Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

Früjahr 272 n.J. - An den Ufern des Alva-Sees

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Anders:
Die Kenderin schälte sich aus dem fahlen Dunkel der Höhle und trat zu ihren Gefährten. "Verletzte gibt es zum Glück nicht viele. Die allermeisten sind viel zu dünn und deshalb sehr schwach. Viele waren zu lange im kalten und sind erkältet, ein paar haben Fieber, aber nicht so schlimm, dass wir sie nicht bewegen können. Wir werden nur sehr langsam sein."
Angespannt rieb sich Tahrani den Nacken während die die Gruppe der Flüchtigen ins Auge fasste. "Wir haben zwei verstauchte Knöchel, jede Menge alte Knochen und klapprige Knie."
Sie blickte von Yorik zu Beorn, Ayla, Bran und Endid. "Ich denke wenn wir diese Gruppe noch einmal aufteilen oder auch zweimal, so dass wir zwei, drei kleiner Gruppen bilden und mit etwas Abstand hintereinander starten, sollten wir es bis zum Ufer des Sees schaffen, bis die Boote zurück sind. Wir müssen nur genug Abstand zu der Gruppe vor uns lassen."
Sie schaute in die Runde. "Wenn ihr die ersten beiden begleitet werde ich die letzte Gruppe anführen und schauen das uns niemand verloren geht auf dem Weg."

Yorik:
Yorik nickte grimmig. So etwas hatte er befürchtet... auch wenn niemand schwer krank oder verletzt war, würden die Alten und Angeschlagenen sie verlangsamen - das bedeutete, dass sie bei der Gruppentrennung Prioritäten setzen mussten... "Also gut", wandte er sich an seine Mitstreiter, "wir versorgen die Verletzten so weit, dass sie mit Hilfe gehen können; holt wenn nötig Stöcke als Krücken, dann gehen wir los." Bei diesen Worten schaute er vor allem zu Beorn und Ayla. "Als erstes gehen die Frauen und Kinder, begleitet von Shangra, Enid und Ayla. Danach alle anderen, die ohne Hilfe oder Stock gehen können - Beorn, das übernimmst du mit mir. Als letzte Gruppe gehen die Alten und Verletzten, zusammen mit Bran und Tahrani." Nach dieser Ansage musste der Geweihte schlucken. Er hasste es, Leben so gegeneinander aufzuwiegen, doch sie konnten nicht riskieren, dass die Gebrechlichen sie alle in Gefahr brachten. "Vergesst nicht", fuhr er fort, "leise und unauffällig ist unsere Devise. Auch, wenn wir dafür Umwege in Kauf nehmen müssen. Sollten wir entdeckt werden, wird eine Ablenkung eingeleitet und wir teilen uns auf. Flucht in kleinen Gruppen, Konfrontation um jeden Preis vermeiden. Verstanden?" Alle nickten, dann begaben sie sich an die Arbeit. Wenig später verließ der erste Trupp die Höhlen.

Der Weg zum See verlief ruhig, zumindest für die Gruppe um Shangra, Enid und Ayla. Zwar erblickten sie hin und wieder den Schein von Fackeln, der durch die Bäume schien, doch durch sorgsames Vorgehen schafften sie es, keiner der Patrouillen zu nahe zu kommen. Auch wenn den Frauen und Kindern das Herz sichtbar bis zum Halse schlug - schließlich kamen sie sicher am Ufer an, wo sie mithilfe ihrer Beschützer in die Boote stiegen.
Auch der zweiten Gruppe erging es ähnlich - unter der Führung von Yorik und Beorn schlichen die sich durch das Unterholz, hin zum Ufer, wo sie schließlich im Schilf und hinter Steinen darauf warteten, dass die Boote zurückkehrten. Diese begannen bereits, sich wieder aus der Dunkelheit zu schälen, als es geschah:

Tahranis Trupp, der sich noch ungefähr eine halbe Meile vom See entfernt befand, blieb zum wiederholten Male auf dem Weg stehen. Einer der Alten begann, sich zu krümmen, er stolperte und bevor einer der anderen zu ihm stürzen konnte, um ihm zu helfen, brach ein lautes, kratzendes Husten aus ihm heraus. Alle um ihn herum erstarrten, die Augen weit aufgerissen, betend, dass dies nicht gehört worden war... doch zum Beten war es zu spät. Lichter flammten plötzlich auf, viel zu nah. Weitere Fackeln wurden entzündet und in ihre Richtung gedeutet, während sich überall laute Stimmen erhoben, die militärische Befehle bellten. "Wir haben etwas", schallte es durch den Wald, "durchkämmt sofort das Dickicht. Alle Mann höchste Wachsamkeit!" Auch am Ufer hörte man die Schreie, wenn auch nur leise. Die Inquisition hatte sie entdeckt - oder zumindest war sie kurz davor. 

