Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Die Löwenburg (268 n.J.)

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Dominic:
“Das werde ich nicht dulden, Meister Kassos und Ihr doch hoffentlich auch nicht”, hallte es durch die Gänge der Ordensburg. Die Stimme des sonst so besonnenen Ordensmeisters trug weit und ihr war seine Wut deutlich anzuhören.
Das Gerrit Winterberg, der Meister der Ritterkaste des Ordens ihn mit seinem Titel ansprach, war Kassos ein deutliches Zeichen, ruhig zu bleiben und genau darauf zu achten, was er sagte.
“Geritt, ich bin ebenso wütend wie Du, das versichere ich Dir. Ich bin mir bewusst, dass es hier um eine Ritterschwester geht und dass das somit eine Sache ist, die Dich vermeintlich mehr trifft als mich, aber Du musst Deinen Überlegungen folgendes zu Grunde legen: Ein Angriff auf ein Mitglied dieses Ordens, ist ein Angriff auf den gesamten Orden.” Sie liefen langsam den langen Gang zum Saal der Meister entlang, während sie sprachen. “Meinst Du denn, ich hätte diesem überheblichen Mistkerl nicht auch am liebsten den Unterkiefer raus gerissen? Aber Du weißt so gut wie ich, dass es nicht klug wäre mit Waffengewalt vorzugehen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.”
Gerrit blickte wütend in Kassos Gesicht und er holte bereits Luft um zu widersprechen, doch es entwich seiner Kehle nur ein tiefer Seufzer. “Du hast natürlich Recht Kassos, aber es ist schwer zu ertragen. Wir könnten nach Barebury ziehen und ihnen auf ihrem eigenen Boden zeigen, dass wir uns so etwas nicht gefallen lassen.”
Kassos blieb stehen und legte seinem Ordensbruder eine Hand auf die Schulter. “Ich weiß, Gerrit, aber auch wir können es nicht mit den Truppen ihrer Verbündeten aufnehmen. Wir müssen einen anderen Weg gehen. Aber ich verspreche Dir, dass wir Feuer und Stahl über die Inquisition bringen werden, sollte unsere Schwester durch ihre Hand sterben.”
Gerrit kämpfte seinen Zorn sichtbar nieder, nickte Kassos zu und schritt dann auf das große Doppeltor zu, hinter dem der Saal der Meister lag. Eine Wache öffnete den beiden Meistern die Tür und Kassos folgte Gerrit in den großen Raum.
An dem wuchtigen Tisch der den Saal beherrschte, saß Meister Tulfdar und pochte ungeduldig mit seiner riesigen Faust auf die massive Tischplatte.
Als die Tür sich geöffnet hatte und die beiden anderen Meister eingetreten waren, blickte er sie nacheinander an. “Also, was tun wir? Wird es eine Schlacht geben?”
Kassos nahm an seiner Seite des Tisches Platz und auch Gerrit setzte sich, trotz seiner weiterhin deutlich zu spürenden Unruhe.
“Ja, Tulfdar, es wird eine Schlacht geben. Doch bevor die Schlacht mit Stahl geschlagen wird, sind wir vorerst gezwungen die Schlacht mit der Feder zu schlagen. Kein heißes Öl, sondern Siegelwachs soll fließen.
Wir müssen uns an die Regeln halten, oder wir geben der Inquisition noch mehr Macht in die Hand.”
Kassos hatte das letzte Wort gerade ausgesprochen, da klopfte es an der Tür. Auf einen zuruf von Tulfdar, öffnete sich ein Flügel und es  trat ein junger Krieger in den Saal. “Ihr hattet nach mir verlangt, Meister?”, sagte er und neigte sein Haupt vor den drei Männern.
“Gut dass Du da bist Erik”, wandte sich Kassos an den jungen Mann, “ wir haben einen wichtigen Brief, der umgehend überbracht werden muss. Du wirst nach Barebury reisen und dort, mit allem Respekt und im Namen des Ordens, verlangen zu Kelos vorgelassen zu werden. Sollten sie sich dazu nicht bereit erklären, wirst Du den Brief versiegelt wieder zurück bringen.
Sei Höflich, aber beharre um des Friedens und des Respekts zwischen unseren Orden darauf, den Brief persönlich zu übergeben. Ich kenne Kelos und gehe davon aus, dass er Dich empfangen und höflich behandeln wird.”
Kassos nahm einen gesiegelten Brief unter einem Stapel Papiere hervor und reichte ihn an Erik weiter. “Geh”, sagte er knapp, “und reite schnell.”
Nachdem der Bote des Saal verlassen hatte, wandte sich Kassos wieder an die anderen beiden Meister.
“Wir werden sehen, ob er noch der Mann ist den ich damals in ihm zu sehen geglaubt habe, oder ob die Macht ihn zerfressen hat. Aber sollte er es darauf ankommen lassen, oder unserer Schwester das Leben nehmen, wird es Krieg geben! Auch wir haben Verbündete und sollte es unvermeidlich sein, werden wir kämpfen! Mit allem was wir haben! Bei Tior!”
“Bei Tior!”, stimmten die beiden Meister zu.

