Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Winter 265 n.J., Lager des grünen Ritters, nach dem Schützentunier

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Anders:
Es war kurz vor Sonnenaufgang und die Luft schneidend kalt. Anders saß zusammen gekauert vor den letzten glimmenden Kohlen. Der Wald war totenstill. Nur aus dem Lager konnte sie leises atmen und stöhnen hören. Die Kämpfe hatten schwere Verluste zurück gelassen und viele Verwundete. Sie hatten sich tief, sehr tief in den Wald zurück gezogen um sich sicher erholen zu können. Ihr Blick schweifte durch das Lager und blieb an Vanions Schlafplatz hängen. Auch er war schwer verwundet worden und lag irgendwie schräg als wollte er eine Seite entlasten. Unweit von ihm konnte sie Benjins Umrisse erkennen schaute aber schnell wieder weg. Sie hatte sie Wunde gesehen die sie ihm zugefügt hatte, so genau plaziert...
Lorainnes Schlafplatz mied sie konsequent, steckte die klammen Finger unter die Achseln und legte die Stirn auf die Arme.
Die Kälte nahm sie kaum war, auch die Schmerzen in ihrer Schulter waren nur ein dumpfes Pochen, ebenso das brennen der Wange als sie wieder gegen ihren Ärmel stieß. Die Wunde hatten sie grob zusammen flicken können, es würde eine hässliche Narbe bleiben aber das beschäftigte sie nicht.Sie hatte versucht zu schlafen, aber war doch nur immer wieder hoch geschreckt, mit klopfendem Herzen und schlimmen Bildern.
Wieder und wieder sah sie das Gesicht von Dorn wie er sie angrinste.
//Du hast Lorainne getötet. Du hast Lorainne getötet. Ist das nicht schön? Nicht Schön? IST DAS NICHT SCHÖN? Hihihihihi.... Schwester...! Du hast sie getötet und das hast du gut gemacht!//
Ihre Finger krallten sich in ihre Arme. Sie hatte blaue Flecke von den Fesseln, davon getragen an denen er sie hinter sich her gerissen und vor sich hergeschubst hatte.
//LAUF! LAUF! Sandrose. Bleib nicht stehen! Dreh dich! DREH DICH! IST das nicht schön? IST DAS NICHT SCHÖN? Brüderchen und Schwesterchen wieder vereint! IST DAS NICHT SCHÖN? Roquefort wird sich freuen. Er hat Fragen. Viele Fragen! Hihihihi... Los schrei! SCHREI! Jahahahahahaa//
Sie hielt sich die Ohren zu, wollte seine Stimme ausblenden und drängte ihn mühsam zurück. Aber er verschwand nicht.
// ...sandrose.... Sandrose.... SANDROSE!!! TÖTE! TÖTE SANDROSE! TÖTE LORAINNE DE LA FOLLYE!
>>Anders? Anders komm da weg!<<
>>NEEIN!<<
>>Auf sie!<<
//

Benjin hatte sich dazwischen geworden und den ersten Stich abgefangen. Er hatte mit seinem Schwert die Wunde an ihrer Schulter wieder aufgerissen, aber das hatte sie nicht stoppen können. Wie durch einen Schleier hatte sie hilflos zusehen müssen wie sie danach wieder auf Lorainne losgegangen war, und Dorn der lachte, lachte in dem Haufen Männer die mit Schild und Schwert die Hilfe zurück hielt. Sie hatte innerlich geschrien... aber es hatte nichts geholfen. Egal wie sehr sie es auch versucht hatte. Sie hatte es nicht verhindern können.
// Du hast Lorainne getötet! Du hast sie getötet! Getötet! Roquefort wird darüber erfreut sein, aber nicht so sehr das du mit ihr umher gezogen bist.//
Wieder spürte sie das brennen in ihren Augen, aber sie bemühte sich keinen Laut zu machen.
//Spürst du ihn? Den Schmerz Sandrose? Das ist es doch was das Leben erst lebenswert macht! Nicht? NICHT? Du wolltest doch immer eine Königin sein, oder? ODER?
>>...Nein..<<
Doch! DOCH wolltest du!
Und weißt du was? Du wirst nun eine. Du kommst zu Roquefort, in seinen Turm. Ganz allein, ganz nach oben und dann bist du DIE KÖNIGIN DES GANZEN GOTT VERDAMMTEN TURMS!
...
und weißt du? Weißt du? Dann kommt dein Diener jeden Tag und zeigt dir WIE SCHÖN DAS LEBEN IST! HAHAHAHAHAHAHA!//
Der Wald war so still.
Und so laut war ihr Kopf.
//Ich hab es nicht gewollt. Ich hab es nicht gewollt. Ich hab es nicht gewollt...//

Mel:
Auf zittrigen Beinen stapfte Lorainne durch den Schlamm, ihr Blick glitt über die Anwesenden, als suche sie jemanden. Sie hatten den Dörflern Zeit zur Flucht geben können, doch einige würden nun bleiben.
Silas lag immer noch blass auf dem Lager. Es war töricht gewesen, ihren Jugendfreund zu retten, doch er HATTE es überlebt. Und Benjen. Ihr Blick traf seinen für einen Augenblick und es erfüllte sie mit Wärme. Egal, ob er Maguerite letztlich geheiratet hatte oder nicht, er HATTE zu ihrer Familie gehört und er tat es immer noch. Trotzdem saß der Groll gegen ihn tief. Der Schreck fuhr ihr erneut durch alle Glieder, als sie daran dachte, wie er sich zwischen sie und Anders geworfen hatte. Und beinhae hätte sie ihn wieder verloren, nachdem sie ihn gerade wieder in die Arme schließen konnte. Es war genauso bei ihrem Vater gewesen.
Sie hatte in der Nacht zuwenig geschlafen, zum einen, weil sie sich mit um die Verletzten kümmerte, und ihre Verletzung sowie die Sorgen, die sie sich machte, sie nicht schlafen ließen.
Er wusste jetzt, dass sie hier war. Er wusste, dass Benjen hier war. Und er ließ nichts unversucht, sie zu töten. Er hatte sogar versucht Anders dafür zu benutzen.
Sie fluchte leise und suchte weiter nach Anders.

Sandra:
Stella hatte sich am vergangenen Abend nah ans Feuer und zu Anders gelegt, so nah die Kenderin sie bei sich haben wollte. Der letzte Tag hatte Stella körperlich sehr zugesetzt auch wenn sie eine der wenigen zu sein schien, die nicht von Waffen verwundet wurden. Doch es war knapp und sie hätte nicht gewusst, wie lange sie noch den magischen Schild hätte aufrecht halten können, der sie und ihre Freunde geschützt hatte. Wie sagte Riane immer so schön? Wissen, wollen, wirken... Gestern war es wohl mehr wollen als alles andere...
Entsprechend unruhig war auch ihr Schlaf gewesen - gejagt von Bildern des Tages, ihren Freunden am Boden, die Rufe nach Anders als sie verschwunden war, dieser.... "Beraterin" von Roquefort deren dunkle Aura ihr fast greifbar war.
Immer wieder hatte sie sich hin und her gewälzt oder schwer gehustet und auch jetzt riss der Husten sie unsanft aus dem Schlaf. Schlaftrunken und mit noch halb geschlossenen Augen tastete sie nach ihrem Krug, den einer von Lorainnes Männern ihr am Abend noch mit Tee gefüllt hatte und trank, um den Husten wieder zu beruhigen.

Anders:
Da waren wieder die warmen Tropfen auf ihrem Gesicht. Anders war das weinen noch immer nicht gewohnt und jedes mal wenn sie es tat wirkte es auf sie befremdlich. Dennoch ließ sie es zu das die Tränen ihr die Wangen hinunter liefen, auch wenn sie in der Wunde brannten.
Mit einem Ruck fuhr sie auf und versuchte sich aus dem Gewirr ihrer Gedanken frei zureißen. Mit mäßigem Erfolg.
//Wann erhalte ich meine Belohnung? Wann hällt er was er verspricht?
Oh er hat Fragen an dich. Über Lorainne, über das Lager und wie viele ihr seit. Und über den Jungen. Vanion. Vanion heißt er oder? Wir haben da etwas gehört, etwas das Roquefort gar nicht gefällt. Er wird dich darüber ausfragen. Und du wirst ihm anworten. Nicht wahr? NICHT WAHR? Sandrose? //
Sie versuchte das Zittern zu unterdrücken und hielt die klammen Finger über die Glut.
Als der Bann gebrochen war,... als Dorn tot dort gelegen hatte...
// Anders? Anders? Du bist doch Anders oder?
>> fasst mich nicht an...<<
Ander? Anders bist du wieder da?
>>Fasst mich nicht an! Lasst los! FASST MICH NICHT AN!<<
Anders? Bist du Anders?
>> ... ich.. bin nicht mehr anders...<<//
Sie war gelaufen. So schnell sie konnte. Sie konnte nicht dort bleiben. Nicht wenn Roquefort ihren Namen kannte, nicht wenn er diese Macht hatte! Sie hatte ihr Herz klopfen gespürt, laut schmerzhaft. Ihr verfluchtes Herz, mit dem verfluchten Ding! Sie hatte es loswerden wollen. Es herausschneiden wollen. Keine Sekunde länger hätte sie es ertragen dieses Ding in sich zu tragen!

Sie hatten versucht sie zu beschützen, sie hatten es alle versucht, dabei hätten sie sich selbst schützen müssen. Vor ihr!
Sie hatte es herausschneiden wollen. Sie hattes versucht!
//Anders? Anders wo bist du? Antworte? Sandrose antworte mir!

>> ICH WILL DIESEN NAMEN NICHT HÖREN! SEI STILL! SEIT ALLE STILL ICH WILL IHN NICHT HÖREN!<<//

Ihre Füße hatten ihr den Dienst versagt. Vanion... Vanion wie er auf sie zukam. Sie war zurück gewichen, sie wollte ihm nicht auch noch weh tun.
// Geh weg... geh weg... bitte, bitte geh weg!

Sandrose bleib stehn.

Ich will ihn nicht hören. Geh weg. Bitte!//

Sie musste hart schlucken. Wieder spürte sie das schmerzhafte Pochen in ihrer Brust. Ihre Hand Krallte sich in das Hemd, krallte sich in den Stoff als würde sie ihr Herz umklammern und es festhalten wollen. Sie spürte das getrocknete Blut auf ihrem Hemd, ihr Blut, Benjins Blut, Lorainnes Blut...
Als Stella zu husten begann kam sie leichtfüßig auf die Beine. Noch während sie tastend nach dem Krug suchte, verschwand sie lautlos in Richtung ihres Lagers.

Mel:
Lorainne sah Anders davonhuschen. Still und leise.
Wenn sie nur nicht wieder fortläuft.

Nichts war ihr bisher schwerer gefallen, als die Wahl zwischen Benjen und Anders. Und sie bereute ihre Entscheidung. Sie hätte Anders SOFORT befreien sollen. Sie hatte die Wunde auf ihrer Wange gesehen, ihre Tränen getrocknet, als sie wieder bei ihnen war.
Sie wusste nicht, was sie ihr angetan hatten. Was, wenn...

Sie griff nach Anders´Schulter und hinderte sie so am Weiterlaufen. "Warte, verdammt und REDE mit mir." kein Befehl, sondern Bitte oder fast ein Flehen.

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