Autor Thema: Der Tempel im Totenpfad  (Gelesen 7755 mal)

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Offline Akela

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Der Tempel im Totenpfad
« am: 18. Sep 07, 12:11 »
Der Totenpfad

Welchen Namen diese unzugängliche Schlucht in den Bergen bei Fanada früher hatte weiß niemand mehr genau. Es waren wohl auch zu viele, um sie alle hier aufzuzählen.
Doch ihren jetzigen Namen hat sie durch einen nicht sehr rühmlichen Abschnitt in ihrer Daseinsgeschichte erhalten: Der Totenpfad.
Vor vielen Jahrhunderten, als Pest und Cholera noch im Land wüteten und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten, brauchte man einen Ort, zu dem man die Kranken und Aussätzigen bringen konnte...wo sie niemals mit den Gesunden in Berührung kamen und wo man sie vergessen konnte....
Man entschied sich für eben diese Schlucht.
Nur ein schmaler, gewundener Pass führte hinauf zu einem Durchgang, der sich in ein kleines, grünes Tal öffnete, begrenzt von schroffen Berghängen. Karren und größere Güter mussten mit komplizierten Flaschenzügen zu diesem Durchgang geschafft werden, da es unmöglich schien, sie auf dem Weg zwischen steilen Klippen und tiefen Abgründen hinaufzutransportieren.
Der steinerne Pfad führte weiter an einem kleinen Wäldchen und einem klaren Bergsee vorbei zu einer alten, mittlerweile stillgelegten Mine.
In Zeiten, an die sich niemand mehr erinnern kann, wurden dort Erze abgebaut. Nicht sehr erfolgreich, dafür umso hartnäckiger, was noch heute ein undurchschaubares Netzwerk an Stollen und Gängen bezeugen kann.
Diese Mine wurde das unfreiwillige Zuhause von Generationen von Aussätzigen, von der übrigen Welt abgeschnitten in einem von den Soldaten in Wehrtürmen leicht zu bewachenden Tal...
Vergessen und sich selbst überlassen entstand dort aus der Not geboren eine Gemeinschaft, die nur ein Ziel hatte: so lange wie möglich zu überleben.
Die Minenschächte wurden ausgebaut zu Kavernen, Abzugsschächte für Lagerfeuer wurden gegraben und behelfsmäßige Wirtschaftsgebäude errichtet.
Außerdem überwog der Wunsch, in Freiheit zu leben allem anderen. Doch der Tag, an dem es gelang, Gänge aus den Minenschächten in die umliegenden Berge zu graben war auch gleichzeitig das Ende dieser makabren Wohngemeinschaft.
Andere, sichere Orte für sie wurden gesucht und gefunden und nach der Umsiedelung ereilte die Schlucht das gleiche Schicksal wie ihre ehemaligen Bewohner...sie geriet langsam in Vergessenheit, Wahrscheinlich war es den Menschen nur Recht, wenn sie nicht mehr über diesen abstoßenden Ort reden mussten...der bis heute noch von den wenigen, die noch von ihm wissen, nach dem steinernen Pfad, auf dem die dem Tode geweihten in ihr neues Zuhause gingen, benannt wird: der Totenpfad.





Einige dieser Wenigen, die noch um die Schlucht wissen, sind die Mitglieder des Handelshauses Timberstaem, das die Schlucht samt Mine günstig erwarb in der leider falschen Vorstellung, mit neuen Gerätschaften aus der Mine seien noch Erze und Ähnliches zu fördern.
Diese Wiederbelebung der Schlucht war nur von kurzer Dauer, da die Mine weiterhin den hartnäckigen Versuchen trotzte, größere Mengen von verwertbaren Materialien zu ergattern.

Das Schicksal und der Krieg in Engonien jedoch offenbarten diesem ungeliebten Ort eine neue Verwendung. Durch Umwege geriet der Totenpfad in die Hände des in Engonien neu angesiedelten Orden des Wolfsgottes Askar.
Die versteckte und fast uneinnehmbare Lage erwies sich als der ideale Ort, um in einem vom Krieg erschütterten Land einen Tempel aufzubauen...und die verzweigten Minengänge und Kavernen erinnerten bereits nach kurzer Zeit an einen Wolfsbau.
Die eigentlichen Tempelräume, sowie Aufenthaltsräume und Schlafsääle befinden sich nun auf mehreren Ebenen in den Kavernen innerhalb der alten Mine, durch unzählige Kohlebecken, Felle, Vorhänge und nordisch anmutende, schwere Möbelstücke wohnlich und gemütlich gestaltet.
Tief unten im kalten Berggestein findet sich eine geräumige Vorratskammer, groß genug, um Vorräte für eine längere Zeit einzulagern oder kurzfristig eine größere Menschenmenge satt zu bekommen.
Nur einige der Wirtschaftsgebäude, wie die Ställe und die Schmiede, befinden sich außerhalb der Höhlen, wo sie durch ihre schlichte, längliche Bauart und die riedgedeckten Dächer an ein kleines nordisches Dorf erinnern.
Die Flaschenzüge und die alten Wehrtürme am Eingang des Totenpfades wurden ebenfalls wieder aufgebaut und in Betrieb genommen, es herrscht schon seit mehreren Monden ein geschäftiges Treiben im Totenpfad...
...doch von außen machen die Berge bei Fanada den Eindruck, als wäre dort nichts....wie in all den Jahrhunderten zuvor auch.

 

Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars