Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

nach den Verhandlungen- bei der Baronin

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Mel:
Nach dem frühstuck hatte Lorainne ihre schmutzigen Sachen gegen ihr Kleid und wollte nun bei der Baronin vorsprechen.
Ordnungsgemäß hatte Lorainne sich bei der Baronin ankündigen lassen, dennoch zögerte sie einen kurzen Moment, bevor sie an die Tür zu Isabeaus Kammer klopfte und eintart.
Die Baronin sah müde aus und Lorainne reichte ihr die kleine Flasche, die Simon ihr mitgegeben hatte.
"Von eurem Cousin. Das soll eure Geister wieder beleben."
Unruhig ging Lorainne auf und ab, und suchte nach Worten.
"Madame, ich möchte mich entschuldigen, für gestern. Ich hätte Euch nicht so stehen lassen und contenance bewahren sollen. Pardonne- moi, ma mere! Ich... Es ist...
Ich möchte eben nicht, dass man mich heiratet wegen einer Mitgift oder einem Titel, denn ich habe beides nicht mehr und möchte mir ausserdem sicher sein, dass man es ehrlich meint. Immerhin haben meine Eltern aus Liebe geheiratet und genaus dass ist immer mein Vorbild gewesen. Meine Schwestern wurden wegen der Politik verheiratet, die eine hat es gut getroffen, Isabelle ist in Marnois glücklich, aber Julie ist unglücklich geworden, weil sie eben nicht den heiraten durfte, den sie liebte."
Zerstreut fuhr sie sich mit der Hand durch ihre Haare.
Dann sprach sie sanfter:" Madame, wen ich heirate, dann will ich mir sicher sein, dass er mich liebt, wenn ich schon nicht den heiraten darf, den... ich vielleicht lieben könnte. Ich weiss nicht, ob ausgerechnet dieser York, bei dem man manchmal das Gefühl hat, dass er alles falsch verstehen will, der richtige ist, aber er ist mir sehr ähnlich und er versteht mich irgendwie. Und im Kampf fühl ich mich sicher an seiner Seite. Was mehr werden wird, weiss allein Lavinia."
Lorainne seufzte:" Wie es auch sein mag, ich schätze eure Sorge um mich sehr. Ich glaube keine Mutter kann sich besser umn ihre Kinder kümmern, wie ihr es tut, dennoch möchte ich mich niemals zwischen meiner Liebe zu einem Mann und meiner Liebe zu euch entscheiden müssen.  Wenn ihr nicht wollt, dass William um mich wirbt, dann werde ich mein Pfand zurückverlangen."
Gedankenverloren spielte sie mit ihrer Medaille.
Dann sah sie wieder zu Isabeau auf: "Und fragt mich niemals, nie wieder, ob ich sein Bett geteilt habe! Was glaubt ihr denn? Ja, er kann sehr charmant sein.." eine leichte Röte überzog ihre Wangen.. "aber ich glaube nicht, dass er das ausnutzen würde, zumindest bei mir nicht. Im Tross befinden sich immerhin genug Huren, da wird ja wohl eine für ihn dabei sein, wenn es in ihm überkocht. Abgesehen davon, bin ich vielleicht vogelfrei, aber immerhin war ich einmal von Stand und ich bin immer noch euer Mündel! Ich würde mich niemals einfach so verschenken, weil ein mann ein wenig charmant zu mir ist. Bei den Göttern, wenn ich das bei jedem gemacht hätte, wäre ich schon lange Mutter!"
Sie hatte ihre Stimme erhoben und  Wut und Enttäuschung liessen sich von ihrem Gesicht ablesen.
Lorainne schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein un, deux troi, quatre, cinq....
"Ich mag nicht viel von Männern wissen, geschweige denn, dass ich sie verstehe, aber dass, was ich weiss, habt ihr mir doch beigebracht und selbst das hilft mir in diesen Kriegszeiten nicht weiter. Und doch gilt eines jetzt und immer: Ich verschenke mich nicht einfach so, solange ich nicht verheiratet bin. Ich hoffe, ihr zweifelt nicht daran!"
Fast schon ein wenig ängstlich blickte Lorainne der Baronin in die Augen. Isabeau sah genauso müde und erschöpft aus, wie sie sich fühlte.

Isabeau Lioncoeur:
Isabeau hatte sich nach dem Frühstück wieder zurückgezogen und lag nun auf ihrem Bett. Als Lorainne angekündigt wurde, legte sie den Stickrahmen beiseite und ließ sie hereinbitten. Ruhig hörte sie sich die Tirade ihres Mündels an. Sie kannte Lorainne und sie wusste, dass sie sich manches von der Seele reden musste, auch wenn sie gehofft hatte, dass es in einem anderen Tonfall stattfinden würde.

