merkte mit einem Mal wieder, wie erschöpft er war. Sein Rücken schmerzte ob des Rittes und dem ungewohnten Gewicht. Er fand keine Worte und beobachtete seine Meisterin schweigend eine Weile.
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Jelena rief nach Anica und bat sie, sich um Luthors Pferd zu kümmern, bevor sie einen Becher mit kaltem Tee füllte und ihn Luthor reichte.
Sie war grau im Gesicht und bewegte sich steif. Sie zeigte alle Zeichen eines großen Blutverlustes, mehr konnte er nicht erkennen.
"Wie hast du es erfahren?"
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"Alvias hat mir einen Brief zukommen lassen" meinte er fast beiläufig, als er schon aufstand und in seiner Tasche kramte. Als er wieder an den Tisch kam, legte er ihr eine Hand auf die Schulter und stellte ihr ein kleines Glasfläschchen hin. "Die Rezeptur stammt von Euch, versteht sich" murmelte er, lächelte schwach und ging dann erst wieder zu seinem Platz "Es fördert die Blutbildung" Er trank einen Schluck und fuhr dann fort "Ich weiß" meinte er weiter "dass Ihr natürlich schon alles erledigt habt, Ihr wisst was Ihr tut. Nur nehmt es an, tut mir den Gefallen" endete er und ließ sich etwas verloren auf den Stuhl sinken.
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Jelena lächelte zurück, nahm das Fläschchen und trank es aus. Sie setzte sich zu ihrem Lehrling und legte ihm den Arm um die Schultern:
"Sasha zwingt mich jeden Morgen eines zu trinken. Sie lauert auf jede meiner Bewegungen wie ein Muttertier, dass erwartet, dass die Welpen Blödsinn machen, wenn sie sie aus den Augen verliert. Was stand in dem Brief drin?"
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Luthor grinste bei ihren Erzählungen über Sascha. Dann durchfuhr ihn ein Gedanke wie ein Blitz. "Sind sie alle wohl auf?" Erst auf das Nicken seiner Meisterin entspannte er sich wieder, schickte einen Dank an prah, nahm noch einen Schluck und antwortete dann auf ihre Frage.
"Wenn ich ehrlich bin, ich habe ihn nur einmal kurz überflogen. Er schrieb, Ihr seit durch einen Speer verwundet worden seit, der ihm gegolten hatte. Er schrieb auch, dass man die Schuld bei ihm suche..." er zuckte mit den Schultern. Dennoch, die gesamte Last, die sich auf ihm aufgebaut hatte während er den Brief gelesen hatte, fiel jetzt von ihm ab, und damit kam die Müdigkeit und die Erschöpfung der Tage zurück.
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"Alvias gibt sich selbst die Schuld. Die anderen waren in so großer Sorge um mich, dass sie ein Ventil brauchten und ich fürchte, dass es Alvias war." Jelena seufzte.
"Dabei sollten sie doch wissen, dass es jederzeit passieren könnte... Bist du sicher, dass du hier sein solltest? Nach Brega ging es dir nicht gut. Bist du schon bereit für das hier?"
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Er schwieg zu der Geschichte mit Alvias. Er war nicht dabei gewesen, konnte sich aber nicht vorstellen, dass er das Leben von Jelena leichtfertig in Gefahr brachte.
Als sie die Frage stellte, zögerte Luthor keinen Moment. Er hatte in der vergangenen Zeit viele Möglichkeiten gehabt, in sich hinein zu horchen. Er wusste, dass von der Arbeit der Heiler viel abhing, und dass volle Konzentration gefragt war. Er würde nur andere gefährden, wenn er sich selbst überschätzte. Er nickte "Das bin ich. Meditationen und Arbeit haben mich wieder aufgebaut, und ich denke, dass diese Erfahrung ihre Lehre mit sich gebracht hat" Doch dazu schwieg er sich aus. Er würde ja selbst sehen, in wie weit ihn seine Übungen nun brachten. "Und wofür soll ich genau bereit sein?"
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Jelena richtete sich auf und sah Luthor aufmerksam an. Er spürte ihre Gedanken wie sanfte Federn, bevor sie sich wieder zurückzog.
"Der Pilgerzug zieht von hier nach Hanekamp. Die Götter allein wissen ob es zum Kampf kommen wird. Aber falls..." Jelena spreizte hilflos die Hände.
"Der Kampf wird immer verbissener, je näher wir Engonia kommen."
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Luthor ließ die vertraute Verbindung zu, ohne eine Regung zu zeigen. Schließlich nickte er und leerte den Becher. "Ich habe genügend Zeit gehabt, mich für das Erste mit Material einzudecken." meinte er bestimmt und stellte den Becher beiseite. Er wusste worauf sie hinaus wollte. "Ich bin nun schon längere Zeit in deiner Lehre, Jelena" meinte er vertraut und lächelte aufrichtig "Ich weiß, dass ich dafür gewappnet bin"
Dennoch beschlich ihn bei ihren letzten Worten eine gewisse Anspannung, auch wenn er sich um dessen Umstand schon länger bewusst war.
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Die Heilerin nickte nur und fuhr ihm mit einer vertrauten Geste durch das Haar.
"Ruh dich aus, Luthor. Nimm mein Lager, wir werden dir nachher dein eigenes errichten. So wie du aussiehst, hast du Ratnik zu schanden geritten, hm? Ich werde nach ihm sehen, nicht, dass es sich die Muskeln gezerrt hat. Es wird schwer noch ein Pferd zu finden, das dich langen Kerl tragen kann."
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Er lächelte ergeben und sah zu Boden. "Ich habe ihn gut behandelt, immerhin sind sie Familie" zwinkerte er dann "Aber ich denke, er braucht jetzt Zuneigung und etwas gutes Korn, ja" Eigentlich wollte er ihr widersprechen, was ihre Tagesplanung betraf, doch sein Geist schaffte es nicht. "Nur bitte versprich mir, weck mich wie gewohnt, wenn du früher wach wirst. Ich bin mir bewusst, dass viel zu tun ist, und ich weiß was ich zu tun habe" Mühsam erhob er sich und umarmte sie noch einmal, räumte das leere Fläschchen und die Becher weg und legte ihr noch einmal beide Hände auf die Schultern, ehe er die Decken vom Sattel löste
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"Keine Sorge, wenn die anderen Welpen mitbekommen, dass du wieder da bist, kriegst du eh keine Ruhe."
meinte Jelena lächelnd und schlug die Decken von ihrem Lager zurück, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
"Ich bin froh, dass du wieder da bist, Braco. Ohne dich waren wir nicht vollständig..."
Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ dann das Zelt.
Draußen stand Anica und rieb Luthors Pferd ab. Es war ein junger, schlacksiger Hengst, bunt gescheckt und mit einem abgeknickten rechten Ohr. Jelena hatte ihn auf einem Pferdemarkt in Andarra gefunden, da war er keine 3 Jahre alt gewesen. Sie hatte zu viel für ihn bezahlt, dass wusste sie, aber es war offensichtlich gewesen für wen das Tier bestimmt war. Sie hatte ihn trainiert und Luthor hatte auf ihm reiten gelernt.
Sie klopfte Ratnik auf den Hals und murmelte Koseworte, während er mit einem schweren Pferdeseufzen seinen Kopf auf ihre Schulter legte.
"Hej, veliki moj! Jesi ga dobro otpratio dovde, jesi? Dobar si ti kao Kruh! najbolji si ti..."
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Die Stunden, die er schlief, waren so gut wie traumlos. Als Luthor wieder erwachte, fühlte er sich zwar nicht wie neu geboren, aber die Verspannungen und die Müdigkeit waren von ihm abgefallen und waren einer angenehmen Mattigkeit gewichen, die er mit etwas Wasser vertrieb.
