Autor Thema: Der Strohsack - das Bett zum Mitnehmen (Kaffeesack-Variante)  (Gelesen 13559 mal)

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Offline Lilac

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Ich sitze derzeit an einem neuen (Groß-)Projekt: einem Jutesack, der mit Stroh gefüllt wird und der, so er denn fertig wird, auf der Grenzwacht zum ersten Mal zum Einsatz kommen soll. Danach werde ich hier auch noch einen Praxis-Erfahrungs-Bericht hinzufügen, bis dahin aber erst mal die "Bastelanleitung":

Für unser (da ich das Ding für Ingrid, Amelie und mich bastele, sage ich ab jetzt immer unser) Strohbett wollte ich die maximale Größe haben, da wir ja zu dritt drauf schlafen wollen. Die ist einzig und allein beschränkt durch das Zelt, in dem das Ding letztenendes zum Einsatz kommen soll - in unserem Fall ein 400er Sahara. Die maximale Kantenlänge ist also 2 Meter, was dem Radius des Sahara entspricht. In der Breite war es schnurz, also bin ich da auch mal einfach von pi mal Daumen 2 Metern ausgegangen (sollte für uns drei reichen). Der Vorteil an einem Strohsack ist ja, im Gegensatz zu einer Matratze, dass er sich den Gegenheiten entsprechend knautschen lässt.

Zunächst haben wir nach Stoff geguckt. Jute ist zwar nicht elendig teuer (ca. 4-6€ den Meter), man kann sie aber mit etwas Arbeitsaufwand rein theoretisch billiger haben: Von der Kaffeerösterei um die Ecke. Die haben nämlich diese tollen Kaffeesäcke aus Jute. Leider wollen die hier in Köln Geld dafür haben und sind da sehr unterschiedlich in ihren Preisvorstellungen - das Kaffee Schamong auf der Venloer Str. verkauft sie für 3,50 (dafür darf man sich aussuchen, von welchem Anbaugebiet der Sack kommt) und ist einer der günstigsten, den ich gefunden hab. Die Kaffeesäcke haben eine Größe von 70x100 cm und sind entweder an beiden Seiten, oder an einer Seite und dem Boden zusammengenäht (das ist nachher noch wichtig, deswegen unbedingt drauf achten, dass man nur gleiche Sacktypen hat!). Wer jetzt mitgerechnet hat: Richtig, wenn die Röstereien was für ihre Säcke haben wollen, lohnt sich das nicht mehr!

Aber zurück zu unseren Kaffeesäcken (ich hatte Glück und hab noch 'nen Restbestand für Lau bekommen, deshalb haben wir keine Jute bestellt): Zuerst trennt man die Nähte auf. Mit ein bisschen Geschick kann man das ohne das Garn auseinanderzuschneiden - dann kann man es nachher wieder verwenden. Jetzt ist es wichtig, wie die Säcke genäht waren. Entweder hat man jetzt Stoffstücke mit den Maßen 100x140 cm (eine Naht unten und eine außen) oder 200x70 (beide Nähte außen).
Für unser großes Bett habe ich 6 Säcke besorgt, natürlich ist prompt einer davon anders genäht als die anderen 5!  :mauer:

Hat man die "lange" Sackvariante (also 200 x70 cm) näht man einfach alle Stoffteile mit der Breitseite aneinander. Bei 6 Säcken erhält man so ein Riesenstoffstück von ca. 200x420cm.
Im Falle der "breiten" Sackvariante (100x140 cm) näht man jeweils zwei Stoffteile an der 140er-Kante zusammen, das ganze dreimal und dann diese Stücke (140x200cm) an den 200er-Kanten. Auch hier erhält man das 200x420cm-Riesenstoffstück. (oh Wunder!  ;))

Dieses Riesenstoffstück faltet man jetzt einmal der Länge nach (aus 420 cm mach 210 cm) und näht die Seiten zu. Das untere Ende wird zu zwei/drittel oder drei/viertel zugenäht, der Rest bleibt offen, damit man das Stroh reinfüllen kann (Dafür nehme man sich eine GROOOSSE Nadel und Garn mit auf die Con!).

Alles zusammenfalten, fertig.


Aus 4 Säcken ließe sich ein kleineres Bett (140x200cm), aus zwei Säcken ein eher kleines Bett (70x200) basteln.


