Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
von Sterjak nach Brega
Vanion:
"Je länger ein Mann über ein Gebiet herrscht, dass ihm nicht gehört, desto schlimmer kann es nur werden. Entweder wird er die Daumenschrauben bei Eurem Volk anziehen, das Volk muss also mehr Leid erfahren, je länger Roquefort da ist - oder, was viel schlimmer wäre: Die Leute werden irgendwann anfangen, an Ihn zu glauben und Euch zu vergessen. Es kann Jahre dauern, bis Simon genesen ist, vielleicht wird das auch nicht-" Vanion brach ab. Er hatte wieder zuviel gesagt.
Mel:
"Wag es ja nicht weiterzusprechen oder auch nur daran zu denken!"
Die freudschaftlich vertraute Unterhaltung fand ein jähes Ende.
"Los, pack die Sachen zusammen, wir müssen weiter. WIr haben hier sowieso schon zuviel Zeit vertrödelt."
Wenn man Lorainnes Launen kannte, war es umso überraschender, dass sie nicht augenblicklich wütend über Vanions unbedachten Worte geworden war.
jetzt war sie bestimmt und die zusammengepressten Lippen verrieten grimmige Entschlossenheit, aber es fehlte jede Spur des so berüchtigten firngardischen Zorns.
Vanion:
Mit betroffener Miene sprang Vanion auf. Er wollte grade ihre und seine Satteltaschen packen, als er Lorainnes mehr von Trauer und Angst als von Zorn geprägten blick sah. Sie schien Angst vor dem endgültigen Verlust Simons zu haben - und wirkte gleichzeitig so, als ob die Pforten der Hölle selbst sie nicht davon abhalten könnten, Simon aus seinem Schlaf zu prügeln.
Vanion sah plötzlich erneut Lorainnes Gesicht vor sich - im Fackelschein, verweint, die edlen Gesichtszüge verzogen angesichts einer hilflosen Trauer. Als sei es in der gestrigen Nacht erst passiert, sah Vanion die klaffende Wunde in Simons Brust vor sich, in der sich sein Blut mit Lorainnes Tränen vermischte. Vanion hatte selbst geweint. Er hatte geweint um einen Mann, um den ersten Mann, der ihm vor allen andren Respekt erwiesen hatte. Ein Ritter, der seinen Mann gestanden hatte, immer und immer wieder, und der ihm die Hand zur Freundschaft geboten hatte.
Vanion senkte den Kopf, bis er mit der Stirn den Pferderücken berührte. Er atmete tief ein, dann drehte er sich um.
"Chevalière Lorainne, ist es mir erlaubt, noch etwas zu sagen?"
Mel:
"Was denn noch?"
Vanion:
"Ihr habt nach dem Duell um Simon geweint. Man hielt ihn für tot. Nun klammert Ihr Euch an die Hoffnung. An den Gedanken, dass er aufstehen könnte, dass Eure Familie wieder vollständig ist. Aber Simon ist gestorben, damit Ihr, vormals Antoine, nun Chevalière Lorainne de la Follye des Joux, leben könnt. Eure Ausbildung ist abgeschlossen, Ihr seid nun ein Ritter. Glaubt Ihr, dass er, der die Tugenden so sehr hochgehalten hat, seinen Eid brechen wird? Noch als sie über seinen Körper gebeugt war, sagte Jelena doch, dass er nicht zurückkehren wolle." Vanion wurde nicht laut, im Gegenteil. Er sprach sanft zu Lorainne, vorsichtig tastete er sich voran. "Lorainne, dieser unselige Eid, den Simon schwor, hat sich erfüllt. Sein Körper mag noch funktionieren, aber seine Seele hat ihren Frieden gefunden, in Lavinias Arm."
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