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Autor Thema: Das Kontor - nach dem Krieg  (Gelesen 13870 mal)

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Offline Jelena

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #30 am: 02. Jun 11, 12:18 »
"Natürlich. Gib mir ihre frischen Sachen, dann tu ich sie in den Korb."
Nachdem alles verstaut war machten die beiden sich auf zum Badehaus um die Ecke.
Das Badehaus hieß wirklich so und es war auch wirklich um die Ecke des Kontors. Die Heilerin und ihre Familie waren hier Stammkunden und man hatte sie schon zu allen Tages- und Nachtzeiten hier gesehen. Die Angestellten verzogen nicht mal die Augenbraue, als sie sahen, dass Jelena wie eine ersäufte Ratte aussah, schließlich hatten sie die Heilerin schon von Kopf bis Fuß mit Blut, Dreck und noch schlimmerem besudelt gesehen.
Die beiden Frauen wurden in einen separaten Zuberraum geführt und erhielten erst einmal eine Waschschüssel um sich zu reinigen. Die nassen Kleider wurden von den Zubermädchen zum trocknen aufgehangen und schon nach kurzer Zeit saßen die beiden in einem dampfenden Zuber und ließen sich die Haare waschen.
Jelena stieß einen Seufzer aus tiefster Seele aus und schloß die Augen:
"In Augenblicken wie diesen weiß ich wieder warum ich mir die ganze Arbeit im Kontor aufbürde."
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #31 am: 02. Jun 11, 12:24 »
Jenna war an den Luxus eines Badehausbesuches noch immer nicht recht gewöhnt und tat sich zudem schwer damit, vor anderen ihre Haube abzunehmen. Sie entspannte sich aber zusehends (es war schummerig dunkel in dem Raum, den sie für sich hatten und Jelena schien den Mägden hier zu vertrauen - was sollte da schon passieren) und ließ der Heilerin ihre wohlverdiente Ruhe, während sie selbst Malla wusch und diese dazu ermunterte, das ungewohnte Element zu erkunden...
Fleur die Wäschemagd // Galeya KRAMBAMBULI // Luise die Hure aus Brega // Jenna die Magd von Jelena // Julienne, Falknergehilfin, ehemalige Gardistin und Botenreiterin // Beeke Fischer die ewige Doktorandin der Zoologie an der Ayd'Owl

Offline Jelena

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #32 am: 02. Jun 11, 12:32 »
"Hast du dich schon entschlossen ob du bei mir bleiben willst?"
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #33 am: 02. Jun 11, 13:52 »
Die Frage traf Jenna unverhofft und das sah man ihr auch an. Gedanken, Gefühle und Erinnerungen stürzten auf die Frau ein -
ihre Flucht aus Engonia, die Angst vor der Verfolgung, die kranke Malla, die eigene Erschöpfung, Jelena die ehrfurchtgebietende Heilerin, Wassilij, der Malla im Arm hatte, Svenja, die ihr ihren Umhang lieh, Jelena beim Schmusen mit Sudbina, Wassilij, der ihr sagte, sie sei in Sicherheit, die ersten unbeschwerten Lacher und das Gefühl, in dieser Runde willkommen und einigermaßen geschützt zu sein, Luthor, der sie davon zu überzeugen versuchte, sie solle Lesen lernen, Gerhardt und Jelena, die ganzen unterschiedlichen Valkensteiner, Wydh, die einen Hustensirup basteln musste und der sie Spitzwegerich unterschob, Temris mit seiner wunderbar tiefen Stimme im Duett mit Jelena, Gerhardt, der mit Malla schäkerte, Gorix, der trotz seiner großen Macht albern wie ein kleiner Junge sein konnte, Wassilij, der das zweite Stück massiver Nordwachter Schokoladentorte in sich hineinwürgte, Kassos und Jelena - das unwahrscheinliche Paar, Sasha, vor der sie zuerst Angst gehabt und hinter der sie sich nun ohne zu zögern verstecken würde, Jelena, die ihr die fieberheiße Stirn kühlte, Alvias, der beim Reiten einen Ast ins Gesicht bekam, weil er ihr ein Tier im Unterholz zeigen wollte, Jelena, die den Lagerauf- und -abbau überwachte, die überschwängliche Freude aller, als zuerst die Tore, Mauern und Dächer von Fanada und schließlich das Tor zum Kontor vor ihnen auftauchten, das geradezu unglaubliche Leben im Hause Jelenas und ihrer Familie...