Er stand vom Lager auf und betrachtete das Zelt jetzt zum ersten Mal aufmerksam. Schließlich ging er zu seinen Taschen und begann, sein Reisegepäck von den restlichen Dingen zu trennen und verstaute sie in zwei leeren Truhen. Er wusch sich und kleidete sich anständig, um dann vor das Zelt zu treten.
Graue Wolken zogen am Himmel über die Lagerszenerie, aber es war nicht sonderlich kalt und trotz allem sah es nicht nach einem Umwetter aus. Er stieg in die Stiefel, rückte die Tasche und die Gürtel zurecht und begann, ziellos zwischen den Zelten umherzuwandern um sich die Beine zu vertreten.
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Das Pilgerlager vor den Toren Ahrnburgs hatte eine stattliche Größe, zerfiel aber bei näherem Hinsehen in viele kleine Einzellager. Das Lager der Askarier, zu dem auch Jelenas Zelte gehörten, war etwas abseits von Trubel und in der Nähe eines baches errichtet worden. Es bestand aus einer Handvoll Zelten, einem behelfsmäßig umzäunten, runden Pferdegatter und zwei schweren Trosswagen, die eine Barriere zu den Zelten bildeten.
Ein Sonnensegel war zwischen den halbrund aufgebauten Zelten gespannt, unter dem sich Anicas Reich befand: die Kochstelle.
Zwischen den Zelten hing eine Wäscheleine, an der eine bunte Reihe Kleidungsstücke trocknete.
Man konnte bereits daran ablesen, wer wohl im Lager sein musste: neben schwarzen Tuniken, die nur von Sasha sein konnten und blauen Kleidern, hingen hier Alvias grünes Hemd, ein Kleid, das nur Wydh gehören konnte und Anicas Kopftuch.
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Wassilij war nun schon eine geraume Weile auf seinem dunkelbraunen Hengst geritten. Auf schnellstem Wege ist er aus dem Lager geprescht und durch die Gegenden Ahrnburgs galoppiert. Mal seitlich an seinem Pferd hängend, mal normal reitet. Schließlich ritt er in scharfem Tempo auf einen Baum zu, ließ sein treues Ross kurz vorher ausweichen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen überließ er danach die Geschwindigkeit seinem Pferd. So ritt er einige Zeit weiter, bis er schließlich seinen Bogen vom Rückennahm, ihn spannte und einen Pfeil auf die Sehne legte. Im Vorbeireiten schoss er den Pfeil zielgenau in ein Strohbündel auf einem Feld, wendete und schoss erneut. Nach seinem fünften Schuss, hielt er neben dem Bündel und zog seine Pfeile heraus.
Wassilij ergriff wieder die Zügel, beugte sich vor und flüsterte seinem Pferd etas ins Ohr. Der stolze Hengst bäumte sich kurz auf und preschte zurück zum Lager. Erst kurz vor dem behelfsmäßigen Korall drosselte er seine Geschwindigkeit und klopfte stolz auf den Hals seines treuen Pferdes.
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Jelena stand im Gatter und rührte sich nicht. Im ersten Augenblick sah es so aus, als ob sie nur still da stehen würde, aber als Wassilji sein Pferd zügelte, da hörte er sie singen. Am anderen Ende des Gatters stand Sudbina, ihr Hengst.
Hatte früher ein Schnippen ihrer Finger gereicht, dass der Hengst zu ihr kam, so wandte er ihr nun demonstrativ den Rücken zu, als ob er sie nicht kennen würde.
Der Hengst war in der Schlacht verwundet worden und panisch geworden. Es grenzte an ein Wunder, dass Anica ihn nach der Schlacht gefunden hatte. Die Wunde würde eine hässliche Narbe an seiner Flanke hinterlassen, aber sonst war er unversehrt. Aber Jelena hatte ihn mitten in der Schlacht verlassen und sie war nicht wie sonst zurückgekehrt.
Das nahm er ihr übel.
