Autor Thema: Das Laviniakloster in Blanchefleur  (Gelesen 58413 mal)

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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #210 am: 09. Jan 19, 13:04 »
Im Kloster herrschte schon rege Betriebsamkeit, neben dem alltäglichen Geschäft wurde die Testamentsverlusung vorbereitet. Alamargeweihte und Schreiber waren eingetroffen, die jedem berichten würden, der davon Kenntnis erlangen musste.

Eine zierliche Laienschwester näherte sich den beiden Rittern und hieß sie, sich in der großen Halle einzufinden, wenn die Sonne am höchsten stand.



Offline Berengar von Thurstein

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #211 am: 09. Jan 19, 13:49 »
"Vanion, die Götter zum Gruße." Er stürzte den Inhalt seines Bechers hinab und sah dann den Ritterbruder an. "Ich finde allmälich meine innere Ruhe wieder. Also geht es mir besser. Ich hoffe, du wirst bald das selbe Gefühl erfahren." Wärend er sprach nahm er sich noch Brot, Butter, etwas Rührei, Wurst und Käse auf den Teller und sah zu der Leihenschwester auf, als diese zu ihnen sprach. Er nickte und dankte ihr, dann sah er wieder Vanion an.

"Dieses Warten fühlt sich an als wenn man ein Urteil zugestellt bekäme. Aber nunja, es hilft nichts. Heute Mittag werden wir mehr wissen, und dann..." Ja, dann würde es weiter nach La Follye gehen, und sie würden es Anders sagen müssen. Vor diesem Moment graute es ihm mehr als selbst vor dem Blick eines der untoten Schergen aus den Reihen eines ganz bestimmten Liches...
"Der Krieg hinterlässt uns um so Vieles ärmer, als er uns vorgefunden hatte."

"Jemand, der behauptet, er kenne keine Furcht, ist entweder ein Narr, oder ein Lügner."

Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #212 am: 09. Jan 19, 14:21 »
"Es freut mich sehr, dass es dir besser geht. Die Zeit, so sagt man, heilt alle Wunden, selbst die tiefsten." Ein gewisser Schmerz sprach aus dem Blick des Schwanenritters.
"Bevor ihr letzter Wille verlesen wird, wollte ich mich bei dir bedanken. Du mühst dich, mir beizustehen, so, wie es ein Freund und Bruder tun sollte. Das ehrt dich sehr, und ich will es nicht vergessen."

Er schwieg kurz, dann sprach er kalt, und völlig emotionslos:
"An diesem Ort ist es vermessen, über blutige Rache zu sprechen, aber eines weiß ich wohl: Wir werden gemeinsam Schwerter ziehen, und wir werden den Dienern des Täuschers blutig heimzahlen, was sie uns angetan haben. Ich will dieses Gezücht jagen, mit Feuer und Schwert, gnadelos und unbarmherzig, denn wer wie mein Onkel seine Seele Szivar verschreibt, der ist verloren."

Und dann, als sei nichts geschehen, erhob er sich. "Die Geschäftigkeit lässt vermuten, dass es bald beginnt. Ich will in mich gehen, bevor es soweit ist. Ich will nicht mehr weinen."

Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt er davon.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Berengar von Thurstein

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #213 am: 09. Jan 19, 15:12 »
Berengar nickte Vanion zu bei seinen Worten, dann beendete er in Ruhe sein Frühstück, ging sich waschen und neu ankleiden, und fand sich dann zur angegebenen Zeit für die Verkündung ein. Seine Gedanken wollten sich nicht ordnen, so lange dies noch im Raume stand...
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Offline Arienne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #214 am: 09. Jan 19, 20:08 »
Arienne hatte länger geschlafen als sie wollte, aber es war immer noch früh.
Auf dem Weg zum Brunnen im Hof sah sie Vanion zur Kapelle gehen. Der Ritter war allerdings außer Höhrreichweite und so ging sie weiter und machte sich frisch. Das Wasser war eisigkalt aber es tat gut.
Danach ging sie zum Essen. Wegen des regen Betriebs in dem Kloster und im Speisesaal bemerkte sie Berengar erst, als dieser den Raum verließ.
Sie kaute gerade als eine zierliche Laienschwester an sie herantrat: "Ihr reist mit Chevalier Vanion richtig?" Arienne konnte nur nicken als Antwort, denn Laienschwester sprach direkt weiter und teilte ihr mit wann die Verlesung des Testaments stattfinden sollten.
Arienne bedankte sich und beendete ihr Frühstück.
Danach streifte sie durch den Klostergarten und fand sich schließlich in der großen Halle ein.

