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Unter grauem Himmel - freie Stadt Hammerburg, 266 n.J.
Drakonia Noximera:
Hammerburg, 266 n.J.
Der Morgen war kalt und grau. Der Himmel war grau. Irgendwie schien alles in diesem Ort grau zu sein. Breite Farben waren selten zu sehen, getragen nur von Gästen der Stadt, und das ganze Grau verbarg sie und sie schienen entweder ebenfalls grau, oder unpassend zu der Umgebung. Dafür war dieser Stadtteil zu der Uhrzeit noch ruhig, dichter Nebel umarmte alles in diesem frühen Morgen und die Kälte und die Feuchtigkeit machten Drakonias Laune noch schlechter. Und scheinbar hatte der Großteil der Hammerburgern bisher fast oder sogar gar keine Elfen gesehen.
Drakonia war seit einiger Zeit durch die engen Straßen unterwegs, wo kaum jemand zu sehen war. Seit wann wusste sie nicht ganz genau, aber es war ihr egal. Hauptsache, sie war allein und konnte nachdenken. Allerdings sollte sie irgendwann mal zurück zum Gasthaus kehren, um sich um Arkatosh zu kümmern - sie hatte ihn dort gelassen, ohne irgendwelche Nachricht für ihn zu hinterlassen. Er schlief noch, als sie ausgegangen war und sie erwartete nicht, dass er in den nächsten Stunden aufwacht; der Heiltrank war viel zu stark und die Wirkung würde etwas länger dauern. Wie er sein Ohr abgeschnitten gekriegt hatte, wusste sie nicht, hatte es aber nachwachsen gelassen, was allerdings etwas Zeit brauchte. Sie hatte aber auch andere Probleme.
Sie erinnerte sich ganz gut was in dem letzten Abend passiert war und sollte ihre Gedanken ein bisschen klären. Zum ersten Mal war sie völlig alleine auf Jagd. Der Auftrag war zwar nicht besonders schwierig, dafür war aber das Gefühl, selbstständig zu arbeiten, ohne auf mögliche Kritik von Lyra, Flammbart und Kadegar aufpassen zu müssen, unbezahlbar. Es gefiel ihr, ihre Magie und ihre Waffen einsetzen zu können. Und dieses Mal machte sie das nicht wegen den Schulnoten. Sie machte es seit Monaten nicht mehr wegen den Schulnoten. Etwas ähnliches zum Lachen kam zu ihrem Mund, als sie sich an Rikhard Kraftweber erinnerte. Sie sei keine Wissenschaftlerin, könne nichts verstehen, was er anscheinend zu verstehen behauptete, sei ein schlechtes Beispiel für ein Hermetiker.
''Travien. Middenfelz. Hammerburg. Ich habe Dinge getan, du hast gemütlich in der Ayd Owl gesessen. Dafür ist der Blutbrunnen zerstört, Tannjew hat sein Anhänger und Asathor ist seit gestern Abend frei von dem Nekromanten, der ihn verfolgt hatte. Die Wissenschaft ist mir egal, Jüngchen. Was du und dein Kanzler meint ist mir ebenfalls egal. Ihr könnt eure Wissenschaft ins Feuer werfen, wenn ihr den Unterschied zwischen Hermetiker und Dämonenjäger nicht machen konntet.''
Allerdings war der Auftrag nicht das, was sie beschäftigte. Der Auftrag war erledigt und sie würde den Artefakt zur Schattenwall bringen - für jetzt konnte sie dafür nicht viel mehr tun. Es war das, was danach passiert war, was ihr keine Ruhe gab. Sie hatte den Fall mit der Nekromantin und die untote Frau übernommen und zusammen mit der Inquisition der freien Stadt Hammerburg gearbeitet. Sie, eine Magierin, die vor Monaten selbst von der Inquisition Alamars verhaftet und gequällt worden war. Sie hatte ihre Magie eingesetzt um den Inquisitoren bei der Befragung der Nekromantin zu helfen. Dann hatten sie ihr Werkzeug begracht und mit ihrer Arbeit fortgesetzt. Drakonia hatte neben ihnen komplett ruhig gestanden und zugesehen. Sie hatte kein Wort gesagt. Keine Emotion war auf ihrem Gesicht zu sehen. An den Blick der Nekromantin erinnerte sie sich ganz gut. Sie hatte die um Hilfe bittende Augen n ihrem Schlaf wieder und wieder gesehen. Sie hatte die Frau in den Augen gesehen, aber in ihren eigenen Augen war kein Verständnis zu sehen, keine Gnade und keine Reue. Ihre graue Augen waren emotionslos und eiskalt.
Und als die Nekromantin das erkannt hatte, konnte Drakonia ihre wilde Angst sehen und spüren. Ihre eigene Narbe hatte wegen den Erinnerungen an den Alamariten gebrannt, als sie gesehen hatte, wie der Hammerburger Inquisitor so eine Narbe auf dem Gesicht der Frau geschnitten hatte, aber ihr ganzer Körper war weiterhin ruhig und ihr Gesicht ausdruckslos. Es war ihr einfach egal was mit der Frau passieren würde. Die Nekromantin hatte geweint, geschrien, um Gnade geboten, bis sie keine Stimme mehr gehabt hatte. Drakonia interessierte das gar nicht.
Warum sie das gemacht hatte, wusste sie selbst nicht ganz genau. Sie hätte an der Stelle der Frau gewesen sein. Vor anderthalb Jahren war sie selber Angehörige dieser Magierart. Sie war selbst dafür verfolgt und gefoltert worden - von den Ferumgardischen Paladinen, dannn von der Inquisition Alamars. Aber sie war nicht an der Stelle der Frau. Sie war keine Nekromantin mehr. Die Nekromanten hatten ihr Leben zerstört, aber jetzt waren sie die Beute und sie war die Jägerin, die sie verfolgte. Sie kannte keine Furcht mehr, allerdings keine Gnade ung keine Reue. Es war nicht sie, die auf dem Folterstuhl gesessen hatte. Sie stand auf der Seite von den Leuten, die Nekromanten verfolgten - in diesem Fall die Inquisition von Hammerburg. Sie hatte es nicht getan, nur einfach weil sie die Möglichkeit hatte. Sie hatte es getan, weil sie schon genug Schmerz und Leid wegen Nekromanten gekannt hatte und keine Gerechtigkeit gesehen hatte. Trotzdem brannten die Narben immer noch in ihrem Kopf und die Erinnerungen immer noch in ihrem Gedächtnis. Sie würden nie vergehen und sie wusste nicht, ob es sich gelohnt hatte. Sie wollte es auch nicht wissen.
In ein paar Tagen würde sie auf dem nächsten Schiff nach Anrea steigen und zu Anrea in den Mittellanden gehen. Der Rückkehr danach würde sie nicht von der Tat befreien, allerdings war Anrea weit weg von Hammerburg genug. Außer Hendrik und Arkatosch würde keiner wissen, was passiert war, was sie danach erinnerte, Hendrik zu bitten, nichts ihrer Lehrmeistern zu erzählen.
Mit demselben Eiskaltem Gesicht wie gestern richtete sie sich zurück nach dem Gasthaus. Arkatosh sollte schon aufgewacht haben und sie sollte noch mit ihm über etwas reden.
Drakonia Noximera:
Sie sah endlich mal das Gasthaus vor sich und ging schnell in Richtung Eingang. Das Tor mochte sie nicht. Es war viel zu kitschig für ihr Geschmack. Manchmal konnte sie Menschen nicht verstehen - die reichen von denen sollten mit ihrem Reichtum immer prahlen. Nicht dass reiche Elfen das nicht auch taten, aber sie zeigten mindestens mehr Geschmack bei der Sache. Sie kam selbst aus einer ziemlich reicher und wenig beliebter adeliger Familie, fand es aber unnötig, unbedingt in einem Haus im besten Viertel von irgendeiner Stadt zu ziehen wie manche von ihren Verwandten. Göttin, sie wohnte auf dem Weg. Seit dem Fall von Vardara konnte sie sich nicht mehr erinnern, dass sie zwischen ihre Reisen länger als zwei Wochen in demselben Ort geblieben war.
Drakonia rannte zum zweiten Stock, dennoch ganz vorsichtig, damit die Säulen ihrer Stiefel nicht so laut auf dem Boden knackten. Sie wllte keinen aufwecken - nicht dass es ihr anging, ob die Leute schlafen konnten, aber Streitereien mit denen wollte sie sich ersparen.
Sie machte die Tür ganz leise auf und ging ins Zimmer. Arkatosh schlief nicht mehr, sie war also viel zu lang draußen gewesen. Das Feuer imn der Kamin brannte schon - es war hier viel gemütlicher als draußen. Das war irgendwie ein bisschen enttäuschend für sie - sie hatte gehofft, später wieder mal auszugehen, aber sie wusste, dass sie nach der Wärme des Zimmers nicht mehr vorhaben würde, in den nächsten Stunden in die Kälte und den Nebel zu gehen. Sie legte ihre Felle und ihren Umhang ab und setzte sich auf dem Stuhl neben dem Bett.
''Gut geschlafen?'', fragte sie. ''Wenn ich mich nicht irre, soll der Trank schon keine Wirkung mehr haben.''