Bran:
Als Yorik ihn und Tarani anwies, die anfälligste Gruppe zu übernehmen, fühlte Branwin sich einerseits geehrt, mit der schwierigen Aufgabe betreut zu werden. Doch im Kopf sah er bereits die Alten auf dem Weg stolpern und hinfallen, so wie er selbst auf dem Hinweg.
Doch mit der Einstellung würde es natürlich schief gehen.
So wurden die Verwundeten von Beorn und Ayla so gut es ging versorgt und der erste Trupp brach auf.
Nach ca. 20 Augenblicken erhob Yorik sich, wünschte dem Rest viel Glück und schlug sich mit Beorn und den Geflüchtete, welche noch einigermaßen gehen kommen ins Dunkel.
Bran hatte in der Zwischenzeit einige Stöcke zurechtgeschnitten, sodass die Alten und Gebrechliche diese als behelfsmäßige Krücken verwenden konnten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gab auch Tarani das Zeichen zum Aufbruch. Branwin stützte einen der Gebrechliche, während Tarani vorging und durch leise Schnipser die Orientierung gab.
Als schließlich einer der Alten stolperte, sich fing und direkt ei. Rasselndes Husten durch das Wäldchen schickte. Die ganze Gruppe erstarrte.
Reihum schallten rufe durch das Dunkel und frisch entzündete Fackeln warfen flackernde Schatten auf die zusammengekauerten Flüchtenden.
Branwins Blick huschte durch den Wald und als er Tharanis Blick fing, nickte diese ihm nur kurz zu und verschwand leise, wie nur ihr Volk es verstand im Dickicht.
Die Rufe und Fackeln kamen näher. "Es kam von genau hier!" "Unfung, das war viel weiter Richtung See!"
Gleich würden sie den letzten Busch durchquert haben und Sie alle wären geliefert. Branwin konnte nicht fünf Schwäche Menschen vor mehreren Gardisten beschützen. Noch dazu ohne eine Waffe zu ziehen. Ihm brach der kalte Scheiß ausund er war bereits kurz davor  Garenain, den Gebrechliche welchen er gestützt hatte, auf seinen Rücken zu hiefen und durch das Gestrüpp zu rennen.
Dann hörte er ein lauten Knacken im Unterholz und einige Caldrische Flüche. Die Inquisitor änderten apruppt die Richtung und der Fackelscheins entfernte sich. Dem gestandenen Söldner rutschte ein ganzer Sack Steine vom Herzen.

Anders:
Jeder Plan hatte irgendwo eine Schwäche. Das wussten auch Tahrani während sie den Weg für ihre Gruppe bahnte. Sie hatten im Vorfeld darüber gesprochen, was passieren würde wenn etwas schief ging.
Als der alte Mensch schließlich zu husten begann und kurz darauf die Fackeln aufflammten, erstarrte die Kenderin für ein, zwei Sekunden dort wo sie stand. Ihre Augen suchten die von Bran, der sie durch die Dunkelheit hinweg ebenso gebannt anstarrte. Durch die Dunkelheit lächelte sie ihm ermutigend zu, nickte einmal kurz und huschte dann so leise und schnell wie sie konnte in das Dickicht der Bäume. Sie musste sich schnell und leise bewegen, während die Gardisten sich ins Gebüsch schlugen, auf die Gruppe der Flüchtlinge zu. Innerlich betete sie zu Askar und allen anderen Göttern die gerade zusahen, dass die Menschen ausharren würden. Nicht in Panik verfallen sondern einfach still bleiben würden.
Endlich hatte sie genügen Abstand zwischen sich und die Gruppe Gardisten gebracht und sah sich schnell im dämmrigen Licht des Waldes um. Unweit von ihr lag ein langer, trockener Ast. Tahrani atmete tief durch und trat dann mit voller Wucht auf den Zweig der mit einem lauten Knacken unter ihrem Stiefel zerbrach. Die Reaktion folgte auf dem Fuße. Rufe erklangen und sie konnte hören wie die Menschen die Richtung änderten, während sie sich schnell bückte um das längere Stück des Astes aufzuheben. Dieses hinter sich her schleifend rannte sie los und gab zwei laute Huster von sich. Jetzt musste sie ihre Verfolger nur noch ein bisschen beschäftigen und dann.... ja dann irgendwann wieder loswerden. Und dann einen anderen Weg nach Hause finden... Nicht daran denken! Jetzt musste sie erst einmal rennen.
//Lauf Hase... lauf!//

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