Natürlich wollte sie bleiben. Sie war weit, weit weg von Engonia. Sie hatte eine Aufgabe. Die Leute waren wunderbar. Es ging Malla gut und sie würde hier in Frieden groß werden können. Hohe Mauern und mindestens ein Wassilij waren zwischen ihr und jedem anderen da draußen.
Als wäre ihr Gesicht eine Bühne, auf der ein Stück gespielt wurde, konnte man so vieles in Jennas Zügen lesen...
« Letzte Änderung: 02. Jun 11, 14:01 von Lilac »
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #34 am: 02. Jun 11, 14:05 »
Jelena beobachtete Jennas Gesicht aus halb geschlossenen Augen und versteckte ein Lächeln hinter ihrer Hand. Sie war froh sich nicht geirrt zu haben.
"Wenn du nämlich bleiben magst, dann können wir einen permanenten Vertrag aushandeln. Jetzt wo du weißt um was für einen chaotischen Haufen es sich handelt wirst du vermutlich das doppelte an Lohn verlangen."
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #35 am: 02. Jun 11, 14:13 »
Es dauerte einen kurzen Moment, bis der Scherz an der rechten Stelle angekommen war, dann prustete und kicherte Jenna.
"Mindestens!",
sagte sie grinsend. Dann verwandelte sich der humorvolle Ausdruck in etwas, das viel tiefer blicken ließ.
"Danke.",
sage Jenna nur, doch hinter diesem einen schlichten Wort steckte mehr als ein ganzes Leben...
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #36 am: 02. Jun 11, 14:20 »
"Gerne."
Jelena tauchte unter und wusch sich die Seife aus dem langen Haar.
"Wir haben noch ein wenig Zeit zu entspannen bevor wir zurück müssen. Ich mag zwar die Herrin des Kontors sein, aber auch ich habe mich der Köchin zu beugen und Anica kann seeeeehr... äh... kreativ sein, wenn sie der Meinung ist man habe das Essen extra kalt werden lassen."
Sie nahm Jenna die Kleine ab, damit sie sich waschen konnte und blödelte ein bißchen mit ihr herum.
"Irgendwann wirst du mir sagen müssen was dich aus Engonia vertrieben hat. Vor allem wenn du Angst hast, dass es dir hierher folgen könnte."
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #37 am: 02. Jun 11, 14:35 »
Jenna hatte gerade ihren Kopf dergestalt schräg gehalten, dass sie einen Teil ihres unglaublich langen Haares, dessen Farbe im Dämmerlich kaum zu erkennen war, unter Wasser auswaschen konnte. Bei Jelenas letzter Bemerkung verharrte sie in ihrer Bewegung und fixierte die Heilerin mit einem durchdringenden Blick.
Als sie jedoch zu sprechen begann saß sie wieder aufrecht, hielt eine Haarsträhne zwischen den Fingern und betrachtete diese.
"Es ist unwahrscheinlich, dass mir jemand bis hierher folgt. Der Aufwand würde wohl kaum zu rechtfertigen sein..."
Ihr Blick wanderte zu Malla:
"Wenn es auch um sie ginge, vielleicht. Aber nur für mich... "
Jennas Stimme verlor sich, doch offenbar war sie nicht mehr so extrem verschlossen wie früher.
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #38 am: 02. Jun 11, 14:41 »
"Jenna, sieh mich an."
meinte Jelena leise, aber bestimmt.
"Du musst mir nicht alles erzählen, aber du musst Todesangst gehabt haben, wenn du mit einem Säugling mitten im Winter zu Fuß und alleine durch ein Kampfgebiet geflüchtet bist. Du gehörst jetzt zu uns und wir passen auf unsere Leute auf. Aber wir müssen auch wissen, wovor genau wir sie schützen sollen, verstehst du?"
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #39 am: 02. Jun 11, 15:05 »
Jenna schlang die Arme um sich und sah Jelena ins Gesicht.
"In gewisser Weise haben uns die Kämpfe gerettet. Alle sind ja wie die aufgescheuchten Hühner irgendwo rumgelaufen - entweder um zu flüchten oder um zu plündern. Da fällt es nicht auf, wenn man sich davonstiehlt und erstmal nicht wieder zurückkommt. Und wir haben uns versteckt - in Schuppen und leeren Häusern. Ich habe versucht, den Kämpfen so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Und dann sind wir durch das kleine Tor raus aus der Stadt - ich hab da schon gedacht, wir haben es geschafft. Aber dann waren da draußen doch noch so viele Scharmützel und ich habe Leute aus unserem Viertel sprechen gehört - sie wollten zu den Truppen und sich anheuern lassen. Wir haben uns durchs Gebüsch geschlagen und ich bin in diesem Bachbett ausgerutscht und ganz nass geworden. Und als wir uns in dem Heuschober versteckt haben, konnte ich ja kein Feuer anmachen, das hätte man ja gleich bemerkt..."
Tränen der Verzweiflung und der nicht verarbeiteten Angst kullerten Jenna über die Wangen.
"... und dann begann Malla so zu husten und in der Nacht stieg das Fieber. Da bin ich an die hinterste Außenwand, damit uns von der Straße aus keiner hört. Und am nächsten Tag weiter, wir mussten ja weg da!"
Jenna schniefte und sprach dann weiter:
"Und ständig hab ich mich gefragt, was es wohl kostet, jemanden suchen zu lassen und ab welcher Entfernung es sich nicht mehr lohnen würde. Und all die Verwundeten, Sterbenden und Toten, die wir gesehen haben... Die lagen einfach da - zurückgelassen oder übersehen. Einer hat nach mir gegriffen und mich gebeten, ihm zu helfen... Er hat so schrecklich geblutet, also hab ich Mallas Tragetuch zerissen und ihn bandagiert, aber es hat immer und immer wieder durchgeblutet. Und als ich keinen Stoff mehr hatte und ihm gesagt hab, ich könnte ihm nicht mehr helfen, da hat er gesagt, ich hätte ihn doch schon gerettet und er würde sich ewig an seine Retterin - den Engel mit den langen Haaren und mit dem Kind erinnern. Und da ist mir aufgegangen, dass wir zu auffällig sind und dass ich ein Spur hinterlasse, wenn ich den Leuten helfe. Also bin ich losgerannt... Ich hab ihn liegen lassen, Jelena, einfach so liegen lassen!"
Schluchzer schüttelten die Frau und hinderten sie am Weitersprechen.
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #40 am: 02. Jun 11, 15:37 »
Jelena glitt vorsichtig durch das Wasser und nahm die schluchzende Frau in den Arm, während sie Mala weiterhin mit dem anderen an sich drückte. Sie hielt sie einfach nur fest und machte beruhigende Laute, bis die Schluchzer leiser wurden und schließlich verstummten.
"Sei nicht so hart zu dir, Jenna. Der Mann wird friedlich gestorben sein, das Bild von dir und der Kleinen das letzte an das er gedacht hat. Eine hübsche Frau und ein Kind, nicht das Gemetzel der Schlacht und die Schreie der Sterbenden. Er hat dich nicht belogen, als er sagte, du hättest ihm gerettet."
Sie machte eine kleine Pause, bevor sie schließlich die Frage stellte, die an ihr nagte seitdem Jenna mit dem Kind im Arm vor der Akademie gestanden hatte:
"Wer würde nach dir suchen lassen?"
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #41 am: 02. Jun 11, 16:22 »
Jenna sah Jelena nicht an. Konnte es nicht.
"M...mein V... mein Vater. Mein ältester Bruder. Vielleicht die Familie des Vaters von Malla."
Trotz des warmen Zuberwassers fröstelnd zog Jenna die Schultern hoch. Ihre nassen Haarsträhnen hingen wie ein Vorhang über ihrem Gesicht, als seien die Worte, die aus ihrem Mund kamen nichts, was man öffentlich zeigen könnte.
"Es war eine nvon den ersten Laviniafeierlichkeiten nach der Wintersonnenwende. Eine Bekannte und ich wollten nicht mit den Grobianen und Schlampen aus unserem Viertel feiern. Sie sagte, sie wüsste von einer Tempelfeier in einem besseren Bezirk.
Wir haben uns also besonders hübsch gemacht - nicht diese eklige Auftakelei, wie sie bei uns üblich ist - mit all dem nackten Fleisch und der dicken Schminke und dem vielen Schmuck... eher etwas schlichter und eleganter - wir haben uns sogar vorher ausgiebig gewaschen - und das im Winter!
Naja, es war dann doch nicht so gehoben, wie ich mir das vorgestellt hatte - hauptsächlichh jüngere Söhne ohne große Erbansprüche und Mädchen wie wir, die in die nächst höhere Schicht aufsteigen wollen... Aber es war wärmer, das Essen und die Getränke waren besser, die Herren nicht ganz so grob - man konnte sich schon vorstellen, wie es bei denen zuhause sein musste, auch wenn sie hier ausleben, was ihnen die Benimmregeln zuhause verbieten. DAFÜR kommen sie gerne in unsere Viertel!...
Sie machen einem nette Geschenke, manchmal einen abgetragenen Mantel, eine Brosche... für sie ist es nichts, aber für uns liegen diese Dinge in der Regel das ganze Leben lang außer Reichweite.