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Wassilij erkannte bereits aus einiger Entfernung, was Jelena mit ihrem Hengst tat und wurde deswegen immer langsamer. Einige Meter entfernt, hielt Wassilij endgültig an und stieg ab. Sachte streichelte er den Hals seines Pferdes und beobachtete Jelena mit anerkennendem Blick.
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Alvias döst etwas unter einem Baum nahe des Lagers als ein selten vertrauter Reiter das Lager erreicht und im Zelt der Meisterin verschwand. Wahrscheinlich nur wieder ein Bote denkt er sich und döst weiter. Mittlerweile ist es auch im Lazarett etwas ruhiger geworden. Die meisten Patienten wurden entlassen und man wartet auf die letze Lieferung aus Fanada vor der Abreise.
Als einige Stunden später, der Reiter noch immer im Lager umher irrte, nähert sich Alvias ihm von hinten: "Kann ich ihnen irgentwie helfen?"
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Jelena machte einige Schritte auf Sudbina zu und blieb mitten im Gatter stehen. Die anderen Prerde schnaubten leise und stupsten sie an, aber sie tätschelte sie nur kurz und schickte sie wieder fort. Sie breitete die Hände aus und stimmte einen neuen Gesang an. Wassilji hatte ihn bisher nur wenige Male gehört, er gehörte zu den seltenen Liedern, zu denen, die nur in bestimmten Blutlinien weitergegeben wurden.
Budi covjek, budi dika, budi roda svoga slika! Nedaj na se, nedaj svoje, nemoj tude, prokleto je!...
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Schweigend saß Wassilij ab und führte sein Pferd näher heran, hielt jedoch immer noch Abstand um Jelena nicht zu stören und begann sein Pferd abzusatteln und es danach zu Pflegen. Mit anerkennendem Blick, schaute er gelegendlich zu Jelena hinüber, während er sich ums sein Ross kümmerte. Nachdem er den Sattel weggebracht hatte, band er sein Pferd los und führte es langsam und ruhigen Schrittes zur Nachbarkoppel um von dort aus Jelena weiter zu zu schauen.
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Er musterte gerade das Lazarett-Zelt von außen und seufzte schwer. Bevor er mal wieder anfangen konnte zu philosophieren, warum er das alles eigentlich tat (und ohnehin wieder auf das eindeutige Ergebniss kommen würde, auf das er immer kam) riss ihn eine ruhige, ihm bekannte Stimme aus den Gedanken. Verwirrt drehte er sich herum und erzwang ein Lächeln über sein grübelndes Gesicht. "Nun, also so lange bin ich auch nicht fort gewesen, mein Freund" meinte er lächelnd und zog die Kapuze ab, die er sich wegen dem leichten Nebel aufgezogen hatte, der sich langsam mit der Wolkenfront und der Luftfeuchtigkeit gen Lager und dem Bach schob.
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Sudbinas Ohren zuckten und er schritt unruhig hin und her, blieb aber von Jelena abgekehrt. Die Heilerin arbeitete sich Schritt für Schritt vor, bis sie ihm schließlich eine Hand auf die Flanke legen konnte. Die Berührung schien den letzten Wiederstand zu brechen: Sudbina drehte sich um und stupste Jelena heftig mit dem Kopf vor die Brust.
"Ich weiß, ich weiß... es tut mir leid, mein Großer, mein Braver! Ich konnte nicht kommen, ich wäre früher gekommen... sei mir nicht mehr bös, was würde ich denn ohne dich tun, hm?..."
Die Heilerin murmelte unzusammenhängende Sätze und Koseworte, bis Sudbina seinen Kopf schließlich auf ihre Schulter legte.
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Ungewohnt sanft gerade hörbar, begann Wassilij zu sprechen, nachdem Jelena ihre Kosenamen beendet hatte:" Ich glaube das ihr nicht viel ohne ihn machen könntet Jelena, vor allem nicht in einer Schlacht und wenn ich es sagen darf Eure Fähigkeiten im Umgang mit Eurem Pferd sind Beeindruckend!"
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Als Alvias ihn endlich erkennt, muss er bis über beide Ohren grinsen: "Luthor, .... , schön dich zu sehen" Vielmehr bringt er in diesem Augenblick nicht über seine Lippen. Es ist aber deutlich zu erkennen, dass ihm ein riesen Stein von Herzen gefallen ist, den selbst Barad Konar aus seinen tiefsten Träumen gerissen hätte.
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Jelena antwortete genauso leise und ohne ihre Aufmerksamkeit von Sudbina abzuwenden.
"Danke, Wassilji, auch wenn ich es vorgezogen hätte mich ohne Publikum bei meinem Pferd zu entschuldigen."
Ihr Stimme klang etwas belustigt, aber auch, wie eigentlich immer dieser Tage, müde. Sie fuhr mit den Händen über Sudbinas Leib und untersuchte die vernarbte Wunde. So wie es aussah, würde der Hengst dort eine weiße Stelle im Fell zurück behalten.
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Luthor nickte dem Elf zu "Das kann ich nur erwiedern. Ich danke dir für die schnelle Benachrichtigung, Alvias" meint er lächelnd, aber mit einem ersten Ton in der Stimme. "Und es freut mich zu sehen, dann alles gut ausgegangen ist." Kurz irren seine Augen an Alvias vorbei über das Lager hinweg. "Und das, was du geschrieben hast ... mach dir darüber keine Gedanken. Es war eine Schlacht, dort hat die Frage von Schuld nichts zu suchen, was diese Situation betrifft."
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"Oh ich beobachte euch nur schon eine geraume Weile, also müsst ihr Euch nicht für den ein oder anderen Kosenamen entschuldigen" gab er leicht amüsiert zurück "Und ich schätze diese Narbe wird ein Schönheitsfleck auf Eurem stolzen Rosse werden. Aber es dürfte ihn nicht beeinträchtigen Jelena!"
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"Wir werden sehen..." ächzte Jelena, während sie mit den Händen an den Fesseln des Hengstes entlangfuhr. Sie griff in ihre Schürze und holte einen Apfel hervor, den sie an Sudbina verfütterte, bevor sie ihn mit einigen Worten wieder zu den anderen Pferden schickte.
"Es wird sich zeigen, ob er mich überhaupt wird tragen wollen."
Sie klopfte sich die Hände ab und ging zu Wassilji rüber: "Wie weit sind die Vorbereitungen?"
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Es überraschte Jelena nicht, wie schnell Wassilij wieder ernst wurde: "Die Vorbereitungen laufen, Wydh und ich sind bereit, ich habe mich gerade nur von Matsch verabschiedet, da ich mein Pferd jetzt wohl länger nicht sehen werde. Unser Abrücken steht kurz bevor auch wenn ich nicht unbedingt Glücklich darüber bin, Euch alleine zu lassen, werde ich Eurer Bitte nachkommen, Ihr habt mein Wort!"
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"Keine Sorge, Wassilji, jetzt, wo Luthor da ist, wird er auf mich aufpassen. Außerdem seid ihr in zwei Tagen wieder zurück. Ich verspreche während dieser Zeit keine Dummheiten zu machen."
Sie grinste ihren Leibwächter an und hakte sich bei ihm unter, um mit ihm zu den Zelten zurückzukehren.
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"Das ist gut zu hören! Dann werde ich Eurem Wunsch nachkommen und Wydh schützen, als ob ihr es wäret! Allerdings sagt mir mein Gefühl und meiner Erfahrung mit solchen Aufträgen das es länger als zwei Tage dauern wird. Aber das werden wir sehen und in der Zwischenzeit, genießt die Ruhe. Oh bevor ich es vergesse, ich sorge dafür, das Wydh sich anständig Verhält und an keinen Alkohol heran kommt und nicht zu viel von Männern erfährt, wenn ihr das wünscht."
