Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Die Löwenburg (268 n.J.)

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Dominic:
Der volle, runde Mond erhellte den Kampfplatz der Löwenburg, als der Fackelzug den Platz umrundete und Aufstellung nahm. Die Männer und Frauen des Ordens waren in einem Festlichen Zug vom Burghof dort hin gezogen. Die restlichen Mitglieder des Ordens nahmen um den Platz herum, ihrem Rang nach, ihre Plätze ein.
Lediglich die beiden Großmeister saßen auf schweren Lehnen Stühlen, die man auf einer Bühne erhöht aufgestellt hatte.
Die beiden Kämpfer betraten von gegenüberliegenden Seiten den Sandplatz. Argos und Kassos trugen beide lediglich einen Kampfrock. Beide blickten sie hinauf zum vollen Mond und wie aus einem Mund begannen sie zu sprechen.

“Tior, Herr des Krieges und des ehrenvollen Kampfes, sieh uns an. Wir messen unsere Kräfte, dir zu Ehren. Hier vergießen wir unser Blut, dir zum Gefallen.”

Sie traten aufeinander zu, bis sie nur noch zwei Schritte trennten und blickten einander in die Augen.

“Da ich die gefordert habe, obliegt dir die Wahl der Waffen.”, sprach Kassos.

Argos blickte auf die langen Reihen der Waffenständer am Rand des Platzes.

“Waffenlos.”, erwiderte der Hohepriester und ein Lächeln huschte über Kassos´ Gesicht.
Er hatte gewusst, dass sein ehemaliger Schüler so entscheiden würde. In diesem Punkt waren sie immer einer Meinung gewesen. Ein Kampf ohne Waffen, Mann gegen Mann, Kraft gegen Kraft und Geschick gegen Geschick war die ehrenvollste Weise sich zu messen.
Sie traten auseinander und begannen, jeder für sich zu beten. Als ihre Lippen aufgehört hatten sich in stummem Gebet zu bewegen, knieten sie nieder und klärten ihren Geist.
Kassos konzentrierte sich völlig auf das Band, welches ihn und Sasha verband. Er sprach mit leisen Worten zu ihr, wiederholte ihren Namen immer und immer wieder. Dann heulte er im Geiste wie ein Wolf, der sein Rudel zur Jagd rief. Der Priester konnte seine Seelenschwester deutlich fühlen. Sie war da draußen, streifte, jagte, lief, ganz in ihren Instinkten versunken. Doch fühlte er auch, dass es ihr besser ging als noch vor wenigen Tagen. Ihr Körper hatte sich etwas erholt und ihr Geist war ein wenig fester geworden. Das war gut, denn sie würde ihre Kraft und ihren starken Willen heute Nacht brauchen.
Leise, so dass niemand die Worte hören konnte, sprach er zu ihr.

Sasha, Schwester, ich rufe Dich.
Wölfin, ich, dein Bruder heule nach Dir.
Kriegerin, in dieser Nacht sollst Du an meiner Seite kämpfen.
Paladin Askars, Dein Freund ruft nach Dir.

Hier stehe ich und rufe Dich, Sasha Timberlore Schattenwolf.
Ich rufe Dich bei Tior und Askar!
An mich gebunden bei Feuer und Stahl und unserem Geist.
Meine Schwester in dieser Welt und in den Hallen der Götter.
Mein Schild, wo ich Dein Schwert bin und mein Schwert, wo ich Dein Schild bin.
Ich bitte Dich zu mir, beim Winter und der Hitze der Schlacht.
 Komm in dieser Nacht auf das Schlachtfeld und heule zum Mond um meinen Sieg.
Heute Nacht soll Deine Trauer sich in Wut wandeln, Dein verwirrter Geist mit der Klarheit die in der Schlacht kommt, sehen.
Heule! Schreie! Grolle! Rufe den Namen der Götter!
Sieh mir zu und teile Deinen Schmerz mit mir.
Rieche mein Blut und teile deine Wut mit mir.
Weile an diesem Kreis aus Feuer und banne Deine Angst.
Ich beschwöre Dich, Schwester, bei deinem wahren Namen,
unter diesem Mond und bei meinem Blut:
Steh an meiner Seite!

