Das Wetter war scheußlich, doch dafür hatte Kasimir keinen Gedanken übrig. Das Dach dieser Kaschemma war zwar undicht, aber im großen und ganzen war der Laden trocken. Naja, nicht ganz so trocken wie seine Kehle und zu allem Überfluss war sein Humpen nun nach vielen Stunden des Grübelns genauso leer wie sein Geldbeutel. Und noch immer wusste er keinen Ausweg wie er diese Bürde ertragen sollte. Konnte er es wagen diesen Schwur zu brechen? Jene flehentlich ausgesprochene Bitte an Askar in jenem verhängnisvollen Augenblicke, als Sasha die Schwelle zum Tod bereits fast überschritten hatte?
Er erhob müde seinen Kopf von der Tischplatte und wagte einen hoffnungsvollen Blick, aber der Humpen hatte sich immer noch nicht auf wundersame Weise gefüllt. Aber keine Sorge, dachte er sich, es würde schon noch... er würde nüchtern nach Hause gehen müssen. Verdammt, er konnte sich nicht mal mehr selbst anlügen! Kasimir stöhnte entsetzt auf und ließ den Kopf wieder auf den Tisch fallen. War es wirklich Askars Wille, dass er nur noch die Wahrheit spräche?
Die Schankmaid, leider an den falschen Stellen üppig, aber auch nicht ganz unansehnlich, musste den Laut vernommen haben und schlenderte gelangweilt herüber. Kasimirs angeborenes Gespür für wollüstige Blicke ließ ihn sein rechtes Auge vorsicht öffnen. Die Schankmaid stand da neben seinem Tisch. "Hey, du hattest doch eben das Kupfer rüber geworfen und ein Bier bestellt, oder?"
Ohne eine Antwort abzuwarten knallte die Schankmaid den vollen Humpen vor ihm auf den Tisch, ohne dass auch nur ein Tropfen überschwappte, dann wandte sie sich um und stolzierte zum nächsten Kunden. Glücklich setzte Kasimir sich auf. Das musste ein Zeichen Askars sein!