Forum des Engonien e.V.
Der Städtebund von Tangara => Fanada => Thema gestartet von: Kadegar am 04. Jul 11, 10:53
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Später Nachmittag, an einem der ersten Tage des siebten Monates:
"Was mach ich hier eigendlich?" Diese Frage ging Kadegar schon seid der Ankunft in Fanada durch den Kopf. Schon am frühen Morgen erreichte er Fanada doch hielt er sich den Tag über lieber in der seiner Meinung nach viel zu vollen Stadt auf. Ständig in Gedanken versunken schlenderte er durch die Stadt, wohl wissend wo der Kontor zu finden ist, ihm aber doch aus dem Weg gehend. Als sich der Himmel langsam zuzog und es Kadegars Meinung nach bald anfangen könnte zu regnen ging er schließlich doch zum Kontor. Unbewaffnet, ohne die üblichen Umhängetaschen, kein Tragekoffer und mit nur zwei Taschen am Gürtel stand er nun vor dem Tor des Kontors. Er klopfte sich kurz etwas Staub und Dreck von seiner Kleidung bevor er mit kurzem Zögern aber dann doch entschlossen ans Tor klopfte.
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Eine alte, ausgemergelt erscheinende Frau öffnete und betrachtete den Mann vor sich erst einmal von Kopf bis Fuß. Sie schien schon mit einem Stirnrunzeln auf die Welt gekommen zu sein.
"Ja?" meinte sie ziemlich barsch.
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Kadegar mustert die Frau ebenfalls kurz bevor er sich räuspert und meint:"Kadegar Sonnenwende mein Name, Magus Minor der Akademie für Dämonenjagd zu Schattenwall auf Montralur. Ich bin hier um mit Jelena Jakovlwewa zu sprechen"--- verdammt das war sicher falsch. Warum kann sie keinen einfachen Nachnamen haben? Dachte Kadegar kurz.--- "sie bat mich wegen einer Angelegenheit persönlich vorbei zu kommen."
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Die Alte ließ etwas wie ein *hmpf* hören und machte einen Schritt zur Seite um Kadegar einzulassen.
Der Innenhof war so spät am Nachmittag ziemlich verlassen, die Fuhrwerke für den Tag waren bereits abgefertigt und die Tiere versorgt worden. Es war ein ziemlich geräumiges Grundstück und zeigte auf subtile Weise das die Heilerin ziemlich wohlhabend sein musste. Ein Küchengarten begrenzte den Innenhof nach Süden hin und auf Wäscheleinen flattern Betttücher, Kleider, Windeln und Verbände. Mitten im Innenhof stand ein Pflaumenbaum unter dem eine schiefe Bank gezimmert war. Eine Magd saß mit einer großen Schüssel darunter und puhlte Erbsen. Sie schirmte die Augen gegen die Sonne ab und stand hastig auf als sie Kadegars etwas seltsamen Gesichtsausdruck sah:
"Guten Tag! War die Torwächterin garstig? Ihr müsst verzeihen, sie ist zu jedem so... wen benötigt ihr?"
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Freundlich lächelte Kadegar der Magd zu und nickt sachte. "Ich möchte zu Jelena Jakovljefa." Mit einem leichten seufzen zupft er sich kurz eine Strähne an seinem Stirnreif zurecht. "Sie bat mich wegen einer Angelegenheit persönlich vorbei zu kommen."
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"Oh."
Die Magd sah etwas verunsichert aus.
"Zur Meisterin persönlich? Ja... bitte, nehmt doch hier im Schatten Platz, ich sage Bescheid das ihr hier seid!"
Sie griff nach der Schüssel mit den Erbsen, nickte ihm noch einmal zu und machte sich auf die Suche nach Wassilji.
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Leise seufzend setzt sich Kadegar unter den Baum auf die Bank, jedoch nicht ohne sie vorher misstrauig zu beäugeln.
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Wassilij trat aus dem Stall und lies seinen Blick über den Hof schweifen, bis er Kadegar und eine Magd sah. Zielstrebig, ging er auf die beiden zu.
Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, sagte die Magd: "Meister Kadegar, möchte die herrin sprechen."
Wassilij nickte freundlich zur Bestätigung und die Magd verlies die beiden. Wassilij neigte zum Gruß freundlich den Kopf.
"Kadegar, willkommen in Jelenas Kontor. Jelena ist zur Zeit krank und kann Euch leider nicht empfangen. Aber vielleicht kann ich Euch weiter helfen?"
Mit einem freundlichen lächeln, beendete Wassilij seine Begrüßung.
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Als Wassilij auf Kadegar zukommt steht er auf und nickt ebenfalls freundlich zurück. Als er gesagt bekommt wird die Freundlichkeit von einem resignierendem Seufzen abgelöst.
"Grüß euch. Krank also, irgendwie habe ich soetwas schon erwartet. Ist es so schlimm? Ich bin hier um, naja, 'Friedensverhandlungen' zu führen. Um es mal überspitzt auszudrücken. Ich möchte einige Probleme aus dem Weg räumen um von dieser angespannten Atmosphäre zwischeneinander weg zu kommen. Ihr versteht sicher, dass ich dieses Gespräch wohl nur persönlich führen kann. Wie lange wird ihre Genesung brauchen?"
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Wassilij kratzte sich am Kinn und überlegte kurz, bevor er antwortete.
"Das weiß ich leider nicht. Ich befürchte, das wird im Moment niemand sagen können."
Damit ließ der junge Krieger die Schultern ein Stück sacken.
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Nun wurde Kadegar doch etwas Neugierig und fragte recht zügig:"Und was hat sie denn? Hier müssten doch eigendlich die besten Bedinngungen sein um sie gesund zu bekommen."
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Wassilij überlegte einen Augenblick. Warum eigentlich nicht? Er war Magier und Wassilij hatte gesehen, wie er einmal jemandes Geist beeinflusst hatte. Vielleicht verstand er etwas mehr davon.
"Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Sie wollte meditieren und urplötzlich, schrie sie, wand sich und wollte sich die Augen auskratzen. Ich bin mir sicher, das jemand versucht hat, sie mental zu beeinflussen. Letztlich, habe ich sie hier her geholt. Wenn ihr mit ihr Frieden schließen wollt, so denke ich, könntet ihr versuchen, ihr zu helfen."
