Der Städtebund von Tangara > Fanada
Kydoras Zimmer
Kydora:
Mittlerweile war es dunkel geworden und Kerzenlicht erhellte den Raum. Kydora saß auf ihrem Stuhl an dem kleinen Tisch und ließ ihre Finger in kreisenden Bewegungen über ihre Schläfen wandern. So viel war ihr das alles gar nicht vorgekommen, aber die Tatsache, dass sie sich leicht ablenken ließ und gefühlt alles nochmal durchgesehen hatte bevor sie es woanders hingeräumt hatte, hatte ihr übriges getan. Ihr viel die Tasse Tee auf, die immer noch auf dem Schreibtisch stand. //Na der wird mittlerweile auch kalt sein.// Mit einem Seufzen erhob sie sich und nahm die Tasse, um den Tee wegschütten zu gehen. Neues Wasser für einen zweiten Versuch war schnell aufgesetzt und sie schaute derweil aus dem Fenster. Es war eines derer die zur Vorderseite des Hauses rausgingen und so konnte die junge Magierin die Schneeflocken im Vorgarten beobachten, die sachte zu Boden wanderten. Eine nach der anderen.
"Den Göttern zu zürnen ist nicht gut."
"Ich weiß..."
"Und wenn dann lieber mit einem großen Knall. Aber nicht diese schwelende Wut. Die führt am Ende nur zu Verbitterung."
"Es ist wie es ist. Daran kann ich nichts ändern."
Das kochende Wasser machte sich bemerkbar und riss Kydora aus ihren Gedanken. Der zweite Tee war schnell zubereitet und so fand sie sich mit der dampfenden Tasse an ihrem Schreibtisch wieder. Sie griff nach den obersten Seiten von einen kleinen Haufen, der aus verschiedenen Schriftstücken zu bestehen schien, und begann die Zeilen, die aus Roberts Feder stammten, zum wiederholten Male zu lesen während sie behutsam an ihrem Tee nippte.
//Unfair.// Sie atmete merklich aus. //Diese ganze Sache ist so verdammt unfair...//
Leise suchten Tränen sich ihren Weg über Kydoras Wangen, als ihre Gedanken mal wieder zu den Ereignissen am Spital glitten. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als ihr klar wurde, dass Robert gefallen war. Und an die Leere, die sich schlagartig in ihr ausgebreitet hatte. Ein nur allzu bekanntes Gefühl. Und doch bot ebenjene Leere Platz für etwas, dem sie eigentlich nie viel Raum zur Entfaltung gegeben hatte.
"Dieser Mistkerl!"
Scheppernd zerschellte die Tasse an der Zimmertür. Schwer atmend stand die junge Silvanaja in dem Raum und betrachtete den Tee, der sich langsam um die Scherben am Boden ausbreitete. //Und da ist der zweite Versuch hin, einen Tee zu trinken.// Rasch hatte sie sich wieder gefangen und ihre Atmung beruhigte sich wieder. Wütend stieg sie über die Scherben hinweg und bahnte sich einen Weg aus dem Zimmer. //Ich habe echt wichtigere Probleme als diese blöde Tasse.// Nach einigen entnervten Momenten des Suchens wurde Kydora fündig und kehrte mit einem Lappen bewaffnet zurück in ihr Zimmer. //Und genau um diese Probleme werden wir uns kümmern! Das steht fest.//
Die Scherben und die Teereste waren rasch beseitigt und Kydora hängte grummelnd den Lappen zum Trocknen auf. Kurz überlegte sie, ob sie einer weiteren Tasse Tee einen Versuch geben wollte, entschied sich aber dann dagegen. Erschöpft und müde ließ sie sich auf ihr Bett plumpsen und betrachtete nachdenklich eine der nahe stehenden Kerzenflammen.
"Du weißt selber, dass du voran kommen musst." Diesen Satz würde Kydora vermutlich ewig im Gedächtnis behalten. Aber er hatte ja auch recht mit dem was er ihr gesagt hatte. Das wusste sie selber. Und dennoch: Es war leichter gesagt, als getan. Mit einem Seufzen löschte sie die letzten Kerzen und kuschelte sich anschließend unter ihre Decken. //Ich werde voran kommen. Definitiv. Irgendwie werde ich es schon schaffen.//
Eine Weile lag sie noch wach und grübelte vor sich hin, bevor sie irgendwann einschlief.
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