Ach ja, das Stroh... Wir haben uns im Falle der Grenzwacht bei Google erkundigt, wo der nächste Stall ist. Ein freundliches Telefonat später hatten wir unsere Strohquelle - einen Reistall im nächsten Ort. Wir bezahlen 1,40 pro Ballen (wir brauchen vermutlich etwa 3 Stück) und dürfen das Stroh auch im zerfledderten Zustand zurückbringen, wenn uns danach ist (erspart uns die Entsorgung/ das Verbrennen).
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Offline Lilac

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Hier, wie versprochen, der Praxis-Ehrfahruns-Bericht: Das Strohbett ist die Wucht! So bequem und zugleich ambientig hab ich noch nie geschlafen!
Für unser Riesenbett haben 2 Ballen völlig ausgereicht. Allerdings sollte man diese wirklich äußerst sorgsam in den Sack fleddern, sonst hat man harte Knubbel wo sich das Stroh nicht aus seinen zusammengepressten Strukturen gelöst hat! Weiterhin werde ich beim nächsten Mal mein Auto mit einer Plastikplane vor den ganzen Strohhalmen, die sich beim Einladen, Fahren und Ausladen im Innenraum verteilen, schützen.
Auf unserem Bett haten wir noch drei Schichten: zunächst eine einfache, flauschige Decke, wie man sie auf jedem gut bestückten Sofa findet. Darüber eine Lage Felle. Wir hatten jeder 3, dazu noch eines extra für Amelie. Als Überdecke hatten sowohl Ingrid als auch ich unsere ganz regulären Plummeaus inklusive Kopfkissen aus dem heimischen Bett dabei. Während Ingrid davon zwei plus noch 'ne flauschige Überdecke hatte, hab ich mein einzelnes einfach mit 'nem Biberstoffbezug bezogen und bin damit auch gut (=warm) gefahren.
Bleibt noch der Tipp, sich für das Befüllen und Ausschütteln des Strohsacks ein Tuch o.ä. mitzunehmen, was man sich gegen den Staub vor Mund und Nase binden kann.
Fazit: Strohbett ist toll! Ambientig, kostengünstig, handarbeitstechnisch nicht anspruchsvoll, superbequem. Absolut weiter zu empfehlen!

Rezept: Jute, grobes Garn und Stroh. Beilagen: Decke (Pflicht, falls man nicht mit dem Schlafsack auf dem Strohbett liegt), Felle, Überdecke und Kissen oder Schlafsack.
Werkzeug: Häkelnadel. Hilfsmittel: Staubschutz und Plane für den Strohtransport.
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Nehmt euch doch nächstes mal 2 Große Müllsäcke für das Stroh mit. In denen kann man NACH dem Con das Stroh auch wieder abtransportieren oder entsorgen und es schützt im Auto vor rumfliegenden Halmen und man kann theoretisch auch einen Müllsack noch für ECHTEN Müll nehmen nach dem con.

Ansonsten sehr schöne Anleitung! Danke! Ich werde sie vielleicht in verbindung mit meinem Steckbett ausprobieren, welches mich auf ambiente-cons wohl demnächst begleiten wird

Offline Lilac

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Als Tip für den Transport:
Nehmt euch doch nächstes mal 2 Große Müllsäcke für das Stroh mit. [...]

Wohl eher drei oder vier...  ;)
Aber der Vorschlag ist gut. Wir haben das lose Stroh beim Rücktransport zum Ponyhof einfach im Jutesack belassen und ihn erst vor Ort geöffnet und entleert.
Ich überlege gerade, warum ich noch nicht früher auf den Gedanken gekommen bin, das beim Abholen des Strohs einfach genauso zu machen... Der Sack ist ja so groß, dass die beiden benötigten Ballen ohne Probleme hineinpassen müssten. Dann hat man zwar immer noch den Staub im Auto, aber wenigstens nicht mehr die ganzen Strohhalme... Oder man könnte auch direkt beim Strohversorger die Ballen in den Sack aufdröseln... Dann ist der meines Erachtens zwar nicht so einfach zu tragen und man müsste ihn ggf. vor Ort schon zunähen, aber dafür ist er auch für das entsprechende Transportfahrzeug flexibler...
Tja, nachher ist man immer klüger!  ::)
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