Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Ahorn und Eiche, Bernstein und Kohle

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Berengar von Thurstein:
Seit das Feuer entzündet, und Lorainnes sterbliche Hülle in Rausch und Asche aufgegangen war, waren einige Stunden vergangen. Der Tag neigte sich und die Nacht umfing La Follye. Berengar hatte sich dem Protokoll so gut er konnte entzogen, und sich lieber um Anders gekümmert. Er fühlte, dass dies ihrer gemeinsamen Freundin lieber gewesen wäre, als ein weiterer Ritter, der sich keine persönlichen Gefühle erlaubte um dem ganzen einen schöneren Anstrich zu verleihen. Doch es kam schließlich der Moment, dass er sie den anderen anvertrauen und eine andere Frau aufsuchen musste. Nicht nur gebot es der Anstand, es war auch etwas persönliches.

Und so trat er schließlich sehr respektvoll an ihre Hochgeboren, Isabeau Lionceur, Baronin von Goldbach heran, und übte sich in Geduld, bis sie ihm ein Zeichen geben würde, dass er sie ansprechen durfte. Sicher, sie hatte ihm einmal etwas dazu gesagt, und es schon einige Male bekräftigt und erneuert, doch hier, in diesem Umfeld, zu diesem Anlass, war er sich recht sicher, dass andere nur darauf lauern würden, aus eine Unbedachtheit etwas für sich heraus zu schlagen.

Isabeau Lioncoeur:
Nach der Bestattung war zum Leichenschmaus geladne worden: die Barone und einige der Ritter und Frauen im Haus an der Tafel, alle anderen draußen in der Tenne. Es wurde Essen aufgetragen bis alle satt waren und mehr als ein Faß Bier im Andenken an Lorainne de la Follye des Joux geleert.
Als der größte Trubel abgeebbt war, begannen sich die ersten bereits zu verabschieden, denn so viele Menschen konnte der Gutshof beim besten Willen nicht aufnehmen und Wehe dem, der bei dieser Hundekälte draußen schlafen musste!
Isabeau verbrachte einige Zeit im Gespräch mit Marnois und Blanchfleur, beide waren zu Midwinter nur jeweils kurz in Donnerheim gewesen und hatten den Jahreswechsel am Hofe von Ivain, dem Grafen von Firanos verbracht.
Als sie des Geplänkels müde wurde verabschiedete sie sich und ihr Blick fiel auf Berengar.
Sie lächelte ihm auffordernd zu und nahm in einem Stühle vor dem Feuer Platz, wo die beiden in relativer Ruhe würden sprechen können.

Berengar von Thurstein:
Berengar blieb stehen, bis Isabeau sich gesetzt hatte. Dann atmete er einmal tief durch, um sich zu sammeln, und nahm dann ebenfalls platz. "Ich..." er hielt inne und seufzte, dann lächelte er beinahe, wie zur Entschuldigung... "Ich weis nicht was ich sagen soll..." Er sah die Baronin an und wirkte verlorener denn je. Seine Hand tastete nach der Distel an seinem Barett, löste sie, und unweigerlich begannen seine Finger darüber zu streichen, während er den Arm auf der Lehne des Stuhls ablegte. Einen Herzschlag nur zitterte seine Unterlippe, und er musste eine Träne fort blinzeln. Dann hatte er sich wieder im Griff.

"Nichts was ich sagen kann, wird ungeschehen machen, was an diesem Abend geschehen ist. Voranenburg hat seine Tochter zurück, La Follye wird die seine auf ewig vermissen. Und ich kann es nicht ungeschehen machen." Sein Blick traf den Isabeaus, und darin lag etwas seltsames. "Es tut mir im tiefsten Innern meines Herzens und meiner Seele weh, Euch diesen Kummer bereitet zu haben. Vielleicht werdet Ihr mir eines Tages vergeben können."

Isabeau Lioncoeur:
"Habt ihr denn etwas getan, weswegen ich euch vergeben müsste, Chevalier?"
fragte ihn Isabeau etwas verwirrt.

Berengar von Thurstein:
"Ich weis es nicht." Seine Finger strichen unablässig über die Distel in seiner Hand. "Ich wurde verwundet. Sie wurde verwundet. Ich lebe noch. Sie nicht. Wie ich es auch drehe und wende, wie sehr ich mir bewusst mache, was geschehen ist, welche Umstände dazu führten... Am Ende kommt es darauf hinaus, dass ich lebe, und sie tot ist. Das scheint mir nicht gerecht. Ich fühle mich, als hätte ich sie im Stich gelassen." Sein Blick glitt hinüber zu den Flammen. "Es ist einfach nicht gerecht."

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