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Kadegar zuckt kurz mit den Schultern.
"Ich kann einmal einen Blick auf sie werfen. Aber viel werde ich nicht ausrichten können. Zum einen weil ich nur Komponenten für einfache Analysen dabei habe und alles für größere Angelegenheiten ,ob Analyse oder Antimagie, sich auf Montralur befindet. Zum aber auch, weil ich für größere Rituale, falls soetwas überhaupt nötig sein wird, hier in Engonien definitiv der falche Ansprechpartner bin."
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Wassilij nickte zufrieden. "Euer Blick Kadegar, könnte uns weiterbringen und wäre vermutlich informativer, als alles, was ich bisher weiß!"
Wassilij deutete mit der Hand auf eine Tür. "Wenn ihr mir folgen würdet, Kadegar."
Damit führte Wassilij Kadegar durch den Kotor. Zügig und zielstrebig, ging er an Türen und Räumen vorbei, stieg eine Treppe hinauf und hielt direkt auf Jelenas Kammer zu. Als er die Tür öffnete, bedeutete er Kadegar, durch die Tür zu treten.
Kadegar betrat das Zimmer Jelenas, welches von innen eher einem Kosaken Zelt, denn einem Zimmer glich. Jelena lag auf dem Bett, die Augen geschlossen, scheinbar in einem unruhigen Traum gefangen.
Wassilij sagte etwas zu den am Bett wachenden Knechten und sie verließen stumm das Zimmer und schlossen die Türe.
"Ich vertraue Euch Kadegar. Tut, was in Eurer Macht liegt!"
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Auf dem Weg zu Jelenas Zimmer kramt Kadegar bereits in seinen Gürteltaschen und holt eine klare und eine grüne Glaskugel heraus, als er in Jelenas Zimmer tritt.
Sobald die Knechte das Zimmer verlassen hatten fing Kadegar auch schon an. Er hielt die beiden Kugel hintereinander und nebeneinander vor seiner Augen, harrte mit den Kugeln in verschiedenen Positionen aus und murmelte einige Worte dabei vor sich her. Nachdem er einige Zeit nur Jelena fixiert hatte mit Kugel und Blicken schweifte er etwas in die Umgebung des Raumes bevor er die Augen einige Zeit lang schloss und die Kugel absenkte.
Als er die Augen wieder geöffnet hatte wendete er sich zu Wasilij.
"Nun, um eine genaue Untersuchung durchführen zu können fehlen mir definitiv einige Komponenten beziehungsweise mehr Zeit, aber was ich schonmal sagen kann ist, dass eine Art von Beherrschungs- oder Beeinflussungsmagie auf ihr liegt. Was wichtig zu wissen wäre, wann zeigten sich die ersten Anzeichen einer Wirkung? Hatte sie etwas besonderes zu sich genommen? Ein auffälliges Paket erhalten? Irgendetwas was anders schien? Viele solcher Zauber brauchen entweder einen Träger der den Zauber übermittelt oder, was deutlich problematischer ist, der Wirker des Zaubers braucht einen persönlichen Gegenstand des Opfers, beziehungsweise den wahren Namen. Das kritische dabei ist, dass der Zauber einfach wiederholt werden kann und eine Lösung der Magie hätte nur einen temporären nutzen. Ich könnte versuchen den aktuell auf ihr liegenden Zauber zu beheben, nur bräuchte ich dafür noch etwas Zeit und ihr müsstet mir einige Dinge besorgen. Einen Kohlestift, einen einfachen Becher mit Wasser, einen circa eine halbe Elle langen Holzstock ohne Rinde und eine Hand voll Nüssen. Was für Nüsse ist egal, sie sollten nur essbar sein."
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Wassilij nickte knapp. "Ich werde das nötige veranlassen. Einen Augenblick bitte." Er streckte den Kopf zur Tür hinaus und gab einer wartenden Magd Anweisungen, dass Kadegar die geforderten Dinge erhalten sollte.
Nach dem er die Anweisungen weitergeleitet hatte, wandte er sich Kadegar zu.
"Nun, wir beide waren in den Wäldern um Fanada, damit Jelena sich in eine tiefe Meditation versenken konnte. Es waren ein paar Tage, die sie in diesem Zustand verbracht hat. Jelena hat in dieser Zeit nicht gegessen und getrunken. Meine Aufgabe, war es, über sie zu wachen. Gestern begann sie zu schreien und wollte sich die Augen auskratzen. Wegen eines Brauches in unserem Volk, weiß ich, das man versucht hat, sie geistig zu beeinflussen. Ich habe versucht sie in die Realität zurück zuholen, bin leider jedoch gescheitert. Also habe ich sie kurzerhand Bewusstlos schlagen müssen, damit sie sich selbst nicht verletzt. Meine Hoffnung war, dass sie von selbst zu sich kommen würde, doch als die Nacht vorüber war und keine Besserung eingetreten war, habe ich mich entschlossen den Rückweg anzutreten. Leider ist das alles, was ich Euch dazu sagen kann. Solltet ihr zu irgendetwas direkte Fragen haben, so bin ich bereit, sie Euch zu beantworten."
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Aufmerksam hörte Kadegar Wassilij zu und seufzte kurz bevor zu sprechen begann.
"Das klingt nach einem Zeichen für die Schlimmere meiner Theorien. Denn so klingt es, als hätte sie jemand aus einiger Entfernung beeinflusst. Soetwas ist in den meisten Fällen nur mit einem persönlichen Gegenstand oder einem wahren Namen möglich."
Er richtet seinen Blick auf Jelena.
"Wenn das der Fall ist, kann ich im Moment den Zauber maximal kurzzeitig aufheben. Wenn es eine konstante Beeinflussung ist, hätte es möglicherweise garkeine Wirkung."
Er schaut wieder zu Wassilij und scheint einen Moment nachzudenken.
"Mit Glück hatte der Wirker des Zaubers Haare, Blut oder Fingernägel verwendet und diese beim Wirken verbraucht, dann kann er den Zauber nicht einfach wieder aufbauen. Eine andere Sache die zu erwähnen ist, dass man Möglicherweise vom Zauber ein Abbild in einen Fokus legen könnte um mittels Analysen mehr über den Wirker herauszufinden, da jeder Wirker eine individuelle Komponente in seinen Zauber hat, sofern er keinen hohen Wert auf einen Schutz vor dem zurückverfolgen gelegt hat. Falls es eine konstante Beeinflussung ist, kann man den Wirker sogar direkt ausfindig machen. Das funktioniert dann aber nur, wenn man die genaue Analyse direkt an Jelena durchführt. Nur bringt das ganze wieder neue Probleme. Denn wenn wir den Wirker so zurück verflogen muss der Zauber auf Jelena bleiben bis wir den Wirker gefunden haben, sollte er uns dabei bemerken könnte er unter Umständen Jelena noch größeren Schaden zufügen. Was wir nun tun liegt bei euch Wassilij. Die schnellste Möglichkeit ist der Versuch den Zauber direkt aufzuheben ohne eine genauere Analyse an einem Abbild des Zaubers, denn diese Abbilderschaffung dauert etwas an Zeit und benötigt kompliziertere Komponenten. Sollte die Wirkung des Zauber zurück kommen kann man dann immernoch ein Abbild erstellen."
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Wassilij sah auf Jelena herab. Sein Blick verdüsterte sich einen Augenblick. Als er Kadegar wieder ansah, waren seine Augen fest und sein Wille entschlossen.
"Machen wir zunächst nur ein Abbild auf einem Fokus, damit wir etwas über unseren Feind lernen können. Danach holen wir Jelena zurück und schauen, was sie uns sagen kann. Daraus können wir uns ein genaueres Bild von unserem Feind machen und alles vorbereiten, um ihn anzugreifen, sollte er nocheinmal Jelena mental angreifen. Oder vielleicht können wir genug erfahren, um ihn direkt zu finden! Aber zu nächst, möchte ich nicht riskieren, das er Jelena noch stärkeren Schaden zu fügen kann. Sagt mir, was ihr benötigt Kadegar und ich werde es besorgen lassen!"
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"Ich glaube Ihr versprecht euch zuviel von dem Abbild. Sollte es so funktionieren wie ich mir das denke, dann kann man damit nur mit einer Vergleichsuntersuchung des Verdächtigen und des Fokus eine Übereinstimmung feststellen. Ansonsten lässt sich, sofern der Zauber nicht zu speziell auf Jelena abgestimmt ist, nur der Effekt des Zaubers herausfinden. Alles was ich für die Abbilderstellung brauche habe ich in einem Gasthaus hier in Fanada gelassen, ich würde die Sachen dann selber holen."
Bei diesen Wort packte Kadegar die beiden Kugeln wieder in seine Taschen und runzelte die Stirn.
"Sollte Jelena wärend einer Meditation nicht im Grunde sogar am besten gegen solche Angriffe geschützt sein?"
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Wassilij nickte knapp. "Ja sollte sie! Das ist es, was mich besorgt. Deswegen möchte ich auch etwas von ihr hören. Benötigt ihr Hilfe bei dem Transport der Komponenten? Oder eine schnelle Transportmöglichkeit?"
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"Ich komme zurecht. Ich denke in weniger als einer Stunde kann ich zurück sein. Wenn ihr dafür sorgt dass die Dinge da sind um die ich euch eben gebeten habe, dann sollte alles Funktionieren."
Kadegar schloß den Verschluss an seinen Taschen und nichte kurz.
"Dann bis in einer Stunde?"
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Wassilij nickte. "Ja wir sehen uns in einer Stunde, ich werde dafür sorgen, das ihr sofort zu mir gebracht werdet und alles, was ihr benötigt, wird bereit stehen!"
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Eine Stunde später stand Kadegar wieder am Kontor. Dieses Mal deutlich schwerer bepackt. An seinem Gürtel hingen viele Taschen in mehreren Größen, sein Schwert an einem weiteren Gürtel und eine Umhängetasche an jeder seiner Seiten. Er blickte nocheinmal kurz zum Himmel bevor er ans Tor klopfte um die Sache hinter sich zu bringen.
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Die Torwärterin öffnete das Tor und winkte Kadegar mürrisch herein. Eine Magd erwartete ihn und führte Kadegar zu Jelenas Kammer.
Er wurde dort bereits von Wassilij erwartet und Empfangen.
"Willkommen Kadegar! Ich habe alles besorgen lassen, was ihr benötigt. Wie geht es jetzt weiter?"
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Bepackt kam Kadegar ins Zimmer und nickte Wassilij kurz zu bevor er seine Sachen auf den Boden stelle und anfing aus der Kiste und den Umhängetaschen einige Dinge heraus zu holen.
"Grüß euch Wasilij. Ich werde jetzt versuchen den Zauber nocheinmal zu untersuchen. Wenn das Abgeschlossen ist kann ich hoffentlich den Zauber auf ein entsprechendes Gefäß" Er deutete auf eine braune Umhängetasche, welche er mitgebracht hatte. "legen um dann mehr über den Wirker heraus zu finden, Beziehungsweise für andere Untersuchungen. Ich hoffe ihr habt an die Nüsse und das Wasser gedacht. Das werde ich nach der Analyse, beziehungsweise vor dem erstellen des Abbildes brauchen."
Nun stellte er drei Metallschalen vor sich auf, ein kleines Holzgestell mit einer weißen Glaskugel, einen Lederbecher mit einer grünen Glaskugel, einen spitz zulaufenden pyramidenfömigen Kristall und einen diamantenförmigen Glasstein. Anschließend füllte er in die drei Schalen verschiedene grobkörnige Pulver und holte eine Lupe aus seiner Tasche zusammen mit einem feuerrotem Stein.
"Ich werde nun mit der Analyse beginnen, sofern ihr nichts dagegen habt."
Abwartend schaute Kadegar dabei vom Boden aus zu Wassilij auf.
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Wassilij deutete auffordernd mit seiner Hand auf die Komponenten und Jelena.
"Bitte Kadegar. Ich habe das Personal angewiesen, uns nur im äußersten Notfall zu stören. Wasser, Nüsse und der Stock liegen hier bereit. Ich werde zu Eurer Verfügung halten!"
Damit trat Wassilij an die Tür und überließ alles weitere Kadegar.
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Kadegar kniete sich nun etwas bequemer zu seinen Komponenten, veränderte deren Positionen hier und da nocheinmal einwenig und begann schließlich.
