Der Städtebund von Tangara > Fanada

Rückkehr nach Fanada, nach dem Fall Caer Conways

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Jelena:
Es war bereits abend, als die kleine Truppe das verlassen wirkende Kontor in der Nähe des Gewürzmarktes erreichte. Sie hatten Glück gehabt und war gerade eben so vor dem Schließen der Tore in die Stadt geschlüpft, so dass sie nicht vor ihren Toren Zelten mussten wie andere Unglückliche.
Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, angeführt von einer resolut wirkenden Torana in der traditionellen Tracht ihres Clans: über einem gefältetem Reitrock und einer weißen Bluse trug sie ein Mieder und ein Fuchsfell gegen die Kälte.
Sie warf dem jungen Mann, der neben ihr auf dem Kutschbock saß die Zügel zu und kletterte langsam herunter. Man sah ihr die bleierne Müdigkeit, die in ihren Knochen steckte, geradezu an.
Sie tätschelte die Pferde, während sie um den Wagen herum ging und vor der Tür des Kontors zu stehen kam. Noch bevor sie anklopfen konnte, öffnete sich die Tür einen spaltbreit und ein würdiges, grauhaariges Mütterchen lugte hervor.
Ihre Stimme hatte eine entschieden keifende Qualität, auch wenn sie sich bemühte leise zu sein. Offenbar war sie mit dem "herumlungernden Gesindel" nicht einverstanden und drohte die Reichsgarde zu rufen, als sie etwas in der Hand der Frau aufblitzen sah.
Abrupt schloß sie den Mund und die Tür, nur um kurz darauf das Tor zum Innenhof zu öffnen.
Binnen weniger Augenblicke war die Gruppe im Inneren verschwunden und die Straßen so verlassen wie zuvor.

Jelena:
Der nächste Morgen sah das Kontor in einer fieberhaften Aktivität, als eine kleine Armee von Knechten und Mägden Haus, Stall und Innenhof putzte, schrubbte und ausbesserte.
Inmitten all dieser hektischen Aktivität stand Jelena an einem Stehpult, der an das Fenster ihres Scriptoriums gestellt worden war. Das Fenster öffnete ebenerdig zum Innenhof, so dass sie alles im Blick hatte und keiner auf die Idee kam, er könne schludrig sein.
Die Heilerin blätterte ruhig durch die Aufzeichnungen ihres Prokuristen, während der mann nervös von einem Fuß auf den anderen trat, nicht sicher, ob er in den langen Monaten ihrer Abwesenheit die richtigen Entscheidungen getroffen hatte.

Jelena:
"In einem der letzten Briefe, die mich in Caer Conway erreichten, hieß es, dass wir die Möglichkeit hätten den Markt in Engonia zu beliefern, vielleicht sogar an einen Vertrag für die Belieferung der kaiserlichen Truppen zu kommen. Was ist daraus geworden?!

Der Mann räusperte sich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um nicht nervös damit herumzufuchteln. Seine Stimme war überraschend tief, auch wenn man ihr die Anspannung anhörte.
"Wir sind immer noch die einzigen Importeure für Kaffee im großen Stil. Die Möglichkeit Verträge mit den Armeezulieferern zu schließen, besteht also immer noch..." er räusperte sich wieder, unsicher wie er fortfahren sollte.
"Ich wusste nur nicht... nun, Meistrin Jelena, ihr habt gegen..."

"STILL!" unterbrach ihn die Stimme der Heilerin, bevor er den Satz beenden konnte. Jelena hatte ihre Stimme nicht einmal erhoben, aber ihre Augen sprühten Blitze.
"Weiß jemand außer euch, wo ich die letzten Monde verbracht habe?"
Als der Mann vehement mit dem Kopf schüttelte, entspannte sie sich ein wenig.
"Es spricht nichts dagegen lukrative Geschäfte abzuschließen."
Der Mann betrachtete sie etwas verblüfft, bis ihm schließlich ein Licht aufzugehen schien. Ein leises Lächeln schlich sich in sein Gesicht und er nickte langsam: "Ich werde sehen, dass ich die Kontakte reaktiviere."

Münster:
Als sich Jelena schließlich wieder dem großen Inventarbuch zuwendet, fällt ihr auf einmal ein kleiner Zettel auf, der halb aus den letzten Seiten des Buches heraushängt. Neben ihm lugt ein Stück blau-gelben Stoffes hervor. -

Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei dem Stoff um das Siegel Richard Brins, das erst vor wenigen Tagen in das Buch geheftet wurde. Direkt neben einer vor drei Tagen erfolgten Lieferung von 10 Fässern Bier, Wein und Schnaps, sowie einigen Kisten mit getrocknetem Fleisch, Brot und Würsten zu einer alten, geschlossenen Taverne am Rande der Stadtmauer. Der Empfänger der Lieferung war offenbar ein gewisser Robertus Markus von Andarra. Neben dem Siegel stehen außerdem die kleinen und doch bedeutungsschwangeren Worte: "Lieferung erfolgt, Bezahlung noch offen!".

Jelena:
Jelena runzelte die Stirn und besah sich diesen Eintrag noch einmal genau. Schließlich zeigte sich eine steile Falte in ihrem Gesicht und etwas unverständliches auf medvjedstani entwich ihr zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Sie löste die Seite behutsam aus dem Buch und ließ sie in ihrem Ärmel verschwinden, offenbar stand ihr abends noch ein Ausflug bevor.

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