Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
von Sterjak nach Brega
Mel:
"Dann werde ich ihn ihr wieder entreißen!"
Lorainne war laut geworden, so dass Leah wieder aufwachte und weinte.
Lorainne beugte sich über das Kind, was nur Glück für Vanion war, denn wie sich das Kind beruhigte, beruhgte sich auch Lorainne.
"Er ist irgendwo, die Götter allein wissen wo. Aber er war schon im Kloster mehrmals davor aufzuwachen. Dann ahtte er Fieberträume, ich weiss nicht, was ihn zurückhält, aber so geht das nicht weiter.
Die Götter wissen, dass ich auf seinen Tod vorbereitet bin. Und wenn es sein muss, wird er durch meine Hand seinen Frieden finden, aber erst dann, wenn ich alles versucht habe, ihn zurückzubringen."
Lorainne schnaubte und reichte den Säugling wieder der Amme auf den Karren. Bernhard und Luka gingen neben dem Pferd, das den KArren zog her, und führten das Pferd.
Lorainne war nicht nach weiterreiten zu Mute, ausgerechnet jetzt hatte sie Lust auf einen Kampf.
Sie stapfte neben ihrem Pferd, das sie am Zügel führte her, verbissen schweigend.
Unvermittelt nahm sie den Faden wieder auf:" Solange sein Herz noch schlägt und er atmet ist er noch nicht tot und niemand soll sich wagen, etwas anderes zu behaupten. Ich weiss das es schwer ist, Hoffnung zu haben, wenn es aussichtslos erscheint, aber in diesem Krieg schien sehr viel aussichtslos und trotzdem haben wir gesiegt. Bei Simon wird es ebenso sein. Und von Dir erwarte ich diesselbe Haltung, sonst..."
Sie brach ab. Was hatte es für einen Sinn ihm zu drohen? Das hatte sie auch nie wirklich eingeschüchtert.
"Wenn Du jetzt schon Knappe wärst. hätte ich Dich zu einem Übungskampf gefordert. So hat es SImon auch immer gemacht- in diesen Kämpfen habe ich gelernt, mich zu verteidigen."
Vanion:
Vanion dankte den Göttern für Leah. Es hatte jede Menge Mut gekostet, so offen zu reden. Der angehende Knappe dachte über Lorainnes Worte nach. Irgendwo hatte sie recht. Die Hoffnung war ein hehres Gut, das Herzen länger und stärker wärmen konnte als der schwerste Branntwein. Auch er hatte Hoffnung in seinem Herzen, der Wunsch nach Simons Rückkehr war groß. Aber alles, absolut alles sprach dagegen! Und selbst wenn Simon erwachte, was wäre dann mit seinem Eid? Lorainne wäre Ritter, und beide am Leben? Vanion beschloss, das alles auszublenden. Er erkannte, dass er Simon tot gesprochen hatte, weil er sich in Brega bereits von ihm verabschiedet hatte. Simon war für Vanion ein weiterer Toter unter den vielen, die der Bürgerkrieg gefordert hatte. Auf seine Genesung zu hoffen, hieß, ihn erneut verlieren zu können. Als er dies verstanden hatte, blieb ihm nur noch Bewunderung. Bewunderung für Lorainnes Loyalität, für ihre bedingungslose Härte gegen sich selbst. Für ihre Bereitschaft, für den kleinsten Hoffnungsschimmer mit den schwersten Schmerzen zu bezahlen.
Er führte sein Pferd ebenfalls am Zügel und ging neben Lorainne her. Ihr seine Gedanken zu erklären, hätte sie wohl nur noch mehr aufgebracht, also schwieg er etwas. Nach einigen Minuten erst sagte er:
"Dann will ich zu Lavinia beten und sie anflehen, Simon zurück zu schicken. Mehr kann ich nicht tun." Vanion sah, wie Lorainnes Hand immer wieder an ihrem Schwertknauf spielte.
Ach, was soll's. Schaden kann es nicht, sie wird mich schon nicht umbringen. "Un exercice? Pourquoi pas?"
Mel:
Hätte sie es gekonnt, hätte Lorainne jetzt eine Augenbraue hochgezogen- wie sie es so oft bei Simon gesehen hatte. Mal wieder fiel ihr auf, wie sehr er sie geprägt hatte, wieviel sie von ihm übernommen hatte.
"Eine Übung? Das wäre nicht ritterlich, ausserdem bist du noch kein Knappe. Ich könnte dir aber den Arschversohlen lassen, für Deine Reden, eh? Gerhard ist zwar nicht da, aber Bernhard übernimmt das sicher gerne!" bemerkte sie spitz.
"Abgesehen davon, was habe ich DIr über die Mäßigung erzählt? Ich bin gerade dabei mich in ihr zu üben! Und Du bete weiterhin zu Lavinia! Sobald Du wirklich mein Kanappe bist, werden wir sehr viel üben, immerhin ist der Krieg vorbei und so müssen wir das Kämpfen eben unter uns üben."
Es war reiner Galgenhumor, der aus ihr sprach. Doch auch dadurch wurde die Stimmung nicht wirklich entspannter, zu sehr hatte der Krieg in Engonien gewütet.
Vanion:
Nach diesem Rüffel wusste Vanion, dass das Gespräch endgültig beendet war. Er half Lorainne beim Aufsitzen, dann stieg er selber auf sein Pferd. Es galt, noch ein Stück Weg gutzumachen heute. Brega sollte rechtzeitig erreicht werden.
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