Dominic:
Der Ritt war lang und anstrengend gewesen, doch nun war das Ziel endlich in Sicht. Erik zügelte sein Pferd und ließ den Rappen zu Atem kommen, während er einen tiefen Schluck aus seinem Wasserschlauch nahm. Die Hitze hatte nicht nur ihm, sondern auch dem Tier sehr zugesetzt.
Er hoffte, die Inquisition hatte wenigstens soviel Manieren, sich gut um sein Pferd zu kümmern. Der junge Krieger verstaute den Schlauch und gab seinem Rappen mit leichtem Druck in die Flanken zu verstehen, dass er sich im Schritt weiter bewegen sollte.
Leicht schüttelte Erik den Kopf. “Wir werden sehen, ob Meister Kassos Recht behält, oder wir uns einen Weg hinaus kämpfen müssen.” sagte er halblaut zu seinem Pferd.

 Der große Säulen Tempel und Hauptsitz der Inquisition lag nun direkt vor ihm. Wie von Alamar selbst in die Landschaft gestellt, war das Bauwerk wunderschön anzusehen. Prächtige Säulen und weißer Marmor hielten den Blick gefangen und lenkten ihn zugleich auf die kunstvollen Steinmetzarbeiten über dem großen Hauptportal.
Erik musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Sicher, die Löwenburg war eine mächtige Festung, aber dort verzichtete man weitestgehend auf Verzierungen und Kunst.

Eine Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. “Halt, wer seid Ihr und was führt Euch zu uns?”, sagte eine Wache, die sich Erik und seinem Pferd in den Weg stellte.
“Der junge Ritter des Tiorsordens richtete sich im Sattel auf und blickte der Wache fest in die Augen. “Mein Name ist Erik, ich bin Ritter im Orden des Tior und komme mit einer Botschaft von den Meistern der Löwenburg.” Er legte seine linke Hand über die lederne Tasche mit dem Brief. “Ich bitte höflich darum, zu Großinquisitor Kelos vor gelassen zu werden.
Die Meister wiesen mich an, diesen Brief nur in Kelos Hände zu übergeben.”
Der Wächter blickte, mit einer Mischung aus Ärger und Spott zu Erik hinauf. “Ich werde einen Boten schicken, aber es kann eine Weile dauern. Wir öffnen Euch das Tor zu den Ställen, dort könnt ihr Euer Tier versorgen und im Schatten warten.” sagte der er und wandte sich um. Er gab ein paar Zeichen mit seiner Hand, woraufhin sich ein Tor an der Seite eines Anbaus an den Tempel öffnete.
Erik nickte knapp und ließ sein Pferd antraben. Die Aussicht auf Schatten und frisches Wasser gab beiden noch einmal Kraft.

Nachdem der junge Ritter sein Pferd abgesattelt und abgerieben hatte, ließ er den Rappen ordentlich saufen und trank auch selber den Rest seines Wassers.
Er legte dem Tier den Hafersack an und führte ihn in einen freien Stall, schloß das Tor und ließ da Pferd fressen.
Danach gürtete Erik sein Schwert und setzte sich in den Schatten eines Baumes um auf einen Boten zu warten.
Der Schatten der mächtigen Eiche bewegte sich ein ganzes Stück, bevor er endlich von einem jungen Burschen aufgesucht wurde. “Der Großinquisitor Kelos wird Euch nun empfangen Herr.” sagte der Bote. “Bitte folgt mir.” Damit wandte er sich um und ging langsam auf eine Tür in der hoch aufragenden Flanke des Tempels zu. Er führte Erik durch verschiedene Gänge und einige Stufen hinauf in einen großen Saal, an dessen Ende sich eine Tür befand, vor der zwei Wachen standen. Der Bursche nickte den Wachen zu und einer der beiden öffnete die Tür und hieß Erik einzutreten.
Der junge Ritte war sich bewusst, dass er, sollte Kelos das nicht wünschen, hier niemals lebend hinaus kommen würde. Er straffte seinen Rücken und schritt an den Wachen vorbei in den Raum, der offenbar eine Schreibstube war und an dessen hinteren Ende ein wuchtiger Schreibtisch stand. Hinter diesem Tisch saß Kelos und sah, als Erik den Raum betrat, gerade von einer Schrifft auf.
Als er den jungen Ritter bemerkte, stand er langsam auf und lächelte ihm entgegen. “Herr Erik vom Orden des Tior, ich grüße Euch. Bitte tretet vor und setzt Euch.” Mit diesen Worten deutete Kelos auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.
Erik trat an den Schreibtisch heran und nickte Kelos zu, bevor er sich setzte.
Nachdem der Großinquisitor ebenfalls Platz genommen hatte, blickte er dem Ritter mit unverhohlener Neugier entgegen. “Also, ihr habt einen Brief für mich?”
“So ist es.” erwiderte Erik und überreichte den Brief. “Die Großmeister Kassos Blutklinge, Gerrit Winterberg und Tulfdar Hammerfaust übermitteln ihre Grüße und wiesen mich an, diesen Brief nur in Eure Hände zu geben.”
Kelos nahm den Brief entgegen, brach das Siegel und las konzentriert die Zeilen. An seinem Gesicht war nicht abzulesen, ob der Inhalt des Briefes ihn verärgerte. Nach einer Weile faltete er den Brief wieder zusammen und legte ihn auf den Tisch.
Als er Erik ansah, meinte dieser eine leichte Spur der Verwunderung zu erkennen.
“In diesem Brief steht, ihr seid angewiesen auf ein Antwortschreiben zu warten, sollte ich eines verfassen wollen. Ich werde darauf verzichten und Euch meine Antwort mitteilen. Richtet Euren Großmeistern aus, ich bin bereit Meister Kassos in Engonia zu treffen. Ich werde ihn dort im Tempel des Tior aufsuchen, in 5 Tagen.”
Erik nickte zum Zeichen dass er verstanden hatte und erhob sich. “Wenn das alles war?”
Auch Kelos erhob sich und nickte dem jungen Ritter zu. “Mögen die Götter es geben, dass wir bei unserem nächsten Treffen auch so höflich miteinander umgehen.” sagte Kelos mit einem Lächeln und verabschiedete Erik damit.
Dieser verließ den Raum und wurde schon von dem Burschen erwartet, der ihn hinein geführt hatte.
Ohne viele Worte wurde Erik zu seinem Pferd gebracht und fand sich schon wenig später auf der Straße Richtung Norden wieder. Er war sich nicht sicher was er von Kelos halten sollte, aber in einem war er sich absolut sicher: Der Großinquisitor war ein sehr gefährlicher Mann.

Dominic:
Die Nacht war einsam und voller zorniger, verletzter Gefühle gewesen. So wie die anderen Kleriker der Löwenburg, hatte auch Kassos sie im Gebet verbracht.
In wenigen Stunden Würde die Sonne aufgehen und es war nun an der Zeit einen schweren Weg zu gehen.
Langsam, als könnte er damit das unausweichliche bis zuletzt hinaus zögern, ging er die Flure der Löwenburg entlang. Er nahm die Stille in sich auf und betete unablässig zu Tior, für die Seele seines Freundes.
Es stand außer Zweifel, dass Garrit einen besonderen Platz an Tiors langer Tafel erhalten würde.

Als Er den großen Kampfplatz betrat, brannten die Feuer bereits. Dutzende große und kleinere Feuer erhellten die Nacht und gaben der Szene etwas brachiales.
Der Großmeister der Löwenburg erklomm einen Turm, von dem die Ausbilder die Kämpfe beobachteten und blickte über den Platz.
In der Mitte des Runds war ein gewaltiger Scheiterhaufen aufgetürmt worden und im Zentrum des aus Holz aufgeschichteten Haufens, lag Gerrits Körper.
Selbst jetzt, im Tode, strahlte er Würde und Tugend aus. Kassos trieb es die Tränen in die Augen und bevor er die Fassung verlieren konnte, ergriff er das Wort.

“Wir alle”, begann er mit lauter Stimme, “ sind in dieser Nacht zusammen gekommen, um einen Mann und dessen Tapferkeit zu ehren. Dort liegt Gerrit Winterberg, Großmeister der Ritter des Ordens zum Schutze Engoniens in Tiors Namen. Dort liegt der tugendhafte und gerechte Mann, der wie wenige Andere, die Ritterschaft verkörpert hat. Dort liegt einer der größten Kämpfer die ich je kannte. Dort liegt ein Freund.
So sicher es ist, dass wir ihn vermissen werden, so sicher ist es, dass Gerrit zur Rechten Tiors sitzen und mit den Helden der vergangenen Tage trinken wird. Er soll, dort an der langen Tafel, unserer Geschichten über ihn lauschen und wissen, dass wir ihn niemals vergessen werden.”

Kassos hob die Arme und alle auf dem Platz taten es ihm gleich.

“Tior, Herr des Krieges und stolzer Prinz der Schlacht. Richte Deinen Blick auf uns und höre uns an. Wir, die wir Dir dienen und auch die, die in Freundschaft verbunden sind, sprechen zu Dir für Gerrit Winterberg. Nimm ihn in deine Hallen und gewähre ihm den Platz, der ihm zusteht. Wir sprechen zu Dir für einen Mann voller Mut, Tapferkeit, Loyalität und Ehre. Einen Mann, der für schwor, Sein Leben für unsere Sache zu geben und diesen Schwur ohne zu zögern erfüllte.”

Langsam nahm der Hohepriester die Arme runter und blickte über den Platz.

“Wir alle werden uns Seiner erinnern und wir alle werden Seine Geschichte erzählen. Wir alle werden Ihn vermissen.
Ich danke Euch allen, die Ihr nicht zu Orden gehört, dass Ihr hier an unserer Seite einem Freund gedenkt.”

Nach diesen Worten holte Kassos zu einer Geste mit dem Arm aus, der die Mitte des Platzes einschloss und alle die zu nah am Scheiterhaufen standen, traten zurück.
Die Priester bildeten einen weiten Kreis um Gerrit. Als Kassos erneut begann zu sprechen, sprachen sie mit ihm und ihr Gebet hallte wie eine Stimme über den Platz.

“Tior, Herr der Flammen, wir bitten Dich um dein Feuer. Gewähre uns deine Macht und Deine Gunst. Gerrit zu Ehren, sollen die Flammen, die Ihm seinen Weg zum Fährmann erhellen, weithin gesehen werden. Die Macht des Krieges soll uns erfüllen und Hitze des Gefechtes aus unseren Händen brechen.”

Auf den Händen der Priester erschienen gleißende Bälle aus Feuer und Kassos hob die Hände um in ihnen einen gewaltigen Ball aus Flammen zu formen. Tiors Name donnerte über den Platz, gerufen von den anwesenden, als das Feuer auf den Scheiterhaufen nieder ging und ihn in Flammen aufgehen ließ.

Sehr lange war es still um das Feuer und ein Jeder betete, oder weinte still und für Sich.

Die Sonne zeigte im Osten bereits die ersten zögerlichen Strahlen, als Kassos wieder das Wort ergriff.

“Der Orden hat einen Großmeister verloren, dessen wir uns erinnern und den wir auf immer ehren werden. Dieser Orden brauch mit seinen drei Säulen, aber auch drei Großmeister.
Es war Gerrits letzter Wunsch, seine Nachfolgerin zu bestimmen und wir haben das angenommen.
Dennoch gibt es Regeln im Orden, denen wir alle unterworfen sind. Jeder, muss sich seinen Platz erkämpfen und so hat auch unsere Schwester es getan. Die Riten wurden abgehalten und die Kämpfe gekämpft.
Unter den Löwenaugen Tiors und vor Euch allen als Zeugen stelle ich Euch die neue Großmeisterin der Ritter vor: Irmgard von Voranenburg, Großmeisterin der Ritter im Orden zum Schutze Engoniens in Tiors Namen.”

Kein Jubel entbrannte, keine Freudenschreie, aber es gab nicht einen im Orden, der seine Faust nicht immer und immer wieder auf sein Herz niedergehen ließ und sein Haupt in tiefem Respekt neigte.

Als die beiden anderen Ordensmeister den kleinen Turm betraten und neben Kassos standen, nahmen die Flammen auf dem Platz eine tiefrote Farbe an und schossen in die Höhe.
Tior hatte sie erhört und Gerrit war in die großen Hallen gegangen.

