Schrein der Nedra

[Jelena]

Zusammen mit einem kräftigen, eiskalten Wind wurde Jelena in den Schrein Nedras geweht. Nach einer kurzen Verbeugung zu ihrem Bildnis wartete sie einfach auf Tannjew. Das er sich mit ihr an diesem Ort treffen würde, bedeutete das es sich um Dinge handelte, die nicht an andere Ohren dringen sollten. Und Ohren gab es in der Kommandatur wahrlich genug...

[Tannjew]

  Erneut strömte kalte Luft in den Schrein, als sich die Türe wieder öffnete und Tannjew, in einen dicken braunen Umhang gewickelt, eintrat.

[Jelena]

"Seid gegrüßt, Tannjew! Ich bin überrascht das ihr es geschafft habt euch von euren neuen Wachen zu trennen, lassen sie euch den alleine auf den Abtritt?" In Jelenas Augen funkelte gutmütiger Spott, während sie die Tür hinter Tannjew fest verschloß.

[Tannjew]

  Tannjew fielen gleich mehrere giftige Antworten ein, aber er schluckte diese runter und ignorierte den Spott.
  "Ich hoffe, ich habe Euch nicht allzu lange warten lassen?"

[Jelena]

"Durchaus nicht,ehrlich gesagt bin ich ganz froh etwas Ruhe um mich herum zu haben. Der Tumult auf den Straßen zerrt an meinen Nerven. Was kann ich für euch tun?"

[Tannjew]

  "Herrin Jelena, Ihr seid doch eine tüchtige Geschäftsfrau. Euch liegt es im Blut, Handel über längere Strecken zu betreiben und eben diesen zu koordinieren. Ist das richtig oder täuscht mich mein Eindruck?"

[Jelena]

In Jelenas Gesicht zeigte sich ein breites Lächeln, endlich erinnerte sich jemand daran, das sie nicht nur Heilerin, sondern auch Händlerin war.
"Der Eindruck täuscht ganz und gar nicht. Ich betreibe seit einigen Jahren Fernhandel, verschicke Eisen, Bregahölzer und Getreide und erhalte Salz und Gewürze, Tee und Räucherwaren aus allen Himmelsrichtungen, außerdem bin ich derzeit die einzige Kaffeeimporteurin Fanadas. Was benötigt ihr?"

[Tannjew]

  "Dieses und jenes, eigentlich von allem etwas und von einigem sogar sehr viel. Am dringensten benötige ich zur Zeit aber eine gewissenhaft arbeitende Person von hoher moralischer Integrität und dem nötigen Sachverstand eines gewieften Kaufmannes, damit ich sie mit der wichtigen Aufgabe betrauen kann für uns die Koordination der Hilfslieferungen zu übernehmen und die Organisation all dessen eigenverantwortlich weiter auszubauen und fortzuführen."

[Jelena]

Jelena sah wachsam aus, wie jemand der den Köder riecht, aber trotzdem nicht an ihm vorbeigehen kann.
"Ihr sucht einen Kupovnik? Einen Haupteinkäufer für die Armee? Soll das heißen das ihr noch kein offizielles Versorgungsamt ernannt habt?"

[Tannjew]

  "Ich will kein Versorgungsamt einrichten. Stell dir Andarra wie ein kleines Königreich vor. Ich benötige jemanden für die königliche Münze. Jemanden der dafür sorgt, dass die Dinge, die wir benötigen, auch hier ankommen. Wir erhalten Almosen, doch für den Stolz der Andarraner ist es wichtig, dass wir nicht von Almosen abhängig sind."

[Jelena]

"Eine Art andarranischen Schatzmeister? Ich rede jetzt nur über den Versorgungsaspekt, nicht über Steuern und Abgaben."

[Tannjew]

  "Bis wir Steuern und Abgaben einfordern können wird noch eine Menge Zeit vergehen," lachte Tannjew. "Nein, unsere Kriegskasse ist gut gefüllt, nicht zuletzt mit Gold aus Lodrien. Mach nicht so ein Gesicht, Gold stinkt nicht. Und ich bin mir sicher, dass dir Wege einfallen werden Erträge zu erzeugen."

[Jelena]

"Ihr wollt mich?"
Tannjew hatte bei Jelena noch nie ein blödes Gesicht gesehen, aber jetzt tat er es.
"Ihr wollt mich zum Haupteinkäufer und Koordinator machen?"

[Tannjew]

  "Um ehrlich zu sein habe ich keine andere Wahl. Ein Timberstaem mit altruistischer Einstellung wäre mir lieber, aber das wäre wie ein... ein... mir fällt kein Beispiel für etwas ähnlich entgegengesetztes ein."

[Jelena]

Jelenas Gesicht wurde ausdruckslos: "Bedeutet das ich bin ein Notstopfen?"