Wärend er die ersten Worte sprach legte er den Kopf in den Nacken, legte die Lupe auf das linke Auge und wickelte sich einen Verband um den Kopf, sodass der Verband die Lupe auf das linke Auge fixierte. Nachdem er den Kopf wieder gesenkt hatte führt er den roten Stein über die einzelnen Schalen und verschieden duftende dünne Rauchfäden entstiegen dem Pulver.
"Mordanas lek rakkan kamil zennshinagas."
Er nahm die klare und die grüne Glaskugel und hielt sie abwechseln vor das vom Verband verdeckte Auge mit der Lupe darunter. Erschob die drei Schalen in verschiedene Positionen zwischen sich und Jelena wärend er einige Worte wiederholte.
"Naztheros rethul shi tor nagas, Ashke."
Anschließend nahm er den bereitgestellten Becher mit Wasser und ließ etwas Wasser auf den großen pyramidenförmigen Kristalllaufen. Als die ersten Tropfen den Boden des Kristalls erreicht hatten nahm Kadegar ihn hoch und reibte die Spitze in eine der Schalen und schaute von der flachen Unterseite aus auf Jelena.
"Revos gular arakul, ticharamir maev."
Zum Schluss hin stellte er den Kristall bei Seite und nahm sich den diamantenförmigen Glasstein und legte ihn sich direkt auf das linke Auge, wärend er den Stein langsam mit beiden Händen drehte.
"Aman Thorje gulamir lok rakkan mordanas"
Als er den Glasstein abgelegt hatte band er sich den Verband vom Kopf und legte die Lupe zu seinen anderen Komponenten.
"Wassilij?"
Er wartete einen Moment bevor er weitersprach.
"Ich habe gute und schlechte Nachrichten."
Er nahm einige der Nüsse zu sich und meinte anschließen:
"Ersteinmal die Guten: Der Zauber wird nicht aktiv aufrecht gehalten, kann also einfacher gebannt werden. Ich könnte herausfinden was der Zauber macht. Er gaukelt ihr Gefühle von Angst und Schmerzen vor um so ihren Willen, beziehungsweise ihren Verstand zu entrücken, also sie verrückt zu machen. Der Zauber ist nicht permanent und würde früher oder später von alleine verschwinden. Die Schlechten sind: Da der Zauber nicht dauerhaft aufrecht gehalten wird, kann man ihn nirgendwohin verfolgen. Der Zauber wurde speziell für Jelena entworfen, weswegen ich kein Abbild erstellen kann, da ich nicht Jelenas Astralbild soeinfach dublizieren kann um dann den Zauber darauf zu legen. Der Zauber ist kein reiner Beeinflussungszauber, was verhindert, dass man ihn mit einem simplen Erwachenszauber aufheben kann. Und, was für mich das Hauptproblem dastellt, es ist ein Klerikaler Zauber."
Erneut machte Kadegar einen Moment Pause und trank etwas Wasser aus dem Becher.
"Nun, es gibt zwei Dinge die jetzt getan werden können. Zum einen kann ich versuchen den Zauber jetzt aufzuheben, dann hätten wir in wenigen Augenblicken neue Erkenntnisse. Das Problem dabei ist, dass es eine klerikale Geschichte ist und gerade hier in Engonien hatte ich damit nur schlechte Erfahrungen, dazu kommt erschwerend hinzu, dass es ein Beeinflussungszauber ist und dann die ganze Sache etwas kritischer wird. Jedoch behaupte ich, dass ich nach dieser genauen Analyse bin dazu in der Lage bin den Zauber in seinen Einzelheiten genau zu lokalisieren und mittels einem verhältnismäßig ungefährlichem Magie Aufheben zauber zu beseitigen.
Die andere, und sicherere Möglichkeit wäre, wenn Ihr Kleriker um hilfe betet, in dem Fall denke ich, dass Alamar- oder Laviniapriester dafür am geeignetest wären, möglicherweise auchnoch Ainepriester."
Wärend Kadegar die noch rauchenden Schalen mit dem restlichen Wasser im Becher löschte meinte er abschließend.
"Die Wahl liegt wieder bei Euch Wassilij. Höhere Sicherheit durch Kleriker oder schnelleres Handeln durch mich?"
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"Es gibt nur wenige Priester, die ich hierfür herbei bitten würde. Und leider sind keine von ihnen in Reichweite. Also muss ich Euch bitten, jetzt zu handeln! Wenn der zauber ihr all das vorgaukelt, könnte längere Zeit unter diesem Einfluss ihr evtl. noch mehr schaden! Aber ich denke, wenn sie erwacht, solltet ihr vielleicht nicht der erste sein, den sie erblickt..."
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Nach Wassilij letzen Satz fängt Kadegar an zu grinsen.
"Da habt ihr wohl recht, sonst versucht sie mir nocheinmal den Kiefer zu brechen oder soetwas."
Wärend Kadegar seine Sachen zusammenräumt, wobei er noch die ein oder andere Nuss isst, lässt er einen leicht gebogenen, geschnitzten Holzstab mit schwarzen Runen neben seiner Kiste liegen. Nachdem er alles zusammengepackt und griffbereit auf einen Tisch gelegt hatte nahm er den Holzstab und wendete sich wieder Wassilij zu.
"Also gut, ich werde es versuchen. Nachdem ich den Zauber gesprochen habe werde ich mich sofort hier raus begeben und unten im Hof am Baum warten."
Er machte einige Schritte auf Jelena zu, den Stab in der Hand und schaute nocheinmal zu Wassilij.
"Auf euer Zeichen fange ich an."
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Wassilij nickte kurz. "Einverstanden! Ich werde uch so bald wie möglich rufen lassen. Fangt an!"
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Kadegar nickte und fing an den Stab über Jelena wie eine Nähnadel zu bewegen und bewegte seine Hand dabei um den Stab als ob er etwas um den Stab wickeln würde wärend wiederholend "Belar imaladath rakkan Maz " schließlich greift er mit beiden Händen an den Stab, wiederholt noch einmal die Formel und zerbricht den Stab um den Zauber aufzuheben. Wortlos steckt Kadegar die beiden Hälften ein, nimmt seine Sachen und verlässt den Raum nachdem er Wassilij kurz zugenickt hat und macht sich in Richtung Innenhof um dort zu warten.
