Forum des Engonien e.V.
Die Gebiete in Caldrien => Das Caldrische Imperium => Thema gestartet von: Mel am 17. Jan 15, 19:17
-
Sie hatten es geschafft, vor dem Schnee zurück im Lager zu sein, um diese zu räumen und sich für den Winter weiter in den dunkelsten, sagenumwobenen Teil des Waldes zurück zu ziehen. Dort, wo sich niemand hineintrauen würde- auch nicht alle ihrer Männer. Einige hatten sich nach Bourvis, in das Alamarkloster zurückgezogen, um den Winter dort als Möche zu verbringen, denn zu ihren Familien konnten sie nicht zurück, ohne sie einer Gefahr auszusetzen.
Wenn Simon davon erfährt..
Williams Männer waren nicht so ängstlich, was daran lag, dass sie den Wald nicht kannten. Selbst ihr war mulmig zumute, als sie an einer geeigneten Stelle, nahe einer Höhle, ein neues Lager herrichteten.
Wenn es noch kälter würde, könnten sie leicht die Höhle beziehen, um nicht zu erfrieren. Gedankt sei den Göttern, dass wir keine Oscronner Winter haben.
Wären die Winter in Blachefleur ebenso hart wie in Oscronne, würde unter diesen Umständen wohl kaum die Hälfte der Männer überleben.
Lorainne rieb sich ihre bläulichen Finger und pustete hinein. Sie hatte ihre Handschuhe mal wieder verlegt.
Ich sollte endlich lernen, meine Handschuhe bei mir zu tragen. Ein Hieb auf die kalte Hand und ihr Schwert würde ihr aus den eisigen Fingern gleiten.
-
Trotz der Kälte schwitzte Vanion. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht, im Lager zu schuften, anzupacken, wo es nötig war, und Lorainnes Anweisungen zu vermitteln. Einige der Männer hatte kannte er nun besser, und obwohl manche von ihnen bereits seit Jahren in diesem Wald zu hocken schienen, waren sie nicht besser oder schlechter als andere. Nur derber in der Ausdrucksweise - so gut sein caldrisch sein mochte, gewisse Worte wollte er nicht verstehen.
Scherzend verabschiedete er sich von Jacques - Vanion kannte ihn schon länger -, dann überzeugte er sich, dass die Pferde gut untergebracht waren, es warm hatten und genügend Futter zur Verfügung hatten. Seufzend bückte er sich und hob Lorainnes Handschuhe auf, die im Schmutz lagen und die ein Haufen Pferdeäpfel nur knapp verfehlt hatte. Mit einer Bürste (mit der eigentlich die Pferde gestriegelt wurden) strich er den gröbsten kalten, nassen Matsch ab, dann machte er sich zu seiner Herrin auf.
-
Sie hatte ihre Hände unter die Achseln gesteckt, um sie zu wärmen. Ihr Blick schweifte unablässig durch das Lager, als suche sie jemanden.
Hin und wieder hörte sie jemanden fluchen oder einen derben Witz machen und lächelte. Obwohl sie hier auf viele Annehmlichkeiten verzichten mussten, war es irgendwie ein Zuhause.
Sie kannte die Ängste und Träume jedes Einzelnen der Männer. hatte sie in der Nacht so manches Mal weinen, stöhnen und furzen gehört.
Wenn sie erst in La Follye waren und nicht mehr so eng beeinander hockten, würde sie das vermissen?
Sie hörte hinter sich ein Plätschern und drehte sich um und starrte fassungslos auf Ansgar und die kleinere Ausgabe von ihm.
"Bei den Göttern, wenn Du noch einmal halb im Lager pinkelst, hoffe ich, dass Dir die Eier abfrieren. Dort hinten ist die richtige Stelle."
Sie deute vage nach links, ins Buschwerk.
Ansgar grinste unflätig, dann verlegen, als er Lorainnes bösen Blick sah. Er wischte sich die Hände an seiner Tunika ab und machte sich davon, um bei den arbeiten im Lager mit an zu packen.
Lorainne schüttelte immer noch ein wenig fassungslos den Kopf. Wir müssen hier weg, sonst werden wir alle zu Barbaren.
Erneut schweifte ihr Blick suchend durch das Lager.
-
Silas schritt grade aus dem Wald heraus und ging auf Lorainne zu. Selbst wenn sie jetzt eine Höhergestellte war, hier draußen wusste er immer noch besser zu überleben als sie; so kam es, dass er losgezogen war um Moos zu sammeln, genug, um Lorainne eine Unterschicht junter ihrem Lager zuzubereiten, dass die Kälte aus dem Boden nicht nach oben stieg.
Er hatte auch zwei größere Steine gefunden, die er später ins Feuer legen wollte. Nichts speicherte Wärme besser als heiße Steine. Sie glühten dazu nicht im dunkeln und verrieten so ein Versteck, wärmten aber wie ein kleines Feuer.
Als er Lorainne erblickte, musste er lächeln. Es kam ihm vor wie ein Dejavu.
Festen Schrittes ging era uf sie zu.
-
Sie hörte die Schritte hinter sich und lauschte einen Moment. Nein, auch hier kam sie nicht. Die Kenderin ging viel leichter und leiser. Unwillig drehte sie sich um.
Als sie Silas sah, schien sie erleichtert. Da wo er war, war auch Anders meist nicht weit.
"Hast Du gefunden, was Du suchst?"
-
Anders schlich durch den Wald. Sie hatte die Fährte einer kleinen Gruppe von Rehen entdeckt und waren ihnen geschlichen. Jetzt kauerte sie im Gebüsch und beobachtete die kleine Gruppe, die an einem Bach halt gemacht hatte um zu trinken. Der Hirsch der bei ihnen war hob den Kopf und witterte. Anders streckte ihre Hände gen Boden und presste sie ins feuchte Laub. //Na hast du mich gesehen?//
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Er verriet es ihr nicht, senkte nur den Kopf und die kleine Gruppe zog weiter, über den Bach. Anders blieb, sie hatte sich schon weit genug vom Lager entfernt, aber der Wald weckte in ihr das unstillbare Verlangen ihn zu erkunden. Es war als würden die grünen Zweige der Tannen sie rufen, die leeren Äste der Bäume flüstern. Sie mochte den Foret d'Artroux. Ein dichter Wald, mit vielen Möglichkeiten sich zu verstecken und so viel zu sehen.
Sie erhob sich, streckte den Rücken durch und blickte sich um. //Diesen einen Baum noch.//, beschloss sie für sich und lief leichtfüßig zu einem Dicken Stamm. Sie sprang hoch an die Äste und machte sich auf den Weg. Die Krone war ihr Ziel, so hoch wie die Äste sie tragen würden. Schnell und flink kletterte sie immer weiter. Der Wind pfiff und sie murrte leicht weil sie die Handschuhe zum Klettern hatte ausziehen müssen.
Schließlich zog sie sich auf den letzten Ast und steckte den Kopf aus der Kahlen Krone. Jetzt blickte sie über den dichten Wald und ließ den Blick schweifen. Sie wusste in welche Richtung das Lager war, aber von hier war es nicht zu entdecken, dass war gut. Sie hörte ein Krächzen und ihr Blick schoss nach oben und sie erblickte einen Raben der kreisend nach einem Landeplatz suchte. Sie lächelte ihn an. Dann blickte sie zu Boden. Sie sollte zurück.
Am besten jetzt.
Sie machte sich zurück auf den Weg zum Boden, streifte die Handschuhe über und lief dann ín einem flotten Tempo, welches sie aber durchhalten würde zurück.
In der Nähe des Lagers schlug sie einen Bogen und kam beim Eingang der Lagers heraus. Sie sah wieder aus wie ein Wildes Kind, aber das störte sie nicht. Sie würde Lorainne von den Rehen erzählen und von dem Baum. Man konnte dort wirklich gut das Land überblicken. Das musste sie ihr sagen.
-
"Ich denke, dass ich dies habe."
Silas ging an die windabgewandte Seite des freigeräumten Rondells und legte dort das Moos aus. Im Anschluss nahm er eine schwere Wilddecke und legte sie über das Moosbett. Zum Schluss kamen noch Lorainnes persönliche Schlafsachen hinzu und der Nachtplatz war fast fertig.
Die Steine musste noch was ins Feure gelegt werden und würden dann die Nacht über die Wärme abgeben und so alles etwas gemütlicher machen.
"Falls" - Silas schaute sich kurz um, ob keiner in der Nähe war - "du dich schon mal hinlegen willst, während dein Zelt aufgebaut wird. Das Moos ist trocken und hält die Kälte ab, die Steine geben die Wärme. Ich baue dein Zelt gleich auf, denke aber, dass dauert noch was bis es fertig ist."
Silas lächelte, wie er es damals manchmal gemacht hatte.
-
Lorainne lächelte zurück. "Wo Du bei dem Schnee nur wieder Moos gefunden hast, kein Wunder, dass Du dich so gut mit Anders verstehst. Aber mach dir wegen des Zeltes keine Umstände, Vanion wird das schon machen. Für das Erste bleibt uns ohnehin nichts anderes übrig, als in den Zelten zu schlafen. vielleicht schaffen wir es aber auch wieder, ein paar Hütten zu bauen. Ansosnten blieb die Höhle.Wir dürfen nicht...."
Sie brach ab und ihr Gesicht hellte sich auf. Offenbar hatte sie gefunden, was sie suchte.
-
Silas erwiderte Loraines Blick und für einen Augenblick schien er gedanklich wieder in der Vergangenheit zu sein ... dass, was er ihr damals geschworen hatte und dass, wofür er sterben würde.
"Natürlich. Nur müssen wir mit dem Holz aufpassen. Aber ich schau mich morgen mal um in detr Umgebung."
Als Lorainne stockte, warf er einen Blick in die Richtung, in die Lorainne schaute.
-
Anders blickte sich nochmal um und entdeckte schließlich Lorainne. Sie winkte und machte sich aug den Weg dort hin. "Lorainne ich habe einen tollen Aussichtspunkt gefunden. "
-
"Hast Du das."
Lorainnes Stimme war sanft, als spräche sie zu einem Kind.
