Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Weg nach Bourvis
Vanion:
Vanion war das ewige Reiten Leid. Es war Herbst, und so schön die schillernden Farben der fallenden Blätter auch aussahen, die kalten Nächte allein an einem kleinen Feuer waren für den jungen Mann eine Qual.
Er fror am Morgen, er fror am Abend. Er wünschte nur, er hätte sich genug warme Kleidung eingepackt, doch in seinem Enthusiasmus hatte er nur das Nötigste eingepackt.
So sehr die herbstlichen Wälder Andarras ihn auch entschädigten, er wollte nur endlich Lorainne treffen.
Vanion war vom Ottersee aufgebrochen, in Brega hatte er endlich seine Queste abschließen können. Agathes Leichnam war nun in Damians Händen. Vanion war zügig aufgebrochen, vor dem Wintereinbruch musste er Lorainne eingeholt haben. Also ritt er Richtung Norden.
Als die Sonne unterging, schlug Vanion sein Lager auf. Er ging davon aus, ungefähr Lorainnes Weg zu folgen, und war am vorigen Tag auf eine erkaltete Feuerstelle gestoßen, die darauf schließen ließ, dass eine nicht zu große Gruppe Reisender ihr Lager aufgeschlagen hatte. Außerdem fand er eine Leinenwindel. Da Lorainne mit einem Säugling reiste, ging er fest davon aus, auf dem richtigen Weg zu sein.
Vanion stand kurz davor, sein Feuer anzuzünden, als ihm der Geruch von brennendem Holz in die Nase stieg.
Mel:
Es war sehr schnell kalt geworden, man atmete heiße Dampfwolken aus und Reif überzog morgens schon die bunten Blätter. Allerspätestens Jetzt begann man, sich auf den Winter einzustellen. Lorainne blickte zum Himmel, die Nacht war sternenklar und je Weiter sie nach Norden kamen, desto kälter wurde es.
Hoffentlich fängt es nicht an zu schneien, bis wir in Bourvis sind.Lorainne rückter dichter ans Feuer, das kleine Mädchen in ihren Armen fest an sich gedrückt. Leise sang sie eines der Trinklieder, die sie von Simon und seinen Leuten in ihrer Zeit als Simons Knappe gelernt hatte.
Kritisch wurde sie dabei von Leahs Amme, eine Bedienstete aus dem Laviniakloster bei Blanchefleur, in dem Leah zur Welt gekommen war, beäugt:"Une chanson de boire est à peine une chanson appropriée d´endormir pour un petit bébé."
Lorainne schaute nur flüchtig auf und verdrehte die Augen, lächelte aber.
Als sie ihren Gesang unterbrach, um etwas zu erwiedern, hörte sie ein Geräusch und deutete der Amme, sich nichts anmerken zu lassen:" Je crois, elle s´est endormie. Violà, une p´tite bonne fille."
Sie reichte der Amme das Baby, vergewisserte sich, dass ihr Schwert unmittelbar in Reichweite war und liess sich neben ihr nieder, in die Richtung blickend, aus der sie das Geräusch vernommen hatte.
Vanion:
Vanion lag auf der Erde. Er konnte zwischen den Bäumen das niedrige Feuer flackern sehen, aber durch das Unterholz kam er nicht voran. Er wünschte, er würde Wassilijs Schleichkünste beherrschen. Resigniert kroch er weiter nach vorne. Er konnte ein paar Gestalten am Feuer erkennen, eine davon seltsam dick aussehend.
Wieder knackte ein Zweig unter seinem Gewicht. Vanion zuckte zusammen, die Kälte kroch langsam, aber sicher in seinen Körper.
Warum kann das hier kein friedliches Land voll mit lauter guten und freundlichen netten Menschen sein? Immer Schleichen, immer wachsam sein..
Mel:
Als Lorainne ein lautes Knacken hörte, war sie sich ganz sicher, dass da mindest ein Mensch im Unterholz hockte und nicht nur ein Hase.
Sie griff zum Schwert und erhob sich.
Hoffentlich sind es keine Meuchelmörder, die Roquefort mir auf den Hals gehetzt hat!
Sie schätzte die Entfernung zu Amme und Kind ab- wenn es also wirklich zu einem Kampf kommen sollte, würden die beiden hoffentlich noch genug Zeit haben, sich aus dem Staub zu machen.
Gleichzeitig schalt sie sich, ob ihrer Gefühle für das kleine Wesen. Immerhin war die kleine Leah nur ihre Geisel, ein Druckmittel gegen ihren Widersacher und sie würde nicht zögern, sie zu töten!
warum hatte sie also solche Angst, der Kleinen würde hier und jetzt etwas passieren?
"Qui est?"
Vanion:
Ein lautes Fluchen einer bekannten Stimme war die Antwort.
Vanion hatte sich im Unterholz verhakt, seine gute Leinenhose war eine gute Handbreit aufgerissen.
"Lorainne!" Mühsam stakste Vanion nun aufrecht auf eben diese zu, bemüht, das Loch in seiner Hose nicht noch weiter aufzureißen. "Hätte ich nur gewusst, dass Ihr es seid! Die ganze Schleicherei wäre so unnötig gewesen." Der leichtfertige Mann sah das Schwert in Lorainnes Hand blinken. "Packt das Schwert doch wieder Weg, ma chevalière. Ihr werdet es jetzt nicht brauchen, hoffe ich."
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