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Die Gebiete in Caldrien => Das Herzogtum Hanekamp => Thema gestartet von: Isabeau Lioncoeur am 29. Jun 10, 15:32

Titel: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 29. Jun 10, 15:32
Zu Beginn des 7. Monats 260 n.J.

Isabeau Lioncoeur ritt mit ihrem Gefolge durch die inzwischen notdürftig reparierten Tore des Gehöftes, welches man ihr als Unterkunft zugeteilt hatte. Es war früher Abend und die Schatten wurden bereits länger. Sie lenkte ihren Zelter zum Eingang des Hauses und ließ sich aus dem Sattel helfen. Sie war bereits im Morgengrauen aufgebrochen um der Königin ihre Aufwartung zu machen, offenbar war es ein anstrengender Ritt gewesen, denn die Baronin sah grau im Gesicht aus.
Hatte sie sonst immer ein Lächeln für jeden in ihrem Gesinde übrig, so blieb ihr Gesicht dieses Mal verschlossen und ihre Worte knapp.
Es dauerte nicht lang und die ersten Gerüchte machten unter dem Gesinde die Runde:
Ob sie in Ungnade gefallen war?
Aber der schwere, goldene Schlüssel hing weiterhin an ihrem Gürtel und am Banner wehte sogar ein Pennon!
Vielleicht hatte sie schlechte Nachrichten von Chevalier Simon erhalten?
Aber dafür hätte sie nicht zur Königin gemusst!
Vielleicht war sie einfach noch krank?
Immer noch? Und das, obwohl sich der Heiler der Königin um sie kümmert?
...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 01. Jul 10, 23:14
Bernard trat respektvoll zurück und senkte für einen kurzen Augenblick sein Haupt, nachdem er der Baronin vom Pferde geholfen hatte. Es war nicht nur Ihr Erscheinungsbild, auch schien sie im ganzen wie von einem kühlen Nebel eingehüllt der sie grau und kalt wirken ließ. Bernard lief ein kalter Schauer den Rücken hinab, als Ihm dies in ihrer Nähe von neuem deutlich wurde. Der Knappe gab sich alle mühe seinen Schrecken zu verbergen, was Ihm auch ganz gut gelang, sodass er beim wieder aufschauen ein Jedem mit gewohnt festem Blick begegnen konnte.

Doch nicht Blicke anderer zogen nun seine Aufmerksamkeit auf sich, sondern das Notdürftig geflickte Tor zum Anwesen. Er hatte kaum gelernt mit Holz zu arbeiten, aber diese Konstruktion, die sich dort vor Ihm in die höhe reckte, sah noch immer nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 03. Jul 10, 22:08
Isabeau nahm Bernards Arm, um die Stufen zu ihrem Zimmer heraufzusteigen und stützte sich mehr als sonst darauf.
Oben angekommen entließ sie alle Mägde, die ihr aus dem schweren Ornat helfen wollten, in dem sie der Königin ihre Aufwartung gemacht hatte und bedeutete dem Knappen da zu bleiben. Sie legte die Handschuhe ab und löste die Nadeln, die ihren Kopfputz hielten, alles ohne ein Wort zu sagen.
Sie stellte sich an das Fenster und sah eine Zeit lang stumm heraus, es schien schon fast so, als ob sie Bernards Anwesenheit vergessen hatte.
Als sie sprach, da war es so leise, dass man es keinesfalls jenseits der Türe vernehmen konnte.

"Steht Muraille treu zu mir?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 08. Jul 10, 06:43
Bernards Blick verriet einen Moment der Verwirrung, den diese Frage in Ihm auslöste, doch ohne weiter zu zögern straffte sich der Knappe:

"Madame, ich bin Stolz als Muraille seit Je her der Treue Schild Goldbachs seien zu dürfen. Wie meine Ahnen würde weder mein Vater, noch werde Ich jemals von Eurer Seite weichen - gleich was auch geschieht."

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, bröckelte sein Eifer jedoch ein klein wenig dahin und unter zusammengezogenen Augenbrauen traute er sich zu fragen:

"Ist etwa.. Madame, aber verzeiht mir meinen Wissenseifer. Gibt es denn Grund diese Treue zu prüfen?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 08. Jul 10, 08:50
Isabeau seufzte und rieb sich die Schläfen.
"Wir sind nicht in Ungande gefallen, Bernard. Im Gegenteil, die Königin ist zufrieden mit unseren Diensten. Aber sie hat eine schwerwiegende und weitreichende Entscheidung gefällt. Sie wird in den kommenden Tagen das caldrische Imperium ausrufen."
Die Adlige drehte sich um und betrachtete den jungen Mann vor sich.
"Das bedeutet, dass sie Jeldriks Anspruch an den Thron negiert. Begreifst du das?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 08. Jul 10, 22:38
"Die Königin..."
Bernards satz blieb unbeendet, aber es war Ihm anzusehen, dass er erblich.
"Madame.. das bedeutet doch... Caldrien wird sich als dritte Macht in Engonien erheben? Unabhängig von allen andern?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 08. Jul 10, 22:52
"Das engonische Reich wie wir es kannten, hat aufgehört zu existieren."
In der Stimme Isabeaus war eine Welt von Müdigkeit zu hören. Bernard erinnerte sich daran, wie sie auf den Verhandlungen wie eine Löwin um dein Erhalt der Beziehungen gekämpft hatte. Alles umsonst, denn nun wurden die Karten neu gemischt.
"Wenn alles gut läuft, dann wird das caldrische Imperium in altem Glanz wieder entstehen und an die Stelle des engonischen Kaiserreiches treten."
Sie schwieg einen Augenblick.
"Die Königin hat meinen Platz in ihrem Gefolge heute bestätigt..."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 08. Jul 10, 23:08
"und so werden auch die Murailles der Schild an eurer seite sein"
Bernard war der Schock noch immer anzusehen.

"verzeiht mir diese blendung, Madame, aber was.. " schweigen
" was wenn Jeldrik sich erneut offenbart"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 08. Jul 10, 23:18
Isabeau rieb sich die schmerzenden Schläfen und schwieg ebenfalls eine Zeit lang, bevor sie antwortete:
"Wenn Jeldrik sich erneut offenbart, dann wird er Engonien nach seinem Willen formen, Bernard. Aber wenn er sich bis jetzt nicht gezeigt hat, dann schaudert es mich daran zu denken, was noch geschehen muss, dass unsere dunkelste Stunde kommt..."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 08. Jul 10, 23:26
Bernard gab sich mühe nach der Offenbarung von Eben die Fassung zu wahren.
"Madame... Ihr wähltet die Worte, ob ich treu zu Euch stünde. Chevalier hat doch nicht.. Ich wage es nicht einmal auszusprechen"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 09. Jul 10, 08:45
"De Blanche weiß nichts von den Plänen der Königin. Er wird es gemeinsam mit allen anderen erfahren, wenn die offizielle Proklamation verlesen wird. Ich weiß nicht wann das geschehen wird. Ich habe die Königin beschworen damit zu warten bis wir in Engonia sind. Aber ich bezweifle, dass sie in dieser Angelegenheit auf mich hören wird!"
Isabeaus Frustration war ihr deutlich anzusehen, sie sah aus, als ob sie am liebsten auf etwas einschlagen würde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 19:57
Zu Beginn des 8. Mondes

Isabeau Lioncoeur rieb sich seufzend die Schläfen, als sie vom Fenster ihres Schlafgemaches aus das abendliche Treiben auf dem Hofe beobachtete. Die Hitze der vergangenen Wochen war grausam gewesen und hatte bei jedem von ihnen Tribut gefordert.
Das und die Proklamation der Königin machten aus ihrem Dasein einen wahren Höllentanz.
Das nächste Ziel sollte Hanekamp sein, aber so wie sie gehört hatte, war Simon bereits mit dem Banner dorthin aufgebrochen. Was wollte er nur da?

Es war bald Zeit zum Abendessen und wie jeden Abend würde sie es gemeinsam mit dem Gesinde in der großen Halle einnehmen, auch wenn sie am liebsten alleine wäre um ihrem Gedanken nachhängen zu können.

Sie seufzte noch einmal und rief nach Fleur, um sich umzukleiden.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 20:07
Innerhalb kurzer Zeit steht die Wäschemagd vor ihrer Herrin und knickst. Man sieht ihr an, dass sie und das andere Gesinde sich nicht "zuhause" befinden - die Schuhe sind staubig vom Hof, in dem sich derzeit viel des Gesindelebens abspielt, das Gesicht trägt einige Sommersprossen mehr als sonst und Fleur sieht ein bisschen Müde aus - offenbar bekommen in dieser Situation alle ein bisschen weniger Schlaf, als sie es gewohnt sind...

"Madame wünschen?"


Fleur schaut ihre Herrin mit einem offenen, freundlichen Gesichtsausdruck an, in ihrem sanften Lächeln spiegeln sich ihre Zugeneigtheit zu ihrer Herrin und ihre Fürsorgebereitschaft.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 20:10
"Das leichteste Leinenkleid, welches da ist, Fleur, und einen Schal für später."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 20:22
Fleur nickt ergeben.

"Sofort, Madame."

Die junge Frau tritt zu einer der Kleidertruhen der Baronin, wählt gezielt ein angenehm leichtes, bersteinfarbenes Gewand und ein noch leichteres, aus kühlem dünnen Stoff bestehendes, weißes Untergewand aus, schließt die Truhe und holt dann aus einer weiteren, etwas kleineren Truhe einen Schal in einem schönen Cremeweiß, welcher aus einem kostbaren Woll-Seiden-Gemisch gewebt ist und bei jeder Temperatur angenehm auf der Haut liegt.
Die Stoffe duften nach Kräutern und Blüten - offenbar hat Fleur trotz der widrigen Situation die Zeit gefunden, neue Duftsäckchen herzustellen.

"Sind diese genehm, Madame?",

fragt sie und zeigt die übereinanderliegenden Kleidungsstücke so, dass die farblichen Kontraste deutlich werden...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 20:28
Die Baronin nickte etwas abwesend und griff zu den Nadeln in ihrem Haar, die den schweren Knoten im Nacken hielten.
Sie besah sich Fleurs Auswahl noch einmal und musste grinsen, als die kleine Kugel von Bauch sich durch die Stoffe hindurch abzeichnete.
Das Grinsen wischte einige Jahre aus dem Gesicht der Adligen und erinnerte an die unbeschwerte Zeit vor gar nicht allzu langer Zeit, als sie noch zu Hause waren und Isabeau vor Gesundheit strotzte.

"Wann ist es soweit, Fleur?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 20:33
Fleur legt lächelnd die Kleider in Reichweite der Baronin ab und erlaubt sich die Freiheit, ihr ungefragt bei den Haaren zu helfen.

"Zu Beginn des Herbstes müsste es kommen, Madame.",

sagt sie ruhig, während sie vorsichtig Nadel um Nadel entfernt und dabei sanft erste Knoten mit den Fingern auskämmt. Nach der Bürste jedoch greift sie noch nicht - zunächst wird die Baronin wohl die Kleidung wechseln wollen...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 20:42
Isabeau überließ ihre Haare den geschickten Fingern der Magd und löste dann den Gürtel um das schwere Höllenfestergewand über den Kopf ziehen zu können.
"Verläuft die Schwangerschaft gut? Benötigen wir die Hilfe einer Hebamme?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 20:57
Ein paar geschickte Griffe hier, ein gekonntes Zupfen dort - schon ist die Baronin das Gewand los.

"Es geht mir gut, Madame. Und mit der Götter Hilfe sind wir ja im Herbst wieder daheim - da hab ich meine Mutter und meine Schwester..."

Die Magd wird beim Sprechen immer leiser und bricht schließlich ab. Es scheint Fleur ein wenig peinlich, dass um sie, die kleine Wäschemagd, von Seiten der Baronin Aufhebens gemacht wird. Aber ganz zaghaft ist auch die Furcht vor dem Unbekannten und vor einer Erstgeburt fernab der ihr vertrauten, in derartigen Dingen erfahrenen Personen aus ihrer Stimme zu hören...

Sie legt das Höllenfenstergewand sorgsam beiseite - gleich wird sie es zum Auslüften aufhängen.

"Wünscht Ihr eine kleine Waschgelegenheit zum Frischmachen?",

fragt sie die Baronin, nun wieder mit sicherer Stimme und nickt der Schüssel, den Handtüchern und den anderen Utensilien, welche für diese Zwecke auf einem Schemel zur Verfügung stehen, zu.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 21:21
Isabeau wandte ihr Gesicht kurz ab, sie wollte nicht preis geben, dass sie im Herbst irgendwo aber nicht zu Hause in Goldbach sein würden.
"Ich werde zusehen, dass Soeur Alexane bis dahin ihre Studien abgeschlossen hat."
meinte sie statt dessen und wandte sich dann dem Schemel zu.

"Ja, eine Gelegenheit sich zu erfrischen ist sehr willkommen."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 21:37
Fleur greift nach dem Wasserkrug und prüft die Temperatur des Inhaltes - ob des warmen Tages ist auch kühles Wasser zum Waschen durchaus angenehm, also schüttet sie etwas in die Waschschüssel. Dann nimmt einen weichen Stofflappen, den sie in die Schüssel tunkt, wieder auswringt und über den Schüsselrand hängt. Als nächstes sucht sie eine angenehm frisch riechende Seife aus den Beständen der Baronin heraus, legt diese auf ein sauberes Handtuch und trägt Schüssel mit Lappen und Handtuch mit bereitgelegter Seife auf dem Schemel zur Baronin herüber.

"Bitte, Madame."

Fleur macht einige Schritte zurück, um auf die nächste Handlung ihrer Herrin reagieren zu können - wenn diese nun begänne, sich ihres Unterkleides zu entledigen, um sich ausgiebig zu waschen, würde sie sich diskret zurückziehen, im Falle jedoch, dass die Baronin sich nur kurz Gesicht, Hände und Füße waschen wollte, wäre sie zur Stelle, um ihr hierbei behilflich zu sein...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 10. Aug 10, 22:14
Die Baronin wusch sich Gesicht und Hals und trocknete sich die Hände mit einem erleichterten Seufzer ab.
"Besser." meinte sie, als sie das Tuch beiseite legte und einen Schritt zurück trat um das Unterkleid zu wechseln.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 10. Aug 10, 22:22
Fleur greift nach dem frischen Unterkleid und hält es ihrer Herrin hin, während sie selbst mit leicht abgewendetem Körper steht, sodass die Baronin sich nur das frische Unterkleid 'aus der Luft' zu greifen braucht, während sie das getragene auf den ausgestreckten Arm ihrer Magd ablegen kann.

"Werden Madame heute Abend wieder mit uns in der Halle speisen, Madame?",

fragt Fleur. Wie viele andere vom Gesinde ist Fleur sehr angetan von den gemeinsamen Mahlzeiten mit der Herrschaft. Von anderen Höfen hatte sie schon gehört, dass dies durchaus nicht üblich war und auch nicht von allen Dienerschaften gewollt werden würde, sie jedoch konnte und wollte es sich gar nicht anders vorstellen - für sie gehörte es dazu und gab ihr, gerade in diesen aufwühlenden Zeiten fernab von Zuhause Sicherheit und ein Gefühl der Kontinuität.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Mel am 11. Aug 10, 03:23
Plötzlich war ein leises Klopfen zu vernehmen und ein Diener trat herein.
"Madame mögen mir verzeihen, aber soeben traf ein Bote aus Voranenburg ein, der mir das hier überreichte, um es Euch sofort auszuhändigen." Entschuldigend fügte er hinzu:" Es ist von Mademoiselle Lorainne."
Er hielt ihr einen Brief hin, im roten Wachsn konnte man unschwer das Siegel von de Bourvis ausmachen, welches allerdings von einen grünen Stück Faden unterbrochen wurde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 11:54
"Oui. Es tut gut so den Tag ausklingen zu lass..."
Der restliche Satz klang etwas genuschelt, als Isabau sich das frische Untergewand über den Kopf zog. Sie drehte Fleur den Rücken zu, um die Bänder im Nacken schließen zu lassen.
Das Klopfen ertönte und noch bevor Einlass gewährt werden konnte, öffnete sich die Tür und jemand steckte den Kopf herein.
Isabeau drehte sich verärgert um, so etwas war sie nicht gewohnt.
Sie strafte den jungen Mann mit einem strengen Blick, sagte aber nichts dazu. Sie wusste, dass ihr persönliches Gesinde sich darum kümmern würde, das so etwas nicht noch einmal geschah.
Fleur reichte ihr den Brief und sie brach das Siegel um den Inhalt zu lesen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 14:07
Unterdessen steht die Wäschemagd vor der Tür - zum einen um den Rüpel davon abzuhalten, weitere Blicke auf die Baronin im ungeschnürten Untergewand zu werfen, zum anderen um etwaige Anordnungen seitens ihrer Herrin weitergeben zu können. Von sich aus die Türe zu schließen und den Mann einfach auszusperren - das fiele ihr jedoch im Traume nicht ein - schließlich hatte Madame es nicht angeordnet...

Durch die offene Tür wabert schon ganz leicht der Duft nach dem simplen, aber leckeren Eintopf, den die Köchin an diesem Abend über der offenen Feuerstelle mit seinen einfachen Mitteln gezaubert hat, und welcher ganz offenbar schon in die große Halle gebracht wurde. Allzulange würde es also mit dem Abendessen nicht mehr dauern...
Fleur ist immer wieder freudig überrascht über die Fähigkeiten der Frau. Sie kann aus wirklich einfachsten Zutaten schmackhafte Gerichte zaubern. Und wenn die Grundlage an Zutaten einmal ein wenig knapp bemessen war, so wusste sie geschickt mit Wasser zu strecken ohne es fade werden zu lassen oder mit oft selbstgebackenem Brot als Dreingabe die Leute dennoch satt zu bekommen. Nein, hungrig, wie es in manch anderen Lagern derzeit häufig anzutreffen ist, geht hier niemand von der Tafel!
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Mel am 11. Aug 10, 14:26
                                                                   Ma chere Madame,
mehr aus Versehen befinden wir uns zu diesem Zeitpunkt in Voranenburg, auf der Burg des Grafen, Maitre Damians Vater. Der Empfang hier war freundlich und man möchte den Pilgerzug und die Königin unterstützen. Morgen bei Tagesanbruch werden wir weiterziehen nach Hanecamp, wo der Empfang sicherlich nicht so freundig sein wird, im Gegenteil.

So freudig diese Nachrichten auch sind, haben wir dennoch einen schweren Schlag erlitten. Nur ein Teil von uns ist mit dem Banner hier auf der Burg, die Anderen, die mit uns aufgebrochen sind, befinden sich jetzt irgendwo zwischen Tiefensee und dem Pilgerzug, unter Ihnen auch Sasha Schattenwolf, das Lehrmädchen Jelenas, wie auch iihr Leibwächter und Kadegar sowie die Nedranovizin.
Gorix, der mit uns aufbrach, ist leider verschwunden.
Ausgerechnet mit einer Szivarsreliquie, einem Portalstein, je pense.

Ich hoffe, wir treffen in naher Zukunft wieder zu Euch, denn Simon und ich sorgen uns sehr um Euch.
Im übrigen lässt er Euch grüssen und ausrichten, dass Ihr euch nicht um uns zu sorgen braucht, stattdessen besser auf Euch achtgeben sollt, damit Ihr bei unserem Wiedersehen gesund seid.
Möge Lavina eine schützende Hand über Euch haben ujnd mein Cousin ebenso auf Euch achten, wie Eurer auf mich und umgekehrt.

                                                              la prière des dieux sur vous
                                           dans une préoccupation profonde autour de vous
                                                                          Lorainne




Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 16:56
Isabeau runzelte die Stirn und bedeutete mit einem Wink, dass die Tür geschlossen werden sollte.
Sie las das Schreiben noch einmal gründlich durch und legte es dann beiseite um sich weiter ankleiden zu lassen.
Sie war in tiefe Grübeleien versunken, als sie vor dem blankpolierten Spiegel aus Silber Platz nahm um sich die Haare richten zu lassen.

"Ich möchte, dass Aaron mir heute nach dem Essen über unsere Vorräte berichtet. Es könnte sein, dass wir bald weiterziehen und ich möchte nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 17:19
Fleur schließt die Türe und ist schon wieder zur Stelle, um zuerst die Bänder am Untergewand ihrer Herrin zu Schnüren und ihr dann in das leichte Übergewand zu helfen. Dabei bewegen sich die beiden Frauen wie in einem eistudierten Tanz - es ist nicht nötig, dass eine etwas sagt, die Bewegungsabläufe erfolgen automatisch, keine ist der anderen im Weg, ein jeder Handgriff ruhig, effizient und eingespielt.
So beginnt Fleur auch ganz automatisch, sich um die Haare der Baronin zu kümmern. Sie entwirrt gröbere Knoten mit den Fingern und bürstet schließlich auf eine sanfte und entspannende Weise das gesamte Haar aus und glatt. Schließlich flicht sie ihrer Herrin einen schlichten Zopf.

Als die Baronin sie anspricht treffen sich die Blicke der beiden Frauen im Spiegel. Fleur nickt mit ihrem typischen, offenen und freundlichen Gesichtsausdruck. Sanft sagt sie:

"Sehr wohl, Madame. Ich gebe ihm gleich bescheid, sobald Ihr meine Dienste hier oben nicht mehr benötigt."

Vor einem Jahr noch wäre sie allein ob der Aussicht, mit dem eleganten Haushofmeister zu reden, bereits wieder puterrot angelaufen...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 17:25
Isabeau lächelte, als sie den verträumten Gesichtsausdruck der Magd bemerkte.
Es war ein offenes Geheimnis im Haushalt wer der Vater des Kindes war, auch wenn kein Laviniabund eingegangen worden war. Der Adligen war es ziemlich egal, solange für das Kind gesorgt wurde. Es war nicht der erste und garantiert nicht der letzte Bankert, der in einem Lavinia geweihten Haushalt zur Welt kommen würde.

"Das Bernsteinschapel."
Als der breite Metallreif sicher auf ihrer Stirn saß, nickte Isabeau zufrieden in den Spiegel.

"Danke, ich werde in einigen Augenblicken herunter kommen."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 17:41
Fleur schaut ebenfalls kurz in den Spiegel und ist zufrieden mit iherer Arbeit. Sie lächelt und knickst.

"Sehr wohl, Madame. Ich lasse alles herichten."

Mit wenigen Handgriffen sind das Teufelsfenstergewand vom Nachmittag zum Lüften aufgehängt und die Wasch-Sachen wieder an ihrem ursprünglichen Platz. Das getragene Unterkleid mitsamt dem gebrauchten Waschlappen und dem verwendeten Handtuch entschwinden in Fleurs Armen mit der Magd aus der Tür, die sich hinter ihr wieder leise schließt.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 17:52
Isabeau blieb alleine mit ihren Gedanken zurück.
Sie war verärgert über die neueste Entwicklung.
Was zur Hölle machten Simon und das Banner in Hanekamp? Und was sollte die Sache mit dem Magier und dem, dem...
Isabeau griff noch einmal nach dem Brief und suchte das seltsame Wort,
Portalstein?
Sie konnte nicht nach Norden aufbrechen, ihr Tross war zu langsam und es war zu gefährlich sich alleine auf den Weg zu machen.
Aber Simon die Verhandlungen zu überlassen...
Sie schüttelte frustriert den Kopf, das konnte nur im Desaster enden, zumal dieser unverbesserliche Waliser bestimmt auch dabei war.
Sei es drum... ich werde einen Weg finden müssen!

Die Baronin warf noch einen abschließenden Blick in den Spiegel, straffte die Schultern und begab sich in die Haupthalle zum Abendessen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 18:27
Unten in der Haupthalle begrüßt das Gesinde ihre Herrin respektvoll. Die in T-Form aufgebaute Tafel sieht sehr einladend aus: Die Kopfseite ist mit einem bestickten Tischtuch gedeckt und mit dem üblichen Topf Margueriten geschmückt. Am Platze der Baronin sind Besteck und Servietten bereits ausgelget und verschiedene Trinkgefäße für die unterschiedlichen Getränke stehen ebenso bereit, wie eine kleine Schüssel mit Kräuterwasser zum Händewaschen und eine Schale für Tischabfälle.
Auch der Gesindeteil ist bereits mit Bechern, Krügen, Tellern, Schalen und Schüsseln und Besteck gedeckt.
Auf einem groben Tisch in der Nähe sind die zuvor draußen vorbereiteten Speisen schon aufgebaut - eine große Schüssel mit Salat, der große Kessel mit dem wohlriechenden Eintopf, ein Korb voller kleiner Brote und eine mit einem Tuch abgedeckte Schale.
Sobald die Baronin sich ihrem Platz nähert, tritt Aaron auf seine üblich elegante Art herbei und erzählt ihr, was die Köchin für diesen Abend gezaubert hat:

"Madame, es gibt einen Eintopf mit Rindfleischgeschnetzeltem, dazu Brot, einen Kräuter-Feldsalat und einen fruchtigen Milchspeise-Nachtisch... was genau wollte die Köchin noch nicht verraten. Und von Fleur habe ich gehört, dass Ihr mich nach dem Mahl zu sprechen wünscht."

Mit einer galanten Verbeugung geleitet der Haushofmeister seine Herrin zu ihrem Platz, während ein Gehilfe dort bereits eine Portion Essen serviert.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 19:03
Isabeau lächelte allen warm zu und nahm am Kopfende der Tafel Platz. Sie neigte wie alle den Kopf als Soeur Alexane das Tischgebet sprach und wünschte allen einen guten Appetit.
Sie nahm einen Löffel vom Eintopf und brachte einen erstaunten Ausruf:
"Cheri Lavinia! Wie hat die Köchin den Sirup in den Eintopf gemogelt?"