"Dann sollten wir ihn uns einmal ansehen."
Sie brauchte Bewegung. Ruhe. Nur einen kleinen Moment.
Lächeln wandte sie sich von Silas ab.
"Ich schaue mir diesen Aussichtspunkt einmal an."
Da sie Anders mittlerweile kannte, löste sie ihren Umhang und reichte ihn Silas. Ohne ihn würde sie schneller sein und keine unnötigen Spuren im Schnee machen. Wahrscheinlich würde sie klettern müssen.
Grinsend wandte sie sich an Anders:"Allez. Schauen wir uns ein wenig um."
-
Anders grinste. Sie freute sich das Lorainne offensichtlich mitkommen wollte. Sie stellte sich mittlerweile gut im Wald an und sie war geschickt geworden. " Das freut mich. Dann komm...wo sind deine Handschuhe?" Sie legtw den Kopf schief. "Ich hab auch Rehe gesehen. ", sprach sie weiter und überprüfte nochmal den Sitz ihrer Messer. Saß alles noch.
-
Von weitem konnte Vanion noch sehen, wie Lorainne mit Anders sich anschickte, das Lager zu verlassen. Er zuckte mit den Schultern, dann brachte er die Handschuhe zu Lorainnes Lager. Irgendetwas war bestimmt noch zu tun, sagte er sich, und so begann er, Lorainnes Abendbrot zu bereiten.
-
Silas nahm Lorainnes Mantel entgegen und legte ihn auf ihr Lager.
Sie weiß schon, was sie tut, dachte sich Silas und kümmerte sich darum, sein eigenes Lager aufzubauen. Nahe am Lagereingang, wie es sich gehörte.
-
Lorainne folgte Anders, sorgsam darauf bedacht, mit ihren schweren Stiefeln nicht mehr Spuren als nötig zu Hinterlassen. Jedes Aufflattern eines Vogels liess sie kurz innehalten, um herauszufinden, was das Tier so aufgeschreckt hatte.
-
Anders strich vor Lorainne um die Bäume, ab und zu warf sie ihr einen Lächelnden Blick über die Schulter zu, aber sie schwieg den ganzen Weg. Es freute sie, dass Lorainne wieder Lächelte. Sie schien glücklich zu sein, jetzt wo sie im Wald waren und das wärmte ihr das Herz. Sie wusste was Lorainne alles wieder fahren war, fast aus erster Hand und so freute sie sich im Stillen über jedes positive Zeichen von ihr.
Auch sie lauschte der Stimme des Waldes, den Vögeln und dem leisen Knacken, welches hier und dort zu hören war. Ihre Gedanken kreisten um Simon. Wenn die Stille zurückkehrte, fand auch sie Zeit Dinge zu ordnen und das war die Zeit die sie brauchte um Dinge sich verständlich zu machen.
Wieso war Simon gegangen? Sie hatte nicht gefragt, da sie nicht wieder ein Thema anschneiden wollte welches einen Abschied beinhaltete, aber dennoch kreiste die Frage in ihrem Kopf.
Ein etwas lauteres Knacken ließ sie mit einer Flüssigen Bewegung in die Hocke gehen und dort erstarren. Sie blickte sich um, konnte aber keine Gefahr feststellen, verharrte noch kurz und huschte dann weiter. Nach etwa einer halben Stunde waren sie wieder bei dem großen Baum und anders drehte sich zu Lorainne um. "Hier das ist er. Man kann wirklich hoch klettern und den ganzen Wald sehen. Aber unser Lager sieht man nicht, selbst wenn man weiß in welche Richtung mach schauen muss."
-
Lorainne blickte skeptisch den Baum hinauf. Ob sie es wirklich tun sollte?
Sie schaute sich um, ob wirklich niemand diese Kinderei bemerken würde.
Dann erklomm ie den ersten Ast und zog sich hoch. Sie konnte zwar nicht mit Anders mithalten, aber immerhin brauchte sie auch nicht viel länger als die Kenderin.
Anders saß schon in einer Astgabe und liess die Beine baumeln.
Für einen kurzen Moment schwindelte es ihr, als sie nach untern schaute- so hoch hatte der Baum von unten gar nicht ausgesehen-. Dann zog sie die weiße Schönheit der Landschaft in den Bann.
Nach Süden konnte man einen ganz guten BLick über das Land erhaschen, nach Norden hingegen schienen die Bäume höher, so dass man nicht sehr weit schauen konnte. Irgendwo dort lag Beauxchamp und dahinter Oscronne.
"Da irgendwo liegt La Follye" ihr Finger zeigte vage nach Südosten.
"Bourvis liegt dann dort, etwas weiter westlich. Dort im Osten verläuft die Grenze zu Marnois, die sollten wir nicht überschreiten- außer bei einer Jagd."
-
Eine kalte Windböe fegte über die kahlen Wipfel und ließ Anders Haare und die darin enthaltenen Feder zum Flattern. Kurz fröstelte sie nickte aber. "Ich werde es mir merken.", sagte sie und schaute in die Richtung in die Lorainnes Finger zeigte. Ihr Blick schweifte wieder über den Wald. "Es ist schön das du hier bist. Also hier auf dem Baum.", meinte sie und grinste. Wieder schaute sie in Richtung LaFollye. "Ich freue mich auf La Follye. Es freut mich das wir deiner Heimat so nahe sind. Ich bin sehr neugierig wie es dort ist."
Langsam baumelten ihre Beine als ihr Blick wieder zum Himmel kehrte. "Ich glaube dieser Baum wird mein Lieblingsbaum. Ich mag diesen Wald sowieso. Er ist so dicht und groß wie ich noch keinen gesehen habe. Er ist auf seine Art und Weise schön und sicher. Und es gibt viel zu entdecken."
-
"Dieser wald ist voller abenteuer. Als silas und ich noch jung waren, war uns kaum ein baum zu hoch, kein bächlein zu tief und keine mutprobe zu schwer."
Lorainne lachte, lehnte sich an den dicken baumstamm und liess wie anders die beine baumeln.
Obwohl es kalt war, zog sie noch nichts zurück ins lager.
-
Anders lächelte. Ja das konnte sie verstehen. Lorainne hörte es also auch, das Rufen des Waldes. Sie beobachtete sie eine Weile schweigend. Jetzt hier oben auf dem Baum schien sie eine andere Lorainne zu sein, jünger und lebensfroh. Als hätte sie alle Sorgen, allen Zwang und alle Sitten unten am Fuß des Baumes gelassen.
Wieder hörte sie die Raben krächzen und sah sich lächelnd nach den Vögeln um. Dann kam ihr eine Idee und sie kletterte zu Lorainne hinab. "Lass uns das öfters machen Lorainne. So in den Wald gehen oder reiten und auf einen Baum klettern. Auch wenn La Follye wieder dir gehört und das alles vorbei ist."
Sie setzte sich auf einen Ast unweit von der Ritterin und schaute sie lächelnd an. "Dann können wir uns Geschichten erzählen oder Vögel beobachten. Oder andere Dinge. oh schau!"
Sie deute an Lorainne vorbei gen Westen. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und hatte eine blutrote Färbung angenommen, die den Wald wie in Feuer tauchte und auch die Wolken am Himmel. Mit großen Augen betrachtete Anders das Schauspiel.
-
"Ja, vielleicht sollten wir das wirklich öfter tun."
Lorainne lächelte verträumt, bis die Realität sie wieder einholte.
"Ich hoffe, wenn La Follye wieder meines ist, dass ich dann noch die Zeit für solche Ausflüge habe. Hast Du dir überlegrt, was Du dann machen willst?"
Jetzt sah sie den Kender direkt an und sprach nicht mehr mit ihr, wie mit einem Kind.
"Ich meine, willst Du bleiben?"
-
Anders winkte ab. "Werden wir schon. Manchmal muss man einfach raus."
Sie lächelte, wurde dann aber erstmal ernst. Nachdenklich schaute sie Lorainne an, ehe sie den Blick wieder schweifen lies.
"Darüber denke ich viel nach. Wenn das mit La Follye vorbei ist dann ist ein großes Abenteuer vorbei. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal erlebe. Da ich so fest bei etwas dabei sein könnte. Ich habe Engonien sehr gern gewonnen und möchte es als neue Heimat behalten. Jaftan El Kash ist so weit von hier, und hier sind alle meine Freunde, meine neue Familie. Außerdem ist es hier nicht so glühend heiß wie dort."
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und schaute Lorainne an. "Ich habe euch alle lieb gewonnen und möchte auch La Follye kennen lernen, aber das gleiche gilt auch für Engonien. Ich habe bisher nur einen Bruchteil des Landes gesehen und ich bin so neugierig auf den Rest. Ich möchte Lyra mal an ihrer Magierakademie besuchen, Caldrien und Andarra sehen. Aber ich fürchte, das werde ich dann wohl alleine machen müssen. So wie vor Engonien. Aber ich komme auf jeden fall zurück. Und wenn ihr mich braucht komme ich sofort! Das heißt, wenn ihr noch etwas mehr Chaos auf La Follye brauchen könnt."
-
Es versetzte Lorainne einen Stich, als Anders davon sprach, weiter zu reisen.
Doch sie hatte nichts anderes erwartet.
"Du wirst uns sicher fehlen. Aber in La Follye wirst Du immer willkommen sein."
Lorainnes Gesichtsausdruck war freundlich, aber unergründlich.
Am liebsten hätte sie Anders gesagt, dass sie bleiben sollte. Dass es mit ihr manchmal viel leichter war, weil sie sie zu solchem Unsinn anstiftete, wie auf Bäume zu klettern.
Das alles dann vergessen war und sie sich keine Gedanken über ihre Pflichten machte. Nur für diesen Moment.
Verträumt schaute sie in die Abendsonne.
"Dann werden Silas und Vanion eben mit mir auf Bäume klettern müssen, wenn Du nicht da bist."
-
Anders lächelte. "Vanion auf einem Baum?", kicherte sie. "Uii das stelle ich mir lustig vor. er ist so bodenständig, dass ich ihn mir gar nicht in so luftiger Höhe vorstellen kann. Silas schon eher. Ja bei dem kann ich mir das sogar sehr gut vorstellen."
Sie lehnte sich zurück gegen den Stamm und zog ein Knie an auf welches sie den Arm legte. "Ich werde euch sicher auch vermissen, aber stell dir vor wenn ich euch dann regelmäßig besuchen komme was ich dann für Abenteuer zu erzählen habe. Und ich kann auch Briefe schreiben. So wie mit Lyra. Sie hat eine Möwe die unsere Briefe hin und her trägt. So ist sie auch nie weit von mir weg, aber ich glaube meine Schrift ist furchtbar. Ich nehme mir immer ihre Briefe und schreibe die Worte ab die ich brauche, so wird es langsam besser, dennoch. Schreiben ist schwer."
Sie seufzte leicht lächelte aber dann wieder. "Und wer weiß wen ich alles treffe. Ich wollte Rugier besuchen in der Tiorsburg. Und Joshua, Otus, Dorell und Torben bei den Falkensteinern. Auch Gerhard würde ich gern Hallo sagen, aber ich glaube er ist im Moment nicht dort. Dann wollte ich mir auch mal eines der Laviniakloster ansehen. Ich möchte sowieso mehr über eure Götter wissen. Sie scheinen freundlich. Mir wurde von Kindheit an auf beigebracht Religion sei ein Mittel zur Manipulation, aber irgendwie glaube ich das nicht. Nicht mehr. Auf jeden fall werde ich auch Rania und Yorik besuchen. Und wer weiß wer mich noch ein Stück mit sich reisen lässt. Ich habe bisher immer meinen Weg gefunden. Und dabei Freunde überall. Weißt du was Gorix das letzte Mal gesagt hat als er mich gesehen hat? Er hat mich ganz lange angeschaut und als ich gefragt hab warum er das macht hat er gesagt, dass ich offensichtlich beschlossen habe länger zu bleiben und er deshalb herausfinden will was er über mich denkt." Sie kicherte. "Keine Ahnung wie weit er damit ist. Oder Stella, wie weit sie mit ihrer Ausbildung ist. Es passiert immer so viel wenn wir getrennt sind. Jeder hat danach mächtig viel zu erzählen."
Sie blickte zu Lorainne hinunter und grinste. "Aber keine Sorge, bevor ich überhaupt in Erwägung ziehe irgendwo hin zu gehen werde ich dir noch etwas schenken. Etwas nützliches."
-
Lorainne lachte:"Jaaaaa, Gorix. manchmal ein seltsamer Mann. Aber ihm verdanken wir alle soviel. Ohne ihn wäre nie heil aus Brega hinausgekommen. Und für ihn ist das eine Selbstverständlichkeit gewesen. Er ist ein großer Mann. Svenja kann sich glücklich schätzen, ihn an ihrer Seite zu haben."
Sie hörte Anders noch eine Weile zu, und mit jedem Namen, den sie nannte, tauchte das passende Gesicht vor Lorainne auf. Freunde in der Not.
Zufrieden lächelte sie in sich hinein und genoss das wohlige Gefühl der Freundschaft. Schon lange hatte sie das nicht mehr so intensiv gespürt.
"Was schenken? Mit? Aber warum?" hakte sie irritiert und doch neugierig nach.
-
Anders schmunzelte. "Naja ich glaube du kannst es brauchen. Schließlich hasst du es genau so wie ich eingesperrt zu sein nicht war?"
Sie schaute zu Lorainne hinunter. "Ich werde dir zeigen, wie du das richtige Werkzeug verstecken kannst oder in welcher Art du die Hände beim Fesseln halten musst damit du dich leichter befreien kannst. Und ich werde dir zeigen wie man Schlösser knackt. Jede Frau sollte das wissen. Man braucht es immer irgendwann."
Sie zog einen der kleinen Zöpfe zu sich heran und strich sich mit der Feder um die Nase. "Außerdem brauche ich keine Begründung um die war zu schenken. Das macht man einfach so."
-
"Schlösser knacken, ehm, wie ein gemeiner Dieb?!" brummte Lorainne.
Aber sie hasste es wirklich eingesperrt zu sein. Das war als Kind schon so gewesen und nach der Erfahrung in der Höhle hatte sich das nicht gerade gebessert.
Ein kalter Schauer fuhr ihr den Rücken hinunter und wachsam sah sie sich um.
"Aber einem gewissen Pragmatismus kann ich mich verwehren. Solange er nicht ganz und gar unritterlich ist." lächelte sie und verbannte Savaric und die Höhle aus ihren Gedanken.
-
Anders guckte kurz Böse. " Alles was man lernt ist ein Werkzeug! Es bleibt einem selbst überlassen wie man es einsetzt! Das ist das selbe wie mit Verantwortung, Magie oder Vertrauen. Wenn ich dir ein Messer gebe entscheidest du doch auch ob du es zum Brot schneiden oder zum meucheln benutzt oder? Das selbe ist es mit Ditrichen. Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Wie bei den Falkensteinern im Armeelager weißt du noch? Die Ande...ander...Anderrander? Die hießen doch so oder? Naja auf jeden fall fühlten sie sich im Recht und auch die Falkensteiner fühlten sich im Recht. Es ist das selbe wie mit dem Messer. Wer ist Böse? Wer ist Gut? Ich glaube das Böse und Gut zwei Seiten von ein und der selben Münze sind. Aber wir entscheiden wie wir sie drehen."
Sie blickte kurz nachdenklich in die Ferne. Die Sonne sank immer tiefer. "Wir sollten gleich runter klettern, sonst wird es sehr sehr dunkel werden.",murmelte sie mehr zu sich.
"Außerdem bin ich kein Ritter. Und wer wohl auch nie einer. Ich weiß nicht was unritterlich und was nicht ritterlich ist. Ne warte das ist ein und das selbe. Was ritterlich ist meine ich.", sie grinste.
"Aber das heißt doch nicht das ich keine Ehre habe oder? Obwohl ich das auch nie so ganz verstanden habe mit der Ehre, wann man sie hat und wann nicht..."
-
"Da hast du nicht Unrecht. Es kommt immer darauf an, wie man seine Fähigkeiten einsetzt, um ehrenhaft zu sein. Wobei man nicht vergessen sollte, dass auch die Ehre in erster Linie ein Ideal ist, dass man mit seinem Handeln erreichen will- und nur wenige schaffen es, dieses Ideal zu erfüllen. Simon ist einer davon. Ich dagegen bin noch sehr weit davon entfernt. Das, was wir hier tun, ist auch nicht gerade ritterlich. Uns wie Banditen im Wald verstecken."
Lorainne kletterte vorsichtig hinab.
"Na los. Gehen wir zurück."
-
"Naja wenn wir uns nicht verstecken würden würden wir alle sterben.", meinte Anders und folgte Lorainne den Baum hinunter. "Und wenn wir Tod wären, könnten wir nichts mehr machen. Ich finde die ganze Sache mit der Ehre etwas komisch. Ich meine was ist Ehre überhaupt?"
Ast, Ast , Ast Sprung und sie landete im Laub. Sich die Finger reibend schaute sie zu Lorainne und richtete sich dann auf.
Schon wollte sie nach Simon fragen, aber sie Biss sich noch auf die Zunge. // Nicht jetzt. Ist jetzt nicht wichtig.//
"Willst du meine Handschuhe?", fragte sie mit einem Blick auf Lorainnes Finger.
-
Lorainne musterte ebenfalls ihre Hände. Sie hatte undamenhafte tiefe Schwielen in der Innenfläche, ihr Handrücken war durch die Kälte und Kletterei aufgerissen und zerkratzt.
Doch sie schüttelte den Kopf.
"Meine Hände sind schon zerschunden. Deine noch nicht.Also behalte Deine Handschuhe."
Von Vanion, Silas oder einem ihrer anderen Männer hätte sie die Handschube wohl angenommen. Es war nicht so, dass sie Anders nicht als zugehörig betrachtete, aber sie war ihr nicht untergeben. Jedenfalls nicht so, wie die restlichen Menschen in ihrem Lager.
-
"Wir sollten uns trotzdem um deine Hände kümmern. Sonst reißt die Haut immer weiter ein. Vielleicht hab ich noch alles da für eine Salbe. Ich muss nachher mal nachschauen." Sie warf einen Blick zum Himmel. Dicke graue Wolken zogen auf, es würde wohl schneien. Zumindest sah es stark danach aus. Dann machten sie sich auf den Rückweg. Der Wald um sie herum war still geworden, so als würde die Kälte die meisten Geräusche einfach verschlucken. Die Kenderin fing wieder ganz leise an zu summen, dieses Mal ein Lied aus ihrer Heimat. Langsam und fremdartig.
Die Worte formten sich in ihrem Kopf, aber sie sprach sie nicht aus. In ihrem Kopf ging wieder viel herum. Das was auf sie zukommen würde... Sie wusste nicht wie sie sich das vorstellen sollte. Wieder einmal stellte sie fest das sie so wenig wusste von anderen Lebenswegen. Sie hatte in El Kash fast wie in einer Luftblase gelebt und nun war da so viel neues und unbekanntes, dass sie sich nicht mal sicher war ob sie das alles würde lernen und begreifen können. Was würde auf sie zukommen in dem bevorstehenden Kampf gegen Roquefort, und welche Rolle würde sie haben? Würde sie überhaupt helfen können? Irgendwie mit Sicherheit, zagte sie sich sonst hätte Lorainne sie nicht mitgenommen. Und wer würde ihnen noch helfen?
Lyra, Stella? Sie wusste, das eine Gruppe immer am besten von allem etwas dabei haben sollte vor allem wenn sie wirklich wieder auf Hexen und Klubkisten....ne wie nannte man die Kulltisten treffen würde. Was sie zu einem anderen Thema brachte. Was war mit diesem Ding in ihr? Es würde warten müssen bis alles vorbei war, soviel stand fest, aber würde sie ihr wirklich helfen können?
Oh man. Die letzten Monde hatten ihr wirklich viel gegeben zum nachdenken, dennoch kümmerte sie sich darum, dass sie nicht nur noch nachdachte. Wenn das so wäre würde sie nämlich viel verpassen was um sie herum geschehen würde.