Dominic:
Langsam erhoben sich die beiden Kämpfer. Beide hatte sie ihre Gebete gesprochen und Tior darum gebeten, ihrem Kampf beizuwohnen.
Sie Blickte einander fest in die Augen und kein Hass war in ihren Blicken zu sehen, nicht einmal Groll, nur aufrichtiger Respekt. Die beiden Priester schritten erneut aufeinander zu und als die Flammen um sie herum aufloderten und die Feuer in den Körben, die rings um den Platz standen einen Flammenstoß in den Himmel schickten, wussten sie, dass Tior gekommen war um sie zu sehen. Der Kampf hatte begonnen.

Argos ging als erster zum Angriff über. Er stürmte auf Kassos zu und holte zu einem Schlag nach dessen Gesicht aus. Doch Kassos, der seinen ehemaligen Schüler gut kannte, hatte damit gerechnet. Doch statt sich mit wildem Gebrüll auf seinen Gegner zu stürzen, wich er einen Schritt zur Seite, lenkte den Schlag mit seinem Unterarm ab und hieb nach der Seite seines Gegners. Argos seinerseits, war schnell genug um auszuweichen und einen Schritt zurück zu treten.
Auf seinen Zügen zeigte sich erkennen, als er die Kampfhaltung, die Kassos eingenommen hatte betrachtete und auch er nahm eine Kampfhaltung des Ketan ein. Kassos hatte diese Kunst in einem fernen Land studiert und die Techniken an seinen Schüler weitergegeben.
Sie umrundeten einander stumm und maßen sich mit Blicken. Wiederum war es Argos, der zuerst zum Angriff überging. Er drehte seinen Körper seitlich, streckte einen Arm, die Hand offen und seine Finger zeigten nach oben, zum Schlag gegen Kassos´ Brust. Diesen Angriff nannte man wirbelnder Ast und er diente dazu, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Kassos konterte mit einem mit einer Speerstoß genannten bewegung und rammte die Fingerknöchel seiner Gekrümmten Zeige- und Mittelfinger gegen den Unterarm seines Gegners.
Einige Zeit umrundeten sie sich in diesem seltsamen Tanz und Schlag folgte auf Schlag, und Konter auf Konter.
Als Argos einen Angriff namens Korndrescher ausführte, war Kassos für einen Moment unaufmerksam und die Beine wurden ihm unter dem Körper weggezogen. Er landete im Sand und bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Kopf, als Argos nachsetzte. Kassos parierte einen weiteren Schlag, der nach seinem Gesicht gezielt hatte und sprang auf die Beine. Als sein Gegner, der sich für einen kurzen Moment seiner Sache zu sicher gewesen war, erneut auf ihn eindrängen wollte, trat Kassos einen Schritt zu seite, lenkte den Schlag ab und umrundete Argos. Mit Wucht ließ er einen Boxhieb auf den Hinterkopf des anderen Priesters los. Schwer getroffen taumelte dieser und machte einen Schritt nach vorne, um sein Gleichgewicht zu halten. Kassos nutzte diese kurze Schwäche und trat ihm mit ausgestrecktem Bein zwischen die Schulterblätter, um ihn zu Fall zu bringen. Argos schlug schwer auf den Boden auf, der Sand verhinderte aber eine schwere Verletzung.
Der ältere Priester trat einen Schritt zurück und gab seinem Gegner damit die Zeit sich zu erheben.
Wieder ging Argos zum Angriff über und für eine sehr lange Zeit ging dieser Schlagabtausch so weiter. Beide Männer schienen sich in nichts nach zustehen. Nach einer Weile wurden die Attacken härter und das erste Blut floss. Kassos blutete aus einer Wunde über dem Auge und Argos lief ein Rinnsal Blut aus der Nase.
Als Kassos auf seinen Gegner eindrängen wollte, um ihn mit einer Reihe schneller Schläge in die Defensive zu bringen, packte Argos ihn bei seinem Unterarm und der Schulter und schleuderte ihn über seine eigene Schulter. Der Nordcaldrier landete hart im Sand, rollte sich ab und sprang wieder auf die Füße. Doch da war Argos schon heran und rammte ihm, beide Beine ausgestreckt in der Luft, die Fußsohlen gegen die Brust. Kassos flog aus dem Kampfring, versuchte sich mit einer Drehung seines Körpers abzufangen und prallte schließlich hart gegen einen der Waffenständer, die um den Platz verteilt waren. Er spürte einen kurzen Ruck und ein heißer Schmerz fuhr durch seine Schulter. Die Spitze eines Dolches war ihm in die Schulter gefahren und eine zugespitzte Parierstange an einer anderen Stelle. Die dünne Klinge war auf der Rückseite wieder ausgetreten und ragte aus seinem Fleisch.
