Jenna war nach draußen in die kalte Abendluft getreten. Schemenhaft wurde alles vom Mond beleuchtet. Schnauben, gelegentliches Hufgetrappel und der Geruch von Pferden und Heu wiesen ihr den Weg. Sie konnte Gesang hören und erkannte die typische Lautmelodie der Sprache, die sie am liebsten nie wieder gehört hätte...
An der Koppel angekommen, stellte sie sich einfach an die Umzäunung und ließ sich von den Tieren begrüßen. Samtweiche Nasen und sanfte Lippen erkundeten schon bald den Mantel, das schlafende Kind, ihre Hände, ihre Haare, ihr Gesicht. Von hier aus konnte sie den Gesang gut hören. Tränen rannen über ihr Gesicht, ohne, dass sie sich dessen bewusst war.
Vor ihr gab es einige Bewegung, als zwei Hengste, wunderbare, unbezahlbare Tiere ihre Plätze am Zaun einforderten. Jenna hielt vollkommen still - sie spürte, dass diese Tiere ein ganz anderes Kaliber waren, als das Pony, von dem sie eben beschnuppert worden war. Auch wenn die beiden Pferde sich äußerlich nicht sehr ähnlich waren - der eine ein großes, prächtig geflecktes Schlachtross, der andere ein zäher Robustling von unauffälliger Farbe, so spürte die Frau doch die unterdrückte Wildheit von intelligenten Kriegern vor sich. Es verwunderte sie nicht, dass beide immer ein Ohr auf die Gesänge gerichtet hielten.
Als der Schrei ertönte, zuckte sie unisono mit allen Tieren auf der Koppel zusammen und Malla bewegte sich unruhig im Schlaf. Während alle anderen Pferde mit aufgerichteten Ohren, geblähten Nüstern und weit geöffneten Augen lauschten, waren die beiden Hengste unruhig, als überlegten sie, die Koppel zu verlassen, um demjenigen zur Hilfe zu eilen, den die Gram so grausam umklammert hielt.
Jenna wagte kaum zu atmen, als sie ihrem Bauchgefühl folgte, durch den Zaun kletterte, sich zu den aufgeregten Hengsten gesellte, vor ihnen ein kleines Gatter öffnete und zur Seite trat.
Sie wusste einfach, dass es richtig war. Doch wünschte sie, ihre Schwester wäre hier um ihr zu erklären, warum es richtig war....