Die Behauptung, dass die Welt ohne Bin Laden sicherer sei, halte ich für aus der Luft gegriffen. Al-Qaida ist - und das wissen gerade die amerikanischen Geheimdienste - sehr dezentralisiert. Die einzelnen Terrorzellen arbeiten für sich und sind nur sehr lose verbunden. Anstelle von Bin Laden wird bald irgendein anderer Terroristen-Führer treten und Vergeltung fordern. Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen ist absolut unsinnig, vor allem auf solche Weise. Das Ganze gleicht in meinen Augen mehr einer Hinrichtung, als einer Heldentat, zu der der Einsatz der Navy Seals hochheroisiert wird. Vor allem in den USA natürlich. Und al-Qaida hat wieder einen Grund ihren Krieg gegen Amerika (und die gesamte westliche Welt) fortzusetzen. Schließlich hat die US-Spezialeinheit nicht nur Bin Laden getötet, sondern auch zwei weitere Männer und eine Frau, von denen allenfalls vermutet wird, dass sie als Kuriere für die al-Quaida fungierten.
Kein zivilisierter, vernünftiger Mensch sollte einen solchen Mord feiern. Ich kann verstehen, dass es für einige Menschen eine Genugtuung war, doch diese Partys, die in New York und Washington abgegangen sind, zeigt mir wiederum, dass viele Menschen der Barbarei noch nicht wirklich entwachsen sind.
Die einzige vernünftige Stellungsnahme, die ich gelesen hab, kam dieses Mal aus dem Vatikan (von dem ich sonst nicht allzu viel halte) "Der Tod eines Menschen ist für einen Christen niemals Grund zur Freude." (Federico Lombardi, Sprecher des Vatikans, GA von heute, S.1) Dem kann ich genau so zustimmen, wobei ich Christ durch zivilisierten Mensch ersetzen würde.