Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Irgendwo im Nirgendwo - Die Steinherzen auf dem Weg zur Magierzusammenkunft

(1/2) > >>

Akela:
*Mit einem tiefen und fast schon theatralischen Seufzen lies Sasha sich auf einen umgefallenen Baumstamm fallen, der unbeachtet und schon halb überwuchert am Rand des schmalen Weges lag. Ein windschiefer und verblichener Wegweiser war das Einzige, dass so etwas wie einen Hinweis lieferte, wo in Engonien sich die kleine Reisegruppe, bestehend aus der Wolfselfe und ihren Seelenbrüdern Kassos und Maugrim, befand.*

„Also gut, schauen wir mal...und nein, ich nehme keine Wetten an, ob wir uns verlaufen haben!“

*Vorsichtig stellte sie die kleine eisenbeschlagene Kiste, die sie unter dem Arm getragen hatte, neben sich auf dem Stamm ab, um danach schwungvoll eine Karte daneben auszubreiten und diese kritisch zu mustern. Die akkuraten Striche und Bezeichnungen waren typisch für Kadegar. Und gewiss war sie auch sehr genau...wenn man sie denn auch vernünftig nutzte.

Mit einem Finger fuhr die Wolfselfe ihre bisherige Strecke nach und kniff angestrengt die Augen zusammen auf der Suche nach ihrem aktuellen Aufenthaltsort.*

„Hah! Da sind wir! Genau richtig würde ich sagen.“

*Ihre Überraschung darüber war nicht zu überhören. Zufrieden rollte sie die Karte wieder auf und steckte sie ein.*

„Wie geplant sind wir noch vor der Dunkelheit dort. Wir haben sogar noch Zeit für eine kleine Rast.“

*Nachdem die drei einige Vorräte untereinander aufgeteilt hatten, hörte man für ein paar Minuten nur noch zufriedenes Kauen. Hatte Sasha am Anfang noch darüber gemurrt, dass sie Aufpasser für eine Gruppe Magier machen sollten, die sich mit größter Wahrscheinlichkeit selbst in die Luft jagen würden, genoss sie jetzt doch das schöne Frühlingswetter und die Reise ohne die ganze Zeit an die Probleme denken zu müssen, die sich vor ihnen auftürmten.

Und natürlich waren sie Kadegar etwas schuldig. Ohne seinen Versteinerungszauber würde Kassos jetzt wahrscheinlich schon längst an Tiors langer Tafel sitzen und zotige Witze reißen.

Und wenn der Magier schon zu ihr kam und sie bat, während einiger Rituale die Umgebung im Auge zu behalten, dann tat er das mit Sicherheit nicht unüberlegt und unbegründet.

Ein Grund mehr, dort zu sein.*

Akela:
*Nach einigen Minuten fiel Sashas Blick auf die Kiste, die neben ihr stand. Mit einer knappen Bewegung öffnete sie den Deckel der Truhe und blickte auf den Inhalt. Hoffentlich konnten die Magier etwas Wissenswertes über ihn herausfinden....

Nachdenklich musterte die Wolfselfe die beiden unscheinbaren grauen Steinherzen, die in weichen Stoff gebettet in der Truhe lagen. Trotz ihrer Schlichtheit war wohl derjenige, der sie aus einem Stein heraus gearbeitet hatte, ein Meister seines Fachs. Auch wenn sie nicht davon ausging, dass hier normale Werkzeuge wie Hammer und Meißel am Werk gewesen waren.

Wenn die Herzen es schafften, die Funktionen eines normalen Herzens zu übernehmen, musste eine wirklich mächtige Magie in ihnen wohnen. Und wenn man bedachte, woher diese Magie wohl kam, sicherlich keine sehr freundliche....

Sasha streckte die linke Hand mit gespreizten Fingern und der Handfläche nach unten über einem der Herzen aus und schloss kurz die Augen.

Nichts.

Was auch immer die Steinherzen antrieb, es hatte nichts Wiedernatürliches an sich. Oder etwas, das mit Szivar zu tun hatte...zumindest nichts Spürbares.

Sasha hatte nach dem Kampf um Tannjew gesehen, wie einige der Krieger, die sie in den Lorinan begleiteten, die Herzen in der Hand gehalten hatten, um sie in die Truhe zu packen.

Nachdenklich nahm sie ebenfalls das Herz in die Hand, um es näher zu betrachten.


Es gab im Leben des Paladins schon viele dumme Ideen. Aber diese Idee rangierte mit der, mit Tannjew und Isiria allein in der Nacht in den Wald zu gehen, auf einem der ganz oberen Plätze.
Im ersten Augenblick geschah gar nichts. Dann wurde Sasha schlagartig klar, dass sie sich wohl gründlich geirrt hatte...das Herz reagierte förmlich auf sie.

Ein glühender Schmerz schoss durch ihre Hand ihren Arm entlang und explodierte in ihrem Brustkorb. Rote Sterne tanzten hinter ihren Augen, ihre Muskeln verkrampften sich und sie kippte mit einem Aufkeuchen rücklinks von dem Baumstamm. Hätte sie genügend Luft gehabt, hätte sie geschrien, so kam nur ein leises Stöhnen über ihre Lippen.

 So musste es sich wohl anfühlen, von einem Blitz getroffen zu werden.

So schnell der Schmerz gekommen war, so schnell ebbte er auch wieder ab. Sashas Muskeln entkrampften sich und die Wolfselfe schnappte nach Luft. Der Geruch nach verbranntem Fleisch lag in der Luft...

...und auf dem Baumstamm schaukelte das Steinherz auf einer seiner Rundungen völlig harmlos hin und her...*

Dominic:
Sasha mochte vielleicht keine Luft in der Lunge gehabt haben, Kassos aber sehr wohl. Ein kurzer Schmerzensschrei erklang und der Priester sank in die Knie.

"Was bei allen Göttern war das denn?, rief er Sasha entgegen, sobald er wieder atmen konnte. Mit einem Satz, sich die Brust haltend, war er bei der Wolfselfe.

Geht´s dir gut? Und falls ja, werde ich dir in den Arsch treten.

Akela:
*Für einen Augenblick hatte Sasha Mühe, den Priester mit ihren Augen zu fixieren und blinzelte etwas verwirrt aus der Wäsche. Immer noch schwer atmend stützte sie sich schließlich auf die Ellenbogen hoch und  beäugte das Steinherz auf dem Baumstamm misstrauisch.*

„Ich hab keine Ahnung, was das war...aber ich befürchte, unser Problem ist noch größer als wir angenommen haben. Und ja, es geht mir gut. Ich würde es aber trotzdem bevorzugen, wenn du mich nicht treten würdest.“

War das möglich? Auch wenn sie bei Tannjew absolut nichts gespürt hatte...?

*Ihr Blick ging wieder zu Kassos, diesmal sah sie ihm in die Augen und seufzte.*

„Ich hoffe, ich irre mich... aber die Magie, die diesen Herzen inne wohnt, scheint nicht von der natürlichen Art zu sein, wie Gorix oder Kadegar sie nutzen.

Viel mehr wie eine Kraft, die von dämonischen Mächten genutzt und geformt wird. Oder zumindest den wiedernatürlichen Kräften, die die meisten als Dämonen bezeichnen.

Das würde auch erklären, warum andere vor mir die Herzen problemlos in die Hand nehmen konnten.“

*Sasha hob die linke Hand zum Gesicht, als wollte sie sich die Augen reiben, zuckte dann aber zusammen und hielt in der Bewegung inne.

Mit einem gemurmelten „Na wunderbar...“ starrte sie ihre Hand an, die Kontakt mit dem Herz gehabt hatte. Die Handinnenfläche bestand nur noch aus schwärzlich verbranntem Fleisch.

Irgendwie war sie sich sicher, dass sie sich nicht irrte, so sehr sie es sich auch wünschte.*

Dominic:
Kassos beäugte Sasha argwöhnisch, sah ihr in die Augen und schien sich vergewissern zu wollen, ob mit der Wolfselfe alles in Ordnung war. Dann sah er auf ihre Hand hinunter, verzog das Gesicht und langte nach seinem Gepäck.
Er fischte einige Verbände heraus und legte sie Sasha in die unverletzte Hand.

Ich werde ein paar Kräuter und etwas Wasser suchen, damit du die Hand nutzen kannst, solange sie heilt, sagte er und verschwand.

Irgendetwas schien mit ihm vor sich zu gehen, eine Veränderung. Der Priester war in den letzten Tagen ernst und einsilbig gewesen.
Oft war er abwesend und in Gedanken versunken.

Nach einiger Zeit kehrte er zurück und ging vor Sasha in die Hocke. Behutsam begann er die Wunde zu versorgen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln