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Autor Thema: Angekommen  (Gelesen 11628 mal)

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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #45 am: 12. Jan 12, 10:06 »
"Ich hätte nicht fortgehen sollen. Nicht auf Biegen und Brechen." Vanion schloss die Augen. "Was mich die Jahre über begleitet hat, war nicht, dass ich euch verlassen hatte. Sondern dass er mich verstoßen hat. Dass er dich geschlagen hat - und dass ich mich umgedreht habe und weggeschaut habe." Seine Stimme zitterte. "Ich weiß nicht einmal den Namen meiner kleinen Schwester." Lorainne, Roquefort, der Pilgerzug...alles vergessen. Die Imperatorin, Tangara, Simon - nichts davon berührte mehr Vanions Geist. Langsam lehnte er sich zurück und sah seiner Mutter ins Gesicht. Leise sprach er: "Wie geht es ihm?"
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Jelena

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Re: Angekommen
« Antwort #46 am: 12. Jan 12, 11:53 »
"Vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht. Ich denke nicht das er dich in Frieden hätte gehen lassen. Das, was zwischen euch passiert ist, ist so alt wie die Welt, Vanion. Jeder Sohn lehnt sich gegen seinen Vater auf und jeder Vater fühlt sich in seinem Stolz verlässt weil er glaubt das was er geschaffen habe wäre nicht gut genug für den Sohn."
Sonja seufzte.
"Letztlich zählt nur, dass du zurück gekommen bist. Dein Vater wird gesunden. Er ist zu stur zum sterben." meinte sie mit einem kleinen Lächeln.
"Diese Wunde war nicht so schlimm wie sie zunächst aussah und der Husten wird auch fortgehen sobald es nicht mehr so nass draussen ist. Ich befürchte nur das er nicht akzeptieren wird das er nicht mehr die Kraft eines jungen Mannes hat."
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #47 am: 13. Jan 12, 20:00 »
Ein Lächeln stahl sich still und leise auf Vanions Lippen.
"Wie recht du doch hast." Er richtete sich auf. Jetzt bemerkte Sonja erst voll und ganz, wie ihr Sohn sich verändert hatte. Alleine seine Haltung sprach Bände.
"Wir sollten zu Vater gehen." Er wandte sich seiner kleinen Schwester zu.
"Na du - ich hab mich gar nicht vorgestellt. Ich heiße Vanion Bachlauf. Und du?"
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Offline Jelena

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Re: Angekommen
« Antwort #48 am: 13. Jan 12, 21:36 »
Sonja sah ihren Sohn mit einer Mischung aus Liebe und Trauer an:
"Du bist zwar zurück gekommen, aber nicht um zu bleiben, oder?"

Die Kleine war rasch wieder eingedöst, aber die Stimmen der beiden anderen ließen sie wieder wach werden. Als Vanion sich zu ihr herabbeugte sah sie ihn aus großen Augen an: "Du heißt ja genauso wie ich. Ich heiße nämlich auch Bachlauf, Vania Bachlauf!"
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #49 am: 13. Jan 12, 22:02 »
Vanion grinste nun breit. "Was ein lustiger Zufall, Vania."  Dann wurde er wieder ernst.
"Ich stehe in den Diensten einer caldrischen Ritterin. Mein Platz ist nicht länger hier."
Die beiden schwiegen sich etwas an, die kleine schlief wieder ein.
"Lass uns zu Vater gehen. Dann erzähle ich euch ausführlich, was mir widerfahren ist."
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Offline Jelena

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Re: Angekommen
« Antwort #50 am: 14. Jan 12, 00:14 »
Sonja nickte stumm und stand mit Vania im Arm auf. Sie brachte sie zurück ins Bett, das Bett, in welchem Vanion früher geschlafen hatte, und deckte sie gut zu. Dann schürte sie das Feuer im Herd und winkte Vanion schließlich ihr zu folgen.
Der Bauernhof der Bachlaufs mochte nur klein sein, aber sie hatten hier immer gut gewirtschaftet und Hunger war ein seltener Gast vor dem Krieg gewesen. Es war sogar genug Geld gewesen um das Haus zu erweitern und so waren Vanions Eltern einige der ganz wenigen die ein Haus mit mehreren Zimmern besaßen. Das Zimmer in dem das Bett der Eltern stand war hinter den Herd gebaut worden, so dass ein kleiner Kamin die Wärme des Küchenfeuers weiterleiten konnte.
Verglichen mit den Räumen und Häusern die Vanion auf seinen Reisen in den letzten Jahren gesehen hatte war es bescheiden, aber das große Bett war von seinem Vater handgefertigt worden und er wusste das es im ganzen Haus kein Stück Leinen oder Wolle gab, welches seine Mutter nicht von Hand genäht oder bestickt hatte.
Sonja entzündete ein kleines Talglicht und trat leise an das Bett heran.
"Barak? Wach auf, bitte. Es ist jemand wichtiges gekommen."
« Letzte Änderung: 14. Jan 12, 12:36 von Jelena »
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #51 am: 14. Jan 12, 00:51 »
Vanion trat ans Bett seines Vaters. Mit Bestürzung sah er das eingefallene Gesicht. Sein Vater war rasiert, was den jungen Mann überraschte - früher hatte er Barak immer nur mit einem satten Vollbart gesehen. Die Decke war von Baraks Oberkörper gerutscht, ein Verband verbarg die recht frische Wunde auf seinem Brustkorb. Instinktiv fasste Vanion an sein Knie, das von einer großen Narbe nun 'verziert' wurde, die er einem Soldaten vor Engonia zu verdanken hatte. Im flackernden Licht der Talgkerze beobachtete Vanion regungslos, wie sein Vater langsam aus seinem unruhigem Schlaf erwachte.
Barak sah ihn einfach nur ungläubig an, dann wandte er seinen Kopf Sonja zu. "Was...?", dann drehte er sich wieder zu Vanion. "Du.."
"Ja, Vater. Ich bin zurückgekommen." Vanion warf einen Blick zu Sonja, die nur den Kopf schüttelte. Vanion sank vor dem Bett seines Vaters auf ein Knie.
"Vater, es tut mir Leid. Es tut mir alles so Leid." Eine Träne floss aus Vanions Auge. "Ich - ich - hätte niemals.." Vanion verstummte und zog die Nase hoch, dann riss er sich zusammen.
"Ich bin zurück, Vater, und ich bitte dich um Verzeihung. Ich bitte dich, mich zurückzunehmen."
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Offline Jelena

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Re: Angekommen
« Antwort #52 am: 14. Jan 12, 12:55 »
Barak schwieg eine Zeit lang, als ob er sich nicht sicher war ob er noch schlief oder schon aufgewacht war.
Schließlich legte er eine Hand auf Vanions Kopf und strich ihm fast schon schüchtern durch das Haar:
"Es ist gut dich zu sehen... Wir... sprechen morgen."
Er nahm die Hand zurück und schien wieder einzuschlafen.
Sonja legte ihre Hand auf Vanions Schulter und bedeutete ihm leise wieder mit nach vorne zu kommen.
"Vergiss nicht von wem du deinen Stolz und deine Sturheit hast." meinte sie mit einem kleinen Lächeln und versuchte im Gesicht ihres Sohnes zu lesen ob er sich abgewiesen fühlte.
"Du bleibst doch bis morgen, ja?"
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #53 am: 14. Jan 12, 13:31 »
Es war unbefriedigend, jetzt auf morgen vertröstet zu werden. Aber Vanion konnte seinen Vater verstehen. Zusammen mit Sonja ging er wieder die Treppe hinunter. Die beiden setzten sich vor den heimeligen Kamin, Vanion reichte seiner Mutter eine weitere Decke. Während Sonja Vania in ihrem Arm wiegte, begann Vanion zu erzählen. Vollkommen offen erzählte er seiner Mutter seine Geschichte, angefangen bei Abstürzen in Kneipen mit Marius, über die Anfangszeit mit den Sturmrufern, die Ereignisse in Tiefensee, bis er beim Pilgerzug und dem Kampf um Engonia angekommen war. Er erzählte, wie er mit Simon und Lorainne gemeinsam gekämpft hatte, von dem Auftreten der Szivarsgestalt, die Konar erschlug. Dann berichtete er von der eigentlichen Eroberung Engonias, wie er damals kühlen Kopf bewahrt hatte und Feinde, die sich ergeben hatten, vor wütendem Pöbel beschützt hatte, der einfach nur Rache nehmen wollte. Zu guter Letzt sprach er über die Ereignisse, die ihn zum Knappen gemacht hatten, und seine Reisen durch Engonien und darüber hinaus, im Namen Alamars. Es wurde später und später, Sonja blieb jedoch wach.
"Nun...mit dem endgültigen Eintritt in die Dienste von Lorainne werde ich Königin Leona von Donnerheim von Caldrien die Treue schwören. Vater wird daran schwer zu kauen haben, fürchte ich."
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Re: Angekommen
« Antwort #54 am: 14. Jan 12, 15:19 »
Sonja hatte Vanion geboren als sie 17 war. Barak war ein guter Ehemann, aber er war auch gute 15 Jahre älter als sie und verstand selten ihre Sehnsucht mehr zu sehen als den bekannten Weiler und alle paar Monate den Besuch bei der Schwägerin in der Stadt.
Bestürzt stellte sie so etwas wie Neid fest als ihr Sohn von all den fernen Orten und Erlebnissen sprach die ihr auf immer verschlossen bleiben würden. Ihr Blick fiel auf das inzwischen so erwachsene und auch harte Gesicht ihres Sohnes und von da auf das noch unschuldige ihrer Tochter. Es stimmt, sie hätte viel dafür gegeben die weite Welt sehen zu können, außer der einen Sache: ihre Kinder.
Damit zufrieden hörte sie weiter Vanions Geschichten zu und litt mit ihm als er gezwungen wurde die harsche Realität des Lebens in so kurzer Zeit und allein zu lernen.
Sie legte ihre Hand an seine Wange und zog ihn zu sich herunter um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben:
"Es tut mir leid das ich nicht für dich dasein konnte, mein Sohn. Aber du erzählst von Menschen die dir nahe gekommen sind, von neuen Freunden oder zumindest Weggefährten. Es ist mir egal in wessen Dienst du treten wirst aber ich könnte es nicht ertragen zu wissen das du in der Fremde alleine sein wirst!"
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #55 am: 14. Jan 12, 16:28 »
"Es ist ein ganz anderer Blickwinkel, von dem ich nun schaue. Ich will nicht sagen, dass ich auf Leute herabsehe, aber es ist schon so, dass sich mein Stand geändert hat. Ich verkehre bald mit Adligen, Mutter." Vanion war sich nicht sicher, ob seine Mutter wirklich nachvollzogen hatte, was der Ritterstand bedeutete - und was der Ritterstand für Vanion bedeutete.
"Ich nehme mein Leben in die Hand, und das nicht, indem ich wütend davonstampfe. Das ist doch das, was Vater wollte, oder?" Langsam gönnte Vanion sich den Rückzug aus dem Kokon, den seine Gedanken bildeten. Roquefort kam wieder in seinen Kopf, Leah, Simon...
"Ich habe Aufgaben zu erfüllen. Lorainne hat mich nicht nur wegen.. wegen dieser Geschichte zurückgeschickt." Jelena war ja schließlich auch noch da. Und Lucien.
"Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal hier sein werde. Mit einem Ritter zu reisen, ist auch nicht das Ungefährlichste auf der Welt." Vanion schwieg. "Ich weiß nicht genau, was Roqueforts Männer hier machen, warum sie nach mir suchen. Ich hätte nicht gedacht, dass Roquefort bereits von mir gehört hat. Aber ich hoffe nur, dass morgen, wenn ich abreise, Roqueforts Männer nicht mehr hier nach mir suchen."
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Re: Angekommen
« Antwort #56 am: 14. Jan 12, 16:58 »
Sonja sah ihn etwas verloren an. Der Vanion der zurückgekehrt war war nun ein erwachsener Mann und brauchte seine Mutter nur bedingt. Sie erkannte vielmehr, dass er mit sich selbst Frieden schließen musste bevor er seinen Weg weiter gehen konnte. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wollte ihn nicht damit belasten. Heute Nacht war er ihr Sohn unter ihrem Dach.
"Dann komm, du brauchst deinen Schlaf. Ich bereite dir dein altes Bett. Deine Schwester kann zu mir ins Bett kommen. Du siehst müde aus."
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #57 am: 14. Jan 12, 17:08 »
"Müde ist gar kein Ausdruck." Vanion sah mit leeren Augen in die heruntergebrannte Glut. Schließlich stand er auf. Er begleitete seine Mutter ins Zimmer seiner Schwester und setzte sich noch kurz ans Bett. Es war unnötig, noch weiter zu sprechen. Langsam ging Vanion in sein früheres Zimmer. Ein mit Stroh gefüllter Wollsack als Kopfkissen, und die gute alte Wolldecke bereiteten ihm ein warmes Lager. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fiel es Vanion leicht, einzuschlafen. Seine Gedanken waren zur Ruhe gekommen, und er war glücklich. Er hatte eine Schwester! Eine gesunde, lebendige Schwester! Seinem Vater ging es gut, seiner Mutter ging es gut - und zumindest seine Mutter hatte ihn willkommen geheißen. Vor dem einschlafen richtete Vanion nur ein stilles Dankesgebet an Lavinia. Der Vogel war flügge geworden, und im Frieden mit sich selbst.
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Offline Jelena

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Re: Angekommen
« Antwort #58 am: 14. Jan 12, 17:13 »
"Mama sagt du sollst aufstehen. Zuk-kümpftige..." Vania stolperte über das Wort und zog die Nase kraus,"Jedenfalls, Ritter sollten nicht den ganzen Morgen verschlafen! So!"
Sehr mit sich zufrieden das sie ihre Aufgabe gelöst hatte drehte Vania sich um und rief ziemlich laut:
"Ich habs getan, Mama, kann ich jetzt zu den Hühnern gehen?"
Sie wartete eine Antwort gar nicht erst ab sondern gab Fersengeld und verschwand aus der Haustür.
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Offline Vanion

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Re: Angekommen
« Antwort #59 am: 14. Jan 12, 17:18 »
Vanion blinzelte.
"Jaja, ich komm ja schon..das blöde Feld bestellt sich ja nicht von.." Dann wusste Vanion auch schon wieder, wer er war. Verschlafen gähnte er, dann kraxelte er aus dem Bett und zog sich an. Langsam stieg er die Treppe herunter. Natürlich knarzte die vierte Stufe immer noch, das hatte sie schließlich schon immer getan. Vanion ging Richtung Küche, sah jedoch von weitem aus schon Sonja und Barak am Küchentisch sitzen. Mit unsicherem Gesichtsausdruck stellte sich Vanion in den Türrahmen.
"Guten Morgen, Vater."
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