Naja, der Alkohol floss in Strömen, es wurde kuscheliger und wenn man's drauf anlegt, kommt man irgendwann mit irgendwem zusammen. Ich wollte einen schönen Abend haben und mein Gegenüber sah gut aus, war nicht zu überheblich, nicht grob, ein typischer jüngerer Sohn aus reichem Hause - ein Lebemann, der mir alle Getränke ausgab und wusste, wie man Spaß hat. Es war uns klar - wir genießen die Feier und sehen uns dann wahrscheinlich nie wieder. Ich bin keine von denen, die glaubt, wenn einer aus der höheren Schicht mit dir rummacht, heiratet er dich gleich und du wirst 'ne reiche Gattin.
Als ich dann schwanger wurde, war's halt ein Lavinia-Geschenk..."
Jenna zögerte und ihre Stimme wurde leiser.
"Das gab es ja öfter. Aber nicht mit meinem Vater. Als es herauskam, tobte er. Er verlangte, dass ich ihm den Namen vom Vater sage. Er meinte, "Keiner frisst sich durch meine Auslage, ohne dafür zu bezahlen.". Er und mein ältester Bruder haben dann die ganze Nacht überlegt, wie hoch der Preis sein sollte. Sie wollten am nächsten Morgen zum Haus meines Partners von der Laviniafeier gehen und ihn dazu zwingen, zu zahlen und mich zu heiraten. Wir hatten unsere Schlafstelle unter'm Dach - ich hab alles gehört - vor allem weil sie sich Mut angetrunken haben und immer lauter geworden sind..."
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #42 am: 02. Jun 11, 16:38 »
"Wäre es denn so schlimm gewesen ihn wieder zu sehen? So wie du ihn beschreibst war er doch kein schlechter Mann."
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #43 am: 02. Jun 11, 17:02 »
Ein freudloses Lachen quetschte sich durch den Strähnenvorhang.
"Nein, das war er nicht.
Es hat viel Streit gegeben zwischen Wulfgars Familie und meinem Vater. Zuerst hat Wulfgar versucht es zu bestreiten, das er mir den dicken Bauch gemacht hat. Schließlich musste er es aber zugeben. Sein Vater lebt nach einem alten Ehrenkodex - er war außer sich darüber, dass Wulfgar die Familienehre verletzt hatte, weil er mir ein Kind gemacht hat, ohne über die Folgen nach zu denken. Dann haben sie um den Brautpreis geschachert. Als mein Vater gesehen hat WIE gut betucht Wulfgars Familie war, hat er den Preis noch mal kräftig nach oben gezogen. Das wollten die natürlich nicht bezahlen - für ein Mädchen aus dem Armenviertel, wo sie doch eigentlich für ihren Jüngsten was Nettes aus der Nachbarschaft suchen wollten..."
Wieder erklang das freudlose Lachen.
"Naja, irgendwann wurden sie sich dann einig. Wulfgar und ich wurden da nicht wirklich gefragt. Eines Abends fand dann sowas wie 'ne Verlobungsfeier statt. Du ättest ihre Gesichter sehen sollen! Wulfgars Eltern sahen aus, als wär's 'ne Beerdigung. Mein Vater und mein Bruder freuten sich über das Geld, meiner Mutter war's egal, Glup hat eh nichts verstanden und sich einfach nur übers Essen hergemacht und Jabucuca und Djecak hatten die Tränen in den Augen. Wulfgars älterer Bruder war erst betont überheblich und freundlich. Seine Frau hat mich mit dieser Mischung aus Mitleid und Hoffnung angesehen - weißt du, da ist es üblich, dass die Söhne daheim bleiben und die Töchter zu ihren Männern ins Haus ziehen. Im Haushalt herrschen harte Ränge - die älteste Frau, also in der Regel die Mutter hat das Sagen, dann kommen ihre Töchter, dann die Frau des ältesten Sohnes, dann die des nächst jüngeren uns so weiter. Die Schwiegermutter bestimmt über alles, was die Frauen machen, solange deren Männer nicht da sind. Sie sind wie Sklavinnen. Und da freut sich die rangniedrigste Frau natürlich, wenn eine neue kommt, die unter ihr ist, auch wenn sie zugleich Mitleid mit ihr empfindet..."
Jenna stockte und man hörte diesem Stocken an, dass das noch nicht alles gewesen war...
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #44 am: 02. Jun 11, 17:13 »
Jelena winselte mitfühlend. Das hörte sich doch sehr nach Großtante Vladimiras Fuchtel an. Auch wenn bei ihr alle stramm gestanden hatten, egal ob Sohn oder Tochter, eingeheirate oder nur verschwippschwägert.
"Und dann?"
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