Isabeau entlies ihn mit einem Nicken und bedeutete Fleur dann die Friseur zu vervollständigen. Normalerweise trug die Baronin ihre Haare beim Abendessen in einfachen Zöpfen und krönte sie mit einem Schapel. Heute jedoch wurden sie in Schnecken gedreht und unter den Crespinettes festgesteckt.
Als Isabeau sich erhob, da war nicht der geringste Zweifel daran, das die Baronin von Goldbach vor einem stand und sie jeder Zoll die mächtige Adlige war, wie sie in ganz Caldrien bekannt war.
Sie verließ ihr Gemach und begab sich in den Hof, wo die jungen Männer alle betreten mit den Füßen scharrten und überall hinsahen, nur nicht ins Gesicht ihrer Oberherrin.
Als Isabeau sprach, da hob sie nicht die Stimme, aber trotzdem hörte man sie bis in die letzte Ecke des Hofes:
"Ich habe das Gefühl, dass einige wichtige Grundsätze, nach denen die Männer und Frauen in diesem Haushalt miteinander leben, vergessen worden sind. Lavinia lehrt uns den Respekt zwischen Mann und Frau. Bisher war ich immer in der Annahme, dass keine Maid unter meiner Herrschaft um ihre Tugend fürchten muss. Diese unglückselige Episode heute lässt mich jedoch an der Richtigkeit dieser Annahme zweifeln. Zwar habe ich nicht erkannt, wer der Rädelsführer war..."
Isabeau ließ ihren Blick über die Knechte schweifen und blieb unbeirrt an demjenigen hängen, dessen Hinterkopf nun von einer zweifelsohne majestätischen Beule gekrönt wurde, womit sie zweifelsfrei bewies, dass sie ganz genau wusste, wer da im Teich gelandet war,
"... aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das es nicht das Werk eines Einzelnen war. Aus diesem Grunde wird nun folgendes geschehen: Da ihr offenbar nicht in der Lage seid den Frauen dieses Haushaltes den nötigen Respekt zu bezeugen, seid ihr es auch nicht wert ihre Gesellschaft zu genießen. Ich gebe hiermit kund und zu wissen, dass die Knechte meines Hauses bis auf weiteres nicht an der Tafel speisen werden, sondern ihr Essen auf dem Niveau einnehmen werden, auf welches sie sich herabgelassen haben: hier im Hof! Dies sei so lange Stand, bis die Mägde darum bitten, das sie davon erlöst werden."
Isabeau ließ ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern und schätzte die Reaktion jedes einzelnen der guten Dutzend Knechte ab, bevor sie kehrt machte und im Inneren der Halle verschwand.