Als Lorainne fertig war, schwieg Isabeau einen Augenblick und spielte gedankenverloren mit dem schweren, wie eine Blüte geformten Ring, Zeichen der Barone von Goldbach. Als sie sprach, da schien es zunächst aus dem Zusammenhang gerissen:
"Ein Ritter wird an seinen Tugenden gemessen. Sie sind ein Ideal, nur wenige erreichen es je, aber sie sich etwas, wonach jeder streben sollte. Selbst, wenn die Courtoise und Milde auf der Strecke bleibt, so kann jeder Ritter sich duch Kampfesmut und Siege hervortun, es wird seinem Ansehen nicht schaden. Wodurch jedoch kann eine adlige Frau sich hervortun? Welche Ideale sollte sie anstreben? Tugendhaftigkeit und Pflichtbewusstsein. Dies ist die einzige Antwort, die du erhalten wirst. Natürlich soll sie auch Söhne gebären und es wäre nett, wenn sie hübsch anzusehen wäre, aber all das ist zweitrangig, wenn Zweifel daran bestehen könnten, wessen Söhne geboren werden."
Isabeau seufzte. In diesem Augenblick sah man ihr an, wie sehr ihr die Krankheit und ihre Pflichten zusetzten.
"Du hast mich gefragt, ob ich um dich schachern will wie um ein Stück Vieh. Wollen hat damit herzlich wenig zu tun, ma chere. Deine Eltern hatten das Glück sich zugetan zu sein und es ist beneidenswert, dass ihnen so etwas vergönnt war. Aber es ist die Ausnahme und nicht die Regel. Du hast eine einzigartige Position inne und diese eröffnet dir auch einmalige Chancen. Ich bin glücklich für dich, dass du deinen zukünftigen Ehemann wirst, in einem gewissen Rahmen, wählen können. Aber es ist meine Pflicht für dich zu Sorgen und gewisse Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu gehört deine Zukunft. So Lavinia will, wirst du diesen Krieg überstehen. Der Brautpreis wird dich unabhängig von deinem Mann machen. Von ihm, seinen Brüdern und seiner Familie. Du wirst niemals als Bittsteller da stehen müssen. Stirbt er oder gibt er dir Anlass ihn zu verlassen, dann wirst du es tun können, ohne jemanden darum bitten zu müssen. Begreifst du das?"

Mel:
Ergeben seufzte Lorainne und zuckte die Schultern.
Natürlich bewunderte sie die Baronin dafür, dass sie ihre Pflichten niemals aus den Augen verlor, auch wenn sie sich in Brega so sehr gewünscht hatte, dass sie endlich kommen möge. Dass sie nicht da war, trug sie ihr bei all dem Verständnis und Liebe immer noch ein wenig nach, trotzdem wollte sie ihre anwesenheit nicht mit Streitereien verbringen.
"Naturalement verstehe ich das, aber... Dummerweise wird fast immer wegen Geld oder Titeln geheiratet, denn es bedeutet Macht. Vermutlich wird sich daran nie etwas ändern, dennoch gefällt es mir nicht und auch daran wird sich nichts ändern."
Verlegen lächelte sie.
"Verzeiht, ich... von dieser Art Politik halte ich nicht viel, aber ich in sicher, dass es notwendig ist. Ihr wollt sicher nur das Beste..."
Sie suchte mal wieder nach den richtigen Worten, doch fand keine die angemessen ausdrücken vermochten, was sie sagen wollte. Also kniete sie sich an die Seite der Baronin, legte die Hände auf ihre und flüsterte leise: "Sur le champ, il combat plus facilement que dans la politique  et moi s'admire vous devinez la politique. mais je ne peux pas cela et moi ai crainte que vous décevra tôt ou tard. Ich verstehe die Politik nicht und darum fällt es mir schwer, diese Dinge sofort zu begreifen. Je serais souvent volontiers plus diplomatique comme vous, ma.... es tut mir leid, ich wollte euch nicht aufregen, ihr braucht ruhe..."
Plötzlich begriff Lorainne, wie knapp ihre Ziehmutter dem Tod entgangen war, obwohl sie nicht wie Simon auf dem Schlachtfeld stand, zumindest nicht auf jenen. Die Baronin schlug ihre Schlachten in der Politik, und Lorainne verstand sie auf einmal besser und dankte gleichzeitig den Göttern dafür, dass sie diesem Schicksal entgangen war.
"reden wir von erfreulicheren Dingen... ich bin froh euch relativ wohlbehalten hier zu haben."

Isabeau Lioncoeur:
"Lorainne, die Götter haben uns in ihrer Weisheit verschieden gemacht und das ist auch gut so. Du bist Simons Tochter im Geiste und ich habe nicht vor dich zu verändern."
Die Baronin strich Lorainne durch das kurze Haar und etwas wie Wehmut lag in ihren Augen.
"Auch wenn diese Sturköpfe von Jeldriken es nicht wahr haben wollen, Lorainne, die alte Ordnung wird nicht wiederkehren. Vieles wird sich im kommenden Jahr verändern. Es wird gefährlich und wahrscheinlich auch blutig werden. Meine Pflichten liegen bei der Königin. Aber wenn du mich je brauchst, wirklich brauchst, dann sende nach mir und ich werde eine Möglichkeit finden zu kommen, oui?"

Mel:
"Daran zweifle ich nicht. Ich hätte euch nach Brega so gerne bei mir gehabt, aber ich wollte nicht nach Euch schicken lassen, Ich wollte... nicht als kleines Mädchen gelten."
Lorainne wurde vor lauter verlegenheit rot. "Naja, im Grunde fühle ich mich aber oft wie eines. Und es ist so schön, eine Mutter hier zu haben, die mir einige Dinge begreiflicher machen kann. Ich war sehr töricht, eh?"

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