Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach, Winter 266 n.J.

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Lilac:
Julienne trat in den Burghof. Gerade hatte der Waffenmeister ihr eröffnet, dass sie mit Celestin, einer der Mägde der Baronin und einigen anderen in wenigen Tagen nach Uld reisen würde.
Sie zog ihren Umhang fester um sich. Es war Ar... verdammt kalt. Die Fröste der vergangenen Tage hielten sich beständig, wenn es auch - den Göttern sei Dank - keinen neuen Schnee gegeben hatte. Jedoch war, durch die Lage der Burg am Wasser, fast den ganzen Tag alles von Eis bedeckt. Die feuchte Kälte kroch allen Bewohnern der Burg in die Knochen und machte das Wachestehen zur Tortur.

Die Gardistin ging zu einem der Kohlebecken, wo auch andere versuchten, ein wenig Wärme in ihre Glieder zu bekommen.
Nesrine stand da und Julienne schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln.

"Isch soll dir sagön, dass där Waffenmeistär disch spreschen möschte.", eröffnete sie der anderen.
Sie berührte Nesrine sachte am Arm, als diese an ihr vorbei eilte.

Julienne freute sich innerlich. Renard hatte ihr schon gesagt, dass Nesrine auch mitkommen würde und sie war voller Vorfreude auf die gemeinsame Unternehmung. Ja, sie würden nicht alleine sein, aber jede gemeinsame Stund mit ihr würde ein Genuss werden.
Bald wäre der Weibel wieder da und dann würden sie vermutlich wieder seltener Zeit für einander haben.
Wie mochte es wohl weitergehen... Julienne wusste, dass es Gerüchte gab. Und dass der Weibel sie dafür zum Gespräch zitieren würde, wenn er diese Gerüchte hörte. Bislang waren sie Fragen ausgewichen und hatten sich in Heimlichkeit geübt... sofern das auf einer winterlichen Burg möglich war. Überall waren Menschen und somit auch deren Augen und Ohren. Und die Plappermäuler...

Die Gardistin seufzte. Irgendwann würde es rauskommen. Was würde der Weibel tun? Einen von ihnen aus der Truppe werfen? Sowohl sie, als auch Nesrine gaben sich jede Mühe, alle ihnen aufgetragenen Aufgaben nur absolut vorbildlich auszuführen. Sie vermieden den Kontakt zueinander, wenn sie Dienst hatten, um ja keinen Unmut zu erregen oder gar die Gerüchte noch mehr zu schüren. Trafen sie sich zufällig in der Burg, gingen sie rasch ihrer Wege, damit ihnen niemand einen Vorwurf machen konnte, sie würden ihre Aufgaben nicht wahrnehmen. Stur verrichteten sie ihre Wachdienste, und verbaten sich dabei, an den anderen zu denken, damit nichts sie ablenken könnte.
Ja, sie hatten sich stählern unter Kontrolle. Das sorgte gelegentlich dafür, dass man sie wegen ihrer Grimmigkeit schräg ansah. Und es war sogar schon vorgekommen, dass ein anderer Gardist Julienne vorhielt, sie nehme ihre Aufgabe zu ernst. Sie hatte mit niemandem über diese Begebenheit gesprochen, aber es war ihr in Mark und Bein gefahren.
Einmal hatte Fleur bei ihr gestanden und ihr etwas erzählt, als Nesrine vorbeigegangen war. Julienne hatte kurz genickt und ihren Blick dann wieder stur auf das Land vor der Burg gerichtet, während ihre Cousine plötzlich leise wurde. Fleur hatte Julienne scharf angesehen, zu Nesrine geblickt und dann wieder zu Julienne. Sie hatte den Kopf geschüttelt, mit Sorge in den Augen. Doch die Gardistin hatte sie noch vor dem ersten Wort mit einer Handbewegung unterbrochen. "Isch will nischts 'ören!", hatte sie gesagt. Daraufhin hatte Fleur tief geseufzt und sie mit einem leisen "Wie du willst..." verlassen.

"Alles in Ordnung?", fragte gerade einer der Knechte. Julienne schalt sich 1000 Idioten, dass sie sich nicht besser unter Kontrolle gehalten hatte.
"Was?!? O', ä', oui.". Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. "Findet i'r es nischt auch ar... verdammt kalt?!?"
Der Knecht sah sie scharf an und zuckte dann mit den Schultern. "Du 'ast rescht.", ließ er sich auf das Thema ein. "Isch verbringö im Moment me'r Zeit damit, die vermaledeitön Wassereimär von Eis zu befreiön, als damit, die Ställe saubär zu machön."
Ein anderer Mann mischte sich ein: "Isch bewundere disch, Julienne, dass du jedön Tag mit diesäm Biest von einör Stutö arbeitöst. Mir scheint, bei diesör Kältö ist sie noch garstigär, als sonst..."
Die Gardistin winkte ab. "Inzwischön kommön wir ganz gut zurescht..."