Dominic:
Kassos war erst vor wenigen Tagen von dem Fest wiedergekehrt, auf dem er einige seiner Freunde und vor allem Sasha nach so langer Zeit wieder gesehen hatte.
Irmgard und Tulfdar redeten seit dem auf ihn ein, er möge seine Entscheidung noch einmal überdenken, doch der Priester war sich absolut sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Mit grimmiger Miene und Entschlossenheit öffnete er die Tür zum Balkon, der über dem Kampfplatz der Löwenburg thronte.
Auf dem Platz hatte sich der gesamte Orden versammelt um der Ankündigung des Großmeisters der Priester zu lauschen.
Kassos trat an die Brüstung, die anderen beiden Großmeister rechts und links neben ihm.
Nach einem langen Blick über die Versammelten und als Ruhe eingekehrt war, atmete er tief durch.

“Brüder und Schwestern, ich habe euch alle rufen lassen, um zu verkünden, dass ich den Orden verlassen werde.”

Er wartete das Raunen, welches durch die Menge ging geduldig ab und sein Blick suchte nach den beiden Hohepriestern, Argos und Dalos, die genau wissen mussten, was das bedeutete. Als er sie schließlich ausmachen konnte, warfen sie sich bereits Blicke durch die Menge hinweg zu.

“Hiermit verkünde ich, dass diejenigen die es wünschen und fähig sind, das Recht haben mich hier und jetzt zu fordern. Unter Tiors Augen und nach unseren Regeln, wird derjenige der mich besiegt, meinen Titel als Großmeister der Priester übernehmen.”

Alle Augen auf dem weiten Platz richteten sich auf Argos und Dalos. Als Hohepriester hatten sie das Vorrecht auf eine Forderung und jeder wusste, dass sie beide aus sehr unterschiedlichen Gründen, Kassos´ Nachfolge antreten wollen würden.
Dalos war der erste der vor trat und seine Stimme erhob.

“Hiermit fordere ich dich unter Tiors Augen und nach unseren Regeln zum Kampf.”

Nun trat auch Argos vor und sprach die rituellen Worte.

“Hiermit fordere ich dich unter Tiors Augen und nach unseren Regeln zum Kampf.”

Kassos ließ einen Atemzüge vergehen und blickte zwischen den beiden Herausforderern hin und her.

“So sei es. Nach den Regeln des Ordens, werdet ihr um das Recht mich zu fordern kämpfen. Da ihr beider das Anrecht habt, wird nur ein Kampf entscheiden wer würdig ist.
Euer Kampf findet heute zur Mitte der Nacht Statt und endet mit der Kampfunfähigkeit, oder dem Tod eines Kämpfers. Nach einer angemessenen Zeit um zu heilen, wird der Sieger des Kampfes gegen mich um meinen Titel kämpfen.”

Die beiden Herausforderer nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten und traten wieder zurück.

“Nun zu den Gründen meines Rücktritts.”, wandte Kassos sich erneut an alle Versammelten.
“Als ich das erste Mal die Stimme Tiors vernahm, klang etwas darin mit, dass mich auf einen Weg führte, den ich erst erschaffen musste, weil er längst vergessen war. Tior rief mich in Seine Dienste zu einer Zeit, in der die Menschen ihn fürchteten und seine Diener Feuer und Tod über das Land brachten.
Ich konnte nicht glauben, dass Tior ein Gott war, der Völkermord und Verheerung bringen sollte. Auf meinem Weg in Seine Dienste fand ich immer mehr Anzeichen, dass das was aus Ihm geworden war, nicht das war, was Er wirklich war.
Immer weiter veränderte er sich, bekam schließlich Sein Herz zurück und der Lupus Umbra verlor Seine Gunst. Die Diener des Kettenwolfes ließen mich jagen und das Volk schenkte mir lange keinen Glauben, aber ich bin meinem Weg stets weiter gefolgt.
Meinem Weg, der mich genau hier her und zu dieser Stunde geführt hat. Dem Ende meiner Suche und der Zeit, in dem der neue Weg der einzige Weg, der wahre Weg ist und die Menschen dieses Landes erkannt haben, dass wir nicht die blutrünstigen Monster sind, für die sie uns gehalten haben. Dass wir keine fehlgeleiteten Diener eine Monsters sind, wie der Lupus Umbra es war.
Hier und jetzt, bin ich am Ende dieser Suche und dieses Weges angekommen. Der Orden ist stark und es gibt unter euch zwei, die mir als Hohepriester nachgefolgt sind.
Nun ist es für mich an der Zeit eine neue Suche zu beginnen und eine neue Reise anzutreten.”

