Das knappe halbe Jahr, welches seit der Befreiung Bregas vergangen war, hatte einerseits viele und andererseits wenige Veränderungen für die Stadt gebracht.
Der Alltag hatte die Bewohner Bregas wieder und sie bemühten sich zwischen all den Ruinen und Wegposten ein halbwegs normales Leben zu führen.
Als der Tross die Stadt durch das inzwischen wieder errichtete Nordtor betrat, lief es Jelena eiskalt den Rücken herunter. All die Toten damals, das Inferno des Lazaretts...
Sie schüttelte den Gedanken ab und bemühte sich den misstrauisch drein blickenden Städtern freundlich zu zulächeln.
Sie passierten den Alamartempel und Jelena wandte den Blick ab, sie ertrug die Erinnerungen an dieses Gebäude nur mit einer tüchtigen Dosis Wodka und in den Armen ihrer Schwester. Oder...
Sie ertappte sich bei dem Gedanken an den Krieger und schüttelte lächelnd den Kopf über sich selbst. Wer weiß was daraus erwachsen würde?
Sie fanden schließlich eine halbwegs saubere Taverne, die nicht so aussah, als ob sie beim ersten Windstoss zusammen fallen würde. Jelena feilschte mit dem Wirt pro forma um den Preis pro Kopf und Nacht und zahlte die nächsten drei Nächte im voraus. Die nervösen Blicke, die er immer wieder in Richtung ihrer Gerüsteten warf, machten jedoch klar, dass auch hier jemand nachts würde wach bleiben müssen. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Askarier erkannt würden und was dann geschah stand in den Sternen.
Jelena gab den Befehl zum Absatteln und schickte Luthor dann los um einen anständigen Mietstall für die Pferde zu finden.
Es dauerte nicht lange und er kam wieder, aber sie sah, dass er das erst jüngst gebrochene Bein überansprucht hatte und nun versuchte ein Humpeln zu unterdrücken.
Als das Gepäck verstaut war, sah Jelena sich das Bein noch einmal an und was sie sah gefiel ihr nicht.
"Du wirst dich die nächsten Tage schonen müssen, Luthor. Die Sehnen im Knie sind entzündet und wenn du nicht aufpasst, dann wird es instabil. Es tut mir leid, aber für dich wird es kein Knollenfest geben."
Der Lehrling war enttäuscht, aber auch ganz froh einfach mal die Beine hochlegen zu können. Alvias wirkte geradezu erleichtert, als er anbot ihm Gesellschaft zu leisten und so den Menschenmengen aus dem Weg gehen konnte.