Sie lächelte, als allgemeines Gelächter laut wurde und die Spannungen des heißen Tages sich langsam bei Tisch lösten. Der Appetit der Baronin war in den vergangenen Tagen deutlich besser geworden, auch wenn sie immer noch halb gefüllte Teller in die Küche zurück gehen ließ.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 19:22
Und so ist das Mahl bestimmt von guter Laune, das Gesinde unterhält sich leise, die Schalen und Schüsseln werden herumgereicht, die Bestecke klappern, mal wird hier nach dem Wasserkrug gefragt, mal bittet einer dort um einen Klecks Butter für's Brot.
An der "hohen Tafel", die sich faktisch nur ein paar Fingerbreit über der des Gesindes befindet, stehen neben Cidre und dem allgegenwärtigen Wasserkrug auch eine Weinamphore - ein sorgsam von Aaron ausgewählter Roter, eine Schale mit erlesenen Früchten (an der Gesindetafel gibt es einen Korb Äpfel) und zum Abschluss eine kleine, aber feine Käseplatte zur Auswahl.
Zunächst jedoch erfreut sich ein jeder an der überraschenden Nachspeise, die die Köchin gezaubert hat: es kommt selten vor, dass sie sich ohne besonderen Anlass derartig viel Extraarbeit macht, daher genießen alle die zarte Fruchtcreme aus Quark und Sahne, welche mit offenbar gekühlten roten Beeren aufgeschlagen wurde. Kleine Blüten - vermutlich Holunder - machen das Ganze auf unnachahmlich milde Art süß...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 20:28
Isabeau genoß einige Löffel des Nachtisches und sandte der Köchin einige Pfirsiche von ihrem eigenen Tisch um ihr zu zeigen, wie zufrieden sie mit ihr war.
Sie faltete die Serviette von ihrem Schoß zusammen und legte sie neben ihren Teller zum Zeichen, dass die Tafel aufgehoben war.
Sie winkte Aaron zu sich und besprach mit ihm leise die Vorratssituation und wie schnell sie aufbrechen konnten, wenn es notwendig wurde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 21:05
Satt und zufrieden macht sich das Gesinde daran, die Tafel abzuräumen und die Haupthalle für die Nacht herzurichten. Einige Mägde verschwinden mit dem Geschirr nach draußen, bald ist vom Hof her das Geklapper der Spülenden zu hören. In der Halle werden Bänke umgerückt, Decken herbeigetragen und es sind auch einige Strohsäcke zu sehen, die das Gesinde offenbar in der Zwischenzeit angefertigt hat, um etwas angenehmer nächtigen zu können.
Ob der Hitze kann man an Brennholz sparen und so werden keine Kohlebecken aufgestellt, wie das sonst in den großen Hallen so üblich wäre. Aber mit Einsetzen der Dämmerung zünden die Leute die an günstigen Stellen positionierten Kerzen und Lampen an, so dass ein diffuses Licht in den Räumen und Gängen dafür sorgt, dass niemand irgendwo gegen läuft, an einer Stufe stürzt oder über einen Schlafenden fallen kann.
Draußen schließt ein Knecht die notdürftig geflickten Hoftore, man treibt die letzten Nachzügler-Hühner in die Ställe und so langsam aber sicher kommt der Goldbach'sche Tross zur Ruhe.
Fleur hängt draußen noch eine letzte Ladung Wäsche auf - hauptsächlich die Trockentücher, die nach dem Spülen verwendet wurden. Im Moment sind die Nächte so warm, dass die Sachen über Nacht trocknen und im Angesicht der heißen Morgensonne auch der Frühtau sie kaum wieder klamm werden lässt.
Gemeinsam mit den Küchenhelfern, die letzte Dinge gespült und weggeräumt haben, kommt sie in die große Halle.
Später wird sie sichin die windgeschützte Ecke zurückziehen, wo sie sich einen Strohsack und eine einfache Decke zurechtgelegt hat. Dort wird sie dann ihre Schürze und ihr Überkleid ausziehen, diese über einen Balken hängen, sich niedersetzen und wie immer ein wenig verschämt ihre Haube abnehmen, um sich die Haare zu kämmen und für die Nacht erneut einzuflechten.
Aber noch ist ihr Tag nicht vorbei. Also führt ihr nächster Weg zur Baronin...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 21:41
Nachdem alles notwendige besprochen war, entließ Isabeau ihren Kastellan mit einem Dank und einem Lächeln. Aaron hatte eine fast schon unheilige Fähigkeit Informationen und Dinge zu beschaffen, es war ein Glück gewesen ihn aus Amonlonde mitzubringen.
Auch wenn sie einige erzürnte Briefe vom Herrn Golodion erhalten hatte, erinnerte sie sich mit einem Schmunzeln.

Sie warf sich den Schal um die Schultern und spazierte langsam zu den Ställen herüber, wo sie ihre geliebten Reitpferde besuchte. Sie genoß die Dämmerung. Diese wenigen Minuten des Tages gehörten ihr allein. Sie hatte das nie ausgesprochen, aber wie bei so vielen Dingen, so hatte ihr Gesinde auch hier einen 6. Sinn entwickelt und lies ihr die Illusion des Alleinseins.

Nachdem sie die Pferde gekrault und einige Apfelhälften verfüttert hatte, ging sie langsam über den Hof zum Haupthaus zurück und durchquerte die Halle um die Treppe zu ihrem Gemach hoch zu steigen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 21:44
Auf dem Weg hoch in ihre Räumlichkeiten erhält die Baronin einen Schatten in ungefärbtem Unterkleid, staubig-blauem Überkleid, Schürze und Häubchen, der einen frischen Wasserkrug im den Armen trägt.
Kurz vor Erreichen des Gemaches huscht Fleur vor die Baronin, um ihr die Türe auf zu halten...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 21:50
"Merci beaucoup, Fleur."
murmelte die Baronin, als sie an ihr vorbei schritt.
Sie ließ den Schal von den Schultern gleiten und schlüpfte aus den leichten Lederschuhen, bevor der Gürtel folgte.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 21:59
Fleur holt wieder einmal den Schemel mit der Waschschüssel und gießt etwas von dem frischen Wasser ein. Da sie davon ausgeht, dass sich die Baronin noch die Hände waschen will, belässt sie die Schüssel zunächst auf dem Schemel, wo sie einfacher zu erreichen ist, als auf dem Boden.
Sie sucht ein neues Handtuch und einen frischen Lappen heraus und eine andere Seife, als jene vom frühen Abend. Dieses Mal wählt sie eine mit Lavendel, Kamille und Rosenblüten - genau das Richtige für die Nacht...
Als die Baronin Schal, Schuhe und Gürtel losgeworden ist (all jene Dinge wird Fleur gleich hinforträumen), steht die Wäschemagd schon bereit, um ihr das Übergewand abzunehmen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Jelena am 11. Aug 10, 22:37
Isabeau wusch sich die Hände und zog sich dann das Übergewand und das Schapel aus. Sie reichte die Sachen blind weiter, so eingespielt waren sie und ihre Magd bereits aufeinander.
Sie nahm in ihrem Sessel Platz und steckte die Füße mit einem erleichterten Seufzen in die Waschschüssel.
"Was wäre ich eigentlich ohne dich und die anderen, Fleur? Ungewaschen und ungekämmt..." wiederholte Isabeau den geheimen Scherz, den sie und die Magd jeden Abend teilten.

Die Baronin von Goldbach war jeder Zoll adlig und niemand sollte den Fehler machen sich anbiedern zu wollen. Aber sie war eine großzügige und faire Oberherrin. Die Familien, die ihr persönliches Gesinde stellten, waren zum großen Teil bereits seit Generationen auf Goldbach und die Barone hatten sich ihre unbedingte Loyalität ebenso verdient wie ihren nahezu sagenhaften Reichtum. Wer zu Goldbach gehörte, der hatte im Sommer Schatten und im Winter Wärme, war gekleidet und beschuht und litt nicht an Hunger. Wer jedoch die Baronin verriet, der verlor unter Umständen nicht nur Privilegien und Heimat, sondern baumelte, wenn er Pech hatte, am nächsten Baum.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 23:10
Fleur grinst ob des Scherzes und gönnt sich den Luxus, einen alten, aus Tuchbändern gewebten Läufer vor die Baronin und die Waschschüssel zu legen, damit sie nicht direkt auf dem harten Boden knien muss. Dann legt sie sich das Handtuch in Reichweite und kniet vor ihrer Herrin nieder, um ihr die Füße zu waschen und ihr auch eine kleine Fußmassage angedeihen zu lassen.

Beide Frauen, so unterschiedlich ihre Positionen - nicht nur im wörtlichen Sinne - in diesem Moment auch sind, genießen diese allabendliche, fast schon ritualisierte Gemeinsamkeit.

Denn auch, wenn sie aus zwei vollkommen anderen Welten entstammen, so sind wenige Bande so eng wie das von Herrschaft und Leibdienerschaft. Der eine weiß um des anderen innerste Geheimnisse und Gefühle, man kennt des anderen Launen, Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse, wie es kaum ein dritter je erfahren kann.
Und so ist Fleur immer wieder von einem Gefühl der Ehre durchdrungen, wenn sie all diese kleinen Leibdienste für 'ihre' Madame tätigen kann.

Die Baronin nimmt als gerechte Herrin einen festen Platz in Fleurs Herzen ein und sie ist glücklich darüber, dass sie ein derart gutes Leben bei ihr hat. Was hat sie nicht schon von anderen Mägden für Schauergeschichten über deren Herrschaften gehört! Und erst das Kind, das sie unter dem Herzen trägt - unter dem Banner des Hauses Goldbach wird es gut aufwachsen, all die Tugenden von Gesinde und Herrschaft mit der Muttermilch aufsaugen und kennenlernen.

Fleur denkt gerne an die Zukunft ihres Kindes. So viele Vorbilder würden es umgeben. Und die Madame als strahlende Leitfigur allen voran! Und so würden ihre Liebe, ihre Fürsorge, ihre Ergebenheit und ihre Loyalität gegenüber der Baronin einen jeden Tag inder Erziehung des Kindes bestimmen, auf dass es sich dem Hof an dem es aufwächst, der Familie der es entstammt, welche schon seit Jahren dem Hause Goldbach zu Diensten war, und dem inoffiziellen Vater, dessen Art und Weise zu dienen Fleur so sehr an ritterliche Minne gemahnte, dass sie manchmal an der Herkunft des Herrn Aaron zweifelte, würdig erweisen sollte.

Inzwischen sind die Füße der Baronin zwar sauber, aber dennoch nimmt sich Fleur noch die Zeit für eine ausgiebige Fußmassage.
Schließlich - bevor die Haut zu schrumpeln beginnt - wäscht sie die Füße ein letztes Mal mit einigen Händen Wasser ab und trocknet sie dann sorgsam in dem weichen Handtuch ab, bis sie auch wirklich überall trocken sind und eine angenehm-leichte Wärme haben.
Dann räumt Fleur die Schüssel und das Handtuch rasch beiseite und legt den alten Läufer dergestalt zwischen Sessel und Bett, dass die Baronin nicht mehr auf den schmutzigen Boden treten muss, wenn ihr nächster Gang sie ins Bett führt.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 23:33
Isabeau stand auf und ging an Fleur vorbei ins Bett.
Sie nahm die Wange der Magd einen kurzen Augenblick in ihre Hand: "Gute Nacht, Fleur. Bis morgen früh. Ich denke, ich werde einen Ausritt machen. Schlaf gut."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 11. Aug 10, 23:44
Gerührt von der unerwarteten, liebevollen Geste ist Fleur für einen Bruchteil eines Augeblicks völlig perplex, dann jedoch kehrt wieder der gewohnt freundliche Ausdruck auf ihr Gesicht zurück, sie knickst lächelnd und sagt:

"Bonne nuit, Madame. Ich wünsche Euch angenehme Träume."

Dann räumt sie rasch alles zusammen, sammelt die angefallene Wäsche ein und verschwindet mit einem

"À demain matin. Ich wecke Euch dann."


aus dem Zimmer.
Das letzte was zur Baronin dringt ist das leise Klicken des Türschlosses und vielleicht noch ein paar quietschende Dielenbretter im Flur, dann ist es still in dem Gemach, das nur noch von einer letzten Kerze auf dem Nachttisch spärlich beleuchtet wird.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 11. Aug 10, 23:53
Isabeau sank vor dem Bett auf die Knie und stützte den Kopf in die gefalteten Hände:

Süße Lavinia, lichte Göttin. Halte deine Hand schützend über uns! Gib mir die Kraft, dieses Haus zu leiten, deinem Namen Ehre zu bereiten. Lass mich die Herrin sein, deren Handlungen Treue und Liebe in ihren Untergebenen hervorruft...

Isabeau verharrte lange so und erhob sich dann langsam um sich ins Bett zu begeben. Die Kerze flackerte ein letztes Mal und erlosch dann um den Raum in Mondlicht zu tauchen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 12. Aug 10, 19:25
Der nächste Morgen beginnt für die Baronin etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang - eine noch verknautscht aussehende Fleur klopft sanft an der Türe, huscht - einen Wäschekorb im Arm - herein und wünscht ihrer Herrin einen guten Morgen, während sie das Fenster öffnet um die frische Luft des neuen Tages einzulassen, bevor es nachher zu heiß werden wird, als dass die Brise noch Erfrischung bringen würde...

"Bonjour! Haben Madame gut geschlafen? Draußen ist ein herrlicher Tag angebrochen - etwas frischer als gestern, nicht mehr so drückend zum Glück!"

Durch's offene Fenster dringen nun die typischen Geräusche des Tages - Vogelgezwitscher, Töne morgendlicher Betriebsamkeit, Gesprächsfetzen und Gelächter der Arbeitenden auf dem Hof, Hühnergegacker, gelegentlich Pferdegewieher und ab und an die Rufe der Gardisten bei ihren morgendlichen Übungen.
Die Brise bringt frische Morgenluft, den letzten Rest Feuchtigkeit vom Morgentau, den Geruch nach Getreidefeldern und geschnittenem Gras, den Duft von frisch gebackenem Brot und einen Hauch vom typischen Geruch eines Gehöfts - nach Tieren und handwerklichen Betrieben, sowie nach frischem Heu und Stroh - mit sich in das Zimmer.
Aus anderen Richtungen strömen die Geräusche von fließendem Wasser - Fleur füllt gerade die Waschschüssel mit frischem Wasser, von knarzenden Dielenbrettern und von geschäftig umhereilenden Menschen auf die Baronin ein.
Der Duft von frischem Minztee steigt ihr in die Nase - offenbar hatte Fleur den bereits beim Betreten des Raumes auf ihrem Nachtschränkchen abgestellt...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 12. Aug 10, 19:32
Isabeau sah morgens genauso aus, wie jeder andere Mensch auch: verschlafen und mit einer Korona aus feinen Härchen um den Kopf, die sich während des Schlafens aus dem Zopf gelöst hatten. Sie setzte sich im Bett auf und griff nach dem Becher Tee, zutiefst dankbar, dass sie diese fürchterliche "Medizin" nicht mehr zu sich nehmen musste.
Sie blinzelte ins Morgenlicht und beschloss die relative Frische zu nutzen:

"Bon jour, Fleur. Ich wünsche auszureiten, bitte lass Knappe de Muraille Bescheid geben. Ich denke, dass heute ein schöner Tag wäre um ein Bad zu nehmen, was meinst du?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 12. Aug 10, 19:50
Fleur strahlt die Baronin an. Mit ein bisschen Glück würde das Gesinde dann nach der Herrschaft auch baden gehen können. Eine echte Wohltat in diesen heißen Tagen...

"Ich denke, das ist eine wunderbare Idee, Madame! Gleich nachdem ich Monsieur de Muraille bescheid gegeben habe, werde ich den Teich im Obsthain vorbereiten!"

Fleur wuselt zur Kleidertruhe und sucht die speziellen Klamotten heraus, welche die Baronin zum Reiten braucht: ein sehr weites Unterkleid aus kräftigem Leinen, das schöne blaue Überkleid mit den hohen Seitenschlitzen und diese seltsame Hose mit dem Lederbesatz. Aus einer anderen Truhe entnimmt sie ein Paar Stulpenhandschuhe und die eleganten, aber durchaus robusten Stiefel. Schließlich legt sie noch einen etwas längeren Schleier und ein Schapel bereit - nicht, dass sich die Baronin noch einen Sonnenbrand bei ihrem Ritt zuzieht!

Sie legt die Sachen eines nach dem anderen heraus und wendet sich schließlich ihrer Herrin zu, um ihr beim Wechseln der Unterbekleidung zu helfen...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 12. Aug 10, 19:59
Isabeau trank den letzten Schluck Tee und stand auf. Sie stellte sich an die Waschschüssel und entledigte sich des Unterkleides, um sich der Morgenwäsche zu unterziehen.
Als sie fertig war, streckte sie blind den Arm aus und erhielt ein Handtuch, womit sie sich rasch abtrocknete, bevor sie zuerst in ein ärmelloses Unterkleid und dann in das Reitkleid schlüpfte. Sie zog das perzverbrämte Überkleid an und nahm dann Platz, um sich die Haare hoch- und den Schleier feststecken zu lassen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 12. Aug 10, 20:09
Nachdem alle Wäsche, die mehr nötig hat, als einen halben Tag auszulüften im Wäschekorb gelandet ist, tritt Fleur hinter ihre Herrin, löst den nächtlichen Zopf und kämmt die Haare der Baronin. Dann flicht sie einige feste, eng am Kopf anliegende Zöpfe, deren Enden sie mit Nadeln sichert, so dass sie sich auch durch die Erschütterungen bei schnellem Ritt nicht lösen. Über dieser, im Gegensatz zu anderen schlichten Frisur steckt sie den im Nacken dieses Mal etwas länger hängenden Schleier fest, welcher zum Schluss noch mit einem Schapel gekrönt wird.
Danach greift sie in die Stiefel und zieht ein Paar Strümpfe hervor, die trotz des warmen Wetters in den Stiefeln getragen werden müssen, um Scheuer- und Druckstellen zu vermeiden.
Fleur holt ihren alten Läufer herbei und lässt sich auf die Knie nieder, um der Baronin zuerst beim Anziehen der Strümpfe und dann bei den Stiefeln behilflich zu sein...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 12. Aug 10, 20:13
Isabeau nahm die Socken und zog sie an, bevor sie in die Stiefel schlüpfte und sich anschließend gürten ließ.
Sie nahm die Handschuhe an sich und wandte sich nach einem prüfenden Blick in den Spiegel zum gehen.

"Ich denke, wir werden etwa zwei Stunden unterwegs sein."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 12. Aug 10, 20:26
"Sehr wohl, Madame. Ich werde alles vorbereiten. Sagt mir, wenn Ihr noch besondere Wünsche an euer Bad habt."

Auch sie wirft einen letzten, kritischen Blick auf ihre Herrin, um ihre Arbeit zu überprüfen und wendet sich dann zufrieden gen Tür, wobei sie im Hinausgehen nicht nur den Wäschekorb mitnimmt, sondern auch die Türe für die Baronin aufzuhalten.

Irgendwie schafft Fleur es, noch vor der Baronin unten anzukommen, um dem Knappen Bescheid zu geben und sich eine kleine Tasche geben zu lassen, in der sie einige Äpfel für das Pferd der Baronin verstaut.
Mit der guten Nachricht, dass das Pferd nach dem Frühstück bereit stehen wird, überreicht Fleur der Baronin mit einem verschmitzten Lächeln das Beutelchen mit den Äpfeln.
Dann nimmt sie ihren Platz an der Tafel ein und wartet mit dem anderen Gesinde darauf, dass die Baronin an die Tafel kommt und die Morgenandacht beginnen kann...

Denn vor der Morgenandacht, die ohne die Baronin nicht stattfindet, gibt es auch kein Frühstück - eine Tradition, die von allen Mitgliedern des Hauses Goldbach ehrenvoll hochgehalten wird. Dabei ist das nach Goldbach'scher Tradition simple Frühstück wohl bereit: Die Tafel steht voll mit Schüsseln voller Grütze, Körben mit frischen, kleinen Brotlaibern, Schalen und Schälchen mit süßen Brotaufstrichen und Grützenzutaten, frischer Butter und natürlich Ahornsirup, dem üblichen Korb mit Äpfeln (an der hohen Tafel gibt es auch weiteres Obst) und Krügen mit Tee, Wasser und frischer Milch.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 12. Aug 10, 21:12
Isabeau nahm von Alexane das silberne Tablett mit den Utensilien für die Morgenandacht in Empfang und stellte sich vor das Kopfende der Tafel.
Auf dem Tablett stand ein ewiges Licht in Form einer Öllampe, frische Blütenblätter, ein Kristallglas mit frischem Cidre und ein mit Sirup triefendes Stück Gebäck.
Auch wenn Alexane nun mit ihr auf Reisen ging und alle Riten zu Ehren Lavinias vollzog, so war die Morgenandacht traditionell die Sache des Familienoberhaupts.
Isabeau hob das Tablett in Höhe des Kopfes und neigte diesen respektvoll, als ihre klare Stimme die Halle füllte und in die letzte Ecke drang:

"Ehre sei Dir, lichte Göttin! Wir grüßen Dich und erflehen Deinen Segen für diesen weiteren Tag. Lass uns auch heute Zeugen Deiner Güte und Schönheit sein. Wir wollen Dich mit unseren Werken und Taten preisen, wollen diese Gemeinschaft durch unser Tun stärken und so Deinen Ruf mehren!"

Sie nahm das Glas und trank einen Schluck des Cidre bevor sie ihn weiterreichte, so dass jeder einen Schluck davon nehmen konnte. Dann nahm sie die Blütenblätter und ließ sie auf ihre Gesinde niederregnen, mit einem rituellen Gruß: "Lavinias Segen über euch!"

Sie beschrieb mit dem Tablett einen Kreis vor sich und neigte noch einmal respektvoll den Kopf, bevor sie es abstellte und das Gebäck in die Hand nahm.
"Wie jeden Morgen, so steht dies demjenigen unter uns zu, der sich in der Gemeinschaft hervorgetan hat. Ich denke ihr stimmt mir alle zu, wenn die Köchin es bekommt, die unermüdlich schafft und arbeitet, um uns alle satt und zufrieden zu bekommen."

Isabeau überreichte das Gebäck mit einem warmen Lächeln und hob das Tablett ein letztes Mal um drei weitere Kreise vor ihrem Gesicht und Körper zu beschreiben, wobei sie jedes Mal "Ehre sei Lavinia" murmelte.
Sie überreichte Alexane das Tablett mit einem gemurmelten Danke und nahm dann an der Tafel Platz.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 13. Aug 10, 06:04
Nach der recht ruhigen Andacht, während der vom Gesinde nur das ehrfurchtsvoll gemurmelte "Ehre sei Lavinia" zu hören war, wird es nun vergleichsweise Laut, als knapp 30 Personen sich einen Sitzplatz suchen, sich Schalen, Schüsseln und Krüge anreichen, einander einen guten Appetit wünschen und mit dem Essen beginnen.
Die Köchin erntet so manchen Blick mehr als sonst, gönnt ihr doch ein jeder die besondere Ehre des morgendlichen Lavinia-Gebäckes.

Es ist ein vergleichsweise kurzes und leichtes Frühstück - später am Vormitttag wird es eine kleine, deftigere Zwischenmahlzeit für all die fleißigen Menschen geben.
Die Baronin hebt die Tafel relativ rasch wieder auf und ein jeder geht an sein Tagwerk.

Fleur verschwindet nach oben in das Gemach der Baronin, um sich dort um die zum Lüften aufgehangenen Kleidungsstücke vom vergangenen Tag, die Bettwäsche und alles weitere zu kümmern. Später wird sie draußen waschen und danach mit einer anderen Magd eine lange Leine um die Obstbäume am Teich spannen, sodass daran große Stoffbahnen aufgehängt werden können, die der Baronin später beim Bad im Teich einen Sichtschutz vor neugierigen und unzüchtigen Blicken bieten.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 13. Aug 10, 07:56
Isabeau war kein Morgenmensch und auch kein Frühstücker, jetzt, bei der großen Hitze, noch viel weniger.
Sie schob ihr Brot mehr auf dem Teller herum als sie es wirklich aß und verfütterte es, als niemand hinsah, an einen der Jagdhunde, die wie zufällig beim Essen immer unter ihrer Bank erschienenen.

Sobald es die Zeit erlaubte, hob sie die Tafel auf und machte sich mit Bernard de Muraille und zwei Gardisten auf den Weg zu den Ställen. Dort angekommen ließ sie sich auf ihren Zelter helfen und lenkte diesen dann mit leichter Hand durch das Gewirr des Hofes auf die Straße hinaus.
Es dauerte nicht lange und sie verschwand mit ihren Begleitern in einer Staubwolke im Wald Richtung Ahrnburg-Stadt.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 13. Aug 10, 17:44
Am späten Vormittag - vielleicht auch gegen Mittag:
Fleur hat gerade mit Aaron und der Köchin einen Korb mit kleinen Leckereien zusammengestellt, mit dem Aaron die Baronin als luxuriöse Zugabe für das Badevergnügen überraschen will.
Im Hof widmen sich einige schon den Vorbereitungen für das Abendessen - es wird Gemüse geputzt und geschnippelt, jemand versucht einen der Hunde vom Speck fernzuhalten.
Vor den Stallungen sitzen zwei Burschen im Schatten und putzen, fetten und polieren Sattelzeug und Geschirre.
Eine Magd bringt zusammengefegten Dreck aus der Haupthalle auf den Misthaufen und führt dort eine ernsthafte Diskussion mit dem Hahn, der nicht von seinem hohen Posten weichen will (das Resultat ist eine entnervte Magd und ein sehr unglücklicher, staubiger Hahn).
Eine kleine Gruppe Gardisten hockt beisammen, putzen und überprüfen ihre Rüstungen und Waffen, biegen Kettenringe und unterhalten sich dabei über die allgemeine Lage.
In einer ruhigen, sonnengeschützten Ecke sitzt ein Knecht und schnitzt Wäscheklammern und vorne, nahe dem Hoftor überprüft einer der Fuhrleute die Hufe seines Zugtieres.
Woanders wird Holz gehackt und gestapelt und an wieder anderer Stelle flickt jemand einen Riss in einem Kleidungsstück...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Jelena am 13. Aug 10, 17:59
Eine Staubwolke näherte sich dem Gehöft aus südlicher Richtung und nach kurzer Zeit erkannte man die Baronin und ihre Begleiter, die im vollen Galopp die Straße entlanggeprescht kamen. Einige hundert Fuß vor dem Tor wurden die Tiere gezügelt und das letzte Stück im Trab zurück gelegt.

Isabeau ritt langsam auf den Hof ein und lenkte ihr Pferd zu den Tränken vor dem Stall. Sie wartete bis einer der Burschen es am Halfter hielt und die Trittstufe bereit stand, bevor sie sich aus dem Sattel schwang. Sie klopfte ihrem Reittier den Hals und lies es tränken.
"Führ ihn noch einige Male im Kreis, bevor du ihn abreibst."
Sie wartete eine Bestätigung des Knechtes ab und zog dann die Handschuhe aus, um einen Schluck Wasser zu trinken, der ihr von Aaron gereicht wurde.
"Danke. Ist alles für das Bad bereitet? Wundervoll. Bittet Alexane mir Gesellschaft zu leisten."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 13. Aug 10, 18:16
Während der Knecht den Zelter der Baronin herumführt und ihn zwischendurch immer mal wieder kleine Mengen Wasser saufen lässt, damit er sich keine Kolik holt, begleitet Fleur, einen mit einem Tuch zugedeckten Korb im rechten und einen weiteren mit Wäsche und Badeutensilien bepackten im linken Arm, die Baronin ins Hofinnere. Unterdessen wird nach Alexane geschickt und nicht nur sie, sonder auch einige Mägde kommen herbei, um den Damen zu helfen und danach ein wenig darauf zu achten, dass keiner der Männer durch die Stoffbahnen linst, um ein paar begehrliche Blicke auf die dahinter Badenden zu erhaschen...

Tatsächlich sieht es sehr einladend aus, was die Mägde da am Vormittag 'gebaut' haben: Der kleine Teich ist mit Stoffbahnen aus weißem Leinen (vermutlich Laken) sehr gut abgeschirmt. Es gibt einen kleinen Uferstreifen, auf dem bereits eine Bank und ein kleiner Tisch darauf warten, dass die Kleider der Badenden und etwaige Badeutensilien darauf abgelegt werden. Jetzt zur Mittagszeit liegt der Großteil des Teiches in der Sonne - die obersten Wasserschichten werden sich also hoffentlich erwärmt haben. Eine der Mägde trägt eine Schüssel mit einer Art Seifenschaum, welche aus saponinhaltigen Pflanzen gewonnen wird und besonders angenehm duftet.
Fleur stellt den zugedeckten Korb beiseite und holt die Inhalte des anderen hervor: Handtücher, Lappen, Bürsten und verschiedene Seifen und Waschmittel.

"Ist es so genehm, Madame?",

fragt sie die Baronin nachdem diese Zeit hatte, das Ganze zu inspizieren.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 13. Aug 10, 20:43
"Wundervoll! Ich bin mir sicher, das alles zu meiner Zufriedenheit sein wird."
Isabeau legte die Handschuhe ab und griff nach dem Gürtel um ihn abzulegen. Als nächstes zog sie die Stiefel und die Socken aus und sank mit einem erleichterten Seufzer auf die Bank, so dass der Schleier gelöst werden konnte.
Nachdem sie alle Kleidungsstücke losgeworden war, stieg sie vorsichtig ins kühle Wasser des Teiches, welches tatsächlich tief genug war, dass sie bis zum Kinn darin versinken konnte. Der Seufzer, der zu hören war, kam aus dem tiefsten Inneren und zeigte mehr als tausend Worte, wie zufrieden Isabeu war.
Die Laviniageweihte Soeur Alexane gesellte sich bald zu ihr und die beiden Frauen versanken in einem vertrauten Gespräch, während sie im Wasser plantschten und die Gelegenheit genossen sich zu erfrischen und, relativ, ungestört zu sein.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 13. Aug 10, 21:58
Währenddessen 'patroullieren' einige der weiblichen Gesindemitglieder an der Abschirmung entlang, um allzu neugierige Nasen draußen zu halten.
Irgendwann zwischendurch reicht Fleur den Damen eine große Holzschale aus sehr leichtem Material, die auf dem Wasser schwimmt. Darin befinden sich ein paar sorgsam gewählte Obststücke, die man in kleine Bissen geschnitten hat. Fleur schwenkt den nun nicht mehr abgedeckten Korb:

"Madame, Monsieur Aaron hat dies für Euch vorbereitet! Leider kann ich nicht alles zu Wasser lassen - ich fürchte für die nächste Badegelegenheit muss uns einer der Knechte ein schwimmbares Tablett oder ein kleines Modellschiff schnitzen!"

ruft sie vom Ufer aus herüber. Man sieht eine Flasche Wein mitsamt Korkenzieher, unempfindliche, aber elegante Becher, eine Schale mit Käsehappen, ein paar Scheiben hellen Brotes und weiteres Obst aus dem Korb hervorblitzen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 14. Aug 10, 10:52
Isabeau und Alexane sahen sich zuerst mit großen Augen an und brachen dann in fröhliches Gelächter aus, als sie sich das Modellschiff für den Zuber vorstellten. Isabeau wischte sich Wasser aus dem Gesicht und meinte kichernd:
"Ich werde es Goldbach I nennen und kann dem guten Kapitän aus Dunkelfeld dann beim nächsten Mal stolz mitteilen, das ich auch ein Kriegsschiff besitze!"
Weiteres Gelächter ertönte und es war Balsam für die Seele, denn seit sie Goldbach verlassen und sich dem Pilgerzug angeschlossen hatten, hatte man die Baronin nicht mehr so entspannt und fröhlich gesehen. Für einen Augenblick blitzte das sinnliche und auch etwas frivole Wesen der jungen Frau hervor, die für ihre Eroberungen am Hof berühmt war, bevor sich beim Tode des geliebten Vaters Würde und Pflicht des Titels wie ein Mantel um ihre Schultern gelegt hatten.
Die beiden Frauen schwammen zurück zum Ufer und setzten sich in Handtücher gehüllt in den Schatten, so dass die Füße noch ins seichte Wasser ragten, bevor sie den kühlen Wein und das süße Obst genossen.
Nach der Erfrischung öffnete Isabeau ihren schweren Zopf und tauchte ganz im Wasser unter, bevor sie nach der Schale mit dem Seifenwasser griff und das Haar damit ausgiebig wusch.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 14. Aug 10, 18:23
Unterdessen halten sich die Mägde in einigem Abstand bereit, um bei eventuellen Wünschen der Damen sofort reagieren zu können. Auch sie genießen den schönen Tag und nutzen die Zeit mit kleinen Handarbeiten und einfachen Beschäftigungen, die nicht viel Aufwand machen und ohne Probleme auch mal kurz unterbrochen werden können.
So sitzt Fleur mit einem kleinen Säckchen voll gefärbter, ungesponnener Wolle, einer dicken Korkunterlage und einem Set Spezialnadeln und filzt Anhänger und Schmuckstücke in den Wappenfarben Goldbachs.
Auch die anderen Handarbeiten haben nicht selten das Ahornblatt zum Motiv und nicht weniges fällt in Orange- und Grautönen aus...

Eine jede genießt den ruhigen, ja ausgelassenen Augenblick - für das Gesinde ist es, als wäre man mal wieder daheim und auch insgesamt können alle für einige Stunden die äußeren Umstände verdrängen, wenn natürlich auch nichts darüber hinwegtäuschen kann, dass man sich eben nicht in Goldbach befindet, dass das Gehöft und auch die Umgebung noch immer von den Spuren heftiger Kämpfe gezeichnet ist und dass eine bei allen spürbare Alarmbereitschaft stets vorhanden ist ...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 14. Aug 10, 21:43
Nachdem sie die Saponreste aus den Haaren gespült hatte, verließ Isabeau das Wasser und ließ sich nach dem Abtrocknen in ein Unterkleid und einen Klappmantel helfen. Die Haut wurde mit einer Paste aus Milch und Honig eingerieben und die Haare vorsichtig durchgekämmt, so dass sie in der Sonne trocknen konnten.
"Ich denke vor dem Abendessen ist bestimmt noch Zeit genug für die Mägde ebenfalls ein Bad zu nehmen."
lies die Baronin verlautbaren, während sie sich zurücklehnte um noch ein wenig die Sonne zu genießen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 14:08
Darauf hatten die Mägde nur gewartet:
Während einige noch einmal zurück zum Hof liefen, um einige Badeutensilien zu holen und den anderen weiblichen Trossmitgliedern Bescheid zu geben, entledigten sich die ersten schon ihrer Kleidung und wateten oder sprangen - je nach Temperament - in den Teich.
Wer es konnte, schwamm ein paar Bahnen, die Jüngeren lieferten sich später eine kleine Wasserschlacht und die Älteren blieben am Rand um sich in Ruhe und ausgiebig zu waschen und das kühle Nass zu genießen.
Insbesondere Fleur mit dem nun ja deutlich sichtbaren Bauch entspannte sichtlich, als das Wasser ihr die Traglast des Kindes für eine Weile abnahm. Nachdem sie ein bisschen geschwommen war (das hatte sie schon als kleines Mädchen gelernt und immer gerne getan), sich danach halbherzig an der Wasserschlacht beteiligt und hinterher eine ausgiebige Wäsche genossen hatte, ließ sie sich nun im sonnenbeschienenen Teil des Teiches einfach an der Oberfläche treiben. Sie hatte die Augen geschlossen, der Bauch ragte aus dem Wasser hervor, manchmal paddelte sie ein wenig mit einer Hand oder einem Fuß, um die Position zu halten...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Engonien NSC am 15. Aug 10, 14:32
Es war ruhig und idyllisch.
Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab, die Grillen zirpten und die Brise, welche durch die Obstbäume wehte, sorgte dafür, dass die Hitze erträglich war.
Es war etwas Ruhe eingekehrt, während die Frauen des Trosses den unerwarteten freien Nachmittag genossen.

Mit einem Mal gab es ein in der Stille ohrenbetäubendes *ratsch* und darauf hin ein hallendes Platschen, als jemand mit einem Plumps kopfüber im Wasser landete!
Aller Augen richteten sich auf das südliche Ende des Teiches und da tauchte prustend einer der Knechte aus dem Wasser auf!
Offenbar hatte er auf einem Schemel gestanden und versucht über das Laken zu linsen, als der Schemel umfiel und ihn durch das Laken in den Teich beförderte.
Die Kameraden des Unglücksvogels standen einen winzigen Augenblick lang genauso erstarrt wie die Mägde, bevor sie sich umdrehten und Fersengeld gaben!
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 14:42
Es gab ein lautes Kreischen und Gezeter von den Badenden, undeutlich auch unterdrücktes Gelächter und hastige Bewegungen von jenseits der Stoffbahnen.
Einige der Mägde rannten aus dem Wasser zu ihren Kleidungen, andere zogen sich ans andere Ende des Teiches zurück und versuchten, ihre Blöße durch untertauchen bis zum Kinn zu bedecken, was bei dem inzwischen durch die vielen Badenden trüben Wasser auch mehr schlecht als recht gelang.
Inzwischen begannen die aufs Land geflüchteten Mägde den armen Knecht zu beschimpfen und mit allerlei Dingen zu bewerfen, um ihn so aus dem Teich und weg von den Badenden zu vertreiben. Ein besonders gut gezielter Holzschuh knallte unsaft auf seinem Hinterkopf auf und seine Anstrengungen, den Platz zu verlassen, verdoppelten sich - nicht so einfach, da er ja mit seiner ganzen Kleidung, die ihm nun nass und schwer das Fortkommen erschwerten, aus dem Teich zu gelangen versuchte...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 14:59
Isabeau hatte sich auf eine Decke im Schatten zurückgezogen und döste vor sich hin, während die gemurmelten Unterhaltungen und das Zirpen der Grillen sie langsam in den Schlaf beförderten. Als die Kakophonie aus schrillem Gezeter begann, schnellte sie hoch und sah sich zunächst etwas irritiert um, bis sie merkte, was geschehen war.

Der gütigen Lavinia dankend, dass sie bereits angezogen war, musste sie doch ein Grinsen unterdrücken, als sie das Schicksal des armen Tropfes im Wasser sah und zuckte mitfühlend zusammen, als der Schuh sein Ziel traf.
DAS würde mal eine glorreiche Beule geben!

Der junge Mann schaffte es unter großer Anstrengung und mit hochrotem Kopf aus dem Wasser zu krabbeln und rannte, was die Füße hergaben hinter seinen Kameraden her, verfolgt von einer Schar halb angezogener Frauen, die nasse Handtücher, Schuhe und andere griffbereite Dinge schwangen.

Um Isabeau herum hatten sich eiligst einige Mägde eingefunden, die große Leinentücher schützend um sie herum spannten, so dass sie für alle Augen unsichtbar war. Sie richtete ihre Kleidung und gab dann einen Wink, dass die Laken wieder zusammengefaltet werden konnten.
"Ich ziehe mich in mein Gemach zurück. Ich wünsch vor dem Abendessen alle Knechte im Hof zu sprechen und der Stallmeister soll sich bei mir melden, oui?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 15:13
Die Mägde tauschten unsichere Blicke, was die Baronin wohl zu den Männern sagen würde, jedoch nickten sie und versprachen, die Nachricht auszurichten.
Fleur eilte sich mit dem Abtrocknen und Anziehen und konnte so ihrer Herrin zur Verfügung stehen.

"Wünschen Madame meine Hilfe?",

fragte sie also die Baronin, um zu erfahren, ob diese beim Rückzug in ihre Gemächer ihre Dienste benötigen würde.