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Sie hatte sich verirrt. Die Panik hatte sie immer und immer weiter von den anderen fortgetrieben, bis sie das Gefühl hatte sogar die Erinnerungen an sie nicht mehr wieder zu finden. Mit der Angst war es wie mit anderen intensiven Dingen, irgendwann erreichte die Spannung ihren Höhepunkt und hinterließ einen dann ausgelaugt und leer, nahezu paralysiert. Sie hatte das Bewusstsein über sich selbst wieder erlangt, aber sie fand den Weg zurück nicht mehr. Etwas schien sie einzusperren, schränkte ihre Möglichkeiten ein. Sobald sie einen bestimmten Punkt erreichte, schien sie gegen eine Mauer zu prallen und jedes Mal verlor sie mehr Kraft.
Eine Präsenz tastete sich langsam vor, sie spürte Eis und Luft in ihr, den fokussierten Verstand einer Analyse. Sie wusste, das war ihre Chance, sie musste bereit sein!
Flammen frassen sch durch die Mauer aus Hass, Angst und Wahnsinn und reduzierten sie zu Asche. Jelena atmete tief durch und lief so schnell sie konnte auf das Licht zu.
Jelenas Augen sprangen auf und hektische blickte sie sich nach allen Seiten um. Ihr Blick fiel auf Wassilji und sie streckte bittend die Hand nach ihm aus. Ihre Kehle schien zu arbeiten, aber sie war bemitleidenswert schwach und so trocken wie die große Wüste des Ostens im Hochsommer.
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Ein dumpfer schlag in der Wirbelsäule, kurz oberhalb der Hüfte, riss Lockruf aus seinen Gedanken, brennende Schmerzen krochen langsam den Rücken hinauf.
"Nnnnh da wildert jemand ihnnn fremden Revieren."
Er ließ sich seitwärts aus dem Karren fallen, der schmerz war jetzt zwischen den Schulterblättern angekommen.
Kein Zweifel, jemand versuchte Jelena zu helfen, jemand der sein Handwerk verstand.
Es musste jetzt schnell gehen, Lockruf Gier hatte zwar den Angriff nicht aufrecht eralten aber natürlich war auch er von Szivar betrogen worden, man machte keine Geschäfte mit den Göttern ohne dafür einen hohen Preis zu bezahlen, und so war eine hauchdünne Verbindung aufrecht geblieben um Jelena weiterhin mit seinem eigenen Wahnsinn zu vegiften.
Diese Verbindung galt es jetzt zu unterbrechen bevor der Schmerz den Kopf erreichte und der Zauberer oder wer auch immer sich bei der Heilerin befand die Möglichkeit erhielt den Spieß um zu drehen.
"Ssstand by me Valehtelija!"
Lockruf zückte seinen Dolch und schnitt sich tief in die rechte Handfläche.
"Brigde on kuuluttava."
Er kramte hastig in seinem Lederbeutel, eine Nacktschnecke kahm zum Vorschein. Ohne zu zögern stopfte Lockruf sie in den Mund, kaute kurz, und spuckte den Seim in die Wunde.
"Suojelemaan suuren pettäjän seuraavista sinua!"
Schnell schmierte er sich das Blutgemisch auf den Nacken, den Hals und die Schultern.
"Kukaan sinuun yhteyttä, Ikuinen."
Ein heftiger Schmerz durchzuckte kurz jede Faser seines Körpers, raubte Lockruf fast die Sinne. Er war erhört worden.
"Szivar käyttää kaikkia!"
Erschöpft ließ er sich auf den Rücken fallen und versuchte seine Lungen wieder mit Luft zu füllen, hoffentlich war es nicht schon zu spät. Das Maultier das Lockruf Gier nach Andarra transportieren sollte war wenige Meter weiter vorn stehen geblieben um zu grasen, na wenigstens würde sich die Reise nicht sehr verzögern.
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Wassilij war sofort bei Jelena. Er nahm etwas von dem Wasserkrug neben Jelenas Bett und hob sie sachte an, damit er ihr beim Trinken helfen konnte.
"Es ist gut Jelena, ich bin bei Euch und der Zaauber liegt nun nicht mehr auf Euch!"
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Jelena schloß die Augen wieder und schluckte vorsichtig die Tropfen Wasser, die ihr Schatten ihr in den Mund träufelte. Nach einigen Augenblicken versuchte sie wieder zu sprechen, ihre Stimme war immer noch grausig und klang als ob man ein schartiges Schwert schleifen würde, aber man konnte sie verstehen:
"Gerhardt! Angriff durch... galt eigentlich ihm... Szivar... wer?"
Sie machte eine schwache Handbewegung zu ihrem Gesicht, offenbar wollte sie wissen wer den Zauber aufgehoben hatte.
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Wassilij seufzte kurz und atmete ein.
"Kadegar hat euch geholfen. Bevor ihr etwas sagt: Er kam hier her um mit euch Frieden zu schließen! Und sonst kannte ich niemanden, der in erreichbarer Nähe war, um ihn um Hilfe zu bitten. Nebenbei bemerkt, er wartet gerade auf dem Hof."
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Jelena sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an der ziemlich geschockt war.
Sie brauchte einen Augenblick um sich zu sammeln und wedelte dann ungeduldig mit der Hand während sie weiter tropfenweise von dem Wasser trank. Sie war immer noch schwach wie ein neugeborenes Kätzchen, aber ihre Augen waren klar und das altbekannte Feuer brannte in ihnen:
"Auch das noch... Sag Anica sie soll ihn füttern... und ich muss mich waschen... du musst nach Port Valkenstein!"
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Wassilij nickte knapp. "Gut, ich werde es Anica ausrichten. Soll ich Kadegar noch etwas sagen? Welche Nachricht soll ich Gerhardt überbringen?"
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"Sag Kadegar ich werde mit ihm sprechen sobald ich... wieder ich selbst bin."
Jelena sah mit einem etwas angeekelten Blick auf die zerknitterten und durchgeschwitzten Kleider die sie trug. Sie verspürte den dringenden Wunsch sich diesen Alptraum vom Körper zu waschen.
"Ich gebe dir eine Nachricht für Gerhardt mit, wir besprechen das..."
ein trockener Husten schüttelte sie und ließ sie kaum zu Luft kommen, es war offensichtlich, dass sie sich überanstrengte.
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"Dann werde ich ihm ausrichten, dass ihr ihn Gleich Empfangen werdet.. Ich werde ihm auch Euren Dank ausrichten und ihm wenigstens sagen, worum es ging. Danach bereite ich alles für die Reise vor. Ich nehme an, das ich schnell reisen muss. Also brauche ich mindestens ein weiteres Pferd neben Matsch. Reden wir darüber, wenn ihr mit Kadegar gesprochen habt. Ich möchte ihn nicht unnötig warten lassen."
Als Jelena nickte, ging Wassilij zur Tür und drehte sich kurz um. "Ich werde die Mägde schicken, damit ihr gewaschen werdet und etwas frisches zum anziehen erhalten werdet. schickt nach mir, wenn ihr fertig seid.
Auf seinem Weg zu Kadegar, entsandte Wassilij die Mägde zu Jelena und sprach kurz mit Anica.
Kadegar wartete wie besprochen auf dem Hof. Wassilij ging auf ihn zu und nickte.
"Jelena ist wieder bei Sinnen, aber sie ist stark geschwächt. Ich soll Euch ausrichten, das sie nach Euch schicken lässt, sobald sie Gewaschen ist. Aber ihr seid Eingeladen, wenigstens etwas zu Essen. Wenn ihr wollt, begleite ich Euch in die Küche und wir können noch ein paar Worte wechseln, bis sie nach Euch ruft."
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Kadegar stand auf als Wassilij den Hof betrat und hörte aufmerksam zu, er schien kurz zu überlegen bevor er anschließend antwortete.
"Gut, den Abend kann ich auchnoch warten. Ich muss aber bis morgen früh Fanada verlassen haben, also dann . Nach euch. Hunger habe ich im Moment nicht"
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Wassilij wies Kadegar, mit einer Hand, ihm zu folgen. Sie gingen über den Hof direkt auf die Küche zu.
"Wenn ihr nicht zu Essen wünscht, erlaubt mir Euch wenigstens etwas zu Trinken anzubieten."
Während Wassilij die Tür zur Küche aufhielt, fragte er "Wollt ihr lieber Tee oder Wein?"
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"Tee. Tee klingt gut, jagerne."
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Wassilij grinste. "Das ist gut. Setzt Euch bitte an den Tisch." Damit wies Wassilij auf einen Tisch in der Nähe der Tür.
Zu Anica gewand, sagte er: "Anica, bereite bitte einen Tee für Kadegar und für mich zu. Danach bereitet bitte Wegzehrung für einen 14 Tage dauernden Eilritt vor. Und lass es auf Matsch und Secer verteilen."
"Nun Kadegar, ich danke Euch erneut für die Hilfe. Aber etwas frage ich mich. Ich höre immer wieder den Begriff Schattenmagier in Zusammenhang mit Euch. Was für eine Ausrichtung oder Art von Magier ist das genau?"
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Anica nickte nur und stellte zwei dampfende Teeschalen vor die Männer auf den Tisch.
Es war ein schwarzer, aromatischer Tee der nach Gewürzen roch.
Sie verließ dann die Küche und machte sich auf die Suche nach Jenna. Innerhalb kurzer Zeit hatten die beiden Frauen Wasser für ein Bad vorbereitet und alles in Jelenas Kammer vorbereitet.
Sie halfen der Heilerin aus ihren Kleidern und beim waschen bevor sie sie wieder ins frisch bezogene Bett verfrachteten. Soweit sie es beurteilen konnten war Jelena einfach nur ausgelaugt und schwach, aber nicht ernsthaft verletzt.
Jelena ließ sich mit einem Seufzen in die Kissen zurück sinken und schloß einen kurzen Augenblick die Augen. Anica reichte ihr einen Teller mit kleingeschnittenem Obst und Käse und einen Becher mit kaltem Tee. Unendlich müde begann sie an einem Stück Wassermelone zu knabbern, während sie in Gedanken bereits die Nachricht an Gerhardt formulierte.
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Kadegar wartete bis er den Tee serviert bekommen hatte bevor er in ruhe zu erzählen begann
"Schattenmagier. Im Grunde kommt der Begriff in meinem Fall aus der Magietheorie der Akademie wo ich lerne. Dort gibt es zehn, naja streng genommen elf Komponenten, man könnte sie auch Elemente nennen, aber das verwirrt im Normalfall. Jedenfalls ist Schatten auch eines der Komponenten und ich habe mit auf dieses spezialisiert. Naja, dazu kam noch mein allgemeines Interesse an Magie die Schatten verändert, benutzt, verwandelt und belebt. Natürlich rein wissenschaftliches Interesse. Und so kam es dann nunmal zu dem Begriff Schattenmagier bei mir. Dazu noch mein damaliger Kleidungsstil und tada."
Kadegar schmunzelt.
"War ich der Schwarzmagier. Das meiste hat man sich dann dazu gedichtet"
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Wassilij musste nach Kadegars Erklärung ebenfalls schmunzeln.
"Ja ich verstehe Euch. Die meisten Menschen, beurteilen das, was sie nicht verstehen kritisch und ängstlich. Daher wird dann alles dunkler und bösartig."
mit einem viel sagendem grinsen, bot er seine Schale mit Tee zum anstossen an.
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Grinsend nickte Kadegar ihm zu und stoßte sachte mit der Tasse an.
"Genau so ist es. Doch scheint es sich in einigen Fällen zu bessern und zu meinen Gunsten zu ändern. Zumindest solange es nicht um Rituale geht."
Schmunzelnd nahm er einen Schluck vom Tee und stellte die Tasse wieder ab.
"Aber die Zukunft wird genaueres zeigen."
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Wassilij zuckte mit den Schultern.
"Ja, das stimmt. Aber auch was die Rituale betrifft, denke ich, das es sich auch gebessert hat."
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Nach einiger Zeit erschien Anica wieder in der Küche und nickte Kadegar zu:
"Magister Sonnenklinge? Die Meistrin würde gerne mit euch sprechen. Wollt ihr mit mir kommen?"
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"Sonnenwende, nicht Sonnenklinge."
Er schaut zu Wassilij.
"Ihr entschuldigt mich dann?"
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"Natürlich entschuldige ich Euch Kadegar! Schließlich habt ihr Jelena geholfen und seid hier um mit ihr frieden zu schließen. Und nicht um mit ihrem Leibwächter Tee zu trinken. Viel erfolg!"
Damit nickte Wassilij Kadegar verabschiedent zu und trank seinen Tee zu ende.