Etwas überrascht von der Vielzahl an Leuten sah sie sich kurz um und bemerkte dann Berengar im vorderen Bereich. Gemessenen Schrittes ging sie nach vorne und stellte sich zu den beiden Rittern.
Sie erst Vanion an, dann Berengar und grüßte beide.
Freiheit, ein einfaches Wort, ein großes Wort!  Frisch gewonnen scheinbar viel zu groß um sie zu füllen. Kleine Schritte nach vorne und auch mal ein, zwei Schritte zurück können da helfen.
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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #215 am: 10. Jan 19, 12:36 »
Zur Mittagsstunde war die Halle voll. Geweihte und nicht geweihte, sogar Weitere, die wie Lorainne einst, die schwarze Lilie trugen.
Es gab eine kurze Andacht, dann erfüllte eine laute klare Stimme den Raum.

"Ich, Lorainne de la Follye de Joux gebe dies als mein Testamentum und letzten Willen.
Darinselbst  ich will bezeugen, das ich will sterben als ein frommer Caldrier; und ob ich in Unvernunft in Worten oder Werken anders redte, that oder gedachte, so erklär ich doch ietzt als dann und dann als ietzt, das Wahre und Stete von mir gehalten sei und bleibe und gehalten werde bis in meine Gruben und allwegen und nichts daran verhindern, das dawider geschee.
Und empfelhe darauf mein Leib und Seele in das Totenmeer und will schaiden von diser Welt ab als ein frommer caldrischer Ritter.
Und ob ich manches Male mehr Solemnitas und Pietas gebraucht solten haben, dass das alles hiermit incorporirt, verleibt und gescheen sei, quoniam ich als ein Lai nicht weiter aus Vernunft hat gewusst.

Item ich orde, setze, schaffe und ist mein letzter Wille, das mich man soll begeen, wie wir meinen Vater Jules de la Follye de Joux seligen begangen haben nach alter Sit, und die Asche verstreun in La Follye, und daselbst ein Jartag machen mit Andacht zu Lavinia Admoneta nach Gebuhr.

Item will ich stiften Andachten: hir im Kloster zu Lavinia Admoneta item Lavinia Genetrix, zu La Follye eine zu Alamar, der iede als viel hab als zweien Silber fur die Almosen; was mangels daran ist, soll man fertigen, damit Bestetigung und alles geschee, das Not ist.

Item man soll machen eine Andacht fur Benjen und die die haben gestritten fur la Follye nicht im Tempel, aber an den grossen roten Steinen.

Item man soll machen eine Andacht und Jartag nach Gebühr fur Vivienne, Schwester von Gregoire Borgne aus Goldbach, so sie nicht vergessen sei wies ist geschworen.

Item man soll lassen machen Sporen für ein Silber und die Opfern von unsern Wegen gen Engonia vor der Stadt mit unserm Wappen darein graben.

Item soll LaFollye ubergehen auf mein Kinde nach Gebuhr und Sitte und soll haben Rat und That des Fulk ad maturam. Sie soll gehen nach Goldbach und dann in Tempore nach Sitte und Gebuhr nach Bourvis und soll erzogen sein mit Leah de Rocquefort dass ein Friden sei furderhin.
Item wir befelhen ihr Land und Leut, geistlich oder Lai, ine getreulich vor zu sein, zu schutzen und zu schirmen und sie nicht hoher besweren. So aber sie Schand ladt auf das Haus oder sterbe ohne Nachkommenschaft so soll sein dies ein Zeichen der Lavinia Genetrix und ich will bitten mein Herren soll enden das Haus meiner Ahnen und das Feudum La Follye soll werden eines neuen Hauses Heim.

Item Fulk leVieux der unser Camrer und Veralter gewesen ist, soll man seines Ambtes unentsetzt halten sein Lebtag lang; doch das er auch getreulich und recht damit umbgee, als mich nicht zweivelt er thun werde, denn er ist von Ere, und so er es selber nicht wohl verwesen könn, soll er ein redlichen Repraesentator halten.

Item Isabeau Lioncoeur, Baronin von Goldbach und Camrerfrau irer Majestat, item Simon de Bourvis, Chevalier irer Majestat, item Vanion, Chevalier Voranenburgs, site Anders, customs von La Follye, soll man meiner Dank, Lieb und Zuneigung versichren und nichts kann ich tun item zu vergelten wie ichs von Ihnen erfahrn hab.

Item Anders die man nennt Custos von LaFollye soll man irer Wohnstatt unentsetzt halten ir Lebtag lang, auf dass LaFollye ir Zuflucht sei für iren Dienst an meinem Haus.

Item Ulric Alricson den ich mir zum Knappen erkor soll man geben mein Maternoster und ich will hir legen Zeugnis, das er von Ere ist und das er jedem Dienstherr ein Zier wird werden.

Item den Bund der Wehrenden Streiter vom Spital der Gnadenvollen Mutter Lavinia soll man furderhin eren und Zuflucht bieten in LaFollye.

Item dem Orden der Lilie zu Blancefleur soll man furderhin Zuflucht bieten in LaFollye und soll man geben den zwanzigsten Theil des Quaestus jeden Mond.

 Eine kurze Pause wurde eingelegt und die Stille im Saal war fast spürbar, man hörte nur das Kratzen der Federn der Schreiber.

"item die Peregrinatori von unsern Wegen gen Engonia sollen versichert sein meiner Freundschaft und man soll sie gemahnen an Pietas und Ius Ignis.

Item die Vermechnis und Geschefte unser Ahnen soll auch in Creften bleiben.

Item Frère Johann, der da ist in rocquefort und es verwaltet, ist uns schuldig III Kupfer; die soll man im nachlassen und darzu weitere V  geben und er darf sie nicht zur Schank tragen denn er mechte aber er sol nicht und ich habs im gesagt aber er mochte es nicht.

Item André dem Holzfeller soll man geben VIII Kupfer.

Item Erbrand dem Heuwarten soll man geben V Kupfer.

Und bitten darauf Iedermann, uns zu vergeben, was molesta und severa Sach sind an Leib oder Leben; desgleichen wollen wir auch thun.

Item ich sterbe uber kurz oder uber lang, so ist das mein Will, in Jarsfrist nach meinem Tod zu volbringen, was ich bei meinem Leben nicht volbracht habe, und soll in allen Puncten mit Hilf der almechtigen Götter entlich volzogen und gehalten werden; solchs haben wir gethan nach Gebühr in Beiwesen und mit Rathe ..."

/i]

Dann folgte die verlesung der Zeugen, die das Testament beglaubigte.

Offline Berengar von Thurstein

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #216 am: 10. Jan 19, 12:54 »
Berengar grüßte Ariene leise und wandte dann, als die Verlesung begann, seine Aufmerksamkeit ganz den gesprochenen Worten zu. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er in dieser sehr alten Form der Handelssprache nicht sehr geläufig war, doch dem Gedanken hinter den ausführungen konnte er sehr wohl folgen.

Dass sie tatsächlich verfügt hatte, dass man ihre Totenruhe nicht mit dem Versuch stören solle, sie durch die moderne Unsitte der Wiederbelebung zurück zu holen, sowie die Erbregelung des Lehens, der Wohnstätten und der zukünftigen unbeschränkten Gastrechte ließen ihn lächeln. Insgesamt empfand er den letzten Willen seiner Freundin als wohl überegt und gerecht.

Und der Schmerz über ihren Verlust würde mit der Zeit an Schärfe und Kantigkeit verlieren, wenn er wohl nie ganz heilen würde.

Als die Verlesung endete, nahm er kurz eine sehr militärische haltung an, senkte den Blick und gedachte Lorainnes im Stillen, die gehörten worte vor seienr Göttin bezeugend. Und schließlich sah er sich im Raum um, wer eigentlich nun alles hinzu gekommen war. Dann sah er wieder Vanion und Areinne an, nickte ihnen zu und begab sich in Richtung des Ausganges. Nun konnte er fertig packen und sich um Bandobras kümmern. Bald schon würde ein feuer entfacht werden auf La Follye, und die Tochter des hauses würde für immer zur heimstatt ihrer ahnen heimkehren.
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Offline Vanion

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« Antwort #217 am: 10. Jan 19, 13:44 »
Immer noch viel es ihm schwer, diese Sprache zu verstehen. War er durch sein Blut auch Nordcaldrier, stammte er doch von denen ab, die über's Meer gekommen waren vor vielen, vielen Jahren, war er doch in Tangara aufgewachsen und hatte das Caldrische erst spät erlernt - und grade die altertümlichen Worte bereiteten ihm Schwierigkeiten.

