Vesper bei der Baronin

[Münster]

Robert musterte die aufgetragenene Speisen aufmerksam. Gerhardt würde seine helle Freude haben, wäre er hier, der alte Feinschmecker, überlegte er.
Schließlich hatte er seine Wahl getroffen und nahm sich einen Happen von dem, was seiner Meinung nach am ehesten wie Rind aussah.
Es schmeckte anders als er es gewohnt war, aber alles andere als schlecht.

"Ganz vortrefflich! Ich muss sagen Eure Köchin weiß was sie tut. Ihr müsst sie mir unbedingt einmal ausleihen, damit sie unserem Regimentskoch vielleicht einmal den Unterschied zwischen Essbar und Genußvoll erklärt! Ich verbürge mich auch persönlich dafür, dass ihr sie in einem guten Zustand zurückerhaltet!"

Robert schaufelte noch einige weitere Happen nacheinander in seinen Mund und spülte es mit einem guten Schluck Wein herunter. Dann griff er zur Karaffe und füllte beide Gläser nach.
Nach einem weiteren Schluck wurde seine Miene jedoch ernster.

"Das Essen ist wirklich hervorragend und ich freue mich bereits auf das Lamm... Aber ich denke ich bin auch hier, damit wir einige Dinge erörtern können. Ich erhielt am gestrigen Tage Nachricht aus Richtung des Trosses Ihrer Majestät. Ich nehme an Ihr seid über die neuesten Entwicklungen im Bilde?"

[Isabeau Lioncoeur]

Isabeau knabberte an einigen Bissen, aber es war ersichtlich, dass ihr der Appetit fehlte.
Sie tauchte ihre Finger in die Schüssel mit Rosenwasser und trocknete sie anschließend an dem Tuch ab.

"Bezüglich der Köchin wird sich sicher etwas regeln lassen." Sie seufzte und legte das Tuch beiseite, bevor sie fortfuhr:
"Welche genau meint ihr?"

[Münster]

Robert machte sich über einige weitere Bissen her und schien das Seufzen der Baronin gar nicht mitzubekommen.

"Nun, ich meine nicht das kindische Gezanke unserer lieben Verbündeten, sondern in erster Linie die Tatsache, dass sich Wolf und Löwe wohl darauf geeinigt haben jetzt auch ganz offen zusammen zu marschieren?! Ein interessanter Zug wenn ihr mich fragt... - Was ist das dort eigentlich? Dieses rosenähnliche Fleischgebilde?"

[Isabeau Lioncoeur]

"Das sind gefüllte Tomaten... Ich fürchte, ich kann euch nicht ganz folgen, Chevalier. Die Königin hat ihre Verbundenheit gegenüber dem Großherzog bereits bewiesen, als sie die Verantwortung für eure Landnahme in Andarra übernahm. Offen miteinander zu Pilgern," sie betonte das Wort besonders, "ist doch nur die natürliche Konsequenz daraus, nes'pa?"

[Münster]

"Tomaten? Mhmm...", Robert schien einige Momente damit beschäftigt den Geschmack näher zu bestimmen, bis er zufrieden grinste. "Tomaten... - Ich glaube bei uns nennte man etwas ähnliches Blutfrucht. Schmeckt zumindest genauso. - Nun, aber ich würde sagen mit der Landnahme in Andarra habt ihr schon recht, wenngleich uns dieser rückständige Flecken Land mehr Ärger bereitet als uns lieb ist. Aber das ist ein anderes Thema! Ich meinte vielmehr, dass neben den üblichen Freundschaftsbekundungen nun wohl auch offziell von einer Allianz unserer Reiche gesprochen wird! Zumindest solange bis Konar endlich vom Thron geräumt wurde!"

[Isabeau Lioncoeur]

"Ihr werdet begreifen, dass dies eine sehr delikate Angelegenheit ist. Wie euch eure Quellen sicherlich berichtet haben, ist insbesondere Ahrnburg erpicht darauf, darauf hinzuweisen, dass die Königin kein Recht dazu hatte, euch das Land zu überlassen. Selbstverständlich wissen all diese Schreihälse, dass dies der beste Kompromiss war, aber die Polemik, dass die Königin heiligen engonischen Boden verschenkt, bleibt nicht ohne Wirkung. Wenn wir nicht aufpassen, dann könnte dieses Strohfeuer die Königin kostbaren Rückhalt im eigenen Land kosten."

[Münster]

"Leider ist die Angelegenheit äußerst delikat, da auch ein großer Teil der Andarraner fortwährend versucht gegen unsere wohlwollende Regierung zu revoltieren, so dass ich mir nicht sicher bin, wie lange General von Reichsfeld dies noch duldet bevor er den Weg frei macht für eine härtere Gangart. - Was die Tangaraner angeht, so munkelt man das Richard nun endgültig den Verstand verloren hat?! Wer weiß, vielleicht leidet die Reichsgarde an einer kollektiven Krankheit, die sie alle früher oder später in den Wahnsinn treibt?!"

[Isabeau Lioncoeur]

Isabeaus Gesicht umwölkte sich, als Brins Name fiel:
"Richard Brin von Fingara ist ein Problem, das in absehbarer Zeit gelöst werden sollte, bevor er sein Gift noch weiter versprüht!"

[Münster]

Robert zog eine Augenbraue hoch, während er den ersten Gang seines Mahls beendete.

"Solch harte Worte aus dem Munde einer Diplomatin? Er muss euch wahrhaft gekränkt haben! - Aber nichtsdestotrotz habt ihr Recht. Nach allem was geschehen ist würde ich seinen Kopf lieber heute als Morgen auf einem Spieß stecken sehen! Aber wahrscheinlich ist diese Vorstellung zu schön um wahr zu sein! Trotzdem muss das Problem gelöst werden und vielleicht kenne ich jemanden, der dieses lösen kann. Ich werde einmal Erkundigungen einziehen! Was Ahrnburg angeht, so höre ich dies zum ersten Mal! Waren die Jeldriken oder wie die Brüder der Monde sie nennen, die SCHÖNEN, doch ganz erpicht darauf, dass wir sie retten! Und nun wenden sie sich gegen uns?!"

Auch wenn Roberts Miene starr blieb, konnte die Baronin erkennen, wie er innerlich zu kochen begann.

[Isabeau Lioncoeur]

"Die Jeldriken und die Markgräfin von Ahrnburg sind zwei paar Schuhe, Chevalier. Die Jeldriken versteifen sich darauf, dass ein Pilgerzug, der nicht im Namen aller 6 Götter geführt wird, nicht rechtens sein kann, da er nicht jeldriksgefällig ist. Also weigern sie sich uns offen zu unterstützen. Ich habe sie mit Müh und Not dazu gebracht nicht offen gegen den Pilgerzug zu sprechen!"
Isabeau rieb sich die Schläfen. Man konnte sich vorstellen, dass diese Verhandlungen bereits einem gesundem arg zugesetzt hätten, geschweige denn ihr in diesem Zustand.
"Lasst uns ein nach dem anderen besprechen. Vielleicht hätte ich einen Rat für euch in Bezug auf Andarra, wollt ihr ihn hören?"

[Münster]

Robert füllte sein Glas erneut nach, nachdem er den Inhalt heruntergestürzt hatte.

"Aber natürlich! Nur raus damit..."

[Isabeau Lioncoeur]

"Die Andarraner sind nur in den seltenen Fällen sesshaft. Dadurch, dass ihr einen Teil ihres Landes unter eure Gesetze legt, durchschneidet ihr ihren Alltag. Ihr benötigt den Rückhalt der Clanführer. Ich weiß nicht, ob euer General sich bereits mit der Stammesstruktur Andarras auseinandergesetzt hat. Wie immer, so sind auch hier große Gesten wichtig. Seit Jeldriks Zeiten ist kein Thing mehr einberufen worden, eine Zusammenkunft aller 7 Clanführer. Solltet ihr es schaffen solch eine Einberufung herbeizuführen und euch als 8. Stamm Andarras etablieren, dann seid ihr so nahe an einer göttergegebenen Legitimation wie man es nur sein kann."

[Münster]

Robert überlegte einige Zeit bevor er antwortete.

"Das hört sich interessant an. Ein Thing? Das könnte funktionieren. Und ich denke, ich habe auch schon die richtige Person die so etwas einberufen könnte. - Aber sagt Baronin, wann können wir mit der Ankunft Ihrer Majestät rechnen?"

[Isabeau Lioncoeur]

"Der Tross der Königin bewegt sich langsam. Als den Höflingen endlich klar wurde, dass die Königin tatsächlich vor hat Donnerheim zu verlassen und diesem Pilgerzug nicht nur aus der Ferne wohlwollend zuwinken will, ist das Chaos ausgebrochen. Ich rechne allerdings damit, dass sie in wenigen Tagen eintreffen wird."

[Münster]

Robert sah nicht sonderlich erfreut aus. Vor allem nicht, als die Baronin die Höflinge erwähnte.

"Mit Verlaub, aber heißt das wir beherbergen demnächst einen ganzen Haufen Strumpfhosentragender, parfümierter Fatzke die Staub und Dreck nur aus den Märchen ihrer Ammen kennen? Versteht mich nicht falsch Baronin! Ich bin Ihrer Majestät ebenso loyal wie ich meinem Großherzog diene! Aber verweichlichte Höflinge, die unsere Soldaten von sinnvoller Arbeit abhalten sind das letzte was wir hier gerade gebrauchen können. Bei den Göttern! Ich kann nur hoffen, dass Ihre Majestät mit einigen vernünftigen Leuten vorausreiten mag!"