Kassos erhob sich und legte die rechte Hand an den Griff der Waffe. Mit einem Ruck zog er sie heraus, warf sie achtlos zur Seite und presste die Hand auf die Wunden, als er wieder in den Ring trat. Die Blutung würde von alleine nachlassen, ehe sie für ihn eine Gefahr bedeuten konnte. Er stapfte mit grimmigem Blick auf seinen Gegner zu. Zwei Schritte vor ihm blieb er stehen und hob seine Hände, die zu Fäusten geballt waren, vor sein Gesicht. Argos stellte sich darauf ein und tat es ihm nach. Wieder umrundeten sie sich langsam, doch diesmal war Kassos es, der zuerst angriff. Er dekte Argos mit einer Serie von Fausthieben ein und drängte ihn so Schritt um Schritt zurück.
Eine Lücke im Angriff seines Gegners nutzend, Konterte Argos mit einem wütenden Aufwärtshaken. Kassos, der darauf gehofft hatte, legte die Fäuste an seinen eigenen Kopf und ließ den Schlag von seinen Unterarmen abgleiten. Er drehte seinen Oberkörper aus dem Angriff, duckte sich und ließ beide Fäuste nach oben schnellen. Mit Wucht traf er Argos unter dem Kinn und dieser wurde zurück geschleudert und landete im Sand. Er schüttelte den Kopf, wie um seinen Geist zu klären und kam taumelnd auf die Beine. Wieder schüttelte er seinen Kopf und Blut spritzte aus einer Platzwunde an seinem Kinn.
Argos  und Kassos starrten sich herausfordernd in die Augen. Beide wussten, dass der Kampf unweigerlich an Intensität zunehmen würde, bis einer von beiden besiegt war. Sie nickten sich zu und beide fassten mit zwei Fingern nach einer blutenden Wunde.
Sie begannen Runen auf ihre Brust zu malen und leises Gemurmel machte die Runde. Die Beiden Großmeister, die bis eben noch ruhig auf ihren sitzen dem Kampf zugesehen hatten, erhoben sich und starrten auf die beiden Kämpfer.
Allen umstehenden war klar, was Kassos und Argos vor hatten. Sie würden dem Kampfrausch freien Lauf lassen, um ein schnelles Ende des Kampfes herbei zu führen.
Die beiden Kämpfer hatten alle Runen gezeichnet und stießen nun ein kurzes Kampfgebet aus. Dann, mit lautem Gebrüll und unnatürlich schnell, gingen sie aufeinander los. Sie deckten einander mit wütenden Schlägen ein, schenken sich nach wie vor nichts und man konnte nicht sagen, wer sich am Ende behaupte würde. Kassos bekam Argos Arm zu packen und riss ihn brutal rum. Drehte ihn beinahe aus dem Gelenk, als er seinen Gegner schwer zu Boden warf. Die Lippen bewegten sich, als der Nordcaldrier den wahren Namen seiner Seelenschwester so leise aussprach, dass niemand außer ihm ihn hören konnte. Er konnte ihre Anwesenheit spüren und sie sollte sehen was jetzt folgte. Kassos sah zu, wie Argos wieder auf die Beine kam und ansatzlos zum Angriff überging. Mit einem lauten Schrei stürmte Kassos seinem ehemaligen Schüler entgegen und sprang ihn an. In einem Knäuel aus Gliedmaßen gingen sie gemeinsam zu Boden. Sie wälzten sich durch den Sand und beide versuchten die Oberhand zu gewinnen. Immer animalischer gebärdeten sie sich und fast schien es, als würden sie bald nach der Kehle des anderen schnappen.
Sie wälzten sich voneinander weg und kamen wieder auf die Beine, nur um im selben Augenblick wieder aufeinander los zu stürmen. Abrupt blieb Kassos stehen, stieß ein grimmiges Knurren aus und stellte einen Fuß nach hinten um einen sicheren Stand zu haben. Mit voller Wucht stieß er mit der offenen Hand nach vorne und traf seinen Gegner gegen die Brust. Argos wurde nach hinten geschleudert und im nächsten Moment war Kassos über ihm. Er riss den Mann auf die Beine, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und packte ihn in mit beiden Armen von hinten um die Brust. Langsam und unerbittlich drückte er zu. Argos gebärdete sich wie toll und versuchte sich aus dem Griff zu lösen, doch mit der Kraft des Nordcaldriers konnte er sich nicht messen. Schon gar nicht, in dieser Lage.
Immer stärker drückte Kassos zu und spürte, wie die Rippen des Mannes in seinem Griff begannen sich zu biegen.
Mit lautem Gebrüll hob er Argos an und drosch seinen Körper auf den Boden. Sein Gegner prallte mit einer Wucht auf den Sand, die ihm die Luft aus den Lungen presste und er blieb reglos liegen. Kassos ging auf ein Knie und umschloss mit seiner rechten Hand die Kehle des jüngeren Mannes.
Er stieß einen Schrei aus und blickte auf den Mann am Boden. Er regte sich nicht mehr.
Der Kampf war vorbei, Kassos war als Sieger daraus hervor gegangen.

Akela:
Irgendwo in einem kleinen Waldstück zwischen dem Wald von Arden und dem Foret d'Artroux wachte eine Wölfin mit einem Ruck aus einem Schlaf auf, der keiner gewesen war.

Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag sie auf dem Rücken und starrte in den sternenklaren Nachthimmel, der Vollmond tauchte die Nacht in ein silbriges Licht, die dunklen Bäume um sie herum waren nur als Schattenrisse vor dem dunkelblauen Himmel zu erkennen.
Ihre Wipfel bewegten sich sachte im Wind, ihr Rauschen das einzige Geräusch um sie herum.

Die Bilder der letzten Nacht kreisten noch in ihrem Geist, verblassten nur langsam und ließen ein Gefühl von...von Triumph zurück. Verwirrt setzte die Wölfin sich auf und schaute sich um.
 
Sie befand sich in einem ziemlich lichten Teil des Waldes. Das wenige Unterholz war allerdings auseinander gerissen, Stücke davon zwischen den Bäumen verstreut. Und auf den umliegenden Baumstämmen konnte man dunkle Risse in der Baumrinde erkennen, immer mehrere parallel nebeneinander.
Als hätte irgendetwas in diesem Teil des Waldes gewütet....Oder irgendjemand.

Es war also kein Traum.

Kassos hatte ihre Verbindung genutzt und sie gerufen. Er hatte alle Schilde fallen gelassen und sie mitgezogen in seinen Kampf.
Und sie hatte sich nicht wie sonst dagegen gewehrt...hatte nicht versucht sich vor seinem Kampfrausch und seiner Wut abzuschirmen wie sie es immer getan hatte.
Sie hatte sich mitreißen lassen.
Und sie war da gewesen. Hatte seinen Sieg miterlebt.
Immer noch hatte die Wölfin das Gefühl, die Kampfarena in der Löwenburg zu sehen, den Sand, der den Kampfplatz bedeckte, unter ihren Pfoten zu spüren, immer noch hatte sie den Blutgeruch in der Nase, die Kampfschreie in den Ohren.

Etwas mühselig stand sie auf auf und bewegte vorsichtig Arme und Beine, atmete tief durch.
Die Schmerzmittel von Jelena wirkten noch nach, außerdem war der Heilerin klar gewesen, dass die Wölfin sich nicht würde ruhig halten können. Oder wollen. Ihren Fähigkeiten sei Dank waren die Wunden nicht wieder aufgegangen, die Nähte hielten.
Auch wenn die Wölfin die Folgen dieser Nacht in ihrem eh schon geschundenen Körper wahrscheinlich noch länger spüren würde.

...doch zum ersten Mal seit Maugrims Tod wurde sie nicht mehr von dieser steten Unruhe getrieben, hatte nicht mehr das Gefühl weglaufen zu müssen sobald die Bilder in ihrem Geist auftauchten.
Zum ersten Mal konnte sie an ihren Seelenbruder denken, ohne vor Schmerzen fast wahnsinnig zu werden.
...und zum ersten Mal spürte sie wieder die Verbindung, die zu Kassos bestand, fest wie eh und je. Wenn nicht sogar noch stärker.

Die Wölfin legte den Kopf in den Nacken und schickte einen lauten und langgezogenen Gruß in die Nacht.
Sie wusste, er würde sie hören.

Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand im Dickicht des Waldes, in Richtung des Foret d'Artroux.

Dominic:
Die Vorfälle im Grenzgebiet zu Khelos´ Ländereien, hatten Kassos in tiefe Gedanken versunken zurück gelassen. Viele neue Informationen hatte er erhalten und einige Dinge, musste er in neuem Licht betrachten.
Müde stand er auf der Mauer der Löwenburg und blickte zwischen den Zinnen hindurch richtung Engonia. Die Stadt lag, geschäftig, aber friedlich in der Ebene.
Der Großmeister des Ordens ließ seinen Blick über das Land schweifen und blickte schließlich richtung Süd-Westen. Langsam schüttelte er den Kopf und seufzte. Noch einige Zeit stand er so da, als ein junger Bursche die Treppe empor gelaufen kam. "Meister Kassos, der Meistersaal ist vorbereitet und man erwartet Euch dort.", sagte der Junge und verneigte sich.
"Danke Gilbert, ich mache mich sofort auf den Weg.", erwiderte Kassos, "Ach und, nimm diesen Brief und gib ihn dem Reiter der am Westtor wartet."
Der Bursche nahm den Brief und eilte die Treppe hinunter zum Westhof.
Langsam begab Kassos sich auf den Weg zum Meistersaal, das würde ein langer Tag werden, dachte er müde.

Dominic:
Der Meistersaal war ein großer, runder Raum in einem der Türme der Löwenburg. In der Mitte des Raums stand, ihn beherrschend, ein großer Tisch mit drei gleichlangen Seiten.
Als Kassos den Saal betrat, hatten die beiden anderen Großmeister, Tulfdar Hammerfaust und Gerrit Winterberg, bereits am Tisch Platz genommen.
Die beiden erhoben sich und während Gerrit, wie es seine Art war, nur respektvoll nickte, umschloss Tufdar Kassos´ Unterarm zum Kriegergruß und zerquetschte diesen fast mit seinen riesigen Schmid Pranken.
Der Hohepriester lächelte dem Großmeister der Laien-Brüder mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht entgegen und erwiderte dann das Nicken des Großmeisters der Ritter-Brüder.

“Bitte, nehmt doch wieder Platz.”, sagte Kassos und deutete auf die Stühle mit den hohen Lehnen, auf denen die Meister eben noch gesessen hatten.
Nachdem die beiden Großmeister Platz genommen hatten, setzte auch er sich an den großen Tisch.

“Verehrte Brüder, ich werde die einzelnen Punkte grob umreißen, danach können wir uns Gedanken über das Gesagte machen.”, begann Kassos.
“Wir Ihr sicher schon wisst, hat mich der Ruf der Götter zuletzt auf Khelos Land geführt. Das hätte zu Verwicklungen führen können, hätte er uns dort stellen können. Ich bin also der Meinung, dass wir uns so schnell wie möglich Gedanken zu dem Thema machen sollten.
Meinen Standpunkt kennt ihr ja; wir sollte offen Stellung gegen die Machenschaften der Inquisition beziehen und auch unsere Hilfe zusagen, sollte es zu einem offenen Konflikt kommen.” Er blickte auf seine Unterlagen. “Weiter steht zum nächsten Vollmond die Initiation der neuen Ordensmitglieder an. Ich werde die Rituelle Jagd, sowie das anschließende Ritual selbst leiten.
Als nächstes habe ich einen Brief an unsere Schwester Irmgard von Voranenburg gesandt und sie zurück zur Burg befohlen. Sie sollte bis auf weiteres hier in der Burg verweilen. Die genauen umstände, besprechen wir im Laufe der Sitzung.
Zuletzt habe ich einen Landvermesser beauftragt, genau aufzuzeichnen  über wie viel Land wir verfügen und wo genau die Grenzen liegen. Des weiteren werde ich Briefe an die Adelshäuser senden und höflich um die souveränität der Löwenburg ersuchen.”
Wieder blickte er auf seine Unterlagen und räusperte sich dann.
“Das soll es für den Anfang gewesen sein.”, sagte er und blickte die beiden Meister fragend an.