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Kadegar leerte ebenso seinen Tee und wendete sich Anica zu.
"Gut, ich wäre dann soweit. Nach euch."
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Die Magd entschuldigte sich verlegen und führte Kadegar wieder die Treppen hoch. Sie klopfte kurz an und öffnete die Tür für den Magier.
Jelena saß in ihrem Bett und auch wenn ihre Augen wieder klar und durchdringend waren, so sah sie doch mehr tot als lebendig aus.
Sie begrüßte Kadegar etwas verhalten und wies ihm einen Platz auf einem der bequemen Diwane neben ihrem Bett.
"Kadegar... willkommen in meinem Haus."
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Im Zimmer angekommen deutete er eine kurze Verbeugung an wodraufhin er Jelena kurz musterte.
"Vielen Dank. Gut euch wieder, hm, wacher zu sehen. Ich möchte keine Umstände bereiten, also wenn ihr dieses Gespräch wann anders führen wollt, dann habe ich geduld"
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Jelena wischte seinen Einwand beiseite:
"Gerhardt sagte einmal eine Leiche wird auch nicht lebendiger wenn man sie wiederholt aus dem Sumpf zieht."
Sie lächelte schwach, aber es konnte nicht über ihre tiefe Besorgnis in ihrem Gesicht hinwegtäuschen.
"Vielen Dank, Kadegar. Euch habe ich zu verdanken das ich nicht sabbernd in einer Ecke hocke."
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Kadegar winkt leicht ab.
"nicht doch. Es wundert mich eher, dass euch nicht früher geholfen wurde. Sowohl bei der Ayd'Owl als auch bei vielen der Tempel hier in Fanada hätte man wen gefunden um euch zu helfen. Ihr solltet euch im Moment eher sorgen darum machen wer diesen zauber gewirkt haben könnte. Wäre es ein Magier, dann könnte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Zauber erneuert werden kann."
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"Das war Wassiljis Entscheidung. Er wusste nicht was geschehen war und wem er vertrauen konnte. Und er hatte auch recht damit..."
Sie rieb sich müde die Augen.
"Es war kein Zauber, Kadegar. Es war eine Beherrschung durch einen Szivargeweihten."
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Kadegar zuckte kurz mit den Schultern.
"Nach Wassilijs Beschreibung und meiner Erkenntnis war der Wirker nicht in Eurer Nähe als der Effekt zu wirken begann. Das deutet darauf hin, dass der Wirker möglicherweise eine persönliche Komponente von euch hatte und diese unter Umständen wieder benutzen kann."
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Sie dachte kurz darüber nach und nickte langsam:
"Er hat Tage, wenn nicht gar Wochen hier verbracht und es geschafft sich verborgen zu halten. Während der Zeit hatte er genug Möglichkeiten an persönliche Dinge heran zu kommen. Aber er musste warten bis ich völlig schutzlos war. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr erinnere ich mich. Ich werde noch etwas darüber nachdenken müssen."
Sie nippte an ihrer Teeschale und gab sich sichtlich einen Ruck:
"Ich habe einen etwas seltsamen Brief von euch erhalten, Kadegar."
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Kadegar nickte sachte und stellte ersteinmal seine Kiste auf den Boden.
"Ja, der Brief. Im Grunde geht es mir im Moment darum die Meinung der Leute hier in Engonien über mich zu bessern. Und dazu gehört auch eure Meinung. Aus diesem Grund habe ich den Brief geschrieben. Um meinen Ruf zu bessern und Streitigkeiten der Vergangenheit beiseite zu legen."
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Jelena seufzte und betrachtete den Mann vor sich. Er war erwachsen geworden, die Ereignisse der letzten Jahre hatten Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, er wirkte reifer und auch gelassener. Er war nicht mehr der junge, übereifrige Mann dem sie nach der Schlacht um Caer Conway begegnet war.
Allerdings schien das nicht mit besserer Menschenkenntnis einherzugehen.
"Kadegar! Ich habe euch in den vergangenen Jahren doch nun oft genug zusammen geflickt, sowohl in körperlicher wir auch in mentaler Hinsicht das euch klar sein sollte, dass zwischen uns keine Feindschaft besteht, oder?"
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"Ich will das auch nicht eine Feindschaft nennen. Trotzdem denke ich, dass Eure Meinung über mich eher negativ ist, möglicherweise wohl auch in Bezug auf meine Fähigkeiten. Für mich ist es wie gesagt im Moment wichtig den Ruf meiner Fähigkeiten hier in Engonien zu wiederherzustellen, angefangen bei Euch. Darum bitte ich Euch Eindrücke der Vergangenheit beiseite zu legen und biete Euch, falls ihr Interesse habt, meine Fähigkeiten als Magier beziehungsweise als Dämonenjäger an um notfalls zu beweisen, dass Ihr einen falschen Eindruck von mir habt."
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"Meint ihr etwa ich würde schlecht über euch reden?"
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"Wie und ob Ihr über mich anderen gegenüber redet kann und möchte ich auch garnicht beurteilen. Mir geht es darum, dass einige Personen, nicht nur hier in Engonien, ein besseres Bild von mir annehmen, und das zu einem ganz egoistischem Zweck."
Kadegar machte kurz eine Pause um zu schmunzeln.
"Ich bin dabei mich neben Dämonen tiefer in Anti- und Schutzmagie zu spezialisieren. Nur geht das in der Theorie sehr schwierig also braucht man Kontakte die einen zu Untersuchungen oder ähnlichen Dingen zu Rate ziehen. Bei Euch sehe ich die Möglichkeit, dass Ihr in Situationen kommt und einen Ratschlag benötigten könntet und naja, solange eine gewisse Spannung zwischen uns besteht besteht für mich eine geringe Chance an solchen Ereignissen teilzuhaben."
Erneut unterbricht Kadegar sich um zu schmunzelt.
"Soviel jedenfalls zu meinen Motiven dahinter. Ich für meinen Teil will meine Karten offen spielen um das Problem, welches ich zumindest sehe, schnell beseite zu schaffen."
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Jelena verzog eine Augenbraue und sah Kadegar ziemlich vernichtend an:
"Was auch immer ihr mit eurer Zukunft anfangen wollt, tut mir den Gefallen und werdet nicht Diplomat. Ihr habt mir gerade ins Gesicht gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich in eine Katastrophe schlittere ziemlich hoch ist und ihr dann gerne dabei wäret."