Sie stand wieder auf, öffnete ihre Alchemistenkiste, schaute in einer Schriftrolle nach, dann setzte sich zurück auf den Stuhl.
''Arkatosh... Tut mir leid, dass ich keine Nachricht hinterlassen habe. Und danke, dass du mich gestern wieder mal gerettet hast.''
Allerdings war etwas in ihrem Verhalten zu merken, dass früher viel zu selten aufgetretten hate, um einen Eindruck zu machen - sie war eiskalt. Keine Emotionen, keine schlechte Laune, keine Aggression, keine Arroganz, kein Versuch, sich unschuldig zu zeigen. Sie war einfach ausdruckslos. Wie viel Gedanken über den gestrigen Abend das verbarg, wusste nur sie.
Arkatosh Melwasúl:
Guten morgen mein Schatz, ja ich habe recht gut geschlafen. wieso warst du so früh schon unterwegs?
Ich erinnere mich noch an letzte Nacht in der Taverne, sie hat meine Ohren geheilt und ich saß an ein Tisch mit vielen Nekromanten und Dämonenbeschwörer. Diese Inquisition ist lachhaft, das sie es nicht mit bekommen hat! Naja ich werde sie ja bald wieder in Thesamar treffen...
Drakonia Noximera:
''Ich wollte in die frische Luft gehen und meine Gedanken klären. Aber ich bin zu weit weg vom Gasthaus gegangen und es dauerte ein bisschen, bis ich zurück bin... War am Hafen. Der nächste Schiff nach den Mittellanden fährt in einer Woche los bis zu Hafen in Anrea... Wir können mal in der Taverne trinken, Leute treffen und dann ein wenig reisen. Und du lernst jemanden kennen.''
Es wurde langsam Zeit, dass sie zum Spital ging, aber in den letzten Wochen verschob sie das Moment immer länger. Ein bisschen Angst hatte sie schon. Nicht von der Möglichkeit nicht geheilt zu werden - sie hatte Angst was passieren würde, wenn sie wieder gesund war. Würde sie für ihre Taten bisher angeklagt werden? Als sie den Ferumgarder ermordet hatte und versucht hatte, einen der Wächter der Eisernen Pforten zu vergiften, war sie noch nicht kaputt im Kopf. Das wussten die Leute hier nicht, sie war nicht so dumm, um es zu erzählen. Blöd zu erscheinen war ein Vorteil, dass so viel verbarg, dass ihre Ehre zurück gehalten war. Aber das konnte nicht länger sein.
Sie hatte viel erzählt und noch mehr verschwiegen. Sie hätte es erzählt wenn gefragt. Aber für ein Jahr schien das keinen zu interessieren. Alle beurteilten sie, weil sie Nekromantie gelernt hatte. Keiner wollte wissen warum se diese Wahl getroffen hatte und warum sie so geworden war. Leute hatten immer einen Grund um etwas zu machen, aber keiner wollte ihre Gründe wissen. Nur ihre Fehler. Außer ihre Lehrmeister an der Akademie und Arkatosh, vertraute ihr keiner. Und sie brauchte das, sie brauchte zu wissen, dass sie für verantwortlich genug gehalten wird, damit sie endlich mal nach vorne gehen und die alten Methoden in der Vergangenheit lassen konnte. Und langsam war es ihr egal geworden. Sie sollte ihre Gründen so lange verschweigen, bis sie nicht mehr darüber sprechen wollte.
''Ich schulde keinem Ausreden.'', dachte sie.
Was sie tat, sprach für sich. Wie es interpretiert wurde, ging sie nicht mehr an. Sie war einfach viel zu müde von den Versuchen, Leute zu überzeugen. Sie hatte Ziele vor sich und wollte keine Zeit verschwenden, um Leute in irgendetwas zu überzeugen. Auf dem letzten Magiertreffen hatte sie beschlossen, dass sie das erreichen würde, wonach sie strebte, egal was alle dachten und wie mächtige Leute ihr im Weg standen.
''Ich beklage keinen. Aber ich werde nicht mehr versuchen, Leuten zu gefallen.''
''Sag mal, Arkatosh... Denkst du, dass ich überheblich und gleichzeitig dumm bin?'', gönnte sie sich die Frage. Irgendwie wusste sie, dass der andere Elf nicht lügen würde um sie zu schönen.
Arkatosh Melwasúl:
Wie kommst du den darauf schatz? aber nein das denke ich nicht on dir. Hat dir das Kadegar eingeredet?
mit diesen meistermagier der nicht zaubern kann, halte ich nicht viel. was hat der Dummkopf nur getan das er seine eigene magie nicht nutzen kann?
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