Als die Verlesung beendet war, senkte er den Kopf in Stille, um dem Moment Rechnung zu tragen, und er erwiderte Berengars Nicken. Es gab schlicht nicht viel zu sagen, aber etwas war noch zu erledigen.

"Lasse dir bitte eine Abschrift des Testaments aushändigen, Arienne. Lorainne hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass ihrem letzten Willen Rechnung getragen wird, da wird man dir die Bitte nicht abschlagen. Danach packst du unsere Sachen zusammen, damit wir noch heute aufbrechen können."

Dann schritt er nach vorne und sprach die Mutter Oberin an.
"Nehmt meinen Dank dafür, dass ihr Lorainne mit Treue und Liebe gesegnet habt, für den Beistand, den Ihr ihr im Leben gewährt habt und der sie über den Tod hinaus in den Schoß Lavinias geleiten wird. Sie sprach stets gut und wohl über den Orden und dieses Kloster."
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Offline Arienne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #218 am: 10. Jan 19, 23:22 »
Arienne musste sich anstrengen den Inhalt des Testaments zu verstehen. Sie hatte bisher nur zwei alte Texte in diesem Wortlaut gelesen und nur einmal einem gehört. Sie beschloss Vanion, sollte er eine Abschrift erhalten, darum zu bitten das Testament druchlesen zu dürfen.
Die junge Frau stand nach der Verlesung nachdenklich da. Still gedachte des Abends im Juni, den sie mit der Chevalière verbracht hatte und zurück an den leidvollen Abend in dem Gasthaus bei Engonia.
Sie nickte Berengar zu als dieser sich verabschiedete. Ihr Blick wandte sich dann zu Vanion, als er sie ansprach.
"Hmm, ich hole eine... Könnt ihr dann bitte nachher beim Heruntertragen helfen? Ich warte dann oben auf euch," antworte sie dem Ritter, ehe sie ihm nach vorne folgte.
Arienne ging an der Oberin vorbei zu der Frau, die das Testament verlesen hatte. Die Ordensschwerster stand hinter einem Tisch nahe der hintern Wand. Auf dem Tisch lagen sorgfältig ein paar beschriftete Umschläge.
Arienne neigte den Kopf zum Gruße:"Ich grüße euch werte Schwester. Mein Name ist Arienne von Mühlenbruch, Tochter von Johann von Mühlenbruch, Ritter unter dem Grafen von Voranenburg. Ich reise mit Chevalier Vanion Bachlauf de Roquefor. Ich soll für ihn eine Abschrift des Testaments der ehrenwerten Chevalière holen. Habt ihr eine Abschrift, die ihr mir geben könnt?"
Die Ordensschwester sah auf. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen: "Ich grüße euch Arienne. Einen Augenblick, wir haben eine Abschrift für den Chevalier angefertigt." Ihr Blick wanderte über die Umschläge: "Ah ja hier," sie nahm den Umschlag mit Vanions Namen darauf auf. Kurz das Siegel prüfend drehte sie den Umschlag in der Hand und reichte ihn ihrem jungen Gegenüber: "Hier das ist die Abschrift für den Chevalier. Bitte gebt gut darauf acht! Ich muss hier jetzt noch weiter räumen. Ich wünsche euch noch einen guten Tag. Möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Arienne nickte: "Ich danke euch. Ich werde diesen Umschlag gleich wettergeschützt unterbringen. Ich wünsche euch ebenfalls noch einen guten restlichen Tag und möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Die junge Frau drehte sich um und suchte den Blickkontakt mit dem Chevalier um ihm den Umschlag zu zeigen, aber Vanion war zu sehr ins Gespräch mit der Oberin vertieft, so schlängelte sie sich durch die aufbrechende Menge zur Tür. Auf dem Flur war weniger los und so beschleunigte sie ihre Schritte.

Auf ihrem Zimmer angekommen nahm sie die wasserdichte Tasche aus dem Nachtschränkchen. Sie holte das Päckchen mit Lorainnes Briefen aus der Tasche, entpackte es und legte die Testamentabschrift als oberstes auf den Briefstapel. Ein Seuftzer entfuhr ihr, dann schloss sie das Kästchen wieder, schlug es ins das Wachstuch ein und packte es wieder in die Tasche.
Das Packen ihrer Sachen dauerte nicht so lange wie gedacht und so ging sie nach ein paar Minuten nach neben an in das Zimmer des Ritters.

Auf dem Tisch lag noch offen der Brief der Chevalière. Arienne widerstand der Versuchung ihn zu lesen und faltete ihn zusammen. Dann machte sie sich daran die restlichen Sachen des Ritter zusammen zu packen.
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Offline Lorainne

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« Antwort #219 am: 12. Jan 19, 21:47 »
Die Mutter Oberin lächelte Vanion traurig an.
"ich bin mir sicher, dass sie nicht nur gut über den Orden sprach, und auch nicht über dieses Kloster. Lavinia hat viel von ihr verlangt, aber sie war bereit den Weg zu gehen. Bedankt euch nicht, chevalier. Auch wenn sie erst im Tode wieder Lavinias Segen empfangen durfte, so sorgen sich Lavinia geweihte um die ihren. Und manchmal ist es nur Seelsorge, die wir betreiben, aber einem Jedem Kind Lavinias gebührt ein offenes Ohr. "

Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #220 am: 12. Jan 19, 22:52 »
Vanion verstand, dass die Mutter Oberin diese Seelsorge auch ihm anbot. Aber genau wie sie wusste er, dass seine Aufgabe nicht beendet war, dass er nicht verweilen konnte. Und so sprach er:

"Schon einmal hatte ich die Bürde, eines Ordensritters Wappenrock zurückzubringen, und beide Male war Blut daran."
Er hob die Hände. Auf seinen Handflächen lag, ordentlich gefaltet, der zerschlitzte und geschundene Wappenrock, den Lorainne im Moment ihres Todes getragen hatte.
"Nehmt ihn zurück. Ihre Zeit im Orden ist nun beendet."

Eine Schwester trat heran und nahm Vanion den Stoff aus den Händen.
"Und eine letzte Bitte möchte ich an Euch herantragen. Gewährt mir Obdach, wenn die Zeit gekommen ist. Ihr wart es, die Lorainne nach mir schickte, um mich zurechtzuweisen, und recht habt Ihr daran getan. Ich gab Lorainne mein Wort, eine Zeit in diesem Kloster einzukehren, und in Demut und Gebet Buße zu tun. Einem Ritter, der die Blüten der Gottheit im Wappen führt, steht es nicht gut an, eine Hochzeit zu stören, und im Spätsommer des nächstens Jahres will ich Euch aufsuchen, um Lavinia eine Weile hier zu ehren, und meine Fahrten dafür unterbrechen."
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Offline Lorainne

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« Antwort #221 am: 13. Jan 19, 08:01 »
Die Klostervorsteherin legte ihre Hände auf seine. Beiden war harte Arbeit nicht fremd, Kampf und Blut. Und doch war due Berührung zart, wie eine Mutter, due dem Kind eine Träne von der Wange streicht.
"ihr werdet hier Obdach haben, chevalier. Ihr werdet hier innere Einkehr finden und auch Demut lernen. Aber der stolzrste Mann wird demut lernen, wenn die sterben, die er liebt. Ihr lernt sehr schnell."
Sie drückte seine Hand, mehr Trost konnte sie ihm nicht geben, gab ihm und Arienne noch einen Segen und verabschiedete sich sodann.
Ihre Pflichten rufen und als die Gruppe aufgebrochen war, hatten die Menschen im Kloster in ihren Alltag zuruckgefunden. Doch es gab eine Andacht mehr und mehr Menschen, due von dem ein oder anderen nun ins Gebet eingeschlossen wurde.

Offline Vanion

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Einige Monate später ...

Der Reiter, der auf die Klostermauern zuritt, trug einfache Kleider. Gepflegt waren sie, aber nicht reich. Wetterfest, doch nicht abgerissen. An seinem Gürtel hing ein gutes Schwert in einer ledernen Scheide, und aus den Taschen, die das zweite Pferd aufgeschnallt trug, blitzte ein blauer und weißer Stoff hervor.

Man brachte den Herrn Ritter rasch zur Mutter Oberin, und er verneigte sich vor ihr. Die beiden wechselten nur wenige Worte.



Der nächste Tag begann mit dem Sonnenaufgang, und Vanion Bachlauf, Chevalier aus Roquefort, trat, angetan mit einem graubraunen Kittel, gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern des Klosters auf die Felder und begann sein Tagewerk. Wie die anderen auch harkte er Stroh zusammen, schichtete Brennholz auf, zog hölzerne Karren mit Waren darauf, und wie die anderen fand er sich zu dem gemeinsamen Mittagsmahl ein, einem deftigen Eintopf, und wie die anderen betete er, wenn es Zeit zu beten war.

Wie er gelobt hatte, war der Herr Ritter zurückgekehrt, und hier würde er nun eine Weile bleiben, um Ruhe zu finden, Einkehr zu halten - doch zuallererst, um die Tugend der Demut erneut zu finden.
« Letzte Änderung: 16. Mai 19, 14:23 von Vanion »
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Offline Vanion

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« Antwort #223 am: 08. Mai 19, 13:21 »
Und Demut sollte er schon bald finden.

Der Kittel war kratzig, der Boden hart, das Vieh war bockig. Es war, als sei er wieder Bauer. Die Glocken leuteten zur Morgenmesse, zur Mittagsstunde und zur Abendmesse. Das Nutzvieh des Klosters benötigte erstaunliche Aufmerksamkeit, und nachdem er im Kräutergarten mehr Kräuter als Unkraut gejätet hatte, hatte man ihn auf die Felder geschickt. Dort beharkte er nun die Furchen, gemeinsam mit den Novizen des Klosters. Man nannte ihn schlicht "Bruder", sonst wurde nicht viel gesprochen.

In der Frühlingssonne trat ihm rasch der Schweiß auf die Stirn, und hatte er am ersten Tag noch viel über Voranenburg, Pfauengrund, über Lorainne nachgedacht, so war doch der zweite Tag schon viel zu anstregend gewesen, als dass er noch lange wachgelegen hätte.

Man forderte mehr von ihm, als man von den Novizen forderte, und irgendwie fand man immer eine Arbeit für ihn, die etwas unangenehmer war als alle anderen. Und so dämmerte er in den wenigen Minuten, die er ohne Arbeit verbrachte, erschöpft vor sich hin, und bald empfand er die häufigen Gebete als willkommene Pausen, in denen sein Geist auf Reise ging. Zwiesprache hielt Bruder Vanion, Zwiesprache mit Lavinia und mit sich selbst, und nur selten kamen Gedanken auf, die die Welt außerhalb der Mauern betrafen.

Allein Yoriks Worte wollten nicht weichen, die Worte, die der heruntergekommene Prediger in Pfauengrund zu ihm gesprochen, zu allen gesprochen - und doch nur für ihn bestimmt.
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Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #224 am: 16. Mai 19, 14:50 »
Es war eisig. Wirklich eisig. Der Winter im Forêt d'Artroux war hart und kalt. Das hatten sie alle gewusst. Ein Feuer hatten sie lange nicht gewagt, anzuzünden. Die Häscher Savarics gingen um, und wen sie fanden, den brachten sie zum Sprechen, ganz gleich, ob man etwas zu sagen hatte oder nicht.

Tag für Tag war es tiefer in den Wald hinein gegangen. Die Lichtung kam ihnen schon fast wie eine Heimstatt vor. Hier standen die Verschläge, in denen Jules' Gefolgsleute hausten. Keine feste Wand und kein Dach gab es hier. Und dann war sie krank geworden. Die Kälte hatte ihr zugesetzt.

"Verflucht", stieß er hervor, als das kleine, freche Wesen mit den spitzen Ohren sich erneut bewegte.

Unter ihm knackten die laubigen Äste, die die Kälte des Bodens von seinen Gliedern fernhielten, und die Decke, die die kostbare Wärme da hielt, wo sie hingehörte, verrutschte.

"Ich will raus in den Schnee!" Anders' Stimme war heiser und kratzig, aber voller Tatendrang. Natürlich war sie das. Sie war krank. Hier draußen konnte das den Tod bedeuten. Das war ihr nur herzlich egal. Sie wollte spielen. Im Schnee.

Vanion grunzte etwas Unwirsches und schlang die Arme um den Kender, um sie bei sich zu behalten. Sie wand sich, und ihr Ellbogen drängte sich in seine Magengrube. Nun grunzte er etwas sehr Unhöfliches, legte sich etwas anders hin - aber der Kender lag quer über ihm. Ihr Kopf lag auf seinem Gesicht, sodass er Gefahr lief, an ihrem dichten Haarschopf zu ersticken. Ihr Rücken lag zum Teil auf seiner Brust, aber sie hatte sich so eingeknautscht, dass nicht mehr so recht festzustellen war, welche der restlichen Gliedmaßen nun eigentlich zu wem gehörten.

