Autor Thema: Vor den Toren Ahrnburgs - die Unterkunft der Baronin von Goldbach  (Gelesen 18233 mal)

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Offline Isabeau Lioncoeur

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"Mir scheint deine Jungs schlagen etwas über die Strenge, Jaques." ertönte die ebenso ruhige Stimme seiner Oberherrin.
"Hast du eine Erklärung dafür?"
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"Das ist mein voller Ernst! Um Euch zu zeigen wie ernst ich es meine würde ich es mit meinem eigenen Blut auf meine Fahne schreiben!"

Offline Lilac

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Nun knetete der Mann seine Mütze doch zwischen den großen Händen.
Er ließ sich jedoch nicht weiter aus der Ruhe bringen und antwortete nach einem tiefen Luftholen mit Bedacht:

"Sie sind schon ein Weilchen von Zuhause fort, und die Hitze macht sie ein bisschen übermütig, Madame. Ich werde dafür sorgen, dass sie etwas mehr Beschäftigung bekommen, damit sie auf andere Gedanken kommen."


Ein bisschen klang es, als erkläre er das Missverhalten eines jungen Pferdes...
« Letzte Änderung: 16. Aug 10, 20:21 von Lilac »
Fleur die Wäschemagd // Galeya KRAMBAMBULI // Luise die Hure aus Brega // Jenna die Magd von Jelena // Julienne, Falknergehilfin, ehemalige Gardistin und Botenreiterin // Beeke Fischer die ewige Doktorandin der Zoologie an der Ayd'Owl

Offline Isabeau Lioncoeur

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Es ertönte das Rascheln von Stoff und wieder Isabeaus Stimme:
"Ich habe mir bereits so etwas gedacht. Und ich stimme dir durchaus zu. Nichtsdestotrotz scheint mir, dass ich ebenfalls noch einmal klar machen sollte, dass ich solches Benehmen nicht dulde."
Ein Seufzer war zu hören, bevor sie weiter sprach:
"Lavinia weiß, das ich nicht übermäßig prüde bin, aber so etwas ungeahndet zu lassen, würde den Eindruck vermitteln, dass hier Nachstellungen geduldet werden."
Der Paravent wurde zur Seite geschoben und Isabeau drehte sich auf ihrem Frisierschemel zu dem Stallmeister um. Sie lächelte ihn besänftigend an:
"Ich werde gleich zu den Knechten auf dem Hof sprechen und gehe davon aus, dass so etwas nicht noch einmal geschehen wird, oui?"
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Offline Lilac

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Nun sah der Mann seine Herrin an und nickte ruhig.

"Naturlement, Madame. Dann werde ich die Burschen mal zusammenrufen."

Der Stallmeister verbeugte sich in der für ihn typischen Art - ganz und gar nicht höfisch-galant, sondern eher in Form eines auf die Schultern übergreifenden Nickens und wartete dann nur noch darauf, entlassen zu werden.
Es war allen klar, dass es unten kein Geschrei geben würde - der Stallmeister schrie nicht. Aber nichts desto trotz würde er mit den Männern reden und sie würden seinen Worten folgen. Bei seinen Pferden war es auch immer so. Er hatte diese natürliche Autorität, die nur äußerst selten in Frage gestellt wurde...
« Letzte Änderung: 16. Aug 10, 20:21 von Lilac »
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Offline Isabeau Lioncoeur