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"Danke für die aufmunternden Worte. Mir ist mittlerweile klar, dass in dieser Situation ich nicht mehr Herr meiner Gefühle war, obwohl ich es gerne gewesen wäre. Dies ist wohl so, da dies hier wohl eine Art zweite Heimat für mich ist. Ihr bedeutet mir viel. Doch um dies zu begreifen, ... " Er brach mitten im Satz ab, waren die Stunden im Kampf um des Meisterin Leben zu schrecklich.
Nach einer kurzen Pause: "Luthor, ich möchte dich wissen lassen, dass das was in deinem Kopf vorging, ich in anderer Form auch miterlebt habe. Nach dem Fall Caer Conways musste ich mich eine ganze Zeit lang aus Engonien fernhalten, um wieder zu Kräften zu kommen. Lass uns in Zukunft dieses gemeinsam bewerkstelligen. ICh möchte nicht nocheinmal in wichtigen Schlachten getrennt sein."
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Jelena grinste, als sie sich vorstellte, wie Wassilji die Elfe davon abhalten wollte, die Unterschiede zwischen Mann und Frau kennen zu lernen...
"Ich bin mir sicher, dass alles zu meiner Zufriedenheit sein wird. Außerdem dürfte auf so einer Mission wohl kaum Zeit und Gelegenheit sein seine Unschuld zu verlieren, was meinst du?"
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"Nein ich denke nicht, ich will sie auch nicht daran hindern, schließlich ist sie alt genug. Aber ich denke, das nicht die ganze gesellschaft dieser Erfahrung angemessen sein dürfte, wenn ihr versteht, was ich meine..."
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Jelena grinste weiter in sich hinein und tätschelte den Arm des Kriegers nicht viel anders, als sie es eben mit Sudbina getan hatte.
"Ich werde ein kleines Sortiment mit Heiltränken zusammenstellen. Seit der Schlacht ist Alvias aus dem Labor nicht mehr herausgekommen und produziert wie ein Besessener..." sie seufzte, "... ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er ist noch nicht so weit."
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Während er Alvias aufmerksam zuhörte, zog er seine Handschuhe aus, um sie in den breiteren Gürtel zu stecken. Als Alvias endete, nickte er sehr ernst, aber auch mit einer gewissen Erleichterung in den Augen "Das habe ich mir auch überlegt" meinte er lächelnd und ergriff Alvias' Hand wie bei der Besiegelung eines Versprechens, wobei er nicht die Hand an sich sondern den Unterarm des Elfen packte. "Noch besser wäre es, aus dieser Situation noch weitere Schlüsse zu ziehen und lernen, solche Situationen besser aufzunehmen ... ich denke, es ist uns beiden bewusst dass dies nicht der letzte Vorfall in der Richtung war. Was die Intensität betifft." Er machte eine kurze Pause und ließ den Blick des Elfen nicht los, wie als suchte er etwas in seinen Augen.
"Ist in der Zwischenzeit noch irgendetwas vorgefallen?" fragte er schließlich und ließ seine Hand los.
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"Er wird sicherlich bald wieder der Alte sein! Vielleicht könnt ihr die Zeit nutzen, die wir weg sein werden. Er braucht sicher nur einwenig Zeit. Nur sollte er möglichst bald lernen auch seine Umgebung noch einwenig im Auge zu behalten. Gerade auf dem Schlachtfeld ist es für einen Heiler umso wichtiger. Aber das wird er zweifelsfrei noch schnell genug lernen. " Er atmete kurz durch dann begann er etwas langsamer;" Ich denke, meinen Bogen werde ich hier lassen, wir haben soweit ich weiß Svenja Swanson als Bogenschützin und Geistigenbeistand bei uns und ich gedenke nicht mich auf einen Fernkampf einzulassen, wenn ich Wydh schützen soll. Und dem werde ich meine höchste Priorität zu kommen lassen!"
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"Oft genug schaffen Verwundete es nur, weil die Heiler ihnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen, Wassilji."
Jelena löste ihre Hand von seinem Arm und betrat das Zelt, um etwas zu trinken zu holen. Sie reichte Wassilji einen Becher mit Wasser und trank selber durstig.
"Aber lassen wir das, mir steht nicht der Sinn nach diskutieren. Lass uns lieber zusehen, dass eure Ausrüstung komplett ist, wenn ihr morgen früh aufbrecht."
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Wassilij wies mit der freien Hand auf seine Schlafstelle "Wie ihr seht, ich bin bereit! Um die Heilerausstattung solltet Ihr Euch kümmern. Davon verstehe ich zu wenig. Eine letzte Bitte hätte ich an Euch, schaut bitte gut nach Matsch!"
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Alvias nickt nur während Luthors kleinen Rede, doch in seinen Augen ist eine tiefe Entschlossenheit zu sehen: "Viel ist nicht passiert, was uns Heiler betrifft. So wie ich es mitbekommen habe, soll auch das nächste Ziel des Pilgerzuges feststehen. Aber genaues weiss ich nicht."
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Jelena nickte: "Versprochen. Ich kümmere mich um ihn wie um eines meiner eigenen. Außerdem hat Anica ein Auge auf ihn geworfen, wenn mich nicht alles täuscht, dann wird sie dich in einer ruhigen Minute auf die Möglichkeit einer Zucht ansprechen. Ihre Stute wäre ideal..."
Während die beiden miteinander sprachen, sammelte Jelena verschiedene Vorräte ein und verpackte sie sorgfältig in einem Stoffbeutel. Die Markierungen auf ihren Tinkturen, Tränken und Salben waren immer gleich und Wassilji kannte sie inzwischen genauso gut wie seine Waffen, dafür würde sie die Hand ins Feuer legen.
Als alle Vorbereitungen erledigt waren, war es bereits Zeit zum Abendessen und glücklicherweise wurde es auch kühler. Anica rief alle zusammen und sie versammelten sich um das Kochfeuer um gemeinsam zu essen.
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Wassilij nahm mehr Essen zu sich als normal, schwieg jedoch die gesamte Zeit über und beteiligte sich nicht an den Gesprächen, für ihn war nun alles Gesagt was zu sagen war. Er suchte sich einen Platz, etwas abseits der Gemeinschaft, nahe genug um nicht unhöflich zu wirken, jedoch auch fern genug, um nicht in Gespräche verwicktelt zu werden. Er kannte diese Stimmung vor dem Abmarsch bereits zu genüge. Schweigend blickte er in die Runde, sah lachende Gesichter und den ein oder anderen nachdenklichen Gesichtsausdruck, doch letztlich versuchten sie es alle zu verbergen: Das Wydh und er selbst vielleicht nicht zu rückkommen würden.
Wassilij nahm einen Schluck aus seiner Schale mit Wasser, um ein ironisches Grinsen zu verbergen. Oft genug hatte er mit seiner "Ersatzfamilie" solche Abende verbracht, doch sie wussten es alle... Hier saßen anders geschulte Personen um ihn herum und sie kannten diese Stimmung vielleicht, gingen aber anders damit um.
Als sich das Abendessen dem Ende entgegen neigte, hörte auch Wassilij langsam auf, viel zu essen. Auch jetzt vermied er das allgemeine treiben und trat aus dem Zelt in die etwas kühlere Abendluft. Langsam Atmete er ein und aus, begann seine Muskeln zu lockern und zu strecken. Nach wenigen Augenblicken, begann Wassilij ein paar Kampfstellungen durchzugehen und blieb schließlich ruhig stehen und richtete all seine Sinne auf seine Umgebung. Er hörte das Klappern von Geschirr das Schnauben der Pferde , den Gesang der Soldaten an den Lagerfeuern. Er roch Pferde, den Rauch von Lagerfeuern und Essen. Nach einem letzten tiefen Atemzug, dachte er bei sich, ich bin bereit. Damit trat er in das Zelt zurück und legte sich kurzerhand schlafen.
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"Wir werden sehen, was kommt, Alvias. Es wird an unseren Aufgaben so oder so nichts ändern" lächelte er schief und sah kurz blinzelnd in den Himmel.