Drumherum begannen die anderne Mägde, die Laken von den Bäumen zu entfernen, die Leinen abzuhängen und auch das übrige Zeug einzupacken und zurück ins Gebäude zu bringen. Zwei machten sich die Mühe, die Wurfgeschosse aus dem Teich zu fischen. Zum Glück hatte niemand etwas sinkbares geworfen, so dass sie die Dinge nur von der Oberfläche zu angeln brauchten.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 15:28
"Später, Fleur."
Isabeau warf einen Blick auf die Sonne, um ihren Stand abzuschätzen.
"Ich werde mich ein wenig zur Ruhe begeben. Wecke mich etwa eine halbe Stund vor dem Abendessen. Dann sollte auch der Stallmeister bereit sein. Bis später."
Die Adlige nahm Schapel und Schleier in die Hand und wandte sich zum Gehen, die Haare, die bis auf den Rücken reichten, offen und barfuß durchquerte sie das kurze Stück Obstwiese und betrat das Haus durch den Eingang in die ehemalige Küche.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 15:40
Fleurs Knicks und ihr

"Oui, Madame."

gehen fast im Abgang der Herrin unter. Innerlich zuckt sie gehörig zusammen, dass die Baronin mit ungekämmten, ungesteckten und unbedeckten Haaren und barfuß zurück zum Haus geht und dass sie auch offenbar keine Hilfe in ihrem Gemach wünscht.
Zusammen mit den anderen Frauen beeilt sie sich nun, alles zurückzubauen und fortzuräumen. Sie gibt dem Stallmeister Bescheid und spricht mit der Köchin über den Fortschritt des Abendessens, um abschätzen zu können, wann sie die Baronin wecken soll. Einige Männer gehen den Frauen an diesem Nachmittag sehr auffällig aus dem Weg - dennoch, die Nachricht, dass sie sich alle vor dem Abendessen im Hof versammeln sollen, macht bei durchgehend die Runde....
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 16:04
Isabeau schloß die Tür vorsichtig hinter sich und ließ Schapel und Schleier auf die nächstbeste Truhe fallen, bevor sie den Klappmantel von ihren Schultern gleiten ließ und ins Bett fiel. Sie überlegte noch eine Zeitlang wie sie mit den Knechten verfahren sollte, auch wenn es alle gute Burschen waren und wahrscheinlich niemandem schaden wollten, so konnte sie so eine Respektlosigkeit doch nicht durchgehen lassen.
Sie grübelte hin und her, bis ihr die passende Maßnahme einfiel und sank kurz darauf in einen tiefen Schlaf, der hoffentlich nicht gestört werden würde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 16:26
Und darauf achtet das Gesinde mit Argusaugen. Niemand will sich nun den Ärger der Baronin zuziehen und so wird in den Gängen vor den Gemächern der Herrin nur sorgsam geschlichen und nicht gesprochen, es ertönt kein unnötiger Laut und ein jeder verrichtet seine Arbeiten noch sorgsamer, als ohnehin schon, da niemand nachher negativ auffallen will, wenn Madame wieder auf dem Hof erscheinen würde.
Es ist also verhältnismäßig ruhig und man sieht überall verhaltene, vorsichtige Betriebsamkeit.
Das Abendessen wird vorbereitet, die Mägde falten die großen Laken sorgsam zusammen und widmen sich anschließend Handarbeiten, die Gardisten suchen sich eine ruhige Beschäftigung und die Knechte haben sich in die Stallungen zurückgezogen, wo sie die Pferde striegeln und das Sattelzeug pflegen (und damit sowohl aus den Augen des weiblichen Gesindes, als auch aus denen der Herrin verschwunden sind).
Über allem wacht Aaron, der insbesondere darauf achtet, dass niemand unnötige Geräusche von sich gibt und überhaupt die Stimmung der Baronin sehr persönlich zu nehmen scheint und entsprechend unentspannt ist, so dass das Gesinde versucht, auch vor ihm möglichst unsichtbar zu sein.

Nichts desto trotz hatte die mittägliche Pause allen gut getan und die Leute sind erfrischt und grundsätzlich eher guter Laune und so nimmt man es dem Herrn Aaron nicht krumm, wenn er mal etwas bissiger ist.


Schließlich gibt die Köchin Fleur Bescheid, dass es mit dem Abendessen noch etwa 40 Augenblicke dauern wird und diese macht sich mit einem gut gekühlten Krug in den Händen auf den Weg hoch ins Gemach der Baronin. (Kaum einer würde die Magd um die vor ihr liegende Aufgabe beneiden... wer weiß schon, wie Madame beim Aufwachen gelaunt sein würde...)
Dort findet sie ihre Herrin noch in tiefem Schlummer vor. Mit sanfter Stimme weckt die Wäschemagd diese, während sie gleichzeitig etwas von dem kühlen, frischen Apfelsaft als Erfrischung nach dem Erwachen in einen Becher gießt.

"Madame, Ihr könnt langsam aufwachen..."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 17:41
Isabeau wurde durch Fleurs Stimme sanft geweckt und streckte sich ausgiebig, bevor sie  einen Blick aus dem Fenster warf:
"Bereits so spät?"
Sie stand auf und nahm dankbar einen tiefen Schluck von dem Apfelsaft, bevor sie sich zur Kleidertruhe begab.
"Ich fürchte wir müssen uns etwas beeilen, ich möchte noch vor dem Essen mit dem Stallmeister und den Knechten sprechen. Am besten du stellst den Paravent auf und lässt ihn rufen. Mir ist heute abend nach dem schilffarbenen Brokat..."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 18:03
"Oui, Madame. Bis zum Abendessen ist es noch eine gute halbe Stunde."

Fleur, die ganz froh über die ruhige Aufwach-Reaktion ihrer Herrin war, knickste ergeben und begann den Paravent aufzustellen.
Danach suchte sie das von der Baronin gewünschte Gewand aus der Kleidertruhe und hängte es mitsamt Untergewand und Zubehör auf die Innenseite des Raumschirms.
Hernach huschte sie rasch aus dem Zimmer und kehrte alsbald mit dem Stallmeister zurück, den sie erst eintreten ließ, nachdem sie sich davon vergewissert hatte, dass ihre Herrin gut verborgen hinter dem Paravent stand.
Der Stallmeister - ein großer, kräftiger Mann mit geschickten Händen, einem guten Gespür für Pferde und einer in jeder Situation ruhigen und konsequenten Ausstrahlung, trat einen Schritt ins Zimmer herein, hob erst gar nicht den Blick, um einfach gar nicht erst etwas sehen zu können, was er nicht sehen sollte, räusperte sich und sagte mit seiner typischen, tiefen, ruhigen Stimme:

"Madame?"

Dabei hielt er seine Mütze in beiden Händen vor seinem Bauch fest, ohne sie jedoch - wie so manch einer - nervös zu kneten. Dennoch sah man ihm an, dass sich der Mann nur bedingt in dieser Umgebung wohl fühlte.
Sein Metier waren die Stallungen, Wirtschaftsgebäude und die Gesinderäumlichkeiten und angelegentlich einmal eine ruhige Schenke. Man munkelte, er habe eine engere Beziehung zu einer der älteren, etwas beleibteren Mägde und jeder achtete ihn als einen Mann von Besonnenheit und Verstand. Er hatte ein sagenhaftes Auge für vielversprechende, junge Pferde und seine geheimen Kräuterrezepturen und Handgriffe bei kranken und schwierigen Rössern wurden ihm von vielen geneidet. Neben all der guten Empfehlungen, was seine Hauptarbeit anging, war er aber auch ein guter Lederhandwerker, verstand nicht wenig von der Hufschmiederei und konnte ganz gut mit Leuten umgehen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 18:07
"Mir scheint deine Jungs schlagen etwas über die Strenge, Jaques." ertönte die ebenso ruhige Stimme seiner Oberherrin.
"Hast du eine Erklärung dafür?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 18:13
Nun knetete der Mann seine Mütze doch zwischen den großen Händen.
Er ließ sich jedoch nicht weiter aus der Ruhe bringen und antwortete nach einem tiefen Luftholen mit Bedacht:

"Sie sind schon ein Weilchen von Zuhause fort, und die Hitze macht sie ein bisschen übermütig, Madame. Ich werde dafür sorgen, dass sie etwas mehr Beschäftigung bekommen, damit sie auf andere Gedanken kommen."


Ein bisschen klang es, als erkläre er das Missverhalten eines jungen Pferdes...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 18:28
Es ertönte das Rascheln von Stoff und wieder Isabeaus Stimme:
"Ich habe mir bereits so etwas gedacht. Und ich stimme dir durchaus zu. Nichtsdestotrotz scheint mir, dass ich ebenfalls noch einmal klar machen sollte, dass ich solches Benehmen nicht dulde."
Ein Seufzer war zu hören, bevor sie weiter sprach:
"Lavinia weiß, das ich nicht übermäßig prüde bin, aber so etwas ungeahndet zu lassen, würde den Eindruck vermitteln, dass hier Nachstellungen geduldet werden."
Der Paravent wurde zur Seite geschoben und Isabeau drehte sich auf ihrem Frisierschemel zu dem Stallmeister um. Sie lächelte ihn besänftigend an:
"Ich werde gleich zu den Knechten auf dem Hof sprechen und gehe davon aus, dass so etwas nicht noch einmal geschehen wird, oui?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 18:37
Nun sah der Mann seine Herrin an und nickte ruhig.

"Naturlement, Madame. Dann werde ich die Burschen mal zusammenrufen."

Der Stallmeister verbeugte sich in der für ihn typischen Art - ganz und gar nicht höfisch-galant, sondern eher in Form eines auf die Schultern übergreifenden Nickens und wartete dann nur noch darauf, entlassen zu werden.
Es war allen klar, dass es unten kein Geschrei geben würde - der Stallmeister schrie nicht. Aber nichts desto trotz würde er mit den Männern reden und sie würden seinen Worten folgen. Bei seinen Pferden war es auch immer so. Er hatte diese natürliche Autorität, die nur äußerst selten in Frage gestellt wurde...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 19:05
Isabeau entlies ihn mit einem Nicken und bedeutete Fleur dann die Friseur zu vervollständigen. Normalerweise trug die Baronin ihre Haare beim Abendessen in einfachen Zöpfen und krönte sie mit einem Schapel. Heute jedoch wurden sie in Schnecken gedreht und unter den Crespinettes festgesteckt.
Als Isabeau sich erhob, da war nicht der geringste Zweifel daran, das die Baronin von Goldbach vor einem stand und sie jeder Zoll die mächtige Adlige war, wie sie in ganz Caldrien bekannt war.
Sie verließ ihr Gemach und begab sich in den Hof, wo die jungen Männer alle betreten mit den Füßen scharrten und überall hinsahen, nur nicht ins Gesicht ihrer Oberherrin.
Als Isabeau sprach, da hob sie nicht die Stimme, aber trotzdem hörte man sie bis in die letzte Ecke des Hofes:
"Ich habe das Gefühl, dass einige wichtige Grundsätze, nach denen die Männer und Frauen in diesem Haushalt miteinander leben, vergessen worden sind. Lavinia lehrt uns den Respekt zwischen Mann und Frau. Bisher war ich immer in der Annahme, dass keine Maid unter meiner Herrschaft um ihre Tugend fürchten muss. Diese unglückselige Episode heute lässt mich jedoch an der Richtigkeit dieser Annahme zweifeln. Zwar habe ich nicht erkannt, wer der Rädelsführer war..."
Isabeau ließ ihren Blick über die Knechte schweifen und blieb unbeirrt an demjenigen hängen, dessen Hinterkopf nun von einer zweifelsohne majestätischen Beule gekrönt wurde, womit sie zweifelsfrei bewies, dass sie ganz genau wusste, wer da im Teich gelandet war,
"... aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das es nicht das Werk eines Einzelnen war. Aus diesem Grunde wird nun folgendes geschehen: Da ihr offenbar nicht in der Lage seid den Frauen dieses Haushaltes den nötigen Respekt zu bezeugen, seid ihr es auch nicht wert ihre Gesellschaft zu genießen. Ich gebe hiermit kund und zu wissen, dass die Knechte meines Hauses bis auf weiteres nicht an der Tafel speisen werden, sondern ihr Essen auf dem Niveau einnehmen werden, auf welches sie sich herabgelassen haben: hier im Hof! Dies sei so lange Stand, bis die Mägde darum bitten, das sie davon erlöst werden."
Isabeau ließ ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern und schätzte die Reaktion jedes einzelnen der guten Dutzend Knechte ab, bevor sie kehrt machte und im Inneren der Halle verschwand.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 19:17
Natürlich hatten die Mägde vom Tor der Haupthalle aus zugehört und alles mitbekommen. Während einige beim Urteil der Baronin zusammengezuckt waren, konnten sich andere ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.

Unterdessen eilte ein etwas unglücklich aussehender Aaron (der deutlich versuchte, diesen Gefühlsstand unter seinem sonst tadellos gelingenden, nichtssagenden Gesichtsausdruck zu verbergen) an die Seite der Baronin.

"Madame, wenn Ihr wünscht, dass ALLE Männer... ich..."

Offenbar war er sich nicht sicher, ob er von dem Urteil der Herrin ausgenommen war oder nicht und wand sich nun ob der beschämenden Möglichkeit, auch von der Seite Ihrer Gnaden verbannt zu werden...

