Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie
Zimmer von Rikhard Kraftweber
Nevermind:
Die Tage des Lernens waren erst wenige Stunden vorüber. Allerlei geschäftiges Treiben war wohl zu erwarten um die Flut an so vielen externen Lehrkräften und Scolari zu verwalten und so war es nicht verwunderlich, dass das sorgsam gefaltene Papier mit den weißen Schleifenband vielleicht einfach nicht sofort auffiel. Vielleicht nie, aber falls doch half es vielleicht ein wenig die Situation zu ertragen. Die Schrift war filigran, die Tinte rot und es roch süßlich, blumig, als der Zettel aufgefalten wurde. Der Brief lag unter Rikhards Kopfkissen.
"Rikhard Kraftweber"
Rikhard,
selten habe ich solch Leidenschaft und Aufopferung für das eigene Werk und Wissen gesehen. Selten so viel Leid in wohliger Wärme behütet. Niemals jedoch einen wie Euch, der trotz all diesen Umständen sein Herz nicht völlig verschlossen hat. Eure Worte in der Tavensa zu Eurer Thesis waren gleichsam spannend und Lehrreich. Doch mir scheint, Eure sonst so sichere Wortwahl litt unter den Umständen die man Euch entgegenbrachte.
Es klang fast so, als seiet Ihr nicht Herr eurer sonst so gewandten Sinne gewesen und anstatt, dass man euch daher Nachsicht entgegenbrachte, wurdet ihr noch gescholten. Ihr hättet weit höher gewonnen, und mit Recht, doch darüber steht es mir nicht weiter zu zu Urteilen. Stattdessen kann ich nur anbieten Euer verletztes inneres zu bewahren und Eure Worte zu lesen oder hören, damit sie Eure Seele nicht länger beschweren.
Ihr seid mir nicht blos durch Eure Bescheidenheit was eure Fähigkeiten im Tanze betrifft aufgefallen, nein, euer Wesen, Eure spontane Ehrlichkeit in der Nacht in der Bibliothek nach dem Ball und Eure stattliche Erscheinung haben mich wundervolle Erinnerungen an diese Tage mitnehmen lassen. Es war fast ein wenig schmerzlich, am Morgen die Kisten meines Herrn zur Abreise zu packen und der Gräfin die Kutsche zu beladen, denn mit jedem Stück Gepäck wurde der Abschied unausweichlicher.
Lieber Rikhard, Ihr spracht von einer Einsamkeit, die ich selbst in mir gefühlt habe, jedes Mal wenn Ihr euch einer anderen Dame zum Tanze zugewandt habt. Doch Euer lächeln, wenn ich an Eurer Seite war, werde ich nicht vergessen. Ihr habt den Abend für mich zu einem der schönen meines bisherigen Lebens gemacht. Mein Herz schlug schneller und bescherte mir eine seltene Wärme, immer wenn sich unsere Blicke trafen. So hoffe ich sehen wir uns alsbald noch einmal. Ich sehne mich nach eurem Lächeln und ich bete zu meiner Göttin, es möge euch ein kleines bisschen ähnlich mit mir ergehen.
Sina
Rikhard Kraftweber:
Völlig perplex ließ Rikhard das Schriftstück aus der Hand gleiten. War das eine Finte? Ein schlauer Schachzug, um seine Gunst als Assistent der Akademieleitung zu erlangen? Aber warum sollte Sina das tun? Sina war schließlich eine Dienstmagd. Nein, es musste aufrichtig gemeint sein!
Seine Finger zitterten, als er verstohlen das Pergament vom Boden angelte. Er warf einen raschen Blick zum Fenster, als befürchtete er, dort Zeugen dieser Zärtlichkeit zu erblicken, dann faltete er es sorgfältig zusammen. Nur, um es gleich wieder aufzuklappen und erneut zu lesen - und erneut, und erneut. Dann durchfuhr ihn ein Geistesblitz. Er eilte ins Nebenzimmer, wo ein Sekretär stand, den er für die Verwaltungsarbeit nutzte. Rasch eine Schublade herausgezogen, ein wenig gewühlt, und - dort! Der Reiseplan der Gräfin Klara. Rikhard sah die Anzahl der Kutschen, mit der ihr Tross gereist war, wo diese in untergebracht worden waren, und auch die Menge des Gepäcks. Es fiel ihm nicht schwer, daraus abzuleiten, wie weit der Tross schon gekommen war.
Flugs schrieb er einige Zeilen auf ein herumliegendes Pergament (dass auf der Rückseite bereits etwas geschrieben stand, bemerkte er in seiner wohligen Hast gar nicht), tropfte ein wenig Siegelwachs darauf, um sie zu verschließen, und da er kein Siegel in Griffweite hatte, packte er kurzerhand den "Ayd'Owl - Ungültig"-Stempel, mit dem er die Berechtigungen, die zu streichen waren, fortgestempelt hatte, und rammte diesen in das Siegelwachs.
Ein Bote war schnell gefunden.
Nevermind:
Sie glaubte fast nicht mehr daran überhaupt noch Antwort zu erhalten und ging bereits wieder ohne in längeren Träumereien zu verweilen dem üblichen Tagewerk nach, als ein Reiter sie abpasste. Der Bote erreichte den Tross , kurz bevor sie das Portal durchschritten um auf das Schiff von Yale und damit in ihre Heimat zurück zu kehren. Der Brief der übergeben wurde, war versehen mit einem Siegel, dass sie stutzig werden ließ . Als sie es als das erkannte was es war, öffnete sie den Brief vorsichtig, ohne das so kostbar geformte Wachs zu erbrechen und trennte das gesamte Siegel sanft vom Papier. Sie schlug es in Stoff ein und packte es vorsichtig zur Seite.
Sina las die Zeilen, ihr Lächeln wurde weich und sie begann zu grinsen. "Oh Rikhard..." entfuhr es ihr. Sie schüttelte immer wieder beim Lesen den Kopf, während ihre Hand an der Wange ruhte. "So lange wirst du gar nicht warten müssen, mein Guter...."
Am Ende faltete sie das Pergament. Gerade als sie es weglegen wollte, fiel ihr die zweite Seite auf. Sie las sie ebenfalls. Scheinbar bar jeder Emotion beendete sie die Lektüre und griff erneut zur Feder. Still dankte Sina ihrem Herrn in dieser Sekunde von Herzen, dass er sie das letzte Jahr über mit Schriften und Texten schier unaufhörlich gequält hatte und sie mehr Blasen vom Schreiben als vom Stallmisten hatte. Die Schmerzen im Rücken durch die vielen gebeugten Stunden am Schreibpult, all die Krämpfe in den Fingern vom Federhalten.. es zahlte sich in diesen Sekunden aus.
Die Hexe griff nach einem Pergament, tauchte die Feder in die Tinte und begann den Kiel über das Papier kratzen zu lassen....
Etwa zwanzig Augenblicke später packte sie ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit darin in duftendes Heu geschlagen in einem etwa faustgroßen Paket zusammen und band den Brief mit einer weißen Schleife daran fest. Dann übergab sie ihr Paket einem Boten zusammen mit ein paar Kupferstücken, der es in die Akademie zu Fanada brachte.
Rikhard Kraftweber:
Die Feder kratzte und kratzte über das Papier. Es war fast, als würde er eine Studienarbeit schreiben, die Worte flossen quasi wie von selbst aus seinem Hirn durch die Feder hindurch. Die Kerze brannte nieder, und Rikhard murmelte etwas - eine kleine Flamme entsprang seiner Hand, tanzte kurz auf und ab, und entzündete dann den Docht einer frischen Kerze.
Endlich war er fertig. Er faltete das Pergament, legte es auf die Ablage, die wohl heute Abend noch abgearbeitet werden würde, dann machte er sich auf in Richtung des Badetraktes. Zu dieser Stunde würde er wahrscheinlich den großen Zuber für sich haben - und tatsächlich. Warmes Wasser umströmte schon bald seinen Körper. Bevor er sich in das Wasser gleiten ließ, zog Rikhard allerdings ein Fläschchen aus seiner sorgsam zusammen gelegten Kleidung. Er entfernte den Stöpsel aus der kleinen Flasche und roch vorsichtig daran - nicht unangenehm! Dann goss er eine gute Portion in sein Badewasser und stieg hinein.
Nevermind:
Zeitgleich mit dem öffnen des Fläschchens und dem Einatmen der aufsteigenden Düfte lag sie in einer weit entfernten Kammer zwischen Stroh und zwei leise schnaufemden Wesen. Sie starrte an die Decke bis ihre Augen langsam nach hinten sanken und sie mit einem seeligen Lächeln in tiefen Schlaf fiel.
Ein paar Tage später öffnete sie einen weiteren Brief. Ihre Augen begannen zu funkeln. Sie drückte das Schriftstück mit einem seuftzer an ihren Brustkorb. Doch diesmal lies sie sich Zeit, bis sie eine Antwort verfasste.
"Ach könnte ich dich doch noch viel mehr von mir kosten lassen..." hauchte sie über das neu verfasste Antwortschreiben. "Aber wir haben Zeit. Alle Zeit dieser Welt" Sie dachte zurück an die gehörten Vorlesungen. Oder irgendeiner. ..."
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