Gerrit war es, der zuerst das Wort ergriff. “Sicher wirst du uns die genauen Gründe noch erläutern, aber mich interessiert doch brennend, warum du eine meiner erfahrensten Ritterinnen unter Hausarrest stellen willst.”

Kassos holte tief Luft und atmete dann sehr langsam wieder aus. “Ich hatte vor einigen Tagen ein Gespräch mit dem Flamen Magnus Damian und wie ihr ja wisst, ist er Irmgards Bruder. Er äußerte eine Befürchtung, die ich ebenfalls bereits hegte. Unsere Schwester könnte in dem Konflikt mit der Inquisition eine wichtige Rolle spielen. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine der unseren zwischen die Fronten gerät, ebenso wenig, wie ich bereit bin, sie für unseren Vorteil in Gefahr zu bringen. Ich möchte mit ihr über diese Sache sprechen und ihre Meinung erfahren. Außerdem werde ich Damian eine Nachricht zukommen lassen und ihn bitten, dem Gespräch beizuwohnen.”

Tulfdar lief rot an und seine mächtige Faust donnerte auf den Tisch. “Du glaubst wirklich, dass diese Hunde von der Inquisition es sich wagen, eine der unseren zu ermorden? Das würde Krieg bedeuten. Und das nicht nur mit uns!”

“Da kann man sich nicht sicher sein”, erwiderte Kassos, “aber ich bin nicht bereit da ein Risiko einzugehen. Damit sind wir auch schon beim Thema Khelos angelangt, aber ich denke, darüber sollten wir erst einmal in Ruhe nachdenken und jeder von uns, sollte seine eigenen Nachforschungen anstellen.”

Kassos erhielt die Zustimmung der beiden Meister und fuhr fort. “Was die Landvermessungen angeht, so wird das einige Zeit in anspruch nehmen. Ich hoffe allerdings, dass sich bis zum Frühling und der Aussaat schon einige Bauern auf unserem Land niederlassen können. Aber auch hier, müssen wir abwarten. Kommen wir also zum letzten Punkt: Die rituelle Jagd und das Ritual. Ich werde alle die daran teilnehmen werden, am Vortag des nächsten Vollmondes zu den Ausläufern des Waldes von Arden führen.
In der mittleren der drei Nächte, wenn Tiors Auge hell und strahlend auf uns hinab sieht, werden wir unsere Kleidung ablegen und die Speere nehmen. Der Wald soll erzittern, wenn die große Jagd beginnt.”

Tulfdar nickte nur, während Geritt auf blickte und dann seine eigenen Unterlagen zur hand nahm, um darin zu lesen. “Wir haben nicht mehr so viel zulauf wie nach dem Krieg, aber unsere Zahl wächst dennoch weiter. Wir sollte einen Boten nach Uld schicken und ihnen die Jagd ankündigen.” Er blickte von seinen Schriftstücken auf. “Sie sollen nicht denken wir marschieren auf ihre Stadt.”, fügte er mit leicht unritterlichem Grinsen hinzu.

Kassos und Tulfdar blickten einander mit großen Augen an, bevor sie laut zu lachen begannen. Sie waren solcherlei Faxen von ihrem Ritterbruder nicht gewohnt.
Nachdem sie sich beruhigt hatten, nahm Kassos einen Stapel Schriftstücke zur Hand, die neben seinem Stuhl gelegen hatten.
“Kommen wir zu den Tagesgeschäften.”, sagte er seufzend. Das würde in der Tat ein sehr langer Tag werden.

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