Der Städtebund von Tangara > Brega
Frühjahr 269 n.J. - Goldene Nachtigall in Brega
Vanion:
Er kam nicht umhin, seinen Blick umher schweifen zu lassen. Bei dem Gedanken daran, wie er sich noch vor wenigen Jahren hier wohl aufgeführt hätte, wurde ihm jedoch kalt um's Herz. Hier konnte man gewiss Stunden verbringen, und allem Anschein nach gab es einige Gäste hier, die sich wohl eben das zum Ziel gesetzt hatten, wenn nicht mehr. Lavinia Lubentina wurde hier verehrt, auch dies war gewiss einer ihrer Tempel.
Doch der Herr aus Roquefort hatte sich andere Blüten auf das Wappen gelegt.
Als die Dame in Grün ihn nach seinem Namen fragte, zögerte er. Bei aller Tünche, die hier aufgetragen worden war, wusste er doch genau, dass die Besucher hier wohl kaum völlig unerkannt bleiben würden. Und ein Ministerialritter des Grafen, in einem Hurenhaus in Brega? Die Postille hätte ihre Freude.
"Sagt ihr, ein alter Freund aus Tangara ist hier, und erinnert sie an unsere Korrespondenz."
Kydora:
Wieder dieses Kokette lächeln und mit einem angedeuteten Knicks und wackelnden Hüften entschwand die Schönheit aus dem Hauptraum.
Ja, hier blühte das Leben, wahrhaftig. Und mit ihr die Begierde und Lust, das Verruchte und Geheimnisvolle. Hier konnte man sein, wer man war - sofern man das nötige Kleingeld besaß. Denn das konnte Vanion beim genaueren Hinsehen betrachten: Alles hier schien durchaus von hochwertiger Qualität zu sein und auch wenn sie nicht protzig ins Gesicht sprang, so spürte man die subtile Dekadenz einfach. Spürte den Luxus und wurde ein Teil von ihm. Und wollte sich nicht jeder auf den weichsten Federn betten?
Vanions Blick ging weiter durch den Raum und nun entdeckte der Ritter etwas, dass er auf den ersten Blick übersehen haben musste. Etwas Abseits in einer ruhigeren Ecke, befand sich ein kleiner Schrein, gewidmet der Herrin Lavinia.
Und wurde auch klar, warum Vanion es zunächst übersehen hatte. Vorhin stand noch keine Person so wie jetzt davor, um ein leises Gebet zu sprechen. Ja der Schrein mochte in einer ruhigen Ecke sein, doch wirkte er keinesfalls unerwünscht oder so als habe man ihn einfach irgendwo hinpacken müssen.
Die blonde Schönheit trat wieder in Vanions Blickfeld und wies ihm mit einem zauberhaften Lächeln den Weg in die hinteren Räume. Vorbei an so manchen Türen - hinter manchen war es teilweise etwas lauter - brachte sie ihn bis zu einer Türe, an der sie stehen blieben. Ein kurzes Klopfen, dann öffnete die Blonde die Türe und gab Vanion so die Möglichkeit hinein zu treten.
Der Raum wirkte gemütlich und einladend, es gab eine Sitzecke ganz ähnlich denen im Hauptraum und einen Kamin, in dem ein Feuer prasselte.
Aus der Sitzecke erhob sich Kydora und machte ein paar Schritte auf Vanion zu. Sie trug einen bequeme Pluderhose in einem dunklen blau, dazu ein Oberteil in dunklem Grau, welches durch eine Schnürung in Nacken und Rücken zusammengehalten wurde. Sie wartete mit einem freundlichen Lächeln, bis Vanion eingetreten war, und die Türe sich hinter ihm geschlossen hatte.
Ein Atemzug lang ging, dann entspannte sich ihre Haltung etwas und sie ging das letzte Stück auf den Ritter zu, die Arme leicht ausgebreitet.