Lilac:
Nesrine kam lächelnd auf die Gruppe zu. Sie hatte nun ebenfalls ihren Marschbefehl erhalten und freute sich auf die Abwechslung vom Garde-Alltag.
"Du 'ättest mir sagön können, dass wir nach Uld reisön!", hielt sie Julienne scherzhaft vor und puffte diese spielerisch in die Seite. Es entstand eine alberne Kabbelei, die nicht nur die beiden Frauen zum Lachen brachte.
Mit geröteten Wangen und einem "Na wartö!" begann Nesrine Julienne um den Feuerkorb zu jagen.
Schließlich gab diese völlig außer Atem auf. "Isch kann nischt mehr...", keuchte die Gardistin.
Nesrine stemmte die Hände in die Seiten: "Du bist ja vielleischt eine lahme Entö!", behauptete sie lachend.
"Böhh!", empörte sich Julienne und die Kabbelei begann von neuem.

Schließlich erstarrten alle unter dem finsteren Blick des Waffenmeisters, der, sich räuspernd, in der Tür zu seiner Stube stand.
Mit betretenem Blick entschloss die gesamte Feuerkorb-Gesellschaft, dass sie entweder noch etwas zu tun hätten, oder nach drinnen wollten.

Lilac:
Ein paar Tage später...

Julienne stand an der Umzäunung des Übungsplatzes und belud Hexe. Die Stute war zwar täglich bewegt worden, jedoch ließ sie das kalte Wetter aufgekratzter als sonst sein und so hatten die Gardistin und ihr Pferd diesen Sattelplatz für sich alleine. Die anderen Reiseteilnehmer hatten ihre Reittiere vor den Stallungen festgebunden. Weit weg von den Zähnen und Hufen der eigenwilligen Stute.
Ganz knapp entging Julienne einem Tritt, als sie die Schnallen des Sattelgurts festzog. Es knallte über den ganzen Hof, als die Gardistin der Stute einen kräftigen Schlag auf den Hintern gab. Das Tier quietschte und keilte so stark nach hinten aus, dass sich etwas gefrorener Dreck aus seinen Hufen löste und wie ein Geschoss durch die Luft flog.
"Jetzt reischt es mir abär!", tobte Julienne und griff wütend nach Hexes Halfter, um die Stute zur Räson zu bringen. Am liebsten hätte sie der Stute eins mit der Faust auf den großen Dickschädel übergezogen, aber sie wusste, dass das nichts bringen würde. Also zwang sie sich zur Ruhe und hielt dem Tier einfach eine Standpredigt. Hexe rollte mit den Augen, zuckte mit den Ohren und versuchte, ihren Kopf frei zu bekommen. Schließlich wurde Juliennes Stimme sanfter und auch die Stute beruhigte sich.
Nach kurzer Zeit strich die Gardistin dem Tier mehrfach über die Stirn und zog ihr die empfindlichen Ohren lang. Das Pferd schnaubte und senkte den Kopf.
"Na, geht doch!", brummelte Julienne. Sie widmete sich erneut dem Sattel, den Gepäcktaschen und allem anderen, was am und auf dem Reittier befestigt werden musste.

Die Gardistin freute sich zwar auf die Unternehmung, machte sich akut jedoch ein paar Sorgen, wie sie es auf den glatten Wegen schaffen sollte, mit Hexe unbeschadet anzukommen. Ein blödes Auskeilen oder Scheuen und sie würden beide auf der Nase liegen...
*Du wirst alt!*, wisperte eine hämische Stimme in ihr. *Du willst auch sowas breithufiges, gemütliches...*
"Niemals!", grummelte Julienne leise zu sich selbst und machte ein grimmiges Gesicht.
In diesem Moment, just, als hätte sie verstanden um was es ging, stubste Hexe sie fordernd an - da waren immer ein paar Leckereien in einem Beutel an Juliennes Gürtel und offenbar hatte das Pferd es sich in den Kopf gesetzt, gerade jetzt etwas davon verdient zu haben.

"Conne!", brummelte die Gardistin und verdrehte die Augen. Dieses Pferd!


"Wie weit bist du da drübän?", rief Nesrine zu Julienne hinüber. Alle schüttelten ihre Köpfe über Juliennes Sturheit, was das Thema Hexe anging, doch Nesrine machte sich oft genug Sorgen, dass das Ganze eines Tages böse ausgehen würde.
Sie selbst hatte Jaques bereits fertig gesattelt, gezäumt und beladen. Das brave Maultier stand mit einer stoischen Ruhe neben der kräftigen Rappstute, die für Celestine gedacht war. Es würde lustig aussehen, wenn die große Frau auf dem etwas gedrungenen Pferd säße, aber das Tier war brav, durch seine großen Hufe auch bei vereistem Boden trittsicher und deswegen für die Magd ausgewählt worden.

"Isch bin färtig!", ließ Julienne verlauten und sah sich um. Die meisten Mitreisenden waren in der Nähe - verabschiedeten sich von ihren Liebsten und Freunden oder packten letzte Dinge auf die Tiere. Der Fuhrmann mit dem Karren, auf dem der Magus Platz finden würde, wartete bereits etwas entnervt auf den Gelehrten, der offenbar noch einmal in die Burg geeilt war, um etwas wichtiges zu holen.

Gleich konnte es losgehen!

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