-
Anders´Summen schien laut in der Stille des Waldes. Und doch beruhigte es sie, jetzt wo die Dunkelheit immer schneller hereinbracht und man nur das Knacken der Stiefel auf kaltem Schnee hören konnte.
Nicht beunrihigte sie mehr als die Stille gepaart mit Dunkelheit. Sie suchte nachts immer die Nähe zum Feuer und ihren Leuten, so dass es fast schon unschicklich wirkte, wäre Anders nicht immerzu in ihrer Nähe.
Durch die hereinbrechende Dunkelheit brauchten sie deutlich länger zurück ins Lager. Ohne die Sonne wurde es sehr schnell viel kälter. Und obwohl ihr vor Anstrengung der Kletterei noch der Schweiss den Rücken hinablief, fror sie nun.
Am Lager angekommen, hörten sie schon das Lachen der Anderen und verführerischer Essensduft stieg ihnen in die Nase.
Lorainne beeilte sich, ihren Platz am Kopf der provisorischen Tafel einzunehmen, damit das Essen endlich beginnen konnte.
"Entschuldigt, wir haben die Zeit gar nicht beachtet. Nun, lasst uns Naduria danken, dass sie uns solange in ihrem Wald geduldet hat und dass sie uns den Winter über wohlgesonnen bleibt. Bon Appetit!"
-
Auch Agders beeilte sich wieder zum Lager zu kommen. Sie hatte Hunger und es würde nun wirklich bitter Kalt. Für den Nächsten Winter musste sie dringend gucken wo sie ein paar Felle herbekam. Wäre sie allein unterwegs, wäre sie sonst wohl erfroren. Schnell gesellte sie sich unter die Männer und in Vanions Nähe und setzte sich dazu.
Dann eröffnete Lorainne das Essen und alle bedienten sich.
//Naduria ich danke dir für das Essen hier auf den Tisch. Und für die Gruppe Rehe die ich heute im Wald gesehen habe. Oh und dafür, dass die Blätter immer so schön aussehen wenn sie mit Raureif überzogen sind. Und die Eisblumen an den Bäumen. Gib gut auf die Tiere acht die jetzt schlafen und auch auf uns wenn wir es später tun. Danke//
Sie löste ihren Blick von den Baumwipfeln und nahm sich ebenfalls. Das Feuer wärmte ihr die Glieder und Finger und das Lachen und Scherzen ihr Herz.
-
Ein schwerer Umhang senkte sich auf Lorainne Schultern und wohlig seufzend kuschelte sie sich hinein. Vanion nahm wieder Platz und begann nun ebenfalls mit dem Essen.
Gewärmt von Eintopf und Umhang ging es ihr viel besser und sie lauschte dem ausgelassenen Tischgespräch.
-
Vielen der Gesprächsthemen konnte sie nicht wirklich folgen, allerdings hatten sich die Männer mittlerweile an sie gewöhnt und banden sie wenn sie konnten mit ein. Auch gingen sie auf die ein oder andere Frage ihrerseits ein, sodass die Gespräche am tisch manchmal eine sehr lustige Wendung nehmen konnten. Viele der Männer hatten sie zuerst mit Argwohn betrachtet, aber das hatte Anders nicht gewundert.
Sie erinnerte sich noch genau an die ersten Worte die Lorainne jemals über sie verloren hatte.
Du 'ast einen Kender in meinen Kopf gelassen? Bei den Göttern!
Sie unterdrückte ein Kichern und dankte im Stillen wieder einmal Vanion, dass er ihr genug von Lorianne und Rania erzählt hatte, dass sie sich dafür entschieden hatte bei ihrer Rettung mit zu tun.
Als man sie nach ihrem heutigen Tag fragte, erzählte ihr von ihrer Streife, der Gruppe Rehe und das sie wahrscheinlich bald wieder blaue Flecke haben würde, da sie auf ein Paar Steinen ausgerutscht war, aber das wäre nicht weiter schlimm.
-
Nach und nach hatten die meisten aufgegessen und das Gespräch plätscherte dahin. Anfangs war Vanion sich komisch vorgekommen, als er Lorainne bedient hatte, obwohl das hier alles andere als eine Umgebung war, in der eine Bedienung normalerweise zu schaffen hatte - doch das war nunmal eine seiner Pflichten als Knappe.
Mit einem Lächeln auf den Lippen fragte er: "Noch etwas Wein?" - und goss Lorainnes Zinnkrug mit sauberem, kalten Quellwasser voll. Es gab schon länger keinen Wein mehr.
Sein Grinsen traf auf ihren tadelnden Blick, doch sie hob den Krug an die Lippen und trank begierig.
Die ersten standen schon auf, doch Vanion setzte sich neben seine Herrin.
"Lorainne - mir liegt noch etwas auf dem Herzen. Nichts Schlimmes, aber ich hab' noch einen Wunsch."
-
Kurz musterte sie Vanion, bevor sie den Becher absetzte."Sprich. Was bereitet Dir Sorgen?"
-
Entspannt lehnte sich Vanion zurück, so gut es eben ging. Er hatte schon länger darüber nachgedacht, aber bisher hatte sich nie die Gelegenheit dazu ergeben.
"Nun ja - wir werden bald offen gegen Roquefort ziehen, nicht wahr? Zumindest mehr oder weniger offen. Savaric wird klar sein, dass du lebst, wenn er das nicht längst weiß. Und ich mag nur eine kleine Rolle bei deiner Rettung gespielt haben, doch wenigstens habe ich eine Rolle gespielt.
Das wird er nicht vergessen haben. Der Winter ist viel zu hart für meine Familie, vor allem für meine Tochter. Das beste Versteck kann gefunden werden, da mache ich mir nichts vor! Und egal, ob dieses Abenteuer gut oder schlecht für uns ausgeht - Savarics Tod ist erst der Anfang. Schließlich hat Simon oft genug davon gesprochen: Marnois, Blanchefleur, sie haben gewiss ihre Finger irgendwo im Spiel. Bis diese Händel beendet sind, ist La Follye nicht gerade der sicherste Ort für meine Familie. Vor allem, wenn herauskommt, wer ich bin. Man wird gewiss versuchen, mich unter Druck zu setzen, wo es nur geht, bevor ich sicheren Fußes alleine stehen kann.
Ich möchte meine Familie hier wegbringen. Weit weg."
-
Lorainne nickte:"Ja, ich habe auch schon oft darüber nachgedacht, allerdings bezüglich Leah. Jedoch glaube ich, dass sie den Winter über recht sicher sind. Savaric sitzt hier ebenso fest wie wir. Doch offenbar hat er Kontakte, und wer weiss schon, ob nicht jemand für ihn die Drecksarbeit erledigt."
Lorainne griff nach ihrem Becher und rechnete die Vorräte durch, während sie den Becher nachdenklich in der Hand drehte.
"Nein, wir müssen ihm zuvor kommen. Ich dachte daran, dass wir noch bleiben und das Lager aufbauen. Dann können wir gehen, denn außer warten können wir sonst nicht viel tun, außer ihm hier und da ein paar kleine Stiche zu versetzen. Er wird bestimmt nicht damit rechnen, dass wir uns im Winter quer durch Engonien bewegen. Das ist unser Vorteil. Was hälst Du von Reichsfeld? Besuchen wir doch Otus, Maugrimm und Joshua. Vielleicht können wir von Joshua ein wenig Nuss-Schnaps abstauebn und den Männern mitbringen." Lorainne lächelte.
-
"Wir besuchen die Valkensteiner?", platzte in dem Moment Anders in das Gespräch. Sie hatte nicht wirklich zu gehört, auf einem halben ihr vielleicht, da sie im Moment mit einem der anderen Männer sich über Spurenlesen unterhielt, aber bei Joshua in Kombination mit dem Schnaps und Otus war sie dann doch aufmerksam geworden.
Allerdings fiel ihr jetzt auch wieder ein, dass man ihr gesagt hatte sie solle sich nicht immer überall einmischen.
"UPS Entschuldigung....", sagte sie und zog schonmal vorsorglich den Kopf ein.
-
"Reichsfeld klingt nach einer guten - " in diesem Moment unterbrach Anders. "Wir müssten uns mit der Reise beeilen. Ich kenne die genauen Entfernungen nicht, aber wir brauchen keine große Gesellschaft. Auch brauchen wir Männer im Forêt, die ihre Familien beschützen und so gut es geht dafür sorgen, dass Savaric die guten Menschen von La Follye nicht zu sehr drangsalieren kann."
Vanion überlegte kurz. "Ein Nachteil ist natürlich, dass wir beide so niemals genug über diesen Wald wissen werden, um wirklich alleine Wege zu finden. Ich mag am Tage eine Marschrichtung einhalten können, doch der Forêt macht mir Angst."
Als Anders ihn erstaunt ansah, fuhr er fort:
"Nun, ich bin in Tangara aufgewachsen. Viele Felder, weite Weiden, und nur ab und zu ein lichter Wald. Dieses Gehölz hier schnürt mir die Luft ab. Die Bäume ranken sich, als würden sie Alpträume gebären. Grade hier ist es fast wie im Arden. Weniger zäh, doch genauso drückend. Versteht ihr, was ich meine?" Es war offensichtlich, dass es dem Knappen schwer fiel, seine Gefühle in Worte zu fassen.
"Ich versteh schon, warum selbst Jacques keine Scherze über diesen Wald macht. Er macht sonst über alles Scherze."
-
Lorainne verstand, was er meinte, doch war sie sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und lächelte so die Ängste der Männer meist weg, um sie dann trotzdem zur Vorsicht zu mahnen.
So auch bei Vanion:"Du brauchst keine Angst haben. Diesen Teil des Waldes kenne ich. Außerdem- wenn meine Vorfahren sich an die tiefste Stelle trauten, dorthin, wo du auch am hellichten Tage das Gefühl hast, es wäre dunkelste Nacht, dann schaffen wir das auch- nicht dass ich wirklich soweit in den Wald hinein will."
Sie schaute über die Männer hinweg und entschied dann, dass nur Anders sie beide begleiten würde.
"Es wird eine lange Reise. Ich möchte Fulk und Leah auch nach Reichsfeld bringen. Dazu müssen wir vorher nach Brega. Wir müssen schnell sein. Nur leichtes Gepäck, und ein paar Vorräte. Wir helfen hier noch und ich denke übermorgen reiten wir los."
Lorainne Gesicht bekam wieder diesen unergründlichen Gesichtsausdruck, wenn sie etwas vor den Anderen verbergen wollte, doch man sah ihr fast immer an, dass sie etwas vorhatte.
"Ich habe noch etwas zu erledigen", sagte sie und erhob sich eilig.
-
Anders nickte langsam. Ja irgendwie konnte sie Vanion verstehen. Sie selbst war in verwinkelten Gassen und überdachten Basaren aufgewachsen, mit dichten Menschenmengen und schmalen Seitenstraßen. So viele Unterschiede gab es da nicht zu einem Wald nur das hier die Engpässe aus Bäumen und Sträuchern bestanden und nicht aus Menschen, ihren Waren und Tieren. Da empfand sie lange gerade Straßen schon eher als komisch. Man konnte zwar ganz viel sehen und vor allem weit, aber jeder sah auch einen sofort. Naja so war es wohl immer. Ein geben und nehmen.
Als Lorainne dann sagte, dass sie übermorgen aufbrechen würden nickte sie kurz. Dann würde sie wieder ihre Sachen packen. Wie gut, dass sie wirklich wenig besaß. Sie hatte nur zwei drei Kleidungsstücke und ansonsten ihr Reiseausrüstung mit all den Dingen die sie unterwegs irgendwo auflas. Das würde sich wohl auch so schnell nicht ändern. Aber das machte ihr nichts. Was brachte es ihr mehr zu haben als sie tragen konnte?
Dann bemerkte sie Lorainnes Gesichtsausdruck und runzelte die Stirn.
Nein... Nein das war nicht diese Gesichtsausdruck. Sie blickte ihr neugierig hinterher blieb aber noch für einen kurzen Moment sitzen.
Man musste bei Lorainne immer ganz genau aufpassen. Sie beherrschte die Masken Salumbae's sehr gut und man musste immer gucken was sie gerade dachte. Aber es war nicht dieser eine Gesichtsaudruck...
Diese eine Gesichtsausdruck den sie bisher nur zwei ... Vielleicht drei mal bewusst wahrgenommen hatte. Einmal ganz kurz bei Allain kurz bevor Fulk dann Löcher graben musste, und einmal als der York gefangen genommen worden war wo sie wie sie glaubte unbemerkt das kleine Messer eingesteckt hatte.
Dieser eine Gesichtsausdruck... Der bedeutet sie würde irgendwas dummes und unüberlegtes machen. Durfte man das überhaupt über einen Ritter sagen? Anders überlegte kurz zuckte dann die Achseln und dachte sich, dass Lorainne auch nur ein Mensch war.
"Was glaubst du hat sie vor?", fragte sie Vanion nachdem sie ihn leicht geknufft hatte um seine Aufmerksamkeit zu Erlangen.
-
Nachdenklich sah Vanion Lorainne nach. Er hatte Anstalten gemacht, mitzugehen, doch schien klar zu sein, dass sie allein sein wollte. Anders' Knuffen riss ihn aus seinen Gedanken. "Ich weiß es nicht. Ja, ich weiß, du hast gefragt, was ich glaube, nicht was ich weiß. Vielleicht muss sie, naja - pissen. Oder sie will beten, oder sich überzeugen, dass alles in Ordnung ist, was weiß ich." Er ließ sich nicht anmerken, dass er sich leichte Sorgen machte. Lorainne schien immer wieder seltsamer Stimmung zu sein, manchmal ertappte er sie dabei, wie ihre Augen ins Leere starrten.
"Es ist bestimmt gut, wenn wir alle wieder unter einem warmen Dach schlafen können, in einem weichen Bett, und unsere größte Sorge ist, ob wir zum Frühstück lieber Eier und Schinken und Brot oder doch lieber Apfelmuß und Süßkram essen wollen."
Die Antwort ging ihm leicht über die Lippen - schließlich hatte er einen warmen Umhang um sich geschlungen und sich grade den Bauch vollgeschlagen. Doch dann fiel ihm der Ernst der Lage ein. Das letzte Mal, als Anders Lorainne hinterhergeschlichen war, hatte sie den armen Alain beobachtet. Rasch legte der Knappe den Arm um die Schultern des Kenders und sah Anders direkt an. "Dir muss doch kalt sein, oder?" Rasch hatte er seinen Umhang abgelegt und Anders um die Schultern gelegt; bevor sie sich wehren konnte, wickelte er sie gradezu darin ein. Dann rutschte er wieder ein Stück von ihr weg. "Was glaubst du denn, was sie tut?"
-
Anders schaute erstaunt. "Wie? Solche Sorgen hattest du mal?", fragte sie und blickte ihn aus großen Augen an. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht..."
Nachdenklich kratzte sie sich kurz an der Nase und blickte Lorainne hinter her, als Vanion ihr plötzlich den Umhang um die Schulter legte. Sofort zuckte sie leicht zusammen und schaute ihn aus noch größeren Augen an.
"Ähm... Danke... Aber mir ist garnicht kalt!...", brachte beinahe schüchtern heraus. Aber da rutschte er schon wieder von ihr weg in die gewohnte Distanz. Leicht aus dem Konzept gebracht schaute sie ihn noch einige Augenblicke verwirrt an und dann wieder in die Richtung in die Lorainne verschwunden war. "Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht das sie was dummes machen will. Dann guckt sie immer anders. Außerdem will ich meinen Freunden nicht immer hinterher schleichen müssen..." Sie ließ kurz die Schultern hängen. "Wenn sie Hilfe wollte würde sie fragen. Das Problem ist viel mehr, dass ihr Menschen immer so stur seit und nie nach Thiede fragt wenn ihr sie braucht. Man muss das immer heraus finden...und dann heißt es wieder warum schleichst du hier rum."
Sie drehte ihren Becher in den Händen und schaute Vanion wieder an. " ich glaube sie wird etwas organisieren von dem wir nicht mitbekommen sollen das Sies tut. Wahrscheinlich hat es mit der Reise und indirekt mit Roquefort zu tun. Oder mit ihren Alpträumen. Das weiß ich aber nicht."
-
Lorainne fror wieder. Sie hatte den Umhang im Lager gelassen, denn für 8hr Vorhaben brauchte sie Bewegungsfreiheit.
Sie hatte sich pfeile und ihren Bogen mitgenommen um zu üben.
Ihr war bewusst, dass sie niemals offen gegen Roquefort würden vorgehen können, aber dami es auf condrianische Art funktionieren konnte, brauchte sie mehr Übung.
Sie hatte wirklich vorgehabt, das Bogenschießen zu üben. Meist tat sie es heimlich, manchmal hatte Silas sie begleitet.
Doch nach den ersten Schritten in den nächtlichen Wald, war es ihr, als würde etwas nach ihr rufen. Irgendetwas streckte die eisige Hand nach ihr aus und zog sie mit sich und obwohl sie es versuchte, sie konnte sich nicht dagegen wehren.
Hatte Vanion wohlmöglich doch recht, was den Wald anging? Hatte sie sein Kräfte unterschätzt? Flüsternd betete sie zu Naduria, während sie weiterging.
Es war als würde sie schlafwandeln, obwohl sie hellwach war.
Irgendwann erkannte sie den Wald ihrer Kindheit wieder, den Baum, in den sie mit Alain, Silas und Antoine ein Baumhaus gebaut hatte. Die umrisse La Follyes in der Ferne.
Ihr wurde gewahr, dass sie seit Jahren nicht mehr so nah an ihrem Zuhause war und sie musste weitergehen. Sie musste das Dorf sehen, den Hof, ihr Elternhaus. Sie musste sehen, ob es den Garten noch gab, indem ihre Schwester ihren ersten Kuss vom Knappen ihres Vaters bekommen hatte.
Sie konnte jetzt nicht stehen bleiben. Etwas zog sie weiter.
Ins Dorf wagte sie sich nicht. Der schnee war überall plattgetrampelt von Menschen und Tieren und Lorainne achtete darauf keine frischen Spuren zu hinterlassen, als sie sich zum elterlichen Hof aufmachte.
Es war ein grosses dreistöckiges Steinhaus, von einer ebenso weissen Mauer und Wirtschaftsgebäuden umgeben. Doch das Tor war verschlossen. Als sie Stimmen hörte drückte sie sich flach an die Mauer, unfähig zu atmen.
Disteln, die an der Mauer hochwuchsen, dunkel und verwelkt stachen ihr in die Hand. Selbst dem Schnee trotzten sie.
-
"Wir fragen nicht nach Hilfe?" Vanion schmunzelte. "Wie haben wir uns doch gleich kennengelern - ach ja, genau. Ich glaube, Lorainne war entführt, und ich hab eine Bande ungehobelter, unhöflicher, ungewaschener Waldläufer, Tagelöhner, Söldner, Schüler der Magie und sogar einen Kender um Hilfe gebeten. Ich hab gelogen und Geld ausgelobt, dass ich nie hatte, ich hab meine Ehre und mein Leben auf's Spiel gesetzt. Natürlich fragen Menschen um Hilfe."
Nun sah Vanion Anders scharf an. "Offen gesagt, wer nicht um Hilfe fragt, bist du. Du bist lange mit uns gereist, hast immer herumgetollt wie ein Kind, mit Dingen geredet und dich von Schmetterlingen ablenken lassen. Du hast dein Herz auf der Zunge getragen und doch dein Innerstes stets versteckt gehalten. Um sich helfen zu lassen, muss man vertrauen. Du vertraust mir, und Lorainne, und auch anderen. Sonst würdest du nie etwas von El Kash erzählt haben. So geht es Lorainne doch auch - sie vertraut uns. Doch gewisse Dinge will sie wahrscheinlich mit sich selbst ausmachen. Vergiss nicht, sie ist in Savarics Händen gefoltert worden. Seine Schergen haben versucht, sie zu brechen! Wer weiß, was alles mit ihr geschehen ist. So etwas hinterlässt Narben, da bin ich mir sicher, und nicht nur welche auf dem Körper."