Sie hob eine Hand und unterbrach den Magier im Ansatz.
"Egal. Wenn ihr mit offenen Karten spielen wollt, dann werde ich das auch tun. Ich halte euch für durchaus fähig, Kadegar. Und seit dieser unseligen Episode mit Gorix vertraue ich euren Fähigkeiten explizit. Das hier heute..."
Sie deutete mit der Hand auf sich selbst, "beweist, dass ihr wisst was ihr tut. Aber ich komme nur mit einer bestimmten Anzahl Magier in meinem Leben klar und die Zahl ist ausgereizt."
Sie trank ihre Schale leer und blickte Kadegar ruhig an:
"Ich denke das wir gut zusammen arbeiten können, Kadegar. Aber ich denke nicht, dass wir Freunde werden."
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Kadegar zuckte kurz gelassen mit den Schultern.
"Nun, wie Ihr wollt. Es sollte ja auch nur ein Angebot von meiner Seite aus sein, wenn Ihr meint das so zu Interpretieren kann ich Euch nicht daran hindern. Wenn ihr erlaubt würde ich dann weiter ziehen. Ich wollte heute noch die Stadt verlassen. Dann lasst mich Euch noch einen letzen Rat geben. Sucht Euch schnellsten einen Magier der in eurer Nähe, oder zu Eurer bereitschaft steht. Je nachdem wie fähig der Szivargeweihte ist, kann er jetzt im Moment schon dabei sein den Zauber zu erneuern. Ich würde es nicht als Katastrophe bezeichnen aber zumindest als Grund zur Vorsicht."
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Jelena nickte bestätigend:
"Ich werde dafür sorgen, dass ich geschützt bin. Aber ich glaube das man das Übel an der Wurzel packen muss. wohin wollt ihr reisen?"
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"Zurück nach Montralur. Ich muss noch einige Vorbereitungen treffen. Beziehungsweise noch eine Abschrift anfertigen."
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"Dann wünsche ich euch eine gute Reise. Kann ich euch mit Ausrüstung behilflich sein?"
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Kadegar und nahm seinen kleinen Koffer und schüttelte kurz den Kopf.
"Nein danke, es ist alles schon für die Abreise wieder bereit"
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Jelena nickte nur und streckte ihre rechte Hand aus:
"Dann bleibt mir nur euch eine sichere Reise zu wünschen. Vielen Dank für eure Hilfe, Kadegar Sonnenwende. Bis wir uns wieder sehen."
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"So soll es dann wohl sein"
Kadegar griff an Jelenas Handgelenk drückte es kurz und nickte ihr nocheinmal zu bevor er sich auf den Weg machte den Kontor zu verlassen
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Jelena wartete bis sich die Tür hinter Kadegar schloss und rieb sich dann müde das Gesicht. Es war eine ziemliche Ironie das ausgerechnet Kadegar zur rechten Zeit am rechen Ort gewesen war, aber sie war weit davon entfernt sich zu beschweren. Sie griff nach einem Stück Papier und verfasste die Nachricht für Gerhardt:
Er hat mich gefunden. Werde genesen. Er ist voller Hass und Wut, glaubt du habest ihm Unrecht getan. Er will dir so weh tun wie ihm weh getan wurde. Er ist ein Chamälion. Ich bleibe in Fanada, damit man mich nicht als Druckmittel benutzen kann. Ich sende dir Wassilji. Umgib dich mit dir gut bekannten Gesichtern. Bitte Maugrimm um einen Segen für deine Waffe. Wage es nicht dich umbringen zu lassen! Ich vermisse Dich.
JJ
Es war bestimmt nicht der stilvollste Brief den sie je verfasst hatte und weiß die Göttin nicht der romantischste, aber sie wusste wie Gerhardts verstand funktionierte und sie durfte ihn nicht mehr ablenken als ohnehin schon.
Das war es zumindest was sie sich immer wieder vorsagte.
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Wassilij sah Kadegar vom Stall aus das Kontor verlassen. Ruhigen Schrittes ging er zu jelenas Kammer. Alles war für seine Abreise vorbereitet. Fehlte nur noch Jelenas Anweisung.
Wenig später betrat er Jelenas Kammer. "Ich bin für die Abreise nach Port Valkenstein bereit. Worum geht es genau?"
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Jelena wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und reichte Wassilji die ungesiegelte Botschaft:
"Es war ein Szivarspriester. Er hat die letzten Wochen seine Gestalt verborgen und war hier bei uns. Er hat ein persönliches Motiv. Ich weiß nicht was er glaubt was Gerhardt ihm getan hat, aber er wird über Leichen gehen. Und ich stehe wohl ganz oben auf der Liste."
Sie deutete auf den Brief:
"Lerne die Botschaft auswendig, vernichte den Brief falls du auf Probleme trffst. Bleibe bei Gerhardt bis die Situation sich geklärt hat."
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Wassilij nickte knapp, um Jelena verstehen zu lassen, dass er verstanden hatte. "Wer soll Euch schützen, wenn ich bei Gerhardt bin? im Moment ist niemand im Kontor, der kampfkräftig ist."
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"Ich bezweifle das es hier in Fanada zu Angriffen kommen wird, der Geweihte ist bereits fort."
Sie schauderte.
"Ich habe es gespürt. Und ich werde Milosti jeden Tag meines restlichen Lebens Rauchopfer bringen wenn ich ihm nie wieder begegnen muss, egal auf welcher Ebene."
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Wassilij nickte lediglich erneut.
"Gut, ich habe mich ohnehin schon auf einen Eilritt vorbereitet. Wenn ihr verzeiht, ich werde mich sofort auf den Weg machen."
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"Pazi se, Sjeno moja."
Jelena griff nach Wassiljis rechter Hand und hielt sie mit beiden Händen fest:
"Im Gegensatz zu mir wirst du gegen Angriffe auf jener Ebene geschützt sein. Milostis Segen über dich. Wache über den starrsinnigen Mann, ja?"
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Wassilij nickte knapp.
"Dann mache ich mich auf den Weg! Wir sehen uns dann in ein paar Tagen wieder!"
Damit wandte Wassilij sich um und verließ das Kontor auf schnellstem Wege in Richtung Port Valkenstein.