Der Städtebund von Tangara > Fanada
Das Kontor - nach dem Krieg
Jelena:
Jelena stand wie jeden Morgen an ihrem Fenster und betrachtete das bunte Treiben im Innenhof, während sie ihre erste Tasse Tee trank.
Sie waren seit einigen Tagen zurück in Fanada und versuchten noch alle ihren gewohnten Rhythmus wieder zu finden. Nach all den Jahren des Krieges war es geradezu schwierig "nur" noch ein normales Leben zu führen.
Die Geschäfte waren in ihrer Abwesenheit durch Markus, den Prokuristen und Anica tadellos geführt worden und Jelena dankte Zlatica für das Glück solch gute Menschen in ihrem Dienst zu haben. Sie freute sich unbändig darauf sich in diesem Sommer nur mit ihrem Gewürz- und Kaffeehandel und mit ihrer Familie zu beschäftigen.
Das Wetter war großartig und sie war zutiefst dankbar die morgendliche Meditation wieder auf dem Dach durchführen zu können.
Nachher würde sie die Märkte abklappern und sehen was sie an neustem Klatsch und Tratsch über die großen Handelshäuser hören würde.
Jelena grinste.
Das Leben war zur Abwechslung mal richtig gut.
Jelena:
Jelena rümpfte die Nase und steckte den Brief in ihre Gürteltasche bevor sie wieder zu dem Handbeil griff und begann die Rinderknochen zu zerkleinern. Seiden sieden gehörte nicht zu ihren Lieblingsaufgaben, aber sie mochte das Endergebnis. Sie warf die zerkleinerten Knochen in den bereitstehenden Kessel um sie auszukochen und wischte sich die Hände an der Schürze ab, bevor sie zu den Kräutern griff die sie der Seife beimischen wollte.
Ein lautes Krachen ertönte am Tor und Jelena wirbelte herum, in einer Hand das Beil, in der anderen das Messer, der Körper kampfbereit gespannt.
Sie brauchte einen Augenblick bis sie begriff, dass das Krachen von der Ladung Holzscheite stammt, die am Tor abgeladen wurde.
Sie atmete einmal tief durch und entspannte Muskel für Muskel willentlich bevor sie sich wieder umdrehen und die Axt aus der Hand legen konnte.
Jelena schüttelte den Kopf über sich selbst.
Der Krieg mochte vorbei sein, aber was ihr Kopf wusste, war noch lange nicht in ihrem Bauch angekommen.
Sie seufzte und nahm ihre Arbeit wieder auf. Zeit sich mit naheliegenden Problemen zu beschäftigen.
Was zur Hölle ist nun schon wieder Kadegars Problem?
Wassilij:
Wassilij saß am anderen Ende des Innenhofes und genoss die Ruhe. Sein Blick schweifte unstet über den Hof und seine Augen verengten sich kurz, als er Jelenas zucken sah. Langsam stand er auf und ging zu ihr hinüber. Ihm war klar, dass Jelena ihn bemerken würde, sobald er hinter ihr stand. Sie hatte eine Art sechsten Sinn für Wassilij entwickelt. Deswegen gab er sich keine Mühe, sie vorher anzusprechen, sondern trat hinter sie und begann: " Es wird vorbei gehen. Die meisten von uns, werden sich an den Frieden gewöhnen müssen. Und es sollte nicht das schlechteste sein, das wir uns daran gewöhnen."
Ein etwas schiefes Grinsen glitt über sein Gesicht, da es kaum zwei Stunden her war, dass er sein übliches Training beendet hatte.
Jelena:
"Hmpf"
lautete Jelenas Reaktion darauf, während sie die letzten Knochen in den Kessel warf und dann nach einem Lappen griff um die Axt zu säubern.
"Ich weiß, das es vorbei gehen wird. Und ja, für viele wird es das richtige sein."
Sie lächelte Wassilji mit einem eigenen schiefen Lächeln an:
"Aber du und ich gehören nicht dazu."
Sie wies mit dem Kinn auf den blubbernden Kessel:
"Rührst du mal um? Vorsichtig, die Dämpfe sind beißend."
Wassilij:
Wassilij blinzelte kurz, als die Dämpfe in seine Augen stiegen, aber er rührte entschlossen um.
"Nein, wir beide gehören sicher nicht dazu. Auch wenn wir beide unterschiedliche Wege gehen."
Einen Augenblick, schaute er versonnen in den Kessel: "Wobei ich mich wirklich an solch friedvolle Momente gewöhnen könnte."
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