-
Anders zog leicht den Kopf ein als Vanion wieder so aufbrauste. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass das gehäuft auftrat.
"Naja bei El Kash hättet ihr mir doch nicht helfen können!", winkte sie ab. "Ich meine du kannst genau so viel Zaubern wie ich und einen Phönix kennst du auch nicht. Und außerdem hab ich doch erzählt. Gerade dir!", schmollte sie und verschränkte die Arme. "Und jetzt lass ich mir ja helfen. Deshalb bin ich doch überhaupt aus Jaftan El Kash weg um mir Hilfe zu suchen."
Sie blickte wieder über die Schulter und schenkte sich dann noch etwas Wasser ein.
//Außerdem weiß ich auch wie es ist, wenn man gebrochen werden soll...//
Sie zog die Beine an und legte das Kinn auf die Knie.
-
"Das war kein Vorwurf." Als Vanion sah, wie Anders sich einrollte, spürte er einen gewissen Beschützerinstinkt in sich. Sanft griff er nach seinem Umhang, der ihr von den Beinen gerutscht war, und zog ihn wieder hoch. Als er nun Anders ansah, lag Wärme in seinem Blick.
"Hilfe ist nicht immer eine Tat, weißt du. Hilfe ist Beistand, egal ob der nun über Worte, Taten, oder sogar Gold oder Getreide kommt. Ein Ritter soll den Hilfsbedürftigen eine Stütze sein. Wie das geschieht, ist unerheblich. Hilfe kann ein Schwert in der Not sein, dass für einen Unschuldigen eintritt, Hilfe kann aber auch.. eine Umarmung sein." Ein wenig hilflos hob Vanion die Hände.
"Worte sind wirklich das, worüber ich immer wieder stolpere." Dem Knappen war durchaus klar, was Anders bereits durchgemacht hatte. Er wollte es nicht mit Lorainnes Leiden vergleichen. Spürbar entglitt ihm das Gespräch, und so griff er zu dem, was er konnte: Scherze.
"Ich kann außerdem sehr viel besser zaubern als du! Sieh her - ", sagte er, und zog scheinbar eine Münze aus Anders' Ohr. Als sie ihn erstaunt ansah, fuhr er fort:
"Gib mir ein Kartenspiel, und ich sage voraus, welche Karten du mir gibst."
-
"HEY! Wie hast du das gemacht?"
Erstaunt schaute Anders auf die Münze. Sie hatte doch keine Münzen in den Ohren. Prüfend fasste sie danach aber da war nichts. "Seit wann kannst du Zaubern?"
Sie kicherte, jetzt wieder fröhlich. Sie wusste ja das er es nicht böse meinte. Wirklich Böse hatte sie auch noch nie gesehen. Das sollte sie ihm auch sagen, beschloss sie. "Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. Und auch das mit dem Helfen. Das weiß ich doch. Ich werde meinen Freunden immer helfen wenn ich kann. Ich werde sie auch beschützen wenn ich das kann. So wie ihr mich beschützt. Dafür hat man doch Freunde oder?"
Sie zupfte etwas an dem Umhang herum. "Wieso... bist du eigentlich in letzter Zeit immer so... etwas aufbrausend. Hab ich was falsch gemacht?", fragte sie dann vorsichtig.
-
"Ich bin aufbrausend?" Vanion überlegte. "Nun ja, vielleicht bin ich ungeduldig geworden. Ich war noch nie wirklich geduldig, und dieses Abwarten, Verstecken, Pläne schmieden reizt mich immer und immer wieder. Ich bin vermutlich das Herumsitzen Leid. Ein ehrlicher Kampf ist genau das, was mir fehlt."
-
Ja, wir trotzen Schnee und Kälte.Lorainne lächelte.
Es fiel ihr schwer sich abzuwenden und den Rückweg einzuschlagen, aber endlich schlich sie denselben Weg zurück, den sie gekommen war.
Im Wald hielt sie sich gen Westen, an der großen Eiche, zu der kleinen anhöhe. Dann an dem Baumstümpfen nach rechts über die Lichtung.
Und dort stand er.
Majestätisch.
Stolz.
Emotionslos blickte er in ihre Richtung.
Lorainne zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf den Bogen uns spannte die Sehne.
Er klang in ihren Ohren unheimlich laut. Er musste sie doch hören.
Keine Reaktion.
Lorainne zielte und der Pfeil surrte durch die Luft.
Traf.
Doch tötete nicht.
Verschreckt und verwundet brach der Hirsch durch das Unterholz, während Lorainne die Verfolgung aufnahm.
Keuchend hetzten beide durch den Wald und Lorainne spürte schon bald stechende Schmerzen in der Seite. Doch sie wollte diesen Hirsch.
Unbedingt.
Sie verfolgte seine Spur, was aufgrund der schmalen Mondsichel schwierig war- bald würde Neumond sein.
Aber das Tier hinterliess eine schwarze Spur im hellen Schnee und so fand sie ihn schliesslich.
Er lag dort, Blut tropfte aus seiner Wunde, der Pfeil ar während seiner Flucht wohl abgebrochen.
Lorainne zog den Dolch und näherte sich vorsichtig. Der Hirsch erhob sich zitternd, versuchte erneut vor ihr zu fliehen, brach jedoch zusammen.
Schwarze Augen schauten sie an.
Lorainne betete und dankte Naduria. Dieser Hirsch würde sie über einen Teil des Winters bringen.
Dann durchschnitt sie sauber seine Kehle. Sein Blut war heiss auf ihren Kalten Fingern.
Sie schaute durch in den Wald, achtete auf jedes Geräusch. Wölfe hielten sich für gewöhlich nicht so nah an La Follye auf.
La Follye. Disteln.
Und sie hatte den Hirsch bezwungen.
Und ER sollte es wissen.
Wissen, was ihm bevorstand.
WER über ihn kommen würde.
Eine Wahrnung.
Entschlossen trennte Lorainne den Kopf ab, war sich als äußerst schwierig herausstellte, während seine Augen ins Leere starrten.
Dann nahm sie den Kopf, rieb ihn mit Schnee ein und machte sich auf den Weg nach La Follye.
Der Kopf mit dem Geweih war schwer und sie brauchte lange-
ER würde es verstehen.
Aber er würde sie nicht finden, keiner seiner Männer würde sich so tief in den Wald trauen.
Schon gar nicht, nachdem man einen Hirschkopf im Vorgarten vorfinden würde.
Lorainne schlich erneut nach La Follye. An der Stelle, an der sie noch vor einiger Zeit gestanden hatte, liess sie den Kopf mit einem dumpfen Plumsen fallen. Sein Geweih verhedderte sich in einer Distel und riss sie mit um.
Dann machte sie sich auf den Weg zu seinem Kadaver.
Lorainne seufzte. Gegen das Gewicht seines Körpers würde ihr das des Kopfes wie ein Kinderspiel vorkommen.
Sie hievte sich den Hirsch auf die Schultern und schwankte kurz. Dann machte sie sich mit ihrer Beute langsam auf den Rückweg.
Obwohl es jetzt- kurz vor der Dämmerung- am kältesten war, war sie Schweißnass.
Endlich kam sie weiter den Hügel hinauf und tiefer in den Wald. Dort musste sich kurz orientieren um nicht in eine der Fallen zu tappen, die Silas gelegt hatte.
Sie hatte fast die ganze Nacht gebraucht, doch es hatte sie befreit.
-
anders schwieg kurz. "Also wenn das so ist kann ich mir dir üben. Wenns es hilft. Ich muss das eh üben, ich stell mich mit einem Schwert immer so ungeschickt an."
Sie schaute zu Vanion. "Trainierst du denn nicht mehr? Oder ist das was anderes?"
-
"Oh, ich übe durchaus. Morgens und abends. Wenn du möchtest, zeig ich dir gern noch ein paar Kniffe, aber ich glaube, dass du dich am besten auf deine Schnelligkeit verlässt - und darauf, dass sich von dir auf den ersten Blick niemand bedroht fühlt. Ein schweres Breitschwert ist nichts für dich, bleib lieber beim Dolch und meide offene Kämpfe.
Verflucht, bei den Göttern!" Er war definitiv aufbrausend.
"Du bist ein Mädchen, ein halbes Kind! Du hast zwischen Männern in Rüstung nichts verloren! Das ist viel zu gefährlich! Schlag dir solche Ideen aus dem Kopf. Bauern werden keine Ritter und Kender keine Kämpfer!"
Er stand auf, langsam und beherrscht.
"Kämpfe zu suchen ist eine dumme Idee für die meisten. Man tut es nicht leichtfertig. Doch wenn man sich für den Kampf entschieden hat, seine Gründe wohl überlegt hat, und letztendlich Falschheit mit Stahl bekämpft, dann ist die Ruhe vor dem Sturm das Schlimmste. All die Vorbereitungen - wenn wir scheitern, waren sie umsonst. Dann interessiert es uns auch nicht mehr, was nach uns kommt, wenn wir mit den Göttern speisen.
Stattdessen pissen wir hier in gefrorenen Matsch, essen Wurzeln und weichen getrocknetes Brot in labbriger Suppe ein. Dieser Wald.. Er mag Jules und seinen Männern ein Mantel gewesen sein, doch es ist ein schmutziger, zerrissener und zugiger Mantel. Ich möchte ihn abwerfen und in glänzender Rüstung, mit Stahl in der Hand und einem Kampfschrei auf den Lippen gegen Savaric ziehen."
Nur zu gut erinnerte sich Vanion, wie er vor Engonia in den Schlachtruf der Pilgerzügler eingestimmt war. Aus tausenden Kehlen hatte es geschallt: Für die Götter, für Jeldrik, für Engonien, für die Königin! Der Ansturm auf die Bresche war schrecklich gewesen und hatte einen hohen Blutzoll gefordert, doch der Kampf war ruhmreich gewesen. Aber ein Schleichen war vorhergegangen, harte Kämpfe in der Dunkelheit, bergan, bergab, damit die Bresche überhaupt geschlagen werden konnte - verfluchte Magier - und noch mehr Planung, mehr Abwarten hatte es schon weit davor gegeben.
