Der Städtebund von Tangara > Fanada

Kontor im Herbst 269 n.J.

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Jelena:
"Vorlautes Etwas!"
rief die Alte ihr hinterher bevor sie grummelnd wieder in ihrem Verschlag neben dem Tor verschwand. Man konnte es kaum glauben, aber sie schien in den letzten Monaten noch grummeliger geworden zu sein, als ohnehin schon. Warum Jelena sie weiterhin in dieser Position beschäftigte schien allen ein Rätsel zu sein, aber wie so oft im Kontor akzeptierte man einfach den Willen seiner Herrin.
Der Innenhof des Kontors war geschäftig: der Herbst hatte Einzug gehalten und mit ihm kamen die letzten Karavanen aus dem entfernten Osten, beladen mit Gewürzen und Spezereien, bevor die Stürme eine Passage durch die Eisebenen östlich von Andarra unpassierbar machten. Der Rothornpass würde noch länger passierbar sein, aber spätestens mit dem ersten Schnee im November waren auch diese Wege versperrt und so häuften sich die Kaffeelieferungen in diesen Wochen besonders.
Eigentlich ließ Jelena den Kaffee immer via Schiff nach Stejark liefern und hatte auch eigens einen Ableger des Kontors dort eröffnet, aber durch die Befehderei und die diversen Grenzübergänge zwischen Stejark und Fanada lohnte es sich nicht den gesamten Bedarf von Norden nach Süden transportieren zu lassen.
Also kamen diverse Ladungen aus dem Südwesten über Land und die Lagerhäuser des Kontors barsten vor Kaffeesäcken bis sie in die umliegenden Kontore abverkauft wurden.
All das führte dazu, dass der Geruch von frisch geröstetem Kaffee wie ein wohlriechender Nebel über dem gesamten Stadtviertel lag und für viele Nachbarn erst richtig die kalte Jahreszeit einläutete.
Der Innenhof war eine große, freie Fläche, begrenzt durch eine kleine Koppel und die Gebäude des Kontors, bis auf eine Ausnahme: mitten drin stand ein Pflaumenbaum und darunter war eine Bank, die gerade zu zum sitzen und ausruhen einlud. Eigentlich wäre es klüger gewesen den Baum zu fällen, um eine große, ebene Fläche zu erhalten, aber jedes Mal wenn jemand mit dieser Idee zu Jelena kam, bekam er einen vernichtenden Blick zur Antwort. Die paar armen Irren, die das Thema immer noch nicht ruhen lassen konnten, wurden schließlich irgendwann zur Seite genommen und bekamen nur einen Satz gesagt:
"Gerhardt liebte das Pflaumenmus."

Anders:
Die Kenderin strebte kurz um den Baum herum und sammelte zwei frisch herunter gefallene Pflaumen auf. Die säuerlichen Früchte verspeisend schlängelte sie sich durch das dichte Gedränge auf dem Hof. Vielleicht hätte sie ein paar Pflaumen zur Torwächterin bringen sollen. Vielleicht hätte sie Hunger und war deshalb so schlecht drauf.
Anders betrat die geschäftigen Küche und grüßte in die Runde.

Jelena:
Die Küche war immer geschäftig, schließlich galt es einen großen Haushalt zu versorgen und man wusste nie wann Jelena das nächste Mal zu einem Notfall gerufen werden würde.
Als Anders den großen Raum betrat, traf sie auf Anica, die gute Seele des Hauses, die einen riesigen Berg Kartoffeln schälte:
„Hallo Anders! Was führt dich zu uns?“

Anders:
"Ich will Jelena besuchen. Brauchst du Hilfe?"
Die Kenderin gesellte sich neben Anica und nahm sich eine Kartoffel. "Zum einen habe ich sie schon lange nicht mehr besucht und zum zweiten möchte ich sie ein paar Dinge fragen. Außerdem sollte sie über diese Dinge bescheid wissen und ich weiß nicht ob das schon passiert ist. Aber es ist wichtig."

Jelena:
Anica reichte ihr ein Schälmesser:
„Gerne! Meistrin Jelena und ich haben uns auf Kartoffelpuffer geeinigt. Wir machen sie nur selten, weil hinterher das ganze Haus wie eine billige Garküche stinkt, aber wenn, dann müssen es auch genug für alle sein!“
Sie zeigte auf einen riesigen Kessel in dem Apfelmus kochte:
„Das habe ich gestern angesetzt, den Rest werde ich für den Winter abfüllen, vorausgesetzt es bleibt was über. Die Meistrin wollte eigentlich helfen, aber sie sitzt über den Büchern. Ich bin sicher sie wird sich freuen dich zu sehen.“

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