Als sie sich erneut wand, knallte ihr Hinterkopf gegen seine Nase.
"Jetzt hör auf! Du bist krank! Es ist scheiße kalt!"
"Aber der Schnee glitzert so schön unter den Sternen!"
"Du bist krank!"
"Aber der Schnee -"
"KRANK!"

Anders erschrak, als Vanion laut wurde. Dann zog sie trotzig den Kopf zwischen die Schultern. "Mir ist gar nicht kalt."
Vanion legte die Hand auf ihre Stirn. Nüchtern stellte er fest: "Natürlich nicht. Du glühst."
Rasch drehte Anders sich zu ihm um, wobei sie ihm weitere Glieder in diverse Körperteile bohrte, und stützte sich mit spitzen Ellenbogen auf Vanions Brustkorb auf.
Mit einem frohen Grinsen auf den Lippen sagte sie in einem Tonfall, als hätte sie grade eine Diskussion erfolgreich beendet: "Ja dann kann ich ja spielen!"

Vanion seufzte und resignierte. Dann schlang er die Arme fester um Anders und hielt sie fürsorglich fest, in dem Kokon aus der wenigen Wärme, die sie sich teilten, gefangen.

Diese Nacht würde noch sehr lang werden.



"Was schmunzelst du denn, Bruder Vanion?"
Die nicht unfreundliche Frage kam von einer der Schwestern des Klosters, als sie beim Frühstück saßen und einen Brei löffelten.
"Ich musste an einen Traum denken, den ich in der letzten Nacht hatte, Schwester."
"Dann war es ein guter Traum?"
"Ja, das war es. Lob sei Lavinia dafür." Vanion hatte in den letzten Monaten, wenn er denn geträumt hatte, nichts als Albträume gehabt. Seit er in dem Kloster war, mehrten sich die schönen Erinnerungen, und trotz des harten Alltags spürte er von Tag zu Tag, wie eine innere Ruhe einkehrte. Die Wunde, die Lorainnes Tod gerissen hatte, wurde hier geheilt, und mochte sie gewiss niemals gänzlich heilen, so lernte er doch mehr und mehr, den Verlust zu ertragen.

Gestern noch hatte er mit der Mutter Oberin gesprochen, und er erinnerte sich ihrer Worte: So fügt es die Mutter, dass die, die Frieden und Heilung suchen, zur rechten Zeit hier einkehren.

Er unterhielt sich noch eine Weile mit der Schwester, bis ein junger Bursche an sie herantrat. "Mit Verlaub, Bruder Vanion - die Mutter Oberin möchte mit dir sprechen."

Er folgte dem Burschen rasch und war gespannt, was die Äbtissin von ihm wollte. Als er in ihre Kammer trat, schrieb sie grade einige Zeilen auf ein Papier. Kaum war sie fertig, faltete sie die Seiten und siegelte sie. Dann erklärte sie, was sie von Bruder Vanion wollte: "Dieser Brief und auch einige Spenden müssen zum Tempel in Fanada gelangen. Reise als Bruder Vanion dorthin, ruhe dich einen Tag aus, dann kehre zurück nach hier."

Mit mildem Erstaunen sah Vanion die Äbtissin an. Er hatte nicht damit gerechnet, das Kloster verlassen zu dürfen. Sie lächelte, als sie seinen fragenden Blick sah, und sprach: "Die Zeiten sind unsicher geworden. Wir sind friedfertig, aber nicht naiv. Dein starker Arm wird dafür sorgen, dass die Münzen ihren Weg in die richtigen Hände finden, und dein gutes Pferd wird dich davon tragen, bevor die Kirchengelder in falsche Hände geraten. Doch nimm dir einen guten Knüppel mit. Solange du unser Bruder Vanion bist, ist dein Schwert in diesem Kloster besser aufgehoben als an deiner Hüfte."

Respektvoll verneigte Vanion sich. Dann kehrte er zurück in seine Kammer, um das wenige, was er für den Ritt benötigte, einzupacken. Während er sein Bündel zurrte, kam er nicht umhin, etwas zu grinsen: Balerians Taverne war nicht weit von Fanada. Und so er in Demut handeln würde, sprach nichts dagegen, vielleicht einige bekannte Gesichter zu sehen an dem einen Abend, den er dort hatte.
« Letzte Änderung: 16. Mai 19, 14:54 von Vanion »
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