"Ich bin ein einfacher Mann. Dieses Ränkeschmieden, die Planung, all sowas liegt mir nicht! Und warten ist das Schlimmste!"
-
"Dann hilf mir mal hiermit." Sagte eine sichtbar erschöpfte lorainne.
Ein letztes mal drehte sie sich um, wie sie es soift auf dem weg gemacht hatte, und vergewisserte sich, dass der kadaver auf ihren schultern kein blut mehr verlor.
Nichts. Keine spur, die verfolgt werden konnte.
Es machte den eindruck, als hätte ihre kleidung alles blut aufgesogen.
-
Und schon wieder brauste er auf. Himmel, manchmal hatte man das Gefühl er habe mehr Hummeln im Hintern als sie. Aber Anders wusste das es nicht ihr galt. "Als ob ich mich auf ein Schlachtfeld stellen würde mit einem Breitschwert.", prustete sie. "Das würde ich vielleicht von weitem werfen und genau so viel Schaden anrichten."
Vanion, gefangen in seinen Idealen. Das machte ihn manchmal doch etwas blind. Aber nur manchmal. Sie musste lächeln als sie ihn so reden hörte. Jetzt glich er wieder ein bisschen mehr dem Knappen der sie auf Lorainnes und Ranias Rettung eingeschworen hatte.
Aber waren da nicht...? Dann hörte sie Lorainnes Stimme. Sie sah die Frau gebeugt unter dem Hirsch, getränkt in dessen Blut im Lager stehen. Etwas fassunglos schaute sie ihr entgegen. Dann sprang sie von ihrem Hocker auf und eilte ihr entgegen. "Was bei den neun roten Planeten bringst du da mit? Und warum allein? Und... wo ist der Kopf?"
Sie schawenzelte kurz um die Frau herum ehe sie die Hinterläufe packte und mit half. Mit dem riesigen Vieh auf dem rücken musste sie tiefe Spuren hinterlassen haben.
-
Lorainne liess den Hirsch dankbar auf den boden plumpsen und reckte sich erleichtert. Ihre wirbelsäule knackte.
Sie sah Anders besorgten Nlick auf die Stelle, an der sie ins Lager gekommen war und schüttelte beruhigend den Kopf.
"keine Sorge. Er ist ausgeblutet und wenn es so weiterschneit sollten auch die Spuren verschwinden. Was uns vor ein anderes Problem stellt: wenn es so weiterschneit können wir den wald nicht mehr gut verlassen. Der schnee wird schnell sehr hoch."
-
Entgeistert sprang Vanion auf und sah Lorainne an. Blutüberströmt, erkennbar verschwitzt und verdreckt, einen kopflosen Hirsch über der Schulter - "bei allen Höllen Szivars, warst du jagen?! Ausgeblutet?! Wo warst du jagen!?" Rasch rief Vanion zwei Männer herbei, die den Hirsch mitnahmen. Mochten sie denken, was sie wollten über Lorainnes Anblick, in diesem Moment war es Vanion egal.
"Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt! Erst verschwindest du, geheimnisvoll, und tauchst dann wieder auf - mit einem ausgebluteten Hirsch über der Schulter? Wo bist du gewesen?" Es gelang Vanion erstaunlich gut, Respekt und Neugierde aus seinen Fragen erkennen zu lassen und seine Sätze nicht wie eine Standpauke wirken zu lassen - das stand ihm nicht im geringsten zu, und das wusste er sehr genau. "Nachts im Wald jagen steht dir nicht gut an, ma chevalière."
-
Anders schaute sich kurz um und ließ die beiden dann allein. Es schneite wieder das stimmte, aber dennoch würden die Spuren eine ganze Weile lang zu sehen sein. Sie nahm sich eine Schale und holte frischen Schnee, diesen stellte sie nebens Feuer zum schmelzen und kochte gleichzeitig heißes Wasser auf welches dort noch hing für Tee. Dann holte sie eine Holzschale und schüttete heißes Wasser hinein und gab Schnee zum Kühlen hinzu. Mit dem Warmen Wasser und einem Lappen kam sie dann zurück zu Lorainne und bot ihr an ihr das Blut aus dem Nacken und von den Händen zu waschen. Die Klamotten waren hinüber soviel stand fest. das Blut würden sie nie wieder heraus bekommen. Und Lorainnes Hände, fast schon blau.
Anders schwieg. Sie fragte sich immer noch wo der Kopf des Hirsches war, aber sie sagte kein Wort.
-
Sie ignorierte seine Standpauke. Auch wenn er versuchte, den nötigen Respekt durchklingen zu lassen, hörte man ihm die Sorge an.
"Mais non, eigentlich wollte ich nur ein bisschen üben. Und dann war er einfach da."
Unschuldig grinste sie.
Wäre sie nicht voller Blut gewesen, hätte man ihr die Unschuld vom Lande wohl abgenommen.
Doch da war etwas Neues in ihrem Blick. Etwas Entschlossenes. Kriegerisches.
Lorainne sah an sich hinunter und schüttelte sich.
"Rieche ich auch so, wie ich aussehe?"
-
"Ja, tust du. Der caldrische Winter hat die Hälfte meiner Nase schon auf dem Gewissen und dein Hirsch tut das Übrige."
Sein Blick fiel auf den kopflosen Hirschkadaver, der nur wenige Meter weiter grade ausgenommen wurde. Selbst im Tode sah das Tier majestätisch aus - oder würde es, wenn das Geweih noch zu sehen wäre.
"Wo ist der Kopf?"
-
"Wenn du in den Wald gehst, ungefähr eine halbe Nacht, dann findest du áuf einer kleinen Lichtung einen Opferplatz für Naduria. Da liegt der Kopf."
sagte Silas als er aus dem Wald hinter Lorainne herauskam.
"Lorainne wollte schon mal vorgehen und den Hirsch zubereiten lassen, während ich den Platz hergerichtet und die Spuren im Wald verwaschen habe. Man weiß ja nie, ob nicht doch jemand auf die Idee käme, im Wald zu suchen."
Silas schulterte seine Armbrust und ging, einen Blick auf Lorainne werfend, zu seinem Lagerplatz.
-
Beinahe wäre Lorainne Kopf hochgeschossen, als sie Silas´Antwort hörte.
Doch sie nickte nur bestätigend. Eine Lüge wollte ihr nicht über die Lippen kommen.
Sie warf einen Seitenblick auf Silas und versuchte zu ergründen, was er von ihr denken mochte.
Wahrscheinlich zweifelte er an ihrer geistigen Gesundheit. Und das wäre ihrer Ansicht nach noch der positivste Gedanke.
Es begann zu dämmern und seufzend erhob sich Lorainne.
"Ich geh zum Bach. Wenn ich gluck habe, ist das Loch von heute nachmittag noch nicht zugefroren und ich kann mich waschen."
Der Gedanke an eiskaltes Wasser war nicht gerade erbaulich, aber wenigstens würde es sie wieder wachmachen.
Es gab noch soviel zu tun, bevor sie guten Gewissens abreisen konnte.
-
Vanion sah Lorainne nach, als sie zum Bach ging. Dann sprach er Anders unverblümt an:
"Ein Opfer für Naduria? Mitten in der Nacht? Wo opfert man denn den Kopf der Jagdbeute, das ist doch der Teil, den eben keiner braucht - wo ist da das Opfer?! Wer geht nach dem Essen, mitten in der Nacht, jagen - und braucht dann so lange? Und sie nimmt Silas mit, wir dürfen aber nicht erfahren, wo sie hingeht?! Beim Arsch des Täuschers, da stimmt doch etwas nicht."
-
Silas hörte Vanion zu.
"Aus dem Geweih kann man hervorragende Sachen schnitzen. Und das Nackenfleisch ist eine Delikatesse." warf er von seinem Lagerplatz aus ein.
Anschließend beugte er sich wieder über seine Armbrust und pflegte sie weiter.
-
Anders war merkwürdig still. Sie dachte nach. Ein Opfer für Naduria... Simon hatte ihr gesagt, dass man den Göttern immer etwas geben sollte, was einem besonders wichtig war. Sie kannte Naduria kaum, aber sie wusste, dass sie die Göttin der Natur war, Schwester von Aine und Herrin der Gewitter wenn sie schlechte Laune hatte. Sie machte den Frühling, den Sommer , den Herbst und den Winter und achtete auf die Tiere, Bäume und Pilze. Sie ging neben den Kadaver, den man etwas beiseite geschafft hatte in die Hocke und besah sich den Stumpf genauer. Weiter vorne wo der Hals weich war, waren auch die Ränder der Glatt. Das Fell direkt unter der Kehle war voller Blut. Viel Blut. Es war in langen Bahnen das Fell hinab gelaufen Und getrocknet. Also war die Kehle zuerst verletzt gewesen. Nacher an den anderen Rändern wär nur wenig Blut heraus gekommen.
Wie bei einem Teich dessen Wogen sich glätten fügte sich langsam ein Bild zusammen. Der Kopf musste nachträglich abgetrennt worden sein. Auch gerade im nackenbereich wo die Wirbelsäule war war gearbeitet worden, die Wundränder waren dort nicht mehr so glatt.
Sie erhob sich und ging um den Kadaver herum um zu sehen wo der Pfeil eingedrungen war. Er war in die Flanke eingedrungen, damit hatte er noch laufen können, Lorainne war wahrscheinlich hinterher, aber diese Hetzjagd konnte keine Stunden gedauert haben... Das hätte sie nicht durchgehalten.
Ihr Blick wanderte zu dem blutigen Seil...
Silas hätte Lorainne niemals alleine den Hirsch tragen lassen und riskieren, dass sie zusammen brach. Er musste sie also erst später getroffen haben.
Nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe. Wieso ein Hirsch? Und wieso gerade dieser. Der war Riesig. Anders hätte ihn nie alleine getragen bekommen.
