Der Städtebund von Tangara > Fanada

Kydoras Zimmer

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Rikhard Kraftweber:
"Ich möchte gewisse Bereiche des Lebens einfach nicht sehen. Das ist eine bewusste Entscheidung, verstehst du? Diese natürliche Neugierde, die du hegst und der du nachgibst, habe ich auch. Aber ich möchte das Neue in Büchern entdecken, in Schriften, und auch in der sorgfältigen Analyse. Wissen ist lebendig, ganz wie die Welt um uns herum. So, wie es Entdecker geben muss, muss es auch Bewahrer geben. Was ist etwas Neues, wenn es nicht aufgeschrieben ist? Was ist eine Heldentat, die nicht erzählt wird?"

Unruhig geworden, begann Rikhard, mit dem Fuß zu wippeln.
"Meine Arbeit ist nicht nur mir wichtig. Sie dient Größerem. Von meiner Arbeit können Generationen nachfolgender Schüler profitieren. Noch bin ich selbst Schüler, gewiss - aber weiß ich erst genug, um selbst mit dem Forschen beginnen zu können, um experimentieren zu können - dann wird sich all das, was ich jetzt tue, auszahlen. Ich möchte das Geflecht der Magie verstehen, ich möchte es lesen können, denn nur wer lesen kann, der kann auch schreiben! Ich habe mich nicht umsonst Kraftweber genannt. Eines Tages werde ich Zauber weben. Ich werde neue Wege schaffen, die Magie zu nutzen! Aber dafür muss ich die alten Wege nun einmal erst kennen."

Und wenn ich erst mächtig genug bin, kehre ich nach Silvanaja zurück.

Kydora:
"Das ist weitsichtig von dir, Rikhard. Und es passt zu dem, wie ich dich bisher kennen gelernt habe." Kydora widmete sich wieder ihrem Tee und ließ die Gedanken streifen. Derweil ging ihr Blick zum Bett herüber auf dem sie vorhin das Papier abgelegt hatte. Eine Weile betrachtete sie dieses, ehe ihr wieder einfiel, dass sie ja Besuch hatte und sie sich wieder Rikhard zuwand.

"Du hast einen klaren Weg vor dir. Das bewundere ich ein bisschen. Du weißt wo du hin willst und wie du das anstellen willst." Sie seufzte. "Naja. Themenwechsel." Sie setzte sich wieder etwas aufrechter hin. "Du bist bestimmt auch bei den Tagen der Lernens im Winter, oder? Irgendwelche besonderen Pläne oder einfach nur Wissen sammeln?"

Rikhard Kraftweber:
Der Themenwechsel überraschte Rikhard, aber er war nicht dazu in der Lage, Kydoras Seufzen insofern zu verstehen, als dass ihr das Thema offensichtlich unangenehm war. Aber ihm war es ohnehin schon recht, dass sie nicht weiter nach seiner Art, zu lernen, fragte.
"Nun, ich möchte - Lernen. Ich erhoffe mir von diesem Treffen aufregende Gespräche fachlicher Art, und vielleicht gelingt es mir ja auch, mich ein wenig bekannter zu machen. Immerhin bin ich Assistenz der Akademieleitung!"

Kydora:
"Oh ja, das bist du." Sie grinste belustigt als er das mit der Akademieleitung erwähnte.
"Aber warum willst du dich bekannter machen? Was hat man davon, wenn man bekannt ist? Ich kann mir keine Vorteile vorstellen." Sie legte den Kopf leicht schräg. "Im Gegentei. Die Leute würden ständig darauf achten, was man tut und jeden kleinen Schritt hinterfragen. Es würden ebenso Leute auf den Plan treten, die einem nicht wohlgesonnen sind. Nur darauf wartend, dass man einen Fehler macht. Und glaub mir: Fehler macht jeder irgendwann mal." Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. "Wenn es dich jetzt schon nervt, ständig Haltung bewahren zu müssen. Darauf achten zu müssen, was genau du wann und wie tust. Willst du dann wirklich diesen Zustand noch verstärken indem du bekannter wirst?"

Kydora:
Nach dem Fest der Grenzen

Endlich wieder daheim. Erschöpft ließ Kydora ihre Taschen auf den Boden sinken und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. //Was für ein Durcheinander...// Sie seufzte und entschied sich dazu, erstmal Tee aufzusetzen. Das letzte Mal als sie hier gewesen war, hatte sie gleich wieder aufbrechen müssen. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, wie lange sie eigentlich in Valkenstein gewesen war. Valkenstein... der Gedanke versetzte ihr einen kurzen Stich ins Herz und sie musste unweigerlich an die Trauerfeier denken, die auf dem Fest der Grenzen stattgefunden hatte. Sie war schön gewesen, ohne Frage. Doch hatte sie auch wieder Bilder hervorgeholt, die Kydora sorgfältig beiseite geschoben hatte in der Hoffnung sie nicht erneut durchleben zu müssen. 'Wie geht es dir?', 'Kann man dir helfen?' - solche und ähnliche Fragen hatte sie über die Feierlichkeiten immer wieder über sich ergehen lassen müssen. Und dabei immer diese mitleidigen Blicke mit denen sie angeschaut wurde. Als würde sie jeden Moment zusammenbrechen...
//Ich weiß wirklich nicht was sie haben. Mir geht es doch gut. Wirke ich echt so zerbrechlich?// Sie schüttelte den Kopf und goss das Wasser über die getrockneten Blätter. Sogleich sog sie den angenehmen Duft, der sich in der Luft ausbreitete, ein. //Es ist einfach nicht hilfreich wenn ich wirke als dass man sich um mich sorgen müsse. Das hindert doch nur. Aber warum reagieren sie nur so? Wie kann ich ihnen ihre Sorgen nehmen?// Nachdenklich betrachtete sie den aufsteigenen Dampf und blies hin und wieder Mal dagegen um zu sehen wie er sich spielerisch verwirbelte. Einen kurzen Moment verweilte sie so bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie würde schon eine Lösung finden. Sei es für dieses Problem oder irgendein anderes auf ihrer Liste. Schließlich hatte auch sie sich weiterentwickelt und war längst nicht mehr die kleine Barbarin, die einst unbekümmert und voller Neugierde aus ihrer Heimat fortging.

Kydora seufzte und begab sich mit dem fertigen Tee in der Hand zurück in ihr Zimmer. Eine Weile blieb sie im Türrahmem stehen und ließ sie den Blick auf dem Chaos in ihrem Zimmer ruhen. //Nein.// entschied sie. //So kann das nicht bleiben.// Entschlossen stellte sie ihre Tasse auf ihrem Tisch am Fenster ab und begann kurzerhand den ersten Stapel zu sortieren.

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