"Sei willkommen. Es ist schön dich zu sehen und wirklich viel zu lange her." begrüßt sie ihn mit einem aufrichtigen Lächeln, und dennoch - bei genauerem Hinsehen scheint Kydora um die Augen herum etwas müde oder erschöpft zu wirken. Sie deutet auf die Sitzecke. "Wollen wir uns setzen?"
Vanion:
Als die Dame in Grün den Raum verlassen hatte, entspannte Vanion sich merklich. Die schmucklose Tunika, die er trug, hatte dafür gesorgt, dass er sich deplatziert gefühlt hatte. Dieses Etablissement war nicht die Umgebung, in der er gerne war, und für eine böse Sekunde hatte er bereut, hierher gekommen zu sein. Das hier war nicht seine Welt.
Als Kydora ihm entgegen kam, die Arme ausbreitete und ihn anlächelte, kam er nicht umhin, an die wilde Frau aus Silvanaja zu denken, die er früher kennengelernt hatte. Die die Farben des Waldes getragen hatte und die Zeichen ihres Volkes im Gesicht. Die trug sie auch jetzt, aber der Rest an ihr ließ nichts von der Frau erkennen, die ihn in eine gewisse Taverne bugsiert hatte.
Er erwiderte ihre Umarmung sanft und nahm ihr Angebot, sich zu setzen, gerne an.
"Lavinia erhalte dich, Kydora. Es ist schön, dich zu sehen."
Er mühte sich, die Verunsicherung, die ihn ergriffen hatte, zu verbergen.
"Das hier ... stammt es von Robert?"
Kydora:
Sie setzten sich in die Sitzecke und auf einem kleinen Tisch standen zwei Becher in welche Kydora aus einer Karaffe heraus verdünnten Wein eingoss.
"Ach du weißt doch, dass Lavinia auf mich schon lange nicht mehr blickt. Doch möge sie dieses Haus und ihre Gäste wie auch Mitarbeiter behüten."
Sie sprach die Worte ruhig und reichte Vanion anschließend einen der Becher.
"Doch lass uns nicht über meine Differenzen mit den Göttern sprechen."
Die Silvanaja prostete ihm zu und nahm einen Schluck, nur um den Becher wieder abzustellen. Sie ließ den Blick einen Augenblick schweifen. Hier, abseits des Hauptgeschehens, war es deutlich ruhiger zugange.
"Ja, das meiste stammt aus seiner Zeit, wenngleich ich doch ein paar Kleinigkeiten ergänzt habe. Ich denke wenn uns die Zeit vergönnte gewesen wäre gemeinsam daran zu arbeiten, wäre es sicherlich noch um einiges mehr aufgeblüht. Doch lass uns nicht über mich reden."
Nun wendete sich Kydora wieder dem Ritter zu, während sie wieder nach ihrem Becher griff und ihn doch erstmal nur in der Hand hielt ohne einen Schluck zu nehmen. Mit einem fragenden Blick sah sie zu Vanion rüber.
"Wir haben lange nicht die Zeit gehabt miteinander zu sprechen... Und unsere letzte Begegnung war nur eine recht Flüchtige in schweren Zeiten. Wie ist es dir seither ergangen? Und wie kann ich dir helfen?"
Vanion:
"Du möchtest über ziemlich wenig reden, scheint mir", schmunzelte Vanion. "Doch unterschätze niemals Lavinia. Solange du nicht gerade deinen Onkel erschlagen hast, wird sie am Ende auf dich herablächeln."
Er nahm einen Schluck aus dem für ihn bereitgestellten Becher.
"Ein guter Tropfen! Der ist fast zu schade, ihn zu verdünnen."
Er schwenkte den Becher ein wenig. Es war nicht so, dass er ein Connaisseur war, aber was ihm schmeckte, wusste er zu schätzen.
"Ich hab dich ... vermisst." Er bemühte sich, nicht vorwurfsvoll dabei zu klingen. "Du sprichst von schweren Zeiten, und damit hast du völlig Recht. Mit Lorainnes Tod wurden die Tage dunkler."
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