Absolute Stille herrschte auf dem Platz. Argos war es, der seine Faust als erster auf seine Brust hämmerte und Kassos sah, wie nach und nach alle seine Brüder und Schwestern es ihm nachtaten.
Der Hohepriester blickte Stolz über den Platz, stolz auf das was er begonnen hatte und auf die, die fortführen würden.
Er neigte sein Haupt vor seinen Brüdern und Schwestern und verließ dann den Balkon mit den beiden anderen Großmeistern.

Dominic:
Die ganze Nacht hatte Kassos im Tempel verbracht um zu opfern und zu beten. Dem Kampf hatte er, den Regeln nach, nicht beigewohnt.
Laut hatte er die Rufe und Gebete vernommen, die seine Brüder und Schwestern Tior zu Ehren in die Nacht gebrüllt hatten.
Als plötzlich Stille eingekehrt war hatte Kassos gewusst, dass der Kampf ein Ende gefunden hatte.
Er hatte sich ins Gebet vertieft und dem Drang widerstanden, nachzusehen wer siegreich gewesen war.

Am Morgen wurde das Portal zum Tempel aufgestoßen, aber niemand trat ein. Kassos ließ sich noch eine Weile Zeit, bevor er den Kopf hob und damit zu verstehen gab, dass er sein Gebet beendet hatte. Der Geruch von Blut und Schweiß strömte in das Heiligtum der Ordensburg, als sie der Hohepriester langsam erhob. Doch da war noch ein anderer Geruch. Leicht duftete es nach dem besonderen Waffenfett, das sein einstiger Schüler so gerne verwendete. Ein leichtes Lächeln umspielte Kassos Mundwinkel.

"Hast du ihn getötet Argos?", fragte er und erhob sich langsam. Als er sich dem Gewinner des Kampfes zuwandte, stützte dieser sich schwer auf einen Speer. Ein Arm hing nutzlos an seinem Körper herab und er blutete aus zahlreichen Wunden. Eins seiner Augen war völlig zugeschwollen.

"Nein, auch wenn es fast so aussah, als würde er mich dazu zwingen. Ich konnte im letzten Moment bevor mich meine Kraft verlassen hätte, den entscheidenden Treffer landen und er wurde besinnungslos.", erwiderte Argos, sichtlich unter Schmerzen. "Ich bin hier um zu beten und zu heilen."

Kassos schritt langsam auf seinen Freund zu und sein Blick wurde ernst. "Also gut. Tior wird dir Gehör schenken. Gib von deinem Blut, sprich laut und voller Stolz. Du hast heute Nacht einen starken Feind besiegt und dir das Recht verdient, um meinen Titel zu kämpfen.
Ich bestimme die Nacht vor der großen Jagt in 4 Tagen zum Zeitpunkt unseres Kampfes. Damit obliegt es dir, die Waffenart zu bestimmen."

Argos sah Kassos lange in die Augen und obwohl er sich kaum noch aufrecht halten konnte, nahm er Haltung an. "Du wählst diese Nacht, weil ich, wenn ich siegen würde, in der Nächsten Nacht die Jagt anführen würde. Du glaubst, wenn ich das gut mache, würde mir das einen guten Einstand bringen und ihr Respekt vor mir würde wachsen. Ist es nicht so?"

Der Nordcaldrier nickte seinem Gegenüber anerkennend zu. "Du hast deinen Kopf also endlich zu schützen gelernt und nicht so viele Treffer wie üblich an den Schädel bekommen, wenn du dir das zusammen reimen kannst." Er legte den Arm seines ehemaligen Schülers über seine Schulter und stützte ihn die paar Schritte zum Abbild Tiors, dem Heiligtum des Tempels. "Ich drücke damit mein Vertrauen aus und den Respekt dir gegenüber als Hohepriester, Gegner im Kampf und Freund."

"Danke Kassos, ich weiß das sehr zu schätzen.", erwiderte Argos. "Ich wähle den waffenlosen Kampf. Ehrlich, einfach und ehrenvoll. Ein Kampf wie ihn eine solche Entscheidung verdient. Ein Kampf, wie ihn ein Freund und ein Bruder verdient."

Kassos´Gesicht wurde ernst, als er diese Worte hörte. "Freunde, Brüder das sind wir. Aber dennoch verlange ich von dir folgendes: Du wirst in diesem Kampf nichts anderes sehen als einen Gegner. Ich werde dich nicht schonen und ich würde es als beleidigend empfinden, würdest du auch nur daran denken mich zu schonen."

Argos erwiderte nichts. Er sah Kassos in die Augen und nickte. Sie würden bist zuletzt kämpfen.
Mit einem letzten Blick erhob sich Kassos und verließ den Tempel.

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