Einige der Mägde organisierten inzwischen die doppelte Essensausgab - sie reichten den Männern ihre Schüsseln, Teller, Becher und Bestecke heraus und die Köchin füllte ein paar Portionen ab, sodass man sie im Hof aufstellen und sich dann dort bedienen konnte.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 19:27
"Ich sagte alle Knechte, Aaron. Ihr werdet genauso hier essen wie die Gardisten, der Stallmeister und der Gärtner, verstanden?"
Isabeau ging ans Kopfende der Tafel und trommelte ungeduldig mit den Fingern, so dass alle eilten um sich hinzusetzen, damit das Abendessen begonnen werden konnten. Es war offensichtlich, dass die Knechte ihr Essen in den nächsten Tagen wohl kalt zu sich nehmen würden.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 19:51
Also huschten alle auf ihre Plätze und ein erleichterter Aaron, auch wenn er versuchte, diese Gefühlsregung hinter seiner üblichen ausdruckslosen Miene zu verbergen, wartete seiner Herrin auf.
Am heutigen Abend servierte die Köchin eine simple, aber gehaltvolle Suppe aus Fisch, Flusskrebsen und Süßwassermuscheln vom hiesigen Fließgewässer und Gemüse, welches von den Gemüsebeeten des Gehöfts geerntet worden war. Dazu gab es das übliche, selbstgebackene, einfache Brot.
Trotz seiner Schlichtheit war das Mahl sehr lecker, die Suppe hatte einige feine Noten, die auf schmackhafte Würzmittel schließen ließen.
Zum Nachtisch gab es eine gesüßte Getreidespeise, zu der natürlich Ahornsirup gereicht wurde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 20:33
Bernard war seit dem Urteil über die nicht viel jüngeren Knechte still geworden, der anflug eines Grinsens und vor Schadenfreude lachender Augen war für gute Beobachter die gesamte Zeit nicht zu übersehen gewesen.

Mittlerweile beim Nachtisch angekommen, welchen er wie alle anderen Gänge ebenfalls zuerst vom Teller der Baronin vorkostete, brach er letztlich von selbst sein Schweigen:

"Madame? Mir fiehl es auf dem Ausritt heute vormittag auf, bereits hier am Alvasee herrscht anscheinend bereits eine andere Vegetation vor - ich meine... zumindestens lassen sich hier bei weitem nicht so viel und wundervoller Ahorn ausmachen wie in der Heimat!"

Bei diesen Worten hebt er die Karaffe mit dem bernsteinfarbenem Inhalt fast auf Augenhöhe und lässt bedächtig es einige Male auf sein Dessert tropfen

"Wie lange sind wir nun eigentlich bereits unterwegs? ich habe ganz das Gefühl für diesen Sommer verloren, die Hitze war grauenhaft.."

Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 20:39
Isabeau schob die Schale mit Nachtisch von sich und lächelte ob des Versuches des Knappen leichte Konversation zu betreiben.
"Südlich der Droor scheint die Sonne heißer auf die Gemüter zu brennen."
lautete die ironische Antwort auf seine Beobachtung.
"Wir sind jetzt seit knapp 2 Monden unterwegs. Und es sieht auch nicht danach aus, dass die Reise sobald zu Ende sein wird."
Isabeau spielte mit dem Weinglas, während sie auf einen Punkt in der Ferne sah, offenbar tief in Gedanken versunken.
"Ihr müsst mich morgen verlassen, Bernard."
meinte sie etwas abrupt.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 20:48
Überrascht sah er die Baronin an.

"Bien entendu, Madame. Solange Ihr es befehlt... Doch lasst mich wissen was geschehen ist? Wer schaut derweil nach eurem Wohlergehen? Ihr.. Ihr wisst was ich meine?

Er nickte nach den Speisen
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 15. Aug 10, 20:57
Natürlich sagt niemand etwas, aber es fliegen doch einige Blicke von Gesinde zu Gesinde und manch einer zieht eine Augenbraue hoch...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 21:08
"Ich habe einen wichtigen Auftrag für dich, du musst dich auf den Weg gen Norden machen und Chevalier Simon treffen bevor er Hanekamp erreicht. Die Verhandlungen dort werden von äußerster Wichtigkeit für das Wohlergehen des Reiches und die Entwicklung des Pilgerzuges sein. Ich werde dir mehrere gesiegelte Briefe mitgeben..."

Im Gegensatz zu Bernard sprach Isabeau in gemäßigtem Ton, der nicht weit zu hören war und sie überging seine Frage einfach, während sie ihm erklärte, was von ihm erwartet wurde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 21:14
Bernard entging die allgemeine Verwunderung keineswegs. So passte auch er seinen Ton an:

"Diese Schreiben werden Ihn sicher erreichen. Wird auch mein Ritter dort sein?"

Der Junge Knappe nahm einen bedächtigen Schluck
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 21:20
"Nein, ich fürchte nicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo sich Chevalier de Blanche momentan befindet. Ich habe keine Nachricht von ihm erhalten. Bei Simon befinden sich augenblicklich nur Lorainne, Hegenbrecht von Burghorst und einige weitere. Ich glaube, das es eine sehr gefährliche Situation ist, in die ich euch schicke. Sollte Hanekamp entscheiden sich gegen die Königin zu stellen, dann wird euch kein Gastrecht schützen können."
Man sah ihr an, dass sie sich Sorgen über all die möglichen Entwicklungen machte.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 21:29
Bernard nickte, noch während er den Becher an den Lippen hatte. Als er den Becher nach weiteren Sekunden abstellte antwortete er:

"Das heißt ich werde mich auf alles Einstellen dürfen. Alles..."

Sein Blick verlor sich ebenso in einiger Entfernung, wie der Isabeaus

"Für das Wohl Engoniens und der Baronie. Das Volk hat lang genug unter den Wölfen gelitten"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 21:45
Isabeau griff seine linke und drückte sie.
"Kommt, ein kleiner Spaziergang im Garten wird uns nach diesem Tag gut tun."
Was sie nicht aussprach, aber durchaus impliziert war, war die Tatsache, das sie dort niemand hören würde.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 21:49
Bernard erhob sich zuerst und half der Baronin sich zu erheben. Er stellte den Stuhl zurück und im Anschluss reichte er Ihr den Arm um sie in die ruhigen Gärten zu führen.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 15. Aug 10, 21:58
Isabeau stützte sich mehr als sonst auf seinen Arm, als sie das Haus durch die ehemalige Küche verließen und wieder im Obsthain standen, der heute bereits so viel Aufregung gesehen hatte. Die Baronin schwieg eine Zeit lang, während sie langsam unter den Bäumen umherwandelten.
Als sie sprach, da hörte man die Müdigkeit in ihrer Stimme, obwohl sie nachmittags geruht hatte:
"Simon ist ein aufrechter Chevalier, der bereits Schlachten geschlagen und gewonnen hat, die als verloren galten. Aber er ist kein Diplomat. Jetzt, wo die Proklamation des Imperiums erfolgt ist, wird die ohnehin schon schwierige Situation nahezu unlösbar... ich weiß nicht ob Hanekamp bereit ist die Königin zu dulden, sie zu unterstützen oder gar seine Eide ihr gegenüber zu erneuern. Alles ist in der Schwebe... Was wisst ihr über Tannjew von WIesenquell?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 15. Aug 10, 22:03
Bernard seufzte hörbar und starrte in den Sternenhimmel, während er nachsinnte

"Ordensritter des Jeldrik.. Wenn ich mich nicht Irre ist er Lehnsherr, einer ganz in der Nähe gelegenen Region? Dort war doch noch mehr.. ich meine in Bezug auf seine Herrschaft. Verlor er nicht sogar land an Barad Konar?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 16. Aug 10, 20:52
"Herr Tannjew ist der jüngere Sohn des Herrn von Norngard, eines Rittergutes in Barad Konars eigener Baronie Salmar. Sein Vater und Bruder waren Tiorsanhänger und Allaron war Ritter des Lupus Umbra, als es noch ein exklusiver Orden Tiorsgläubiger unter der Führung Barad Konars war."
Isabeau verstummte, als würde sie genau überlegen welche Worte sie wählen sollte.
"Tannjew fand seine Berufung nicht dort, sondern wurde Ritter im Orden des heiligen Jeldrik und erhielt ein kleines Gut namens Wiesenquell. Er distanzierte sich von seiner Familie... bis Barad Konar den Thron bestieg. Sein Bruder war gefallen und er damit der Erbe Norngards. Bei einem Besuch zu Hause starb sein Vater und Barad Konar, damals noch Baron von Salmar und seit neuestem der Erbe von Middenfels, beschuldigte ihn, seinen eigenen Vater getötet zu haben. Dies veranlasste Tannjew zur Flucht und wir hörten lange nichts von ihm. Er kehrte zurück, als der Usurpator den Thron bestieg und scharrte den Widerstand um sich. Er ist ein Mann, dem es leicht fällt Loyalitäten auf sich zu zentrieren."
Sie schwieg wieder und führte Bernard zu einer windschiefen Bank unter einem Apfelbaum.
"Es ist wichtig, das ihr gut zuhört und euch merkt, was ich euch erzähle, denn ihr werdet auf diese Männer treffen und müsst wissen, wie ihr sie einschätzen müsst."
Sie wartete ein zustimmendes Nicken ab und fuhr fort:
"Tannjew tat etwas, was im Nachhinein sowohl brilliant als auch grenzwertig zu sehen ist. Er holte die Valkensteiner ins Land. Er stellte Andarra unter das Protektorat des Herzogs von Valkenstein und wurde damit zum Wojwoden von Andarra. Er schuf damit eine Barad Konar entgegengesetzte Macht als Gleichgewicht, die in der Schlacht an der Beransader einen großen Sieg errang und uns allen damit ein ganzes Jahr schenkte. Allerdings brach er damit aber auch alle Lehenseide und die Königin ließ ihn für vogelfrei erklären."
Isabeau seufzte:
"Es war eine schwierige Situation, die Königin musste ihr Gesicht wahren und da war noch die Sache mit dem Mord an seinem Vater. Also ließ sie verlautbaren, dass Tannjew sich an ihrem Hofe zeigen solle um Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Und wieder einmal überraschte er uns mit einer brillianten Ausführung... Er machte sich von Caer Conway aus nach Donnerheim auf, allerdings im Büßergewand! Er trug Sack und Asche und ging unbewaffnet, jeder Wegelagerer hätte Hand an ihn legen können! Begleitet wurde er nur von diesem impertinenten Zwerg, der die Funktion eines Leibwächters erfüllte. Er klopfte damals an die Tore Goldbachs und ich gewährte ihm Gastrecht..."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Bernard de Muraille am 16. Aug 10, 21:12
"und seitdem ist er unter unserem Geleit? Dieser Mann scheint vor allem Selbstlos zu sein.. Zumal er viel verlor, bevor er den Rest für Engoniens Wohl opferte."

Trotzdem schüttelte er den Kopf

"Doch trotz allem, stellt solch ein Marsch allein die Ehre eines Mannes wieder her? Oder ist auch Dies Teil unseres Anliegens, sobald wir zu Hahnekamp vorgetreten sind?"
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 16. Aug 10, 21:30
"Nein, die Dinge, die ich berichte sind vor über zwei Jahren geschehen. Tannjew erreichte Donnerheim und die Königin ließ nicht nur Gnade walten, sondern setzte ihn offiziell als Herrn von Norngard ein, um seinen Erbanspruch zu bekräftigen und damit zu zeigen, dass sie den Anschuldigungen, die durch Barad Konar verbreitet wurden, keinen Glauben schenkte. Sie nutzte diese Gelegenheit um in Verhandlungen mit Valkenstein direkt zu treten. Das Andarra unter der Regentschaft Tannjews hielt bis zum Winter 258, als Caer Conway geschliffen wurde und fast gesamt Andarra unter die Herrschaft des Lupus fiel. Anschließend habe ich seine Spur verloren. Er ist wohl mit den Hauptleuten des Widerstandes nach Tangara gezogen, aber das nächste Mal, das ich etwas von ihm vernommen habe, war nach dem Tag des Wolfes in Fanada. Es hieß, er sitze im Kerker des Herzogs von Hanekamp. Wieso und wie er dahin gekommen ist..."
Isabeau breitete die Hände aus und zuckte mit den Achseln.
"Es sind Gerüchte aufgekommen, wonach Tannjew Informationen über den Tod von Hanekamps Sohn habe... offenbar war Barad Konar nicht nur damals dabei gewesen, als 251 n. Jeldrik Athorn von Hanekamp in Condra starb, sondern hatte maßgeblich damit zu tun! Du wirst sowohl auf Tannjew, wie auch auf den Herzog von Hanekamp treffen. Wenn der Punkt richtig gewählt wird, dann könnte der Wunsch des Vaters nach Rache seine Loyalität gegenüber Barad Konar aushebeln."
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 16. Aug 10, 23:06
Während die Baronin und der Knappe im Garten ihre vertraulichen Gespräche führten, hatte das Gesinde die Halle wieder zurückgebaut und Lampen entzündet, die Hoftore geschlossen, alle Tiere in die Ställe getrieben und letzte Dinge auf- und weggeräumt. Endlich ließ auch die vermaledeite Hitze des Tages nach! Einige Zeit lang versammelte man sich noch in kleinen, geselligen Gruppen,  führte letzte, kleine Handarbeiten aus und unterhielt sich ...

"Es ist ja doch ein wenig hart für die Männer, draußen essen zu müssen..."

hörte man eine Frau sagen.

"Das mit dem warmen Essen direkt aus dem Topf ist jedenfalls so nicht zu machen!"

meinte eine Andere kopfschüttelnd.

"Was sollen wir tun, wenn das Wetter schlechter wird?"

sorgte sich einer der Knechte.

"Ich finde, ich sollte weiterhin rein dürfen, ich war ja gar nicht beteiligt!"

empörte sich ein anderer. Der erste erwiderte grummelig:

"Und dabei hat es sich gar nicht gelohnt - die hübschen waren alle unter Wasser! Und bei dem Gekreisch nachher konnte man auch kaum was sehen - wir mussten ja Fersengeld geben...."

Ein Dritter meinte:

"Hoffen wir, dass die Weiber uns bald wieder in die Halle lassen! Hast du da nicht Verbindungen? Sag doch deinem Liebchen, dass sie die Baronin bitten soll, uns wieder reinzulassen, ja?!"

"Bei der kann ich mich im Moment nicht blicken lassen, ich glaub, sie hat mich im Wegrennen erkannt..."


antwortete der Angesprochene.

Bei den Frauen ging es auch weiter:

"Ich hab einem von den Kurzen nach dem Essen noch heimlich einen Nachschlag gebracht - für die Jungknechte kommt es ja doch ganz schön hart an!"

"Soll es denn auch Morgen so weitergehen? Auch zum Frühstück?"

"Mensch, wasch dir mal die Füße, dann kann der Dreck aus deinen Ohren nachrutschen! 'Bis auf weiteres nicht mehr an der Tafel' hat sie gesagt. Das heißt, auch beim Frühstück!"


An anderer Stelle wurde auch gemurrt, wenn auch über andere Umstände:

"... vermisse meine kleinen Kobolde! Hoffentlich tanzen die meiner armen Christine nicht zu sehr auf der Nase herum, die Rabauken!"

"Ja, ich find auch, wir könnten langsam mal zurück nach Hause - was sehne ich mich nach einem Abend im 'Le Verrat'!"

"Ach, du willst doch nur Valerie, die Schankmaid wiedersehen!"

"Ja und? Hier ist ja nix! Man hat ja keine Ruhe hier, für nix! An die Weiber hier darfste nich ran, andere gibbet kaum, oder sie sind zum Abgewöhnen! Und die Valerie..."

"Ach, mir wäre mein Strohsack zuhause schon Glück genug!"

"Ja, weil deine Christine da mit drauf liegt!"


Das sorgte für schmutziges, aber heiteres Gelächter...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 17. Aug 10, 12:31
Inzwischen hat sich Fleur mit einer Lampe und dem allabendlichen frischen Krug Wasser an den Fuß der Treppe zu den Gemächern der Baronin gesetzt, um diese bei ihrer Rückkehr auf ihr Zimmer zu begleiten. Sie nutzt die Wartezeit um, gemütlich an die Wand gelehnt, ein paar kleine Ahornblätter auf eine Schürze zu nähen, nur gelegentlich unterbrochen von einem liebevollen Streicheln des dicken Bauches und leisen, beschwichtigenden Worten, wenn das Kind all zu doll strampelt.
Doch irgendwann verharrt die Nadel in der Bewegung, Fleurs Augenlieder sinken herab und sie döst, erschöpft von dem langen Tag auf ihrer Warteposition ein...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 23. Aug 10, 22:18
Das Gespräch zwischen der Baronin und dem Knappen dauerte noch bis tief in die Nacht und als die beiden Adligen ins Haus zurückkehrten, trafen sie kaum noch jemand waches an.
Isabeau stand schmunzelnd über der tief schlafenden Fleur. Sie beugte sich zu Bernard und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Der Knappe nickte nur, beugte sich vor und hob die Magd auf die Arme, um sie kurz darauf vorsichtig auf ihrem Strohsack hinzulegen.

Die beiden Adligen stiegen die Treppen hoch und begaben sich ins Bett, ohne jemand vom Gesinde dazu zu rufen.

Im kommenden Morgengrauen verließ der Knappe das Gehöft und nahm die Straße gen Norden.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Mel am 25. Aug 10, 05:31
Nach wenigen Tagen, die nur so dahinzuplätschern schienen, erreichte endlich ein Bote das Gehöft.
Er zog ein schwarzes Stück Tuch, mit einer goldenen Harfe hervor, die von den Göttersymbolen des Pilgerzugs durchgetrichen wurde.

"Je suis un messager de simon de bourvis. j'ai une information pour sa cousine." erklärte er und bat, der baronin vorgeführt zu werden.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 27. Aug 10, 13:33
Der Bote wurde ohne große Verzögerung vorgelassen.
Die Baronin nahm den Brief in Empfang und ließ den Boten dann in die Küche bringen, wo er Brot und Bier bekam.

Ungeduldig wartete Isabeau darauf, bis die Tür sich wieder schloss und riss den Brief auf, um ihn lesen zu können.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 09. Sep 10, 23:15
Unterdessen befand sich Fleur unten im Obstgarten, wo sie das gute Wetter nutzte und eine große Ladung Weißzeug nach dem Waschen zum Trocknen aufhing. Ein weiterer Wäschekorb mit bunter Wäsche, offenbar Wappenröcke und Pferdedecken, wartete unter einem der Apfelbäume.
Heute sah Fleur ein wenig mißmutig aus. Sie hatte die Wäscheleinen, welche quer zum Zugang zum Obstgarten hingen, als allererstes mit den größten Laken behängt und sich so ein wenig vom Rest der Gesellschaft abgeschottet.

Als wenn sie, nur weil sie ein Kind unter dem Herzen trug, zur Invalidin geworden wäre!, gingen ihr die Gedanken durch den Kopf.
Sie war böse mit Aaron, dem Kastellan, der ihr eine Standpauke gehalten hatte, weil sie, seiner Meinung nach, zuviel arbeitete.

Als wenn es niemandem sonst je passieren würde, dass man mal beim Warten auf die Herrschaften einschlief! Und überhaupt, sie konnte ja wohl schlecht ständig jemanden bitten, ihr die vollen Wäschekörbe zu tragen! Und dass sie abends müde war und dicke Beine hatte, würde auch nicht dadurch besser werden, dass sie ihren Aufgaben nicht mehr nachkam!
Und dann diese Meckerei, dass sie mit offenen Schuhbändern gelaufen war... es musste halt schnell gehen! Und es dauerte nun mal im Moment viiiel länger, bis sie die Schuhe gebunden hatte - da war sie eben nur hineingeschlüpft. Es war ja nicht so, als würden die Schuhe nicht auch so gut sitzen! Und überhaupt, was hatte ihn ihr Schuhwerk zu interessieren?! Und dieses ständige "steig nicht auf die Leiter", "tu dies nicht", "das unterlässt du jetzt in deinem Zustand besser"... natürlich war vieles nicht mehr so einfach mit dem dicken Bauch. Und sie fühlte sich ja auch manchmal wirklich nicht so belastbar. Aber das würde sie ihm jetzt erst recht nicht mehr unter die Nase reiben...

Sie griff gedankenversunken in den Korb, bekam das Laken nicht richtig zu fassen und es glitt ihr aus den Händen. Sie bückte sich ächzend erneut und verfluchte den Stoff mit leiser, verzweifelter Stimme, während ihr Tränen der Wut und der Erschöpfung in die Augen stiegen.

Nachts schlief sie nicht mehr durch - alle paar Stunden musste sie aufstehen, um sich zu erleichtern. Auch konnte sie kaum mehr eine bequeme Position auf ihrem Strohsack finden, sodass auch das bisschen Schlaf, das sie überhaupt noch bekam, nicht wirklich erfrischend war. In letzter Zeit war sie oft eine der ersten, die auf den Beinen waren, da sie die Zeit, in der sie ohnehin nicht schlafen konnte, lieber mit etwas nützlichem verbrachte. So hatte sie viele Kräuter gesammelt, der Köchin Schüsselweise Beeren aus der näheren Umgebung gebracht - alles leichte Aufgaben, die man früh morgens ohne großen Aufwand erledigen konnte... Doch über Tag, wenn es an ihre eigentlichen Aufgaben ging...

Sie war einfach nicht gut darin, um Hilfe zu bitten. Und gerade, wenn es ihr nicht gut ging, und sie sich eigentlich nichts sehnlicher wünschte, als an des Kastellans Schulter zu lehnen, um sich mal ein paar wenige Augenblicke auszuruhen, schimpfte dieser auch noch mit ihr...

Kurz hält sie sich den Rücken und hängt dann weitere Wäschestücke auf - die Energie ihres Mißmutes nutzend...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 25. Sep 10, 13:54
 Es waren einige Wochen ins Land gegangen und der Sommer wich einem wechselhaften Herbst, der einen Tag lang verregnet und kalt und dann die nächsten beiden sonnig und warm war.
Die Baronin hatte Boten gen Norden geschickt und die Losung gegeben, den Heimweg anzutreten.
Das Gesinde hatte 5 Tage Zeit bekommen alles zusammen zu packen und den Tross vorzubereiten.
Obwohl es grummelte und ächzte, so beflügelte sie doch die Tatsache, das sie wohl den Herbst und Winter zu Hause in Goldbach verbringen würden.

Isabeau saß auf ihrem Zelter und beobachtete das Verladen der Truhen. Sie hatte einen kurzen Ausritt gemacht, um das gute Wetter zu nutzen und dem Gesinde nicht im Weg zu sein, wenn es ihre persönlichen Dinge verpackte.
So wie es aussah, mussten nur noch die Pferde vor die Wagen gespannt werden und der Haupttross konnte morgen früh aufbrechen.
Eine kleine Nachhut würde hinter ihnen zurück bleiben und dann im Laufe des Nachmittages hinterherreisen.

Die Baronin hatte einen Rückschlag erlitten und hatte in den vergangenen Tagen wiederholt das Bett gehütet. Die wildesten Gerüchte flogen umher, aber letztlich wusste niemand etwas genaues. Aber da sie offenbar gesund und tatkräftig wie immer auf dem Pferd saß, konnte es ja nichts schlimmes gewesen sein.
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Lilac am 26. Sep 10, 18:26
Das Gesinde verpackte letzte Kisten und Truhen und sicherte hier und dort noch die Ladungen. Trotz der Arbeit und dem üblichen Durcheinander, das derartige Aufbrüche immer mit sich brachten, waren doch alle froh, den Heimweg anzutreten.

Besonders eine gewisse, kugelrunde Wäschemagd, die hoch oben auf einem der Karren Stoffstücke zwischen Kisten stopfte, um diese und insbesondere deren kostbare Inhalte vor dem Herumrutschen zu schützen, zeigte sich sichtlich erleichtert, war doch kaum noch Zeit bis zur Geburt ihres Kindes.
Der Kastellan hatte sogar dafür gesorgt, dass sie einen Großteil der Reise gut gepolstert auf der Ladefläche eines der Karren mitfahren konnte.

Einer der Stallburschen ging ein letztes Mal mit Sattelseife, Lederfett und einem kritischen Auge über die Zuggeschirre, ein anderer kontrollierte bei allen Pferden den Zustand der Hufe und des Beschlags.
Der Kastellan überwachte das Einladen der letzten Dinge, und achtete darauf, dass eine gewisse Fläche in einem der Wagen freiblieb, damit die letzten Gegenstände der Baronin, die am kommenden Morgen erst verladen würden, sofort verstaut werden könnten, auf dass es keinerlei Verzögerungen geben würde.
Die Köchin hatte bereits bis auf ein Minimum an Feldküche alles verladen lassen, sodass es morgen nach dem Frühstück sofort losgehen konnte.

Schließlich war wirklich alles gepackt und verstaut und das Gesinde war zufrieden mit seiner Arbeit, die es ohne Unterbrechung hatte erledigen können.
Ein Knecht ging zur Baronin und fragte sie, ob sie einen schönen Ritt gehabt hätte und ob er ihr das Pferd abnehmen solle. Ganz offenbar waren die Goldbach'schen Bediensteten der Ansicht, die Baronin habe es verdient, jetzt wieder die Annehmlichkeiten des Hofes zu genießen, nachdem sie so 'brav' den Lade-Arbeiten aus dem Weg 'geritten' war...
Titel: Re: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 26. Sep 10, 19:45
Isabeau verkniff sich ein wissendes Lächeln und überreichte dem Knecht die Zügel, um dann Richtung Haupthaus zu gehen. Die Knechte hatten es nach zehn Tagen geschafft die Mägde soweit zu erweichen, dass sie wieder an der Tafel mit dem Rest des Haushaltes essen durften und benahmen sich seitdem tadellos.
Wie lange das wohl noch anhält?

Am nächsten Morgen wurde es noch einmal wuselig und chaotisch, aber eine knappe Stunde nach Sonnenaufgang verließ die Baronin mit dem Haupttross das Tor und machte sich auf den Weg nach Norden.

Die Reise dauerte anstrenge 5 Tage, immer wieder durchbrochen durch heftige Regengüsse, die alle manchmal bis auf die Haut durchnässten. Als sie Hanekamp touchierten wurde es kritisch, als ihr Weg von bewaffneten Truppen gekreuzt wurde. Glücklicherweise waren es Truppen des Herzogs und der sie führende Ritter ließ sich vom Charme der Baronin becircen, so dass sie ihren Weg fortsetzen konnten.

Alle atmeten kollektiv auf, als sie sie Droor erreichten und nach einem Schlenker über Donnerheim endlich heimatlichen Boden betraten.