Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Nach dem Krieg- Firngard

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Mel:
Im Morgengrauen waren sie in Brega aufgebrochen, es war noch kühl und neblig gewesen, genau das passende Wetter für einen Trauerzug. Auch wenn Simon noch lebte, oder vielmehr dahin vegetierte, so kam es den Firngardern doch eher wie ein Trauerzug vor, war ihr Herr nicht bei Bewusstein und regte sich nicht. Nur sein gleichmässiges Atmen und der ruhige Herzschlag verrieten, dass er noch lebte.
Man bettete Simon in einem Wagen und einer der älteeren Ritter hisste das Banner mit der Harfe. Dann brachen sie endlich auf. Vorneweg die Ritter, gefolgt von ihren Knappen, dann der Wagen, in dem Simon lag, bewacht vom kleine Ewald, Lorainne liess ihr Pferd neben dem der Lavinianovizin hinterher trotten. Am ende folgten die Knechte.
Keiner blickte zurück, erst als sie die Grenze nach Ahrnburg überschritten hatten, riskierten einige einen Blick zurück, so als müssten sie sich vergewissern, dass sie jetzt tatsächlich in Caldrien waren.
Einige Tage ritten sie nach Norden, folgten dann nahe Donnerheim der Handelsstrasse, vorbei an dem Abzweig, der sie hätte nach Goldbach führen können, immer weiter nach Norden.
Bei jedem Halt kletterte Lorainne in den Wagen, flösste Simon etwas Wasser ein, abends einen tee mit einem kleinen schuss neldanischem brandy, in der hoffnung, wenigstens dieser könnte seine lebensgeister wiederbeleben.
Doch vergebens, wie auch die Gebete an Lavinia, die jeden Morgen und jeden Abend gemeinsam mit den Männern und der Novizin gesprochen wurden, denn auch sie wurden nicht erhört.

Mel:
Als sie endlich im Kloster in Blanchefleur ankamen, wurden sie schon erwartet. Eine paar Novizinnen wiesen den Männer ihre Quartiere zu, Simon wurde von ein paar Novizen in ein grosses geräumiges Zimmer getragen. Im Kamin brannte bereits ein Feuer und das Bett war mit frischem weissen Leinen bezogen worden, dass den beruhigenden Duft von Lavendel und anderen Kräutern verströmte.
Erinnerungen an Goldbach keimten in ihr auf, doch darum würde sie sich später kümmern.
Lorainne hatte darauf bestanden, ein Zimmer direkt neben dem von Simon zu bekommen und Leonie auch in unmittelbarer Nähe zu wissen. Ihr Zimmer war zwar deutlich kleiner und besass auch nicht einen so grossen kamin, geschweige denn ein weichens bett mit schweren vorhängen, aber lorainne war sich sicher, dass sie ihre kammer nur zum schlafen sehen würde.
Immerhin kannte sie den Klosteralltag, hatte sie hier doch einige Jahre verbracht, bevor sie zu Simon gegangen war.
Am liebsten hätte sie sich auf das Bett fallen lassen um endlich zu schlafen. Durch den wagen mit simons körper, waren sie auf der reise nur sehr langsam vorangekommen.

Als sie wieder zu den Männer stiess, waren sie alle gut versorgt gewesen, ebenso wie die tiorsnovizen, die kassos ihr als geleit mitgegeben hatte.
Sie alle waren äusserst gastfreundlich aufgenommen worden, auch wenn die novizen im äusseren gebäudekomplex quarteir bezogen hatte, erging es ihnen doch gut. Man hatte ihnen eigens eine wiese zugewiesen, damit sie ihre übungen abhalten konnten.
Die andachten waren für niemanden, ausser den geweihten lavinias verpflichtend und doch nahmen alle daran teil, was vermutlich auch daran lag, dass im anschluss daran das abendessen aufgetischt wurde.
Das essen war bescheiden, aber es schien jedem zu schmecken. Dazu gab es verschiedene fruchtnektare und verdünnten wein, sowie verschiedene arten kräutertee.
Im anschluss daran gab es, wie es jeden abend üblich war, weiteres programm, dass einen jeden die strapatzen des tages vergessen lassen sollte. Eine harfe wurde gestimmt und dann erklang eine wundervolle weise über die sehnsucht, die schönheit und die freude, wieder heimkehren zu dürfen. Selbst die tiorkrieger waren verstummt und lauschte höflich, während die meisten firngarder krieger andächtig zuhörten. Danach wurde noch geschichten erzählt oder gedichte vorgetragen, bis es zeit zum schlafen war.
Morgen würde sie die männer weiterschicken. Die firngarder weiter in ihr dörfer und die tiornovizen zurück zu kassos, natürlich mit einer kleinen spende für den tempel und seinen neuen orden.

Leise betrat sie Simons Kammer, wo eine der Lavinianovizinnen über ihn gewacht hatte. Leise setze sie sich an den kleinen schreibtisch und begann einen brief an isabeau lionceur, baronin von goldbach zu verfassen.
Schon nach wenigen minuten war der boden um sie herum unter weissen papierbällen verschwunden und noch immer hatte sie nicht die richtigen worte gefunden. Müde rieb sie sich die schläfen. Hatte ihre schwester, die hier mittlerweile hohepriesterin war, ihr nicht geraten, ihr herz sprechen zu lassen? Doch was sagte es? Lorainne versuchte in sich hinein zu hören, doch da blieb alles stumm. Also versuchte sie isabeau sachlich die letzten ereignisse zu schildern.

Mel:
Letztlich wurden es weniger schilderungen der kürzlich geschehenen ereignisse, als vielmehr eine kurze notiz mit der bitte, nach blanchefleur ins kloster zu kommen.
noch in der nacht suchte sie sich einen der schnellsten reiter uns schickte ihn nach goldbach:" sollte sie nicht dort sein, ist sie sicher an der seite der königin, in goldbach wird man wissen, wo sie sich aufhält. lass dich von nichts aufhaöten, hörst du? Wo auch immer sie sein mag, begibt dich auf den kürzesten weg dorthin!"
der bursche nickte und machte sich davon, pferd zu satteln und den auftrag zu erfüllen.

seufzend lehnte lorainne sich an die hauswand und zog ihr schultertuch fester um sich. um sich abzulenken, ging sie in die kleine bibliothek und blätterte ein wenig in den scheinbar unzähligen gedichbändern.
oft handelten sie von unerreichbarer liebe, den ritterlichen tugenden, heldenmut und nicht selten vom tod.
schon in der kindheit hatte sie gedichte und geschichten dieser art verschlungen.
plötzlich fiel ihr noch jemand ein, der solche dinge zu schätzen wissen würde.

sie ging in ihre kammer und suchte in ihren persönlichen dingen das buch heraus, dass ihr ihre mutter einmal geschenkt hatte. es war abgenutzt und einige seiten waren lose, aber es würde sicher einige grundlegende dinge vermitteln können und zugleich noch ein wenig die sprachkenntnisse fördern.
lorainne wickelte das buch ein und schickte am morgen einen weiteren boten nach tiefensee. schliesslich holte sie sich ein anderes buch aus der bibliothek und begann simon leise daraus vorzulesen.

Isabeau Lioncoeur:
Nach einer Nacht auf der Straße traf die kleine Gruppe aus Reitern in Goldbacher Farben am Kloster ein.
Während einer der Soldaten an das Tor klopfte half der Kommandant der Baronin vom Pferd und führte sie in den Schatten.

Mel:
Umgehend wurde das Tor geöffnet und die Gruppe wurde in die äusseren anlagen geführt. sofort eilten Männer herbei, die sich um die Pferde kümmerten. Ein weiteres Tor wurde geöffnet und eine Gruppe Frauen trat heraus.
Eine löste sich aus der Gruppe, von weitem konnte man eine verblüffende Ähnlichkeit zu Lorainne feststellen, nur das diese Frau zierlicher gebaut war und ein freundliches, warmes Gesicht hatte.
Ohne Zögern schritt sie direkt auf die Baronin zu und knickste formvollendet." Bonjour Mademe, wir haben Euch bereits erwartet. Je suis Maguerite, la soeur de Lorainne. Bitte, folgt mir."
Sie führte Isabeau in ein Haus in der inneren Anlage und wies ihr einen bequemen Sessel am Fenster, mit Blick auf den Blumengarten zu.
"Bitten, nehmt Platz und stärkt Euch." Auf dem kleinen Tischen stand ein Tablett mit einigen Früchten und Gebäcken. Maguerite schenkte einen leichten Wein ein und steltte ihn in Reichweite der Baronin ab.
"Wünscht ihr Lorainne zu sprechen, oder wollt ihr als erstes nach Eurem Cousin sehen?"

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