Langsam durchschritt sie das Lager und machte sich auf zu ihrem Schlafplatz. Und wie Lorainne geguckt hatte... Anders Magen krampfte sich etwas zusammen. Lorainne musste gelogen haben. Wieder gelogen haben... Und Silas auch. Müde setzte sich die Kenderin auf ihr Lagerund rieb sich die Augen. Es war kalt und sie zog den Umhang fester um sich.
Mit jenem Mal ist sie sich sicher, das Lorainne nicht irgendeinen Hirsch getötet hatte.
Den Lorainne achtete viel auf Symbole...
-
Silas beobachtete Anders, während sie um den Hirsch herum ging und sich diesen genau ansah...
Als Anders zu ihrem Lager ging, stand Silas auf und kam zu ihr hinüber.
"Dar ich mich kurz zu dir setzen?" fragte er.
-
Anders gähnte nickte aber. "Klar. Setzt dich.", sagte und lächelte freundlich. "Glaubst ich kann noch ein bisschen schlafen bis Lorainne losreißet?", fragte sie und lehnte sich mit dem Rücken gegen ihr Bündel. "Ich hab übrigens auch schießen geübt.", fügte sie dann noch hinzu.
-
"Ich weiß es nicht, wann Lorainne abreisen möchte." Silas hockte sich im Schneidersitz vor Anders Lager. "Ich denke nur, dass ich hier bleiben werde und das Lager weiter vorbereiten werde."
Silas seufzte kurz aus als er Anders ansah.
"Was denkst du grade? Bezülich dem da?" Silas deutete auf den Hirschkadaver.
-
"Silas, es gibt zu tun." Vanion sprach mit der kalten Autorität eines Mannes, der genau wusste, dass er höher im Rang stand. "Silas, kümmere dich darum, dass der Hirsch ordentlich zerlegt wird. Wir verschwenden kein gutes Fleisch. Reinige auch das Fell und sorge dafür, dass es nicht verwest. Danach machst du einen Rundgang und findest heraus, warum du und Lorainne völlig unbehelligt ins Lager spazieren konnten." Der Knappe war, ohne es zu ahnen, zu demselben Schluss wie Anders gekommen. Hier stimmte etwas nicht. Und mochte Lorainne auch nicht lügen, die Wahrheit sagte sie jedenfalls nicht. Sie wirkte erschöpft, Silas hingegen war geradezu frisch. Alle möglichen Gedanken jagten durch Vanions Kopf, nicht zuletzt der Gedanke, dass diese Geschichte irgendetwas kit Alain zu tun haben könnte.
-
Anders wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Vanion diesesmal dazwischen funkte. Und sein Ton... Kurz schaute sie ihn leicht verschreckt an. So hatte sie ihn ja noch nie gehört...
Sie blickte zu Silas. Er wollte wissen was sie wegen dem Hirsch dachte. "Ich helf dir.", bot sie an und erhob sich wieder. "Ich hab noch nie einen so großen Hirsch gesehen, geschweige denn was man damit schließlich alles anstellt."
-
Als Silas Vanions Stimme hörte, sprang er auf. "Jawohl!"
An Anders gewand sagte Silas noch: "Vertrau Lorainne einfach. Sie weiß was sie tut." //meistens//, doch dass sprach er nicht aus.
"Geh schon mal zum Hirsch, ich hole das Werkzeug, was ich brauche."
Silas ging zu seinem Lager und holte das Häutemesser, sein Fleischerbesteck und einige Bahnen Leder.
Zunächst ging er zum Fluss, und holte etwas Wasser in zwei Eimern; im Anschluss machte er sich mit Anders Hilfe daran, den Hirsch zu häuten. Dabei erklärte er ihr die benötigte Schnitttechnik und worauf man dabei zu achten hatte. Dies dauerte nicht so lange wie er gedacht hatte. Dass Fell ließ sich leicht lösen und so legte er es nach nicht sehr langer Zeit beiseite.
Die Fleischschwaden entfernte er so gut er konnte; es war noch nicht abgehangen, und eine Lagerstelle hatten sie auch nicht wirklich. So musste das meiste Fleisch direkt verwertet werden. Dies sagte er ebenfalls Anders.
Silas gab dieses an den Koch weiter und spannte das zu lagernde Fleisch in den Lederbahnen in eine kleine Höhle neben der größeren. Dort konnte es noch was abhängen.
Andere hatten in der Zwischenzeit das Fell gereinigt und es hing zum "Trocknen" aufgehangen.
Als dies getan war, war bereits größere Ruhe im Lager eingekehrt.
Nun nahm sich Silas seine Armbrust, ein Kurzschwert und einige Seile und Fußangeln. Er kannte den Weg, den Lorainne genommen hatte; immerhin hat er sie gesehn, als sie das Lager verließ.
Zum Glück kannte Lorainne seine Fallen und wusste, wie man sie umgehen konnte. Oder zum Pech, wenn es nach Vanion ging. So konnte Lorainne das Lager jederzeit verlassen, wenn man nicht aufgpasste. Beim letzten Gedanken blicke Silas auf Vanion.
An Anders gewandt: "Magst du mit Fallen stellen kommen?"
-
Anders die sich jetzt die Hände mit frischem Schnee wusch schaute auf. Die Fallen. Ja die kannte sie auch. Sie wusste zwar nicht wo alle waren, aber die auf ihren Routen kannte sie schon. Sie blickte nochmal in Richtung Vanion. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er ihn noch etwas hatte sagen wollen.
"Ich glaube Vanion wollte noch mit mir sprechen. Und ich sollte meine Sachen packen sonst müssen nachher alle auf mich warten... Aber das nächste mal liebend gern."
Sie lächelte und erhob sich, mit den sauberen Fingern Strich sie nochmal über das Fell. Ein schönes Fell war es.
Sie winkte Silas und machte sich auf den Weg zu Vanion.
-
Gesäubert und frierend kam Lorainne zurück.
Mittlerweile zeigte sich die erste Morgenröte. Obwohl sie nicht geschlafen hatte, fühlte sie sich erstaunlich ausgeruht und begann, ein paar Kräuter für einen Tee zu zerupfen. Dabei konnte sie ihre Gedanken ordnen.
Als sie aufblickte, sah sie Vanion- und seinen Gesichtsausdruck.
"Es ist wohl ganz gut, dass wir morgen gehen. Du und Silas, ihr versteht Euch nicht gut, n´est pas?"
-
Ganz offen sah Vanion Lorainne an. "Er lügt für dich. Das ehrt ihn, aber macht mich nicht gerade froh. Natürlich bin ich zornig auf ihn, aber ich habe doch dasselbe getan - wer bin ich also, ihn dafür zu verurteilen." Er seufzte. "Du weißt genau, dass du mir vertrauen kannst in allem, was du tust. Ich stehe bedingungslos loyal zu dir. Ich vertraue dir. Du wirst schon wissen, was du tust, und warum du ..Naduria ein Opfer darbringst."
Nachdenklich sah Vanion Lorainne an, dann beugte er sich vor - und zupfte eine Knospe an einem abgebrochenen, tiefgrünen Stiel von ihrer Kleidung. "Ein toter Hirsch und eine Distel." Selbst durch seine dicken Handschuhe spürte er den sanften Biss der stacheligen Pflanze, als würde sie sich gegen seinen Griff wehren. Wortlos reichte er sie Lorainne.
-
Mit einem sanften Lächenln nahm Lorainne die Distel an und dreht sie nachdenklich in ihren Fingern, als schien sie das Stechen nicht zu spüren.
"Ja, er lügt für mich, weil er immer noch glaubt... ach, was, es spielt keine Rolle mehr. Silas kann sich einfach noch nicht daran gewöhnen, dass sich die Verhältnisse geändert haben. Ausgerechnet ich bin es, die ihm jetzt Befehle erteilt."
Lorainne machte eine wegwerfende Handbewegung. Es spielte wirklich keine Rolle. Ihre Kindheit war vorbei. Und das war auch gut so.
Sie sah Vanion offen an:"Ja, ein toter Hirsch, inmitten von Disteln. Wenn wir in Andarra sind, werde ich den Äxten eine Nachricht zukommen lassen. es wird Zeit, dass sie sich hier einfinden. Vielleicht können wir ein wenig Angst und Schrecken verbreiten."
-
"Bei Tior und Alamar, so ist es! Einmal soll es noch in den Süden gehen, doch wenn wir wieder nach Norden reiten, dann soll Savaric sich hüten."
Ein Glanz trat in Vanions Augen, als er vom Kampf sprach.
"Ich werde das Nötige für Anders, dich und mich packen. Wir müssen trotz der durchwachten Nacht heute noch reiten, bei dem Schnee kommen wir sonst nicht weit."
-
"Non, heute noch nicht. Ich muss mich hier noch um ein paar Dinge kümmern. Ich kann die Männer nicht hier mit einem halbaufgebauten Lager zurücklassen. Morgen früh."
Mittlerweile begannen sich auch die schlafenden Männer zu regen.
"Es wird Zeit für das Frühstück. Und heute abend gibt es Hirsch." rief sie lachend und reichte Vanion Teller und Kelche.
"Deck den Tisch und schau, ob wir noch etwas von diesem Oscronner Käse da haben."
Sie wandte sich ab und überliess die Frühstücksvorbereitungen Vanion.
An ihrem Lager begann sie in einer Kiste zu kramen, schaute sich deren Inhalt nachdenklich an und steckte schliesslich eine kleine Brosche und eine Kette in ihren Beutel. Eines würde sich sicher noch zu ein wenig Geld machen lassen.
-
Auf dem Weg zu Vanion machte sie noch einmal kehrt und ging zu ihrem Schlafplatz um noch etwas zu erledigen. Von weitem sah es eh so aus als wäre Vanion noch mit Lorainne zu gange. Gähnend uns ich streckend wühlte sie kurz in ihren Sachen. Es war wirklich frostig und sie war schon ein bisschen Müde. Vielleicht sollte sie wirklich noch kurz schlafen bevor sie los ritten.
Kurz wägte sie über das für und wieder ab, dann Rollte sie sich hinten in ihrer Schlafstelle zusammen und vergrub sich unter Umhang und decke. Kurz darauf war sie eingeschlafen.