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Isabeau entlies ihn mit einem Nicken und bedeutete Fleur dann die Friseur zu vervollständigen. Normalerweise trug die Baronin ihre Haare beim Abendessen in einfachen Zöpfen und krönte sie mit einem Schapel. Heute jedoch wurden sie in Schnecken gedreht und unter den Crespinettes festgesteckt.
Als Isabeau sich erhob, da war nicht der geringste Zweifel daran, das die Baronin von Goldbach vor einem stand und sie jeder Zoll die mächtige Adlige war, wie sie in ganz Caldrien bekannt war.
Sie verließ ihr Gemach und begab sich in den Hof, wo die jungen Männer alle betreten mit den Füßen scharrten und überall hinsahen, nur nicht ins Gesicht ihrer Oberherrin.
Als Isabeau sprach, da hob sie nicht die Stimme, aber trotzdem hörte man sie bis in die letzte Ecke des Hofes:
"Ich habe das Gefühl, dass einige wichtige Grundsätze, nach denen die Männer und Frauen in diesem Haushalt miteinander leben, vergessen worden sind. Lavinia lehrt uns den Respekt zwischen Mann und Frau. Bisher war ich immer in der Annahme, dass keine Maid unter meiner Herrschaft um ihre Tugend fürchten muss. Diese unglückselige Episode heute lässt mich jedoch an der Richtigkeit dieser Annahme zweifeln. Zwar habe ich nicht erkannt, wer der Rädelsführer war..."
Isabeau ließ ihren Blick über die Knechte schweifen und blieb unbeirrt an demjenigen hängen, dessen Hinterkopf nun von einer zweifelsohne majestätischen Beule gekrönt wurde, womit sie zweifelsfrei bewies, dass sie ganz genau wusste, wer da im Teich gelandet war,
"... aber ich bin mir auch ziemlich sicher, das es nicht das Werk eines Einzelnen war. Aus diesem Grunde wird nun folgendes geschehen: Da ihr offenbar nicht in der Lage seid den Frauen dieses Haushaltes den nötigen Respekt zu bezeugen, seid ihr es auch nicht wert ihre Gesellschaft zu genießen. Ich gebe hiermit kund und zu wissen, dass die Knechte meines Hauses bis auf weiteres nicht an der Tafel speisen werden, sondern ihr Essen auf dem Niveau einnehmen werden, auf welches sie sich herabgelassen haben: hier im Hof! Dies sei so lange Stand, bis die Mägde darum bitten, das sie davon erlöst werden."
Isabeau ließ ihren Blick von Gesicht zu Gesicht wandern und schätzte die Reaktion jedes einzelnen der guten Dutzend Knechte ab, bevor sie kehrt machte und im Inneren der Halle verschwand.
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Offline Lilac

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Natürlich hatten die Mägde vom Tor der Haupthalle aus zugehört und alles mitbekommen. Während einige beim Urteil der Baronin zusammengezuckt waren, konnten sich andere ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen.

Unterdessen eilte ein etwas unglücklich aussehender Aaron (der deutlich versuchte, diesen Gefühlsstand unter seinem sonst tadellos gelingenden, nichtssagenden Gesichtsausdruck zu verbergen) an die Seite der Baronin.

"Madame, wenn Ihr wünscht, dass ALLE Männer... ich..."

Offenbar war er sich nicht sicher, ob er von dem Urteil der Herrin ausgenommen war oder nicht und wand sich nun ob der beschämenden Möglichkeit, auch von der Seite Ihrer Gnaden verbannt zu werden...

Einige der Mägde organisierten inzwischen die doppelte Essensausgab - sie reichten den Männern ihre Schüsseln, Teller, Becher und Bestecke heraus und die Köchin füllte ein paar Portionen ab, sodass man sie im Hof aufstellen und sich dann dort bedienen konnte.
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Offline Isabeau Lioncoeur

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"Ich sagte alle Knechte, Aaron. Ihr werdet genauso hier essen wie die Gardisten, der Stallmeister und der Gärtner, verstanden?"
Isabeau ging ans Kopfende der Tafel und trommelte ungeduldig mit den Fingern, so dass alle eilten um sich hinzusetzen, damit das Abendessen begonnen werden konnten. Es war offensichtlich, dass die Knechte ihr Essen in den nächsten Tagen wohl kalt zu sich nehmen würden.
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Offline Lilac

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Also huschten alle auf ihre Plätze und ein erleichterter Aaron, auch wenn er versuchte, diese Gefühlsregung hinter seiner üblichen ausdruckslosen Miene zu verbergen, wartete seiner Herrin auf.
Am heutigen Abend servierte die Köchin eine simple, aber gehaltvolle Suppe aus Fisch, Flusskrebsen und Süßwassermuscheln vom hiesigen Fließgewässer und Gemüse, welches von den Gemüsebeeten des Gehöfts geerntet worden war. Dazu gab es das übliche, selbstgebackene, einfache Brot.
Trotz seiner Schlichtheit war das Mahl sehr lecker, die Suppe hatte einige feine Noten, die auf schmackhafte Würzmittel schließen ließen.
Zum Nachtisch gab es eine gesüßte Getreidespeise, zu der natürlich Ahornsirup gereicht wurde.
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Offline Bernard de Muraille

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Bernard war seit dem Urteil über die nicht viel jüngeren Knechte still geworden, der anflug eines Grinsens und vor Schadenfreude lachender Augen war für gute Beobachter die gesamte Zeit nicht zu übersehen gewesen.

Mittlerweile beim Nachtisch angekommen, welchen er wie alle anderen Gänge ebenfalls zuerst vom Teller der Baronin vorkostete, brach er letztlich von selbst sein Schweigen:

"Madame? Mir fiehl es auf dem Ausritt heute vormittag auf, bereits hier am Alvasee herrscht anscheinend bereits eine andere Vegetation vor - ich meine... zumindestens lassen sich hier bei weitem nicht so viel und wundervoller Ahorn ausmachen wie in der Heimat!"

Bei diesen Worten hebt er die Karaffe mit dem bernsteinfarbenem Inhalt fast auf Augenhöhe und lässt bedächtig es einige Male auf sein Dessert tropfen

"Wie lange sind wir nun eigentlich bereits unterwegs? ich habe ganz das Gefühl für diesen Sommer verloren, die Hitze war grauenhaft.."

Bei Naduria, und wenn isch an jeden einzelnen Stein selbst 'and anlege, Veste Muraille wird erneut erblü-en!

Offline Isabeau Lioncoeur

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Isabeau schob die Schale mit Nachtisch von sich und lächelte ob des Versuches des Knappen leichte Konversation zu betreiben.
"Südlich der Droor scheint die Sonne heißer auf die Gemüter zu brennen."
lautete die ironische Antwort auf seine Beobachtung.
"Wir sind jetzt seit knapp 2 Monden unterwegs. Und es sieht auch nicht danach aus, dass die Reise sobald zu Ende sein wird."
Isabeau spielte mit dem Weinglas, während sie auf einen Punkt in der Ferne sah, offenbar tief in Gedanken versunken.
"Ihr müsst mich morgen verlassen, Bernard."
meinte sie etwas abrupt.
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Offline Bernard de Muraille

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Überrascht sah er die Baronin an.

"Bien entendu, Madame. Solange Ihr es befehlt... Doch lasst mich wissen was geschehen ist? Wer schaut derweil nach eurem Wohlergehen? Ihr.. Ihr wisst was ich meine?

Er nickte nach den Speisen
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Offline Lilac

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Natürlich sagt niemand etwas, aber es fliegen doch einige Blicke von Gesinde zu Gesinde und manch einer zieht eine Augenbraue hoch...
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Offline Isabeau Lioncoeur

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"Ich habe einen wichtigen Auftrag für dich, du musst dich auf den Weg gen Norden machen und Chevalier Simon treffen bevor er Hanekamp erreicht. Die Verhandlungen dort werden von äußerster Wichtigkeit für das Wohlergehen des Reiches und die Entwicklung des Pilgerzuges sein. Ich werde dir mehrere gesiegelte Briefe mitgeben..."

Im Gegensatz zu Bernard sprach Isabeau in gemäßigtem Ton, der nicht weit zu hören war und sie überging seine Frage einfach, während sie ihm erklärte, was von ihm erwartet wurde.
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Offline Bernard de Muraille

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Bernard entging die allgemeine Verwunderung keineswegs. So passte auch er seinen Ton an:

"Diese Schreiben werden Ihn sicher erreichen. Wird auch mein Ritter dort sein?"

Der Junge Knappe nahm einen bedächtigen Schluck
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Offline Isabeau Lioncoeur

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"Nein, ich fürchte nicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo sich Chevalier de Blanche momentan befindet. Ich habe keine Nachricht von ihm erhalten. Bei Simon befinden sich augenblicklich nur Lorainne, Hegenbrecht von Burghorst und einige weitere. Ich glaube, das es eine sehr gefährliche Situation ist, in die ich euch schicke. Sollte Hanekamp entscheiden sich gegen die Königin zu stellen, dann wird euch kein Gastrecht schützen können."
Man sah ihr an, dass sie sich Sorgen über all die möglichen Entwicklungen machte.
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