Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach und Umgebung, Winter 267/268 n.J.

(1/15) > >>

Francois:
Nach der Rückkehr der kleinen Reisegruppe aus Fanada änderten sich in der Tat einige Dinge auf Goldbach und auch in der Baronie.
Der Maitre kontrollierte zusammen mit Edouard sämtliche Vorräte und stockte auf, wo immer es nötig und möglich war.
Reynard überprüfte die Bestände der Waffenkammer und erhöhte die Anzahl der Waffenausbildungen für die Truppe.
Francois schrieb die Dienstpläne für die Rotten um und lies von den Rottmeistern die Berichte über jeden einzelnen Gardisten schriftlich eingeben.

Bei einer der nun häufiger stattfindenden Musterungen wurde die Truppe über die Hintergründe des Ganzen in Kenntnis gesetzt.

"Ich bin mir sicher, dass ihr alle bereits die wildesten Ideen zusammengetragen habt, warum hier Dinge seit einiger Zeit anders laufen. Ich bin nun kein Freund von Abortgetuschel, daher setzte ich euch hiermit ins Bilde. Diese Truppe hat in der letzten Zeit sehr friedlich gelebt, was durchaus gut und erstrebenswert ist. Aber das heisst nicht, dass es für immer friedlich bleiben wird.  Daher ändern wir hiermit den Dienst etwas und gestalten ihn um. Wie euch bewusst sein sollte, wird Madame in Kürze nach Donnerheim aufbrechen, um dort einige Wochen zu verbringen. Sie wird selbstverständlich von mehreren Personen begleitet, unter anderem Reynard, Edouard und meine Wenigkeit, darüber hinaus eine Rotte zur Sicherung. Welche dies sein wird, steht noch nicht fest.
Dies bedeutet, dass die zwei verbliebenen Rotten hier Grossreine machen können und etwas durchführen werden, was wir ebenfalls seit langer Zeit nicht mehr getan haben. Verteidigungsübungen für den Belagerungsfall..."

Francois lies seine Worte erst einmal ankommen, bevor er weitersprach.

"Wie jedem bekannt ist, verfügt die Burg über montierbare Schutzdächer für die Wehrgänge sowie Zugbliden und weitere Verstärkungen der Verteidigungsanlagen. Und wir werden ab sofort in regelmässigen Abständen diese Dinge montieren, bei Bedarf instandsetzen und den Betrieb üben. Und ja, die Spitzpfähle vor der Mauer werden auch in den Boden getrieben..."

Die Begeisterung in den Augen der Gardisten war gelinde gesagt verhalten. Aber das änderte nichts an der Entscheidung.

"Desweiteren werden wir innerhalb der Grenzen Goldbachs mehr Präsenz zeigen. Zu diesem Zwecke wird jeden zweiten Tag eine Gruppe von drei Mann beritten ausgeschickt, immer in unterschiedliche Orte und Bereiche der Baronie. Und bevor jetzt jemand glaubt, er könne sich vor dem Arbeitsdienst drücken, indem er sich jedesmal für die Reiterei meldet: das fällt aus. Der Dienstplan wird so durchgeführt, wie er geschrieben steht. Beginnen wird all dies direkt nach Abreise von Madame, Kommando werden führen der Fähnrich und der Trosswaibel. Und bevor die Gerüchte weitergehen: nein, wir stehen nicht kurz vor einem Waffengang. Wäre dem so, dann wüsstet ihr es. Falls diese Gerüchte ausserhalb dieser Mauern aufkommen: auch dort könnt ihr dies verneinen. Die Ausgangsbeschränkung ist nämlich aufgehoben. Wer also nicht im Dienst ist, dem ist Ausgang freigestellt. Dies bezieht sich jedoch nicht auf die Reit- und Zugtiere. Da diese nun im ständigen Gebrauch sind, werden sie auch nur dafür eingesetzt. Also geht zu Fuss..."

Der Waibel warf einen Blick in die Rundeder Prima Plana sowie der Rotten.

"Gibt es Anmerkungen oder Fragen?"

Francois:
Einige Tage später rückte Madame mit einem Großteil ihres Gefolges sowie einer Rotte und den drei Mann der Prima Plana nach Donnerheim ab, um dort den Jahreswechsel zu verbringen.
Die auf Goldbach verbliebenen Knechte und Mägde sowie Gardisten nutzen diese Zeit für allerlei Ausbesserungen sowie Reinigungen und die angesetzten Übungen unter Aufsicht des Fähnrichs und des Trosswaibels.
Auch der Kamin in Madame´s Kemenate stand zur großen Säuberung und Umrüstung in einen gemauerten Ofen an. Da der Raum nun eh nicht genutzt wurde, war dies relativ leicht durchführbar. Fleur hatte vorsorglich sämtliche Wäsche in andere Bereiche geschafft, damit diese vom Schmutz verschont wurden.
Die Rückkehr war für Mitte des ersten Monats im neuen Jahr angedacht, bis dahin würden alle Arbeiten beendet sein.

Francois:
Auf Burg Goldbach verliefen derweil die Tage sehr strukturiert.
Alles wurde geputzt, poliert und auf Vordermann gebracht.ie Abwesenheit von Madame und einigen anderen Personen erleichterte dieses Unterfangen.
 
Die Hurden und Schutzdächer auf den Wehrgängen wurden hergerichtet und montiert.
Die regelmässigen Patrouillen entlang der Wege und Strassen brachten für die Gardisten eine willkommene Abwechslung und für die Bevölkerung ein seltenes Bild.

Lilac:
"Non! Non! Nischt zie'ön!", rief Julienne und Verzweiflung machte sich in ihr breit.

Die Ansage, dass die Garde nun in berittenen Trupps durch die Baronie patrouillieren sollte, ließ nicht nur ihr den Schweiß ausbrechen.
So mancher Gardist hatte zuletzt als kleiner Bengel auf Großvaters Ackergaul gesessen und dementsprechend waren die reiterischen Fähigkeiten der meisten Gardisten eher als beschränkt zu bezeichnen.
Kam die neue Order Julienne und Nesrine und auch einigen wenigen anderen zwar sehr gelegen, so löste sie Unbehagen bis Angst bei anderen aus.
Doch da nicht immer die gleichen wenigen Gardisten mit den Pferden unterwegs sein konnten, war die ein oder andere Reitstunde für die anderen unumgänglich.
Dabei stellten sich die Gardisten je nach Persönlichkeit und natürlicher Begabung ganz unterschiedlich an.
Recht bald zeigte sich, für wen die neue Aufgabe eine willkommene Bereicherung des Dienstes und für wen es eher eine Qual darstellte.

Schlussendlich gab es zum Glück genug talentierte Leute, sodass jene, denen der Zugang zur Reiterei völlig abging, auch weiterhin am Boden ihren Dienst tun konnten.

Ein anderes Thema waren hingegen die eingesetzten Tiere. Die meisten Reitpferde und Maultiere auf Goldbach waren brav und willig. Doch auch das ruhigste Ross hatte seine Eigenheiten und es war nicht immer leicht, den rechten Deckel zum Topf zu finden.
Und was im Hof funktionierte, musste draußen noch lange nicht klappen...

Also standen Julienne und Nesrine im Innenhof und halfen, indem sie ihr reiterisches Können weitergaben und indem sie mit scharfem Auge die besten Ross-Reiter-Paarungen ausfindig machten.

Der brave, wenn auch gelegentlich sture Jacques war bald bei allen beliebt. Da er Nesrine gehörte und die ihn wirklich nur an jene verlieh, die das Maultier gut behandelten, gab es bald kameradschaftliche Rangeleien darum, wer die Gardistin am besten für sich vereinnahmen könnte. Auf einmal sah sich die sonst so scheue und zurückgezogene Nesrine einem großen Haufen von Menschen gegenüber, von dem ihr jeder einzelne etwas schenken oder ihr eine Gefälligkeit zugute kommen lassen wollte.

Doch es bangte so manchen, als - sehr zu Juliennes Verzweiflung - verkündet wurde, dass auch Hexe von anderen geritten werden müsste.

"Mach es möglich, oder das Tier wird ersetzt!", lauteten die harten Worte, die Julienne immer wieder in den Ohren dröhnten.

Also stand sie nun unglücklich neben der unglücklichen Stute, auf der ein unglücklicher Gardist saß.
Es war Antoine, einer der besten Reiter in der Garde.
Gerade schüttelte er - wieder einmal - seinen schwarzen Lockenkopf.
"Julienne, ich sehe dich doch immer wieder mit ihr kämpfen. Und du reitest sie immer - kennst sie in- und auswendig. Wie in Lavinias Namen soll ich oder irgendjemand anders da draußen mit ihr klar kommen?"

Julienne hatte - wieder einmal - keine Antwort auf diese Frage.
Also nahm sie die Schultern zurück, sagte "Alors, das bekommön wir schon 'in!" und erklärte erneut, dass der Gardist beim Abwenden nicht zu doll am inneren Zügel ziehen durfte...

Francois:
Schnee auf Ahorn...

Der Winter hatte Goldbach erreicht, mit all seiner Schönheit und Tristesse.
Die Felder lagen unter einer dichten Schneedecke und die Wälder bildeten ein Bild aus schwarzen Bäumen, die sich wie Arme riesiger Kreaturen aus dem weissen Boden gen Himmel reckten.
Alles schien langsamer zu geschehen,gediegener. Alle Geräusche waren gedämpft und  angenhmer,sogar der Schmiedehammer.
Auf der Burg und im Dorf Goldbach richtete man sich auf die Feiertage des Jahreswechsels ein.

Schnee auf Ahorn...

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln